Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
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EUR 9,– Jahrgang 24/2019 Österreichische Post AG, MZ 09Z038204M, Retouren an PF555, 1008 Wien ISSN 1997-8308, Universimed CMC GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien Offizielles Medium der ÖGO, ÖGU und ÖGOuT 3 / 2019 Orthopädie & Traumatologie www.universimed.com Rheumatologie © iStockphoto.com/Nirian Themenschwerpunkt | ab Seite 8 Hüftorthopädie Themenschwerpunkt | ab Seite 24 Alterstraumatologie Rheumatologie | Seite 52 Antikörper halten Einzug in die Arthrosetherapie
Beleuchtete Hüfthebel HERGESTELLT IN DEN USA Zur verbesserten Darstellung und Visualisierung Editorial Lässt sich über einen ACMI-Anschluss (weiblich) an ein Lichtleiterkabel anschließen. Kann dampfsterilisiert werden. ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE OrthoLucent™ Wundspreizer aus Carbon-PEEK Zur Darstellung des Zielbereichs. Der zu 100% strahlendurchlässige wundspreizer, seine Arme und Haken können während der Beleuchteter Verwendung eines Bildverstärkers oder Durchführung von Kobra-Hebel von Jana Röntgenaufnahmen positioniert bleiben. ARTIKELNUMMER: Entwickelt von Ajoy K. Jana, MD Besteht aus stabilem, leichtem Carbonfaser-PEEK- 6119-L Verbundmaterial, welches vollkommen strahlendurchlässig ist, Beschädigungen der Komponentenoberflächen vorbeugt und dampfsterilisiert werden kann. ARTIKELNUMMERN: 7427-01 [Rahmen] (mit Griff) 7427-02 [5,0-cm-Haken] 7427-03 [7,5-cm-Haken] E X K L U S I V FÜR INNOMED IN DER Beleuchteter SCHWEIZ HERGESTELLT Kobra-Hebel ARTIKELNUMMERN: 6120-L [Schmal] 3 6 6130-L [Standard] 6135-L [Tief] 3 5 2 7 2 Beleuchteter Hohmann-Azetabulum- hebel 1 4 mit einem Zinken, doppelt gebogen Darstellung des Hüftgelenks & Entfernen Darstellung und Präparation des Azetabulums, Tischmontageeinheit mit Hebehaken für den des Femurkopfes Implantation der Pfanne femoralen Zugang ARTIKELNUMMER: 6210-02L Das/Seng Instrumente für den direkt anterioren Hüftzugang Entwickelt von Amal Das, MD und Brian Seng, DO HERGESTELLT Hebel-Haken-Set mit tischbefestigtem Hebesystem mit kontrolliertem Ratschen- Lichtquellenadapter IN DEN USA Lösemechanismus, speziell zur Erleichterung des anterioren Zugangs beim Hüftgelenkersatz. ARTIKELNUMMERN: 8009-S [ACMI-Adapter für Storz Lichtquellen] 8009-W [ACMI-Adapter für Wolf Lichtquellen] 1 Posteriorer Schenkelhalshebel 2 Anteriorer Schenkelhalshebel Stulberg Patientenlagerungssystem Hüfte 5 Hebehaken Zur stabilen 3 Anteriorer Azetabulumhebel Patientenpositionierung bei Hüftoperationen Tischmontageeinheit 8 Entwickelt von von S. David Stulberg, MD ARTIKELNUMMERN: 4 Posteriorer Azetabulumhebel 6221 [#1 - Posteriorer Schenkelhalshebel] 6222 [#2 - Anteriorer Schenkelhalshebel] 6223 [#3 - Anteriorer Azetabulumhebel] ARTIKELNUMMER: 6 Calcar-Femoris-Hebel 6224 [#4 - Posteriorer Azetabulumhebel] 4150 6226-RH [#5A - Runder Hebehaken] 6227 [#6 - Calcar-Femoris-Hebel] HERGESTELLT 6225 [#7 - Trochanter-Major-Hebel] IN DEN USA 6226-TA [#8 - Tischmontageeinheit] 7 Trochanter-Major-Hebel Operationstechnik auf Anfrage erhältlich. HERGESTELLT IN DEN USA melswiesen 9 D-78056 Villingen-Schwenn stik GmbH In Ram H c / o Emons Logi 19 CH-6 330 Cham Schweiz Tel: 0041 (41) 740 67 ingen p e Gm b ha user s trasse 7 4 ed-Euro Alte Stein Innom -Europe LLC ed Einscannen Innom um zu unserer Tel: 0049 (0) 7720 46110 60 www.innomed-europe.com Website zu Fax: 0049 (0) 7720 46110 61 info@innomed-europe.com gelangen © 2019 Innomed, Inc. Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie xx / 2019 103 Estus Drive, Savannah, GA 31404 USA (912) 236-0000 info@innomed.net 2 www.innomed.net
Editorial © Matern R. Windhager, Wien ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gerne bin ich der Aufforderung gefolgt, eine Ausgabe zum Die Wahl des richtigen Implantates spielt auch bei Rekons- Thema „Hüftendoprothetik“ zu editieren, wenngleich es truktionen von Knochendefekten eine große Rolle. Während bei schwierig ist, für eine Operationsmethode, die zu den erfolg- kortikalen Defekten im proximalen Femurbereich schon früh reichsten Eingriffen des letzten Jahrhunderts zählt, interessante auf die Verwendung von Resektionsendoprothesen zurückge- Themen aufzuspüren. griffen wurde und das „Impaction Graft“ hier in den Hinter- Die Ergebnisqualität befindet sich erfreulicherweise auf grund getreten ist, werden am Acetabulum sowohl biologische hohem Niveau, sodass weitere Optimierungen nur schwer mög- Rekonstruktionen als auch Metall-Augmentationen in einer lich sind und gelegentlich in das Gegenteil abgleiten. Umso abgestuften Indikationsstellung verwendet. wichtiger erscheint es, sich die Probleme vor Augen zu halten, Schließlich sei noch eine wenig genutzte Form der Exopro- die zwar in einer geringen Fallzahl auftreten, aber dann zu thesenversorgung bei hüftgelenksnahen Amputationen umso größeren Belastungen für den Patienten führen können. erwähnt, die in Österreich noch in zu geringem Ausmaß zur Obwohl durch zahlreiche Weiterentwicklungen und technische Anwendung kommt. Errungenschaften auch die Beherrschung schwerer Komplikati- Ich hoffe, für Sie interessante Aspekte ausgewählt zu haben, onen möglich ist, sollte man sich die Optionen und Ergebnisse und wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieser Lektüre. von Revisionen vor Augen halten, um vorweg Komplikationen zu vermeiden oder die Patienten rechtzeitig an ein entsprechen- des Zentrum zu überweisen. Die Einführung von Endoprothetikzentren und im Speziellen Ihr von Zentren der Maximalversorgung hat zu einer weiteren Ver- besserung der Ergebnisqualität geführt und sollte Patienten, die Reinhard Windhager bereits mehrfach revidiert wurden, nicht vorenthalten werden. Dies betrifft vor allem Patienten mit Infektionen, bei denen ab einer gewissen Operationsfrequenz ein „point of no return“, das heißt Sanierung des Infektes nicht erreicht ist und deren Behandlung häufig in einer Palliativsituation oder Amputation endet. Ein wichtiger Aspekt der Vermeidung von Komplikatio- nen wie der Luxation ist auch die Betrachtung spinopelviner Assoziationen, die nicht nur die Indikationsstellung, sondern auch die Implantatwahl beeinflussen können. Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019 3
Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie Knie und Kniegelenksnahe Strukturen 55. Jahrestagung 3. – 5. Oktober 2019 Salzburg 2019 Es wird angestrebt, die ÖGU Jahrestagung nach den Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens für Green Meetings/Green Events auszurichten.
