Praktikum bei Rechtsanwalt Christoph Martin Radtke (Lamy et Associés) in Lyon - Student ...
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Praktikum bei Rechtsanwalt Christoph Martin Radtke (Lamy et Associés) in Lyon Praktikumsdauer: 01.09.08 bis 26.09.08 Anschrift der Prakitkumsstelle: Lamy & Associés Avocats Herr Christoph Martin Radtke 40, rue de Bonnel 69484 Lyon Cedex 03 An der juristischen Fakultät der LMU München ist eine praktische Studienzeit von 3 Monaten vorgeschrieben. Dabei müssen zwei der drei Bereiche öffentliches Recht, Strafrecht und Zivilrecht abgedeckt werden. Letztes Jahr absolvierte ich bereits ein Praktikum in einer Bundesbehörde. Für dieses Jahr entschloss ich mich ein Anwaltspraktikum zu machen. Da ich bereits seit Beginn meines Studiums in einer Münchner Großkanzlei als studentische Hilfskraft tätig bin, sind mir der Alltag sowie die Arbeitsweise eines deutschen Anwalts bekannt. Auf dieser Basis suchte ich eine neue Herausforderung und entschied mich im Herbst 2007 nach einem Praktikumplatz bei einem Rechtsanwalt in Frankreich Ausschau zu halten. 1. Die Suche nach der richtigen Stelle….. So begann ich im November 2007 meine Suche nach einer entsprechenden Stelle mit einer ausführlichen Internetrecherche. Dabei stieß ich auf die DFJ (deutsch-französische Juristenvereinigung). Bei dieser kann man gegen eine Gebühr von 10 Euro eine Liste französischer Anwaltskanzleien bekommen, die gerne bereit sind, deutsche Praktikanten aufzunehmen. Darunter gab es auch einige Anwälte, die sowohl an deutschen als auch an französischen Gerichten zugelassen waren, was ich besonders interessant empfand. Nach dem Verfassen eines Bewerbungsschreibens und eines Lebenslaufes auf Französisch, bewarb ich mich bei diesen per e-Mail. Bereits Ende Dezember erhielt ich die erste von vier positiven Antworten. Darunter war eine Zusage von Christoph Martin Radtke, Partner der Kanzlei Lamy & Associés in Lyon und Vizepräsident der DFJ auf französischer Seite, der sofort bereit war, mir einen Praktikumplatz für den Monat September 2008 (also 4 Wochen) anzubieten. Da ich die Stadt Lyon noch nicht kannte und ich die Tätigkeitsschwerpunkte von Herrn Radtke sehr interessant fand, fühlte ich mich dort gut aufgehoben und sagte ihm umgehend zu. 2. Vorbereitung und Anreise Bevor die Exkursion losgehen konnte, musste ich noch einige Vorbereitungen treffen. Zunächst hatte ich eine zusätzliche Auslandsversicherung abzuschließen. Diese wird von dem DAAD ( deutscher, akademischer Auslandsdienst) in Form einer Gruppenversicherung zu
einem Preis von 23, 50 Euro pro Monat angeboten. Daneben muss jedes Auslandspraktikum in Frankreich aus versicherungstechnischen Gründen im Rahmen einer „Convention de Stage“ stattfinden. Die Organisation „Student und Arbeitsmarkt“ der LMU München erstellte mir diese und ließ sie von Lamy & Associés gegenzeichnen lassen. Nicole Maurin, die Büromanagerin in Lyon, schickte mir ein paar Monate vor Beginn des Praktikums eine Kanzleibroschüre, damit ich mich schon vorab ein wenig über die Arbeit der Kanzlei informieren konnte. Außerdem entdeckte ich auf der Internetseite der DFJ, dass für Praktika in Frankreich ein Stipendium durch das DFJW (deutsch-französisches Jugendwerk) angeboten wird. So stellte ich einen Antrag bei der DFJ. Frau Leither, die zuständige Sekretärin, erledigte für mich alle notwendigen Formalitäten. Schließlich machte ich mich am 30. August auf den Weg nach Frankreich. Ein Flugzeug der Lufthansa brachte mich während einer Stunde von München nach Lyon. Meine Rückreise war für den 27. September geplant. Da ich ein Spezialangebot der Lufthansa erwischt hatte, bezahlte ich nur 95 Euro für Hin- und Rückflug. 