Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie

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Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
EUR 9,– Jahrgang 24/2019 Österreichische Post AG, MZ 09Z038204M, Retouren an PF555, 1008 Wien
                                                                   ISSN 1997-8308, Universimed CMC GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien

                                                                                                         Offizielles Medium der
                                                                                                         ÖGO, ÖGU und ÖGOuT

                                                                                                                      3 / 2019

                                                          Orthopädie &
                                                         Traumatologie
                           www.universimed.com
                                                         Rheumatologie
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                                                         Themenschwerpunkt | ab Seite 8

                                                         Hüftorthopädie
                                                         Themenschwerpunkt | ab Seite 24

                                                         Alterstraumatologie
                                                         Rheumatologie | Seite 52
                                                         Antikörper halten Einzug
                                                         in die Arthrosetherapie
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
Beleuchtete Hüfthebel                                         HERGESTELLT
                                                              IN DEN USA
Zur verbesserten Darstellung und Visualisierung                                                                                                                                                            Editorial
Lässt sich über einen ACMI-Anschluss (weiblich) an ein
Lichtleiterkabel anschließen. Kann dampfsterilisiert werden.                                                                   ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

                                                                              OrthoLucent™ Wundspreizer aus Carbon-PEEK
                                                                              Zur Darstellung des Zielbereichs. Der zu 100% strahlendurchlässige
                                                                              wundspreizer, seine Arme und Haken können während der
Beleuchteter                                                                  Verwendung eines Bildverstärkers oder Durchführung von
Kobra-Hebel von Jana                                                          Röntgenaufnahmen positioniert bleiben.
 ARTIKELNUMMER:              Entwickelt von
                             Ajoy K. Jana, MD                                 Besteht aus stabilem, leichtem Carbonfaser-PEEK-
 6119-L                                                                       Verbundmaterial, welches vollkommen strahlendurchlässig
                                                                              ist, Beschädigungen der Komponentenoberflächen
                                                                              vorbeugt und dampfsterilisiert werden kann.

                                                                               ARTIKELNUMMERN:
                                                                               7427-01 [Rahmen] (mit Griff)
                                                                               7427-02 [5,0-cm-Haken]
                                                                               7427-03 [7,5-cm-Haken]
                                                                               E X K L U S I V
                                                                               FÜR INNOMED IN DER
Beleuchteter                                                                   SCHWEIZ
                                                                               HERGESTELLT
Kobra-Hebel
 ARTIKELNUMMERN:
 6120-L [Schmal]
                                                                                                                                                           3                                               6
 6130-L [Standard]
 6135-L [Tief]                                                                                          3
                                                                                                                                                                                               5
                                                                                                                                      2                                                                                              7
                                                                                  2
Beleuchteter Hohmann-Azetabulum- hebel                                                                            1                                                      4
mit einem Zinken, doppelt gebogen
                                                                              Darstellung des Hüftgelenks & Entfernen                Darstellung und Präparation des Azetabulums,               Tischmontageeinheit mit Hebehaken für den
                                                                                          des Femurkopfes                                      Implantation der Pfanne                                     femoralen Zugang
                              ARTIKELNUMMER:
                              6210-02L
                                                                              Das/Seng Instrumente für den direkt anterioren Hüftzugang
                                                                              Entwickelt von Amal Das, MD und Brian Seng, DO
                                                HERGESTELLT                   Hebel-Haken-Set mit tischbefestigtem Hebesystem mit kontrolliertem Ratschen-
Lichtquellenadapter                             IN DEN USA
                                                                              Lösemechanismus, speziell zur Erleichterung des anterioren Zugangs beim Hüftgelenkersatz.
 ARTIKELNUMMERN:
 8009-S [ACMI-Adapter für
        Storz Lichtquellen]
 8009-W [ACMI-Adapter für
        Wolf Lichtquellen]                                                    1 Posteriorer Schenkelhalshebel

                                                                              2 Anteriorer Schenkelhalshebel
Stulberg
Patientenlagerungssystem Hüfte                                                                                                                                                         5 Hebehaken

                                  Zur stabilen                                3 Anteriorer Azetabulumhebel
                                  Patientenpositionierung
                                  bei Hüftoperationen                                                                                                                                   Tischmontageeinheit 8
                                  Entwickelt von von
                                  S. David Stulberg, MD
                                                                                                                                                                   ARTIKELNUMMERN:
                                                                              4 Posteriorer Azetabulumhebel
                                                                                                                                                                   6221 [#1 - Posteriorer Schenkelhalshebel]
                                                                                                                                                                   6222 [#2 - Anteriorer Schenkelhalshebel]
                                                                                                                                                                   6223 [#3 - Anteriorer Azetabulumhebel]
 ARTIKELNUMMER:                                                               6 Calcar-Femoris-Hebel
                                                                                                                                                                   6224 [#4 - Posteriorer Azetabulumhebel]
 4150                                                                                                                                                              6226-RH [#5A - Runder Hebehaken]
                                                                                                                                                                   6227 [#6 - Calcar-Femoris-Hebel]
HERGESTELLT                                                                                                                                                        6225 [#7 - Trochanter-Major-Hebel]
IN DEN USA
                                                                                                                                                                   6226-TA [#8 - Tischmontageeinheit]
                                                                              7 Trochanter-Major-Hebel
                                                                                                                                                                  Operationstechnik auf Anfrage erhältlich.            HERGESTELLT
                                                                                                                                                                                                                       IN DEN USA

                                                                                                             melswiesen 9 D-78056 Villingen-Schwenn
                                                                                           stik GmbH In Ram
                                                                      H   c / o Emons Logi         19 CH-6 330 Cham Schweiz Tel: 0041 (41) 740 67
                                                                                                                                                   ingen
                                                              p e Gm b            ha user s trasse                                                7 4
                                                      ed-Euro           Alte Stein
                                                Innom -Europe LLC
                                                       ed                              Einscannen
                                                 Innom                                          um zu unserer
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                                                                                                                                                                                                               www.innomed.net
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
Editorial
© Matern

                                  R. Windhager, Wien                               ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

           Liebe Kolleginnen und Kollegen!
              Gerne bin ich der Aufforderung gefolgt, eine Ausgabe zum            Die Wahl des richtigen Implantates spielt auch bei Rekons-
           Thema „Hüftendoprothetik“ zu editieren, wenngleich es               truktionen von Knochendefekten eine große Rolle. Während bei
           schwierig ist, für eine Operationsmethode, die zu den erfolg-       kortikalen Defekten im proximalen Femurbereich schon früh
           reichsten Eingriffen des letzten Jahrhunderts zählt, interessante   auf die Verwendung von Resektionsendoprothesen zurückge-
           Themen aufzuspüren.                                                 griffen wurde und das „Impaction Graft“ hier in den Hinter-
              Die Ergebnisqualität befindet sich erfreulicherweise auf         grund getreten ist, werden am Acetabulum sowohl biologische
           hohem Niveau, sodass weitere Optimierungen nur schwer mög-          Rekonstruktionen als auch Metall-Augmentationen in einer
           lich sind und gelegentlich in das Gegenteil abgleiten. Umso         abgestuften Indikationsstellung verwendet.
           wichtiger erscheint es, sich die Probleme vor Augen zu halten,         Schließlich sei noch eine wenig genutzte Form der Exopro-
           die zwar in einer geringen Fallzahl auftreten, aber dann zu         thesenversorgung bei hüftgelenksnahen Amputationen
           umso größeren Belastungen für den Patienten führen können.          erwähnt, die in Österreich noch in zu geringem Ausmaß zur
           Obwohl durch zahlreiche Weiterentwicklungen und technische          Anwendung kommt.
           Errungenschaften auch die Beherrschung schwerer Komplikati-            Ich hoffe, für Sie interessante Aspekte ausgewählt zu haben,
           onen möglich ist, sollte man sich die Optionen und Ergebnisse       und wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieser Lektüre.
           von Revisionen vor Augen halten, um vorweg Komplikationen
           zu vermeiden oder die Patienten rechtzeitig an ein entsprechen-
           des Zentrum zu überweisen.
              Die Einführung von Endoprothetikzentren und im Speziellen          Ihr
           von Zentren der Maximalversorgung hat zu einer weiteren Ver-
           besserung der Ergebnisqualität geführt und sollte Patienten, die      Reinhard Windhager
           bereits mehrfach revidiert wurden, nicht vorenthalten werden.
           Dies betrifft vor allem Patienten mit Infektionen, bei denen ab
           einer gewissen Operationsfrequenz ein „point of no return“, das
           heißt Sanierung des Infektes nicht erreicht ist und deren
           Behandlung häufig in einer Palliativsituation oder Amputation
           endet. Ein wichtiger Aspekt der Vermeidung von Komplikatio-
           nen wie der Luxation ist auch die Betrachtung spinopelviner
           Assoziationen, die nicht nur die Indikationsstellung, sondern
           auch die Implantatwahl beeinflussen können.

