Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 1/2019

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Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 1/2019
1/2019

         Natur Land
           Salzburg
             Naturschutz –
             Partner zum Leben
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 1/2019
Natur Land Salzburg 1/2019
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   

Serviceangebote im                                                                                                                          Inhalt
Bereich Naturschutz                                                                                                                         Heft 1/2019 | 26. Jahrgang

                                                                                                                                            Vorwort Landesrätin Maria Hutter ..................................4           TAGUNGSBERICHTE
Naturschutz im Internet                                                                                                                     Erklärung zur Informationspflicht...................................5
                                                                                                                                                                                                                           Natura 2000 – Zurück in die Zukunft“............................ 46
Die Homepage der Naturschutzabteilung mit vielen interessanten Themen, wie z.B. Artenschutz,                                                Offenlegung gemäß § 25(2) Med. Gesetz...........................5
                                                                                                                                                                                                                           Meisterwerke der Naturgeschichte ............................... 49
Berg- und ­Natur­wacht, Biotopkartierung, Naturschutz International, Naturschutzrecht, Lebensraumschutz,
                                                                                                                                                                                                                           Nachhaltigkeit beim Bodenverbrauch............................ 50
­Vertragsnaturschutz etc., finden Sie unter der Adresse www.salzburg.gv.at/naturschutz.
                                                                                                                                            FACHBEITRAG                                                                    „EONext: Erdbeobachtung in Österreich“.........................51
                                                                                                                                                                                                                           BFW Praxistag 2019 ������������������������������������������������ 52     3
SAGIS-Online                                                                                                                                Datenlage zum Klimawandel und seinen Folgen in Salzburg....6
                                                                                                                                                                                                                           Forstlicher Informationstag Windwurf............................ 55
                                                                                                                                            Historische Nutzungsanalyse des Moorgebiets Bürmoos,
Das geografische Informationssystem des Landes mit Informationen aus dem Bereich Naturschutz und vielen                                     Weidmoos und Ibmer Moor...........................................9
an­deren Fachbereichen erreichen Sie durch Anklicken des Links „Landkarten” auf der obigen Homepage.                                        Revisionsbegehung der Naturwaldreservate in Salzburg –
                                                                                                                                            Teil 2 ...................................................................13
                                                                                                                                                                                                                           BERG- UND NATURWACHT
Salzburger Naturschutzbuch                                                                                                                  Himmel ohne Lerchen................................................17          Tätigkeitsbericht der Salzburger
                                                                                                                                                                                                                           Berg- und Naturwacht für das Jahr 2018 ........................ 57
Im Naturschutzbuch finden Sie unter http://service.salzburg.gv.at/themen/natur/schutzgebiete                                                The Trossachs-Nationalpark ........................................18
                                                                                                                                                                                                                           Bewegtes und aktives Jahr 2018 der
Beschreibungen aller Natur­denk­mäler und naturschutzrechtlich geschützten Gebiete, wie                                                                                                                                    Berg- und Naturwacht, EG Puch .................................. 60
­Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete, etc. Übersichtskarten finden Sie im „SAGIS-Online”.
                                                                                                                                            RUNDSCHAU                                                                      Müllsammelaktion der Einsatzgruppe Grödig-Anif...............61
                                                                                                                                                                                                                           Verdienstmedaille der Berg- und Naturwacht
                                                                                                                                            Tage der Natur 2019..................................................21
Ausstellungen                                                                                                                               Interview HR Dr. Othmar Glaeser ................................ 28
                                                                                                                                                                                                                           für Eduard Friedl .................................................... 62
                                                                                                                                                                                                                           Professor Josef Schöchl............................................. 62
Die Naturschutzabteilung hat einige transportable Ausstellungen, die von Schulen, Gemeinden oder                                            Haus der Natur:
­Einrichtungen der Erwachsenenbildung kostenlos entlehnt werden können (Abholung und Zurückbringen                                                                                                                         Naturschutzbund Salzburg vergibt
                                                                                                                                            neuer Vorsitz im Kuratorium....................................... 30
                                                                                                                                                                                                                           Hermann-Ortner-Naturschutzpreis 2018 ......................... 63
 durch den Interessenten selbst). Die Themen umfassen u.a. „Natura 2000”, „Geschützte Lebensräu-                                            Ehrung verdienter Mitarbeiter..................................... 30
                                                                                                                                                                                                                           Ausmusterung von Polizisten....................................... 64
 me”, ­„Lebensraum Auwald”, „Die Bayerischen Saalforste und der Salzburger Naturschutz”, „Landschaft                                        BayernTourNatur .....................................................31
                                                                                                                                                                                                                           Wintersporttag am Preber.......................................... 64
 im ­Wandel”, „Die heimischen Amphibien”, „Die heimischen Schmetterlinge”, „Naturschutz im Wald”,                                           Neue Schutzgebietsbetreuerin für das Natura 2000-Gebiet
 ­„Biotopverbund“.                                                                                                                                                                                                         Einzigartiges Schmetterlingsprojekt im Lungau ................ 65
                                                                                                                                            Salzachauen............................................................31
 Sollten Sie Interesse haben, kontaktieren Sie uns bitte unter 0662 8042-5524 oder                                                                                                                                         Nachruf auf Hermann Thier �������������������������������������� 66
                                                                                                                                            Vorhang auf für Wildkatze, Feldlerche, Besenheide & Co.!... 32
 natur-fachdienst@salzburg.gv.at                                                                                                            Die Rote Mauerbiene................................................ 33
                                                                                                                                                                                                                           Nachruf auf Franz Holzer ����������������������������������������� 66
                                                                                                                                                                                                                           Nachruf auf Albert Topitz ���������������������������������������� 66
                                                                                                                                            WWF: Zahl der bedrohten Tier- und Pflanzenarten bleibt
                                                                                                                                                                                                                           Geburtstage........................................................... 67
Informationsmaterial                                                                                                                        2018 auf „schrecklichem Rekordniveau“ ........................ 34
                                                                                                                                            Invasive Arten ....................................................... 36
Sämtliche Dienststellen und Abteilungen des Landes präsentieren ihre Produkte unter
                                                                                                                                            Waldrappe im Anflug................................................ 37
salzburg.gv.at/publikationen. Mehr als Tausend Publikationen, Broschüren, Folder, DVDs und vieles                                                                                                                          BUCHBESPRECHUNGEN
mehr zu den verschiedensten Themenbereichen (z.B. Naturschutz, Umwelt, Wasser ...) können unter                                             NGO- Infonachmittag................................................ 38
                                                                                                                                                                                                                           Österreichs Jahrhundert des Naturschutzes..................... 68
salzburg.gv.at/publikationen zentral online bestellt und zumeist auch gleich heruntergeladen werden.                                        Bioökonomiestrategie der Bundesregierung
                                                                                                                                            ist richtungsweisend ................................................ 38       Lebendiger Boden.................................................... 68
Mehr als 85 Prozent des Gesamtangebotes des Landes sind – ebenso wie der Versand – kostenlos.
                                                                                                                                            Energiepflanzen so schädlich wie Klimawandel................. 39               Wienerwald – Naturjuwel zwischen Stadt und Gebirge........ 69
www.salzburg.gv.at/publikationen
                                                                                                                                            Klimaanpassung bei Pappeln?...................................... 40           Er ging voraus nach Lhasa –
Kostenpflichtige Angebote können bequem online bezahlt werden.
