Antidepressiva - Pro und Contra - Memmingen, 21. Juni 2017 - Pro und ...

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Antidepressiva - Pro und Contra - Memmingen, 21. Juni 2017 - Pro und ...
Antidepressiva –
   Pro und Contra
   Memmingen, 21. Juni 2017

          Max Schmauß
  Bezirkskrankenhaus Augsburg
Antidepressiva - Pro und Contra - Memmingen, 21. Juni 2017 - Pro und ...
Walter Jens im
               SZ-Interview - 22./23. 02. 2003

  „Ich bin einer der wenigen, die mit absoluter
  Schonungslosigkeit über die eigene Depression
sprechen. O Gott, Depression, da muß ich ja in die
Psychiatrie! heißt es. Muss ich nicht. Es gibt dafür
Medikamente. Eine Depression, unter der weiß Gott
 viele aus unseren Kreisen gelitten haben, ist nicht
  ehrenrühriger als eine Prostatavergrößerung.“
Antidepressiva - Pro und Contra - Memmingen, 21. Juni 2017 - Pro und ...
Walter Jens im
               SZ-Interview - 22./23. 02. 2003

     Und wer hilft einem in der Depression?

„Da braucht man seine Frau am dringendsten, man
braucht einen verständigen Arzt und man braucht die
 Chemie. Antidepressiva sind ein ungeheurer Segen.
      Danach ging es mir besser als je zuvor.“
Antidepressiva - Pro und Contra - Memmingen, 21. Juni 2017 - Pro und ...
Was sind Antidepressiva?
Antidepressiva - Pro und Contra - Memmingen, 21. Juni 2017 - Pro und ...
Antidepressiva sind Medikamente,
die vom Hausarzt, Internisten und
Psychiater sehr häufig eingesetzt
             werden.

   Sie gehören zur Gruppe der
   Psychopharmaka, mit denen
Störungen bzw. Erkrankungen der
  Psyche behandelt werden. Sie
wirken u. a. stimmungsaufhellend
        und angstlösend.
Antidepressiva - Pro und Contra - Memmingen, 21. Juni 2017 - Pro und ...
Bei welcher Diagnose
werden Antidepressiva
     eingesetzt?
Antidepressiva - Pro und Contra - Memmingen, 21. Juni 2017 - Pro und ...
Antidepressiva sind bei mehreren
      Diagnosen einsetzbar.
Im engeren Sinn sind sie angezeigt
bei Depressionen unterschiedlicher
  Ursachen und Verlaufsformen.

 Seit einigen Jahren werden mit
   ihnen auch Angststörungen
  unterschiedlicher Ausprägung
  erfolgreich therapiert, sowohl
 solche mit Depression als auch
               ohne.
Antidepressiva - Pro und Contra - Memmingen, 21. Juni 2017 - Pro und ...
Wie wirken
Antidepressiva?
Antidepressiva - Pro und Contra - Memmingen, 21. Juni 2017 - Pro und ...
Antidepressiva beeinflussen die
  Übertragung von Signalen im Gehirn.
   Dort können die ungefähr 5-10 Mrd.
   Nervenzellen nur sinnvoll arbeiten,
     wenn die Reizübertragung und
       -weiterleitung funktioniert.

     Dies geschieht mittels der sog.
    Botenstoffe, u.a. Serotonin oder
              Noradrenalin.
Diese müssen in der richtigen Menge und
   im richtigen Verhältnis zueinander
             vorhanden sein.
Antidepressiva - Pro und Contra - Memmingen, 21. Juni 2017 - Pro und ...
Bei der Depression sind
Störungen sowohl in der Menge
  wie auch im Verhältnis der
  Botenstoffe Serotonin und
   Noradrenalin aufgetreten.

Antidepressiva bewirken, dass
 wieder genügend Botenstoffe
Noradrenalin und Serotonin zur
      Verfügung stehen.
Wie erkenne ich eine
  therapeutische
     Wirkung?
Eines der wichtigsten Kriterien für die
Wirkung eines Antidepressivums ist z. B.
       die Stimmungsaufhellung.

Der Patient spürt allmählich, dass seine
     Traurigkeit und Freudlosigkeit
 nachlassen, es kehrt das Interesse an
 der eigenen Person (Kleidung, Hobby)
 und an seiner Umgebung (Verwandte,
        Freunde) wieder zurück.

