Real Estate Risk Index - Q1 2020 Wohneigentum: Ein Fels in der Corona-Brandung?!
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Real Estate Risk Index (RERI) von MoneyPark 4.5 3.9 4.0 3.8 3.7 3.7 3.7 3.5 3.5 3.5 3.3 3.3 3.3 3.3 3.3 3.3 3.2 3.0 3.0 3.0 3.0 3.0 2.8 2.8 2.8 2.7 2.7 2.7 2.5 2.0 Q4 2014 Q4 2015 Q4 2016 Q4 2017 Q4 2018 Q4 2019 Q1 2014 Q1 2015 Q1 2016 Q1 2017 Q1 2018 Q1 2019 Q2 2014 Q2 2015 Q2 2016 Q2 2017 Q2 2018 Q2 2019 Q1 2020 Q3 2014 Q3 2015 Q3 2016 Q3 2017 Q3 2018 Q3 2019 Quelle: MoneyPark interne Datenbank • Der Real Estate Risk Index (RERI) von MoneyPark steigt im 1. Quartal 2020 um 0.2 auf 3.9 Indexpunkte an. Dies impliziert ein mittleres Risiko mit steigender Tendenz. Diese Erhöhung steht vor allem im Zeichen der äusserst düsteren Wirt- schaftsaussichten mit erhöhten Arbeitslosenzahlen. Der RERI bietet zwar Anlass zur engen Beobachtung, reflektiert aber keine Panik am Markt. • Im ersten Quartal 2020 gaben die Preise von selbstgenutztem Wohneigentum nur leicht um 0.43 Prozent nach. In den ersten April-Wochen zeigt sich nun aber, dass potenzielle Käufer in solch unsicheren Zeiten ihre Kaufabsicht temporär zurückstellen. • Solange sowohl die Prognose zur Dauer der Krise als auch zur Schwere der Rezession noch ins Reich der Spekulation gehören, dürften auch die Transaktionen am Immobilienmarkt tief bleiben. • Wir gehen jedoch davon aus, dass relativ rasch die Mechaniken von Angebot und Nachfrage greifen und sich bei erwar- tungsgemäss leicht korrigierten Preisen auch im Standardsegment die gewohnte Transaktionsdynamik wieder entfal- tet. 2
Erkenntnisse im Detail Mittleres Risiko mit ansteigender Tendenz Nach Krise wird sich Transaktionsdynamik rasch Auf einer Skala von 0 (kein Risiko) bis 6 (akute Blasengefahr) wieder entfalten erhöht sich der RERI im 1. Quartal 2020 um 0.2 auf 3.9 Punkte. Solange sowohl die Prognose zur Dauer der Krise als auch Damit hat der Index den höchsten Stand seit dem Start der zur Schwere der Rezession noch in das Reich der Spekulation Ermittlung des RERI (Q1 2014) erreicht. Dies impliziert ein mitt- gehören, dürften auch die Transaktionen am Immobilienmarkt leres Risiko mit steigender Tendenz. Das ist zwar ein deutli- tief bleiben. Wir gehen aber derzeit zum einen davon aus, dass cher, aber im langfristigen Vergleich kein aussergewöhnlicher relativ rasch die Mechaniken von Angebot und Nachfrage grei- Anstieg. Er bietet daher Anlass zur engen Beobachtung, aber fen und sich bei erwartungsgemäss leicht korrigierten Preisen reflektiert keine Panik am Markt. Denn: Waren es in der Ver- auch im Standardsegment die gewohnte Transaktionsdynamik gangenheit typischerweise (vermeintliche) Blasenprophezei- wieder entfaltet. Zum anderen, dass sich mit zunehmender ungen und -befürchtungen, die sich im steigenden Risk Index Klarheit über Dauer und Schwere der Krise durchaus auch manifestierten, sind es aktuell makroökonomisch und kri- Nachholeffekte ergeben werden und die stabilen Werte eines senbedingte Preisszenarien, die sich allfällig risikoerhöhend Eigenheims in diesen