3. Unterkunft Bereits im Frühjahr 2008 begann ich mit der Suche nach einer Unterkunft in Lyon. Da ich lediglich einen Monat dort bleiben wollte und mich nicht vor Ort um eine passende Herberge umsehen konnte, erwies sich die Suche als etwas schwierig. Das „CROUS“ (französisches Studentenwerk) bietet seine Zimmer nur im Juli und August an Nicht-Studenten an. Weiter versuchte ich über die Internetseite www.appartager.fr (französische „wg-gesucht“ Seite), eine Bleibe zu finden. Leider werden zu Semesterbeginn keine Zimmer für einen Monat vermietet. Schließlich stieß ich dann aber auf das Totem. Dabei handelt es sich um ein ehemaliges 2-Sterne Hotel im Stadtteil Villeurbanne. Dies wurde zu einer Unterkunft für Studenten, Lehrlinge und Praktikanten im Alter von 16 bis 30 Jahren umfunktioniert. Angeboten werden dort in Ein- bis Vierbettzimmer. Ich wählte eines der spärlich eingerichteten Einzelzimmer, da ich abends an meiner Hausarbeit für den großen Strafrechtsschein schreiben musste und somit meine Ruhe haben wollte. Für das Quartier bezahlte ich 484 Euro. Im Preis eingeschlossen war auch ein tägliches Frühstück, die Bettwäsche und einen 50 Euro Essensgutschein. Dieser kann abends in der Cafeteria des Hotels eingelöst werden. Dort erhält man eine warme Mahlzeit für 5-6 Euro. Weiter bietet das Totem eine Bar, einen Fernsehraum und einen Computerraum. Bei meinem Aufenthalt waren ausschließlich französische Jugendliche anwesend, sodass ich gezwungen war, Französisch zu sprechen. Das Hotel ist zwar nicht sehr komfortabel, aber für einen Aufenthalt von vier Wochen genügt es auf alle Fälle. 4. Kanzlei Lamy & Associés Bei der Kanzlei Lamy & Associés handelt es sich um eine Großkanzlei, die sowohl in Lyon als auch in Paris ansässig ist. Außerdem ist sie ein Mitglied von Terralex, einem Verbund internationaler Kanzleien. Das Büro in Lyon liegt in der rue de Bonnel, mitten im Geschäftszentrum von Lyon. Das Gebäude besteht aus 6 Etagen und wird fast ausschließlich von Rechtsanwaltskanzleien belegt, wobei Lamy & Associés in den oberen drei Etagen ansässig ist. Sie ist in verschiedene Abteilungen gegliedert. Die Arbeitsrechtabteilung hat sich abgespalten und nennt sich Fromont, Briens & Associés. Außerdem gibt es ein deutsch- französisches Rechtsteam, das von Herrn Radtke geleitet wird. Mit seiner Mitarbeiterin, Rechtsanwältin Marion Lingot, berät er sowohl deutsche als auch französische Mandanten, zumeist größere Firmen, die grenzüberschreitend tätig sind. Dabei spielen vor allem das Zivil-
, Handels- und Arbeitsrecht, das internationale Privatrecht (IPR), aber auch das internationale Zivilprozessrecht (IZPR) eine große Rolle, da nicht selten zuerst einmal die Zuständigkeit der Gerichtsbarkeit geklärt werden muss. Daneben beschäftigt sich Herr Radtke mit dem Schiedsverfahren und ist Schiedsrichter bei der IHK in Paris. Während meiner Anwesenheit war neben mir noch eine französische Praktikantin in der Abteilung tätig, die kurz vor dem Abschluss ihres Studiums stand. In der Kanzlei selbst arbeiteten noch viele andere Praktikanten, was darauf zurückzuführen ist, dass die französischen Jurastudenten gegen Ende ihres Studiums eine längere Zeit ein Praktikum in einer Kanzlei absolvieren müssen. Dies empfand ich als sehr positiv, da ich viel über den Ablauf ihres Studiums etc. erfahren konnte. Die Atmosphäre in der Kanzlei war sehr angenehm. So arbeiteten die Anwälte mit ihren Sekretärinnen sehr gut zusammen und es herrschte ein ausgesprochen freundlicher Umgangston. Jeder sprach den anderen mit dem Vornamen an. Sie verbrachten auch regelmäßig die Pausen miteinander und tauschten sich auch über private Dinge ausgetauscht. Außerdem wird sehr großen Wert auf Fortbildungen gelegt. Es gibt z.B. einen Computerexperten, der jedem Praktikanten zu Beginn seiner Arbeit eine 2-stündige Einführung in die Kanzleisoftware etc. gibt und auch die anderen Mitarbeiter immer wieder auf den neuesten Stand bringt. Durch eine sehr detaillierte und gut betreute Bibliothek wird das juristische Arbeiten um einiges erleichtert. 