                                                                                                                                                                                                                           Peter Aufschneiter. Die Biographie .............................. 70
                                                                                                                                            BFW Mykorrhizaforschung...........................................41
                                                                                                                                                                                                                           Die Edelkastanie..................................................... 70
                                                                                                                                            „Globalisierung“ der Pflanzenverbreitung durch
                                                                                                                                            Pflanzen-Pilz-Symbiosen ........................................... 42         Einfach natürlich......................................................71
                                                                                                                                            Weiterführung der Holzkraftwerke ............................... 42            Topfgärtner – Der eigene Garten auf kleinem Raum........... 72
                                                                                                                                            Schneebruch – was tun?............................................. 43         Glück auf! (Erzweg Kupfer)........................................ 72
                                                               Gedruckt nach der Richtlinie                                                 Nationalparkrat beschließt bundesländerübergreifende                           Maximilian I. – Habsburgs faszinierender Kaiser................ 73
                                                               „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen
                                                                                                                                            Projekte............................................................... 43     Die geheime Kraft aus der Erde................................... 73
                                                               Umweltzeichens, Druckerei Land Salzburg
                                                               UW-Nr. 1271                                                                  So nachhaltig kaufen Österreichs Konsumenten ein............ 44                Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze
                                                                                                                                            LKW-Verkehr auf Salzburgs Autobahnen massiv gestiegen.... 45                   Deutschlands – Band 7: Pflanzen ................................. 74
                                                                                                                                                                                                                           Einzigartige Handwerkskunst....................................... 75
IMPRESSUM
                                                                                                                                                                                                                           Trockenmauern – Bauanleitungen,
Medieninhaber: Land Salzburg | Herausgeber: Abteilung 5: Natur- und Umweltschutz, Gewerbe; Referat 5/06: Naturschutzgrundlagen
                                                                                                                                                                                                                           Lebensräume und Bepflanzung ................................... 76
und Sachverständigendienst, HR Prof.Dipl.-Ing. Hermann Hinterstoisser | Redaktio­nelle Mit­­­arbeit: Maria Kreuzer | Gestaltung und Satz:
Landes-Medienzentrum/Grafik| Druck: Druckerei Land Salzburg | Alle: Postfach 527, 5010 Salzburg | Namentlich gekennzeichnete Beiträge                                                                                      Land der Skandale................................................... 76
müssen nicht mit der Meinung der Redaktion überein­stimmen.                                                                                                                                                                Alpenmedizin......................................................... 77
Bild Umschlagseite: Gelber Frauenschuh                                                                                                                                                                                     Alpenvereinsjahrbuch Berg 2019................................... 77
Bildautoren: Günther Nowotny
Downloadadresse: www.salzburg.gv.at/NaturLandSalzburg-2019-1.pdf                                                                                                                                                           Pilgerwege in Österreich........................................... 78
                                                                                                                                                                                                                           Bartflechte, Isländisch Moos und Co.............................. 78
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 1/2019
Natur Land Salzburg 1/2019                                                                                                                                                                  Natur Land Salzburg 1/2019
    

                                        Liebe Freundinnen und Freunde der Natur,
                                                                                                          Erklärung zur Informationspflicht
                                        gerade jetzt im Frühjahr und Frühsommer, wenn die Bäume be-
                                        ginnen, ihre Blätter zu entfalten und die ersten Blütenpflanzen
                                        uns mit ihrer Pracht begeistern, beginnen wir, diese Schätze      (Datenschutzerklärung)                                      Ihre Rechte
                                        der Natur wieder bewusst zu bewundern und zu genießen. Was
                                        gibt es Schöneres als einen frühlingshaften Waldspaziergang       Der Schutz Ihrer persönlichen Daten ist uns ein Anliegen.   Ihnen stehen grundsätzlich die Rechte auf Aus­kunft,
                                        oder eine Wanderung durch die zu neuer Lebenskraft erstarkte      Wir verarbeiten Ihre Daten daher ausschließlich auf         Berichtigung, Löschung, Einschränkung, Daten­­über­
                                        Landschaft?                                                       Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen (DSGVO). In         tragbarkeit, Widerruf und Widerspruch zu. Wenn Sie
                                                                                                          diesen Datenschutzinformationen informieren wir Sie         glauben, dass die Verarbeitung Ihrer Daten gegen das
                                        Nicht nur für uns Einheimische, auch für unsere Gäste aus Nah     über die wichtigsten Aspekte.                               Datenschutzrecht verstößt oder Ihre datenschutzrecht-
                                        und Fern ist beim Erleben der Landschaft vor allem deren Klein­                                                               lichen Ansprüche sonst in einer Weise verletzt worden
4                                       strukturiertheit und eine möglichst große Lebensraumvielfalt                                                                  sind, so kontaktieren Sie uns bitte.                    5
                                        von Bedeutung. Der Wechsel von unterschiedlichen Biotopen         Kontakt mit uns
                                        mit deren Übergangsbereichen ist auch Garant für eine hohe
                                        Biodiversität. Um in Zukunft weiterhin in unserem Bundesland      Wenn Sie per Email oder per Anruf oder mittels Schreiben
                                        diese Vielfalt zu haben, müssen wir nicht nur versuchen,          mit uns Kontakt aufnehmen, werden Ihre angegebenen          Sie erreichen uns unter folgenden
    Bestehendes zu erhalten: Vielerorts sollte unser Ziel sein, auch neue, naturnahe Lebensräume zu       Daten zwecks Bearbeitung der Anfrage und der Abwick-        Kontaktdaten:
    schaffen. In unzähligen Bereichen wie z.B. den Flussabschnitt-Restrukturierungen der Mur oder         lung des Zeitschriften-Abonnements und für den Fall von
    Salzach, einigen Auwaldbereichen nördlich der Stadt Salzburg oder den vielen Feuchtlebensräumen       Anschlussfragen bei uns gespeichert. Diese Daten geben      Abteilung 5 – Umwelt- und Naturschutz, Gewerbe
    und Hecken die neu angelegt wurden, ist uns dies schon sehr gut gelungen. Auch wurden viele Moore     wir nicht ohne Ihre Einwilligung weiter.                    Referat 5/06 Naturschutzgrundlagen und
    und Feuchtbiotope in den vergangenen Jahren deutlich aufgewertet und hier Positives für unsere                                                                    ­Sachverständigendienst
    Natur erreicht.                                                                                       Folgende Daten werden diesfalls bei uns gespeichert:
                                                                                                          Name, Anschrift, (Wenn zur Verfügung gestellt: Email-       Michael-Pacher-Straße 36
    Um diese Naturerlebnisse zu etwas Besonderem zu machen und auch Zusammenhänge in der Natur            adresse). Die von Ihnen bereit gestellten Daten sind zur    5020 Salzburg
    begreifen zu können, bietet die Naturschutzabteilung des Landes Salzburg umfangreiche Bildungsan-     Vertragserfüllung bzw. zur Durchführung des Versandes       Tel.: 0662 8042-5524
    gebote. So wurden zum Beispiel neue Broschüren mit Informationen zu unseren Wildbienen aufgelegt,     erforderlich. Eine Datenübermittlung an Dritte erfolgt      Email: natur-fachdienst@salzburg.gv.at
    die Broschüren der Amphibien überarbeitet und im Juni finden wieder landesweit Veranstaltungen        nicht.
    zum Tag der Natur 2019 statt. Hierbei werden von Experten verschiedenster Natur- und Umwelt-
    organisationen sowie vom Land Salzburg besonders wertvolle Lebensräume vorgestellt und deren
    Tier- und Pflanzenwelt erklärt. Nähere Informationen dazu finden Sie in einem eigenen Kapitel zu
    diesen Veranstaltungen.
                                                                                                           Erklärung der in diesem Heft verwendeten Kürzel am Artikelende
    „Natur im Wandel“ so könnte das übergeordnete Thema dieses Heftes sein, denn Lebensräume,
    egal wie natürlich, sind nie statisch: Es gibt immer Veränderung und Wandel. Unser aller Aufgabe       A.L.   LL Ing. Alexander Leitner       H.H. HR Prof. Dipl.-Ing. Hermann      NPHT Nationalpark Hohe Tauern
    ist es, diesen in Richtung einer höheren Biodiversität zu fördern. Damit können wir sicherstellen,     A.W.   Dipl.-Ing. August Wessely            Hinterstoisser                   ÖBF Österreichische
    auch in Zukunft in einer wunderbaren Region mit großer Vielfalt leben zu dürfen.                       B.A.   Dipl.-Ing. Barbara Albel        K.J. Dipl.-Ing. Karl Jordan                Bundesforste
                                                                                                           BFW    Bundesamt für Wald              K.K. Mag. Karin König                 R.B. Dipl.-Ing. Bernhard Riehl
                                                                                                           G.F.   Dr. Gertrude Friese             KLK. Dipl.-Ing. Klaus Kogler          STA. Dr. Susanne Stadler
                                                                                                           G.H.   Mag. Gundi Habenicht            K.M. Dipl.-Ing. Mathias Kürsten       StV Leopold Stocker Verlag
                                                                                                           G.N.   Mag. Günther Nowotny            LK   Landeskorrespondenz              T.V. Tyrolia Verlag
                                                                                                           G.P.   Georg Pflugbeil, MSc            LMZ Landesmedienzentrum               UBA Umweltbundesamt
                                                                                                                                                  M.J. Mag. Maria Jerabek
    „Ihre“ Landesrätin
    Maria Hutter

                                                                                                           Offenlegung gemäß § 25(2) Med. Gesetz
                                                                                                           NaturLand Salzburg ist eine halb-      Grundlegende Richtung ist die fach-   schließlich naturwissenschaftlicher
                                                                                                           jährlich erscheinende Informati-       liche Information über allgemeine     und bezughabender geisteswissen-
                                                                                                           onszeitschrift, herausgegeben vom      und spezielle Fragen des Natur- und   schaftlicher Themen.
                                                                                                           Naturschutzfachdienst des Amtes        Landschaftsschutzes, Umweltthe-
                                                                                                           der Salzburger Landesregierung.        men sowie der Naturkunde ein-
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 1/2019
Natur Land Salzburg 1/2019                                                                                                                                                                                        Natur Land Salzburg 1/2019
                                                                                                                                                                                                                                       Fachbeitrag

      Fachbeitrag

    Datenlage zum Klimawandel und seinen
    Folgen in Salzburg
6                                                                                    Jahr 1768 zurückreichen, zurück-                                                                                                                                   7
                                                                                     greifen zu können, über räumlich
                                                                                     und zeitlich hochauflösende Daten
                                                                                     zu verfügen und andererseits durch
                                                                                     wissenschaftliche Innovationen prä-
                                                                                     zise Modellierungen des vergangenen
                                                                                     und zukünftigen Klimas und dessen
                                                                                     Indizes anstellen zu können. So ent-   Vergangene und simulierte Entwicklung der mittleren Lufttemperatur in Salzburg.