unsicheren Zeiten nochmals an Bedeu- ausprägen könnten. Die Erhöhung des Real Estate Risk Index tung gewinnen. steht vor allem im Zeichen der äusserst düsteren Wirtschafts- Signifikante Preiszugeständnisse (>15-20%) erwarten wir bis aussichten. Die kommende Rezession schlägt sich in deutlich auf «Fire-Sales» (Notverkäufe) und einzelne Objekte im Luxus- erhöhten Arbeitslosenzahlen und einem Stimmungseinbruch segment (aufgrund des eingeschränkten Käuferkreises) nicht. unter den Einkaufsmanagern in der Schweiz, insbesondere im Moderate Preiszugeständnisse (bis 10-15%) sind lagenabhän- Dienstleistungssektor, nieder. So lange keine länger dauern- gig auch im Standardsegment bis zu zwei Millionen Franken de Massenarbeitslosigkeit in der Schweiz Einzug hält, können Kaufsumme vorstellbar und realistisch. solche Wirtschaftsindikatoren durchaus auch beruhigend auf den Immobilienmarkt einwirken – Preisexzesse werden so Lockdown verursacht immense Einbussen in der eher unterbunden, was den Markt insgesamt gesünder macht. Weltwirtschaft Die wirtschaftlichen Einbussen des weltweiten Lockdowns Preise und Angebot von selbstgenutztem Eigenheim sind gigantisch. Auch wenn viele staatlich verordnete Kon- geben leicht nach junktur-Stützprogramme in nie dagewesenem Ausmass lan- Der konsolidierte Angebots-Preisindex für Einfamilienhäuser ciert wurden, dürfte dies nicht mehr als eine Linderung der (EFH) und Eigentumswohnungen (ETW) zeigt einen leichten rezessiven Auswirkungen bringen. Rückgang um 0.43 Prozent, nachdem er in den vergangenen Alleine in der Schweiz werden die wirtschaftlichen Einbussen zwei Quartalen zugenommen hatte. Die Anzahl Angebote gin- des Bruttoinlandproduktes (BIP) in vier Wochen Lockdown auf gen insbesondere im März im Vergleich zum Vorjahresmonat rund 15 Milliarden Schweizer Franken geschätzt. Der lange zurück, wobei sich das Angebot von Eigentumswohnungen als Motor dienende inlandorientierte Dienstleistungssektor stärker reduzierte als dasjenige von Einfamilienhäusern. wurde nun quasi von heute auf morgen abgewürgt und dürfte Noch waren aber die Auswirkungen der Corona-Krise im Eigen- in den kommenden Wochen nur auf äusserst niedrigen Touren heim-Markt bis Ende März nur wenig spürbar. In den ersten laufen. April-Wochen zeigt sich nun, dass potenzielle Käufer in solch unsicheren Zeiten ihre Kaufabsicht noch extremer temporär Stärke der Weltrezession dürfte heftig ausfallen zurückstellen, wobei neben der wirtschaftlichen Unsicherheit Die jüngste Prognose des Internationalen Währungsfonds primär auch rein logistische Herausforderungen (reduzierte (IWF) geht davon aus, dass die Weltwirtschaft sehr wahr- Notarkapazitäten, verunmöglichte Besichtigungstermine) scheinlich die schlimmste Krise seit der Grossen Depression ursächlich sind. Weil die logistischen Herausforderungen Ver- der 1930er-Jahre sehen wird. Der IWF prognostiziert in seinem käufer genauso betreffen wir Käufer und sich zudem gerade Basisszenario, dass das Welt-Bruttoinlandprodukt (BIP) um im Markt für selbstgenutztes Wohneigentum Preisanpassun- 3 Prozent sinken wird. Selbst der Lokomotive der Weltwirt- gen langsamer manifestieren als in anderen Segmenten des schaft, China, wird demnach ein Mini-Wachstum von nur 1.5 Immobilienmarktes, können viele geplante Verkäufe vorerst Prozent (seit 2015 durchschnittliches Wachstum von 6.5 Pro- nicht getätigt werden und es reduziert sich sowohl die Nach- zent) für 2020 vorhergesagt. frage wie auch das Angebot im Markt. 3