                  Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019                                                                          3
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
Österreichische
                                       Gesellschaft für
                                       Unfallchirurgie

                                            Knie und
                                            Kniegelenksnahe
                                            Strukturen
                                            55. Jahrestagung
                                            3. – 5. Oktober 2019
                                            Salzburg

                                            2019
Es wird angestrebt, die
ÖGU Jahrestagung nach den Kriterien
des Österreichischen Umweltzeichens für
Green Meetings/Green Events auszurichten.
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
Editorial

                       C. Kammerlander, München                          ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

Liebe Kolleginnen und Kollegen!
   Der demografische Wandel mit dem immer größer werden-             zur reellen Belastung der postoperativen Mobilisation nach ope-
den Anteil der älteren Bevölkerung stellt auch die muskuloske-       rativer Stabilisierung von Hüftfrakturen zeigt klar, dass die
lettale Chirurgie vor immer neue Herausforderungen. Das über-        älteren Patienten im Vergleich zu jüngeren trotz intensiver phy-
geordnete Behandlungsziel bei unseren älteren Patientinnen           siotherapeutischer Anleitung auch gar keine Teilbelastung
und Patienten muss der bestmögliche Erhalt der Selbstständig-        umsetzen können. Wir müssen daher kategorisch davon abrü-
keit sein. Dieses Ziel kann nur durch interdisziplinäre und inter-   cken, den Patienten solche Anweisungen zu geben, da diese
professionelle Kooperationen im Krankenhaus und in der weite-        zwangsläufig zu einer Verringerung der postoperativen Mobili-
ren Behandlungsfolge durch sektorenübergreifende Zusammen-           sation führen.
arbeit mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen                Ein in weiterer Behandlungsfolge ebenfalls sehr wichtiges
erreicht werden. Kaum ein Gebiet in der muskuloskelettalen           Thema ist die Osteoporosetherapie, welche von Prof. Gosch in
Chirurgie ist in diesem Ausmaß interdisziplinär wie die Alters-      seinem Artikel ausführlich dargestellt wird. Bekanntermaßen
orthopädie und -traumatologie. Von chirurgischer Seite haben         werden ältere Patienten nach osteoporotischen Frakturen,
wir in den letzten Jahren durch Anpassung der Implantate und         obwohl sie das höchste Risiko für weitere Frakturen haben, nur
Versorgungskonzepte bereits deutliche Fortschritte erreicht.         zu einem geringen Prozentsatz einer notwendigen Osteoporose-
Insbesondere aber in einzelnen Bereichen besteht noch Verbes-        abklärung und -therapie zugeführt. In einem weiteren Beitrag
serungspotenzial.                                                    wird die Etablierung eines Fraktur-Liaison-Service beschrieben.
   Die breite Anwendung der neuen oralen Antikoagulanzien            Hierbei kann mittels Identifikation und Abklärung der Patien-
(NOAK) erschwert uns beispielsweise in der präoperativen             ten während des initialen stationären Aufenthaltes und Anbin-
Phase häufig die Entscheidung zur raschen Operation, da              dung an ein Netzwerk niedergelassener Kollegen durch eine
sowohl von anästhesiologischer als auch von chirurgischer Seite      eigens dafür zuständige Person die Rate an Folgefrakturen sig-
Verschiedenes zu beachten ist. Hier soll der Artikel der Kollegen    nifikant verringert werden. Auch kommt in diesem Artikel
Luger die Hintergründe klären und Lösungsvorschläge für den          unser intersektorales Forschungsprojekt „FLS-CARE“, welches
klinischen Alltag unterbreiten.                                      vom gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) mit knapp 3,2 Mio.
   In der postoperativen Phase erschwert der Allgemeinzustand        Euro gefördert wird, zur Darstellung.
der Patienten mit deren Nebenerkrankungen häufig die drin-              Die Beiträge in dieser Ausgabe sollen dazu dienen, spezielle
gend notwendige rasche Mobilisation. Durch diese Maßnahme            Aspekte in der Versorgung von älteren Patienten mit muskulo-
lassen sich viele Folgekomplikationen wie Pneumonien oder            skelettalen Erkrankungen oder Verletzungen zu beleuchten und
Druckulzera verhindern und auch das rasche Fortschreiten             Richtlinien für deren Behandlung zu geben. Außerdem sollen
einer häufig zugrunde liegenden Sarkopenie wird dadurch ver-         sie zeigen, dass auch in diesem Bereich wesentliche Fortschritte
ringert. Im angloamerikanischen Sprachgebrauch hat sich in           und Förderungen zu erreichen sind, um auch insbesondere das
Bezug auf die postoperative Mobilisation unserer älteren Pati-       Interesse von jüngeren Kollegen dafür zu steigern.
enten folgender Grundsatz etabliert: „Weight-bearing as needed
to survive“. Das bedeutet, dass wir dieses Patientenkollektiv
nicht noch in seiner postoperativen Mobilisation einschränken
dürfen, indem wir zum Beispiel eine Teilbelastung anordnen,            Mit freundlichen Grüßen
welche letztendlich zu einer Immobilisation führt. Unser Artikel       Christian Kammerlander

       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019                                                                           5
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
Inhalt

ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

    HÜFTORTHOPÄDIE                                                                                                                      ALTERSTRAUMATOLOGIE

8        Azetabuläre Defektrekonstruktion                                                                                            24 Präoperative Antikoagulation
         in der Hüftendoprothetik:                                                                                                      bei orthogeriatrischen Patienten
         biologische Rekonstruktion oder                                                                                                mit Hüftfraktur
         Metallaugmentation?                                                                                                                   M. F. Luger, Innsbruck
         B. Schauer, Linz                                                                                                                      T. J. Luger, Innsbruck
         T. Gotterbarm, Linz
                                                                                                                                     28 Pharmakotherapie der Osteoporose
13       Der fehlgeschlagene Prothesen-                                                                                                 nach Fragilitätsfrakturen
         wechsel: Was kommt dann?                                                                                                              M. Gosch, Nürnberg
         K. Staats, Wien
         R. Windhager, Wien
                                                                                                                                     32 Fraktur-Liaison-Service
16       Resektions- und Rekonstruktions-                                                                                               verhindert Folgefrakturen
         prothesen am proximalen Femur                                                                                                  nach Fragilitätsfrakturen
         B. Kubista, Wien                                                                                                                      C. Kammerlander, München
         S. Puchner, Wien                                                                                                                      C. Neuerburg, München
                                                                                                                                               W. Böcker, München
18       Osseointegration:
         Implantate für mehr Lebensqualität                                                                                          35 Belastungsanalysen
         G. Hobusch, Wien                                                                                                               bei geriatrischen
                                                                                                                                        Patienten nach
                                                                                                                                        Hüftfraktur
20 Spinopelvine Assoziation in der                                                                                                             D. Pfeufer, München
   Endoprothetik: Literaturüberblick und                                                                                                       C. Neuerburg, München
   Fazit für die Praxis                                                                                                                        W. Böcker, München
                                                                                                                                               C. Kammerlander, München
         M. Thaler, Innsbruck

22 Entgeltliche Einschaltung
   Interview
   „Kurzschäfte: mehrere Vorteile
   für die Patienten“
         J. Hochreiter, Linz

Impressum
Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien. E-Mail: office@universimed.com. Tel.: +43 1 876 79 56. Fax: +43 1 876 79 56-20.
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Alliance GmbH), 2540 Bad Vöslau. Artikel mit grauer Hinterlegung sind im Sinne des Österreichischen Mediengesetzes §26 als Werbung, Promotion oder entgeltliche Einschaltung zu
verstehen. Gerichtsstand: Wien. Offenlegung: Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH (100%ige Tochter der Universimed Holding GmbH). Eigentümer und Medienin-
haber: Universimed Holding GmbH
Bezugsbedingungen Abonnement: Bestellung bei Universimed oder unter www.universimed.com. Jahresabo EUR 45,–, Einzelheft EUR 9,– inkl. MwSt. und Versand innerhalb von Österreich; im Ausland zzgl. Versandspesen. ISSN 1997-8308. Das Medium JATROS
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie ist für den persönlichen Nutzen des Lesers konzipiert und beinhaltet Informationen aus den Bereichen Expertenmeinung, wissenschaftliche Studien und Kongresse. Namentlich gekennzeichnete Artikel und sonstige Beiträge
sind die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung der Redaktion und des Herausgebers übereinstimmen. Mit der Übergabe von Manuskripten und Bildern gehen sämtliche Nutzungsrechte in Print und Inter-
net an Universimed über. Copyright: Alle Rechte liegen bei Universimed. Nachdruck oder Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Die wiedergegebene Meinung deckt
sich nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers, sondern dient der Information des Lesers. Die am Ende jedes Artikels vorhandene Zahlenkombination (z.B.: ■0918) stellt eine interne Kodierung dar. Geschlechterbe-
zeichnung: Um die Lesbarkeit der Informationen zu erleichtern, wird bei Personenbezeichnungen in der Regel die männliche Form verwendet. Es sind jedoch jeweils männliche und weibliche Personen gemeint.