                                                                                     standen in den letzten Jahren eine
                                                                                     Reihe an auch im internationalen       mit einer räumlichen Auflösung von        die Aussagekraft einer einzelnen         über +4,1°C im Vergleich zu heute
                                                                                     Vergleich qualitativ hochwertigen      12x12 km errechnet werden. Die            Klimasimulation ein. Um dem zu ent-      beträgt. Mit dem ÖKS15-Programm
                                                                                     Datensätzen, auf deren Basis sig-      zukünftige Entwicklung von Nieder-        gehen, basiert der ÖKS15-Datensatz       steht ein wertvoller, aussagekräfti-
                                                                                     nifikante Aussagen über mögliche       schlag, Temperatur und weiteren           einem Ensemble aus 13 Modellen,          ger Datensatz zur Verfügung, der als
                                                                                     Entwicklungen des Klimas, Klima-       Klimaindizes wird dabei bis zum           wodurch eine große Bandbreite an         Grundlage weiterer Klima(wandel)-
                                                                                     wandels und dessen Folgen unter        Ende des 21. Jahrhunderts unter           möglichen Klimaentwicklungen abge-       Modellierungen herangezogen wird.
                                                                                     Berücksichtigung möglicher Treib­      einem business-as-usual-Szenario          deckt wird. Der Median aller 13 Mo-
                                                                                     hausgasszenarien angestellt werden     (ungebremste globale Treibhausga-         dellergebnisse wird als wahrschein-
                                                                                     können. Im Folgenden sollen die        semissionen – Representative Con-         lichste Entwicklung betrachtet, die      Klimafolgen-Karten für
                                                                                     wichtigsten Datensätze mit Rele-       centration Pathway: RCP8.5) und           Schwankungsbreite der Modellergeb-       Österreichs Regionen
    Temperaturentwicklung am Hohen Sonnblick (Bilder: DI Waltl).
                                                                                     vanz für das Bundesland diskutiert     einem Klimaschutz-Szenario, bei           nisse ist stets mitangegeben.            (CLIMAMAP)
                                                                                     werden:                                dem sich die Emissionen bis 2080
    Der weltweite Klimawandel findet         häufigeren und vor allem intensive-                                            bei etwa der Hälfte des heutigen          Insgesamt wurden so ca. 40 tem-          Das 2018 durchgeführten Projekt
    auch im Bundesland Salzburg statt        ren Starkniederschlagsereignissen       ■■ Österreichische Klimaszenarien      Niveaus einpendeln (RCP4.5), simu-        peratur-, niederschlags- und strah-      CLIMAMAP hatte zum Ziel, aussage-
    und ist längst nicht mehr nur mess-      ab. Beides bringt weitreichende,           2015 (ÖKS15)                        liert und im Kontext der vergangenen      lungsbasierte Klimaindikatoren aus-      kräftige, fachlich fundierte, umfang-
    sondern auch spürbar. Dabei schrei-      mannigfache, und teils tiefgreifen-                                            Entwicklung ausgewertet.                  gewertet und modelliert. Abbildung       reiche und räumlich hochauflösende
    tet der Klimawandel im Bundesland        de Folgen für unser ökologisches,       ■■ Klimafolgen-Karten für Öster-                                                 2 zeigt die vergangene und simulierte    Daten und Karten zu entwickeln,
    noch rasanter voran, als im globalen     soziales und ökonomisches Umfeld.          reichs Regionen (CLIMAMAP)          Selbst bei konstanten äußeren Ein-        Entwicklung der mittleren Lufttem-       die auf die Bedürfnisse und An-
    Schnitt: Während die globale Durch-                                                                                     flüssen (Treibhausgase, Sonnenein-        peratur im Bundesland Salzburg.          forderungen von FachexpertInnen
    schnittstemperatur seit Beginn der       Um die Widerstandkraft gegenüber        ■■ Klimawandelkarten für Salzburg      strahlung) schwankt das Klima in          Klar zu sehen ist die stete Tempera-     und EntscheidungsträgerInnen zu-
    Industrialisierung im 19. Jahrhundert    dem voranschreitenden Klimawandel                                              natürlicher Weise. Ein 30-jähriges        turerhöhung in der Vergangenheit.        geschnitten sind. Als Basis wurden
    um etwa 0,85°C zunahm, stieg sie         und dessen Folgen – z.B. extremere      Weitere Hinweise sowie Downloads       klimatologisches Mittel ist daher         Dieser Trend setzt sich sowohl im        die jeweiligen Median-Werte des
    im selben Zeitraum im Bundesland         Starkniederschlagsereignisse oder       und Zugänge zu den einzelnen Daten-    stets einer gewissen Schwankung           RCP8.5- als auch im RCP4.5-Szenario      ÖKS15-Datensatzes herangezogen
    Salzburg um 2°C, wie etwa aus            die Zunahme von Hitzewellen – zu        sätzen stehen unter www.salzburg.      unterworfen. Darüber hinaus hat           in Zukunft fort. Bis zur Mitte des       und statistisch weiter verfeinert,
    der langjährigen Messreihe des           erhöhen, gilt es, rechtzeitig Maßnah-   gv.at/themen/umwelt/klima/klima-       auch die kurzfristige (von Jahr zu        Jahrhunderts ist aufgrund der bereits    sodass eine räumliche Auflösung der
    Sonnblickobservatoriums am Hohen         men zu setzen. Um sich ergebende        wandel bereit.                         Jahr) Schwankung des Klimas einen         heute emittierten Treibhausgase und      Werte von 1x1 km erreicht wurde.
    Sonnblick hervorgeht. Gleichzeitig       Chancen – z.B. im Sommertouris-                                                starken Einfluss auf die Interpreta-      deren langer Verweildauer in der         Somit sind Klima(wandel)-Indizes­
    ist schon heute absehbar, dass sich      mus – zu nutzen, müssen möglichst                                              tion von Klimaänderungen. All diese       Atmosphäre die Zunahme in beiden         nun auch in heterogenen Räumen –
    dieser Trend auch in Zukunft fortset-    frühzeitig ganzheitliche Strategien     Österreichische                        Schwankungen bleiben auch in der          Szenarien in etwa gleich und liegt bei   etwa im Gebirge – darstell- und inter-
    zen und noch verstärken wird.            entwickelt und umgesetzt werden.        Klimaszenarien 2015 –                  Zukunft erhalten: Es wird wärmere         knapp +1,5°C. Ab Mitte des Jahrhun-      pretierbar. Neben der Betrachtung
                                             Um diese Maßnahmen und Strategien       ÖKS15                                  und kältere, feuchtere und trockene-      derts gehen dann die Pfade ausein-       unterschiedlicher Zeithorizonte und
    Wenngleich Aussagen in Bezug auf         auf einer soliden, wissenschaftlich                                            re Jahre oder Jahrzehnte geben, die       ander: Während die Rate der Tem-         der beiden Treibhausgasszenarien
    Änderungen des Niederschlagsre-          fundierten Basis aufbauen zu kön-       Im ÖKS15-Programm wurden relevan-      von einem erwarteten längerfristigen      peraturerhöhung im Klimaschutz-          (RCP4.5 und RCP8.5) liefert dieser
    gimes derzeit noch mit deutlich grö-     nen, bedarf es einer sicheren, aussa-   te Klimaindikatoren für Österreich     Trend abweichen. Jede Modellrech-         szenario (RCP4.5) gleichbleibt und       Datensatz auch Informationen zur
    ßeren Unsicherheiten behaftet sind,      gekräftigen und nutzerfreundlichen      betrachtet. Erstmals konnten ba-       nung simuliert einen solchen zufäl-       sich die Temperaturerhöhung selbst       Übereinstimmung der einzelnen
    so zeichnet sich doch auch hier eine     Datengrundlage.                         sierend auf der Analyse der vorhan-    ligen Verlauf.                            am Ende des Jahrhunderts bei ca.         Modelle (Grad der Gewissheit der
    Änderung weniger im Hinblick auf die                                             denen Messdaten flächendeckende                                                  +2,3°C einpendelt, geht die Kurve im     Aus­sagen).
