PRAKTIKUM SYNTHESE UND CHARAKTERISIERUNG ANORGANISCHER VERBINDUNGEN SOSE 2021 - PROTOKOLL
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Praktikum Synthese und Charakterisierung anorganischer Verbindungen SoSe 2021 Protokoll V2 - SF 8 Zinnober Betreuer: PD Dr. K. Zeckert Franz Thiemann (3750567) Versuchsdurchführung: 23.06.2021 Protokollabgabe: 20.08.2021
Inhaltsverzeichnis 1 Name des Päperates 3 2 Theorie 3 2.1 Modifikationen des Quecksilber(II)sulfids . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.2 Pigmentfarben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.3 Zinnober als Farbpigment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 3 Reaktionsgleichungen und Ansatzgrößen 4 4 Versuchsvorschrift 4 5 Arbeitsschutz 4 6 Beobachtungen und Bemerkung 6 7 Auswertung und Diskussion 6 7.1 Ausbeuteberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 7.2 Charakterisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 7.2.1 Aussehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 7.2.2 Löslichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 7.2.3 Herstellung einer Caseinfarbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 7.2.4 Pulverdiffraktogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 7.3 Fehlerdiskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 7.4 Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 8 Literatur 11 2
V2 - SF 8 Zinnober 2.3 1 Name des Päperates • Name: α-Quecksilbersulfid • Trivialname: Zinnober, Cinnabarit • Formel: α-HgS • CAS-Nummer: 1344-48-5 2 Theorie 2.1 Modifikationen des Quecksilber(II)sulfids Quecksilbersulfid kann in drei Modifikationen in der Natur vorkommen: Die rote α-Modifikation, auch Cinnabarit genannt, ist die thermodynamisch stabilste Modifikation und kristallisiert in ei- nem hexagonalen Kristallsystem1 in Raumgruppe P 31 21 oder P 32 21. Die β-Modifikation ist bei Raumtemperatur metastabil und wird in Reaktionen typischerweise kinetisch gebildet. Ab einer Temperatur von 344 °C ist die β-Modifikation thermodynamisch günstiger. Sie besitzt im Gegen- satz zur α-Modifikation eine kubisch flächenzentrierte Kristallstruktur mit der Raumgruppe F 43n. Durch die deutlich kleinere Bandlücke2 von 0,5 eV besitzt die β-Modifikation eine schwarze Farbe. Die γ-Modifikation, auch Hypercinnabarit genannt, ist eine Hochdruckmodifikation und kristalli- siert in einem hexagonalen Strukturtyp.3 In der Natur kommt Hypercinnabarit sehr selten und nur in sehr kleinen Kristallen vor. Um die schwarze β-Modifikation in die rote α-Modifikation umzuwandeln, muss das Quecksilber(II)sulfid auf einer Temperatur gehalten werden, bei der die Gleichgewichtseinstellung mit ausreichender Geschwindigkeit ablaufen kann. Gleichzeitig sollte die Temperatur nicht zu hoch gewählt werden, da mit zunehmender Temperatur das Gleichgewicht mehr auf die Seite der β-Modifikation verschoben wird. βHgS αHgS (1) Alternativ kann die rote α-Modifikation auch direkt aus Quecksilber und Schwefel durch Vermörsern hergestellt werden: Mörsern Hg + S −−−−−→ αHgS (2) Neben der Herstellung von Zinnober-Pigment wird diese Methode auch verwendet, um Quecksilber sicher zu entsorgen, da das gebildete Quecksilbersulfid nahezu unlöslich und somit ungiftig ist. Zur Herstellung im Labormaßstab ist sie aber aufgrund des Arbeitens mit elementarem Quecksilber wenig geeignet. 