NEUE GRUNDSTEUER - Wie sich die Grundsteuer künftig bemisst - AUSGABE 08 - Aachener-zeitung
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AUSGABE 08 Februar 2022 NEUE GRUNDSTEUER Bildquelle: akimov-de Wie sich die Grundsteuer künftig bemisst
Neue Grundsteuer Wie sich die Grundsteuer künftig bemisst von Michael Schreiber / biallo.de Sind Sie Eigentümerin oder Eigentümer eines kleinen Eigenheims, einer schicken Eigentumswoh- nung oder haben sogar ein paar Hektar Wald geerbt? Vielleicht wohnen Sie auch zur Miete. Dann herzlich willkommen im Club. Denn die jetzt angelaufene Reform der Grundsteuer betrifft im Prin- zip alle Bundesbürger – denn wir zahlen sie auch alle! Ein Überblick über Hintergründe und Folgen der angelaufenen Grundsteuer-Reform. Was ist die Grundsteuer? Ein Blick zurück: Mit Urteil vom 10.4.2018 (Az. 1 BvL 11/14 u.a.) hatte das Bundesverfas- sungsgericht das Bewertungssys- tem der bisherigen Grundsteuer für Bildquelle: Olivier Le Moal / Shutterstock.com verfassungswidrig erklärt. In seiner Entscheidung räumte das Gericht dem Gesetzgeber eine Frist bis Ende 2019 ein, um eine neue gesetzliche Rege- lung zu treffen. Für die danach notwen- dige Umsetzung gilt eine weitere Frist bis Ende 2024. Ab 1.1.2025 muss die reformierte Grundsteuer angewandt werden. Ende 2019 wurde deshalb auf Bundesebene ein Grundsteuerreform- gesetz verabschiedet. Die kommunale Abgabe auf Grund- besitz spülte im vergangenen Jahr rund 14,6 Milliarden Euro in die Kassen der Städte und Kommunen und stellt damit nach der Gewerbesteuer deren zweitwichtigste Einnahmequelle dar. Eigennutzer von Immobilien, Woh- nungsvermieter; Land- und Forstwirte und Verpächter von Gewerbe- und Ag- rarflächen werden von ihrer jeweiligen Kommune direkt zur Kasse gebeten. Seite 2
Arten von Grundsteuer Tipp: Für land- und forstwirtschaftliche Flächen wird dabei die oft nur modera- Die Hebesätze aller deutschen te Grundsteuer A erhoben – für den Städte und Gemeinden kann übrigen Grundbesitz die jetzt schon man kostenfrei unter www. deutlich höhere Grundsteuer B. destatis.de einsehen (Suchwort Welche zum Teil krassen Unterschiede „Hebesätze der Realsteuern“). es dabei zwischen einzelnen Kommu- nen gibt, zeigt ein kurzer Fokus auf Niedersachsen: Bei den insgesamt 944 Städten und Gemeinden dieses Bundeslandes reicht die Spannweite bei der Grundsteuer A von einem Hebesatz von 270 Prozent (Ruhen im Landkreis Gifhorn) bis 690 Prozent (Stadt Bremer- vörde im Landkreis Rotenburg/Wüm- me). Bundesweit einsamer Spitzenreiter bei dieser für Landwirte wichtigen Kommunalabgabe sind zwei Gemein- den in Baden- Württemberg mit jeweils 1.900 Prozent (Bad Herrenalb und Bad Wildbad). Den geringsten Hebesatz bei der Grundsteuer B in Niedersachsen meldet mit 250 Prozent Gorleben (Landkreis Lü- chow-Dannenberg), den höchsten Wert verzeichnet mit 640 Prozent Ritterhude (Landkreis Osterholz). Bundesweiter Spitzenreiter ist hier die hessische Gemeinde Lautertal im Odenwald mit sagenhaften 1.050 Prozent. Bildquelle: SergeyLit / Shutterstock.com Seite 3
