Mütter mit Neugeborenen und Babylots_innen in der Pandemie - Vorstellung der Befragungsergebnisse
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Mütter mit Neugeborenen und Babylots_innen in der Pandemie Vorstellung der Befragungsergebnisse Dr. Constanze Cholmakow-Bodechtel im Auftrag des Deutschen Caritasverbands 10. Juni 2021
Rahmenbedingungen zu Geburten in der Klinik während der Pandemie Die Situation in Deutschland Lotsenprogramme allgemein und das Der Beginn der Pandemie in Deutschland Programm Babylotse im Speziellen im März 2020 Ø Lotsendienste in Geburtskliniken nehmen Ø Allgemeine Kontaktbeschränkungen und Ø 770.000 Geburten im Jahr 2020 in potenzielle Bedarfe von jungen Familien viele daraus resultierende Einschränkungen Deutschland* wahr, klären diese ab, beraten und im privaten und beruflichen Alltag aller Ø Zwischen Dezember 2020 und Februar vermitteln wenn nötig in längerfristige Menschen Angebote der Frühen Hilfen. 2021 Geburtenplus von 1 % (im Rahmen Ø Bezogen auf Geburtskliniken gab es üblicher Schwankungen)** Ø Das Programm Babylotse erreicht in 71 beispielsweise Besuchsverbote für Partner, Ø 98 % der Entbindungen in Geburtskliniken Geburtskliniken in 8 Bundesländern Geschwister und weitere Familienmitglieder insgesamt mehr als 16 % aller Geburten in und Kontakteinschränkungen unter den Deutschland. Wöchnerinnen. Ø Ein Viertel der Babylotsen-Kliniken sind in katholischer Trägerschaft. * https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/Tabellen/lebendgeborene- gestorbene.html;jsessionid=C35E76261E40DF389D31D8E1343564D3.live732 ** https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/03/PD21_149_126.html;jsessionid=06374A52633661133863F62BB87B1587.live721 2
Befragungsdesign Befragungszeitraum: Dezember 2020 bis April 2021 80 Interviews mit (weiblichen) 31 Interviews mit Müttern, die Babylotsinnen 65 Interviews mit Müttern, um die Geburt ihres Kindes in die ebenfalls in der Zeit der der Zeit der Pandemie Kontakt Pandemie entbunden zu einer Babylotsin hatten haben, jedoch ohne Kontakt zu einer Babylots_in 35 Interviews mit 43 Interviews mit Personen, Mitarbeitenden aus die zu Beginn der Pandemie Babylotsen-Kliniken noch keinen Lotsendienst in ihrer Klinik eingeführt hatten 6 Expert_innen-Gespräche zur Einordnung der Ergebnisse 3
Ich konnte nur entweder mit Situation der Mütter in Zeiten der Pandemie meinem Partner oder mit meinem Kind zusammen Mein Partner durfte nicht zu Besuch in sein. Es gab keine Zeit als die Klinik kommen. Familie zusammen. Das war nicht schön. Der Wegfall aller Kurse Ich bin Ausländerin ist für mich die spezielle und meine Mutter Herausforderung der • 74% der befragten Mütter haben weniger konnte uns bisher Corona Zeit. Unterstützung aus dem privaten Umfeld erhalten. nicht besuchen. • Durch den Wegfall / die Verlegung der Angebote in den virtuellen Raum fehlt die Möglichkeit neue Ein Kind betreuen unter Kontakte zu knüpfen. Ich war Corona ist ein Vollzeitjob anfangs • Durch die Schließung der Kinderbetreuungs- und das hochschwanger überfordert. zu leisten ist eine einrichtungen und Schulen fehlt Unterstützung bei der Betreuung von Geschwistern. Herausforderung! • Viele Mütter nannten vorwiegend ihre Partner und professionelle Gesprächspartner als Ansprech- partner für Fragen rund um die Geburt. Nur 13 % Es war alles sehr traurig, Die Geburt war traumatisch. konnten sich mit ihrer Freundin besprechen, 22 % dass mein Mann nicht Ich habe mich allein gelassen mit ihrer Mutter. mitkommen durfte und ich gefühlt und die Angst des Klinik- ganz allein bei allem war. personals vor einer Ansteckung war spürbar. 4