6                                                                                                                                                                                     Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
Inhalt

                                                                                                            ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

  ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE                                                                            RHEUMATOLOGIE

                                                                                                       52 ACR/ARHP 2018

                                                                                        © Jörn Dohle
                                                                                                          Antikörper halten Einzug in
                                                                                                          die Arthrosetherapie

                                                                                                       54 ACR/ARHP 2018
                                                                                                          Neue Studien zum Thema Lupus
                                                                                                          und Schwangerschaft

                                                                                                       55 Ortho-Rheuma-Derma special
                                                                                                          Psoriasisarthritis – think of it!

                                                                                                       59 Profi-Handballer als Botschafter
38 Neue Metaanalyse                                                                                       für „Zeig Rückgrat“
   Achillessehnenruptur:
   Operation oder konservativ?                                                                         61   Neue Hinweise zur Pathogenese
                                                                                                            von Morbus Crohn
42 Entgeltliche Einschaltung: Überlastungssyndrome,
   Sehnenverletzungen und Arthrose im Sport                                                            62 UEGW 2018
   Was kann ACP? – Hintergrund und                                                                        „Small molecules“ und Stuhltransplantation
   klinische Erfahrungen                                                                                  in der Behandlung von CED

44 22. GOTS-Treffen Österreich                                                                         64 Vom Rezeptoraufbau zu neuen
   Wintersport quo vadis?                                                                                 Osteoporosemedikamenten

47 FocusCP-rehaKIND-Kongress
   Größte mitteleuropäische Tagung zu
   Zerebralparese und Kinderrehabilitation
       W. M. Strobl, Salzburg/Krems/Wien

49 Erste Studienreise der Internationalen
   Vereinigung für Neuroorthopädie
       W. M. Strobl, Salzburg/Krems/Wien

Wissenschaftliche Beiräte
D. Aletaha, Wien; W. Anderl, Wien; C. Bach, Feldkirch; N. Böhler, Linz; P. Bösch, Wr. Neustadt; H. Boszotta, Eisenstadt; M. Breitenseher, Horn; W. Brodner, Krems; E. Cauza, Wien;
K. Dann, Wien; M. Dominkus, Wien; U. Dorn, Salzburg; R. Dorotka, Wien; A. Engel, Wien; L. Erlacher, Wien; R. Eyb, Wien; C. Fialka, Wien; M. Friedrich, Wien; R. Ganger, Wien;
A. Giurea, Wien; R. Graf, Stolzalpe; W. Graninger, Graz; W. Grechenig, Graz; F. Grill, Wien; J. Grisar, Wien; G. Grohs, Wien; G. Gruber, Graz; K. Gstaltner, Wien; J. Hochreiter, Linz;
S. Hofmann, Stolzalpe; H. Imhof, Wien; S. Junk-Jantsch, Wien; F. Kainberger, Wien; R. Kdolsky, Wien; K. Knahr, Wien; R. Kotz, Wien; P. Krepler, Wien; M. Krismer, Innsbruck;
W. Lack, Wien; B. Leeb, Stockerau; K. Machold, Wien; R. Maier, Baden; S. Marlovits; Wien; M. Mousavi, Wien; T. Muellner, Wien; S. Nehrer, Krems; T. Neubauer, Horn; M. Nicolakis,
Wien; M. Nogler, Innsbruck; A. Pachucki, Amstetten; G. Pflüger, Wien; R. Puchner, Wels; F. Rainer, Graz; H. Resch, Salzburg; P. Ritschl, Wien; K. Schatz, Wien; G. Schippinger, Graz;
M. Schirmer, Innsbruck; W. Schneider, Wien; H. Seitz, Judenburg; F. Singer, Laab i. W.; H. Tilscher, Wien; K. Trieb, Wels; H.-J. Trnka, Wien; C. Tschauner, Stolzalpe; A. Ulreich,
Gröbming; V. Vécsei, Wien; A. Wanivenhaus, Wien; R. Windhager, Wien; C. Wurnig, Wien; P. Zenz, Wien; J. Zwerina, Wien

          Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019                                                                                                                          7
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
© Margit Berger
Referat
                                                                                     B. Schauer, Linz
HÜFTORTHOPÄDIE                                                                   T. Gotterbarm, Linz

Azetabuläre Defektrekonstruktion in
der Hüftendoprothetik: biologische
Rekonstruktion oder Metallaugmentation?
Eine steigende Anzahl an endoprothetisch versorgten jüngeren                                      KEYPOINTS
Patienten und eine steigende Lebenserwartung bedingen eine zu                                     $ Zuerst Klassifizieren der
                                                                                                        Defektsituation, dann Erstel-
erwartende hohe Zahl an Wechseloperationen in den nächsten
                                                                                                        len einer Versorgungsstrate-
Jahren. Eine technisch sehr anspruchsvolle Herausforderung bieten                                       gie mit einer Exit-Möglichkeit
vor allem die Pfannenrevisionen, insbesondere wenn höhergradige                                   $ Biologische Rekonstruktion
                                                                                                        mit allogenem „impaction
periazetabuläre knöcherne Defekte vorliegen. Je nach Defektgröße
                                                                                                        bone grafting“ und Cage bei
und Ausdehnung kann der Operateur entweder zwischen der                                                 kavitären Defekten
biologischen Rekonstruktion mittels knöchernen Allografts oder                                    $ Rekonstruktion segmentaler
                                                                                                        dorsokranialer Defekte mit
metallischem Knochenersatz mit und ohne Großpfannenkomponenten
                                                                                                        metallischen Augmenten
oder Abstützschalen entscheiden. Beide sich teilweise ergänzenden                                       (Wedges oder Buttress)
Methoden und ein Entscheidungsalgorithmus hinsichtlich der                                        $ Rekonstruktion des Pfannen-
                                                                                                        rotationszentrums mittels
azetabulären Defektrekonstruktion werden hier vorgestellt und die
                                                                                                        poröser Megapfannen oder
aktuelle Literatur wird verglichen.                                                                     Cages primärstabil am Lager-
                                                                                                        knochen

D    ie Implantation einer Hüftgelenksto-
     talendoprothese ist einer der erfolg-
reichsten chirurgischen Eingriffe am
                                               • Wiederherstellung der physiologischen
                                                 Gelenkgeometrie mit dem Ziel einer Re-
                                                 konstruktion des anatomischen Dreh-
                                                                                                  $ Luxationssicherheit evtl. durch
                                                                                                        tripolare Pfannen erzielen

menschlichen Körper (Learmonth et al.            zentrums und Wiederherstellung einer
2007). Die große Zufriedenheit der Patien-       optimalen Weichteilspannung ohne
ten und der Gewinn an Lebensqualität mit         Luxationsgefahr                               werden. Dieser chirurgische Therapiealgo-
einer dauerhaften Linderung der klinischen     • primärstabile Verankerung am periaze-         rithmus bewährt sich in unseren Händen
Symptome nach diesem Eingriff schlagen           tabulären Knochen mit dem Ziel der            im klinischen Alltag einerseits zur Eintei-
sich in einer immer stärker steigenden An-       sekundären Osseointegration                   lung des Defektes intraoperativ, anderer-
zahl an Primärimplantationen nieder, mit       • Rekonstruktion der knöchernen Defek-          seits auch für die Planung des Revisions-
einer Steigerung auf bis zu 120 % im Jahr        te mit Wiederherstellung eines tragfä-        eingriffes mit den notwendigen Implanta-
2050 (Pabinger et al. 2018). Trotz der heu-      higen Pfannenlagers.                          ten präoperativ. Bei vorliegenden osteoly-
te sehr zuverlässigen Implantatkomponen-                                                       tischen Defekten, bei Pfannenmigration
ten wird die Anzahl an Wechseloperatio-        Strukturierte Defektklassifikation              mit aseptischer Lockerung sowie bei zwei-
nen in den nächsten Jahren stetig zuneh-       und Therapieschema                              zeitigem Hüft-TEP-Wechsel muss zudem
men (Kurtz et al. 2007). Gleichzeitig sind                                                     bedacht werden, dass der mechanische
die am häufigsten durchgeführten Wech-            Die präoperative und intraoperative          Pfannenausbau eine Defektzunahme durch
seloperationen in der Primär- und Revisi-      Einschätzung der vorliegenden Defektsitu-       die Implantatentfernung und das chirurgi-
onsendoprothetik am Hüftgelenk Pfannen-        ation am Azetabulum gelingt am besten           sche Débridement bedingen kann. Somit
revisionen (Goldman et al. 2019). Gerade       auf Basis der von uns präferierten Klassifi-    sollte der Chirurg gerade bei osteopenem
der Wechsel von Pfannenkomponenten             kation nach Paprosky (Paprosky und Bur-         periazetabulärem Knochen und segmenta-
stellt für den Operateur eine echte Heraus-    nett 2002). Damit lässt sich mit einfachen      len Defekten auch eine Exitstrategie für
forderung dar, zumal oftmals große (peri-)     anteroposterioren Beckenübersichtsauf-          höhergradige Defektklassifikationen mit
azetabuläre knöcherne Defekte vorliegen.       nahmen die Defektausdehnung korrekt             der notwendigen Eskalation der Implantat-
    Die Ziele, die mit einer Pfannenrevision   einteilen und darüber hinaus kann auf dem       wahl bereithalten. Bei unklarer präopera-
und -rekonstruktion erreicht werden sollen,    von Sporer et al. (JBJS 2011) definierten       tiver Einteilung des vorliegenden Defektes
lassen sich nach Gravius und Wirtz wie         Entscheidungsalgorithmus direkt die             in die Klassifikation anhand des Standard-
folgt zusammenfassen:                          notwendige Versorgungsstrategie geplant         Röntgenbildes muss eine Computertomo-