Wie wird die Grundsteuer bis 2024 ermittelt? Die Grundsteuer wird derzeit in einem Vereinfacht zusammengefasst: Zu- dreistufigen Verfahren in Zusammen- nächst wird bislang vom Finanzamt der arbeit der Finanzämter mit den Städten Einheitswert festgestellt und per Ein- und Gemeinden berechnet. heitswertbescheid an den Eigentümer bekannt gegeben. Das Finanzamt setzt Dabei gilt folgende Formel: dann per Bescheid den Grundsteuer- Grundstückswert x Steuermesszahl x messbetrag fest. Die Gemeinde setzt Hebesatz = zu zahlende Grundsteuer. auf Basis dieser Feststellungen und den von ihr bestimmten Hebesätzen die Die Finanzämter übernehmen in diesem Grundsteuer fest. System die Bewertung der Grundstücke Das System der Einheitsbewertung im als Basis für die Steuererhebung: alten Bundesgebiet sah eigentlich vor, dass alle sechs Jahre eine allgemeine 1. Feststellung des Einheitswertes Wertfeststellung für den gesamten durch das Finanzamt Immobilienbestand durchzuführen ist. Doch die einzige Hauptfeststel- 2. Festsetzung des lung erfolgte zum 1.Januar 1964. Die Grundsteuermessbetrages eigentliche Bewertungsarbeit durch die Finanzämter war so aufwendig, dass Die Kommunen legen autonom den die Werte allerdings erst zum 1. Januar örtlichen Hebesatz fest und kassieren 1974 feststanden – die Erfahrungen mit die Grundsteuer: dieser Kampagne führten letztlich dazu, dass danach jede weitere Hauptfest- 3. Festsetzung der Grundsteuer an- stellung unterblieb. In den fünf neuen hand des kommunalen Hebesatzes Bundesländern unterblieb nach der Grenzöffnung von vornherein jede neue Einheitsbewertung – dort gelten bis dato die Werte, die zuletzt zum 1. Januar 1935 festgestellt wurden. Für etwa gleichwertige Grundstücke wer- den dadurch vielfach stark voneinander abweichende Grundsteuern fällig. Für die Verfassungsrichter aus Karlsruhe der wesentliche Grund, das gesamte System als verfassungswidrig zu kippen. Bildquelle: akimov.de Seite 4
Bildquelle: Watchara Ritjan / Shutterstock.com Das wertbasierte Bundesmodell Das bisherige Verfahren bleibt im Kern auch nach der Reform er- halten. Reformiert wird nur die Be- wertung des Grundbesitzes – die Immobilienwerte sollen an die tat- sächlichen aktuellen Wertverhält- nisse angepasst werden. Dafür müssen bis 2025 „nur“ sämtliche Grundstücke der Bundesrepublik neu bewertet werden – völlig unabhängig davon, nach welchem Modell die Grundsteuer in Zukunft gestaltet wird. Die Finanzämter stehen vor einer Herkulesaufga- be. Allein in Baden-Württemberg werden in den kommenden Jahren 5,6 Millionen Steuerobjekte neu bewertet, in Niedersachsen 3,6 Millionen, in Berlin immerhin 800.000 Liegenschaften. Im Reformgesetz verankert ist ein vom Bund entwickeltes Bewertungsverfahren, das die individuellen Grundstücksfaktoren am detailliertesten einpreisen soll. Für jedes Grundstück wird anhand der aktuellen Miet- und Bodenpreise Das neue Grundsteuer-Modell ein typisierter Verkehrswert ermittelt. Dafür sind die folgenden Informationen notwendig, die vom Grundeigentümer Nach langen Verhandlungen haben sich beziehungsweise anhand vorhandener Bund und Länder auf eine Neuregelung kommunaler und statistischer Daten der Grundsteuer geeinigt. Die neuen erhoben werden müssen: Spielregeln sollen ab 2025 gelten. Die • Bodenrichtwert Länder hatten dabei die Wahl zwischen dem sogenannten wertorientierten • Statistisch ermittelte Nettokaltmiete Bundesmodell oder einer vereinfachten • Grundstücks- und Gebäudefläche eigenen Bewertungssystematik. Die meisten Bundesländer folgen dem vom • Immobilienart Bund vorgeschlagenen Bewertungsan- • Alter des Gebäudes satz. Zwei Länder übernehmen das Mo- dell mit geringen Anpassungen. Fünf Die Höhe der statistisch ermittelten Länder gehen bei der Neubewertung Nettokaltmiete hängt unter anderem des Immobilienvermögens der Republik von der sogenannten Mietniveaustufe einen komplett eigenen Weg. der jeweiligen Gemeinde ab. Seite 5