  Die Antriebslosigkeit bessert sich,
Ängste und Schlaflosigkeit lassen nach.
Wann kommt die
   Wirkung?
Antidepressiva
sind keine „Hämmer“, die kurz und
         grob zuschlagen.

     Es dauert üblicherweise
  4-6 Wochen, bevor die Wirkung
    eines Antidepressivums zu
         beobachten ist.

Leider lässt sich keine individuelle
 Voraussage für den Wirkeintritt
              machen.
Selbst das beste
    Antidepressivum
kann nicht das Umfeld des
  Patienten verbessern.

Über ungünstige soziale,
familiäre und finanzielle
  Umstände sollte der
behandelnde Arzt genau
   Bescheid wissen!
Die Genesung von einer Depression
   wird leider nicht selten durch
 Unwissenheit und Unverständnis
 im sozialen Umfeld des Patienten
             behindert.

         Eine Depression
       ist eine Erkrankung
 und kein schuldhaftes Versagen!
Der Betroffene braucht Zuwendung
  und Hilfe und keine Vorwürfe!
Wie lange muss man
Antidepressiva nehmen?
Eine Besserung der
meisten depressiven Symptome
   unter Antidepressiva ist
kein Hinweis, die Therapie nun
         abzubrechen!

  Auch nach Besserung der
    Depression sollten Sie
   die Antidepressiva noch
    mindestens 6 Monate
         einnehmen!
Wie findet man die
richtige Dosierung?
Alle wirkungsvollen und bewährten
        Antidepressiva sind
verschreibungs- und rezeptpflichtig.

Es gibt eine Standarddosierung für
 das jeweilige Antidepressivum.
   Diese Standarddosierungen
      unterscheiden sich bei
unterschiedlichen Antidepressiva
             deutlich.
Standarddosierungen für:

Citalopram (Cipramil) 20 mg
Amitriptylin (Saroten) 75 mg
Mirtazapin (Remergil) 30 mg
Venlafaxin (Trevilor) 75 mg
Kann man
 erkennen, ob die
Dosierung zu hoch
oder zu niedrig ist?
Das Finden der richtigen Dosierung ist
   nicht nur unter dem Aspekt der Wirkung,
 sondern auch unter dem Gesichtspunkt des
Auftretens möglicher Nebenwirkungen wichtig.

Unter der Belastung einer Depression kann beim
 Patienten der Eindruck entstehen, dass die im
      Beipackzettel des Antidepressivums
aufgeführten Nebenwirkungen sämtlich bei ihm
                   auftreten!

   In einer solchen Situation sollte er nicht
      vorschnell das Präparat absetzen,
  sondern möglichst rasch das Gespräch mit
              seinem Arzt suchen!
Wie werden
    Antidepressiva
      abgesetzt
         bzw.
wie muss die sinnvolle
 Umstellung auf ein
  anderes erfolgen?
Wenn nach Einschätzung des behandelnden
  Arztes die Genesung so stabil ist, dass ein
Wiederauftreten einer Depression weitgehend
 ausgeschlossen werden kann, wird sich der
Arzt für das Absetzen eines Antidepressivums
                entscheiden.

Dabei ist strikt der Empfehlung zu folgen, dies
 nicht abrupt zu tun, sondern die Dosierung
          schrittweise zu reduzieren.
 Dies gilt auch für die Umstellung von einer
        hohen auf eine niedrige Dosis!

Bei einem plötzlichen Absetzen des Präparats
können kurzfristige Störungen des Allgemein-
  befindens nicht ausgeschlossen werden!
Können
Antidepressiva
    heilen?
Antidepressiva können heilen!
Internationale Studienergebnisse bekräftigen
              dies zunehmend.
      Voraussetzung ist der Einsatz von
   Antidepressiva mit einer Psychotherapie
       und eine konsequente Akut- und
             Langzeitmedikation!

  Jedes wirksame Antidepressivum hat ein
 bestimmtes Spektrum an Nebenwirkungen.
Manche treten etwas häufiger auf, sind dafür
aber zum Teil nur vorübergehend und leicht!
   Schwere Nebenwirkungen sind eher die
 Ausnahme. Moderne Antidepressiva haben
  deutlich weniger Nebenwirkungen als die
           älteren Antidepressiva!
Mit welchen
Nebenwirkungen
muss man häufig
   rechnen?
Häufige Nebenwirkungen:

-   Mundtrockenheit
-   Verstopfung
-   Akkommodationsstörungen
-   Restharnbildung (bei Männern
    mit Prostataproblemen)
-   Übelkeit
-   Schwindel
-   Schlaflosigkeit
-   Kopfschmerzen
Sollten Sie irgend welche
      Nebenwirkungen verspüren,
      die Sie auf die Einnahme des
      Medikaments zurückführen,
informieren Sie bitte Ihren Arzt darüber.