Editorial C. Kammerlander, München ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der demografische Wandel mit dem immer größer werden- zur reellen Belastung der postoperativen Mobilisation nach ope- den Anteil der älteren Bevölkerung stellt auch die muskuloske- rativer Stabilisierung von Hüftfrakturen zeigt klar, dass die lettale Chirurgie vor immer neue Herausforderungen. Das über- älteren Patienten im Vergleich zu jüngeren trotz intensiver phy- geordnete Behandlungsziel bei unseren älteren Patientinnen siotherapeutischer Anleitung auch gar keine Teilbelastung und Patienten muss der bestmögliche Erhalt der Selbstständig- umsetzen können. Wir müssen daher kategorisch davon abrü- keit sein. Dieses Ziel kann nur durch interdisziplinäre und inter- cken, den Patienten solche Anweisungen zu geben, da diese professionelle Kooperationen im Krankenhaus und in der weite- zwangsläufig zu einer Verringerung der postoperativen Mobili- ren Behandlungsfolge durch sektorenübergreifende Zusammen- sation führen. arbeit mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen Ein in weiterer Behandlungsfolge ebenfalls sehr wichtiges erreicht werden. Kaum ein Gebiet in der muskuloskelettalen Thema ist die Osteoporosetherapie, welche von Prof. Gosch in Chirurgie ist in diesem Ausmaß interdisziplinär wie die Alters- seinem Artikel ausführlich dargestellt wird. Bekanntermaßen orthopädie und -traumatologie. Von chirurgischer Seite haben werden ältere Patienten nach osteoporotischen Frakturen, wir in den letzten Jahren durch Anpassung der Implantate und obwohl sie das höchste Risiko für weitere Frakturen haben, nur Versorgungskonzepte bereits deutliche Fortschritte erreicht. zu einem geringen Prozentsatz einer notwendigen Osteoporose- Insbesondere aber in einzelnen Bereichen besteht noch Verbes- abklärung und -therapie zugeführt. In einem weiteren Beitrag serungspotenzial. wird die Etablierung eines Fraktur-Liaison-Service beschrieben. Die breite Anwendung der neuen oralen Antikoagulanzien Hierbei kann mittels Identifikation und Abklärung der Patien- (NOAK) erschwert uns beispielsweise in der präoperativen ten während des initialen stationären Aufenthaltes und Anbin- Phase häufig die Entscheidung zur raschen Operation, da dung an ein Netzwerk niedergelassener Kollegen durch eine sowohl von anästhesiologischer als auch von chirurgischer Seite eigens dafür zuständige Person die Rate an Folgefrakturen sig- Verschiedenes zu beachten ist. Hier soll der Artikel der Kollegen nifikant verringert werden. Auch kommt in diesem Artikel Luger die Hintergründe klären und Lösungsvorschläge für den unser intersektorales Forschungsprojekt „FLS-CARE“, welches klinischen Alltag unterbreiten. vom gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) mit knapp 3,2 Mio. In der postoperativen Phase erschwert der Allgemeinzustand Euro gefördert wird, zur Darstellung. der Patienten mit deren Nebenerkrankungen häufig die drin- Die Beiträge in dieser Ausgabe sollen dazu dienen, spezielle gend notwendige rasche Mobilisation. Durch diese Maßnahme Aspekte in der Versorgung von älteren Patienten mit muskulo- lassen sich viele Folgekomplikationen wie Pneumonien oder skelettalen Erkrankungen oder Verletzungen zu beleuchten und Druckulzera verhindern und auch das rasche Fortschreiten Richtlinien für deren Behandlung zu geben. Außerdem sollen einer häufig zugrunde liegenden Sarkopenie wird dadurch ver- sie zeigen, dass auch in diesem Bereich wesentliche Fortschritte ringert. Im angloamerikanischen Sprachgebrauch hat sich in und Förderungen zu erreichen sind, um auch insbesondere das Bezug auf die postoperative Mobilisation unserer älteren Pati- Interesse von jüngeren Kollegen dafür zu steigern. enten folgender Grundsatz etabliert: „Weight-bearing as needed to survive“. Das bedeutet, dass wir dieses Patientenkollektiv nicht noch in seiner postoperativen Mobilisation einschränken dürfen, indem wir zum Beispiel eine Teilbelastung anordnen, Mit freundlichen Grüßen welche letztendlich zu einer Immobilisation führt. Unser Artikel Christian Kammerlander Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019 5
Inhalt ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE HÜFTORTHOPÄDIE ALTERSTRAUMATOLOGIE 8 Azetabuläre Defektrekonstruktion 24 Präoperative Antikoagulation in der Hüftendoprothetik: bei orthogeriatrischen Patienten biologische Rekonstruktion oder mit Hüftfraktur Metallaugmentation? M. F. Luger, Innsbruck B. Schauer, Linz T. J. Luger, Innsbruck T. Gotterbarm, Linz 28 Pharmakotherapie der Osteoporose 13 Der fehlgeschlagene Prothesen- nach Fragilitätsfrakturen wechsel: Was kommt dann? M. Gosch, Nürnberg K. Staats, Wien R. Windhager, Wien 32 Fraktur-Liaison-Service 16 Resektions- und Rekonstruktions- verhindert Folgefrakturen prothesen am proximalen Femur nach Fragilitätsfrakturen B. Kubista, Wien C. Kammerlander, München S. Puchner, Wien C. Neuerburg, München W. Böcker, München 18 Osseointegration: Implantate für mehr Lebensqualität 35 Belastungsanalysen G. Hobusch, Wien bei geriatrischen Patienten nach Hüftfraktur 20 Spinopelvine Assoziation in der D. Pfeufer, München Endoprothetik: Literaturüberblick und C. Neuerburg, München Fazit für die Praxis W. Böcker, München C. Kammerlander, München M. Thaler, Innsbruck 22 Entgeltliche Einschaltung Interview „Kurzschäfte: mehrere Vorteile für die Patienten“ J. Hochreiter, Linz Impressum Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien. E-Mail: office@universimed.com. Tel.: +43 1 876 79 56. Fax: +43 1 876 79 56-20. Geschäftsführung: Dr. med. Bartosz Chłap, MBA. Chefredaktion: Mag. Christine Lindengrün. E-Mail: christine.lindengruen@universimed.com. Projektleitung: Mag. Manuela Moya. E-Mail: manuela.moya@universimed.com. Lektorat: DI Gerlinde Hinterhölzl, Dr. Patrizia Maurer, Mag. Sabine Wawerda. Grafik: Amir Taheri. Produktion & Druck: AV + Astoria (Print Alliance GmbH), 2540 Bad Vöslau. Artikel mit grauer Hinterlegung sind im Sinne des Österreichischen Mediengesetzes §26 als Werbung, Promotion oder entgeltliche Einschaltung zu verstehen. Gerichtsstand: Wien. Offenlegung: Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH (100%ige Tochter der Universimed Holding GmbH). Eigentümer und Medienin- haber: Universimed Holding GmbH Bezugsbedingungen Abonnement: Bestellung bei Universimed oder unter www.universimed.com. Jahresabo EUR 45,–, Einzelheft EUR 9,– inkl. MwSt. und Versand innerhalb von Österreich; im Ausland zzgl. Versandspesen. ISSN 1997-8308. Das Medium JATROS Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie ist für den persönlichen Nutzen des Lesers konzipiert und beinhaltet Informationen aus den Bereichen Expertenmeinung, wissenschaftliche Studien und Kongresse. Namentlich gekennzeichnete Artikel und sonstige Beiträge sind die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung der Redaktion und des Herausgebers übereinstimmen. Mit der Übergabe von Manuskripten und Bildern gehen sämtliche Nutzungsrechte in Print und Inter- net an Universimed über. Copyright: Alle Rechte liegen bei Universimed. Nachdruck oder Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Die wiedergegebene Meinung deckt sich nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers, sondern dient der Information des Lesers. Die am Ende jedes Artikels vorhandene Zahlenkombination (z.B.: ■0918) stellt eine interne Kodierung dar. Geschlechterbe- zeichnung: Um die Lesbarkeit der Informationen zu erleichtern, wird bei Personenbezeichnungen in der Regel die männliche Form verwendet. Es sind jedoch jeweils männliche und weibliche Personen gemeint. 6 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019