Auch für die Schweiz sind die Prognosen, nicht zuletzt auf- Hypothekarzinskonditionen zur Folge haben. grund der starken Abhängigkeit vom Aussenhandel, mit einer Bei den am Markt offerierten Hypothekarzinsen sehen wir Schrumpfung von 6 Prozent des BIP für das laufende Jahr weiterhin sehr grosse Differenzen vom günstigsten zum teu- extrem düster. ersten Anbieter – es wurde gar ein neuer Spitzenwert erreicht. Insgesamt ist aber die Heftigkeit der Rezession insbesondere Hier zeigt sich insbesondere, dass die vorher schon teureren davon abhängig, wie schnell eine nachhaltige Lösung zur Ein- Banken in der Corona Krise ihre Hypothekarzinsen nochmals dämmung des Virus gefunden werden kann (Impfung, Herden- stärker als Versicherungen, Pensionskassen und Anlagestif- immunisierung etc.). tungen erhöht haben. Kein Ausstieg aus dem Negativzinsumfeld in Sicht Verschuldungsgrad mit Hypotheken ist weiterhin tief Alles andere als eine weiterhin stark expansive Geldpolitik Der Anteil an Hypotheken am Kaufpreis von Eigenheimen liegt dürfte sich Europa aufgrund der extensiv steigenden Ver- durchschnittlich bei tiefen 50 Prozent. Daraus ergeben sich schuldung in der nächsten Zeit kaum leisten können. Das hat keine Zusatzrisiken für den Immobilienmarkt. zur Folge, dass das Negativzinsumfeld in Europa und in noch extremerer Form auch in der Schweiz vorerst unverändert erhalten bleiben dürfte. Diese Situation dürfte weiterhin tiefe Subindizes des RERI 1. Verschuldung der Haushalte bei Neufinanzierungen Die tatsächliche Verschuldung der Haushalte wird am Anteil Verschuldungsgrad verändert sich nur unwesentlich der Hypothek an den gesamthaft verfügbaren Assets (inkl. Die Verschuldung verändert sich weiterhin nur unwesentlich. Gelder der 2. und 3. Säule) gemessen. Im Gegensatz zur blos- Der Anteil der Hypothek (Fremdfinanzierung) am Kaufpreis sen Betrachtung der Belehnung wird so nicht nur die Höhe macht im 1. Quartal 2020 im Durchschnitt rund 50 Prozent der Hypothek berücksichtigt, sondern es werden die tatsäch- aus. Damit ergeben sich aus der Verschuldung der Haushalte lichen Vermögenswerte miteinbezogen. Basis bilden die Neu- für den Immobilienmarkt keine ausgeprägten Zusatzrisiken. finanzierungen in der Betrachtungsperiode. Der Grenzwert dafür liegt bei deutlich höheren 66 Prozent. Verschuldungsgrad 4 3.5 3.4 3.4 3.5 2.9 3 2.8 2.7 2.5 2.5 2.4 2.5 2.2 2.2 2.0 2.0 2.0 2.0 2.0 1.9 2 1.8 1.8 1.7 1.7 1.7 1.7 1.4 1.4 1.5 1 0.5 0 Q4 2014 Q4 2015 Q4 2016 Q4 2017 Q4 2018 Q4 2019 Q1 2014 Q1 2015 Q1 2016 Q1 2017 Q1 2018 Q1 2019 Q2 2014 Q2 2015 Q2 2016 Q2 2017 Q2 2018 Q2 2019 Q1 2020 Q3 2014 Q3 2015 Q3 2016 Q3 2017 Q3 2018 Q3 2019 Quelle: MoneyPark interne Datenbank 4