   Denken Sie aber bitte immer daran,
 dass leichte Nebenwirkungen, wie z. B.
   Übelkeit in den ersten Behandlungs-
tagen auftreten können! Diese sind in der
  Regel nur kurzfristig und klingen nach
        ein paar Tagen wieder ab.
Machen
Antidepressiva
  abhängig?
Antidepressiva machen nicht abhängig!

       Die Notwendigkeit einer regelmäßigen
 Medikamenteneinnahme bedeutet nicht Abhängigkeit!

Beruhigungsmittel (Benzodiazepine, z.B. Adumbran) und
 Schlafmittel (z. B. Stilnox) können abhängig machen.

         Es gibt einen Unterschied zwischen
        Psychopharmaka und Antidepressiva.

  Der Begriff Psychopharmaka ist der Oberbegriff für
mehrere Gruppen von Medikamenten, die zur Behandlung
    psychischer Erkrankungen eingesetzt werden.

    Dazu zählen die Neuroleptika (Antipsychotika),
       die Beruhigungsmittel (Benzodiazepine),
   die Antidepressiva und andere Präparategruppen
                  wie z. B. Lithium.
Gibt es
Unverträglichkeiten
   mit anderen
 Medikamenten?
Moderne Antidepressiva vertragen sich im
Allgemeinen recht gut mit anderen Medikamenten.
Einzelne Wechselwirkungen zwischen Stoffen sind
   Ihrem Arzt bekannt und sollten mit ihm auch
               besprochen werden.

Die gleichzeitige Gabe mit Medikamenten aus der
Inneren Medizin (gegen Bluthochdruck, Diabetes,
       Asthma, etc.) ist ebenfalls möglich.

 Besondere Vorsicht ist mit zunehmendem Alter
 geboten, wo oft mehrere Krankheiten und damit
Medikamente zusammen auftreten bzw. verwendet
                    werden.

            Achtung bei Medikamenten,
 die in der Apotheke ohne Rezept erhältlich sind!
Sport, körperliche Aktivität
            EKT                                            Transkranielle
                        Nicht-medikamentöse somatische     Magnetstimulation
                        Therapieverfahren bei Depression

Tiefenhirnstimulation                                      Schlafentzug
                                 Lichttherapie
Vielen Dank
für Ihre
Aufmerksamkeit
10 Goldene Regeln
für die Einnahme von
   Antidepressiva
Bitte nehmen Sie die
Medikamente regelmäßig ein.

  Sollten Sie die Einnahme
  einmal vergessen haben,
    ist das kein Problem.

Sie brauchen die ausgelassene
  Dosis dann nicht zusätzlich
         einzunehmen.
Reduzieren Sie nie eigenmächtig
   die Dosis der Medikamente,
sondern behalten Sie die Dosierung
    bei, die nötig war, um eine
    Besserung herbeizuführen.

  Bei jeder Dosisreduktion kann es
jederzeit zu einer Verschlechterung
des Zustandes oder sogar zu einem
   kompletten Rückfall kommen!
Sie sollten Ihr Antidepressivum
von dem Zeitpunkt an, von dem
  an es Ihnen deutlich besser
              geht,
 über einen weiteren Zeitraum
    von mindestens 6-12 (!!)
     Monaten einnehmen.
Ist das Ende der Behandlungsphase
erreicht, können Sie mit Ihrem Arzt
darüber sprechen, das Medikament
      schrittweise abzusetzen.

Bitte setzen Sie niemals abrupt ab,
 sondern verringern Sie die Dosis
           schrittweise.

   Ansonsten kann es zu einer
  erneuten Depression kommen!
Haben Sie Vertrauen in die
Behandlung durch Ihren Arzt und in
        Ihr Medikament!

 Und haben Sie vor allem Geduld!

 Eine Besserung Ihres Zustandes
 wird nicht von heute auf morgen
             eintreten.

     Oft ist die Wirkung erst
    nach 4-6 Wochen spürbar!
Sollten Sie zu den Menschen zählen,
 die nur sehr ungern Medikamente einnehmen
        – und dazu zählen die Meisten –
        denken Sie immer wieder daran,
      dass bei bestimmten Erkrankungen
  die Einnahme von Medikamenten zwingend
                 erforderlich ist.

