Operationelles NWV-System: ICON
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Forschung und Entwicklung - Abteilung Meteorologische Analyse und Modellierung Operationelles NWV-System Änderungsmitteilung Operationelles NWV-System: ICON Am Mittwoch, den 27.02.2019, wird ab dem 09-UTC-Assimilationslauf für das ICON- Modellsystem folgende Änderung wirksam: a) Bei der Assimilation von Messdaten des hyperspektralen Infrarot (IR) Sondierers IASI werden jetzt Beobachtungsfehlerkorrelationen explizit berücksichtigt. b) Es werden Daten des ATMS Mikrowellensondierers auf dem NOAA-20 Satelliten assimiliert. c) Tuningänderung der molekularen Rauhigkeitslänge über Wasser zur Reduktion des Temperaturbias in den Tropen Nähere Beschreibung der Maßnahmen und Auswirkungen: a) Beobachtungsfehlerkorrelationen für IASI Wesentlich für die erfolgreiche Verwendung von Beobachtungsdaten ist eine hinreichende Charakterisierung der Unsicherheit, d.h. des Beobachtungsfehlers, der in den bei der Datenanalyse verwendeten Gewichtungsfaktor maßgeblich eingeht. Dabei spielt nicht nur die Größe der einzelnen Beobachtungsfehler eine wichtige Rolle, sondern auch die Korrelation der Fehler verschiedener Beobachtungen. Im bisherigen Datenassimilationsprogramm werden solche Beobachtungsfehlerkorrelationen allerdings nicht explizit berücksichtigt und alle Beobachtungsfehler werden als statistisch unabhängig behandelt. Zwei Arten von Maßnahmen wurden im bisherigen System ergriffen um mögliche resultierende Probleme zu vermeiden oder zu kompensieren. Zum einen das sogenannte Ausdünnen, bei dem zu eng benachbarte Daten nicht zusammen in der Assimilation verwendet werden. Zum anderen die „Inflation“, d.h. das künstliche Hochsetzen der Varianz von Beobachtungsfehlern bei Daten, deren Fehlerkorrelationen vernachlässigt werden. Solche Maßnahmen erlauben die Assimilation von Daten mit korrelierten Fehlern, indem sie ihren Einfluss generell heruntersetzen und dadurch Situationen, in denen sie ein zu großes Gewicht hätten, weitgehend vermeiden. Dies führt allerdings zu einer reduzierten (sub-optimalen) Nutzung dieser Daten. Besonders wichtig sind Beobachtungs- fehlerkorrelationen für die hyperspek- tralen Infrarot (IR) Sondierer mit ihren tausenden spektral dichten Kanälen. Auch wenn davon nur eine kleine Auswahl in der Assimilation tatsächlich genutzt wird („vertikales Ausdünnen“), weisen diese doch nicht vernachlässig- bare Fehlerkorrelationen auf (s. Abb. 1).
Abb. 1: Mit der Desroziers Methode diagnostizierte Beobachtungsfehlerkor-relationen für IASI Messdaten. Durch die hier vorgestellte Änderung werden jetzt für Messdaten des hyperspektralen IR Sondierers IASI die Beobachtungsfehlerkorrelationen bei der Assimilation explizit berücksichtigt. Mathematisch bedeutet dies, dass nun mit der vollen Fehlerkorrelations- matrix, der R-Matrix, gerechnet wird (bisher wurde nur eine diagonale R-Matrix verwendet). Diese Änderung erforderte zwei Schritte. Zum einen die statistische Schätzung der R-Matrix (wofür wir die sogenannte Desroziers Methode verwenden) und Zum anderen das Einlesen und Verarbeiten einer nicht diagonalen R-Matrix in unserem Datenassimilationsprogramm (LETKF und ENVar). Eine wichtige technische Maßnahme hierbei ist die Begrenzung kleiner Eigenwerte der statistisch gewonnen R-Matrix durch eine untere Schranke. Da in der Datenassimilation vor allem die inverse R-Matrix verwendet wird, können kleine absolute (aber große relative) Ungenauigkeiten bei den Eigenwerten sehr große (schädliche) Auswirkungen auf die Analyse haben. b) ATMS auf NOAA-20 ATMS ist ein Mikrowellensondierer, der Information über Temperatur und Feuchte liefert. Im DWD werden seit Juni 2014 ATMS-Messungen vom Suomi-NPP-Satelliten assimiliert. Seit November 2017 ist mit NOAA-20 ein zweiter Satellit im Orbit, der ATMS-Daten liefert. Diese Daten sollen in Zukunft auch assimiliert werden. c) Tuningänderung der molekularen Rauhigkeitslänge über Wasser Im Transferschema des ICON-Modells wurde ein Tuningparameter für die molekulare Rauhigkeitslänge über Ozeanen reduziert. Dies führt in der tropischen Troposphäre zu einer relativ gleichförmigen Temperaturerhöhung um 0,05 - 0,1 K nach 7 Vorhersagetagen, in den Extratropen ist die Änderung ungefähr halb so groß. Dadurch verringert sich insbesondere in den Tropen das vertikale Integral des Temperaturbias (im Vergleich zu Radiosondendaten), was eine Reduktion der Geopotentialfehler zur Folge hat. Davon abgesehen treten keine messbaren Änderungen der Vorhersagequalität auf. Auswirkungen auf die Vorhersagen: Die Änderungen in der Datenassimilation (a,b) zeigten in der Vorhersage deutlich positive Auswirkungen, welche sowohl in der Verifikation gegen Analyse (Abb.2) wie auch gegen Beobachtungen (Abb.3a) klar zu sehen sind. Der Effekt der Modelltuningänderung (c) ist in Abb. 3b illustriert.
Abb. 2: Verifikation gegen Analysen. Gezeigt wird die Differenz des RMSE (Root Mean Square Error) der Vorhersagen gegenüber Analysen zwischen Parallelroutine (mit der Änderung) und Routine. Grüne (rote) Töne zeigen Bereiche an, in denen die Einbeziehung der Beobachtungsfehlerkorrelationen zu einer Verbesserung (Verschlechterung) geführt hat.
a) b) Abb. 3: Verifikation der Vorhersagen gegen Radiosondenbeobachtungen. Gezeigt wird die Differenz vom RMSE (Root Mean Square Error) der Vorhersagen gegenüber Beobachtungen zwischen Parallelroutine (mit der Änderung) und Routine. Grüne, negative (rote, positive) Werte zeigen Verbesserungen (Verschlechterungen) der Vorhersagen durch die Einbeziehung der Fehlerkorrelationen. Das linke Teilbild bezieht sich auf die unter (a) und (b) beschriebenen Änderungen der Datenassimilation, das rechte Teilbild auf die unter (c) beschriebene Modelltuningänderung. Ansprechpartner: a) Dr. O. Stiller, FE12, Tel.: 069 8062 2910, Olaf.Stiller@dwd.de b) Dr. R. Faulwetter, FE12, Tel.: 069 8062 2746, Robin.Faulwetter@dwd.de c) Dr. G. Zängl, FE 13, Tel. 069 8062 2728, Guenther.Zaengl@dwd.de
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