Lotsen in der Geburtsklinik machen den entscheidenden Unterschied Die Babylotsin war mein Ich bin sehr froh, dass es dieses Engel im Krankenhaus! Programm gibt! Ich war sehr positiv für Familien Sie hat sich stark für mich eingesetzt in vielen überrascht von dieser persönlichen Beratung und Umsorgung. ü 93 % der Mütter die Kontakt zu einer Belangen! Babylots_in hatten, bestätigen: „Ich fühlte mich mit meinen Fragen nicht allein gelassen. Man hat mir zugehört.“ Ich kann ganz offen mit ihr ü Alle Mütter (100 %) würden den Kontakt Es wäre gut, wenn reden, ohne mich zurückhalten zur Babylots_in weiterempfehlen. die Babylotsinnen zu müssen. Meine Deutsch- überall wären! kenntnisse sind nicht so gut. ü Die Gespräche mit der Babylots_in werden Sie hat mir trotzdem alles gut von 81 % der Mütter als (sehr) hilfreich erklärt und mir so geholfen. wahrgenommen. Die Babylotsin hat mir ü 50 % im Gegensatz zu 24 % der befragten Mut gemacht und mir Erstgebärenden fühlen sich rückblickend meine Ängste nicht gut auf die Entlassung aus der Klinik genommen. vorbereitet. 5
Auch die Babylots_innen hatten speziell zu Beginn der Pandemie mit vielfältigen Herausforderungen zu kämpfen Die Vermittlung in weiter- Im März 2020 wurde mir Ich kommuniziere viel führende Angebote ist für 5 Wochen verboten weniger persönlich dafür schwierig geworden. Viele die Klinik zu betreten! mehr telefonisch. Angebote der Frühen Hilfen finden aktuell nicht statt. Die niedrigschwelligen Angebote wie Krabbel- gruppen und Familien- zentren fallen weg. Es gibt wenige Angebote, in 1. 2. 3. die wir vermitteln können. ¼ der Babylots_innen wurde der Zutritt Durch die Kontaktbeschränkungen und Viele Angebote der Frühen Hilfen, in die zur Klinik und damit zu ihrem Hygienemaßnahmen ist es schwieriger zuvor gelotst wurde, fanden nicht mehr Arbeitsplatz zumindest zeitweise für die Frauen und Familien “da zu sein” in der gewohnten Form statt. verwehrt. und eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. 6
Beratungsprozess Erkennen Klären Planen Vernetzen Evaluieren In der Pandemie konnte bei Im Vergleich zu vor einem Jahr 55 % der befragten Baby- 39 % der befragten Baby- 71 % der Mütter haben ein durchschnittlich 73 % aller ist der Anteil der Mütter, deren lots_innen haben die Art und lots_innen haben ihre Beratung konkretes Angebot von der Mütter ein möglicher Unter- Unterstützungsbedarf durch Weise der Beratung von inhaltlich umgestellt. Babylotsin empfohlen stützungsbedarf durch eine eine Babylots_in abgeklärt Müttern zu Unterstützungs- bekommen. Babylots_in eingeschätzt wurde bei angeboten verändert als Resul- ꟷ mehr aufsuchende Hilfe Davon halten 91 % der Mütter, werden. ꟷ 58 % unverändert tat der Pandemie. (Familienhebammen) es für (sehr) wahrscheinlich, ꟷ 23 % höher ꟷ z.T. Verschiebungen der dass sie das Angebot Der Anteil liegt zwischen 8 % ꟷ 18 % niedriger Überleitung in Hilfsangebote wahrnehmen werden. und 100 %. ꟷ Vermittlung in zusätzlich eingerichtete telefonische und online Angebote 8
Gelingensbedingungen für Lotsendienste in Geburtskliniken in der Pandemie Starkes klinikinternes Netzwerk Starkes Netzwerk zu externen Hilfsangeboten Das Programm kann auch unter Einschränkungen fortgeführt werden, wenn… - die Babylots_in einen belastbaren Kontakt zum lokalen Netzwerk Frühe Hilfen - die Babylots_in klinikintern gut eingebunden ist, ihr der Zugang nicht verwehrt aufgebaut hat. So kann sie dennoch in die reduzierte Auswahl an Angeboten wird, sie Teil des Teams ist und Unterstützung von ihren Kolleg_innen vermitteln. (Ärzt_innen, Pflegekräfte und Hebammen) bei der Bedarfseinschätzung erhält und ggf. auch der persönliche erste Kontakt über Kolleg_innen vermittelt wird. 9