2.2 Pigmentfarben Farben können grundsätzlich in zwei Arten unterschieden werden: Pigmentfarben und Farbstoffe. Farbstoffe sind Substanzen, die zur Auftragung in einem Lösungsmittel gelöst werden. Dies sorgt für eine gewisse Transparenz der Farbe. Pigmente sind im Gegensatz zu Farbstoffen feste, meist unlösliche, Partikel, die in einem Bindemittel aufgenommen werden. Aufgrund der festen, undurch- sichtigen Partikel können sie nicht transparent aufgetragen werden, weisen dafür aber eine gute Mischbarkeit auf, da keine chemischen Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Partikeln auftre- ten. In jedem Fall beruht die Farbigkeit einer Farbe auf der selektiven Absorbtion von Licht der Komplementärfarbe. Das verbliebene Spektrum wird entweder transmittiert oder reflektiert. Pigmentfarben wurden bereits in der Prähistorie in der Form von Erdfarben in Höhlenmalereien verwendet.4 Auch die ersten Verwendungen des Milchproteins Casein sind in Höhlenmalereien zu finden.5 Casein stellt mit 78,8 % einen Großteil des Milchproteins in Kuhmilch und kann relativ einfach durch Fällung mit einer Säure aus der Milch erhalten werden. Um Casein als Bindemittel in Farben zu verwenden, muss dieses zunächst basisch aufgeschlossen werden. Die Farbpartikel werden anschließend dem so hergestellten Caseinbrei zugegeben. Da der Caseinbrei aufgrund des basischen Aufschlusses einen hohen pH-Wert besitzt, müssen die verwendeten Farbpartikel basenstabil sein. 3
V2 - SF 8 Zinnober 5.0 2.3 Zinnober als Farbpigment Zinnober wurde wegen seiner kräfigen, hellroten Farbe oft als rote Partikelfarbe eingesetzt. Je- doch wandelt sich in vielen Kunstwerken das rote α-HgS durch Sonneneinstrahlung in schwarzes β-HgS um, was zu einem unerwünschten Verdunkeln der Farbe führt. Dies ist jedoch nicht bei allen Vorkommen von Zinnober der Fall, da einige Werke mehrere hundert Jahre dem Sonnenlicht ausgesetzt waren und keine Verdunklung aufweisen. Dieser Sachverhalt wurde in der Literatur6 un- tersucht und festgestellt, dass der Anteil von halogenischen Verunreinigungen ausschlaggebend für die Photosensitivität ist. Demnach sollte das im Versuch hergestellte Zinnober photostabil sein, da bei der Synthese keine chloridhaltigen Chemikalien verwendet wurden und so eine Verunreinigung mit Chlorid-Ionen ausgeschlossen werden kann. 3 Reaktionsgleichungen und Ansatzgrößen Hg(OAc)2 + (NH4)2Sx → − β − HgS + Sx–1 + 2NH3 + 2HAc (3) 100 °C,(NH4)2Sx β − HgS α − HgS (4) Tabelle 1: Ansatzgrößen zur Herstellung des Nickeloxalats Quecksilber(II)acetat Hg(OAc)2 0,5 g 1,6 mmol Ammoniumpolysulfid-Lösung (21 %)* (NH4)2Sx 16 ml 259 mmol * Davon wurden 10 ml initial zugegeben und weitere 6 ml über den Verlauf der Reaktion zugetropft 4 Versuchsvorschrift 0,5 g (1,6 mmol) Quecksilberacetat werden in 10 ml (162 mmol) einer 21 %igen wässrigen Ammoniumpolysulfid- Lösung gegeben und bei 100 °C Heizplattentemperatur unter Rühren in einem Erlenmeyerkolben solange erhitzt (Erlenmeyerkolben mit Uhrglas abdecken), bis eine Rotfärbung des ausgefallenen HgS zu beobachten ist (Dauer ca. 1-2 Stunden, gegebenenfalls etwas (NH4)2Sx - Lösung trop- fenweise nachgeben). Nach dem Abkühlen wird das rote Quecksilbersulfid abfiltriert (Trichter + Filterpapier), mit Wasser und Methanol gründlich gewaschen und an der Luft getrocknet. 5 Arbeitsschutz Tabelle 2: Wesentliche H- und P-Sätze verwendeter Chemikalien (CH3COO)Hg - Quecksilber(II)acetat H300+H310+H330 Lebensgefahr bei Verschlucken, Hautkontakt oder Einatmen. H373 Kann die Organe schädigen bei längerer oder wiederholter Exposition. H410 Sehr giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung. P262 Nicht in die Augen, auf die Haut oder auf die Kleidung gelangen lassen. P273 Freisetzung in die Umwelt vermeiden. P280 Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung tragen. BEI BERÜHRUNG MIT DER HAUT: Mit viel Wasser waschen. Sofort P302+P352+P310 GIFTINFORMATIONSZENTRUM/Arzt anrufen. 4