8                                                                                                   Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
Referat

                                                                                                                          HÜFTORTHOPÄDIE

grafie eventuell mit 3D-Rekonstruktion                 Rotationszentrums ist zu minimieren. Zu-      kann auch eine hemisphärische Pressfit-
durchgeführt werden, da sich hiermit die               sätzliche Pfahlschrauben im Pfannendach       pfanne eine ausreichende Primärstabiliät
Defektsituation besser einschätzen lässt.              erhöhen bei Bedarf die Primärstabilität.      bei guter knöcherner Zirkumferenz im
An unserer Klinik werden bei speziellen                Alternativ kann bei Typ-IIA-Defekten eine     Azetabulum erzielen. Die Technik der
Fragestellungen zusätzlich 3D-Modelle des              biologische Rekonstruktion mittels impak-     Pfannenboden- und Pfannendachplastik
Beckens gedruckt, die dem Chirurgen prä-               tierter allogener Knochenchips zusammen       wurde von Slooff et al. 1996 publiziert
und intraoperativ eine optimale räumliche              mit einer Abstützschale nach Ganz bei er-     und zeigt je nach Autorengruppe hervor-
Vorstellung über den zu erwartenden De-                haltener Köhler’scher Tränenfigur erfolgen    ragende Ergebnisse. Bei dieser Technik
fekt gewähren.                                         (Abb. 1B). Durch kräftiges Impaktieren der    werden zuerst die kavitären Defekte mit
                                                       allogenen Knochenchips (Slooff et al.         kryokonservierten allogenen Knochen-
Versorgungsstrategien: allogener                       1996) wird ein primär tragfähiges Implan-     chips unterschiedlicher Größe aufgefüllt.
Knochen oder Metallaugmente bei                        tatlager geschaffen und der Pfannenboden      Danach wird mit entsprechenden Instru-
Pfannendefekten                                        und Pfannendachdefekt werden aufgefüllt.      menten oder Probepfannen der Trans-
                                                       Bei erhaltenem hinterem Pfannenrand und       plantatknochen maximal impaktiert, um
   Bei Paprosky-Typ-I-Defekten sind die                kippstabiler Verschraubung der Abstütz-       dann darüber zum Schutz des Transplan-
hemisphärische Form des Azetabulums                    schale kann hier ein tragfähiges Konstrukt    tates z. B. eine Burch-Schneider-Abstütz-
sowie die Pfanneneingangsebene erhalten                geschaffen werden, das in unseren Händen      schale im Sitzbein und am Darmbein zu
und der Pfannenrand ist tragfähig. Zu-                 eine dauerhafte Fixierung mit einer Über-     fixieren. Bei intakter Köhler’scher Tränen-
meist ist die zu wechselnde Pfanne nicht               lebensrate für aseptische Lockerung nach      figur kann eine Ganz-Abstützschale aus-
wesentlich gewandert. Hier sollte die Im-              16 Jahren von 91,2 % zeigt (Beckmann et       reichend sein (Abb. 2B). Entsprechend
plantation einer Standard-Pressfitpfanne               al. 2018).                                    wird hier dann in dritter Generationstech-
mit oder ohne zusätzliche Schraubenfixie-                  Bei Typ IIB besteht eine superolaterale   nik eine PE-Pfanne in den Cage einzemen-
rung in der Pfanneneingangsebene ange-                 Migration des Rotationszentrums von un-       tiert Bei erhöhter Luxationsgefährdung
strebt werden. Entscheidend für den The-               ter 3 cm, die anteriore und posteriore        kann auch eine tripolare Pfanne in den
rapieerfolg ist dabei die primärstabile Ver-           Wand sind noch erhalten. Nur durch die        Cage einzementiert werden. Diese Tech-
ankerung am azetabulären Knochen mit                   Kranialisierung kommt es meist zu einem       nik zeigt als Nachteile die deutlich verlän-
einem zirkumferenten Implantat-Knochen-                segmentalen dorsokranialen Pfannenrand-       gerte Operationszeit, die Notwendigkeit
Kontakt von mindestens 60 % (Abb. 1A).                 defekt, sodass die Stabilität einer hemi-     der Vorhaltung von allogenem Knochen
                                                       sphärischen Komponente bei ausreichen-        und eine flache Lernkurve. Gleichzeitig
   Defekte vom Paprosky-Typ IIA, IIB oder              der knöcherner Zirkumferenz ähnlich wie       werden aber Knochendefekte am Pfan-
IIC sind umschlossene (kavitäre) Defekte               bei Typ IIA möglich ist. Ein ausgeprägter     nenboden oder Pfannendach biologisch
mit unterschiedlich großen, teilweise seg-             segmentaler Defekt der Hauptbelastungs-       rekonstruiert (Koob et al. 2017). Burch-
mentalen kranialen Defekten bei sonst er-              zone am dorsokranialen Pfannenrand            Schneider-Abstützschalen mit zusätzli-
haltener Pfannenzirkumferenz. Gerade                   muss aber mit einem metallischen Aug-         cher autologer Pfannenbodenplastik zei-
diese Defekte stellen aus unserer Sicht den            ment (Wedge) aufgefüllt werden, um das        gen eine Implantatüberlebensrate von
Operateur vor die Entscheidung für eine                Rotationszentrum nicht zu stark zu krani-     89 % nach 8 Jahren (Schlegel et al. 2008)
biologische oder metallische Defektrekon-              alisieren (Abb. 2A). Trabekuläres Metall      und 80 % nach 18 Jahren (Regis et al.
struktion und werden im Folgenden genau-               zeigt bei diesen Defekten exzellente 5-Jah-   2014). Postuliert wird ebenso die Mög-
er beleuchtet.                                         res-Ergebnisse mit 100 % Implantatüberle-     lichkeit der gesamten Defektauffüllung
   Beim Typ IIA liegt ein ovaläres, entrun-            ben (Wasilew et al. 2017). Alternativ kön-    mittels sogenannter „Jumbo Cups“, die
detes Azetabulum vor, der Pfannenrand                  nen strukturelle Allografts vom distalen      mit und ohne Wedges am Pfannenrand
sowie die anteriore und posteriore Wand                Femur oder aus einem Hüftkopf verwendet       eingesetzt werden. Dies sind Pfannen, die
sind jedoch intakt. Im Pfannendach und                 werden, diese zeigen aber eine geringere      die native Pfanne im Durchmesser vergrö-
-rand kommt es zu Aushöhlungen, die tra-               Langzeitüberlebensrate: 72 % über 25 Jah-     ßern und so eine Defektauffüllung mittels
genden Strukturen des dorsalen Pfannen-                re (Brown et al. 2016) oder 80 % über 18      Knochentransplantation überflüssig ma-
randes sind aber erhalten. Ähnlich wie bei             Jahre mit einer Integration des Allografts    chen. Der Vorteil dieser Technik zeigt sich
den Typ-I-Defekten kann hier die Implan-               in 48 von 52 Fällen (Regis et al. 2014).      sicherlich in der relativen Einfachheit der
tation einer Standard-Pressfitpfanne in der                Der Typ IIC zeigt einen medialen          Implantation ohne Knochentransplantati-
Pfanneneingangsebene angestrebt werden.                Wanddefekt mit medialisiertem Rotati-         on. Der Nachteil ist die notwendige De-
Die Präpararation des Pfannenlagers er-                onszentrum, es sollte keine wesentliche       fektvergrößerung. Durch Entwicklung der
folgt mit Standardfräsen. Zumeist lässt                superiore Pfannenmigration vorliegen.         hochporösen Pressfitpfannen, mit denen
sich durch einen größeren Pfannendurch-                Der zentrale Defekt zerstört teilweise die    sich eine große Primärstabilität erzielen
messer eine primärstabile Situation erzie-             Lamina terminalis und auch die                lässt, scheint der Trend doch deutlich zu
len und der dorsokraniale Defekt kann                  Köhler’sche Tränenfigur kann unterbro-        dieser einfachen, zementfreien Implanta-
ausgeglichen werden (Fink und Gross-                   chen sein. Diese zentralen kavitären De-      tionstechnik zu gehen. Allerdings zeigen
mann 2008). Limitierend bei der Präpara-               fekte können und sollen mit homologen         z. B. große Pfannen aus trabekulärem Me-
tion ist der anteroposteriore Pfannen-                 oder autologen Knochenchips aufgefüllt        tall (TM) im englischen Register weder in
durchmesser. Eine Kranialisierung des                  werden („impaction grafting“) und es          der Revision nach Infekt (Matharu et al.