    Gesamtniederschlagssumme, aber           Österreich ist in der glücklichen       und fehlerkorrigierte Modellergeb-     Die Komplexität des Klimasystems          Budiness-as-usual-Szenario (RCP8.5)
    mehr auf die Niederschlagsverteilung     Lage, einerseits auf vergleichsweise    nisse für mögliche künftige Klimata    und notwendige vereinfachende An-         weiter steil nach oben, sodass die       Als Ergebnis liegen Datensätze für
    hin zu längeren Trockenperioden und      sehr lange Messreihen, die bis ins      in Österreich auf regionaler Ebene     nahmen in Klimamodellen schränken         Temperaturzunahme um 2100 bei            13 ausgewählte Klimafolgen-Indika-
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 1/2019
Natur Land Salzburg 1/2019                                                                                                                                                                                    Natur Land Salzburg 1/2019
    Fachbeitrag                                                                                                                                                                                                                    Fachbeitrag

    toren für alle Bundesländer in der      Klimawandelkarten für                    2036-2065) dem derzeitigen Refe-       peraturzunahme in hohen Lagen           auf Basis neuester Erkenntnisse aus    gen angewandt. Die Daten für ganz
    Form von Karten (digital und Druck),    Salzburg                                 renzklima (Periode 1981-2010) gegen-   die Vegetationsperiode um bis über      der Klimaforschung einerseits die      Österreich sind online als Karten,
    GIS-Datensätzen zur Weiterverarbei-                                              übergestellt. Im Gegensatz zu den      fünf Wochen im Jahr. Anzumerken         Klimaänderungen der letzten Jahr-      GIS-Daten und als Onlineapplikation
    tung und einer Online-Applikation       Basierend auf dem GIS-Datensatz          vorherigen Klimawandeldatensätzen      ist, dass der Indikator „Vegetations­   zehnte analysiert und andererseits     öffentlich abrufbar.
    vor. Weiters steht eine ausführliche    von CLIMAMAP liegt speziell für das      werden bei diesen Datensätzen für      periode“ rein über die Temperatur       Klimaszenarien auf regionalem
    Anleitung zum Lesen und zur rich-       Bundesland Salzburg ein Datensatz        alle Klimawandelindikatoren sowohl     definiert ist und keine Aussagen        Maßstab für Österreich erstellt. Die   Für das Bundesland Salzburg stehen
    tigen Interpretation der Ergebnisse     mit für das Bundesland relevanten        absolute Werte als auch die relative   zum Vorhandensein von Boden und         zukünftige Entwicklung von Nieder-     ausgewählte Klimawandelindika-
    zur Verfügung. Alle Daten stehen am     Klimawandelindizes vor:                  Abweichung des künftigen Klimas im     Niederschlag/Wasser enthalten sind.     schlag, Temperatur und weiteren        toren auf Basis von CLIMAMAP als
    Server des Climate Change Center                                                 Vergleich zum Referenzzeitraum auf-                                            Klimaindizes wird dabei bis zum Ende   Karten sowie als Onlineapplikation
    Austrias (CCCA) frei zur Verfügung:     ■■ Jahresmitteltemperatur [°C]           gezeigt. Die Daten liegen sowohl als                                           des 21. Jahrhunderts unter einem       in SAGISonline (unter Umwelt-Klima)
    data.ccca.ac.at/group/climamap.                                                  Kartensatz auf www.salzburg.gv.at/     Zusammenfassung                         business-as-usual-Szenario (RCP8.5)    samt punktgenauer Abfrageinforma-
                                            ■■ Frost-Tau-Wechseltage                 themen/umwelt/klima/klimawan-                                                  und einem Klimaschutz-Szenario         tion für das aktuelle Klima und jenes
8   Die Gegenüberstellung der Entwick-         [Tage/Jahr]                           del als auch als Onlineanwendung       Im gesamten Alpenraum und so-           (RCP4.5) simuliert und im Kontext      zur Mitte des Jahrhunderts sowohl als   9
    lungen der Anzahl an Hitzetagen                                                  in SAGISonline im Bereich „Umwelt      mit auch im Bundesland Salzburg         der vergangenen Entwicklung aus-       Absolut- als auch als Relativ-Werte
    pro Jahr (Tagesmaximum der Tem-         ■■ Heizgradtage [Summe °C]               – Klima“ vor.                          schreitet der Klimawandel besonders     gewertet. Mit den Österreichischen     der Öffentlichkeit zur Verfügung.
    peratur ≥ 30°C) in Salzburg unter                                                                                       rasch voran. So beträgt in diesem       Klimaszenarien 2015 (ÖKS15) wurden
    den beiden Treibhausgasszenarien        ■■ Hitzetage [Tage/Jahr]                 Die Vegetationsperiode im Bundes-      Raum die Temperaturzunahme schon        erstmals relevante Klimaindikatoren    Weiterführende Informationen
    RCP4.5 und RCP8.5 als Relativ-Werte                                              land in der Referenzperiode und zur    heute 2°C im Vergleich zur vorin-       wie Temperatur und Niederschlag        www.salzburg.gv.at/themen/
    der nahen, mittleren und fernen         ■■ Kühlgradtage [Summe °C]               Mitte des Jahrhunderts als Absolut-    dustriellen Zeit (globale Erwärmung     auf regionaler Ebene (12x12 km Auf-    umwelt/klima/klimawandel
    Zukunft am Ende des Jahrhunderts                                                 Werte. Die relative Abweichung der     im selben Zeitraum ca. 0,9°C).          lösung) für Österreich gerechnet.      https://data.ccca.ac.at/group/
    bezogen auf das heutige Klima. In       ■■ Tage mit Starkniederschlag            Vegetationsperiode zur Mitte des       Dies wirkt sich in vielen Bereichen                                            climamap
    beiden Szenarien steigt die Anzahl         [Tage/Jahr]                           Jahrhunderts bezogen auf die Re-       durch bereits veränderte oder sich      Im Projekt CLIMAMAP wurden die
    an Hitzetagen bis zur Mitte des Jahr-                                            ferenzperiode. Daraus geht hervor,     ändernde Umweltbedingungen aus.         ÖKS15-Daten weiter verfeinert (1x1
    hunderts in etwa gleich hohem Maße      ■■ Tropennächte [Tage/Jahr]              dass sich die Vegetationsperiode in    Um Anpassungsmöglichkeiten auf          km Auflösung) und unter Betrach-
    an. Im Klimaschutzszenario pendelt                                               den für Landwirtschaft interessanten   eine zuverlässige Informationsgrund-    tung unterschiedlicher Zeithorizonte
    sich die Anzahl der Hitzetage ab Mit-   ■■ Vegetationsperiode [Tage/Jahr]        Bereichen der Täler und im Flachland   lage zu stellen, werden laufend mit     und Klimaszenarien auf zahlreiche
    te des Jahrhunderts ein und bleibt                                               bis zur Mitte des Jahrhunderts um      Hilfe modernster Klimamodelle und       Klimawandelfolgen und -Auswirkun-                            DI Peter Waltl
    danach in etwa gleich, wohingegen       ■■ Winterniederschlag [mm/m²]            drei bis vier Wochen im Jahr ver-
    im Business-as-usual-Szenario die                                                längert. In den für Forstwirtschaft
    Anzahl der Hitzetage im Bundesland      Der Fokus liegt dabei auf der leichten   interessanten mittleren Höhen fällt
    auch bis zum Ende des Jahrhunderts
    (und darüber hinaus) vor allem in den
                                            Handhabung bzw. Verständlichkeit
                                            der Daten. Dabei wird stets das
                                                                                     die Zunahme mit zwei bis drei Wo-
                                                                                     chen meist etwas geringer aus. Etwa
                                                                                                                            Historische Nutzungsanalyse des
    Niederungen und im Flachland weiter
    rasant auf bis zu 44 Tage ansteigt.
                                            erwartbare Klima zur Mitte des
                                            Jahrhunderts (RCP8.5, Periode
                                                                                     ab der alpinen Stufe verlängert sich
                                                                                     hier aufgrund der stärkeren Tem-       Moorgebiets Bürmoos, Weidmoos und
                                                                                                                            Ibmer Moor
                                                                                                                            Etwa 25 km nördlich der Landes­
                                                                                                                            haupt­ s tadt Salzburg liegt ein
                                                                                                                            ausgedehntes Moorgebiet aus den
                                                                                                                            Teilmooren Bürmoos, Weidmoos
                                                                                                                            (beides Salzburger Land) und dem
                                                                                                                            Ibmer Moor (Oberösterreich). Beim
                                                                                                                            Gletscherhöchststand der letzten
                                                                                                                            Eiszeit, der Würmeiszeit vor etwa
                                                                                                                            20.000 Jahren, stieß der Salzach-
                                                                                                                            gletscher bis etwas nördlich der
                                                                                                                            Stadt Tittmoning in das Alpenvor-
                                                                                                                            land hervor. Der Piemontgletscher
                                                                                                                            wies auf Höhe der heutigen Stadt
                                                                                                                            Salzburg eine Mächtigkeit von etwa
                                                                                                                            1.000 m auf.

                                                                                                                            Durch das Vorstoßen und das auf
                                                                                                                            eine Klimaerwärmung folgende
                                                                                                                            Abschmelzen des Gletschers ent-
                                                                                                                            standen typische glaziale Land-                                                                 Ursprüngliches
                                                                                                                            schaftsformen wie Moränenwälle,                                                                 Moorgebiet mit
                                                                                                                            Drumlins, Kames, Oser, Esker oder                                                               dessen Seen
                                                                                                                                                                                                                            (GAMS 1947a).