Das Bundesfinanzministerium (BMF) Auf den Stichtag 1. Januar 2022 wird weist darauf hin, dass bereits Informa- die neue Hauptfeststellung durchge- tionen über das sogenannte System führt, danach soll alle sieben Jahre eine BORIS einsehbar sind. Die Einordnung Neuermittlung erfolgen. Das heißt, die der Kommunen nach Mietniveaustu- nächste Hauptfeststellung erfolgt dann fen soll dabei auf der Basis von Daten zum 1.Januar 2029. Die neue Grund- des Statistischen Bundesamts über steuer wird erstmals ab 2025 erhoben. die Durchschnittsmieten in allen 16 Bis dahin bleiben noch die veralteten Bundesländern erfolgen. Der Nachteil Einheitswerte maßgeblich. Nach dem des Modells sticht sofort ins Auge – es derzeitigen Planungsstand werden ist sehr aufwendig und bürokratie- Grundbesitzer ab dem 1. Juli 2022 lastig. Die Finanzverwaltungen der Feststellungserklärungen mit den not- Länder benötigen bundesweit wohl wendigen Angaben zur Neubewertung tausende neue Mitarbeiter, um die ihres Grundbesitzes auf den Bewer- Neubewertung der Immobilien bis Ende tungsstichtag 1. Januar 2022 machen 2024 überhaupt stemmen zu können. müssen. Die Abgabefrist endet bereits Erstaunlich ist auch, dass es über- am 1. November 2022. Welche Angaben haupt keine Rolle spielen wird, ob das konkret von den Finanzämtern abge- Grundstück sich in einer zentralen oder fragt werden, hängt je nach Bundesland bevorzugten Wohnlage befindet oder von dem gewählten Grundsteuer-Mo- am Stadtrand liegt. Dabei wirbt das BMF dell ab (siehe Tabelle). gerade mit dem Gerechtigkeitsfaktor für sein Rechenmodell. Tipp: Die Abgabe der Erklärung kann kostenlos über das Onlineportal „Mein ELSTER“ der Steuerverwal- tung erfolgen. Hierfür wird ein Benutzerkonto benötigt, mit dem man sich einmalig gegenüber dem örtlichen Finanzamt ausweist. Es ist ratsam, dieses Benutzerkonto unter www.elster.de zu beantragen. Wer screenshot elsterportal seine Einkommensteuererklärung bereits elektronisch über ELSTER Für vermietete Geschäftsgrundstücke einreicht, kann diesen Zugang wird bei der Bewertung künftig auf auch für die Grundsteuer nutzen. ein vereinfachtes Sachwertverfahren zurückgegriffen. Dies wir auch bei gemischt genutzten Grundstücken, Teileigentum und sonstigen bebauten Auf Bürger, Steuerberater und Finanz- Grundstücken zum Einsatz kommen. verwaltung kommt ein enormer büro- Land- und forstwirtschaftliche Betriebe kratischer Aufwand zu, um die not- werden mit einem vereinfachten typi- wendigen Grundstücksdaten für eine sierten Ertragswertverfahren bewertet. Wertfeststellung zu erheben. Seite 6