5. Erwartungen an mein Praktikum Natürlich hatte ich auch einige Erwartungen an mein Praktikum in Lyon. Neben der Absolvierung meines Pflichtpraktikums wollte ich meine Kenntnisse in der französischen Sprache vertiefen. Daneben war es für mich wichtig, meine bereits erworbenen juristischen Fähigkeiten in der Praxis anwenden zu können. Außerdem wollte ich testen, wie mir Lyon gefällt, denn ich würde gerne im Herbst nächsten Jahres für ein Erasmusjahr dorthin zurückkommen und dabei eine Maitrise absolvieren. 5. Meine Tätigkeiten: Mein Arbeitstag begann morgens um 9 Uhr. Von 12.30 Uhr bis 14 Uhr fand die Mittagspause statt. In dieser Zeit konnte man das große Angebot der vielen Bistros und Boulangeries in der Umgebung in Anspruch nehmen oder sich die Zeit an dem schöne Rhôneufer vertreiben. Abends ging es für mich meistens bis 18 oder 19 Uhr. Die Anwälte dagegen blieben schon mal etwas länger. Dazwischen gab es immer mal wieder die eine oder andere Kaffeepause. Meine Aufgaben waren sehr vielseitig und abwechslungsreich. So durfte ich viele Zuarbeiten sowohl für Herrn Radtke als auch für Frau Lingot übernehmen. Dabei führte ich Recherchen durch und korrigierte Schriftsätze. Als deutscher Muttersprachler konnte ich somit den von den französischen Mitarbeitern verfassten Texten den letzten Schliff verpassen. Meine Hauptaufgabe bestand jedoch darin, Anfragen von deutschen und französischen Firmen zu beantworten. Dabei war es meine Aufgabe, für die französischen Mandanten Rechtsfragen aus dem deutschen Zivil-, Handels- und Gesellschaftsrecht zu beantworten, als auch für deutsche Unternehmen zu Problemen des französischen Wirtschaftsrechts, des Arbeitsrechts, des Steuerrechts und des internationalen Zivilprozessrechts Stellung zu nehmen. Dabei habe ich meinen Wortschatz vor allem in der französischen Rechtssprache um einiges verbessert, aber auch gelernt, wie Schriftsätze in den beiden Sprachen zu formulieren sind. Diese Arbeit gab mir die Gelegenheit, meinen juristischen Horizont zu erweitern und vertiefen. Daneben habe ich Schriftsätze aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt. So habe ich nicht nur das Übersetzen an sich geübt, sondern genauso musste ich die rechtliche Seite des Falles
überdenken, um den Inhalt und die Argumente richtig wiedergeben zu können. Die französische Praktikantin hatte die umgekehrte Aufgabe und übersetzte daher die deutschen Schriftsätze in ihre Sprache und gestaltete sie juristisch aus. Bei diesen grenzüberschreitenden Fällen nimmt die Übersetzung der Texte einen großen der Teil der Arbeit und dadurch einen hohen Stellenwert ein. Insgesamt war ich immer gut ausgelastet und hatte sehr viel Spaß dabei. 6. Freizeitgestaltung: Da ich den ganzen Tag mit meinem Praktikum beschäftigt war, blieb nicht viel Zeit für große Freizeitaktivitäten. Während der Woche arbeitete ich abends noch an meiner Hausarbeit, sodass ich nur die vier Wochenenden für Unternehmungen nutzte. Lyon ist eine liebenswerte Stadt und bietet viele Sehenswürdigkeiten. Man kann durch „Vieux Lyon“ bummeln, zur „Cathédrale de Fourvière“ auf den Stadtberg fahren, an der Rhône oder der Saône promenieren oder im wunderschönen Stadtpark „Le parc de la tête d´or“ relaxen. An einem Samstag war ich im „Stade de Gerland“, um mir ein Spiel von Olympique Lyon anzusehen. Die anderen freien Tage nutzte ich für Ausflüge in die Umgebung. Ich besuchte die nahe schweizer Stadt Genf mit dem Genfer See, Orange und Avignon. Lyon ist nicht unbedingt eine Partymetropole. Um Mitternacht