    Vegetationsperiode im Land Salzburg.                                                                                    Toteislöcher. Durch Erosionsprozes-
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 1/2019
Natur Land Salzburg 1/2019                                                                                                                                                                                        Natur Land Salzburg 1/2019
     Fachbeitrag                                                                                                                                                                                                                        Fachbeitrag

     se wurden Mulden und Wannen in die      Moornutzung                             Entwässerungskanälen wurden in         450 ha) ist sogar zu 24 % mit Siedlung   Die Analyse zur Entwicklung der           Wie bei Liparis loeselii ist der Lun-
     Landschaft geschürft (KOHL 1998).                                               Zwischenzeit der Hauptentwässe-        und Gewerbe überbaut. Sonstige           Moorflora greift auf literarische Wer-    genenzian (Gentiana pneumonanthe)
     Der mitgeführte Gletscherabrieb la-     Bei der großen Entwässerungsmaß-        rungskanal zwischen Heratinger         Flächenanteile sind unter anderem        ke sowie die Expertise, speziell von      durch die Eingriffe in das Moorgebiet
     gerte sich über dem Grundgestein ab     nahme im Ibmer Moor ab 1790 wurde       See und dem Franzenskanal sowie        den Feuchtwiesen (9 %), Röhrich-         Prof. Krisai und weiteren Salzburger      und dessen Umland stark im Rück-
     und es bildeten sich wasserundurch-     u.a. der Grenzkanal (Franzenskanal)     der Seeleitenkanal erbaut und die      ten (4,2 %) und Gewässern (2,9 %)        Botanikern zurück. Auch wenn die          gang begriffen. In der Literatur sind
     lässige Tone, wodurch das Wasser        angelegt und die Moosach reguliert.     Moosstraße errichtet (u.a. SCHREI-     zuzurechnen. Von den n    ­ aturnahen    historischen Daten eher lückenhaft        insbesondere rund um das Weidmoos
     im Boden gestaut werden konnte.         Folglich soll eine Moorsackung von      BER 1913, GAMS 1947a, ARGE KULTUR      Moorflächen fallen knapp 7 ha auf        ausfallen, kann für einige Arten ein      zahlreiche Flächen mit Vorkommen
     So entstanden vor allem in den          drei Metern stattgefunden haben,        2002, WOLFERSBERGER 2017). Bis         Bür- und Weidmoos, der Rest ist          klarer Entwicklungstrend aufgezeigt       der Art belegt. Bei den Kartierungen
     Toteislöchern Stillgewässer und in      und die Gewässer Krögener See und       zum Beginn des Ersten Weltkrieges      im Ibmer Moor, hauptsächlich im          werden. Am besten dürfte die lang-        im Rahmen der Erhebung konnten
     den Mulden begann vor etwa 17.000       Hackenbuchsee verschwanden. Die         lief der Torfabbau weiter voran.       Pfeiferanger und Frankinger Moos,        fristige Datengrundlage für Liparis       nur zwei aktuelle Standorte be-
     Jahren das Aufwachsen von Moosen,       Randbereiche des Moores konnten         Im Bürmoos waren die Vorräte im        erhalten geblieben. Im Bürmoos ist       loeselii und Gentiana pneumonan-          stätigt werden. Einer liegt südlich
     Riedgräsern und Schilf. Vor etwa        nun landwirtschaftlich genutzt wer-     südlichen Teilbereich bereits nahezu   generell der Anteil der Waldflächen      the sein. Der Glanzstendel (Liparis       von Königsberg in der sogenannten
10   12.000 Jahren begann die Moorbil-       den. Niedermoorwiesen wurden zur        vollständig aufgebraucht (KRAINER      bedeutend. Alle Waldtypen nehmen         loeselii) kam historisch vor allem in     Lilienwiese, der andere am Further       11
     dung von Süden her im Bürmoos,          Gewinnung von Einstreu genutzt,         2000). Das Weidmoos hingegen blieb     zusammengefasst nahezu 50 % des          Nieder- und Übergangsmoorberei-           Kanal südwestlich von Maxdorf. In
     setzte sich in Richtung Norden fort     aber auch der Familientorfstich         bis dahin noch weitgehend ver-         ursprünglichen Moores ein, Feucht-       chen, mit dem Schwerpunktgebiet           den Wiesen beim Knotzinger Bauern
     und es entstand ein ausgedehntes        wurde etwa ab Mitte des 19. Jahr-       schont. Nach dem Zweiten Weltkrieg     wiesen und Wiesen ca. 21 %. Im Weid-     zwischen dem Heratinger See und           konnten demgegenüber keine Exem-
     Moorgebiet (KRISAI 2005a).              hunderts praktiziert (u.a. SCHREIBER    wurde der maschinelle Torfabbau        moos ist die Verteilung aufgrund des     dem Seeletitensee, vor. Heute ist         plare bestätigt werden.
                                             1913, GAMS 1947a). Auch im Weid-        durch die Chemie Linz AG vorange-      im Schutzgebiet neu entstandenen         dort nur mehr ein kleiner Rest von
     Über eine lange Zeit hinweg wurde       moos wurden um 1800 die Randberei-      trieben. Sowohl die Torfvorkommen      kleinteiligen Mosaiks aus Gewässern      wenigen Exemplaren am Schwingra-
     der Weg ins Moor gemieden, nur          che des Moores insbesondere unter       im Weidmoos als auch die Überreste     (9,6 %), Röhrichten (20,6 %), Wiesen     sen des Heratinger Sees vorhanden.
     wenige Jäger, Beerensammler und         Krögn, Moosdorf, Holzhausen und         im Bürmoos wurden zunächst durch       (35,2 %), Waldanteilen (30,1 %) und      Allerdings ist gegenwärtig in den
     Besenbinder suchten zeitweise die       Schwerting als Streuwiesen in Nut-      Bagger, später insbesondere durch      Pionierflächen (2,9 %) vielfältiger.     Streuwiesen östlich von Hackenbuch
     unheimliche und schwer zugäng-          zung genommen und Familientorf-         Fräsmaschinen für die Herstellung      Im Ibmer Moor dominieren mit 29 %        ein schöner Bestand von mehr als
     liche Naturlandschaft des Moores        strich betrieben (GRIESSNER 2017).      von Volldünger für den Gartenbau       die intensive Wiesennutzung und mit      100 Einzelpflanzen hervorzuheben.
     auf (ARGE KULTUR 2002). Erst ver-       Im Bürmoos fand ab ca. 1800 in den      nahezu vollkommen ausgebeutet.         23,7 %, der Moorwald, während 79,5       Im Weidmoos wurden seit der Neu-
     gleichsweise spät wurde mit der         Randbereichen vereinzelt Familien-      Es blieb großflächig eine „kahle       ha noch naturnahes Moorgebiet sind.      gestaltung zwei Einzelexemplare
     Entwässerung und Urbarmachung           torfstich statt. Hier war aber seit     Wüstenlandschaft“ zurück (TORFER-                                               gefunden, was Hoffnung auf eine
     des Moorkomplexes begonnen. Wäh-        Ende des 18. Jahrhunderts auch der      NEUERUNGSVEREIN BÜRMOOS 2004,          Die Umgebung der Moore zeichne-          Ausbreitung vom südlichen Ibmer
     rend in anderen dichter besiedelten     Lehmabbau schon von Bedeutung           KRAINER 2000, WOLFERSBERGER et         te sich zur Zeit der Aufnahme des        Moor macht.
     Gebieten, wie südlich des Zeller        (WOLFERSBERGER 2017).                   al. 2000). Im Ibmer Moor sind zu-      Franziszäischen Katasters durch
     Sees oder bei der Stadt Salzburg, die                                           mindest bis heute naturnahe Moor-      Ackernutzung (38,4 %), Wälder (30,6
     Moore (u.a. Leopoldskroner Moos &       Mitte des 19. Jahrhunderts, nach        flächen erhalten geblieben. Ende des   %) und Wiesen (26,1 %, davon 5,5 %
     Schallmoos) bereits ab dem 16. Jhd.     der Erfindung der Torfgeneratoren­      20. Jahrhunderts regte sich immer      Feuchtwiesen) aus. Siedlungsflächen
     entwässert und in Kultur genommen       heizung, gewann die Brenntorfher­       mehr Widerstand gegen den Torfa-       nahmen 3,2 % des Umlandes ein. Bis
     wurden, starteten die ersten nen-       stellung schließlich enorm an Be-       bbau, welcher um 2000 eingestellt      1953 ist besonders der Wandel der
     nenswerte Eingriffe ins Ibmer Moor      deutung. Zudem begann man im            wurde. Im Bürmoos und Weidmoos         Landwirtschaft auffällig. Während
     ab 1790 (SCHREIBER 1913).               Moorkomplex aufgrund des Mangels        wurden zwei Europaschutzgebie-         die ackerbauliche Nutzung auf 17 %
                                             an Brennstoffen mit der industriellen   te gegründet, um eine sekundäre        sank, stieg die Wiesennutzung auf
     Hiermit begann die intensivere          Torfgewinnung (SCHREIBER 1913).         Feuchtlandschaft insbesondere für      knapp 50 % (4,1 % Feuchtwiesen) an.
     menschliche Nutzung und die ur-         Insbesondere das Bürmoos wurde          Wasservögel herzustellen. Im Ibmer     Die Siedlungsflächen weiteten sich
     sprüngliche, nahezu unberührte Na-      gezielt entwässert, um Lehm für die     Moor wurden bereits ab 1965 die        auf 5,5 % des Areals aus. Im Jahr
     turlandschaft sollte in den nächsten    Ziegelfabriken und später Torf für      naturnahen Flächen nach und nach       2014 nahmen Siedlung und Gewerbe
     gut 200 Jahren einem umfassenden        die Glasfabriken zu gewinnen. Erste     als Naturschutzgebiete ausgewiesen.    sogar 11 % der Umgebung der Moore
     Wandel unterliegen. Die Verände-        Wirtschaftsgebäude wurden bereits                                              ein. Im Vergleich zur Ersterfassung
     rungen des Moorgebietes und der         im Moor errichtet. Ab 1881 wurde                                               des Franziszäischen Katasters hat
     ­u nmittelbar angrenzenden Land-        durch Ignaz Glaser ein erfolgreiches    Folgen des                             sich die versiegelte Fläche (ohne
      schaft wurden im Rahmen einer          Unternehmen aufgebaut, welches          Nutzungswandels                        Ortsverbindungsstraßen) somit                                                      Gentiana pneumonanthe auf der Lilien-
      Masterarbeit erfasst und dargelegt.    eine starke Abtorfung des Bürmoos                                              nahezu vervierfacht. Ebenso ist                                                    wiese südlich Königsberg (Bild: Koob).