V2 - SF 8 Zinnober 6.0 BEI EINATMEN: Die Person an die frische Luft bringen und für ungehinderte Atmung sorgen. Sofort GIFTINFORMATIONSZEN- P304+P340+P310 TRUM/Arzt anrufen. P314 Bei Unwohlsein ärztlichen Rat einholen/ ärztliche Hilfe hinzuziehen. Entsorgung Weißer Kanister (NH4)2Sx - Ammoniumpolysulfid H314 Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. H400 Sehr giftig für Wasserorganismen. EUH031 Entwickelt bei Berührung mit Säure giftige Gase. Schutzhandschuhe/Schutz-kleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz tra- P280 gen. BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit P305+P351+P338 entfernen. Weiter spülen. P310 Sofort GIFTINFORMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen. BEI VERSCHLUCKEN: Mund ausspülen. KEIN Erbrechen her- P301+P330+P331 beiführen. P273 Freisetzung in die Umwelt vermeiden. BEI BERÜHRUNG MIT DER HAUT (oder dem Haar): Alle kontami- nierten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen P303+P361+P353 oder duschen. Entsorgung Weißer Kanister HgS - Quecksilbersulfid H317 Kann allergische Hautreaktionen verursachen. EUH031 Entwickelt bei Berührung mit Säure giftige Gase. Schutzhandschuhe / Schutzkleidung / Augenschutz / Gesichtsschutz tra- P280 gen. Entsorgung Weißer Kanister CH3OH - Methanol H225 Flüssigkeit und Dampf leicht entzündbar. H301+H311+H331 Giftig bei Verschlucken, Hautkontakt oder Einatmen. H370 Schädigt die Organe. Von Hitze, heißen Oberflächen, Funken, offenen Flammen und anderen P210 Zündquellen fernhalten. Nicht rauchen. Von Hitze, heißen Oberflächen, Funken, offenen Flammen und anderen P210 Zündquellen fernhalten. Nicht rauchen. P233 Behälter dicht verschlossen halten. Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung/ Augenschutz/ Gesichtsschutz/ P280 Gehörschutz Tragen. BEI VERSCHLUCKEN: Sofort GIFTINFORMATIONSZEN- P301+P310 TRUM/Arzt anrufen. BEI BERÜHRUNG MIT DER HAUT (oder dem Haar): Alle kontami- P303+P361+P353 nierten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen. BEI EINATMEN: Die Person an die frische Luft bringen und für unge- hinderte Atmung sorgen. GIFTINFORMATIONSZENTRUM/Arzt an- P304+P340+P311 rufen. An einem gut belüfteten Ort aufbewahren. Behälter dicht verschlossen P403+P233 halten. Entsorgung Schwarzer Kanister 5
V2 - SF 8 Zinnober 7.2 6 Beobachtungen und Bemerkung Nach Zugabe des Quecksilbersulfids bildete sich ein schwarzer, feiner Niederschlag. Die Lösung wurde für zweieinhalb Stunden unter Hitze gerührt. Dabei wurde alle 30 min ein weiterer Milliliter der Ammoniumpolysulfid-Lösung mit einer Pastuer-Pipette zugegeben. Nach zweieinhalb Stunden war der Niederschlag intensiv rot gefärbt und begann sich an den Seiten zusammenzuballen. Der Erlenmeyer-Kolben wurde auf Raumtemperatur abgekühlt, anschließend wurde das hergestellte Zinnober in einem Büchner-Trichter abfiltriert und mit reichlich kaltem Wasser und Methanol gewaschen. Es wurden 0,35 g eines orange-roten Pulvers erhalten. 