2. Bandbreite der Hypothekarzinsangebote Bandbreite zwischen günstigstem und teuerstem Angebot: Neuer Höchststand Die Zinsunterschiede zwischen den günstigsten und den Laufzeit beim teuersten 1.80 Prozent. Das ergibt eine enorme teuersten Anbietern haben im ersten Quartal 2020 mit 0.89 Bandbreite von 1.29 Prozent. Damit kostet ein Abschluss beim Prozent (Vorquartal 0.88 Prozent) erneut einen neuen Spit- teuersten Anbieter mehr als das Dreifache. Auffällig ist, dass zenwert erreicht. Gerade bei der wichtigsten Laufzeit, der die Schere zwischen den Konditionen der Pensionskassen/ zehnjährigen Festhypothek, sehen wir eine noch weiter aus- Anlagestiftungen im Vergleich zu Banken von Monat zu Monat ufernde Preisspanne: Während der günstigste Anbieter im weiter aufgeht. Mittel einen Zinssatz von 0.51 Prozent verlangte, kostete diese Unterschiede günstigster und teuerster Anbieter 1.0% 0.86% 0.87% 0.88% 0.89% 0.9% 0.78% 0.79% 0.8% 0.75% 0.77% 0.71% 0.70% 0.69% 0.69% 0.68% 0.67% 0.69% 0.7% 0.64% 0.67% 0.66% 0.61% 0.60% 0.6% 0.52% 0.53% 0.50% 0.53% 0.5% 0.43% 0.4% 0.3% 0.2% 0.1% 0.0% Q4 2014 Q4 2015 Q4 2016 Q4 2017 Q4 2018 Q4 2019 Q1 2014 Q1 2015 Q1 2016 Q1 2017 Q1 2018 Q1 2019 Q2 2014 Q2 2015 Q2 2016 Q2 2017 Q2 2018 Q2 2019 Q1 2020 Q3 2014 Q3 2015 Q3 2016 Q3 2017 Q3 2018 Q3 2019 Quelle: MoneyPark interne Datenbank Riesiges Sparpotenzial Ausgehend von einer Hypothekarhöhe von 800’000 Franken und einer Laufzeit von zehn Jahren kann der Hypothekarnehmende signifikante Einsparungen bei den Zinsaufwendungen erzielen. Bei einem aktuellen von MoneyPark verhandelten Top-Zinssatz von 0.72 Prozent p.a. gestaltet sich das Sparpotenzial wie folgt: Teuerster Anbieter Günstigster Anbieter Zinsaufwendungen in Franken pro Jahr 14’320 5’760 Zinsaufwendungen in Franken für die gesamte Laufzeit 143’200 57’600 Ersparnis in Franken pro Jahr 0 8’560 Ersparnis in Franken für die gesamte Laufzeit 0 85’600 Quelle: MoneyPark interne Datenbank 5
3. Kreditabsicherungskosten Corona-Krise verursacht hohe Volatilität der Swap-Sätze Die Entwicklung der Kapitalmarktsätze im ersten Quartal lässt te risikofreie Staatsanleihen, was die Renditen markant sich grob in drei Phasen einteilen: Im Januar bewegten sich die zurückgehen und die Swap-Sätze ansteigen liess. Swap-Sätze nur unwesentlich. Im Februar rutschten die lang- Die bereits sehr flache Zinskurve verflachte sich nochmals fristigen Swaps immer stärker ins Minus, sodass anfangs März leicht. Der Spread vom zwei- zum zehnjährigen Swap fiel beinahe die historischen Tiefpunkte vom August 2019 erreicht unter die Marke von 40 Basispunkten und hat sich gegen- wurden. Phase drei brachte einen sehr starken Anstieg mit sich, über Ende 2018 mehr als halbiert. Diese extrem flache Zins- womit die Senkung im Februar wieder zunichte gemacht wurde. kurve impliziert nun auch die bevorstehende Rezession und Dieser Anstieg stand in Zusammenhang mit dem Zusammen- damit einhergehend äusserst tiefe Inflationserwartungen bruch der Börsen und dem damit einhergehenden Bedürfnis am langen