Lotsen in der Geburtsklinik machen den entscheidenden Unterschied Ich finde, das Babylotsen- programm gehört in jede Das Babylotsenprogramm ist Entbindungsklinik! sinnvoll und wichtig! Es wäre Im Klinikalltag wirklich schlecht, wenn es das nicht gäbe, weil viele Frauen Kliniken ohne Lotsenprogramm Kliniken mit Lotsenprogramm diese Unterstützung benötigen. ü 60 % der Befragten aus dem Umfeld von ü 40 % der Befragten aus Babylotsen- Kliniken ohne Lotsenprogramme sagen, Kliniken finden, dass Familien mit dass Familien mit Neugeborenen Neugeborenen besonders stark unter den besonders stark unter den Folgen der Folgen der Pandemie leiden. Pandemie leiden. ü An der Einschätzung des Unterstützungs- ü 95 % kennen ein „ungutes Bauchgefühl“, bedarfs sind in fast allen Kliniken mehrere Babylotsinnen sind eine große wenn sie an die Entlassung einiger Mütter Professionen beteiligt. Entlastung! denken. Vieles, was wir früher zwar gesehen ü 97% aller Mitarbeiter_innen in Geburts- haben, aber zeitlich nicht leisten ü Zum Umgang und der Versorgung nicht- kliniken bewerten die Zusammenarbeit mit konnten, wird durch die Babylotsin medizinischer Belange benötigen sie der Babylots_in als sehr gut oder gut. auf einen guten Weg gebracht. Unterstützung. ü Sie empfinden es als (große) Entlastung, dass die Babylots_in adäquat auf psychosoziale Belange eingeht. 10
Welche Bedingungen müssen gegeben sein für die Einführung des Programms in einer Klinik? Es braucht einen Motor, der den Sinn und den Wert eines Lotsen- programms erkannt hat. Aufgabe ist Gründe dafür, warum bisher kein Lotsenprogramm in der es dann alleSuche auf dernach Station zu Klinik eingeführt wurde: fachlich überzeugen und die Klinikleitung! kompetentem Personal Unter- In Zeiten der Pandemie Fachlich Geeignete stützung Finanzierung des kompetentes Räumlich- der sind die Babylotsinnen Programms Personal keiten in der Klinik- unverzichtbar geworden. Klinik leitung 11
Vielen Dank! … an alle befragten Mütter, die sich trotz neugeborenem Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Baby die Zeit für die Befragung genommen haben. … an alle befragten Babylotsinnen, die uns großes Vertrauen entgegengebracht haben. … an alle Befragten innerhalb (und außerhalb) der Kliniken, die trotz der vielen beruflichen Anforderungen für ein Interview zur Verfügung standen. … an alle Expert_innen, die uns bei der Interpretation der Ergebnisse 12
Mit Babylotsin Ohne Babylotsin Zufriedenheit mit dem Klinikaufenthalt 74 % zufriedene Mütter 55 % zufriedene Mütter Rückblickend das Gefühl haben schlecht auf die Entlassung aus der Klinik vorbereitet gewesen zu sein 20 % der Erstgebärenden 50 % der Erstgebärenden Wichtigkeit der Arbeit der Babylotsen 95 % der befragten Ärzt_innen, Pflegekräfte und Hebammen halten die Babylotsinnen für „systemrelevant“. 97 % empfinden die Arbeit der Babylotsinnen als Entlastung. 93 % der Mütter beschreiben den Kontakt mit „Ich fühle mich mit meinen Fragen nicht allein gelassen, man hat mir zugehört.“ 86% haben „wichtige Informationen erhalten“ 71% fühlen sich durch den Einsatz der Babylotsin „entlastet“. 84 % der Befragten aus Kliniken ohne Lotsenprogramm halten es für sinnvoll ein solches einzuführen.
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