Mittelstand leidet unter Strafzinsen des Finanzamts
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Ausgabe 20 18. Mai 2018 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Finanzen Mittelstand leidet unter Strafzinsen des Finanzamts Anpassung offenbar zu aufwendig / Forderung nach 3 statt 6 Prozent D ie Höhe der Strafzinsen, die Unter- nehmen und Privatpersonen für nicht oder zu spät entrichtete Steuern zahlen, Für den Mittelstand wäre die Sen- kung des Straf-Zinssatzes eine große Entlastung. Nach einer Studie der Un- ist offenbar verfassungswidrig. Das hat ternehmensberatung Pricewaterhouse- der Bundesfinanzhof (BFH) entschieden. coopers (PwC) führen 80 Prozent aller Derzeit beträgt der Straf-Zinssatz sechs Betriebsprüfungen dazu, dass Betriebe Prozent. Das sei eine „realitätsferne Bemes- Strafzinsen entrichten müssen. Besonders sung des Zinssatzes“, urteilten die Richter. oft bemängeln die Prüfer fehlerhafte Schließlich bekämen Sparer Zinsen von Rückstellungen und Wertberichtigun- höchstens 0,5 Prozent, wenn sie Geld an- Das Urteil steht noch aus. Foto: dpa gen. Die werden jedoch häufig nicht in legten, das sie eigentlich als Steuer hätten betrügerischer Absicht, sondern in gutem entrichten müssen. Diese potentiellen 0,5 Glauben vorgenommen – die rechtlichen Prozent Zinseinnahmen und die sechs Zeit von 2015 an daher ausgesetzt. Be- Vorschriften sind ausgesprochen kompli- Prozent Strafzinsen stünden in einem ab- scheide über Strafzinsen, die diesen Zeit- ziert. Großunternehmen unterhalten für soluten Missverhältnis, so der BFH. Er hat raum betreffen, dürften damit hinfällig solche Fragen eigene Steuerabteilungen die Vollziehung von Strafzinsen für die sein. oder lassen sich von Kanzleien beraten, Analyse EU-Unternehmen hängen Konkurrenz aus Amerika und Asien ab Die größten Unternehmen Europas Konzerne legten hingegen 16 Prozent zu, Nach Umsatz geordnet ist allerdings der haben sich im vergangenen Jahr besser als nordamerikanische Unternehmen nur neun US-Einzelhändler Walmart mit 431 Milliarden ihre Konkurrenz aus Nordamerika und Asien Prozent. Euro Spitzenreiter, gefolgt von den Ölfirmen entwickelt. Wie die Unternehmensberatung Allerdings sind die USA nach wie vor China Petroleum & Chemical Corporati- EY am Freitag mitteilte, machten die euro- Spitzenreiter bei der Profitabilität. Sie kamen on und PetroChina aus China sowie Royal päischen Vertreter unter den 1000 größten auf eine durchschnittliche Marge von 13,2 Dutch Shell aus den Niederlanden. Auf Platz Unternehmen der Welt im Schnitt zehn Prozent, während die Europäer nur 10,4 fünf folgt Volkswagen mit 230,7 Milliarden Prozent mehr Umsatz – die nordamerikani- Prozent erreichten – in Asien waren es nur Euro als größtes deutsches Unternehmen. schen Unternehmen kamen auf acht Prozent 8,0 Prozent. Insgesamt konnten die Europäer Daimler kommt auf Platz 15, BMW auf Platz Wachstum, die asiatischen Konzerne auf ihren Rückstand gegenüber den USA aber 34 und Siemens auf Platz 45. sechs Prozent. Auch beim Gewinnwachstum verkleinern, wie EY mitteilte. Den höchsten operativen Gewinn fuhr lagen die Europäer an der Spitze. Gründe dafür waren demnach ein schwa- der US-Technologiekonzern Apple ein. Er Für die Auswertung schauten sich die EY- cher Euro, der Exporte billiger machte, sowie strich 54,4 Milliarden Euro ein. Dahinter Analysten Umsatzwachstum und Gewinne eine starke Auslandsnachfrage und eine folgt der koreanische Elektronikkonzern der 1000 umsatzstärksten börsennotierten anziehende Konjunktur in den ehemaligen Samsung mit 42 Milliarden Euro. Danach Unternehmen weltweit an. Versicherungen europäischen Krisenländern. „Hinzu kam kommen in