Welche Modelle wählen die einzelnen Beispiel Baden-Württemberg: Bundesländer? Das Land macht mit einem Boden- wertmodell von der Öffnungsklausel Die Länder haben sich eine Öffnungs- Gebrauch. Es basiert im Wesentlichen klausel in das Gesetz schreiben lassen, auf zwei Kriterien: der Grundstücksfläche um abweichend vom Bundesmodell und dem Bodenrichtwert. Für die Berech- eigene Regeln für die Grundstücksbe- nung werden beide Werte miteinander wertung festlegen zu können. Davon multipliziert. Im weiteren Schritt wird eine haben bislang sieben Bundesländer Ge- gesetzlich festgelegte Steuermesszahl an- brauch gemacht. Das Saarland und der gewandt – modifiziert nach der Nutzung Freistaat Sachsen übernehmen zwar des Grundstücks. Für überwiegend zu das Bundesmodell, passen aber für die Wohnzwecken genutzte Grundstücke gibt Erhebung der Grundsteuer B die Steuer- es einen Abschlag. messzahlen an. Fünf Bundesländer gehen einen komplett eigenen Weg. Grundgedanke ist hier überwiegend ein Edith Sitzmann (Grüne), bis 2021 Flächenmodell. Die Bewertung erfolgt Finanzministerin in Baden-Württem- ausschließlich anhand der Grundstücks- berg, betont die Vorteile des Modells oder Wohnfläche – gegebenenfalls darin, dass neu geschaffener Wohnraum zuzüglich eines Lagefaktors. Der Vorteil keine höhere Besteuerung auslöse. liegt auf der Hand: Man braucht nur Denn die Gebäudefläche spielt bei der wenige Daten des Grundstücks für die baden-württembergischen Grundsteuer Berechnung, diese sind zumeist bei den grundsätzlich keine Rolle. Kritiker sehen Kataster-, Grundbuch- und Bauämtern gerade darin eine massive Ungerech- digital abrufbar. Die Berechnung ist tigkeit. Es macht wertmäßig nämlich für betroffene Immobilieneigentümer keinen Unterschied, ob auf dem Grund- transparent und leicht nachvollzieh- stück ein zweigeschossiges Eigenheim bar und die Finanzämter brauchen für oder ein 12-geschossiges Miethaus die Umsetzung weniger Personal. Das steht. Zu den Verlierern dieses Modells Gelbe vom Ei sind die diskutierten Be- werden deshalb besonders die Besitzer wertungsansätze der Länder im Einzel- von Ein- und Zweifamilienhäusern fall allerdings auch nicht. zählen. Das von Hamburg bereits gesetzlich verankerte Flächen-Lage-Modell ver- meidet diese Nachteile. Hier werden Grundstücks- und Gebäudeflächen mit einer Äquivalenzzahl (0,02 Euro für den Boden und 0,40 Euro für das Gebäude) multipliziert. Durch die Differenzierung zwischen guter und normaler Wohnlage bleiben potenziell steigende Marktprei- se bei der Berechnung außen vor. Das Flächenmodell bietet deshalb Mietern, Eigentümern und Investoren den bes- ten Schutz vor Mehrbelastungen. Bildquelle: Puttachat Kumkrong / Shutterstock.com Seite 7
Bayern favorisiert in seinem gerade erst verabschiedeten Grundsteuergesetz ein noch einfacheres reines Flächenmodell. Dabei wird zwischen Grund und Boden sowie Wohn- und Nutzfläche unterteilt. Hessen und Niedersachsen haben sich für ein Flächen-Lage-Modell entschie- den. Auf die Grundstücksfläche als Aus- gangsbasis wird ein Faktor angewendet, der die Lage berücksichtigen soll. Bildquelle: DifferR / Shutterstock.com Wie berechnet sich die Grundsteuer ab 2025? Die Steuermesszahl wird von aktuell 0,35 Prozent (beziehungsweise 1,0 Mit den Neuregelungen wird sich das Prozent im Beitrittsgebiet) drastisch Grundsteueraufkommen in den Kom- auf einheitlich 0,034 Prozent gesenkt, munen automatisch verändern. Um um die Wertsteigerungen auszu- Steuererhöhungen entgegenzuwirken, gleichen, die im Vergleich von den wollen einige Kommunen deshalb die aktuellen Verkehrswerten zu den seit bisherigen Hebesätze anpassen. Das 1935 beziehungsweise 1964 nicht mehr BMF hat zwar insgesamt – als Appell an aktualisierten Werten zwangsläufig ent- die Kommunen – eine Aufkommens- stehen. Sozialer Wohnungsbau sowie neutralität der Reform