      Für die historische Nutzungsana-       zur Folge hatte. Es wurden pro Jahr     Als Konsequenz der zunehmenden         auffällig, dass Feuchtwiesenflächen
      lyse wurde sich der Methoden (1)       mehrere 10.000 m³ Torf gewonnen,        menschlichen Nutzung sind von den      stark rückläufig (von 95 ha auf 36                                                 Starke Rückgänge weisen die Zwerg-
      Aus­wertung von Orthophotos, (2)       zu Hochzeiten gar über 100.000 m³.      ursprünglichen 1485 ha Moor nur noch   ha) und Streuobstwiesen, welche                                                    Birke (Betula nana) und die Strauch-
      botanische Erhebung ausgewählter       Die Siedlung Bürmoos wuchs dank         86 ha naturnah, während es 1953        einst nahezu alle Orte umrahmten,                                                  Birke (Betula humilis) auf. Die Re-
      Schutzgüter, (3) Experteninterviews    der florierenden Wirtschaft immer       noch etwa 330 ha waren. Knapp 23       zu etwa 70-80 % verloren gegangen                                                  liktart Betula nana konnte historisch
      mit Gebietskennern und örtlichen       weiter in das einstige Moor hinein      % der Ursprungsfläche werden heute     sind. Die genaue Verteilung der Nut-                                               gesehen an einigen Stellen festge-
      Fachleuten sowie der Standard-         (u.a. SCHREIBER 1913, GAMS 1947a,       als Intensivwiesen genutzt, fast 40    zungstypen ist in der Masterarbeit                                                 stellt werden. Sie wurde zum Teil
      Methode (4) der Literaturanalyse       KAISER 2016). Aufgrund des Erfolgs      % sind bewaldet, wobei etwa 21 %       ausführlich, sowohl tabellarisch als                                               ausgegraben und verpflanzt. Auch
      bedient. Ziel war es, insbesondere     kaufte Glaser 1889 die südlichen        naturnaher oder sekundär entstan-      auch kartographisch, dargestellt.                                                  die beiden heute noch bekannten
      den Wandel der Bodennutzung auf-       Teile des Ibmer Moores, um die Torf-    dener Moorwald, aber auch 130 ha       Dort wurde unter anderem auch                                                      Standorte im Bürmoos (Schulbiotop
      zuzeichnen, aber auch die Folgen       gewinnung voranzutreiben, und es        Nadelforst sind. 119 ha (8,5 %) sind   die kurzfristige Entwicklung der                                                   & Rodinger Hütten) sind angepflanzt
      für die Naturlandschaft und deren      entstand die Ortschaft Hackenbuch.      heute durch Siedlungsstrukturen        Europaschutzgebiete Weidmoos und         Liparis loeselii östlich von Hackenbuch   aber nicht ausbreitungsfähig. Betula
      spezialisierter Flora darzulegen.      Neben den von Glaser angelegten         geprägt. Das einstige Bürmoos (ca.     Bürmoos erfasst.                         (Bild: Koob).                             humilis ist im Moorgebiet lediglich
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 1/2019
Natur Land Salzburg 1/2019                                                                                                                                                                                                    Natur Land Salzburg 1/2019
     Fachbeitrag                                                                                                                                                                                                                                   Fachbeitrag

     im Bereich südlich des Heratinger
     Sees bis ins Fränkinger Moos bekannt.
                                              wie zahlreiche Anregungen für die
                                              Arbeit beigesteuert hat. Des Wei-
                                                                                              KRISAI (2005a): Moore in Oberösterreich
                                                                                              – Entstehung und heutiger Zustand. In:
                                                                                                                                          Revisionsbegehung der
     Immer wieder konnten wenige Exem-
     plare gefunden werden. Historisch
                                              teren danke ich Susanne Popp für
                                              die Unterstützung im Labor, Isolde
                                                                                              Kataloge der Oberösterreichischen Lan-
                                                                                              desmuseen 35: 41-54. Linz.                  Naturwaldreservate in Salzburg – Teil 2
     gesehen dürfte die Anzahl aber höher     Althaler, Dipl.-Ing. Bernhard Riehl,            KRISAI & SCHMIDT (1983): Die Moore Ober-
     gewesen sein. Eine Zunahme in ihrem      Andreas Schierhuber und Mag. Peter              österreichs. Linz.                                                                                                            ebenfalls anzutreffen. Der Saalach
     Bestand haben dagegen die Arten          Pilsl für die Bereitstellung von Da-            LEEDER & REITER (1959): Kleine Flora des                                                                                      Altarm als strukturreicher Auwald
     Carex pseudocyperus, Utricularia         ten und die Zugangserlaubnis in die             Landes Salzburg. Neue Übersicht über die                                                                                      zeichnet sich durch eine enorme
     vulgaris und Utricularia australis       Schutzgebiete sowie den Experten                Farn- und Blütenpflanzen. Salzburg.                                                                                           Vielfalt an Kleinstlebensräumen
     vor allem durch die Neuentwicklung       für die spannenden Interviews und               RITZBERGER (1904-1911): Prodromus einer                                                                                       aus. Die umfangreiche Vegetation,
     der beiden Europaschutzgebiete Bür-      die Übermittlung vieler interessanter           Flora von Oberösterreich. https://www.                                                                                        lückige Strukturen und unterschied-
     moos und Weidmoos erfahren. Auch         Informationen.                                  zobodat.at                                                                                                                    liche Feuchtemilieus ermöglichen die
12   Calla palustris, die Drachenwurz,                                                        SCHREIBER (1913): Die Moore Salzburgs in                                                                                      Etablierung verschiedenster Fauna      13
     weist heute einige stabile Bestände                                                      naturwissenschaftlicher, geschichtlicher,                                                                                     und Flora.
     auf, wobei ein Großteil der aktuellen    Information                                     landwirtschaftlicher und technischer Be-
     Standorte mit gezielten Ansalbungen                                                      ziehung. 2. Band der Moorerhebungen des                                                                                       Leider wurden bei der Begehung
     zu begründen ist. Einige ursprüngli-     Umfassende Arbeit mit Verbreitungs-,            Deutsch-österreichischen Moorvereins.                                                                                         zahlreiche, vom Eschentriebsterben
     che Standorte sind dagegen zerstört      Nutzungskarten und Übersichtsta-                Staab (Böhmen).                                                                                                               befallene Bäume entdeckt, deren
     worden. Weitere Arten die in der         bellen beim Autoren (­pascalkoob@               VIERHAPPER (1882-1887): Prodromus –                                                                                           Entfernung aus Verkehrssicherheits-
     Arbeit behandelt wurden sind: Cy-        web.de)                                         Flora des Innkreises in Oberösterreich                                                                                        gründen notwendig ist. Sie verblei-
     perus fuscus, Cyperus flavescens,                                                        https://www.zobodat.at                                                                                                        ben aber als Totholz im Reservat
     Lycopodiella inundata, Utricularia       Titel: Historische Nutzungsanalyse              WEINBERGER (1957): Bau und Bildung des                                                                                        und dienen weiterhin als Lebens-
     intermedia und Utricularia minor.        eines österreichischen Moores mit               Ibmer Moos-Beckens. In: Mitteilungen der                                                                                      grundlage für verschiedene Tiere
                                              Hilfe von Luftbild-Auswertungen                 Geographischen Gesellschaft in Wien 99:                                                                                       und Pflanzen.
                                              und Untersuchungen ausgewählter                 224-244. Wien.                              Darstellung der aktuellen Salzburger Naturwaldreservate (Bild: SAGIS).