den Top Ten ausschließlich noch und Banken ließen sie dabei außen vor. In ein steigender Ölpreis, der den Ölkonzernen US-Unternehmen wie Verizon Communica- dem Ranking sind 265 Unternehmen aus kräftig steigende Umsätze und Gewinne tions, die Google-Mutter Alphabet sowie die Europa vertreten, davon 44 aus Deutschland. bescherte“, erklärte Mathieu Meyer, Mitglied Investmentfirma Berkshire Hathaway von Aus Nordamerika – vor allem den USA – der EY-Geschäftsführung. Warren Buffett. kommen 327 Unternehmen, aus Asien – vor Dementsprechend war die Öl- und Das gewinnstärkste europäische Unter- allem China – kommen 361. Gasbranche Spitzenreiter bei Umsatz- nehmen war der Ölkonzern Royal Dutch Den EY-Berechnungen zufolge waren die und Gewinnwachstum: Der Umsatz der Shell auf Rang elf mit 16,1 Milliarden Euro. Europäer Spitzenreiter beim Gewinnwachs- Unternehmen aus der Branche stieg um Erfolgreichstes deutsches Unternehmen war tum: Ihr operativer Gewinn vor Steuern und 21 Prozent, der operative Gewinn um Daimler mit 14,7 Milliarden Euro auf Platz Zinsen wuchs um 21 Prozent. Asiatische 77 Prozent. 18 vor Volkswagen auf Platz 19. 1
Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe | 20/18 18. Mai 2018 was Mittelständlern in der Regel kaum bekämen vom Finanzamt schließlich auch nie verändert worden“. Und weiter: „Das war möglich ist. sechs Prozent Zinsen auf zu spät erstattete mal für den einen Steuerpflichtigen zum Wolfang Schäuble in seiner Funktion als Steuern. Das ist jedoch insofern nicht kor- Nachteil, mal für den anderen zum Vorteil.“ Finanzminister und das Bundesfinanzmi- rekt, als dass auf diese sechs Prozent eine Diese Argumentation ist in den Augen der nisterium haben sich in der Vergangenheit Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent BFH-Richter jedoch verfehlt. Schließlich gegen eine Senkung der Strafzinsen aus- fällig wird, der Steuerzahler faktisch also handele es sich beim derzeitigen Niedrig- gesprochen. Vorschläge, den Strafzins an nur 4,5 Prozent an Säumniszinsen erhält. zinsniveau nicht um eine vorübergehen- das tatsächliche Zinsniveau zu koppeln, Der Bund der Steuerzahler (BdSt) hält de Phase, sondern eine Erscheinung von hat das Ministerium als zu aufwendig angesichts des derzeit niedrigen Zinsni- „struktureller und nachhaltiger Natur“, die zurückgewiesen. Wahrscheinlich ist, dass veaus eine Strafsteuer von drei Prozent sich über einen außergewöhnlich langen das Ministerium hohe Einnahmeverluste für gerechtfertigt. Das fordern auch die Zeitraum erstrecke. Die Strafsteuer sei befürchtet. Die Finanzämter kassierten in Arbeitsgruppe Wirtschaft und der Parla- 1961 eingeführt worden – mithin in einer den letzten Jahren mehr als zwei Milliarden mentskreis Mittelstand (PKM) der CDU/ Zeit, in der völlig andere Bedingungen Euro an Strafzinsen pro Jahr. Teilweise wird CSU-Bundestagsfraktion. herrschten als heute. den Finanzämtern vorgeworfen, Betriebs- In einer dem BFH-Urteil vorgelagerten Ob die Höhe der Strafsteuern ge- prüfungen bewusst verspätet durchzufüh- Entscheidung hatte ein nordrheinwestfäli- ändert wird, entscheidet das Bundes- ren, um anschließend höhere Strafzinsen sches Finanzgericht die hohen Strafzinsen verfassungsgericht. Derzeit liegen den kassieren zu können. noch gebilligt. Schließlich sei der Straf- Karlsruher Richtern zwei Verfassungs- Verteidigt wird die Höhe der Strafzinsen Zinssatz „wegen der Vereinfachung für die beschwerden vor, über die sie urteilen auch mit dem Argument, die Steuerzahler Steuerverwaltung auch in Hochzinsphasen müssen. Digitalisierung Hohe Kosten für Unternehmen durch EU-Datenschutz DSGVO ab 25. Mai in Kraft / Hektik im Mittelstand S