       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019                                                                                       9
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
Referat

HÜFTORTHOPÄDIE

2018) noch bei aseptischer Pfannenlocke-
rung einen Vorteil gegenüber Standardim-
plantaten (Matharu et al. 2018). In Kom-
bination mit Wedges zeigen diese Konst-
rukte ein exzellentes 10-Jahres-Überleben
von 92,5 % (Löchel et al. 2019).

    Die größte Herausforderung stellen
Defekte vom Paprosky-Typ IIIA und IIB
dar. Die IIIA-Defekte zeigen einen großen
zentralen sowie dorsokranialen Pfannen-
randdefekt. Hier sind strukturelle metal-   Abb. 1: A) Paprosky-Typ-I-Defekt mit intaktem Pfannenrand, zentrale Defektfüllung mit allogenem
lische Augmente notwendig, um gerade        „impaction grafting“ und einer Pressfit-TM-Pfanne, B) Paprosky-Typ-IIA-Defekt versorgt mit alloge-
in den lasttragenden dorsokranialen         nem „impaction grafting“ und einer Ganz-Abstützschale zur Rekonstruktion des Rotationszentrums
Pfannenanteilen eine gute Krafteinlei-
tung zu gewährleisten. Meist können hier
hochporöse Pressfitpfannen direkt unter
das metallische Augment eingebracht
werden (Wasilew et al. 2017) und das
Rotationszentrum kann wieder anato-
misch rekonstruiert werden (Abb. 3A).
Lässt sich aufgrund der Größe des zent-
ralen und kranialen Defektes kein sta-
biles Implantat-Knochen-Interface mit
Pressfitpfannen erzielen, müssen Ab-
stützschalen verwendet werden, die un-
                                            Abb. 2: A) Paprosky-Typ-IIB-Defekt mit Tantal-Wedge zur Füllung des dorsokranialen Pfannen-
ter ein metallisches Augment mit zusätz-
                                            randdefektes und darunter eingebrachter Pressfit-TM-Pfanne, B) Paprosky-Typ-IIC-Defekt: Zur
lichen allogenen Knochenchips („impac-
                                            Auffüllung des zentralen Pfannenbodendefektes wurden allogene Knochenchips impaktiert und
tion grafting“) eingebracht werden. Bei
                                            bei intakter Tränenfigur mit einer Ganz-Abstützschale gesichert. Bei defekter Tränenfigur wäre eine
defizitärer Köhler’scher Tränenfigur sind
                                            Burch-Schneider-Abstützschale notwendig gewesen
Sitzbeinlaschen und Laschen zur Ver-
schraubung am Ileum einzusetzen.
    Insbesondere bei Paprosky-Typ-IIIB-     Techniken die Vorteile der metallischen            brückend für die Osteointegration gesi-
Defekten mit stark defizitärem Pfannen-     und biologischen Rekonstruktion. Die Po-           chert. Zur Pfannenrandrekonstruktion
rand sind nur durch Abstützschalen belas-   tenz einer sekundären Osteointegration             können sowohl dorsokraniale Augmente
tungsstabile Konstrukte erzielbar. Hier     von Abstützschalen ist im Gegensatz zu der         (Wedges) als auch dorsale Pfannenrand-
sollte jedoch ebenso immer ein biologi-     bei hochporösen Revisionspfannen aus Ti-           aufbauten mittels metallischer Buttress-
sches Downsizing der kavitären Defekte in   tan oder Tantal jedoch sehr gering, es be-         Augmente eingesetzt werden. Grundsätz-
„Impaction bone grafting“-Technik nach      steht somit hauptsächlich eine mechani-            lich muss der direkte Kontakt zwischen
medial erfolgen (Koob et al. 2017). Durch   sche Stabilität durch die Schraubenfixie-          den Metallen mit Zement ausgefüllt wer-
die Verankerung einer Abstützschale wie     rung. Strukturelle Allografts zeigen hier          den, um ein stabiles Konstrukt zu erhalten
z. B. des Burch-Schneider- oder Contour-    unterschiedlichste Ergebnisse (Koob et al.         und Mikrobewegungen zu minimieren.
Stützrings am verbliebenen vitalen azeta-   2017), weshalb wir metallische Augmente            Erste klinische Studien zeigen eine 5-Jah-
bulären Knochenstock kann das Knochen-      bevorzugen.                                        res-Überlebensrate von 89 % ohne asepti-
transplantat vor einer mechanischen Über-      Sind die großen kavitären Defekte mit           sche Lockerung (Hipfl et al. 2018).
lastung geschützt werden und gleichzeitig   defizientem vorderem und hinterem Pfan-               Nachteile der biologischen Rekonstruk-
durch die Schraubenverankerung unter        nenrand mit einer „Impaction bone                  tion zeigen sich im Aufbau und Unterhalt
mäßige Kompression gebracht werden. Die     grafting“-Technik nicht aufzufüllen oder           einer Infrastruktur, die eine Knochenbank
Kombination von Augmenten und Abstütz-      besteht eine Beckendiskontinuität, muss            erst ermöglicht. Dies triggert eine hohe
schalen wird in Abwandlungen dazu als       die sogenannte „Cup and Cage“-Technik als          Kostenintensivität. Verglichen mit porö-
„Augment and Cage“-Technik beschrieben.     letzte Alternative Anwendung finden (Abb.          sen trabekulären metallischen Augmen-
Hier wird nach Befestigung eines metalli-   3B). Mit dieser Implantattechnik können            ten aus Titan oder Tantal, die in der Her-
schen Augmentes am Pfannenerker der         in Kombination mit Megapfannen (bis                stellung aufwendig sind und ebenfalls
Defekt mit einer Abstützschale (Cage) vom   80 mm) große und ausgedehnte Defekte               kostenintensiv angeschafft werden müs-
Ilium zum Ischium gesichert. Wiederum       wieder aufgebaut werden. Hier wird eine            sen, sollte hier jedoch kein echter Unter-
werden kavitäre Defekte am Pfannenbo-       großvolumige, „multihole“ zementfreie              schied zu erwarten sein. Entsprechende
den mit impaktierten allogenen Knochen-     hemisphärische Pressfitpfanne aus Tantal           Vergleichsdaten sind nicht publiziert. Die
chips aufgefüllt. Somit vereinen diese      mit einer ilioischialen Abstützschale über-        publizierten klinischen Daten zu den me-

10                                                                                                  Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019
Referat

