Mit Präzision + Leidenschaft - Architekt Dipl.-Ing. Gerhard ...
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■ COVERSTORY Mit Präzision + Leidenschaft Das Wohnhaus in der Innsbrucker Museumstraße erhielt einen neuen Dachgeschossausbau in Holzbauwei- se. Entstanden sind zweieinhalb neue Stockwerke mit insgesamt neun qualitativ hochwertigen Wohneinheiten. T Birgit Gruber F Alex Schmidt 44 ■ ökologischer städtebau
Wie ein Dachgeschossausbau in Innsbruck zur Erfolgsgeschichte wurde Wer im dichten Stadtgefüge Innsbrucks bauen will, braucht viel Ausdauer. Behördengänge gestalten sich oft langwierig, Bauvorschriften sind streng und eine Baustelleneinrichtung ist meist äußerst schwierig. Bei einem Dachausbau in der Museumstraße führten schließlich ein Holzbau, motivierte Zimmerer und ein perfektes Zusammenspiel aller Gewerke zum Ziel. Wenn ein alteingesessener „Betonliebhaber“ plötz- und die Architektur stand nicht im Vordergrund“, är- lich zum Holzbauverfechter wird, dann muss letzte- gert sich der Architekt. Von ihrem ambitionierten Ziel rer Baustoff schon auf ganzer Linie überzeugen. Der ließen sich Payr und Hauser dennoch nicht abbrin- Tiroler Architekt Gerhard Hauser hat diese Wand- gen. „Die Rahmenbedingungen für Bauvorhaben im lung durchgemacht. Ausschlaggebend war ein Auf- dichten Innenstadtgefüge sind unglaublich schwie- stockungs- und Verdichtungsprojekt in der Innsbru- rig“, weiß der erfahrene Architekt. Und genau dort cker Museumstraße. Als sein Büro den Auftrag für befindet sich die Museumstraße, unweit des Innsbru- den Dachgeschossausbau erhielt, wusste Hauser noch cker Wahrzeichens. Die Baustelleneinrichtung erfor- nicht, welcher Spießrutenlauf vor ihm liegen würde. derte ein perfektes Timing und verständnisvolle Nach- Eine Hürde nach der anderen musste der Planer bis barn. „Die Aufstellung eines Krans war aufgrund der zur Fertigstellung im Juni 2019 nehmen. „Das Pro- Straßenbahn, die in der Museumstraße fährt, nicht jekt hätte mehrmals scheitern können“, gibt Hauser möglich. Wir sind deshalb ums Eck in die Erlerstraße zu. Er schulde es seiner Ausdauer, dem Holzbau und ausgewichen. Zusätzlich musste ein Spezialkran aus einem hervorragenden Zusammenspiel aller Gewerke, Deutschland angefordert werden, der beim Einheben dass das Vorhaben innerhalb der vorgegebenen Bau- der acht schweren Stahlträger half“, berichtet Hau- zeit abgeschlossen werden konnte. Aber schön der ser. Das Gewicht des Dachaufbaus spielte beim Bau- Reihe nach. projekt ohnehin eine große Rolle und es war schnell klar, dass nur ein Holzbau diese strengen Vorgaben Ein perfektes Timing erfüllen könnte. Vonseiten des Bauherrn und Hauseigentümers, Man- fred Payr, war der Um- beziehungsweise Ausbau des Der Motivation sei Dank Dachgeschosses gewünscht. Hauser legte der Innsbru- Die Verbundträger wurden über dem dritten Oberge- cker Bürgermeisterin seine Pläne für drei zusätzliche schoss des Hauses mit der Bodenplatte in Holz ver- Stockwerke vor. „Geeinigt haben wir uns schließlich schraubt, verklebt und anschließend mit Beton ausge- auf zweieinhalb“, erzählt Hauser über die konstrukti- gossen. „Das war für uns das einzige System, mit dem ven Gespräche mit der Stadtchefin. Weniger förderlich wir die hohen Brandschutzvorschriften in der Brand- sei die Vorstellung beim städtischen Gestaltungsbeirat schutzklasse 5 einhalten konnten“, erklärt Hauser. gewesen. „Leider waren dort sachliche Argumente rar Auf dieser Grundlage bauten die Zimmerer von Mau- rer & Wallnöfer aus Ötztal-Bahnhof ihre