Inhalt ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE 52 ACR/ARHP 2018 © Jörn Dohle Antikörper halten Einzug in die Arthrosetherapie 54 ACR/ARHP 2018 Neue Studien zum Thema Lupus und Schwangerschaft 55 Ortho-Rheuma-Derma special Psoriasisarthritis – think of it! 59 Profi-Handballer als Botschafter 38 Neue Metaanalyse für „Zeig Rückgrat“ Achillessehnenruptur: Operation oder konservativ? 61 Neue Hinweise zur Pathogenese von Morbus Crohn 42 Entgeltliche Einschaltung: Überlastungssyndrome, Sehnenverletzungen und Arthrose im Sport 62 UEGW 2018 Was kann ACP? – Hintergrund und „Small molecules“ und Stuhltransplantation klinische Erfahrungen in der Behandlung von CED 44 22. GOTS-Treffen Österreich 64 Vom Rezeptoraufbau zu neuen Wintersport quo vadis? Osteoporosemedikamenten 47 FocusCP-rehaKIND-Kongress Größte mitteleuropäische Tagung zu Zerebralparese und Kinderrehabilitation W. M. Strobl, Salzburg/Krems/Wien 49 Erste Studienreise der Internationalen Vereinigung für Neuroorthopädie W. M. Strobl, Salzburg/Krems/Wien Wissenschaftliche Beiräte D. Aletaha, Wien; W. Anderl, Wien; C. Bach, Feldkirch; N. Böhler, Linz; P. Bösch, Wr. Neustadt; H. Boszotta, Eisenstadt; M. Breitenseher, Horn; W. Brodner, Krems; E. Cauza, Wien; K. Dann, Wien; M. Dominkus, Wien; U. Dorn, Salzburg; R. Dorotka, Wien; A. Engel, Wien; L. Erlacher, Wien; R. Eyb, Wien; C. Fialka, Wien; M. Friedrich, Wien; R. Ganger, Wien; A. Giurea, Wien; R. Graf, Stolzalpe; W. Graninger, Graz; W. Grechenig, Graz; F. Grill, Wien; J. Grisar, Wien; G. Grohs, Wien; G. Gruber, Graz; K. Gstaltner, Wien; J. Hochreiter, Linz; S. Hofmann, Stolzalpe; H. Imhof, Wien; S. Junk-Jantsch, Wien; F. Kainberger, Wien; R. Kdolsky, Wien; K. Knahr, Wien; R. Kotz, Wien; P. Krepler, Wien; M. Krismer, Innsbruck; W. Lack, Wien; B. Leeb, Stockerau; K. Machold, Wien; R. Maier, Baden; S. Marlovits; Wien; M. Mousavi, Wien; T. Muellner, Wien; S. Nehrer, Krems; T. Neubauer, Horn; M. Nicolakis, Wien; M. Nogler, Innsbruck; A. Pachucki, Amstetten; G. Pflüger, Wien; R. Puchner, Wels; F. Rainer, Graz; H. Resch, Salzburg; P. Ritschl, Wien; K. Schatz, Wien; G. Schippinger, Graz; M. Schirmer, Innsbruck; W. Schneider, Wien; H. Seitz, Judenburg; F. Singer, Laab i. W.; H. Tilscher, Wien; K. Trieb, Wels; H.-J. Trnka, Wien; C. Tschauner, Stolzalpe; A. Ulreich, Gröbming; V. Vécsei, Wien; A. Wanivenhaus, Wien; R. Windhager, Wien; C. Wurnig, Wien; P. Zenz, Wien; J. Zwerina, Wien Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019 7
© Margit Berger Referat B. Schauer, Linz HÜFTORTHOPÄDIE T. Gotterbarm, Linz Azetabuläre Defektrekonstruktion in der Hüftendoprothetik: biologische Rekonstruktion oder Metallaugmentation? Eine steigende Anzahl an endoprothetisch versorgten jüngeren KEYPOINTS Patienten und eine steigende Lebenserwartung bedingen eine zu $ Zuerst Klassifizieren der Defektsituation, dann Erstel- erwartende hohe Zahl an Wechseloperationen in den nächsten len einer Versorgungsstrate- Jahren. Eine technisch sehr anspruchsvolle Herausforderung bieten gie mit einer Exit-Möglichkeit vor allem die Pfannenrevisionen, insbesondere wenn höhergradige $ Biologische Rekonstruktion mit allogenem „impaction periazetabuläre knöcherne Defekte vorliegen. Je nach Defektgröße bone grafting“ und Cage bei und Ausdehnung kann der Operateur entweder zwischen der kavitären Defekten biologischen Rekonstruktion mittels knöchernen Allografts oder $ Rekonstruktion segmentaler dorsokranialer Defekte mit metallischem Knochenersatz mit und ohne Großpfannenkomponenten metallischen Augmenten oder Abstützschalen entscheiden. Beide sich teilweise ergänzenden (Wedges oder Buttress) Methoden und ein Entscheidungsalgorithmus hinsichtlich der $ Rekonstruktion des Pfannen- rotationszentrums mittels azetabulären Defektrekonstruktion werden hier vorgestellt und die poröser Megapfannen oder aktuelle Literatur wird verglichen. Cages primärstabil am Lager- knochen D ie Implantation einer Hüftgelenksto- talendoprothese ist einer der erfolg- reichsten chirurgischen Eingriffe am • Wiederherstellung der physiologischen Gelenkgeometrie mit dem Ziel einer Re- konstruktion des anatomischen Dreh- $ Luxationssicherheit evtl. durch tripolare Pfannen erzielen menschlichen Körper (Learmonth et al. zentrums und Wiederherstellung einer 2007). Die große Zufriedenheit der Patien- optimalen Weichteilspannung ohne ten und der Gewinn an Lebensqualität mit Luxationsgefahr werden. Dieser chirurgische Therapiealgo- einer dauerhaften Linderung der klinischen • primärstabile Verankerung am periaze- rithmus bewährt sich in unseren Händen Symptome nach diesem Eingriff schlagen tabulären Knochen mit dem Ziel der im klinischen Alltag einerseits zur Eintei- sich in einer immer stärker steigenden An- sekundären Osseointegration lung des Defektes intraoperativ, anderer- zahl an Primärimplantationen nieder, mit • Rekonstruktion der knöchernen Defek- seits auch für die Planung des Revisions- einer Steigerung auf bis zu 120 % im Jahr te mit Wiederherstellung eines tragfä- eingriffes mit den notwendigen Implanta- 2050 (Pabinger et al. 2018). Trotz der heu- higen Pfannenlagers. ten präoperativ. Bei vorliegenden osteoly- te sehr zuverlässigen Implantatkomponen- tischen Defekten, bei Pfannenmigration ten wird die Anzahl an Wechseloperatio- Strukturierte Defektklassifikation mit aseptischer Lockerung sowie bei zwei- nen in den nächsten Jahren stetig zuneh- und Therapieschema zeitigem Hüft-TEP-Wechsel muss zudem men (Kurtz et al. 2007). Gleichzeitig sind bedacht werden, dass der mechanische die am häufigsten durchgeführten Wech- Die präoperative und intraoperative Pfannenausbau eine Defektzunahme durch seloperationen in der Primär- und Revisi- Einschätzung der vorliegenden Defektsitu- die Implantatentfernung und das chirurgi- onsendoprothetik am Hüftgelenk Pfannen- ation am Azetabulum gelingt am besten sche Débridement bedingen kann. Somit revisionen (Goldman et al. 2019). Gerade auf Basis der von uns präferierten Klassifi- sollte der Chirurg gerade bei osteopenem der Wechsel von Pfannenkomponenten kation nach Paprosky (Paprosky und Bur- periazetabulärem Knochen und segmenta- stellt für den Operateur eine echte Heraus- nett 2002). Damit lässt sich mit einfachen len Defekten auch eine Exitstrategie für forderung dar, zumal oftmals große (peri-) anteroposterioren Beckenübersichtsauf- höhergradige Defektklassifikationen mit azetabuläre knöcherne Defekte vorliegen. nahmen die Defektausdehnung korrekt der notwendigen Eskalation der Implantat- Die Ziele, die mit einer Pfannenrevision einteilen und darüber hinaus kann auf dem wahl bereithalten. Bei unklarer präopera- und -rekonstruktion erreicht werden sollen, von Sporer et al. (JBJS 2011) definierten tiver Einteilung des vorliegenden Defektes lassen sich nach Gravius und Wirtz wie Entscheidungsalgorithmus direkt die in die Klassifikation anhand des Standard- folgt zusammenfassen: notwendige Versorgungsstrategie geplant Röntgenbildes muss eine Computertomo- 8 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019
