DAVIDE GIOVANNI TOMASI - MO 22. JÄN 2018 - Meister & Kammerkonzerte Innsbruck
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MO 22. JÄN 2018 DAVIDE GIOVANNI TOMASI 4. K A M M ERKO N Z ER T / B EG I N N: 20.0 0 U H R T I R O L ER L A N D E SKO N SER VAT O RI U M
PROGR AMM MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K ANTONIO JOSÉ (MARTÍNEZ PALACIOS) GIULIO REGONDI (1895–1968) (1902–1936) Aus: 10 Studi Sonata für Gitarre (1933) Nr. 2 I Allegro – II Minuetto – III Pavana triste – IV Final Andante con moto Nr. 4 HEITOR VILLA-LOBOS (1887–1959) Allegro cantabile 5 Préludios für Gitarre W 419 (1940) Nr. 1 e-Moll „Homenagem ao sertanejo brasileiro“ GIULIO REGONDI Andantino espressivo Introduction et Caprice op. 23 (1861) Nr. 2 E-Dur Adagio – Allegretto scherzando – Poco più mosso Andantino Nr. 3 a-Moll „Homenagem a Bach“ BENJAMIN BRITTEN (1913–1976) Andante – Molto adagio e dolorido – Andante Nocturnal after John Dowland op. 70 (1963) Nr. 4 e-Moll Reflections on „Come, heavy sleep“ Lento – Animato – Moderato – Lento I Musingly – II Very agitated – III Restless – IV Uneasy – Nr. 5 D-Dur „Homenagem a vida social“ V March-like – VI Dreaming – VII Gently rocking – Poco animato VIII Passacaglia MARIO CASTELNUOVO-TEDESCO (1895–1968) Aus: 24 Caprichos de Goya op. 195 (1961) Nr. 18 „El sueño de la razón produce monstruos“ Ciaccona – 5 Variazioni Nr. 24 „Sueño de la mentira y inconstancia“ DAVIDE GIOVANNI TOMASI Fantasia – Fuga – Fantasia – Coda: Pomposo e solenne GITARRE — PAUSE — Verehrtes Publikum, der für dieses Konzert angekündigte Gitarrist Thibault Cauvin musste aus ge- sundheitlichen Gründen leider absagen. Wir danken Davide Giovanni Tomasi für Einführungsgespräch: die kurzfristige Übernahme des Konzertes. Er wird ein geändertes Programm 19.00 Uhr im Saal spielen. Wir bitten um Ihr Verständnis. U N S E R PA R T N E R B E I M T H E M A H Ö R E N 2 3
NOTIZEN MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K ALLES GITARRE! Begegnung mit Villa-Lobos erschrocken über den ungestü- men Umgang des Brasilianers mit der Gitarre. Gleichzeitig aber „offenbarten die wenigen Takte, die er spielte, dass Die Gitarre löste in der Zeit der musikalischen Klassikdie jener schlechte Interpret ein großer Musiker war, denn Laute als meistgespieltes Zupfinstrument ab. Im Mutter die Akkorde, die er hervorbrachte, bargen faszinierende land der Gitarre, Spanien, erfolgte die Erweiterung der Sai- Dissonanzenin sich, die melodischen Fragmente besaßen tenchöre von vier und fünf auf sechs. Ab dem 19. Jahrhun- Originalität, die Rhythmen waren neuartig und eindrucks- dert lösten Einzelsaiten die Chöre ab. Zu Gitarre-Zentren voll und die Fingersätze einfallsreich“, wie sich Segovia wurden Paris und Wien, wo auch zwei der bedeutends- erinnerte. Villa-Lobos schrieb für Segovia zwei große ten Gitarristen wirkten, der Spanier Fernando Sor und der Zyklen: zwölf Etüden und fünf Präludien. In den Präludien ItalienerMauro Giuliani. Im 20. Jahrhundert trugen zwei widmet er sich verschiedenen Ausprägungen der Folklore herausragende Interpreten, der Spanier Andrés Segovia Brasiliens: der schwermütigen Musik von Sertão (Nr. 1), und der Engländer Julian Bream, maßgeblich zur Weiter- dem afrikanisch beeinflussten Kampftanz Capoeira(Nr. 2) entwicklung der Gitarre bei, indem sie bedeutende Kom- und einem Lied der brasilianischen Indianer(Nr. 4). In Nr. 3 ponisten zu Solowerken anregten. huldigtVilla-Lobos hingegen mit barocken Sequenzen sei- Antonio José Martínez Palacios machte seine beiden nem größten Vorbild, JohannSebastianBach. Das letz- Vornamen zu seinem Künstlernamen. Maurice Ravel wurde te Präludium bildet einen für die Salonmusik typischen auf den