Ende. nach Liquidität. Dabei umfasste der Ausverkauf auch sogenann- Differenzen Swap-Sätze (2 vs. 10 Jahre) 1.4 1.29 1.2 1.09 0.99 1.00 1.01 1 0.95 0.91 0.92 0.92 0.86 0.85 0.85 0.81 0.80 0.76 0.75 0.77 0.8 0.71 0.65 0.61 0.58 0.6 0.46 0.46 0.38 0.39 0.4 0.2 0 Q4 2014 Q4 2015 Q4 2016 Q4 2017 Q4 2018 Q4 2019 Q1 2014 Q1 2015 Q1 2016 Q1 2017 Q1 2018 Q1 2019 Q2 2014 Q2 2015 Q2 2016 Q2 2017 Q2 2018 Q2 2019 Q1 2020 Q3 2014 Q3 2015 Q3 2016 Q3 2017 Q3 2018 Q3 2019 Quelle: Thomson Reuters Prognose: Volatile, aber weiterhin tiefe Hypothekarzinsen während der Corona-Krise Weil Krisensituationen häufig kurzfristig stärkere Reaktionen Kapitalgeber am hiesigen Hypothekarmarkt ab. Sollten sich auslösen und derzeit nicht abschätzbar ist, ob der Höhepunkt Anlagestiftungen und Pensionskassen länger vom Markt der Krise bereits hinter uns liegt, sind Prognosen zur weiteren zurückziehen und damit gerade bei längeren Laufzeiten die Entwicklung der Kapitalmarkt- und Hypothekarzinsen extrem Wettbewerbsintensität reduzieren, werden Banken das durch schwierig. Klar ist aber, dass auch in den nächsten Wochen mit Margenausweitungen zu kompensieren wissen. einer hohen Volatilität gerechnet werden muss. Greifen die Durch das Engagement der Banken in der Gewährung von Anleihenskaufprogramme und zeichnet sich die Überwindung Notkrediten an die Unternehmungen dürfte die wichtigste der Corona-Krise ab, prognostizieren wir, dass sich das Zins- Anbietergruppe im Hypothekargeschäft ihre Aktivitäten, ins- niveau am Kapitalmarkt wieder um den jüngsten Anstieg, also besondere bei Neufinanzierungen, wohl (stark) zurückfahren. rund 20 Basispunkte am langen Ende, reduzieren dürfte. Ob Welche Auswirkungen dies auf die Entwicklung der Marktan- das aber auch tiefere Hypothekarzinsen zur Folge hat, hängt teile und die Margen im Hypothekargeschäft hat, bleibt abzu- unter anderem auch vom weiteren Engagement alternativer warten. 6
4. Preisindizes Preise und Angebot von selbstgenutztem Eigenheim geben leicht nach Im ersten Quartal 2020 verzeichnet der konsolidierte Ange- zeigen, ob die Corona-Krise einen Einfluss auf die Preise von bots-Preisindex für Einfamilienhäuser (EFH) und Eigentums- Wohneigentum haben wird. Wir rechnen vor allem mit verein- wohnungen (ETW) einen Rückgang von 162.4 auf 161.7 Punkte, zelten, auch signifikanten Preiskorrekturen im Luxussegment, nachdem er in den vergangenen zwei Quartalen um 1.2 Index- aber nur moderat erhöhter Preisflexibilität im mittleren und punkte zugenommen hatte. Die Preise der Eigentumswohnun- gehobenen Segment. Ausserdem kann die Corona-Krise und gen gaben leicht stärker nach (-0.54 Prozent) als die Preise der damit temporär verbundene Angebots- und Nachfrage- der Einfamilienhäuser, welche um 0.36 Prozent zurückgingen. rückgang dahingehend einen marktberuhigenden Einfluss Einen ersten möglichen Effekt der Corona-Krise zeigt der Blick ausüben, als dass Preiseskapaden gestoppt werden. Solche auf die Anzahl der Angebote pro Monat: Im Vergleich zum Vor- Einzelfälle werden sich aber vermutlich nicht signifikant auf