     Der Zweck der Medikamenteneinnahme
ist hier zunächst viel anschaulicher als im Falle
     der Depression (Infektionen-Antibiotika;
        Diabetes-Insulin; hoher Blutdruck-
        blutdrucksenkende Medikamente)
Die pharmazeutischen Firmen sind
       gesetzlich verpflichtet, alle
   Nebenwirkungen im Beipackzettel
aufzuführen – unabhängig davon, wie oft,
  in welcher Anzahl und wie lange sie
           aufgetreten sind.

 Dies trifft nicht nur für Antidepressiva,
              sondern auch für
         Blutdruckmedikamente,
 Herzmedikamente, Antidiabetika und
        Schmerzmedikamente zu.
Johanniskraut

 Nur deutsche Patienten und Ärzte lieben
              Johanniskraut!
    In anderen europäischen Ländern,
   in den USA, Kanada oder Australien
kommt Johanniskraut kaum oder überhaupt
            nicht zum Einsatz!

       Fast alle frei verkäuflichen
Johanniskrautpräparate sind unterdosiert!

  Auch nicht-rezeptpflichtige, pflanzliche
  Antidepressiva haben Nebenwirkungen
  (z.B. ausgeprägte Lichtempfindlichkeit
        der Haut bei Johanniskraut)
Vielen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit
Die Behandlung der Depression mit
Medikamenten ist eine sehr gängige und
 wirksame Form, gegen die Depression
           anzukämpfen.

Verschreibt Ihr Arzt Ihnen Medikamente
gegen Ihre Depression, scheuen Sie sich
   nicht, diese sog. Psychopharmaka
              einzunehmen.
 Damit die medikamentöse Behandlung
    der Depression aber tatsächlich
  erfolgreich ist, im folgenden einige
   Hinweise, die unbedingt beachtet
            werden sollten:
Was sind moderne
   Antidepressiva?

 Warum sind die neuen
Medikamente besser als
  die traditionellen?
Neue Antidepressiva stehen
    seit 10-15 Jahren zur Verfügung
        und habe eine selektive
      pharmakologische Wirkung.
Sie bewirken einen gezielteren Effekt im
Gehirn und damit eine schonendere, d. h.
     besser verträgliche Therapie.

 Mit modernen Antidepressiva hat der
Patient üblicherweise deutlich weniger
  Nebenwirkungen und eine größere
Chance auf eine dauerhafte Heilung bei
          Langzeiteinnahme.
Warum gibt
  es so viele
Antidepressiva?
Gegen viele Erkrankungen
   (Bluthochdruck, Herzinsuffizienz,
           Diabetes, Asthma)
      gibt es mehrere Präparate.

     Das gleiche gilt auch für das
    Krankheitsbild der Depression.

       Lässt man verschiedene
    Zubereitungsformen (Tablette,
   Retardkapsel, Tropfen, Infusion)
außer Betracht, gibt es sowohl von den
  älteren wie auch von den neueren
   Antidepressiva unterschiedliche
            Medikamente.
Darf man unter
Antidepressiva
 Auto fahren?
Grundsätzlich darf man unter
  Antidepressiva Auto fahren.
    Dies sollte aber mit dem
behandelnden Arzt abgesprochen
            werden.

Besondere Vorsicht ist geboten bei
 sedierenden Antidepressiva und
  insbesondere zu Beginn einer
 Behandlung und bei jeder Art der
    Medikamentendosierung!
Gibt es einen
  Unterschied
    zwischen
Psychopharmaka
       und
Antidepressiva?
Sollten Sie aus Versehen
eine zu hohe Dosis Ihres
    Antidepressivums
 eingenommen haben,
  informieren Sie bitte
 umgehend Ihren Arzt.
Im Fall der Einnahme von
Antidepressiva ist es dringend
 erforderlich, dass Sie jeden
   Ihrer behandelnden Ärzte
     über die Medikamente
 informieren, die Sie zur Zeit
          einnehmen.
Nur so kann vermieden werden,
        dass es zu sog.
  Wechselwirkungen kommt.
Die Dosierung eines
   Antidepressivums ist
wesentlicher Bestandteil des
 Arzt-Patienten-Gesprächs.

Der Arzt kann ohne Angaben
des Patienten darüber, wie er
  sich fühlt und wie er das
 Medikament verträgt, nicht
  optimal dosieren können.
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