Referat HÜFTORTHOPÄDIE grafie eventuell mit 3D-Rekonstruktion Rotationszentrums ist zu minimieren. Zu- kann auch eine hemisphärische Pressfit- durchgeführt werden, da sich hiermit die sätzliche Pfahlschrauben im Pfannendach pfanne eine ausreichende Primärstabiliät Defektsituation besser einschätzen lässt. erhöhen bei Bedarf die Primärstabilität. bei guter knöcherner Zirkumferenz im An unserer Klinik werden bei speziellen Alternativ kann bei Typ-IIA-Defekten eine Azetabulum erzielen. Die Technik der Fragestellungen zusätzlich 3D-Modelle des biologische Rekonstruktion mittels impak- Pfannenboden- und Pfannendachplastik Beckens gedruckt, die dem Chirurgen prä- tierter allogener Knochenchips zusammen wurde von Slooff et al. 1996 publiziert und intraoperativ eine optimale räumliche mit einer Abstützschale nach Ganz bei er- und zeigt je nach Autorengruppe hervor- Vorstellung über den zu erwartenden De- haltener Köhler’scher Tränenfigur erfolgen ragende Ergebnisse. Bei dieser Technik fekt gewähren. (Abb. 1B). Durch kräftiges Impaktieren der werden zuerst die kavitären Defekte mit allogenen Knochenchips (Slooff et al. kryokonservierten allogenen Knochen- Versorgungsstrategien: allogener 1996) wird ein primär tragfähiges Implan- chips unterschiedlicher Größe aufgefüllt. Knochen oder Metallaugmente bei tatlager geschaffen und der Pfannenboden Danach wird mit entsprechenden Instru- Pfannendefekten und Pfannendachdefekt werden aufgefüllt. menten oder Probepfannen der Trans- Bei erhaltenem hinterem Pfannenrand und plantatknochen maximal impaktiert, um Bei Paprosky-Typ-I-Defekten sind die kippstabiler Verschraubung der Abstütz- dann darüber zum Schutz des Transplan- hemisphärische Form des Azetabulums schale kann hier ein tragfähiges Konstrukt tates z. B. eine Burch-Schneider-Abstütz- sowie die Pfanneneingangsebene erhalten geschaffen werden, das in unseren Händen schale im Sitzbein und am Darmbein zu und der Pfannenrand ist tragfähig. Zu- eine dauerhafte Fixierung mit einer Über- fixieren. Bei intakter Köhler’scher Tränen- meist ist die zu wechselnde Pfanne nicht lebensrate für aseptische Lockerung nach figur kann eine Ganz-Abstützschale aus- wesentlich gewandert. Hier sollte die Im- 16 Jahren von 91,2 % zeigt (Beckmann et reichend sein (Abb. 2B). Entsprechend plantation einer Standard-Pressfitpfanne al. 2018). wird hier dann in dritter Generationstech- mit oder ohne zusätzliche Schraubenfixie- Bei Typ IIB besteht eine superolaterale nik eine PE-Pfanne in den Cage einzemen- rung in der Pfanneneingangsebene ange- Migration des Rotationszentrums von un- tiert Bei erhöhter Luxationsgefährdung strebt werden. Entscheidend für den The- ter 3 cm, die anteriore und posteriore kann auch eine tripolare Pfanne in den rapieerfolg ist dabei die primärstabile Ver- Wand sind noch erhalten. Nur durch die Cage einzementiert werden. Diese Tech- ankerung am azetabulären Knochen mit Kranialisierung kommt es meist zu einem nik zeigt als Nachteile die deutlich verlän- einem zirkumferenten Implantat-Knochen- segmentalen dorsokranialen Pfannenrand- gerte Operationszeit, die Notwendigkeit Kontakt von mindestens 60 % (Abb. 1A). defekt, sodass die Stabilität einer hemi- der Vorhaltung von allogenem Knochen sphärischen Komponente bei ausreichen- und eine flache Lernkurve. Gleichzeitig Defekte vom Paprosky-Typ IIA, IIB oder der knöcherner Zirkumferenz ähnlich wie werden aber Knochendefekte am Pfan- IIC sind umschlossene (kavitäre) Defekte bei Typ IIA möglich ist. Ein ausgeprägter nenboden oder Pfannendach biologisch mit unterschiedlich großen, teilweise seg- segmentaler Defekt der Hauptbelastungs- rekonstruiert (Koob et al. 2017). Burch- mentalen kranialen Defekten bei sonst er- zone am dorsokranialen Pfannenrand Schneider-Abstützschalen mit zusätzli- haltener Pfannenzirkumferenz. Gerade muss aber mit einem metallischen Aug- cher autologer Pfannenbodenplastik zei- diese Defekte stellen aus unserer Sicht den ment (Wedge) aufgefüllt werden, um das gen eine Implantatüberlebensrate von Operateur vor die Entscheidung für eine Rotationszentrum nicht zu stark zu krani- 89 % nach 8 Jahren (Schlegel et al. 2008) biologische oder metallische Defektrekon- alisieren (Abb. 2A). Trabekuläres Metall und 80 % nach 18 Jahren (Regis et al. struktion und werden im Folgenden genau- zeigt bei diesen Defekten exzellente 5-Jah- 2014). Postuliert wird ebenso die Mög- er beleuchtet. res-Ergebnisse mit 100 % Implantatüberle- lichkeit der gesamten Defektauffüllung Beim Typ IIA liegt ein ovaläres, entrun- ben (Wasilew et al. 2017). Alternativ kön- mittels sogenannter „Jumbo Cups“, die detes Azetabulum vor, der Pfannenrand nen strukturelle Allografts vom distalen mit und ohne Wedges am Pfannenrand sowie die anteriore und posteriore Wand Femur oder aus einem Hüftkopf verwendet eingesetzt werden. Dies sind Pfannen, die sind jedoch intakt. Im Pfannendach und werden, diese zeigen aber eine geringere die native Pfanne im Durchmesser vergrö- -rand kommt es zu Aushöhlungen, die tra- Langzeitüberlebensrate: 72 % über 25 Jah- ßern und so eine Defektauffüllung mittels genden Strukturen des dorsalen Pfannen- re (Brown et al. 2016) oder 80 % über 18 Knochentransplantation überflüssig ma- randes sind aber erhalten. Ähnlich wie bei Jahre mit einer Integration des Allografts chen. Der Vorteil dieser Technik zeigt sich den Typ-I-Defekten kann hier die Implan- in 48 von 52 Fällen (Regis et al. 2014). sicherlich in der relativen Einfachheit der tation einer Standard-Pressfitpfanne in der Der Typ IIC zeigt einen medialen Implantation ohne Knochentransplantati- Pfanneneingangsebene angestrebt werden. Wanddefekt mit medialisiertem Rotati- on. Der Nachteil ist die notwendige De- Die Präpararation des Pfannenlagers er- onszentrum, es sollte keine wesentliche fektvergrößerung. Durch Entwicklung der folgt mit Standardfräsen. Zumeist lässt superiore Pfannenmigration vorliegen. hochporösen Pressfitpfannen, mit denen sich durch einen größeren Pfannendurch- Der zentrale Defekt zerstört teilweise die sich eine große Primärstabilität erzielen messer eine primärstabile Situation erzie- Lamina terminalis und auch die lässt, scheint der Trend doch deutlich zu len und der dorsokraniale Defekt kann Köhler’sche Tränenfigur kann unterbro- dieser einfachen, zementfreien Implanta- ausgeglichen werden (Fink und Gross- chen sein. Diese zentralen kavitären De- tionstechnik zu gehen. Allerdings zeigen mann 2008). Limitierend bei der Präpara- fekte können und sollen mit homologen z. B. große Pfannen aus trabekulärem Me- tion ist der anteroposteriore Pfannen- oder autologen Knochenchips aufgefüllt tall (TM) im englischen Register weder in durchmesser. Eine Kranialisierung des werden („impaction grafting“) und es der Revision nach Infekt (Matharu et al. Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019 9