tephan Wernicke, Rechtexperte der DIHK, sieht in der neuen Daten- schutzgrundverordnung (DSGVO) einen die notwendigen Ressourcen verfügen, neben dem Tagesgeschäft solche strate- gischen Großprojekte über einen langen vorgesehen. Diese Unternehmen müssen etwa keinen Datenschutzbeauftragten ernennen. Doch im Wesentlichen gelten Wettbewerbsnachteil für den deutschen Zeitraum intensiv zu betreuen. Hinzu für alle Unternehmen die gleichen Aufla- Mittelstand. Wernicke sagte den Deut- kommt, dass der nationale Gesetzgeber gen: „Der Grundsatz ,one size fits all‘ stellt schen Mittelstands Nachrichten, die in den vergangenen Jahren den innerbe- sich nun in der Phase der Umsetzung als Umsetzung erfordere mehr Personal trieblichen Bürokratieaufwand durch recht sperrig für KMU dar“, so Wernicke. und generiere erhebliche Kosten. neue Auflagen ohnehin deutlich erhöht Ob die DSGVO sich auch nachteilig Große Unternehmen hätten häufig hat. auf die Handelsbeziehungen der deut- einen größeren Stab an Mitarbeitern, Zwar enthalte die DSGVO viele Vor- schen Mittelständler auswirken werden, die sich mit Datenschutz beschäftigen. gaben, die deutschen Unternehmen aus kann Wernicke noch nicht einschätzen. Daher seien sie in aller Regel auch auf dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) Die DSGVO gelte für alle Unternehmen, für die derzeitige Rechtsanpassung gut bereits bekannt seien, dennoch bedeute die ihren Sitz in der EU oder dem EWR aufgestellt. Für mittelständische Unter- die Umsetzung der DSGVO gerade für die haben. Wenn Daten von Konsumenten nehmen entstünden dagegen zusätzliche Mittelständler einen hohen Aufwand. aus Drittstaaten in der EU verarbeitet Kosten, die mangels der Expertise im „Etliche Fragen sind ungeklärt, sodass werden, müsse auch dafür die DSGVO Haus teils erheblich seien. Im Vergleich viele Unternehmen nachvollziehbar Sor- beachtet werden. Zudem gelte das soge- zu großen Unternehmen fühlen sich ge haben, etwas falsch zu machen und viele Mittelständler durch die DSGVO damit Abmahnungen oder Bußgelder zu daher benachteiligt. Der Grund: Sie ha- kassieren. Das Interesse an Informationen ben keine Rechtsabteilung, die für eine und konkreten Hinweisen zur Umsetzung datenschutzrechtliche Anpassung des ist jedenfalls groß“, so Wernicke. Internetauftritts und der Datenverwen- Ausnahmen für kleine und mittlere dung sorgt. Unternehmen, die DSGVO nicht oder Kleine und mittelgroße Unterneh- nicht vollständig umsetzen zu müssen, men führen gegen die EU-Verordnung gebe es dagegen kaum, kritisierte Wer- ins Feld, dass sie anders als börsenno- nicke. So seien Umsetzungsausnahmen tierte Konzerne in der Regel nicht über lediglich für ganz kleine Unternehmen Die DSGVO tritt ab 25. Mai in Kraft. Foto: dpa 2
Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe | 20/18 18. Mai 2018 nannte Marktortprinzip: Unternehmen Jedenfalls gibt es durchaus Staaten, die re Übergangszeit reichlich bemessen in Drittstaaten, die sich mit ihrem An- sich an der DSGVO ein Beispiel nehmen seien. Die Kommissarin vertritt die Auf- gebot an EU-Bürger richteten, müssten – wie Japan“, so Wernicke. fassung, viele deutsche Unternehmen auch die DSGVO einhalten. Die EU-Kommission sieht keinen hätten den Datenschutz bislang allenfalls Negative Konsequenzen sehe die Grund zur Aufregung: Die Kommissi- zweitrangig behandelt. Tatsächlich weiß DIHK zur Zeit nicht, so Wernicke. „Ob sich on biete viele Hilfestellungen an, sagt das Management oft nicht, was beim aus dem strengen Datenschutzrecht po- EU-Kommissarin Věra Jourová laut Datenschutz in seinem Unternehmen sitive Effekte ableiten, muss sich zeigen. Reuters und stellte fest, dass zwei Jah- vor sich geht. Politik Vorschriften zur Sozialversicherung kosten KMU Milliarden Extreme Bürokratie / derzeit 24 Monatsabrechnungen pro Jahr nötig D ie derzeit gültigen Vorschriften bei der Abrechnung der Sozialversiche- rungsbeiträge kosten mittelständische Unternehmen in Deutschland pro Jahr unnötigerweise viele Milliarden Euro. Beiträge wieder mit der Lohnzahlung zusammenfällt. Dann muss nur 1x ab- gerechnet werden.