MRSA-positiv! Was nun? - Medizinaldirektor Dr. Wulf-Thorsten "Wutho" Gerdts Betriebsarzt DRK Walsrode Bundespolizei Walsrode
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MRSA-positiv! Was nun? Medizinaldirektor Dr. Wulf-Thorsten „Wutho“ Gerdts Betriebsarzt DRK Walsrode Bundespolizei Walsrode
Unsere Themen heute • MRSA – kleine Zusammenfassung • Der Erreger • Multiresistenz • Aus Besiedelung wird Infektion • Umgang mit MRSA • Therapiemöglichkeiten • bei Infektion • bei Besiedelung • Nase • Rachen • Körper • Krankentransport MRSA Es gibt viel zu tun! Packen wir‘s an!
Wir sind nicht allein! • Jeder beherbergt 100.000.000.000.000 Bakterien (100 Billionen) • Wir haben drei Kilogramm Bakterien an Bord: • 2800 g Darmbakterien • 250 g Bakterien sonstwo • „Krankenhauskeime“ sind • 80 % Bakterien • 12 % Pilze • 8 % Viren
ite_images/articles/health_tools/MRSA_Slideshow_slide_1.jpg http://img.webmd.com/dtmcms/live/webmd/consumer_assets/s i] Bildquelle: Darum geht es heute: Grampositive Bakterie 0,8 – 1,2 µm Überall zu finden Natur, Haut, Atemwege 40.000 Tote jährlich in D Krankenhausletalität x 2,7
Warum der Name MRSA? • MRSA = Methicillin resistenter S.a. • aber: Methicillin gibt‘s nicht mehr! • Also: ORSA = Oxacillin resistenter S.a. • Oxacillin gibt‘s noch, aber nicht mehr in der Roten Liste 2013. • Stapenor ® = Flucloxacillin steht noch drin. • Allerdings ist der Keim auch gegen viele andere Antibiotica resistent. Daher vielleicht am besten: • MRSA = Multiresistenter S.a. • Nicht zu vergessen: • MRE = Multiresistente Erreger • VRE = Vancomycin resistente Erreger • GISA = Glycopeptid-intermediate S.a. (Japan, USA) • ESBL = Extended Spectrum Beta Lactamase-Bildner • Keine morphologische Gruppe, sondern gemeinsam erworbene Eigenschaft
Antibiotikaresistenz MRSA 2006 2007 2008 2006 2007 2008 Oxacillin 100% 100% 100% Fusidinsäure 6% 4% 2% Ciprofloxacin 94% 96% 91% Fosfomycin 3% 1% 1% Moxifloxacin 94% 90% Daptomycin 1% Erythromycin 73% 75% 81% Rifampicin 3% 1% 0% Clindamycin 65% 72% 73% Linezolid 0% 0% 0% Cotrimoxazol 3% 2% 11% Tigezyklin 0% Gentamycin 13% 10% 11% Vancomycin 0% 0% 0% Oxytetracyclin 7% 7% 7% Teicoplanin 0% 0% 0% Mupirocin 3% 3% 5% Robert-Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin 17/2009
MRSA • Der Erreger besiedelt Haut und Schleimhäute • Übertragung durch • Hautkontakte • Sekrete (Nase, Wunden) • Niesen: 1 – 2 Millionen keimhaltige Tröpfchen • Husten: „nur“ 90.000 keimhaltige Tröpfchen • seltener durch Exkrete (Stuhl, Urin) • Kann in der Umgebung bis zu 6 Monate überleben! • In der Bettwäsche: 6 Tage • Auf der PC-Tastatur: 6 Wochen • Auf Acryl-Fingernägeln: 8 Wochen • Unterschiedliche Antibiotika-Resistenzmuster • Keine besondere Resistenz gegenüber Desinfektionsmitteln!!