post-impressionistischen Stil des jungen Musikers Serenaden-Walzer. aus Burgos aufmerksam und prophezeite ihm eine Ent- Mario Castelnuovo-Tedesco schaffte es im Gegensatz wicklung zum bedeutendsten spanischen Komponisten zu Antonio José, den in Europa wütenden Rechtsextremen des 20. Jahrhunderts. Doch im spanischen Bürgerkrieg zu entkommen. Der Italiener jüdischen Glaubens emigrier- wurde José, der auch als Volksmusikforscher und Chor- te angesichts der Rassengesetze der italienischen Faschis- leiter tätig war, im Altervon 34 Jahre von den Faschisten ten 1938 in die Vereinigten Staaten, wo er zu einemerfolg- ermordet. Ein Meisterwerk ist Josés zwei Jahre vor seinem reichen Filmmusikkomponisten avancierte. Er komponierte Tod entstandene Sonatefür Gitarre. Darin überträgt er in seiner illustrativen, emotionalen und expressiven Ton- intensive melodischePinsel striche und schillernde har- sprache aber auch weiterhin Opern, Ballette, Chöre, Lieder, monische Farben auf das Saiteninstrument. José war ein Orchester- sowie Klaviermusik – und für den mit ihm be- Poet. Im ersten Satz scheinen Phrasen von imaginierten freundeten Andrés Segovia Gitarrenmusik wie den Zyklus Versen in Musik verwandelt. In den Mittelsätzen greift José über die Caprichos des spanischen Malers Francisco de alte Tanzformen auf, um sie mit neuem Leben zu erfüllen: Goya. In der Nr. 18 ruft der Komponist mit Variationen über das Menuett erklingt in geschliffener Eleganz, die Pavane ein Chaconne-Thema die von Goya dargestellten „Monster in passionierter Melancholie. Im pulsierenden Finale hört im Schlaf der Vernunft“ in verschiedenen Gestalten hervor. man Anklänge an kastilische Folklore. Im schwermütig-leidenschaftlichen letzten Capricciogeht Heitor Villa-Lobos war ausgebildeter Cellist, auf der eine Fantasie mit Arpeggien und rezitativhaften Phrasen in Gitarrehingegen Autodidakt, die er enthusiastisch spielte. eine Fuge über, die in explodierenden Akkorden gipfelt und Der Gitarrenvirtuose Andrés Segovia war bei der ersten zu einem feierlichen Ausklang führt. 4 5
NOTIZEN MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K Giulio Regondi wurde von seinem italienischen Vater Davide Giovanni Tomasi ist zu einem Wunderkind auf der Gitarre gedrillt und trat frischgebackener zweiter Preis- bereitsals Siebenjähriger in der großen Welt der Musik träger beim ARD-Wettbewerb auf. Er verblüffte mit seinem Spiel sogar Musikerpersön- in München ex aequo mit dem lichkeiten wie Franz Liszt und Niccolò Paganini. Im Alter Chinesen Junhong Kuang (erster von 16 Jahrensiedelte sich Regondi in London an, von wo Preis wurde keiner vergeben). aus er Konzertreisen unternahm, eine davon nach Wien. Im Finale überzeugte Tomasi die Dort kaufte er eine von Johann Anton Stauffer gebaute, Juroren mit Rodrigos „Concierto achtsaitige (!) Gitarre, die er fortan bevorzugte. In seinen de Aranjuez“. Tomasiwurde Kompositionen trachtete Regondi danach, das in der Oper 1991 in Pavia geboren. Im Altervon 18 Jahren schloss er seiner Zeit vorherrschende Belcanto auf die Gitarre zu „cum laude“ das Gitarrestudium am Konservatorium von übertragen. Er schuf gesang- und gefühlvolle Phrasen, die Novarabei Guido Fichtner ab. Anschließend studierte er einen Kontrastzu rasenden Akkordfolgen und chromati- an der Chigiana-Akademie von Siena bei OscarGhiglia. schen Läufenbilden. Regondi formte spektakuläre Stücke Des Weiteren nahm er an Meisterklassen bei PaoloPe- in großem Bogenwie „Introductionet Caprice“. Eine goraro und Adriano Del Sal an der Segovia-Akademie in Sammlung von zehn Gitarre-Etüden wurde erst vor weni- Pordenone und an der Kunst Universität Graz teil. Vor gen Jahrzehnten in einerDruck-Ausgabe