“ Hintergrund ist, dass Firmen die Sozi- Die bisherige Regelung mit der Nach- alversicherungsbeiträge doppelt berech- berechnung führe dazu, dass faktisch nen müssen. Denn für den laufenden nicht mehr zwölf, sondern 24 Monats- Monat müssen die Beiträge geschätzt und abrechnungen im Jahr erstellt werden abgeführt – im Folgemonat entsprechend müssen. Das Statistische Bundesamt den tatsächlichen Entgelten korrigiert schätzte 2016 die Gesamtkosten die- werden. „Gerade für kleine und mittel- ses Verfahrens für Unternehmen auf ständische Unternehmen bedeutet dies 1,46 Milliarden Euro. Selbst durch eine einen enormen bürokratischer Aufwand“, Gesetzesänderung 2016 wurden die Die Nachberechnung verdoppelt den Aufwand schreibt Michael Theurer von der FDP. Kosten gerade einmal um 64 Millionen derzeit. Foto: dpa „Einfacher wäre, wenn die Fälligkeit der gesenkt. Handel Iran-Sanktionen treffen vor allem mittelständische Unternehmen Wachstum von 50 Prozent in den letzten vier Jahren / 50 Milliarden Dollar Investitionen nötig U S-Sanktionen gegen europäische Firmen, die mit dem Iran Geschäf- te machen, treffen auch den deutschen glauben machen will. Die private Nachfrage wird also auch in absehbarer Zukunft ver- hältnismäßig bescheiden ausfallen und als rationsverträge mit Renault und Peugeot abgeschlossen, um sich grundlegend zu modernisieren. Deutschen Zulieferern Mittelstand. Vor allem Maschinen- und Wachstumsmotor ausfallen. winken lukrative Aufträge. Anlagenbauer, Auto-Zulieferer sowie Umso höher ist der Bedarf an Inves- Das gilt auch für Unternehmen des Elektro-Unternehmen werden Geschäfts- titionen. Für den Zeitraum von 2017 bis Maschinen- und Anlagenbaus sowie der anteile verlieren, wenn sie aus Furcht vor 2022 visiert die iranische Regierung Direkt- Elektrotechnik. Die Öl- und Gasindustrie amerikanischen Vergeltungsmaßnahmen Investitionen ausländischer Firmen in ist der mit Abstand bedeutendste Wirt- ihre Iran-Geschäfte ruhen lassen. Darüber Höhe von 50 Milliarden Dollar an. Einen schaftszweig des Irans. Teheran plant eine hinaus könnten ihnen zukünftige lukrative besonders großen Bedarf hat dabei die Steigerung der Förderkapazität von derzeit Aufträge entgehen. Automobil-Industrie. Mit über einer Million vier Millionen Barrel pro Tag (bpd) auf Die iranische Wirtschaft entwickelt an produzierten Fahrzeugen im Jahr ist sie 4,7 Millionen im Jahr 2021 und will seine sich derzeit anderes als prognostiziert. Das die größte ihrer Art im Nahen und Mitt- Anlagen dementsprechend modernisie- letztjährige Wachstum von 3,4 Prozent war leren Osten. Allerdings sind Entwicklung ren. Darüber hinaus sollen 14 Milliarden enttäuschend, die iranische Regierung hatte und Produktion vollkommen veraltet, die Dollar in die Modernisierung der neun eine Steigerung von acht Prozent anvisiert. Produktionsauslastung liegt bei lediglich bereits vorhanden Öl-Raffinerien gesteckt Die Arbeitslosenquote ist nach wie vor hoch 60 Prozent. Die beiden größten Fahrzeug- sowie zwölf neue Raffinerien gebaut wer- und liegt tatsächlich noch um einiges höher bauer des Landes, die staatseigenen Iran den. Modernisiert werden müssen auch als es die offizielle Quote von 12,1 Prozent Khodro und SAIPA, haben bereits Koope- viele Industriebetriebe, die daher einen 3
Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe | 20/18 18. Mai 2018 Vertreter der deutschen Wirtschaft haben die Bundesregierung und die EU dazu aufgefordert, die Aufrechterhaltung der Iran-Geschäfte zu gewährleisten. Unter anderem sagte der Außenwirtschafts-Chef des Deutschen Industrie- und Handelskam- mertags (DIHK), Volker Treier, „Bundesregie- rung und EU sind gefragt, das europäische Iran-Geschäft zu schützen und verlorenes Vertrauen wieder herzustellen“. Die Bun- desregierung hat gesagt, dass dies nicht in ihrer Macht stünde. Exporte über Drittländer abzuwickeln und die US-Sanktionen damit zu umgehen, seien für mittelständische Unternehmen „zu teuer und zu umständlich“, so ein Sprecher der Deutsch-Iranischen Han- Ein Gasfeld im Iran. Foto: dpa delskammer (Teheran) im Gespräch mit den Deutschen Mittelstands Nachrichten. Im Jahr 2017 exportierten deutsche großen Bedarf nach Werkzeugmaschi- iranische Unternehmen begonnen, in Unternehmen Waren im Wert von fast drei nen besitzen. Nachdem dieser in den teurere – aber qualitativ hochwertigere – Milliarden Euro in den Iran. Das entspricht letzten Jahren zumeist von chinesischen Maschinen aus westlicher Produktion zu einer Steigerung von mehr als 50 Prozent Anbietern gedeckt wurde, haben viele investieren. innerhalb der letzten vier Jahre. Elektrotechnik Bosch will USA und Asien den Halbleiter-Markt streitig machen Höchster technischer Standard / 700 neue Arbeitsplätze für Dresden B osch hat in Dresden mit dem Bau eines neuen Halbleiterwerks begonnen. Das berichtet das Unternehmen in einer Presse- der US-Chip-Hersteller „Advanced Micro Devices“ (AMD) ebenfalls in Dresden für 3,2 Milliarden D-Mark das damals modernste leiter fahren“ und seien Halbleiter eine „Schlüsseltechnologie für die vernetzte Welt“. Erklärung. Die Halbleiter werden für die Halbleiterwerk der Welt. In den letzten Jah- Bei der Standortentscheidung konnte Auto-Industrie sowie das Internet der Dinge ren entstanden Halbleiter-Werke vor allem sich Dresden gegen New York und Singapur (Industrie 4.0) produziert. Die Herstellung in Asien und den USA. Dabei wurden zum durchsetzen. Weil die Stadt ein so „einma- geschieht auf Scheiben (sogenannten Wa- Teil weitaus höhere Summen investiert als liges Mikroelektronik-Cluster“ biete, sei fers) mit einer Größe von 300 Millimetern, die eine Milliarde Euro, die in das Bosch- nirgendwo sonst eine so enge Zusammen- was dem gegenwärtig höchsten technischen Werk fließt. Samsung (weltweit die Nummer arbeit mit anderen Halbleiter-Firmen, Uni- Standard entspricht (üblich ist derzeit noch eins auf dem Halbleiter-Markt) gab sechs versitäten und Forschungseinrichtungen die Fertigung auf 200-Millimeter-Scheiben). Milliarden Dollar für eine neue Fabrik in möglich, so ein Bosch-Sprecher. Das Werk entsteht auf einem rund zehn Süd-Korea aus, TSMC (die Nummer drei) Dresden und seine Umgebung kon- Hektar Quadratmeter großen Grundstück sogar 17,5 Milliarden Dollar für den Bau eines stituieren einen der weltweit führenden nahe des Flughafens und soll bis zu 700 Werks in Taiwan. Und Intel (die Nummer Standorte für die Halbleitertechnik und Arbeitsplätze schaffen. Der Bau soll Ende eins) ließ sich die Aufrüstung seines Werks Mikroelektronik. Rund 60.000 Mitarbeiter 2019 abgeschlossen sein, die Halbleiter- in Israel 4,5 Milliarden Dollar kosten. arbeiten in mehr als 2000 Unternehmen, Produktion 2021 beginnen. Die Kosten In den letzten Jahren haben sich eine darunter vielen Start-ups, aber auch Mit- belaufen sich auf eine Milliarde Euro, von ganze Reihe von Großunternehmen wie Sie- telständlern sowie Branchenriesen wie denen 200 