     Ausblick                                 botanischer Schutzgüter – Der Moor-                                                                                                                                           Im Gegensatz zu vielen anderen Na-
                                              komplex Bürmoos, Weidmoos und                   Filme:                                      Im zweiten Teil des Revisionsberich-       waldreservat wie ein schmales Band     turwaldreservaten ist der Saalach
     Teilgebiete der ursprünglichen Moo-      Ibmer Moor                                      ARGE KULTUR (Hrsg.) (2002): Torfabbau       tes der Salzburger Naturwaldreser-         ca. 550 m entlang des Saalachufers.    Altarm bei Besuchern besonders
     re sind heute unter Schutz gestellt                                                      im Ibmer Moor (Film). Hackenbuch.           vate treffen zwei unterschiedliche         Durch das Reservat führt ein Alt-      beliebt. Die Schotterbänke mit ih-
     und somit vermeintlich gesichert.                                                        KRAINER, R. – Torferneuerungsverein Bür-    Welten aufeinander. Einerseits             arm, der vom Flusslauf der Saalach     ren vorgelagerten Sandabschnitten
     Dennoch sind insbesondere die            Literatur                                       moos (2000): Torf – Das schwarze Gold       werden hier unberührte, nur schwer         abgeschnitten ist und nur temporär     locken insbesondere im Sommer
     spezialisierten Moorpflanzen in den                                                      (Film). Bürmoos.                            erreichbare Gebiete beschrieben,           Wasser führt. Der Hauptbaumbe-         viele Erholungssuchende an und la-
     randlichen Moorbereichen durch           Die am häufigsten verwendeten                   TORFERNEUERUNGSVEREIN BÜRMOOS               andererseits wird der Fokus auf            stand wird von Silberweide und Esche   den zum Grillen und Verweilen ein,
     landwirtschaftliche Einflüsse, die       Quellen:                                        (Hrsg.) (2004): Die Geschichte der Bür-     touristisch stark frequentierte Re-        gebildet, Bergahorn und Bergulme       Feuerstellen und Müll sind dafür die
     bestehende Entwässerung aber auch        GAMS (1947a): Das Ibmer Moor. Erster            mooser Ziegelindustrie und das Schicksal    gionen gelegt. Im ersten Teilbericht       sind neben Fichte, Kiefer und Buche    besten Zeugen. Im Naturwaldreser-
     generell durch Nährstoffeinträge         Bericht über die im Auftrag des Linzer          der Bürmooser Ziegelarbeiter (Film).        (Heft 2/2018) zu den Salzburger Na-                                               vat besteht allerdings, u.a. aus Si-
     über die Luft gefährdet. Nutzungs-       Landesmuseums durchgeführten Unter-             Bürmoos.                                    turwaldreservaten wurden sieben                                                   cherheitsgründen Betretungsverbot.
     intensivierung, Nutzungsaufgabe          suchungen. Innsbruck.                                                                       Reservate beschrieben, wobei das
     oder die Erweiterung von Siedlungen      KOHL (1998): Das Eiszeitalter in Oberös-        Experteninterviews:                         Hauptaugenmerk auf das Auftreten                                                  Insgesamt befindet sich das Natur­
     und Infrastruktur können punktuell       terreich – Teil II: Die eiszeitliche Verglet-   WOLFERSBERGER (2017), KAISER (2016),        von Schadorganismen (Borkenkäfer,                                                 waldreservat in einem guten Zu-
     Gefährdungen für die Arten darstel-      scherung in Oberösterreich. In: Jahrbuch        GRIESSNER (2017)                            Eschentriebsterben, …) und Wild-                                                  stand, die langfristige Sicherung
     len. Um die Gefährdungssituation         des Oberösterreichischen Musealvereins          Umfassendes Litertaturverzeichnis beim      schäden gelegt wurde. Nun sollen die                                              dieses Auwaldgebietes sollte auch
     der einzelnen Arten zu erfassen          143/1: 175-390. Linz.                           Autor                                       Ergebnisse der Revisionsbegehung                                                  in Zukunft weiter forciert werden.
     sind kontinuierliche Erhebungen der      KRISAI (1960): Pflanzengesellschaften aus                           Mag. Pascal Koob        von sechs weiteren Naturwaldre-
     Arten in ihrer Verbreitung und den       dem Ibmer Moor. https://www.zobodat.at                                                      servaten aus dem Pinzgau, Lungau
     Bestandszahlen erforderlich. Daraus                                                                                                  und Flachgau erläutert und die Be-                                                Naturwaldreservat
     können Rückschlüsse und gegebenen-                                                                                                   sonderheiten eines jeden von ihnen                                                Rainberg
     falls Anpassungen für die Nutzung                                                                                                    hervorgehoben werden.
     und die Landschaftspflege gezogen                                                                                                                                                                                      Mitten im Herzen Salzburgs liegt
     werden, damit die spezialisierte                                                                                                                                                                                       das überschaubare, 3,3 ha große
     Moor-Flora für die Zukunft gesichert                                                                                                 Naturwaldreservat                                                                 Naturwaldreservat Rainberg. Es wird
     werden kann.                                                                                                                         Saalach Altarm                                                                    im Westen von der Leopoldskroner
                                                                                                                                                                                                                            Straße und im Süden von der Sinn-
                                                                                                                                          Das Naturwaldreservat befindet sich                                               hubstraße abgegrenzt und befindet
     Dank                                                                                                                                 nördlich der Westautobahn im Ge-                                                  sich auf einer Höhe von 511 m. Der
                                                                                                                                          meindegebiet von Wals-Siezenheim                                                  Waldbestand dieses Naturwaldre-
     Ein herzlicher Dank geht an Dr. Chris-                                                                                               im Salzburger Flachgau. Es liegt im                                               servates ist durch Eichen und Hain-
     tian Eichberger, der mir eine große                                                                                                  10,4 ha großen geschützten Land-                                                  buchen dominiert und wird unter
     Unterstützung bei der Abgrenzung                                                                                                     schaftsteil Saalach Altarm und nimmt                                              anderem von Ahornarten (Berg-,
     der Thematik und eine große Hilfe        Das Natur- und Europaschutzgebiet Weidmoos aus der Vogelperspektive,
                                                                                                                                          selbst 2,5 ha ein. Auf einer Seehöhe       Temporär überfluteter Altarm im NWR    Feld- und Spitzahorn), Buche, Esche,
     bei der Datenbeschaffung war so-         März 2018 (Bild: Land Salzburg, Revital).                                                   von 445 m erstreckt sich das Natur-        Saalach Altarm (Bild: DI Albel).       Fichte, Mehlbeere, Eberesche und
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 1/2019
Natur Land Salzburg 1/2019                                                                                                                                                                                       Natur Land Salzburg 1/2019
     Fachbeitrag                                                                                                                                                                                                                       Fachbeitrag

     Eibe durchmischt. An das Natur-          einer Windwurffläche dar, welche         Naturwaldreservat                      hier findet man sehr lückige bis         Rotwild gerne in diesem Bereich        man zahlreiche Bergahorn-Exem­
     waldreservat im Süden angrenzend         ansonsten einfach der Natur über-        Ullnwald                               lichte Fichten-Lärchen-Altholz-          aufhält. Die Tatsache, dass das Wild   plare, die mitunter starke Dimensi-
     präsentieren sich extrem trockene        lassen hätte werden können. Mit der                                             Bestände vor, die den Charakter          im Naturwaldreservat präsent ist,      onen erreichen. Bachbegleitend hat
     Rasenhänge, welche ausgesprochen         Aufforstung soll die Lawinensicher-                                             einer Waldweide widerspiegeln.           zeigt sich auch insofern, als dass     sich die Grauerle angesiedelt, man
     wertvolle Restbestände trocken-          heit des untenliegenden Gaisberg-                                               Die Fichten weisen teilweise stark       ein großer Anteil der ohnehin schon    trifft sie auch bei Rinnen gemeinsam
     heitsliebender Pflanzen beherbergen      Rundwanderweges möglichst schnell                                               verlichtete Kronen auf und obwohl        geringen Anzahl an Jungbäumen ver-     mit Birken und Weidengebüsch vor.
