Darmspiegelungen - Gesund in OÖ
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Darmspiegelungen retten Leben Eine Darmspiegelung ist die wichtigste Vor- Sanfte Koloskopie sorgemaßnahme gegen Darmkrebs. Viele Die meisten Patienten entscheiden sich für eine sogenann- Krebserkrankungen lassen sich dadurch ver- te „sanfte Koloskopie“, gemeint ist die Verabreichung eines hindern. Diese Untersuchung dauert maximal Beruhigungsmittels (Sedierung). Dabei stehen zwei Vari- 30 Minuten und ist für Patienten kostenfrei. anten zur Verfügung, erstens die sogenannte „Wurschtig- Dank eines Beruhigungsmittels bekommt keitsspritze“. Hier verfällt der Patient in einen sanften man von der Prozedur kaum etwas mit. Dämmerschlaf. „Bei dieser Form der Sedierung kann es schon vorkommen, dass man etwas spürt und fallweise Darmkrebs ist einer der häufigsten Krebsarten. Rund Schmerzen auftreten. Das ist ganz normal und es liegt 5000 Menschen in Österreich sind jährlich betroffen, das nicht daran, dass die Sedierung nicht ausreichend wäre“, sind 14 Prozent aller Krebsneuerkrankungen. Viele da- sagt die Fachärztin für Innere Medizin. von ließen sich durch Vorbeugung verhindern. Die wich- tigste vorbeugende Maßnahme ist die Koloskopie, die Die zweite Möglichkeit ist eine Art „kurze Narkose“. Hier Darmspiegelung. besteht vermehrter ärztlicher und plegerischer Aufwand. Der Patient schläft und bekommt von der Untersuchung Fahrt mit der Kamera nichts mit. Diese Form wird vor allem bei Kindern und Bei einer Koloskopie wird der gesamte Dickdarm unter- bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen vor- sucht. Dazu führt ein Arzt einen dünnen Schlauch über genommen. Zudem kommt sie bei Patienten zum Einsatz, den After ein, an dessen Ende eine kleine Kamera, das welche unter der „Wurstigkeitsspritze“ vormals nicht aus- Endoskop eingebaut ist. Mittels dieser Kamera kann der reichend sediert waren und die Untersuchung nur schwer Arzt den gesamten Dickdarm einsehen. Dieser Vorgang oder nicht vollständig durchgeführt werden konnte. dauert 20 bis 30 Minuten. Entdeckt der Arzt einen Po- lypen, kann er diesen sofort mit einer kleinen Schlinge Nach Ende der Koloskopie ist der Patient noch eine Zeit abtragen. „Dieses Verfahren ist also nicht nur die beste lang benommen und er darf vierundzwanzig Stunden Vorsorge, sondern zugleich eine therapeutische Maßnah- nicht am Straßenverkehr teilnehmen, keine Verträge un- me für den Fall, dass Polypen gefunden werden, da sie terschreiben und keine schweren Arbeiten verrichten. sogleich vom Arzt entfernt werden“, sagt Dr. Liesbeth Hofstätter, Oberärztin an der Abteilung für Innere Medi- zin im Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck. Das Ent- fernen der an sich ungefährlichen Polypen ist wichtig, weil aus den Polypen im Laufe mehrerer Jahre Krebstumore (bösartige Karzinome) entstehen können. 22
human Frühjahr 2018 „Die Koloskopie ist nicht nur die beste Vorsorge, Genaue Vorbereitung wichtig sondern zugleich eine therapeutische Maßnahme Vor der Koloskopie sind die Patienten unbedingt genau für den Fall, dass Polypen gefunden werden, da sie gleich vom Arzt entfernt werden.