jahresquartal sind insbesondere im März die Angebote leicht die gesamte Preisentwicklung auswirken. Von dieser Prognose zurückgegangen. Bei den Einfamilienhäusern reduzierte sich ausgenommen sind die Preise für Gewerbe- und Büroimmobi- das Angebot im März um gut 1'000 Objekte auf rund 23'000 lien sowie Renditeobjekte. In diesen Segmenten erwarten wir und bei den Eigentumswohnungen um etwa 3'000 Objekte je nach Dauer der Krise stärkere Preisrückgänge. auf rund 36'000. Auch der Konsumentenpreisindex gab im Vergleich zum Vor- Der leichte Rückgang des Angebots-Preisindex ist noch nicht quartal nach und liegt mit 98.8 Punkten so tief wie zuletzt ungewöhnlich und passt in die quartalsweisen Schwankungen vor zwei Jahren. Ein Rückgang von 0.6 Indexpunkten in einem der letzten Jahre. Es wird sich vor allem im 2. Quartal 2020 Quartal gab es zuletzt vor vier Jahren im ersten Quartal 2015. Preisindizes 105 170 Immobilienpreisindex (rechte Skala) 160 Konsumentenpreisindex (linke 100 150 Skala) 140 95 130 120 90 110 85 100 90 80 80 Q3 2000 Q3 2001 Q3 2002 Q3 2003 Q3 2004 Q3 2005 Q3 2006 Q3 2007 Q3 2008 Q3 2009 Q1 2010 Q1 2011 Q1 2012 Q1 2013 Q1 2014 Q1 2015 Q1 2016 Q1 2017 Q1 2018 Q1 2019 Q1 1999 Q1 2020 Q3 2010 Q3 2011 Q3 2012 Q3 2013 Q3 2014 Q3 2015 Q3 2016 Q3 2017 Q3 2018 Q3 2019 Q3 1999 Q1 2000 Q1 2001 Q1 2002 Q1 2003 Q1 2004 Q1 2005 Q1 2006 Q1 2007 Q1 2008 Q1 2009 Quelle: Thomson Reuters 7
5. Arbeitslosenquote Arbeitslosenquote schnellt im März Corona-Krise bedingt in die Höhe Nachdem die Arbeitslosigkeit im Herbst letzten Jahres erst- Der anhaltende Lockdown wird für viele Betriebe existenz- mals seit September 2008 wieder unter die Marke von 100'000 gefährdend. Damit einhergehend ist es unvermeidlich, dass Arbeitslosen gesunken war, erhöhte sie sich im 4. Quartal 2019, die Arbeitslosenquoten in den nächsten Monaten, trotz der vor allem saisonbedingt, wieder leicht. vereinfachten Kurzarbeit, markant ansteigen werden. Die Im ersten Quartal 2020 stieg die Arbeitslosenquote nun um schlimmsten Szenarien rechnen mit einer Arbeitslosigkeit von markante 0.4 Prozentpunkte an. Dies ist auf den sprunghaften bis zu 7 Prozent. Wir gehen jedoch von einer V-Entwicklung der Anstieg im Monat März zurückzuführen und dürfte bereits eine Schweizer Wirtschaft aus. Damit dürfte eine leichte Kompen- erste Auswirkung der Corona-Krise sein. sation der verlorenen Umsätze die negativen Auswirkungen Gemäss den Erhebungen des Staatssekretariats für Wirt- geringfügig abschwächen. Allerdings brauchen die Betriebe schaft (SECO) waren Ende März 2020 135’624 Arbeitslose bei dazu ein gewisses Durchhaltevermögen. Die Erholung der Wirt- den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) eingeschrie- schaft dürfte sich wohl erst 2021 zeigen. ben, 17’802 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote stieg damit von 2.5 Prozent im Februar 2020 auf 2.9 Prozent an. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhte sich die Arbeits- losigkeit um 23’283 Personen oder hohen 21 Prozent. Auch die Zahl der Stellensuchenden erhöhte sich um knapp 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr und liegt erstmals seit längerer Zeit wieder über 200'000 Personen. Augenfällig ist zudem, dass die Jugendarbeitslosigkeit der 15- bis 24-jährigen Arbeitnehmen- den gegenüber dem Vormonat um über 20 Prozent angestiegen ist. Im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht dies gar einem Anstieg um über 25 Prozent (+ 2’983 Personen). Arbeitslosenquote 3.5 3.3 3.3 3.3 3.3 3.3 3.3 3.2 3.2 3.2 3.2 3.1 3.1 3.1 3.0 3.0 3.0 2.9 3.0 2.7 2.5 2.6 2.5 2.5 2.4 2.2 2.2 2.2 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 Q4 2014 Q4 2015 Q4 2016 Q4 2017 Q4 2018 Q4 2019 Q1 2014 Q1 2015 Q1 2016 Q1 2017 Q1 2018 Q1 2019 Q2 2014 Q2 2015 Q2 2016 Q2 2017 Q2 2018 Q2 2019 Q1 2020 Q3 2014 Q3 2015 Q3 2016 Q3 2017 Q3 2018 Q3 2019 Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) 8
6. Einkaufsmanager-Index (Purchasing Manager Index) Starker Rückgang des PMI im März, Dienstleistungssektor im freien Fall Im ersten Quartal 2020 bricht der Einkaufsmanager-Index der Rückgang um 23.9 Punkte. Der neue Stand liegt mit 28.1 Zäh- Industrie ein. Allein im März sinkt er um 5.9 Punkte. Mit einem lern weit unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, nach- Stand von 43.7 Zählern notiert der PMI so tief wie seit Juli 2009 dem dieser Wert im Februar noch bei 51.9 Punkten lag. Damit nicht mehr. wird deutlich: Der Lockdown trifft die Dienstleister unmittel- Am stärksten eingebrochen sind die Subkomponenten Pro- bar stärker als die Industrieunternehmen, können doch zahl- duktion (-14.6 Punkte) und Auftragsbestand (-12.8 Punkte). reiche Dienstleistungen nicht mehr erbracht werden. Beide notierten mit leicht über 30 Punkten nun weit unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, aber immerhin über Der Niedergang dürfte in den nächsten Monaten ungebremst den Tiefstständen der globalen Rezession 2009. Markant ein- weitergehen. Zum Vergleich: Im Tiefpunkt der Finanzkrise lag getrübt hat sich die Lage am Arbeitsmarkt. Die Subkompo- der PMI für die Industrie bei 32.9 Zählern (März 2009), der nente «Beschäftigung» hat um 8.4 Punkte nachgegeben und stärkste Indexeinbruch war im November 2008, als der PMI deutet nun mit 42.5 Zählern auf einen geringeren Bedarf an um 10.2 Punkte sank. Arbeitskräften hin. Die ersten Auswirkungen der Corona-Krise schlagen sich ins- besondere im Dienstleistungssektor mit voller Wucht nieder. Hier sehen wir im Vergleich zum Vormonat einen drastischen Einkaufsmanager-Index Industrie (Mittelwert des Quartals) 70 63.9 63.7 62.5 61.3 62.1 57.7 57.7 60 55.5 54.4 55.8 57.0 53.0 53.5 54.0 53.4 50.1 50.8 51.6 51.4 49.5 50 47.8 49.1 48.3 47.0 45.5 40 30 20 10 0 Q4 2014 Q4 2015 Q4 2016 Q4 2017 Q4 2018 Q4 2019 Q1 2014 Q1 2015 Q1 2016 Q1 2017 Q1 2018 Q1 2019 Q2 2014 Q2 2015 Q2 2016 Q2 2017 Q2 2018 Q2 2019 Q1 2020 Q3 2014 Q3 2015 Q3 2016 Q3 2017 Q3 2018 Q3 2019 Quelle: Thomson Reuters Fazit • Im ersten Quartal 2020 hat die Corona-Krise erst wenig negativen Einfluss auf den Schweizer Immobilienmarkt aus- geübt. Die vorgesehenen Transaktionen konnten