                                                                                                                                       HÜFTORTHOPÄDIE

                                                                                                                fließen. Nachteile der biologischen Rekon-
                                                                                                                struktion zeigen sich in der Komplexität
                                                                                                                der Technik, der flachen Lernkurve und
                                                                                                                der aufwendigen Infrastruktur (Knochen-
                                                                                                                bank). Metallische Augmente und Revisi-
                                                                                                                onssysteme sind vermeintlich einfacher zu
                                                                                                                handhaben. Die publizierten klinischen
                                                                                                                Daten zu den metallischen Augmenten im
                                                                                                                mittelfristigen Verlauf bis zu 10 Jahren
                                                                                                                sind ermutigend. Sie könnten im langfris-
                                                                                                                tigen Verlauf der biologischen Rekonstruk-
       Abb. 3: A) Paprosky-Typ-IIIA-Defekt mit großem Defekt des dorsokranialen Pfannenrandes. Hier             tion überlegen sein.
       war eine Rekonstruktion des dorsalen Pfannenrandes mit einem Buttress-Augment aus Tantal mit                 Im Falle einer biologischen Integration
       einer großen Multihole-TM-Revisionspfanne notwendig, B) Paprosky-Typ-IIIB-Defekt mit zerstörtem          des allogenen Knochengrafts bleibt den-
       vorderem und hinterem Pfannenrand, Migration und zentralem Pfannenbodendefekt: Nur durch ein             noch gerade bei jungen Patienten im Ver-
       „Cup and Cage“-System konnte hier das Rotationszentrum wieder stabil rekonstruiert werden                gleich zur Metallaugmentation die Chance
                                                                                                                auf eine mögliche biologische Verkleine-
       tallischen Augmenten im mittelfristigen                   orthopädisch-traumatologische Chirurg          rung des Defektes. Somit besteht die Mög-
       Verlauf bis zu 10 Jahren sind ermutigend.                 sollte deshalb die Implantation eines tripo-   lichkeit, dass die deutlich verbesserte knö-
       Sie könnten im langfristigen Verlauf der                  laren Pfannensystems in das neue Pfan-         cherne Situation am Azetabulum im Falle
       biologischen Rekonstruktion überlegen                     nenkonstrukt großzügig in Erwägung             einer Rerevision wieder eine Deeskalation
       sein. Im Falle einer biologischen Integra-                ziehen.                                        der Implantatwahl zulässt.                ◼
       tion des allogenen Knochengrafts bleibt
       dennoch gerade bei jungen Patienten im                    Schlussfolgerung                                                                         Autoren:
       Vergleich zur Metallaugmentation die                                                                                                 Dr. Bernhard Schauer
       Chance auf eine mögliche biologische Ver-                    Azetabuläre Revisionen stellen eine                                OA Bereich Endoprothetik,
       kleinerung des Defektes und somit be-                     große Herausforderung dar und werden                        Universitätsklinik für Orthopädie und
       steht die Möglichkeit, dass die deutlich                  uns in Zukunft vermehrt beschäftigen. Ein                                          Traumatologie,
       verbesserte knöcherne Situation am Aze-                   algorithmisches Vorgehen in der Defekt-                   Kepler Universitätsklinikum GmbH, Linz
       tabulum im Falle einer Rerevision wieder                  klassifikation sowie in der Rekonstrukti-        E-Mail: bernhard.schauer@kepleruniklinikum.at
       eine Deeskalation der Implantatwahl zu-                   onsplanung tragen entscheidend zum Er-
       lässt.                                                    folg bei. Keine Technik vermag für sich                        Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm
          Langfristig entscheidend sind nicht nur                alle Problemstellungen zu lösen. In der            Vorstand der Universitätsklinik für Orthopädie
       die ossäre Stabilität und Integration des                 Kombination der modernen Möglichkei-                                           und Traumatologie,
       gewählten Konstruktes, sondern vor allem                  ten, gepaart mit dem Wissen aus der Lite-                 Kepler Universitätsklinikum GmbH, Linz
       die Luxationssicherheit der neu implantier-               ratur, sollten wir für den Patienten ein         E-Mail: tobias.gotterbarm@kepleruniklinikum.at
       ten Komponenten. Zeigen doch die publi-                   dauerhaft zufriedenstellendes Ergebnis                                                       ◾04
       zierten Daten, dass der Hauptgrund für                    erreichen können. Deshalb muss in jedem
       eine Rerevision nicht die aspetische Locke-               Fall eine individuelle Analyse erfolgen, in    Literatur:
       rung, sondern die Instabilität mit rezidivie-             die auch Patientenstatus, Nebenerkran-         bei den Verfassern
       renden Hüftgelenksluxationen ist. Der                     kungen und der Aktivitätsanspruch ein-

                                                                                                   n ACL repair and reconstruction
                                                                                                   n Combined and complex ligament injuries
                                                                                                   n Save the meniscus and the knee
                                                                                                   n Perigenicular fractures – reconstruction
                                                                                                                                                                     Anzeige

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IC-CI 2019 International Congress of Concepts and Innovations in Knee Surgery 2019
           June 28 – 29, 2019 | Orangerie at Schönbrunn Palace | Vienna | Austria

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                 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019                                                                                              11

                                                                                                                                                  www.auva.at
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      12
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Referat
                                                         K. Staats, Wien
© Matern

                                                         R. Windhager, Wien                                                                     HÜFTORTHOPÄDIE

           Der fehlgeschlagene Prothesenwechsel:
           Was kommt dann?
           Ein fehlgeschlagener Prothesenwechsel stellt eine schwerwiegende Komplikation im
           Behandlungspfad von periprothetischen Infektionen dar. Die Studienlage ist derzeit
           noch insuffizient und der Therapieerfolg hängt von vielen Faktoren ab, sodass keine
           exakten Therapievorgaben und keine klaren Algorithmen abgeleitet werden können.
           Deshalb ist für eine erfolgversprechende Therapie viel Erfahrung in der Behandlung
           solcher Komplikationen notwendig. Sie sollte demnach in einem multidisziplinären Team
           in spezialisierten Zentren erfolgen.

           M    it zunehmender Lebenserwartung
                und daraus resultierender steigender
           Inzidenz an endoprothetischen Operatio-
                                                                   den konnten, blieben Therapiekonzepte
                                                                   weitestgehend unverändert. Der zweizei-
                                                                   tige Prothesenwechsel stellt mit einer Er-
                                                                                                                       der Patienten eine Replantation aufgrund
                                                                                                                       einer persistierenden oder neu aufgetrete-
                                                                                                                       nen Infektion nicht stattfindet.
           nen erhöht sich ebenso die Anzahl an Re-                folgsrate von ca. 90 % nach wie vor den
           visionsoperationen. Periprothetische In-                Goldstandard in der Therapie dar. Diese             Fehlgeschlagener zweizeitiger
           fektionen stellen eine stets häufiger vor-              Angaben dürften jedoch nach rezenten Er-            Wechsel: eigene Ergebnisse
           kommende und gleichzeitig anspruchsvol-                 kenntnissen, aufgrund eines fehlenden
           ler werdende Komplikation dar. Gründe                   Miteinbeziehens der Revisionen zwischen                Um den weiteren Verlauf von Patienten
           hierfür sind mannigfaltig und reichen von               Explantations- und Replantationsphase,              nach fehlgeschlagenem zweizeitigem
           schwer behandelbaren Komorbiditäten der                 eventuell überschätzt werden. Die zur Ver-          Wechsel genauer zu untersuchen, haben
           Patienten bis zur fortschreitenden Antibio-             fügung stehende Literatur bezüglich des             wir an der Universitätsklinik für Orthopä-
           tikaresistenzentwicklung der pathogenen                 Krankheitsverlaufes nach fehlgeschlage-             die und Unfallchirurgie der Medizinischen
           Keime. Auch wenn große Fortschritte in                  nem Wechsel ist rar. Gomez et al. (2015)            Universität Wien eine retrospektive Daten-
           der Diagnostik von periprothetischen In-                haben in einer retrospektiven Studie her-           analyse von diesem Patientenkollektiv
           fektionen in den letzten Jahren erzielt wer-            ausgefunden, dass bei ca. einem Fünftel             durchgeführt. Es konnte nachgewiesen

             12                                                                               12

                                                                       Spacer
             10                                                                               10
                                                                       Amputationen
              8                                                                                8                                                        endoprothetische
                                                                       Girdlestone (HTEP)                                                               Rekonstruktionen
                                                                                               6                                                        fehlgeschlagen
              6
                                                                       Arthrodese (KTEP)

              4                                                                                4
                                                                       Megaprothese                                                                     endoprothetische
                                                                                                                                                        Rekonstruktion
              2                                                        Revisionsprothese       2
                                                                                                                                                        erfolgt

              0                                                        Primärprothese          0
                  n=3 n=4 n=5 n=6 n=7 n=8 n=10 n=11                                                n=3   n=4   n=5   n=6   n=7   n=8   n=10   n=11
                  Anzahl an Revisionen nach Primärimplantationen                                   Anzahl an Revisionsoperationen nach Primärimplantation

           Abb. 1: Art der Versorgung in Abhängigkeit von der Anzahl an Revi-               Abb. 2: Mit steigender Anzahl an Revisionsoperationen nach
           sionsoperationen nach Primärimplantation. In diese Analyse wurden nur            fehlgeschlagenem zweizeitigem Wechsel sinkt die Möglichkeit einer
           Patienten mit mindestens einer Reoperation nach fehlgeschlagenem                 endoprothetischen Versorgung (mod. nach Staats et al.: Failed two-stage
           zweizeitigem Wechsel eingeschlossen. Daraus resultiert eine Mindestan-           exchange: factors leading to unachievable endoprosthetic reconstruction
           zahl von 3 operativen Eingriffen (mod. nach Staats et al.: Failed two-stage      after multiple revision surgeries. J Arthroplasty 2018; 33[1]: 195-9)
           exchange: factors leading to unachievable endoprosthetic reconstruction
           after multiple revision surgeries. J Arthroplasty 2018; 33[1]: 195-9)

                   Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019                                                                                                       13
Referat