“ über Vorbereitung und Ablauf der Prozedur aufzuklä- ren. „Die Aufklärungsbögen sollten gewissenhaft aus- Dr. Liesbeth Hofstätter, Oberärztin an der Abteilung für Innere Medizin im gefüllt werden. Der Arzt muss vor allem wissen, welche Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck Medikamente der Patient einnimmt, ob bestimmte Aller- gien vorliegen und wie sein Gesundheitszustand ist“, sagt Dr. Hofstätter. Foto: gespag Die Vorbereitung zur Koloskopie beginnt zuhause und be- trifft die Ernährung. Ziel der Vorbereitung ist es, dass der Dickdarm zum Zeitpunkt der Untersuchung entleert und rein und daher mittels Endoskop gut einsehbar ist. Der freie Blick auf die Darmschleimhaut ist deshalb so wich- tig, damit auch kleine Polypen nicht übersehen werden. Darmwand sind möglich. „Selbst wenn es zu einer Kom- Wenn das nämlich passiert, werden sie nicht abgetragen, plikation kommt, lässt sich diese in der Regel gut behe- wachsen weiter und können sich zu Tumoren entwickeln. ben. Setzt man Risiko und Nutzen in Relation, so zeigt sich, dass der Nutzen deutlich größer ist als das Risiko“, Patienten erhalten bei der Terminvereinbarung eine sagt Dr. Hofstätter. schriftliche Information, mittels derer sie genau angeleitet werden, was sie wann nicht mehr essen oder trinken dür- Darmspiegelungen als Vorsorge fen. Ein Beispiel: Ab fünf Tage vor der Koloskopie sollten Eine Vorsorge-Koloskopie wird ab dem 50. Lebensjahr keine Körner und keine faserreiche Kost gegessen werden. empfohlen und von den Krankenkassen bezahlt. Danach Um schließlich eine restlose Darmreinigung sicherzustel- wiederholen sich die Untersuchungen im Abstand von sie- len, muss man eine Trinklösung zu sich nehmen. Heu- ben bis zehn Jahren (auch diese Folgeuntersuchungen wer- te gibt es verschiedene Mittel zur Auswahl und auch un- den von den Kassen bezahlt). Wurden Polypen gefunden terschiedliche Geschmacksrichtungen. Musste man früher und abgetragen, verringert sich der Abstand der Folgeun- vier Liter von der Lösung trinken, so gibt es heute Alter- tersuchungen je nach Fall von einem halben bis zu fünf nativen mit zwei Litern oder sogar von nur einem viertel Jahren. Der konkrete Abstand richtet sich nach Anzahl Liter (plus zwei Liter Flüssigkeit müssen dazu getrunken und Größe der gefundenen Darmpolypen und deren hi- werden). Die Trinklösung führt zwangsläuig zu wieder- stologischem (mikroskopischem) Befund. holten Toilettenbesuchen. „Man sollte zusätzlich viel Flüs- sigkeit trinken, zum Beispiel Apfelsaft gespritzt mit Lei- tungswasser oder klare Suppe“, sagt Dr. Hofstätter. Achtung: Die Vorbereitungsmaßnahmen sollte man nur dann beginnen, wenn man gesund ist und nicht zum Bei- spiel an einer Grippe leidet, da die Vorbereitung für den Körper belastend ist. Im Zweifelsfall sollte man die Ko- loskopie verschieben. Nutzen und Risiken Durch vorsorgliche Koloskopien lassen sich Neuerkran- kungen von Dickdarmkrebs um 40 Prozent senken. Die Sterblichkeit bei dieser Krebsrate lässt sich durch die Vor- sorge gar um zwei Drittel reduzieren. Die Risiken sind gering. Bei einer Koloskopie gibt es in 0,1 Prozent der Fälle Komplikationen. Werden auch Po- lypen abgetragen, erhöht sich die Zahl auf ein Prozent. Die Risiken bestehen darin, dass es zu Verletzungen im Darm kommen kann. Blutungen und das Durchstoßen der 23
Vorsorgekoloskopien werden bis zum 75. Lebensjahr Akute Anlassfälle Abgesehen von den empfohlenen vorbeugenden Darm- Untersuchung vor 50 spiegelungen werden diese auch in bestimmten akuten Bereits vor dem 50. Lebensjahr sollte man eine vorsorg- Anlassfällen ärztlich empfohlen. Es handelt sich um fol- liche Koloskopie machen lassen, wenn in der Familie gende Fälle: bereits Fälle von Darmkrebs aufgetreten sind. In einem solchen Fall sollten sich die Kinder bereits zehn Jah- Stuhlunregelmäßigkeiten re vor dem Ausbruchsalter des betroffenen Elternteils Ständige Bauchschmerzen unklarer Ursache untersuchen lassen. Beispiel: Bekam die Mutter Darm- Blut im Stuhl krebs