propagiert. kommunales und genossenschaftliches Das heißt natürlich nicht, dass für alle Wohnen wird zudem steuerlich geför- betroffenen Bürger ab 2025 alles beim dert werden. Die Steuermesszahl wird Alten bleibt. Die Reform wird sowohl um 25 Prozent ermäßigt, wenn für das Nutznießer als auch Verlierer hervor- Grundstück nach Paragraf 13 Absatz 3 bringen. In angesagten städtischen Wohnraumfördergesetz eine Förderzu- Lagen wird es deutlich teurer – für sage erteilt wird. Für Baudenkmäler er- manche im ländlichen Raum möglicher- mäßigt sich die Steuermesszahl künftig weise auch billiger (siehe Beispiel). pauschal um zehn Prozent. Seite 8
Bildquelle: Rainer Lesniewski / Shutterstock.com Das es nach der Reform Gewinner und Verlierer geben kann, zeigt ein fiktives Beispiel für Dresden: Beispielstadt Dresden Stadtbereich Ost / West – Grundsteuer pro Jahr Etagenwohnung Einfamilienhaus 76 m2, Ost 106 m2, West Grundsteuer bisher 216 Euro 255 Euro Grundsteuer neu 269 Euro (+ 25 %) 425 Euro (+ 67 %) ohne Anpassung Hebesatz 635 % Grundsteuerreform: 207 Euro (- 4 %) 328 Euro (+ 29 %) Absenkung Hebesatz auf 490 % Quelle: Bundesfinanzministerium, Stand: 2021 Fazit: nen neue Steuereinnahmen generieren Nach der klaren Vorgabe des Bundes- werden, um Löcher im Stadtsäckel zu verfassungsgerichtes führt an einer um- stopfen. fassenden Reform der Grundsteuer kein Wohin die Reise geht, hat die Be- Weg vorbei. Das vom Bund konzipierte ratungsgesellschaft Ernst & Young wertbasierte Rechenmodell für eine bereits in einer Pressemeldung vom Neubewertung des Immobilienbestan- 16. Oktober 2019 veröffentlicht. Als des ist unnötig kompliziert und ver- Ergebnis einer Umfrage unter 300 deut- ursacht hohe Bürokratiekosten. Mit der schen Kommunen sowie einer Analyse im Reformgesetz verankerten Öffnungs- der Verschuldungssituation aller 694 klausel wurde den Bundesländern deutschen Kommunen mit mindestens ermöglicht, ein eigenes Bewertungsmo- 20.000 Einwohnern war das Ergebnis dell anzuwenden und so einige Web- auch vor der Corona-Pandemie eindeu- fehler der Grundsteuerreform auszubü- tig: Viele Kommunen werden die Ab- geln. Davon haben allerdings am Ende gaben erhöhen müssen – vor allem bei nur fünf Länder Gebrauch gemacht. der Grundsteuer, der Müllabfuhr und der Straßenreinigung sind in etwa drei Den entscheidenden Hebel halten am von zehn deutschen Städten deutliche Ende die Kommunen in den Händen Kostensteigerungen zu erwarten. – sie entscheiden autonom über den Es kann noch dauern, bis eine klare anzuwendenden Hebesatz und damit Aussage zur künftigen Grundsteuer- über die konkret zu zahlende Grund- belastung für ein konkretes Grundstück steuer. Gerade die anhaltende Corona- überhaupt möglich ist. Für Immobilien- Krise mit ihren wegbrechenden Gewer- besitzer, Investoren und Mieter ist diese besteuereinnahmen lässt erahnen, an Momentaufnahme ein klarer Unsicher- welcher Stelle finanzklamme Kommu- heitsfaktor. Seite 9