weitgehend abgewickelt werden. • Inzwischen zeichnet sich aber aufgrund des Lockdowns immer mehr eine Verlangsamung des Marktes ab. Sowohl Ver- käufer wie auch Käufer suchen ein höheres Mass an Planungssicherheit. • Gerade in Krisenzeiten zeigt sich der Wert eines Eigenheims: Die hohe Wohnqualität und der grosse Gestaltungsfrei- raum werden besonders nachhaltig geschätzt und aufgrund der tiefen Zinsen profitieren die Eigenheimbesitzer zudem von deutlich tieferen Wohnkosten gegenüber der Mieterschaft. Sollten die für den Käufermarkt relevanten makroöko- nomischen Faktoren in einer V-Kurve korrigieren, dann wird sich sowohl der Transaktionsmarkt wiederbeleben sowie die Eigentumsquote der Schweiz ansteigen, womit sie zunehmend Anschluss an das europäische Mittelfeld finden wird. • Wir gehen deshalb davon aus, dass sich die Nachfrage nach Wohneigentum nach Überwindung der Corona-Krise erho- len wird und ein gewisser Nachholeffekt einsetzt. Dabei dürften die weiterhin sehr attraktiven Finanzierungskonditio- nen unterstützend wirken. 9
Anhang Methodisches Vorgehen Über MoneyPark Der MoneyPark Real Estate Risk Index setzt sich aus insgesamt MoneyPark bietet die modernste Hypothekarberatung der sechs Subindizes zusammen, die sowohl makroökonomische Schweiz mit maximaler Transparenz, grösster Auswahl und Faktoren wie Arbeitslosenquoten oder den Einkaufsmana- besten Zinsen. Dank des Vertrauens von rund 80 000 zufrie- ger-Index berücksichtigen, aber auch spezifische Daten zur denen Kunden ist MoneyPark der führende unabhängige Kreditvergabe und dem Zinsmarkt miteinbeziehen. Hypothekarspezialist in der Schweiz. MoneyPark offeriert Hypothekar- und Vorsorgelösungen von mehr als 100 Part- Der Index rangiert zwischen 1 und 6, wobei mit steigender nern, darunter Banken, Versicherungen und Pensionskassen. Indexzahl auch das Risiko auf dem Markt zunimmt. Dabei kann Die Beratung erfolgt entweder in einer der über 25 Filialen sich das Risiko sowohl auf einen drohenden Preiszerfall, bspw. oder ortsunabhängig via Telefon. Seit Juli 2017 gehört mit DL durch einen Rückgang der Nachfrage, als auch auf eine Über- der Westschweizer Branchenführer im Hypothekarbereich zu hitzung des Marktes, bspw. durch eine starke Entkoppelung MoneyPark. der Immobilienpreise vom allgemeinen Preisniveau, beziehen. Rechtlicher Hinweis Der Real Estate Risk Index wird von MoneyPark nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Alle Informationen, Meinungen und Einschätzungen sind nur zum Zeitpunkt der Erstellung der Publikation aktuell und können sich jederzeit ändern. Der Inhalt basiert auf Annahmen und Einschätzungen der Money- Park-Experten und stellt in keiner Weise eine Beratung oder eine Aufforderung zu Investitionen in Produkte oder dem Kauf von Immobilien dar. Zwar beziehen sich die MoneyPark-Ex- perten bei der Erstellung des Risiko-Index auf glaubwürdige Quellen, eine vertragliche oder stillschweigende Haftung auf- grund falscher oder unvollständiger Informationen wird aber abgelehnt. 10
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