Referat HÜFTORTHOPÄDIE 2018) noch bei aseptischer Pfannenlocke- rung einen Vorteil gegenüber Standardim- plantaten (Matharu et al. 2018). In Kom- bination mit Wedges zeigen diese Konst- rukte ein exzellentes 10-Jahres-Überleben von 92,5 % (Löchel et al. 2019). Die größte Herausforderung stellen Defekte vom Paprosky-Typ IIIA und IIB dar. Die IIIA-Defekte zeigen einen großen zentralen sowie dorsokranialen Pfannen- randdefekt. Hier sind strukturelle metal- Abb. 1: A) Paprosky-Typ-I-Defekt mit intaktem Pfannenrand, zentrale Defektfüllung mit allogenem lische Augmente notwendig, um gerade „impaction grafting“ und einer Pressfit-TM-Pfanne, B) Paprosky-Typ-IIA-Defekt versorgt mit alloge- in den lasttragenden dorsokranialen nem „impaction grafting“ und einer Ganz-Abstützschale zur Rekonstruktion des Rotationszentrums Pfannenanteilen eine gute Krafteinlei- tung zu gewährleisten. Meist können hier hochporöse Pressfitpfannen direkt unter das metallische Augment eingebracht werden (Wasilew et al. 2017) und das Rotationszentrum kann wieder anato- misch rekonstruiert werden (Abb. 3A). Lässt sich aufgrund der Größe des zent- ralen und kranialen Defektes kein sta- biles Implantat-Knochen-Interface mit Pressfitpfannen erzielen, müssen Ab- stützschalen verwendet werden, die un- Abb. 2: A) Paprosky-Typ-IIB-Defekt mit Tantal-Wedge zur Füllung des dorsokranialen Pfannen- ter ein metallisches Augment mit zusätz- randdefektes und darunter eingebrachter Pressfit-TM-Pfanne, B) Paprosky-Typ-IIC-Defekt: Zur lichen allogenen Knochenchips („impac- Auffüllung des zentralen Pfannenbodendefektes wurden allogene Knochenchips impaktiert und tion grafting“) eingebracht werden. Bei bei intakter Tränenfigur mit einer Ganz-Abstützschale gesichert. Bei defekter Tränenfigur wäre eine defizitärer Köhler’scher Tränenfigur sind Burch-Schneider-Abstützschale notwendig gewesen Sitzbeinlaschen und Laschen zur Ver- schraubung am Ileum einzusetzen. Insbesondere bei Paprosky-Typ-IIIB- Techniken die Vorteile der metallischen brückend für die Osteointegration gesi- Defekten mit stark defizitärem Pfannen- und biologischen Rekonstruktion. Die Po- chert. Zur Pfannenrandrekonstruktion rand sind nur durch Abstützschalen belas- tenz einer sekundären Osteointegration können sowohl dorsokraniale Augmente tungsstabile Konstrukte erzielbar. Hier von Abstützschalen ist im Gegensatz zu der (Wedges) als auch dorsale Pfannenrand- sollte jedoch ebenso immer ein biologi- bei hochporösen Revisionspfannen aus Ti- aufbauten mittels metallischer Buttress- sches Downsizing der kavitären Defekte in tan oder Tantal jedoch sehr gering, es be- Augmente eingesetzt werden. Grundsätz- „Impaction bone grafting“-Technik nach steht somit hauptsächlich eine mechani- lich muss der direkte Kontakt zwischen medial erfolgen (Koob et al. 2017). Durch sche Stabilität durch die Schraubenfixie- den Metallen mit Zement ausgefüllt wer- die Verankerung einer Abstützschale wie rung. Strukturelle Allografts zeigen hier den, um ein stabiles Konstrukt zu erhalten z. B. des Burch-Schneider- oder Contour- unterschiedlichste Ergebnisse (Koob et al. und Mikrobewegungen zu minimieren. Stützrings am verbliebenen vitalen azeta- 2017), weshalb wir metallische Augmente Erste klinische Studien zeigen eine 5-Jah- bulären Knochenstock kann das Knochen- bevorzugen. res-Überlebensrate von 89 % ohne asepti- transplantat vor einer mechanischen Über- Sind die großen kavitären Defekte mit sche Lockerung (Hipfl et al. 2018). lastung geschützt werden und gleichzeitig defizientem vorderem und hinterem Pfan- Nachteile der biologischen Rekonstruk- durch die Schraubenverankerung unter nenrand mit einer „Impaction bone tion zeigen sich im Aufbau und Unterhalt mäßige Kompression gebracht werden. Die grafting“-Technik nicht aufzufüllen oder einer Infrastruktur, die eine Knochenbank Kombination von Augmenten und Abstütz- besteht eine Beckendiskontinuität, muss erst ermöglicht. Dies triggert eine hohe schalen wird in Abwandlungen dazu als die sogenannte „Cup and Cage“-Technik als Kostenintensivität. Verglichen mit porö- „Augment and Cage“-Technik beschrieben. letzte Alternative Anwendung finden (Abb. sen trabekulären metallischen Augmen- Hier wird nach Befestigung eines metalli- 3B). Mit dieser Implantattechnik können ten aus Titan oder Tantal, die in der Her- schen Augmentes am Pfannenerker der in Kombination mit Megapfannen (bis stellung aufwendig sind und ebenfalls Defekt mit einer Abstützschale (Cage) vom 80 mm) große und ausgedehnte Defekte kostenintensiv angeschafft werden müs- Ilium zum Ischium gesichert. Wiederum wieder aufgebaut werden. Hier wird eine sen, sollte hier jedoch kein echter Unter- werden kavitäre Defekte am Pfannenbo- großvolumige, „multihole“ zementfreie schied zu erwarten sein. Entsprechende den mit impaktierten allogenen Knochen- hemisphärische Pressfitpfanne aus Tantal Vergleichsdaten sind nicht publiziert. Die chips aufgefüllt. Somit vereinen diese mit einer ilioischialen Abstützschale über- publizierten klinischen Daten zu den me- 10 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019
Referat HÜFTORTHOPÄDIE fließen. Nachteile der biologischen Rekon- struktion zeigen sich in der Komplexität der Technik, der flachen Lernkurve und der aufwendigen Infrastruktur (Knochen- bank). Metallische Augmente und Revisi- onssysteme sind vermeintlich einfacher zu handhaben. Die publizierten klinischen Daten zu den metallischen Augmenten im mittelfristigen Verlauf bis zu 10 Jahren sind ermutigend. Sie könnten im langfris- tigen Verlauf der biologischen Rekonstruk- Abb. 3: A) Paprosky-Typ-IIIA-Defekt mit großem Defekt des dorsokranialen Pfannenrandes. Hier tion überlegen sein. war eine Rekonstruktion des dorsalen Pfannenrandes mit einem Buttress-Augment aus Tantal mit Im Falle einer biologischen Integration einer großen Multihole-TM-Revisionspfanne notwendig, B) Paprosky-Typ-IIIB-Defekt mit zerstörtem des allogenen Knochengrafts bleibt den- vorderem und hinterem Pfannenrand, Migration und zentralem Pfannenbodendefekt: Nur durch ein noch gerade bei jungen Patienten im Ver- „Cup and Cage“-System konnte hier das Rotationszentrum wieder stabil rekonstruiert werden gleich zur Metallaugmentation die Chance auf eine mögliche biologische Verkleine- tallischen Augmenten im mittelfristigen orthopädisch-traumatologische Chirurg rung des Defektes. Somit besteht die Mög- Verlauf bis zu 10 Jahren sind ermutigend. sollte deshalb die Implantation eines tripo- lichkeit, dass die deutlich verbesserte knö- Sie könnten im langfristigen Verlauf der laren Pfannensystems in das neue Pfan- cherne Situation am Azetabulum im Falle biologischen Rekonstruktion überlegen nenkonstrukt großzügig in Erwägung einer Rerevision wieder eine Deeskalation sein. Im Falle einer biologischen Integra- ziehen. der Implantatwahl zulässt. ◼ tion des allogenen Knochengrafts bleibt dennoch gerade bei jungen Patienten im Schlussfolgerung Autoren: Vergleich zur Metallaugmentation die Dr. Bernhard