Neueinführung Grundsteuer C ab 2025: Was bedeutet das? Tipp: Mit der neuen Grundsteuer C erhalten Kommunen künftig außerdem die Mög- Steht Wohn- oder Gewerberaum lichkeit, Spekulationen mit Brachflächen leer, weil Sie keinen Mieter oder in Wohngebieten einzudämmen. Hin- Pächter finden, können Sie auch tergrund ist der Wohnungsmangel in den Erlass der Grundsteuer bean- Ballungsgebieten. Hier kommt es häufig tragen: Für 2021 muss der Antrag zu Spekulationen mit der Folge, das bis 31. März 2022 beim Steuer- Grundstücke trotz erteilter Baugeneh- amt Ihrer Gemeinde eingehen. In migung jahrelang unbebaut bleiben, Hamburg, Bremen und Berlin ist um sie weiter zu veräußern statt neuen das Finanzamt zuständig. Wichtig: Wohnraum zu schaffen. Die Gemeinden Sie müssen darlegen, dass Sie den dürfen für baureife unbebaute Grund- Leerstand nicht verschuldet haben. stücke künftig einen höheren Hebesatz festlegen und auf diese Weise Speku- lationsgeschäfte verteuern. Hamburg lässt betroffenen Investoren jetzt eine Schonfrist von fünf Jahren, um sich einen Bebauungsplan für das Grund- stück zu überlegen. Danach wird die Strafsteuer erhoben. Kann der Vermieter die Grundsteuer auf den Mieter umlegen? Bei Miet- und Pachtobjekten wird die Grundsteuerlast in der Regel über die Mietnebenkosten oder indirekt über einen von vornherein höheren Pacht- oder Mietpreis auf den Mieter oder Pächter abgewälzt. Voraussetzung für eine Umlage ist jedoch eine Regelung im entsprechenden Miet- oder Pacht- vertrag. Bildquelle: Peshkova / Shutterstock.com Ist die Grundsteuer steuerlich absetz- bar? Welche Objekte sind steuerbefreit? Vermieter, Landwirte und Betriebe Nicht alle Grundbesitzer müssen können die Grundsteuer in ihrer die kommunale Abgabe bezahlen. Einkommensteuererklärung als Be- Steuerbefreit sind insbesondere alle triebsausgabe oder Werbungskosten Liegenschaften, die Bund, Ländern und absetzen. Trägt der Mieter oder Pächter Kommunen direkt gehören. Aber auch diese Abgabe, sind die weiterbelasteten die Kirchen und andere gemeinnützige Nebenkosten im Gegenzug als Einnah- Organisationen genießen das Privileg me zu erfassen. der Steuerfreiheit. Seite 10
Grundsteuer Was Eigentümer jetzt tun müssen von Max Geißler / biallo.de Die Bundesländer und Kommunen müssen die Grundsteuer neu berechnen. Dazu haben sie bis Ende 2024 Zeit, ab 2025 gilt dann die neue Grundsteuer. Auf Grundstücksbesitzer kommt im Vorfeld einiges an Arbeit zu. Was ist zu tun? Wann geht’s los? Geplant ist, dass die Finanzämter Ende März alle Eigentümerinnen und Eigen- tümer zur Abgabe einer Feststellungs- erklärung auffordern. Diese müssen Bildquelle: Aleksandar Mijatovic / Shutterstock.com dann schnell aktiv werden und die gewünschten Daten zusammentragen. Ab 1. Juli 2022 startet die elektronische Datenübermittlung an das Finanzamt. Welche Daten werden Sie erfolgt online über das Steuerpor- tal ELSTER. Briefe und Faxe sind nicht benötigt? vorgesehen. Die Datenerfassung läuft dann bis 31. Oktober 2022. Vorsicht: Wer die Frist versäumt, und auch nach einer Laut Bundesfinanzministerium sind Ermahnung nicht aktiv wird, der riskiert folgende Angaben erforderlich (auf den ein Bußgeld von bis zu 25.000 Euro! Bei Bewertungsstichtag 1. Januar 2022): hartnäckiger Verweigerung schätzt das Lage des Grundstücks, Grundstücks- Finanzamt die Daten – was selten zu fläche, Bodenrichtwert, Nutzungsart, einem finanziellen Vorteil führt. Wohnfläche, Baujahr des Gebäudes. Seite 11