Risikofaktoren für Besiedelung • Komplexe Operationen • am offenen Brustkorb, Gelenkimplantate, Transplantationen • postoperative Versorgung auf chirurgischen Intensivstationen • Zwei oder mehr Risikofaktoren: • Chronische Pflegebedürftigkeit • Katheter (Harnblase, PEG-Sonde), Dialyse (Hämo- und Peritonealdialyse) • Hautulcus, Gangrän, chronische Wunden, tiefe Weichteilinfektionen • Brandverletzungen, in Spezialeinheiten behandelte Verbrennungen • Granulozytopenie = zu wenig weiße Blutkörperchen • Chemotherapie! • Berufsbedingte Exposition • Schweinemastanlagen! • Umgang mit Schlachtkörpern!
Die Keime können nicht fliegen! • Das ist der wichtigste Überträger von MRSA, daher: • Händewaschen und Händedesinfizieren sind die allerwichtigsten Schutzmöglichkeiten • Schützt Ihren Patienten UND SIE!! • Händewaschen vor Dienstbeginn!!
Handfläche auf Handfläche Re. Handfläche über li.Hand- Handfläche auf Hand-fläche legen und gegeneinander rücken legen und kreisend legen und Finger beider reiben. bewegen. Anschließend li. Hände verschränken, 3 ml Handfläche über re. Hand- wieder öffnen, ver- Desinfektionsmittel rücken legen und gleiche schränken, wieder öffnen. in die Hohlhand Bewegung ausführen. Mit den Händen Hakengriff einnehmen. Dann den Griff Kreisendes Reiben des linken Fingerkuppen der rechten einige Male hintereinander Daumens in der geschlossenen Hand in der Handfläche lockern und wieder rechten Handfläche und umgekehrt. kreisend bewegen, dann einnehmen. gleiche Bewegung mit der Nacheinander die oben aufgeführten Schritte durchführen, linken Hand ausführen. hierbei jede Bewegung mind. 5 x wiederholen. Gesundheitsamt Kreis Diepholz
Rein und raus Anziehen Ausziehen • Kittel • Handschuhe ausziehen • Handschuhe • Hände desinfizieren • Mundschutz und Haube ausz. • Haube • Ausziehen des Schutzkittels • Mund-Nasenschutz • Herausziehen der Arme • Falten des Schutzkittels der Länge nach mit der kontaminierten Seite nach innen • Zusammenrollen des Schutzkittels unter Kontakt zur nicht- kontaminierten Seite • Abwurf des Schutzkittels • Hände desinfizieren (30 sec!)
Einmalhandschuhe! • Bei möglichem Kontakt zu Körpersekreten oder Ausscheidungen • Versorgung von • Wunden, Kathetern, Sonden, Tracheostomata • Nach Beendigung der Tätigkeit • Handschuhe ausziehen • Entsorgen • Hände desinfizieren
Schutzkittel! •Patientengebundene Schutzkittel • bei möglichem Kontakt mit Körpersekreten oder Ausscheidungen • und allen pflegerischen Tätigkeiten mit engem Körperkontakt • Gummischürze bei Kontakt mit Flüssigkeiten und Wundsekreten • Kittelreinigung / Wechsel • 1x / Woche oder gleich nach Verschmutzung
Mund-Nasen-Schutz, wenn Tropfen fliegen Richtig: Falsch, Sicherheit verspielt: Mund-Nasen-Schutz Nur Mundschutz • Wichtig und notwendig bei • Tracheostomapflege, Absaugen, Verbandswechsel, großflächige Wunden, Bettenmachen • HUSTENDEN PATIENTEN, NASEN-RACHEN-Befall • Tröpfchen fliegen, Staub wirbelt auf, Wundsekrete spritzen…
Gebrauchsgegenstände •Bestecke, Geschirr, häusliche Abfälle sind unproblematisch. •Behandeln / entsorgen wie üblich
Alles wieder gut… • MRSA-Antibiotikatherapie ist ziemlich schwer ! • MRSA-Therapie ist auch nicht einfach … • Am besten vermeiden Sie eine Infektion durch die Händedesinfektion !!!