kehrt in der Stadt Ruhe ein und es gibt nur wenige Discos etc. Ich hatte aber das Glück, zu Beginn meines Aufenthalts durch Zufall einen ehemaligen französischen Erasmusstudenten kennen zu lernen, der ein Jahr in Stuttgart verbracht hatte. Dieser schlug mir ein Sprachtandem vor und schleppte mich an den folgenden Wochenenden zu sämtlichen Privatpartys, wodurch ich auf viele andere junge Franzosen stieß, die mir das französische „savoir vivre“ näher brachten. In Lyon ist es eher üblich sich mit Freunden zu Hause zu treffen, als die ganze Nacht in Discos zu verbringen. Dies liegt mit Sicherheit auch daran, dass die Getränke dort fast unbezahlbar sind. 7. Eindrücke von Frankreich und Lyon: Da es nicht mein erster Aufenthalt in Frankreich war und ich bereits im Tourismus am französischen Mittelmeer gearbeitet hatte, wusste ich grundsätzlich, was mich erwarten würde. Jedoch war mir die Region um Lyon noch unbekannt und somit konnte ich wieder ganz neue Eindrücke gewinnen. Natürlich hat Frankreich nicht nur gute Seiten. So kritisiere ich auch dieses Mal wieder, dass es vielerorts nicht so sauber ist. Selbst in öffentlichen Einrichtungen wird darauf nicht immer geachtet. Dafür machte ich auch viele gute Erfahrungen gemacht. Die Franzosen, mit denen ich sprach, waren meistens sehr freundlich, interessiert und wollten viel über meine Heimat wissen. Sie sprachen mit mir Französisch , sodass ich die Möglichkeit hatte, meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Eine besondere Liebe entwickelte ich zu den französischen Backwaren mit ihren Baguettes und Croissants. Außerdem beeindruckte mich das Lebensgefühl der Franzosen, das vor allem in Lyon sehr ausgeprägt ist. Die Bewohner dieser Stadt sind immer gut gelaunt. Es wird einem nie langweilig und es ist vor allem im Gegensatz zu anderen europäischen Städten sehr sicher. Das dazugehörige Klima, ein Mix aus mediterraner Luft und frischem Landesklima, macht ein Aufenthalt dort perfekt. 8. Fazit:
Mein Praktikum war in jeder Hinsicht ein Erfolg. So machte ich erhebliche Fortschritte in der französischen Sprache, vor allem in der Rechtssprache. Daneben vertiefte ich meine Kenntnisse im deutschen Recht und eignete mir sogar einen Teil der französischen Rechtsterminologie an. Dieser Erfolg ist besonders auf die Bemühungen und Herrn Radtke und seiner Kollegin, Frau Lingot, zurückzuführen. Beide hatten immer ein offenes Ohr für mich, nahmen sich bei Fragen ausgiebig Zeit für mich und vermittelten mir letztendlich einen unheimlich tollen Einblick in die Vorgänge und die Funktion einer deutsch-französischen Rechtsanwaltskanzlei. Ihnen gilt großer Dank! Soweit mir bekannt ist, nimmt Lamy & Associés immer wieder deutsche Praktikanten auf, zumal dies Herr Radtke als Vizepräsident der deutsch-französischen Juristenvereinigung fördert. Die Praktikumdauer von 4 Wochen finde ich ok. Falls man mehr Zeit hat, sollte man auf alle Fälle länger bleiben. Als Voraussetzungen sind meiner Meinung nach sehr gute Kenntnisse der französischen Sprache, gute juristische Fähigkeiten im deutschen Recht, Grundkenntnisse im französischen Recht sowie eine Portion Mut, sich in einem fremden Land in einer Kanzlei zurechtzufinden, mitzubringen. Natürlich bietet sich ein solches Praktikum auch perfekt nach einem Auslandsjahr in Frankreich an. Dann hat man mit Sicherheit auch die Möglichkeit, noch mehr Fälle im französischen Recht zu bearbeiten. Die Zeit bei Lamy & Associés machte mir so richtig Lust auf grenzüberschreitende Zivilrechtsfälle, sodass ich diese Materie an der LMU München weiter vertiefen möchte und nach erfolgreicher Absolvierung meiner beiden Staatsexamina eine juristische Laufbahn in diese Richtung einschlagen möchte.
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