Millionen der Bund übernimmt. mens und Philips von ihren Halbleiterspar- Infineon und Globalfoundries, dessen Für Bosch ist es die größte Investition in ten getrennt. Bosch glaubt jedoch offenbar Halbleiterwerk im Norden der Stadt das der Firmengeschichte. an die Zukunft der Chip-Produktion. Laut größte in Europa ist. Bei dem Projekt handelt sich um Jens Fabrowsky, Mitglied des Vorstands für Der Branchenverband „Silicon Saxony“ den ersten Bau eines Halbleiterwerks in den Bereich Bosch Automotive Electronics, ist Europas größter Mikroelektronik- und Deutschland seit 1999. Damals eröffnete könne „heute kein Auto mehr ohne Halb- Halbleiter-Verband und der fünftgrößte 4
Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe | 20/18 18. Mai 2018 der Welt. Seine Mitgliedsunternehmen Hochschulen und auf einer Reihe von Gebieten eine der weltweit führenden erwirtschaften einen Gesamtumsatz von natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs-Universitäten. 14 Milliarden Euro. Der Großraum Dresden ist traditionell einer der wichtigsten Industrieregionen in Deutschland. Er war auch zu DDR-Zeiten eine der führenden Hochtechnologie- Zentren des Landes. Aufgrund des hohen Ausbildungsstands der Bevölkerung und der hohen Akademiker-Dichte errichteten nach der Wende viele westliche Unter- nehmen Werke in der Region. Darüber hinaus sind führende Forschungseinrich- tungen wie die Max-Planck-Gesellschaft, die Helmholtz-Gesellschaft, die Wissen- schaftsgesellschaft Gottfried Wilhelm Leibniz sowie das Fraunhofer-Institut prominent in der Stadt vertreten. Die Technische Universität Dresden (TUD) ist eine von bundesweit elf Exzellenz- Das geplante Halbleiter-Werk von Bosch in Dresden. Foto: dpa Innovation General Motors stellt Autoteile im 3D-Druck her Prototyp ist haltbarer und stabiler als Vorgänger / Serienproduktion ab 2023 D er US-Autobauer Generals Motors (GM) hat angekündigt, in Zukunft Autoteile per 3D-Druck zu produzieren, roiter Software-Unternehmen „Autodesk“ hatte GM zunächst den Prototypen einer Sitzhalterung im 3D-Druck-Verfahren her- Prozent stärkere Haltekraft als sein Vorgän- germodell aus Metall. Darüber hinaus war es aus einem Rohstück gefertigt, während so Reuters in seinem englischsprachigen gestellt. Das Exemplar war 40 Prozent das Metallteil aus acht verschiedenen Dienst. In Zusammenarbeit mit dem Det- leichter und verfügte über eine um 20 Komponenten besteht. GM sagt, die neue Technik wäre in- nerhalb eines Jahres ausgereift. Dann soll sie regelmäßig zur Anwendung kommen – zunächst allerdings nur in Autos der Luxusklasse sowie in Fahrzeugen für den Motorsport. Innerhalb von fünf Jahren soll die Technik dann so weit entwickelt sein, dass sie serienmäßig eingesetzt werden kann. Das neue Verfahren soll GM vor al- lem dabei helfen, die Produktion seiner Elektro- und Wasserstoff-Autos anzu- schieben. Der Bau von leichteren Teilen soll dazu beitragen, die Reichweite der Autos zu vergrößern. Die mangelnde Reichweite ist einer der Gründe, warum Elektroautos weiterhin ein Nischendasein Die Firmenzentrale von GM in Detroit, Michigan. Foto: dpa führen. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredaktion: Nicolas Dvorak. Redaktion: Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz, Nicole Oppelt, Hauke Rudolph. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kantstraße 23, 10623 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: info@ blogform-group.com. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: abo@blogformgroup.com. Mediadaten: media@blogform- group.com. www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de 5
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