Unterschiedliche Berechnungsmodelle: Da sich die Bundesländer nicht auf Die Länder Bayern, Hessen, Hamburg ein einheitliches Grundsteuer-Berech- und Niedersachsen verfolgen das nungsmodell einigen konnten, sind je weniger aufwendige Flächenmodell. nach Land unterschiedliche Angaben Es basiert vor allem auf der Fläche von zu machen. Die meisten Bundesländer Grundstück und Gebäude sowie der (elf Stück) folgen dem sogenannten Wohnfläche. Am einfachsten haben es Bundesmodell. Dieses werteorientierte Eigentümer in Baden-Württemberg. Verfahren berücksichtigt individuelle Sie benötigen für das dort verwendete Grundstücksfaktoren wie aktuelle Bodenwertmodell nur die Grundstücks- Miet- und Bodenpreise, aus denen ein fläche, die dann mit dem amtlichen detaillierter Verkehrswert ermittelt wird. Bodenrichtwert kombiniert wird. Dafür werden neben den oben genann- ten Punkten zusätzlich die Nettokalt- miete, die Zahl der Wohnungen sowie die Immobilienart erfasst. Seite 12
Wo findet man die Daten? Erforderliche Grundbuchdaten wie Flur- Angaben zur Wohnfläche sind oft kniff- stücknummer oder Fläche des Grund- lig. Die im Kauf- oder Mietvertrag ge- stücks finden Eigentümer entweder in nannten Quadratmeterzahlen können ihren Grundbuchauszügen, die häufig weiterhelfen, aber auch nur dann, wenn dem Kaufvertrag beiliegen, oder beim sie wirklich stimmen. Nachmessen kann Grundbuchamt. Die Information erhält nicht schaden, vor allem wenn das Ge- man kostenlos, auch bei postalischem bäude saniert oder modernisiert wurde. Versand, allerdings kann das einige Ist neuer Wohnraum im Dachgeschoss Wochen dauern. oder Souterrain entstanden, wurde ein Balkon nachträglich angebaut? Immer Über den geltenden Bodenrichtwert, wieder strittig ist die anzusetzende der nur nicht in Bayern und Hamburg Quadratmeterfläche. Es gilt: Balkone, erfasst wird, geben das Internetportal Terrassen, unbeheizbare Wintergärten www.bodenrichtwerte-boris.de und die und Dachschrägen zwischen einem und amtlichen Auskunftsportale der Bun- zwei Meter Raumhöhe zählen nur zu 50 desländer Auskunft. Dort sind Tausende Prozent, Keller, Treppen und Abstell- von Richtwerten meist kostenlos ab- räume gar nicht. Wer sich unsicher ist, rufbar. Ist der Wert nicht zu finden (Ba- kann für ein paar hundert Euro einen den-Württemberg, Saarland, oft auch Vermesser bestellen. 55 57 Sachsen-Anhalt), hilft das zuständige Katasteramt 54 oder die Gutachteraus- 418 3 schüsse der 53 Kommunen weiter. Der Bo- 446 52 beziffert durchschnittliche denrichtwert 419 4 Bodenpreise 51 innerhalb einer Gemeinde 420 oder eines Stadtteils. 50 421 439 447 422 437 49 5 445 440 442 436 423 434 438 443 441 424/1 433 435 424/2 6 48 425 1 47 426 6 46 427/1 448 2 45 427/2 429 44 7 42 430 431 43 432 8 41 449 40 450 39 451 38 452 453/2 453/1 455 Bildquelle: akimov.de 454 37 456 457 458 36 461/1 35 460 462/2Seite 13
Steuererklärung zur Grundsteuer: Bundesländer erheben unterschiedliche Daten Flächen-Lage- Erforderliche Daten Bundesmodell Bodenwertmodell Modell 11 Bundesländer Bayern, Hamburg, Baden- Hessen, Württemberg Niedersachsen Allgemeine ja ja ja Grundbuchdaten1 Bodenrichtwert ja ja/nein2 ja Immobiliennutzung ja ja ja (Wohnen/Gewerblich) Wohnfläche ja ja nein Immobilienart ja nein nein (Eigenheim, Mietshaus, Eigentumswohnung) Wohnungszahl und ja nein nein Größe Garagen/Stellplätze ja nein nein Baujahr ja nein nein Nettokaltmiete ja nein nein Quelle: Biallo.de, Anmerkung.: 1 z.B. Flurstücknummer, Grundstücksfläche; 2 nicht in Bayern und Hamburg, in Hessen werden Finanzbehörden aktiv Seite 14 Bildquelle: Slavun / Shutterstock.com
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