mit 50, sollten sich die Kinder mit 40 Jahren unter- Unerklärlicher Gewichtsverlust suchen lassen. Metastasen unklarer Herkunft Davon zu unterscheiden ist das Auftreten von (man ist auf der Suche nach dem Tumor) bloßen Polypen im hohen Alter. Dies bedeutet kein Chronische Durchfallerkrankungen erhöhtes Risiko für die Nachfahren. Je älter der Mensch, (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) desto mehr Polypen bilden sich. Fast jeder über 70-Jäh- rige hat einen oder mehrere Polypen. Wurden bei einem Elternteil Polypen gefunden, sollten deren Kinder jedoch (Richtwert) empfohlen. Liegt die voraussichtliche Lebens- spätestens mit 50 Jahren zur Vorsorgekoloskopie. erwartung unter fünf Jahren, wird sie nicht mehr durchge- führt, weil die Vorbereitung belastend ist und eine Sedie- Polypen brauchen im Schnitt etwa zehn Jahre, um zu rung im hohen Alter oft schlecht vertragen wird. einem gefährlichen Krebs zu werden. In manchen Fäl- len kann das jedoch deutlich schneller gehen, wenn eine familiäre Disposition dafür vorliegt. Dies ist der Fall bei Die Vorsorgekoloskopie ist der Goldstandard der Krebs- sogenannten Darmkrebssyndromen wie zum Beispiel vorsorge. Immer mehr Menschen nehmen diese Mög- dem Lynch-Syndrom oder der familiären adenomatösen lichkeit in Anspruch. Dr. Hofstätter: „Dennoch gibt es Polyposis. Ist ein solches Syndrom bekannt, sollte man leider immer wieder Fälle, in denen das nicht passiert und bereits ab einem Alter von 25 Jahren Untersuchungen wo man dann nur mehr schwer helfen kann. Wenn zum durchführen lassen. Beispiel ein 70-Jähriger mit einem Karzinom ins Spital kommt, so hätte man ihm anhand von frühzeitigen Vor- sorgekoloskopien wesentlich besser helfen können.“ 24
human Frühjahr 2018 Mögliche Alternativen Die sogenannte kleine Darmspiegelung kann die nor- male Vorsorgeuntersuchung nicht ersetzen. Hierbei werden lediglich die letzten 30 bis 40 Zentimeter des Dickdarms untersucht, Polypen im oberen Darmbe- reich können daher nicht entdeckt werden. Die klei- ne Darmspiegelung kann bei alten Menschen nützlich sein, wenn für diese die Vorbereitung einer normalen Koloskopie zu anstrengend wäre. Der Vorteil: Es ist keine vorbereitende Darmreinigung nötig, ein Einlauf reicht aus, um die Untersuchung durchzuführen. Neben der üblichen Koloskopie besteht auch die Möglichkeit einer virtuellen Koloskopie, gegebenen- falls auch eines Röntgen oder einer Computertomo- graphie. „Diese besitzen aber nicht die Qualität, um die herkömmliche Darmspiegelung zu ersetzen“, sagt Dr. Hofstätter. Ab 40 Jahren sollte jeder einen Stuhl-Bluttest machen lassen. Gesucht wird dabei verstecktes, nicht sicht- bares Blut im Stuhl (sogenannter Okkulttest). Er wird im Rahmen der allgemeinen Vorsorgeuntersuchung ko- stenlos angeboten. Dieser einfache Test ermöglicht es, blutende Tumore zu entdecken. Tumore ohne Blut blei- ben aber unentdeckt, daher kann diese Methode eine Koloskopie nur ergänzen und nicht ersetzen. Dr. Thomas Hartl Gesundheitsnews per Mausklick www.gesund-in-ooe.at, das Gesundheitsportal der Ärztekammer für OÖ, ist die ideale Startseite, wenn Sie Infos zu Gesundheitsthemen suchen. Interessierte können sich aktuelle Infos direkt per Newsletter zuschicken lassen und inden diese dann bequem in ihrem Mail-Posteingang – vom Ärzteblog über Gesundheitstipps bis zu aktu- ellen News. Den monatlichen Newsletter können Sie einfach per Mausklick bestellen und auch jederzeit wieder abmelden. Besuchen Sie dazu einfach die Startseite von www.gesund-in-ooe.at. 25
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