unter Regondis seinem Erfolg in München wurde Tomasi bereits bei 25 Namen in Russland entdeckt. Da bisher kein Autograph Wettbewerben ausgezeichnet. So gewann er u. a. den von den Stücken aufgefunden wurde, lässt sich seine Ur- Internationalen Gitarre-Wettbewerb von Tokyo, den José- heberschaft nicht belegen. Tomas-Wettbewerb für Gitarre im spanischen Petrer , Benjamin Britten machte gerne Melodien und Stim- den Ferdinando-Carulli-Wettbewerb für Gitarrein Rom mungen aus der Renaissance zur Grundlage eigener Kom- und beim Internationalen Gitarre-Wettbewerb in Viseu positionen. In dem melancholischen Lautenisten und (Portugal ). Außerdem wurde ihm die „GoldeneGitarre “ Songwriter John Dowland fand er einen frühen Seelen- beim Internationalen Gitarre-Kongress in Alessandria verwandten. Mit dem für seinen Landsmann Julian Bream verliehen. Konzertauftritte hatte der Gitarrist bereits im komponierten „Nocturnal“ für Gitarre tauchte Britten in Museodel Violino in Cremona, im Nationalen Musikforum Dowlands Lied „Come heavy sleep“ mit seinen nächtlichen von Breslau, in der Aula der Universität „La Sapienza“ in Bildern und traumhaften Botschaften ein. Britten nähert Rom, des Weiteren in Paris, Wien, Bratislava und bei einer sich, aus seiner Zeit zurückgehend, mit Variationen und zehn Konzerte umfassenden Japan-Tournee. einer Passacaglia dem Dowland-Lied an, das er in seiner ursprünglichen Gestalt erst am Ende erklingen lässt. Har- monische und melodische Konstellationen daraus, wie Impressum: Meister&Kammerkonzerte, Innsbrucker Festwochen der Alten Musik GmbH, Herzog-Friedrich- etwa eine fallende Quart, erscheinen aber bereits durch- Straße 21/1, 6020 Innsbruck; E-Mail: meisterkammer@altemusik.at; Tel.: +43 512 571032; Für den Inhalt gängig in den Variationen. Dowlands Lied scheint schließ- verantwortlich: Dr. Markus Lutz, Mag. Eva-Maria Sens; Redaktion & Texte: Rainer Lepuschitz; Zitat Segovia aus: Villa-Lobos. Der Aufbruch der brasilianischen Musik. Von Manuel Negwer. Schott Mainz; © Fotos: Alexander lich BrittensKomposition zu bestätigen, in der eine Gegen- Wenzel (S. 1, 7); trotz Recherche konnten nicht alle Rechteinhaber ermitteltwerden, wir gelten aber gerne etwaigeAnsprüche marktüblich ab; Konzeption & Design: CITYGRAFIC.at, Innsbruck; Druck: Alpina, Innsbruck; wirklichkeit von Träumen aufgebaut wurde. R. L. Druck- und Satzfehler sowie Besetzungs- und Programmänderungen vorbehalten. 6 7
MEI S TER & K AMMERKONZ ERTE I N N S B R U C K VORSCHAU 4. MEISTERKONZERT, MI 24. JÄNNER 2018, 20.00 UHR ORCHESTRE PHILHARMONIQUE DU LUXEMBOURG GUSTAVO GIMENO DIRIGENT BAIBA SKRIDE VIOLINE Richard Wagner, Felix Mendelssohn Bartholdy, Claude Debussy 5. KAMMERKONZERT, FR 16. FEBRUAR 2018, 20.00 UHR HENSCHEL QUARTETT Erwin Schulhoff, Felix Mendelssohn Bartholdy, Ludwig van Beethoven 5. MEISTERKONZERT, MI 28. FEBRUAR 2018, 20.00 UHR IGOR LEVIT KL AVIER Johann Sebastian Bach, Dmitri Schostakowitsch, Robert Schumann, Richard Wagner, Franz Liszt 6. KAMMERKONZERT, MO 5. MÄRZ 2018, 20.00 UHR EBONIT SAXOPHONE QUARTET Antonín Dvořák, Tristan Keuris, Alexander Glasunow, Jean Rivier Meisterkonzerte finden im Congress Innsbruck, Saal Tirol, und Kammerkonzerte im Konzertsaal des Tiroler Landeskonservatoriums statt. Einführungsgespräche zu allen Konzerten beginnen jeweils um 19.00 Uhr. Einzelkarten sind nach Verfügbarkeit für jedes Konzert erhältlich: . www.meisterkammerkonzerte.at . Tiroler Landestheater: T +43 512 52074-4, kassa@landestheater.at . Innsbruck Information: T +43 512 53560, ticket@innsbruck.info Newsletter-Anmeldung auf www.meisterkammerkonzerte.at www.facebook.com/meisterkammerkonzerte 8
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