Schauer Chance auf eine mögliche biologische Ver- Azetabuläre Revisionen stellen eine OA Bereich Endoprothetik, kleinerung des Defektes und somit be- große Herausforderung dar und werden Universitätsklinik für Orthopädie und steht die Möglichkeit, dass die deutlich uns in Zukunft vermehrt beschäftigen. Ein Traumatologie, verbesserte knöcherne Situation am Aze- algorithmisches Vorgehen in der Defekt- Kepler Universitätsklinikum GmbH, Linz tabulum im Falle einer Rerevision wieder klassifikation sowie in der Rekonstrukti- E-Mail: bernhard.schauer@kepleruniklinikum.at eine Deeskalation der Implantatwahl zu- onsplanung tragen entscheidend zum Er- lässt. folg bei. Keine Technik vermag für sich Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm Langfristig entscheidend sind nicht nur alle Problemstellungen zu lösen. In der Vorstand der Universitätsklinik für Orthopädie die ossäre Stabilität und Integration des Kombination der modernen Möglichkei- und Traumatologie, gewählten Konstruktes, sondern vor allem ten, gepaart mit dem Wissen aus der Lite- Kepler Universitätsklinikum GmbH, Linz die Luxationssicherheit der neu implantier- ratur, sollten wir für den Patienten ein E-Mail: tobias.gotterbarm@kepleruniklinikum.at ten Komponenten. Zeigen doch die publi- dauerhaft zufriedenstellendes Ergebnis ◾04 zierten Daten, dass der Hauptgrund für erreichen können. Deshalb muss in jedem eine Rerevision nicht die aspetische Locke- Fall eine individuelle Analyse erfolgen, in Literatur: rung, sondern die Instabilität mit rezidivie- die auch Patientenstatus, Nebenerkran- bei den Verfassern renden Hüftgelenksluxationen ist. Der kungen und der Aktivitätsanspruch ein- n ACL repair and reconstruction n Combined and complex ligament injuries n Save the meniscus and the knee n Perigenicular fractures – reconstruction Anzeige and salvage n Patellofemoral instability © Blickfang, Adobe Stock Photos; Clemens Unterwurzacher IC-CI 2019 International Congress of Concepts and Innovations in Knee Surgery 2019 June 28 – 29, 2019 | Orangerie at Schönbrunn Palace | Vienna | Austria Online registration: https://online-services.auva.at/congress, contact: congress@auva.at Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019 11 www.auva.at
Referat HÜFTORTHOPÄDIE Alpha Pfanne® Hybrid Pfanne SL-complete® Schaft Alpha Schaft® Alpha Schaft® proxy c h aft r ads m G e r g ung b i s zu V erso c h aft i m ale s t K urz i e op ® - d Vom A . N OV A AN 12 © ImplanTec GmbH ● Grenzgasse 38a ● 2340 Mödling ● Österreich ● info@implan-tec.at ● www.implan-tec.at Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019
Referat K. Staats, Wien © Matern R. Windhager, Wien HÜFTORTHOPÄDIE Der fehlgeschlagene Prothesenwechsel: Was kommt dann? Ein fehlgeschlagener Prothesenwechsel stellt eine schwerwiegende Komplikation im Behandlungspfad von periprothetischen Infektionen dar. Die Studienlage ist derzeit noch insuffizient und der Therapieerfolg hängt von vielen Faktoren ab, sodass keine exakten Therapievorgaben und keine klaren Algorithmen abgeleitet werden können. Deshalb ist für eine erfolgversprechende Therapie viel Erfahrung in der Behandlung solcher Komplikationen notwendig. Sie sollte demnach in einem multidisziplinären Team in spezialisierten Zentren erfolgen. M it zunehmender Lebenserwartung und daraus resultierender steigender Inzidenz an endoprothetischen Operatio- den konnten, blieben Therapiekonzepte weitestgehend unverändert. Der zweizei- tige Prothesenwechsel stellt mit einer Er- der Patienten eine Replantation aufgrund einer persistierenden oder neu aufgetrete- nen Infektion nicht stattfindet. nen erhöht sich ebenso die Anzahl an Re- folgsrate von ca. 90 % nach wie vor den visionsoperationen. Periprothetische In- Goldstandard in der Therapie dar. Diese Fehlgeschlagener zweizeitiger fektionen stellen eine stets häufiger vor- Angaben dürften jedoch nach rezenten Er- Wechsel: eigene Ergebnisse kommende und gleichzeitig anspruchsvol- kenntnissen, aufgrund eines fehlenden ler werdende Komplikation dar. Gründe Miteinbeziehens der Revisionen zwischen Um den weiteren Verlauf von Patienten hierfür sind mannigfaltig und reichen von Explantations- und Replantationsphase, nach fehlgeschlagenem zweizeitigem schwer behandelbaren Komorbiditäten der eventuell überschätzt werden. Die zur Ver- Wechsel genauer zu untersuchen, haben Patienten bis zur fortschreitenden Antibio- fügung stehende Literatur bezüglich des wir an der Universitätsklinik für Orthopä- tikaresistenzentwicklung der pathogenen Krankheitsverlaufes nach fehlgeschlage- die und Unfallchirurgie der Medizinischen Keime. Auch wenn große Fortschritte in nem Wechsel ist rar. Gomez et al. (2015) Universität Wien eine retrospektive Daten- der Diagnostik von periprothetischen In- haben in einer retrospektiven Studie her- analyse von diesem Patientenkollektiv fektionen in den letzten Jahren erzielt wer- ausgefunden, dass bei ca. einem Fünftel durchgeführt. Es konnte nachgewiesen 12 12 Spacer 10 10 Amputationen 8 8 endoprothetische Girdlestone (HTEP) Rekonstruktionen 6 fehlgeschlagen 6 Arthrodese (KTEP) 4 4 Megaprothese endoprothetische Rekonstruktion 2 Revisionsprothese 2 erfolgt 0 Primärprothese 0 n=3 n=4 n=5 n=6 n=7 n=8 n=10 n=11 n=3 n=4 n=5 n=6 n=7 n=8 n=10 n=11 Anzahl an Revisionen nach Primärimplantationen Anzahl an Revisionsoperationen nach Primärimplantation Abb. 1: Art der Versorgung in Abhängigkeit von der Anzahl an Revi- Abb. 2: Mit steigender Anzahl an Revisionsoperationen nach sionsoperationen nach Primärimplantation. In diese Analyse wurden nur fehlgeschlagenem zweizeitigem Wechsel sinkt die Möglichkeit einer Patienten mit mindestens einer Reoperation nach fehlgeschlagenem endoprothetischen Versorgung (mod. nach Staats et al.: Failed two-stage zweizeitigem Wechsel eingeschlossen. Daraus resultiert eine Mindestan- exchange: factors leading to unachievable endoprosthetic reconstruction zahl von 3 operativen Eingriffen (mod. nach Staats et al.: Failed two-stage after multiple revision surgeries. J Arthroplasty 2018; 33[1]: 195-9) exchange: factors leading to unachievable endoprosthetic reconstruction after multiple revision surgeries. J Arthroplasty 2018; 33[1]: 195-9) Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019 13