MRSA - Behandlung Infektion / Besiedlung
Krankheiten durch Staphylokokken • Sepsis mit Infektion innerer Organe • Pneumonie • Osteomyelitis, Osteitis; bis hin zur Amputation • Pyodermie, rezidivierende Furunkulose • Phlegmone, Empyem • Sinusitis, Otitis media, eitrige Parotis, eitrige Mastitis • Bakterielle Arthritis • Urethritis • Bakterielle Endokarditis
Behandlung einer INFEKTION mit S.a. • Mittel der Wahl bei Oxacillin-empfindlichen S.a. • Penicillinasefeste Penicilline • Flucloxacillin (Stapenor ®) • Inhibitorgeschützte Penicilline (+Clavulansäure) • Z.B. Augmentan ® • Cephalosporine der 1. Generation • Oral: Cefalexin, Cefadroxil • Parenteral: Cefazolin • Bei generalisierten Infektionen zusätzlich • Aminoglykoside • Gentamicin, Netilmycin… • oder Rifampicin • Bei Hautinfektionen seit 2005 / 2006 auch zugelassen: • Tigezyklin, Daptomycin
Behandlung einer INFEKTION mit MRSA • Mittel der Wahl bei Oxacillin-resistentem S.a. • Glykopeptide + Rifampicin • Glykopetpide + Gentamycin • Glykopeptide + Clindamycin • Glykopeptide + Fusidinsäure • Glykopeptide + Fosfomycin • Linezolid-Monotherapie • Rifampicin + Cotrimoxazol bei Haut / Weichgewebeinfektionen
Sanierung einer MRSA-Besiedlung - NASE • Über 5 – 7 Tage (mindestens 3 Tage) • 3x täglich ca. streichholzkopfgroße Menge Turixin-Nasensalbe Wirkstoff Mupirocin, 3g 44,02 €. • alternativ: Bacitracin-Salbe, Fucidine-Salbe, PVP-Jod 1,25 %, je nach Resistenzlage • in beide Nasenvorhöfe einreiben • Auch vorteilhaft, wenn MRSA woanders „sitzt“
Sanierung einer MRSA-Besiedlung - RACHEN • 3x täglich Rachenspülung mit antiseptischer Lösung • ProntoOral ® • Chlorhexindinhaltige Präparate • Octenidol ®
Sanierung einer MRSA-Besiedlung - HAUT • 1 – 2x täglich Ganzkörperwaschungen / Duschen (auch Haare!) mit antiseptischen Lösungen / Seifen mit nachgewiesener Wirksamkeit • z.B. Octenisan®, Decontaman®, Prontoderm®, Skinsan Scrub® u.a. • Einwirkzeiten beachten • Z.B. Octenisan: „theoretisch“ reicht 1 min, empfohlen werden 3 min: • Unverdünnt auf Waschlappen, einreiben, nach 3 min abspülen • Rekolonisierung vermeiden! • Täglicher Wechsel von Bettwäsche, Bekleidung und Utensilien der Körperpflege • Waschlappen u.ä.! • Persönliche Gegenstände (Brillen, Rasierer, Zahnbürsten) bleiben im Zimmer und werden desinfiziert
MRSA – Besiedlung: Vorgehen Tätigkeitsverbot: Behandlung 5 – 7 Tage nach § 16 oder § 31 Abs. 2 Keine Infektionsschutzgesetz: Pflege, …. Gefahr einer keine 3 Tage warten Weiterverbreitung…. Behand- ….. geeignet, erforderlich lung von und verhältnismäßig ….. Patienten Kontrollabstrich Neg? Kontr. Abstr. nach 10 Tagen Weiter- Kontr. Abstr. Weitere arbeiten nach 1 Monat Kontrollen nach 6 und Kontr. Abstr. 12 Monaten nach 3 Monaten
Sanierung einer MRSA-Besiedlung • Erfolgskontrolle • 3 Tage nach Abschluss der Behandlung / Sanierung • Abstrichkontrolle, z. B. Nase, Rachen, Leiste, perineal, falls vorhanden Wunde, Zugang zentraler Venenkatheter und ursprünglicher Nachweisort • Medizinisches Personal soll bis zur Erfolgskontrolle keine Patienten behandeln oder pflegen.