HÜFTORTHOPÄDIE

werden, dass nach fehlgeschlagenem zwei-
zeitigem Wechsel in lediglich 56 % der Fäl-
le eine endoprothetische Versorgung (pri-
märe Endoprothese, Revisionsendoprothe-
se oder Resektionsprothese) durchgeführt
werden konnte (Abb. 1). Weiters musste
während des initialen zweizeitigen Wech-
sels in 36 % der Fälle ein Spacerwechsel
durchgeführt werden. Fast die Hälfte der
Patienten, an denen zumindest ein weite-
rer zweizeitiger Prothesenwechsel durch-
geführt wurde, mussten schlussendlich
amputiert werden (Abb. 1, 2).
   Nach unseren Daten erhöht eine Revisi-
onsoperation zwischen Explantation und
Replantation (z. B. Spacerwechsel) das Ri-
siko für letztendliches endoprothetisches
Versagen (z. B. Amputation, Spacerretenti-
on, Girdlestone-Situation) um das Fünffa-
che. Ein weiterer zweizeitiger Wechsel ist
laut unseren Daten gerechtfertigt, da er
das Risiko für endoprothetisches Versagen
nicht erhöht. Sollte dieser jedoch wieder
fehlschlagen, erhöht sich die Wahrschein-
lichkeit für endoprothetisches Versagen       Abb. 3: Beispiel einer fehlgeschlagenen endoprothetischen Versorgung nach multiplen Eingriffen.
erneut um das Fünffache.                      (A) Präoperatives Röntgenbild eines 91-jährigen Patienten mit periprothetischer Infektion der linken
   Das weitere therapeutische Vorgehen        Hüfte. (B) Bei septischem Zustandsbild des Patienten erfolgten die Explantation der Prothese und
richtet sich jedoch nicht nur nach der An-    die Implantation eines mobilen antibiotikabeladenen Zementspacers. (C) Im Rahmen der Mobili-
zahl an Voroperationen. Fehring et al. ha-    sierung kam es zu einer periprothetischen Fraktur mit Dislokation des Zementspacers, sodass ein
ben gezeigt, dass das von McPherson et al.    Spacerwechsel durchgeführt wurde. (D) Aufgrund von zunehmender Seromisierung und steigenden
beschriebene Klassifikationssystem von        systemischen Entzündungsparametern sowie Keimnachweis aus einer Punktion des Hüftgelenkes
periprothetischen Infektionen aus dem         wurde bei persistierender Infektion die Entscheidung zur Girdlestone-Situation gestellt (E) und die
Jahre 2002 ein zuverlässiges System dar-      Infektion konnte ausgeheilt werden
stellt, um Therapieentscheidungen zu tref-
fen. Dieses System bezieht den Infektions-
typ (akut, hämatogen, chronisch), die Ko-     tät und den mikrobiologischen Befund in             waren. Bei den 7 verbliebenen Patienten
morbiditäten des Patienten sowie den Lo-      die Entscheidung des weiteren Vorgehens             mussten weitere Operationen durchge-
kalstatus der betroffenen Extremität mit      miteinbeziehen.                                     führt werden, wovon bei 4 Patienten die
ein. Bei Patienten mit schweren Komorbi-                                                          Infektion schlussendlich unter Kontrolle
ditäten oder kompromittiertem Lokalsta-       Ergebnisse der endoprothetischen                    gebracht werden konnte. Brown und Kol-
tus ist bei einem weiteren zweizeitigen       Versorgungsmöglichkeiten nach                       legen haben eine Re-Revisionsrate von
Wechsel die Heilungswahrscheinlichkeit        fehlgeschlagenem zweizeitigem                       55 % und eine Reinfektionsrate von 42 %
deutlich reduziert. Cancienne und Kolle-      Wechsel                                             nach wiederholtem zweizeitigem Wechsel
gen fanden in einer großen Datenbankstu-                                                          detektiert. Es muss somit festgehalten wer-
die ähnliche Ergebnisse.                          Wie schon erwähnt stellt ein weiterer           den, dass weitere zweizeitige Wechsel den-
   Das Risiko für multiple Revisionsopera-    zweizeitiger Wechsel eine gerechtfertigte           noch mit einem hohen Komplikations- und
tionen oder eine Spacerretention hängt        Therapieoption dar. Mortavazi et al. haben          Reinfektionsrisiko vergesellschaftet sind.
somit sehr von der Konstitution des Patien-   in ihrer retrospektiven Studie erkannt,                Bei einem ausgeprägten Knochenverlust
ten ab. Risikofaktoren umfassen: Überge-      dass ein weiterer zweizeitiger Wechsel ins-         kann der Einsatz von Megaprothesen not-
wicht, Diabetes, Alter > 85 Jahre, weibli-    besondere dann sinnvoll erscheint, wenn             wendig werden. Dieser sollte jedoch nur
ches Geschlecht, Depression und internis-     nach Explantation die Infektion beseitigt           erfolgen, wenn es sowohl von infektiologi-
tische Erkrankungen wie chronische Nie-       erscheint (sinkende Entzündungswerte                schen Parametern (Eradikation erscheint
reninsuffizienz oder vaskuläre Erkrankun-     und negativer Keimnachweis nach Punk-               wahrscheinlich) als auch hinsichtlich Mor-
gen (PAVK oder KHK). Chirurgen sollten        tion).                                              bidität des Patienten und Zustand der
demnach stets den Gesundheitszustand              Jedoch sind von den 14 Patienten nur 7          Weichteile sinnvoll erscheint. Im kürzlich
des Patienten, den Lokalstatus, den Zu-       erfolgreich nach dem zweiten zweizeitigen           überarbeiteten Konsensusstatement der
stand der infizierten Prothese (gelockert,    Wechsel replantiert worden, wovon 6 lang-           Musculoskeletal Infection Society (MSIS)
integriert, Abrieb etc.), die Knochenquali-   fristig (2 Jahre postoperativ) infektionsfrei       wird festgehalten, dass der Einsatz von

14                                                                                                    Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019
Referat

                                                                                                                                              HÜFTORTHOPÄDIE

Megaprothesen in der Behandlung von re-                systemische Infektionsprogression, Able-               tikel von Cordero-Ampuero wurde festge-
kurrenten PJIs eine der Resektionsarthro-              ben des Patienten oder Abbruch der Anti-               stellt, dass lediglich 29 % der Patienten mit
plastik (= Girdlestone-Situation) vorzu-               biotikatherapie aufgrund von therapiespe-              Girdlestone-Situationen selbstständig ge-
ziehende Therapiealternative darstellt.                zifischen Nebenwirkungen. Obwohl die                   hen können und 45 % rollstuhlmobil sind.
Nichtsdestotrotz ist verschiedenen Litera-             Erfolgsrate zunächst vielversprechend er-              Die Exartikulation des Hüftgelenkes stellt
turangaben zu entnehmen, dass diese Re-                scheinen mag, ist die untersuchte Fallzahl             die allerletzte Option im Therapiealgorith-
konstruktionsoptionen eine durchaus hohe               mit insgesamt 21 Patienten sehr niedrig                mus von periprothetischen Infektionen
Komplikationsrate aufweisen. Die Kompli-               und es bedarf demnach mehr Studien, um                 dar und sollte erst nach Ausschöpfen aller
kationen umfassen nicht nur persistente                genauere Aussagen diesbezüglich treffen                anderen Therapiemöglichkeiten als le-
Infektionen, sondern auch schlechte funk-              zu können. Interessanterweise führen je-               bensrettende Behandlungsoption gewählt
tionelle Ergebnisse wie auch hohe Raten                doch die Autoren dieser Studie an, dass die            werden.                                    ◼
an mechanischen Komplikationen (hohe                   gleichzeitige Anlage einer Fistel in Kombi-
Luxationsrate). Der Einsatz von silberbe-              nation mit einer Antibiotikadauertherapie                                                          Autoren:
schichteten Megaprothesen konnte bisher                keine Überlegenheit gezeigt hat und dem-                                              Dr. Kevin Staats, BSc
die erhofften Vorteile gegenüber konventi-             nach nicht empfohlen werden kann. Bei                              o. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager
onell beschichteten Implantaten nicht zu-              Anlage einer Fistel sollte der Therapieer-                            Universitätsklinik für Orthopädie und
friedenstellend reproduzieren. Dies zeigt              folg zunächst evaluiert werden und eine                     Unfallchirurgie, Medizinische Universität Wien
auch die Studie von Alvand et al., in der              antimikrobielle Therapie erst bei Befund-
kein Unterschied im Reinfektionsrisiko                 progression begonnen werden.                                                      Korrespondierender Autor:
zwischen den beiden Beschichtungstypen                                                                                                        Dr. Kevin Staats, BSc
festgestellt werden konnte.                            Optionen bei Versagen der                                            E-Mail: kevin.staats@meduniwien.ac.at
                                                       endoprothetischen Versorgung                                                                             ◾04
Implantatretention
                                                            In Fällen, in denen eine Operation un- Literatur:
   Wenn ein erneutes Explantations/Im-                 bedingt notwendig ist (z. B. akute Sepsis), bei den Verfassern
plantations-Vorgehen nicht möglich ist                 jedoch eine endo-
bzw. nicht sinnvoll erscheint (z. B. erwar-            prothetische Versor-
teter massiver Knochenverlust bei kno-                 gung nicht mehr
chenverankerten Implantaten), ist die Re-              möglich erscheint,
tention der Prothese – mit zusätzlichen                steht lediglich eine
Behandlungsschritten – die einzige Thera-              Resektionsarthro-           TUT WEH ...
piemöglichkeit, um die Gelenksfunktion                 plastik (Girdle-
noch zu erhalten. Sollte der Gesundheits-              s t o n e - S i t u a t i o n)
zustand des Patienten eine weitere Opera-              oder – in katastro-
tion zulassen, sollte ein ausgedehntes De-             phalen Fällen – eine
bridement mit intensiver Lavage, Antibio-              Hüftgelenksexarti-
tikatherapie und Retention der Prothese                kulation zur Verfü-
(„debridement, antibiotics, irrigation and             gung. Das Schaffen
retention“; DAIR) mit Wechsel der mobilen              einer Girdlestone-
Teile durchgeführt werden. Hierzu findet               Situation liefert zu-
man in der rezenten Literatur Erfolgsraten             friedenstellende Er-
zwischen 43 % und 63 %. Diese Angaben                  gebnisse hinsicht-
sind prinzipiell vergleichbar mit Erfolgsra-
ten desselben operativen Vorgehens bei
                                                       lich der Infektions-
                                                       eradikation. In der                                                  ... TUT GUT:
primären periprothetischen Infektionen.                Literatur finden sich
Der Eradikationserfolg hängt jedoch auch               Erfolgsraten zwi-
hier sehr von patientenspezifischen Fakto-             schen 80 % und
ren und dem Keimprofil ab.                             100 %. Die Zufrie-
   Sollte keine weitere Operation mehr                 denheit der Patien-
möglich sein, besteht lediglich die Mög-               ten nach diesen Ein-
lichkeit einer oralen Langzeitantibiotika-             griffen zeigt jedoch
therapie mit Retention der Prothese. In                eine hohe Schwan-
einer Studie von Prendki et al. aus dem                kungsbreite von                TRAUMEEL® - die erste Wahl bei Verstauchungen,
Jahre 2017 wurde die Wirksamkeit einer                 13 % bis 83 %. Eben-
                                                                                      Verrenkungen, Prellungen und Blutergüssen. Ob Sport
unbefristeten oralen antimikrobiellen The-             so ist die Funktion
rapie untersucht. Das ereignisfreie Überle-            postoperativ stark
                                                                                      oder Alltag. Als Salbe, Gel, Tropfen und Tabletten.
ben nach zwei Jahren lag bei 40 %. Ein                 eingeschränkt. In              TRAUMEEL® – weil es hilft!
Ereignis wurde definiert als lokale oder               einem Übersichtsar-
                                                                                                                                                         www.peithner.at
       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019                           Homöopathie dient zur Anregung der körpereigenen Regulation. Salbe            15
                                                                                   zum Auftragen auf die Haut. Über Wirkung und mögliche unerwünsch-
                                                                                   te Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker.           TRA_1903_L
© Matern
Referat
                                                                                B. Kubista, Wien
HÜFTORTHOPÄDIE                                                                  S. Puchner, Wien