Referat HÜFTORTHOPÄDIE werden, dass nach fehlgeschlagenem zwei- zeitigem Wechsel in lediglich 56 % der Fäl- le eine endoprothetische Versorgung (pri- märe Endoprothese, Revisionsendoprothe- se oder Resektionsprothese) durchgeführt werden konnte (Abb. 1). Weiters musste während des initialen zweizeitigen Wech- sels in 36 % der Fälle ein Spacerwechsel durchgeführt werden. Fast die Hälfte der Patienten, an denen zumindest ein weite- rer zweizeitiger Prothesenwechsel durch- geführt wurde, mussten schlussendlich amputiert werden (Abb. 1, 2). Nach unseren Daten erhöht eine Revisi- onsoperation zwischen Explantation und Replantation (z. B. Spacerwechsel) das Ri- siko für letztendliches endoprothetisches Versagen (z. B. Amputation, Spacerretenti- on, Girdlestone-Situation) um das Fünffa- che. Ein weiterer zweizeitiger Wechsel ist laut unseren Daten gerechtfertigt, da er das Risiko für endoprothetisches Versagen nicht erhöht. Sollte dieser jedoch wieder fehlschlagen, erhöht sich die Wahrschein- lichkeit für endoprothetisches Versagen Abb. 3: Beispiel einer fehlgeschlagenen endoprothetischen Versorgung nach multiplen Eingriffen. erneut um das Fünffache. (A) Präoperatives Röntgenbild eines 91-jährigen Patienten mit periprothetischer Infektion der linken Das weitere therapeutische Vorgehen Hüfte. (B) Bei septischem Zustandsbild des Patienten erfolgten die Explantation der Prothese und richtet sich jedoch nicht nur nach der An- die Implantation eines mobilen antibiotikabeladenen Zementspacers. (C) Im Rahmen der Mobili- zahl an Voroperationen. Fehring et al. ha- sierung kam es zu einer periprothetischen Fraktur mit Dislokation des Zementspacers, sodass ein ben gezeigt, dass das von McPherson et al. Spacerwechsel durchgeführt wurde. (D) Aufgrund von zunehmender Seromisierung und steigenden beschriebene Klassifikationssystem von systemischen Entzündungsparametern sowie Keimnachweis aus einer Punktion des Hüftgelenkes periprothetischen Infektionen aus dem wurde bei persistierender Infektion die Entscheidung zur Girdlestone-Situation gestellt (E) und die Jahre 2002 ein zuverlässiges System dar- Infektion konnte ausgeheilt werden stellt, um Therapieentscheidungen zu tref- fen. Dieses System bezieht den Infektions- typ (akut, hämatogen, chronisch), die Ko- tät und den mikrobiologischen Befund in waren. Bei den 7 verbliebenen Patienten morbiditäten des Patienten sowie den Lo- die Entscheidung des weiteren Vorgehens mussten weitere Operationen durchge- kalstatus der betroffenen Extremität mit miteinbeziehen. führt werden, wovon bei 4 Patienten die ein. Bei Patienten mit schweren Komorbi- Infektion schlussendlich unter Kontrolle ditäten oder kompromittiertem Lokalsta- Ergebnisse der endoprothetischen gebracht werden konnte. Brown und Kol- tus ist bei einem weiteren zweizeitigen Versorgungsmöglichkeiten nach legen haben eine Re-Revisionsrate von Wechsel die Heilungswahrscheinlichkeit fehlgeschlagenem zweizeitigem 55 % und eine Reinfektionsrate von 42 % deutlich reduziert. Cancienne und Kolle- Wechsel nach wiederholtem zweizeitigem Wechsel gen fanden in einer großen Datenbankstu- detektiert. Es muss somit festgehalten wer- die ähnliche Ergebnisse. Wie schon erwähnt stellt ein weiterer den, dass weitere zweizeitige Wechsel den- Das Risiko für multiple Revisionsopera- zweizeitiger Wechsel eine gerechtfertigte noch mit einem hohen Komplikations- und tionen oder eine Spacerretention hängt Therapieoption dar. Mortavazi et al. haben Reinfektionsrisiko vergesellschaftet sind. somit sehr von der Konstitution des Patien- in ihrer retrospektiven Studie erkannt, Bei einem ausgeprägten Knochenverlust ten ab. Risikofaktoren umfassen: Überge- dass ein weiterer zweizeitiger Wechsel ins- kann der Einsatz von Megaprothesen not- wicht, Diabetes, Alter > 85 Jahre, weibli- besondere dann sinnvoll erscheint, wenn wendig werden. Dieser sollte jedoch nur ches Geschlecht, Depression und internis- nach Explantation die Infektion beseitigt erfolgen, wenn es sowohl von infektiologi- tische Erkrankungen wie chronische Nie- erscheint (sinkende Entzündungswerte schen Parametern (Eradikation erscheint reninsuffizienz oder vaskuläre Erkrankun- und negativer Keimnachweis nach Punk- wahrscheinlich) als auch hinsichtlich Mor- gen (PAVK oder KHK). Chirurgen sollten tion). bidität des Patienten und Zustand der demnach stets den Gesundheitszustand Jedoch sind von den 14 Patienten nur 7 Weichteile sinnvoll erscheint. Im kürzlich des Patienten, den Lokalstatus, den Zu- erfolgreich nach dem zweiten zweizeitigen überarbeiteten Konsensusstatement der stand der infizierten Prothese (gelockert, Wechsel replantiert worden, wovon 6 lang- Musculoskeletal Infection Society (MSIS) integriert, Abrieb etc.), die Knochenquali- fristig (2 Jahre postoperativ) infektionsfrei wird festgehalten, dass der Einsatz von 14 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019
Referat HÜFTORTHOPÄDIE Megaprothesen in der Behandlung von re- systemische Infektionsprogression, Able- tikel von Cordero-Ampuero wurde festge- kurrenten PJIs eine der Resektionsarthro- ben des Patienten oder Abbruch der Anti- stellt, dass lediglich 29 % der Patienten mit plastik (= Girdlestone-Situation) vorzu- biotikatherapie aufgrund von therapiespe- Girdlestone-Situationen selbstständig ge- ziehende Therapiealternative darstellt. zifischen Nebenwirkungen. Obwohl die hen können und 45 % rollstuhlmobil sind. Nichtsdestotrotz ist verschiedenen Litera- Erfolgsrate zunächst vielversprechend er- Die Exartikulation des Hüftgelenkes stellt turangaben zu entnehmen, dass diese Re- scheinen mag, ist die untersuchte Fallzahl die allerletzte Option im Therapiealgorith- konstruktionsoptionen eine durchaus hohe mit insgesamt 21 Patienten sehr niedrig mus von periprothetischen Infektionen Komplikationsrate aufweisen. Die Kompli- und es bedarf demnach mehr Studien, um dar und sollte erst nach Ausschöpfen aller kationen umfassen nicht nur persistente genauere Aussagen diesbezüglich treffen anderen Therapiemöglichkeiten als le- Infektionen, sondern auch schlechte funk- zu können. Interessanterweise führen je- bensrettende Behandlungsoption gewählt tionelle Ergebnisse wie auch hohe Raten doch die Autoren dieser Studie an, dass die werden. ◼ an mechanischen Komplikationen (hohe gleichzeitige Anlage einer Fistel in Kombi- Luxationsrate). Der Einsatz von silberbe- nation mit einer Antibiotikadauertherapie Autoren: schichteten Megaprothesen konnte bisher keine Überlegenheit gezeigt hat und dem- Dr. Kevin Staats, BSc die erhofften Vorteile gegenüber konventi- nach nicht empfohlen werden kann. Bei o. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager onell beschichteten Implantaten nicht zu- Anlage einer Fistel sollte der Therapieer- Universitätsklinik für Orthopädie und friedenstellend reproduzieren. Dies zeigt folg zunächst evaluiert werden und eine Unfallchirurgie, Medizinische Universität Wien auch die Studie von Alvand et al., in der antimikrobielle Therapie erst bei Befund- kein Unterschied im Reinfektionsrisiko progression begonnen werden. Korrespondierender Autor: zwischen den beiden Beschichtungstypen Dr. Kevin Staats, BSc festgestellt werden konnte. Optionen bei Versagen der E-Mail: kevin.staats@meduniwien.ac.at endoprothetischen Versorgung ◾04 Implantatretention In Fällen, in denen eine Operation un- Literatur: Wenn ein erneutes Explantations/Im- bedingt notwendig ist (z. B. akute Sepsis), bei den Verfassern plantations-Vorgehen nicht möglich ist jedoch eine endo- bzw. nicht sinnvoll erscheint (z. B. erwar- prothetische Versor- teter massiver Knochenverlust bei kno- gung nicht mehr chenverankerten Implantaten), ist die Re- möglich erscheint, tention der Prothese – mit zusätzlichen steht lediglich eine Behandlungsschritten – die einzige Thera- Resektionsarthro- TUT WEH ... piemöglichkeit, um die Gelenksfunktion plastik (Girdle- noch zu erhalten. Sollte der Gesundheits- s t o n e - S i t u a t i o n) zustand des Patienten eine weitere Opera- oder – in katastro- tion zulassen, sollte ein ausgedehntes De- phalen Fällen – eine bridement mit intensiver Lavage, Antibio- Hüftgelenksexarti- tikatherapie und Retention der Prothese kulation zur Verfü- („debridement, antibiotics, irrigation and gung. Das Schaffen retention“; DAIR) mit Wechsel der mobilen einer Girdlestone- Teile durchgeführt werden. Hierzu findet Situation liefert zu- man in der rezenten Literatur Erfolgsraten friedenstellende Er- zwischen 43 % und 63 %. Diese Angaben gebnisse hinsicht- sind prinzipiell vergleichbar mit Erfolgsra- ten desselben operativen Vorgehens bei lich der Infektions- eradikation. In der ... TUT GUT: primären periprothetischen Infektionen. Literatur finden sich Der Eradikationserfolg hängt jedoch auch Erfolgsraten zwi- hier sehr von patientenspezifischen Fakto- schen 80 % und ren und dem Keimprofil ab. 100 %. Die Zufrie- Sollte keine weitere Operation mehr denheit der Patien- möglich sein, besteht lediglich die Mög- ten nach diesen Ein- lichkeit einer oralen Langzeitantibiotika- griffen zeigt jedoch therapie mit Retention der Prothese. In eine hohe Schwan- einer Studie von Prendki et al. aus dem kungsbreite von TRAUMEEL® - die erste Wahl bei Verstauchungen, Jahre 2017 wurde die Wirksamkeit einer 13 % bis 83 %. Eben- Verrenkungen, Prellungen und Blutergüssen. Ob Sport unbefristeten oralen antimikrobiellen The- so ist die Funktion rapie untersucht. Das ereignisfreie Überle- postoperativ stark oder Alltag. Als Salbe, Gel, Tropfen und Tabletten. ben nach zwei Jahren lag bei 40 %. Ein eingeschränkt. In TRAUMEEL® – weil es hilft! Ereignis wurde definiert als lokale oder einem Übersichtsar- www.peithner.at Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019 Homöopathie dient zur Anregung der körpereigenen Regulation. Salbe 15 zum Auftragen auf die Haut. Über Wirkung und mögliche unerwünsch- te Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker. TRA_1903_L
© Matern Referat B. Kubista, Wien HÜFTORTHOPÄDIE S. Puchner, Wien Resektions- und Rekonstruktions- prothesen am proximalen Femur Modulare Megaprothesen werden seit vielen Jahren für die KEYPOINTS Rekonstruktion des proximalen Femurs nach Tumorresektionen $ Resektionsprothesen ermögli- chen die Überbrückung gro- eingesetzt. So konnte in vielen Fällen die Gehfähigkeit auch nach ßer Knochendefekte. oftmals ausgedehnten Resektionen erhalten werden. In den letzten $ Hohe Komplikationsraten im Jahren werden diese modularen Prothesen auch immer häufiger im Vergleich zur Primärendopro- thetik erfordern strenge Indi- nicht onkologischen Bereich eingesetzt. Vor allem in der Revisions- kationsstellung. und Frakturendoprothetik sind Resektionsprothesen oft die letzte $ Luxation und Infektion sind Möglichkeit, eine belastbare und funktionsfähige Extremität zu die häufigsten Ursachen für Revisionen. erhalten. Die hohen Komplikationsraten und die Herausforderungen $ Komplikationsraten können an den Chirurgen und das behandelnde Team sprechen für die durch exakte Planung und Durchführung dieser Eingriffe an spezialisierten Zentren. Zusammenarbeit von Spezia- listen minimiert werden. R esektionsprothesen sind in der Lage, große Knochendefekte zu überbrücken oder zu ersetzen. Diese Systeme wurden Studien bewährt. Allerdings sind diese Er- gebnisse nicht mit den Ergebnissen der Primärendoprothetik vergleichbar. Vor al- die Verwendung von Allografts, „impaction ursprünglich für die Behandlung großer lem die Komplikationsrate und das Lang- grafting“, der proximale Femurersatz und Knochendefekte in der Tumororthopädie zeitüberleben dieser Implantate sind deut- die Resektionsarthroplastik. entwickelt und haben die Extremitäten- lich schlechter als bei der Verwendung von Jede dieser Behandlungsoptionen hat erhaltende Tumorchirurgie ermöglicht. In Primärimplantaten. Im onkologischen spezielle Vor- und Nachteile. Oftmals ist den letzten 40 Jahren wurden sie ständig Bereich wird das aber aufgrund mangeln- der Ersatz des Knochens durch eine Resek- erweitert und verbessert, wodurch es mög- der Alternativen von den meisten Chirur- tionsprothese die beste Alternative, um lich wurde, sogar das gesamte Femur gen akzeptiert. Bei der Anwendung im eine sofort belastbare und funktionsfähige durch ein Implantat zu ersetzen. In den nicht onkologischen Bereich muss man die Extremität zu erhalten. Die Indikation zur letzten Jahren wurde der Einsatz dieser höhere Komplikationsrate und das häufi- Megaprothese kann mit zunehmendem modularen Systeme auf andere Anwen- gere Implantatversagen mit den Vor- und Alter des Patienten großzügiger gestellt dungsgebiete der Orthopädie und Unfall- Nachteilen der alternativen Therapieopti- werden. In dieser Patientengruppe sind die chirurgie ausgedehnt. Indikationen für den onen sorgfältig abwägen. Anforderungen an das Implantat nicht so Einsatz von Megaprothesen im nicht onko- groß und die geringere Lebenserwartung logischen Bereich sind unter anderen Re- Modulare Resektionsprothesen reduziert die Wahrscheinlichkeit einer not- visionen von Hüftimplantaten mit ausge- am proximalen Femur wendigen Revisionsoperation. dehntem Knochenverlust, Frakturen mit Obwohl die Rekonstruktion der Defekte großem Knochendefekt oder schlechter Neben dem Einsatz nach Tumorresekti- mit einer Megaprothese für einen mit der Knochenqualität, Pseudarthrosen und im- on werden modulare Resektionsprothesen Endoprothetik vertrauten Chirurgen tech- mer öfter periprothetische Frakturen mit zunehmend auch bei anderen Indikationen, nisch einfach durchzuführen ist, ergeben Lockerung, schlechter Knochenqualität die mit ausgedehntem Knochenverlust ein- sich häufig Komplikationen, die Revisions- und Defekten, die eine sichere Veranke- hergehen, verwendet. Dazu zählen vor al- eingriffe notwendig machen. Neben der rung und einen Längenausgleich mit Stan- lem Revisionen von Hüftendoprothesen Infektionsgefahr ist Instabilität eine der dard-Revisionsimplantaten nicht erlauben. und die Frakturendoprothetik. Ausgedehn- häufigsten Komplikationen bei proxima- Die Modularität dieser Systeme erlaubt, te Knochenverluste können durch septische lem Femurersatz. Dies ist begründet durch das Implantat für nahezu jede Defektsitu- und aseptische Lockerung, durch peripro- den Verlust der stabilisierenden Wirkung ation anzupassen. Zusätzlich besteht auch thetische Frakturen, durch „stress shiel- der Hüftmuskulatur durch fehlende ver- die Möglichkeit, diese Prothesen mit Silber ding“ oder nach multiplen Revisionen auf- lässliche Verankerungsmöglichkeiten an zu beschichten und damit zu versuchen, treten. Zu den Behandlungsoptionen aus- der Prothese. Fixationsversuche mittels die hohe Infektionsrate dieser Implantate gedehnter Defekte im Bereich des proxima- Kunstbändern haben sich in der Vergan- zu verringern. Im onkologischen Bereich len Femurs zählen die Verwendung langer genheit nicht bewährt. Wenn allerdings haben sich diese Systeme in zahlreichen zementierbarer oder zementfreier Stiele, Reste des Trochantermassivs mit inserie- 16 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 3 / 2019
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