     und auch aus lepidopterologischer        gewährleistet werden.                                                           vorhandene älterer Fraßbilder an         bissen ist. Der Weideeinfluss ist im
     Sicht schützenswert sind. In diesen                                                                                      abgestorbenen Stämmen Hinweise           Naturwaldreservat deutlich spürbar,    Eine durch Borkenkäfer oder an-
     Bereichen findet daher ein Bewei-        Durch das Eschentriebsterben be-                                                auf Borkenkäfertätigkeiten geben,        Trittspuren und Kuhfladen weisen       dere Schadorganismen verursachte
     dungsprogramm durch Schafe und           dingt ist künftig ein Anstieg der Tot-                                          gibt es keine frischen Spuren dieses     darauf hin.                            Forstschutzproblematik konnte bei
     Ziegen statt, welches Verbuschungs-      holzmengen in liegender und stehen-                                             Schädlings. Entwicklungsphasen wie                                              der Revisionsbegehung nicht fest-
     prozesse hintanhalten soll. Im Zuge      der Form, sowie in allen Altersklas-                                            Stangenholz- oder Initialphase fehlen    Allen Einflüssen zum Trotz besticht    gestellt werden. Kurze Zeit zuvor
14   dieses Projekts wird durch bereits       sen vorherzusehen. Im Bereich des                                               in manchen Bereichen gänzlich, da        das Naturwaldreservat durch seinen     dürfte jedoch ein Sturmereignis           15
     eingangs erwähnte Zäunungen              Wanderweges wird es zu vermehrten                                               ein Windwurf zahlreiche Bäume zu         malerischen Fichten Lärchenwald,       einige Bäume, vor allem Fichten,
     ­sichergestellt, dass eine natürliche    Ausfällen der Esche kommen, die                                                 Fall gebracht hat. Dieses Ereignis       der an sonnigen Herbsttagen die Ein-   zu Fall gebracht haben. Da das Re-
      Verjüngung des Waldbestandes im         jedoch aufgrund der Lage derzeit                                                förderte jedoch die Totholzanreiche-     zigartigkeit dieses windgeprägten      servat sehr schwierig zu begehen ist
      Naturwaldreservat unbeeinträch­tigt     kein verkehrssicherungstechnisches                                              rung des Waldbestandes in stehender      Reservates unterstreicht.              und eine Aufarbeitung der Sturm-
      bleibt. Aus forstschutzfachlicher       Risiko darstellen.                                                              und liegender Position.                                                         schäden bereichsweise nur unter
      Sicht konnten bei der Begehung am                                                                                                                                                                       erheblichem Aufwand durchgeführt
      Rainberg keine bestandesgefähr-         Der Gaisberg gilt außerdem als be-                                              Sofern es sich um keine Felspartien      Naturwaldreservat Wandl                werden könnte, ist eine Überwa-
      denden Schädlinge, Krankheiten          liebtes Naherholungsziel der Stadt-                                             handelt, ist die Bodenvegetation im                                             chung und Kontrolle der Weiterent-
      oder sonstige Schäden beobachtet        bevölkerung Salzburgs und ist tou-                                              Naturwaldreservat flächig vorhanden      Das Naturwaldreservat Wandl liegt in   wicklung unbedingt erforderlich. Das
      werden, lediglich das Eschentrieb-      ristisch entsprechend stark frequen-                                            und von starker Vergrasung geprägt,      der Gemeinde Rauris im Bezirk Zell     weitgehende Belassen geworfener
      sterben hat sich verbreitet. Da diese   tiert. Neben dem Rundwanderweg                                                  eine Strauchschicht fehlt. Das ver-      am See und nimmt eine Fläche von       Stämme entspricht der gesetzlichen
      Bäume im Naturwaldreservat jedoch       findet man zusätzlich im Bereich von                                            gangene Windwurfereignis hat einer-      ca. 13 ha eines steilen Hangwaldes     Vorgabe der Erhaltung des Gebietes
      eine untergeordnete Rolle spielen       Felsrippen zahlreiche Kletterrouten                                             seits Verjüngungsvorteile gebracht,      westlich von der Ortschaft Bucheben    in seinem ursprünglichen Zustand,
      und das Reservat regelmäßigen Über-     sowie deren Zustiegswege abseits der                                            da zahlreiche Bäume entwurzelt           ein. Das ostexponierte Gebiet er-      zumal Windwürfe als Ereignisse im
                                                                                       Totholzansammlung nach Windwurf­
      prüfungen unterliegt, wird lediglich    markierten Wanderwege. Diese Klet-       ereignis im NWR Ullnwald (Bild:        wurden und die aufgedrehten Wur-         streckt sich über einen Seehöhen-      Rahmen des Naturgeschehens anzu-
      die Verkehrssicherungspflicht ent-      terrouten bestehen teilweise schon       DI Albel).                             zelteller nun als Keimbett fungieren     bereich von 1100 bis 1400 m in der     sehen sind und zahlreiche Strukturen
      sprechend durchgeführt.                 seit mehr als zehn Jahren und sind in                                           und gut vor Wildeinfluss schützen        hochmontanen-subalpinen Stufe.         schaffen, die eine gute Ausgangslage
                                              zahlreichen Kletterführern eingetra-     Das Naturwaldreservat Ullnwald (seit   können. Andererseits erschwert           Das Wandl liegt in der Außenzone       für die Naturverjüngung darstellen.
                                              gen. Das Anlegen von Kletterrouten       1993 als Geschützter Landschaftsteil   die starke flächige Vergrasung das       des NP Hohe Tauern und wird von        Die Verjüngung erfolgt in diesem
     Naturwaldreservat                        und Zustiegswegen ist aber nach der      verordnet) befindet sich im Gemein-    Aufkommen der jungen Pflanzen,           zahlreichen Felsbändern, Abbrüchen     Reservat in Horsten, die Lücken
     Gaisberg                                 Verordnung des Geschützten Land-         degebiet von Tweng und liegt öst-      nur wenige Individuen können die-        und Rinnen durchzogen. Der Haupt-      zwischen liegendem Totholz bieten
                                              schaftsteiles, u.a. zum Schutz der       lich der gleichnamigen ­Ortschaft.     se Hürde überwinden und sich in          baumbestand im Naturwaldreservat       optimale Bedingungen für das Auf-
     Das Naturwaldreservat Gaisberg er-       Besucher, nicht erlaubt. Situations-     Es nimmt eine Fläche von 8 ha ein      lichten, stark vergrasten Flächen        wird von einem Fichtenwald gebildet    kommen von jungen Pflanzen, wobei
     streckt sich mit einer Fläche von ca.    angepasste Lenkungsmaßnahmen sol-        und erstreckt sich über einen See-     durchsetzen.                             welcher unterschiedlich vergesell-     die Fichte am häufigsten vertreten
     17 ha über Teile der Richtung Westen     len künftig dazu beitragen, dass das     höhenbereich von 1560 bis 1770 m.                                               schaftet ist. Mit steigender Seehöhe   ist. Der Wildeinfluss kann, obwohl
     bis Südwest exponierten Hänge un-        Naturwaldreservat Gaisberg einer         Steile Hänge mit seichtgründigem       Hinweise auf die Anwesenheit von         nimmt der Lärchenanteil zu, sodass     er deutlich spürbar ist (Losung,
     terhalb des Gaisberggipfels (1287 m).    möglichst naturnahen Entwicklung         und felsigem Untergrund zeichnen       Wildtieren (Losung, Wechsel, Lager)      diese Baumart an der oberen westli-    Sichtungen usw.), als kein ernstzu-
     Die teils steil abfallenden Flächen      folgen und zum Vorteil der Natur         das Naturwaldreservat aus. Im un-      wurden kaum entdeckt, lediglich          chen Grenze des Naturwaldreserva-      nehmendes Verjüngungshemmnis
     des Reservates erstrecken sich von       auch weiterhin von Besuchern ge-         teren Bereich zieht sich eine kleine   eine Suhle im südlichen Randbereich      tes stellenweise bestandesbildend      betrachtet werden, denn die daraus
     etwa 980 m bis auf 1220 m Seehöhe        nutzt werden kann.                       Hochebene von Westen nach Osten,       des Reservates zeigt, dass sich das      ist. An frischen Standorten findet     resultierenden Verbissschäden sind
     und sind mit Felsrippen sowie Plat-                                                                                                                                                                      als vernachlässigbar anzusehen.
     tenformationen durchsetzt, welche
     eine hohe Diversität an Kleinstand-                                                                                                                                                                      Das Naturwaldreservat ist über
     orten erzeugen. Der flachgründige,                                                                                                                                                                       einen Wanderweg erreichbar, der
     grobsteinreiche Rendzina-Boden,                                                                                                                                                                          bis zur Feldereralm führt. Da dieser
     der als eher trocken und stark ero-                                                                                                                                                                      aber nicht unmittelbar bis an die
     sionsgefährdet einzustufen wäre, ist                                                                                                                                                                     Grenzen des Reservates reicht, sind
     hauptsächlich mit den Baumarten                                                                                                                                                                          keine Verkehrssicherungspflichten zu
     Fichte und Buche bestockt und stel-                                                                                                                                                                      treffen. Touristisch wird die Region
     lenweise mit Bergahorn durchmischt.                                                                                                                                                                      gerne genutzt, das Naturwaldreser-
     Vereinzelt treten Tanne, Esche und                                                                                                                                                                       vat selbst ist für Erholungssuchende
     Bergulme sowie in den felsigen Be-                                                                                                                                                                       jedoch uninteressant, da es schwer
     reichen Eberesche und Kiefer auf.                                                                                                                                                                        erreichbar und kaum zu begehen ist.
     Das Gebiet wird von Süden Richtung
     Nordwesten durch einen Wander-                                                                                                                                                                           Die Vielfalt an Kleinstrukturen schafft
     weg, den Gaisberg-Rundwanderweg                                                                                                                                                                          im Naturwaldreservat hervorragende
     durchschnitten. Dieser stellt auch                                                                                                                                                                       Voraussetzungen für zahlreiche Tier-
     den Hauptgrund für eine Aufforstung      Kleine Hochebene im NWR Ullnwald (Bild: DI Albel).                              Lärchendominierter Altbestand im Westen des NWR Wandl (Bild: DI Albel).         und Pflanzenarten. Die Wertigkeit
Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 1/2019 Natur Land Salzburg Naturschutz - Partner zum Leben 1/2019
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