Resektions- und Rekonstruktions-
prothesen am proximalen Femur
Modulare Megaprothesen werden seit vielen Jahren für die                                     KEYPOINTS
Rekonstruktion des proximalen Femurs nach Tumorresektionen                                   $ Resektionsprothesen ermögli-
                                                                                                   chen die Überbrückung gro-
eingesetzt. So konnte in vielen Fällen die Gehfähigkeit auch nach                                  ßer Knochendefekte.
oftmals ausgedehnten Resektionen erhalten werden. In den letzten                             $ Hohe Komplikationsraten im
Jahren werden diese modularen Prothesen auch immer häufiger im                                     Vergleich zur Primärendopro-
                                                                                                   thetik erfordern strenge Indi-
nicht onkologischen Bereich eingesetzt. Vor allem in der Revisions-                                kationsstellung.
und Frakturendoprothetik sind Resektionsprothesen oft die letzte                             $ Luxation und Infektion sind
Möglichkeit, eine belastbare und funktionsfähige Extremität zu                                     die häufigsten Ursachen für
                                                                                                   Revisionen.
erhalten. Die hohen Komplikationsraten und die Herausforderungen
                                                                                             $ Komplikationsraten können
an den Chirurgen und das behandelnde Team sprechen für die                                         durch exakte Planung und
Durchführung dieser Eingriffe an spezialisierten Zentren.                                          Zusammenarbeit von Spezia-
                                                                                                   listen minimiert werden.

R   esektionsprothesen sind in der Lage,
    große Knochendefekte zu überbrücken
oder zu ersetzen. Diese Systeme wurden
                                              Studien bewährt. Allerdings sind diese Er-
                                              gebnisse nicht mit den Ergebnissen der
                                              Primärendoprothetik vergleichbar. Vor al-    die Verwendung von Allografts, „impaction
ursprünglich für die Behandlung großer        lem die Komplikationsrate und das Lang-      grafting“, der proximale Femurersatz und
Knochendefekte in der Tumororthopädie         zeitüberleben dieser Implantate sind deut-   die Resektionsarthroplastik.
entwickelt und haben die Extremitäten-        lich schlechter als bei der Verwendung von      Jede dieser Behandlungsoptionen hat
erhaltende Tumorchirurgie ermöglicht. In      Primärimplantaten. Im onkologischen          spezielle Vor- und Nachteile. Oftmals ist
den letzten 40 Jahren wurden sie ständig      Bereich wird das aber aufgrund mangeln-      der Ersatz des Knochens durch eine Resek-
erweitert und verbessert, wodurch es mög-     der Alternativen von den meisten Chirur-     tionsprothese die beste Alternative, um
lich wurde, sogar das gesamte Femur           gen akzeptiert. Bei der Anwendung im         eine sofort belastbare und funktionsfähige
durch ein Implantat zu ersetzen. In den       nicht onkologischen Bereich muss man die     Extremität zu erhalten. Die Indikation zur
letzten Jahren wurde der Einsatz dieser       höhere Komplikationsrate und das häufi-      Megaprothese kann mit zunehmendem
modularen Systeme auf andere Anwen-           gere Implantatversagen mit den Vor- und      Alter des Patienten großzügiger gestellt
dungsgebiete der Orthopädie und Unfall-       Nachteilen der alternativen Therapieopti-    werden. In dieser Patientengruppe sind die
chirurgie ausgedehnt. Indikationen für den    onen sorgfältig abwägen.                     Anforderungen an das Implantat nicht so
Einsatz von Megaprothesen im nicht onko-                                                   groß und die geringere Lebenserwartung
logischen Bereich sind unter anderen Re-      Modulare Resektionsprothesen                 reduziert die Wahrscheinlichkeit einer not-
visionen von Hüftimplantaten mit ausge-       am proximalen Femur                          wendigen Revisionsoperation.
dehntem Knochenverlust, Frakturen mit                                                         Obwohl die Rekonstruktion der Defekte
großem Knochendefekt oder schlechter             Neben dem Einsatz nach Tumorresekti-      mit einer Megaprothese für einen mit der
Knochenqualität, Pseudarthrosen und im-       on werden modulare Resektionsprothesen       Endoprothetik vertrauten Chirurgen tech-
mer öfter periprothetische Frakturen mit      zunehmend auch bei anderen Indikationen,     nisch einfach durchzuführen ist, ergeben
Lockerung, schlechter Knochenqualität         die mit ausgedehntem Knochenverlust ein-     sich häufig Komplikationen, die Revisions-
und Defekten, die eine sichere Veranke-       hergehen, verwendet. Dazu zählen vor al-     eingriffe notwendig machen. Neben der
rung und einen Längenausgleich mit Stan-      lem Revisionen von Hüftendoprothesen         Infektionsgefahr ist Instabilität eine der
dard-Revisionsimplantaten nicht erlauben.     und die Frakturendoprothetik. Ausgedehn-     häufigsten Komplikationen bei proxima-
Die Modularität dieser Systeme erlaubt,       te Knochenverluste können durch septische    lem Femurersatz. Dies ist begründet durch
das Implantat für nahezu jede Defektsitu-     und aseptische Lockerung, durch peripro-     den Verlust der stabilisierenden Wirkung
ation anzupassen. Zusätzlich besteht auch     thetische Frakturen, durch „stress shiel-    der Hüftmuskulatur durch fehlende ver-
die Möglichkeit, diese Prothesen mit Silber   ding“ oder nach multiplen Revisionen auf-    lässliche Verankerungsmöglichkeiten an
zu beschichten und damit zu versuchen,        treten. Zu den Behandlungsoptionen aus-      der Prothese. Fixationsversuche mittels
die hohe Infektionsrate dieser Implantate     gedehnter Defekte im Bereich des proxima-    Kunstbändern haben sich in der Vergan-
zu verringern. Im onkologischen Bereich       len Femurs zählen die Verwendung langer      genheit nicht bewährt. Wenn allerdings
haben sich diese Systeme in zahlreichen       zementierbarer oder zementfreier Stiele,     Reste des Trochantermassivs mit inserie-

16                                                                                             Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019
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