Personalscreening im Gesundheitswesen? • Normalerweise nicht. Nur, wenn • mehr als 2 Betreute in zeitlichem oder räumlichem Zusammenhang erkranken • bei einzelnen Betreuten trotz Sanierung die Besiedelung über 3 Monate besteht • Achtung! Meldepflicht nach IfSG § 6(3) • Abstrichaktionen gehen mühelos über Ihren Betriebsarzt • Nasen-Rachen-Abstrich • Ergebnis nach 2 – 3 Tagen • Kann nach Ausbruchmeldung ans Gesundheitsamt angeordnet werden und ist duldungspflichtig.
Nasenabstrich • Tupferspitze ca. 2,5 cm tief auf einer Seite in die Nase einführen • Leicht mit einem Finger gegen die Nasenscheidewand drücken und durch 5-maliges Drehen des Tupfers kreisend Material entnehmen • Ebenso mit selbem Tupfer auf der anderen Seite • Tupfer zurück in das sterile Transportgefäß stecken. • Taschentücher bereithalten .
Krankentransport MRSA
Personalhygiene • Wer soll keine MRSA-Pat. Transportieren (und behandeln und pflegen)? • Mitarbeiter mit • Hautverletzungen • Ekzemen / Neurodermitis • Psoriasis (Schuppenflechte • Ggf. Betriebsarzt fragen Dr. Wulf-Th. Gerdts Der darf da nicht rein!
Persönliche Schutzausrüstung • Overall? • „überzogen und unerwünscht“ Dr. Wulf-Th. Gerdts
Vorbereitung, Transport, Nachbereitung • Patientenvorbereitung • der Patient trägt frische Körperwäsche • Vorher mit desinfizierenden Präparaten gebadet wäre nicht schlecht… • Hautläsionen und Wunden sind frisch verbunden und abgedeckt • Atemwegsinfektion? Dann trägt der Patient einen Mund- Nasen-Schutz • Trachealkanülenträger? Dann möglichst HME-Filter • Unmittelbar vor Transportbeginn: hygienische Händedesinfektion des Patienten Dr. Wulf-Th. Gerdts
Vorbereitung, Transport, Nachbereitung • Transportvorbereitung • Einzeltransport! • vom Patienten genutzten Liege- und Sitzflächen des Transportfahrzeugs sollen mit einer Unterlage abgedeckt sein. Dr. Wulf-Th. Gerdts
Vorbereitung, Transport, Nachbereitung • Fahrzeugreinigung • Die Arbeits-, Kontaktflächen, Geräte (Griffe, Bedienelemente etc.) des Fahrzeuginnenraumes wischdesinfizieren. • Wurden Unterlagen für Liege- und Sitzflächen benutzt? Dann Desinfektion großer Flächen, wie Liege- oder Sitzflächen, Wandungen, Fußböden etc. nur, wenn es zu Kontaminationen mit potentiell infektiösen Substanzen (Erbrochenes, Urin, Fäkalien, Blut, Wundsekret etc.) gekommen ist. • Entsorgung • Kontaminierten Abfälle incl. der benutzten persönlichen Schutzausrüstung aus Einmalmaterialien (Handschuhe, Schürzen, etc.). sollten in einem kleinen Plastiksack deponiert werden, der zugeknotet zum Restmüll kommt • „Die beim Transport verwendeten Textilien wie Deckenbezüge, Unterlagen etc. sind auszuwechseln und maschinell bei 60°C oder höher aufzubereiten. Dr. Wulf-Th. Gerdts
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