7 Auswertung und Diskussion 7.1 Ausbeuteberechnung Da Ammoniumpolysulfid-Lösung im Überschuss zugegeben wurde, kann die Ausbeute ausgehend von der zugegebenen Masse an Quecksilber(II)acetat berechnet werden: mHgS = (0,35 ± 0,01) g (5) mHgS (0,35 ± 0,01) g nHgS = = (6) MHgS 232,652 g mol−1 nHgS = (1,50 ± 0,04) mmol (7) (8) mHg(OAc)2 (0,50 ± 0,01) g nHg(OAc)2 = = (9) MHg(OAc)2 318,7 g mol−1 nHg(OAc)2 = (1,57 ± 0,03) mmol (10) (11) nHgS (1,50 ± 0,04) mmol Ausbeute = = (12) nHg(OAc)2 (1,57 ± 0,03) mmol Ausbeute = (95,89 ± 3,70) % (13) Es wurde eine Ausbeute von 96 % erreicht. In der Literatur wird für eine vergleichbare Reaktion von Quecksilberacetat mit Ammoniumthiocyanat eine Ausbeute von 97,8 % beschrieben.7 Damit stimmt die Ausbeute in etwa mit der Literaturausbeute überein. Die leicht höhere Ausbeute des Literaturversuchs ist vor allem auf die deutlich größere Ansatzgröße von 35 g zurückzuführen. 7.2 Charakterisierung 7.2.1 Aussehen Es wurde ein feines, orange-rotes Pulver erhalten: In der Literatur wird die Farbe als rot8 be- schrieben und stimmt damit mit dem beobachtetem Aussehen überein. Der Farbton Zinnoberrot“ ” ist nach der Farbe des α-HgS benannt, aber in der Literatur nicht eindeutig definiert. Es wurden Farbwerte von RGB : (247, 66, 52) und RGB : (255, 83, 73)9 in der Literatur gefunden. Abbildung 2: Vergleich des Farbtons des hergestellten α-HgS und des Farbtons Zinnoberrot“ ” 6
V2 - SF 8 Zinnober 7.2 Abbildung 1: Synthetisiertes α-HgS Die hergestellte Verbindung ist mit einem Farbton von RGB : (145, 48, 34) (ermitelt aus dem Foto) etwas dunkler als die Farbe Zinnoberrot. Der Farbton stimmt aber weitesgehend überein. Die rote Farbe basiert auf der im α-HgS-Kristall vorliegenden Bandlücke von (2,02 ± 0,05) eV.10 h·c 6,626 · 10−34 Js · 2,9979 · 108 m s−1 λ= = = 612,2 nm (14) E 2,02 eV Diese Bandlücke enstpricht einer Wellenlänge von 612,2 nm, was im orangen Bereich des sichtbaren Spektrums liegt. Licht höherer Energien (kürzerer Wellenlängen) kann absorbiert werden. Damit wird nur der rote Bereich des Spektrums reflektiert und der Kristall erscheint rot. 7.2.2 Löslichkeit Die Löslichkeit von α-Quecksilber(II)acetat wurde in Säuren und Basen im kalten als auch im heißen Zustand sowie in organischen Lösungsmitteln im kalten Zustand überprüft. Dazu wurde eine Spatelspitze des Komplexes in 1 ml des Lösungsmittels gelöst. Tabelle 3: Löslichkeit von α-HgS in verschiedenen Lösungsmitteln Lösungsmittel kalt heiß H2O unlöslich unlöslich HCl unlöslich löslich HNO3 unlöslich teilweise löslich CH3COOH unlöslich unlöslich NH3 unlöslich unlöslich NaOH unlöslich unlöslich Methanol unlöslich - Ethanol unlöslich - Aceton unlöslich - 7
V2 - SF 8 Zinnober 7.2 (a) Löslichkeit in Säuren und (b) Löslichkeit in Säuren und (c) Löslichlkeit in organischen Basen bei Raumtemperatur Basen bei Siedehitze Lösungsmitteln Abbildung 3: Löslichkeit von α-Quecksilber(II)acetat in verschiedenen Lösungsmitteln Quecksilbersulfid ist nahezu unlöslich in den meisten Lösungsmitteln. Die Löslichkeit in starken Säuren ist durch die Protonierung der mit dem HgS im Gleichgewicht stehenden Sulfidionen zu erklären. HgS Hg2+ + S2– KL = 4 · 10−53 mol2 l−2 11 (15) S2– + H+ SH– pKS = 12,98 12 (16) – + 12 HS + H H2S ↑ pKS = 7,02 (17) (18) Da das Löslichkeitsprodukt von HgS mit 4 · 10−53 mol2 l−211 sehr klein ist, ist die Sulfidionenkon- zentration sehr gering. Deshalb sehr starke Säuren benötigt, werden um das Gleichgewicht auf die Seite des Schwefelwasserstoffs zu verschieben. Durch eine Temperaturerhöhung