BSP-Platten mit einer Stärke von 16 cm auf, die „wie ein Karten- haus von Westen nach Osten montiert wurden“, erin- nert sich der Planer. Zuvor musste natürlich der alte Dachstuhl samt Mauerwerk Stück für Stück abgetra- gen werden. Parallel dazu wurden bereits die großen Fensterelemente produziert. Bei den Arbeiten spielte der Bauleitung vor allem das gute Wetter kurz vor Weihnachten 2018 in die Karten. „Auf der Baustelle herrschte eine sehr gute Stimmung. Die Zimmerer waren unglaublich motiviert und so konnten wir den Rohbau rechtzeitig vor Wintereinbruch fertigstellen“, freut sich Hauser. n holzbauaustria 7|2019 coverstory ■ 45
■ COVERSTORY Toller Ausblick: Von der Dach- terrasse der Maisonettenwohnun- gen hat man einen herrlichen Rundumblick über Innsbruck und die beeindruckende Tiroler Berg- landschaft. Begeistert zeigt sich der Architekt vor allem von der Beikircher von der Universität Innsbruck mit ins Boot Passgenauigkeit der Holzbauelemente, die eine spä- holte. „Diese geballte Expertise war bei einem derarti- tere Fehlerkorrektur auf der Baustelle obsolet macht. gen Holzbauprojekt mit über 300 m² Geschossfläche „Ich war beeindruckt, wie präzise der Holzbau ist“, äußerst hilfreich“, ist Hauser dankbar. Denn gerade Die Massivholzwände wurden schwärmt Hauser, der bei diesem Projekt den Holzbau- in einer Stadt wie Innsbruck, einem Ballungsraum, an wie ein Kartenhaus von Westen nach Osten aufgebaut. Dank experten Anton Kraler und den Bauphysiker Wilfried dem viele Menschen auf engem Raum zusammenle- dem Wetter konnte man die Roh- ben, wird auf die Einhaltung der Bauvorschriften viel bauarbeiten vor Wintereinbruch fertigstellen. wert gelegt – nicht nur vonseiten der Behörden. „Mein Bauherr und ich hatten das Glück, mit einem Holz- bauunternehmen zusammenarbeiten, für dessen Mit- arbeiter alle Vorgaben eine Selbstverständlichkeit wa- ren“, zeigt sich Hauser zufrieden. Auf einer Nutzfläche von 750 m² sind so in nur zehn Monaten Bauzeit hochwertige Wohnungen und Mai- sonetten in der Größe von 50 bis 125 m² entstanden, die in ihren Grundrissen mit den Bedürfnissen der Mieter abgestimmt wurden. Dank der großen Licht- kuppeln und Fensterfronten werden die Räume mit Tageslicht durchflutet und begrüßten am 1. August die ersten Mieter. e 46 ■ ökologischer städtebau
© ANTJE HANEBECK Die neuen Wohnungen sind dank großer Fenster und Oberlichten mit viel Licht durchflutet. FÜR HOLZ WIE FRISCH AUS DER NATUR. ADLER LIGNOVIT PROJEKTDATEN INTERIOR UV 100. Standort: Innsbruck Damit helles Holz dauerhaft aussieht wie am Fertigstellung: Juni 2019 ersten Tag, muss es vor UV-Strahlen geschützt werden. Schon nach wenigen Monaten kann Holz Bauherr: Manfred Payr, Steinbock Immobilien, steinbock-immo.at durch Sonnenlicht vergilben und seine frische, helle Färbung verlieren. Genau dafür wurde ADLER Architektur/ Bauleitung: Architekturbüro Hauser, Lignovit Interior UV 100 entwickelt. Die wasserver- gehauser.at dünnbare, atmungsaktive Holzlasur ist mit einem Holzbau: Maurer & Wallnöfer, mw.co.at speziellen Vergilbungs- und UV-Schutz ausgerüstet und trägt so dazu bei, den gefragten Natureffekt Systemlieferant: Binderholz, binderholz.com des frischen Holzes dauerhaft zu erhalten. Statik: Gerhard Wibmer, wa-ingenieure.at Weitere Informationen: manfred.hoefurthner@adler-lacke.com Bauphysik: Wilfried Beikircher und Anton Kraler Tel. +43 699 16922-377 | www.adler-lacke.com Bauleitung: Hundegger, hundegger-bau.co.at holzbauaustria 7|2019
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