wird die Löslichkeit von Schwefelwasserstoff im Wasser reduziert, dies erniedrigt die Konzentration der mit H2S im Gleichgewicht stehenden S2–-Ionen, was das Löslichkeitsgleichgewicht nach rechts verschiebt und so HgS löst. 7.2.3 Herstellung einer Caseinfarbe Die Herstellung der Caseinfarbe wurde zunächst analog zur beigelegten Beschreibung13 durch- geführt, resultierte aber in einer relativ dünnen Caseinmischung, welche eine geringe Deckkraft besaß. Der Versuch wurde daher wiederholt, wobei die Casein-Mischung mit nur 10 ml Wasser angesetzt wurde und anschließend für sieben Stunden quellen konnte. Dies resultierte in einer ho- mogeneren und viskoseren Caseinlösung, welche sich besser für die Herstellung einer Farbe eignete. Zum Vergleich der Caseinfarbe mit dem reinen Partikel wurden zwei identische Flächen mit bemalt: 8
V2 - SF 8 Zinnober 7.2 Abbildung 4: Mit Zinnober-Partikelfarbe bemalte Farbflächen: links ohne Casein, rechts mit Casein. Bei der ersten Fläche wurde eine Spatelspitze α-HgS-Pigment in Wasser, bei der anderen in der Caseinlösung aufgenommen. Schon während des Malens fiel auf, dass die Casein-Farbe eine deut- lich höhere Deckkraft zeigte und sich gleichmäßiger auftragen ließ. Nach einer Trockenzeit von fünf Minuten waren die Ränder der caseinfreien Fläche bereits getrocknet und zeigten eine mittlere Ab- riebfestigkeit. Die Caseinfarbe war fünf Minuten nach Auftragen noch deutlich feucht und benötigte ungefähr eine Stunde, um vollständig zu trocknen. Nach einem Tag wurden die Eigenschaften der beiden Farbflächen getestet: Beim Betrachten war klar ersichtlich, dass die Caseinfarbe die höhere Deckkraft besitzt. Das Testen der Abriebfestigkeit erfolgte durch Reiben mit dem Finger: Bei der caseinfreien Farbe war dabei ein deutliches Verschmieren der Kante erkennbar und das abgeriebene Zinnober an der Fingerkuppe als rote Farbe sichtbar. Die Caseinfarbe veränderte sich beim Reiben nicht. Zur Prüfung der Wasserfestigkeit wurde mit einem angefeuchteten Pinsel entlang einer Kante gestrichen. Beide Farbflächen zeigten dabei sehr geringes Verschmieren und besitzen demnach beide eine gute Wasserbeständigkeit. 7.2.4 Pulverdiffraktogramm Das Pulverdiffraktogramm wurde online zur Auswertung zur Verfügung gestellt und nicht von der eigenen Substanz aufgenommen. Die Auswertung kann daher keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Reinheit des Produktes liefern. Zur Auswertung wurde die Software QualX und die pdf2.0 Daten- bank verwendet. 9
V2 - SF 8 Zinnober 7.4 Abbildung 5: Auswertung des Pulverdiffraktogramms in QualX Das Pulverdiffraktogramm zeigt eine starke Übereinstimmung mit den Peaks von α-HgS, vor al- lem im Bereich hoher Winkel 2θ. Allerdings lassen sich im Bereich niedriger 2θ zwei Peaks bei 2θ = 26,83° und 2θ = 28,82° nicht zuordnen. Diese Peaks können aber auch durch das Spektrome- ter oder die Probenaufbringung verursacht sein. Da das Spektrum nicht selbst aufgenommen wurde, ist darüber allerdings nichts bekannt. Um die Reinheit des hergestellten Zinnobers zu untersuchen ist es sinvoll, auf das Vorhandensein des kinetisch gebildeten β-HgS zu prüfen. Das Pulverdiffrak- togramm von Metacinnabarit zeigt weniger Peaks, welche allerdings 2θ-Werte besitzen, die nahe bei denen des Zinnobers liegen. Es ist daher kaum möglich, die Peaks des Metacinnabarits im Dif- fraktogramm von denen des Cinnabarits zu unterscheiden. Tendenziell stimmen jedoch die Peaks des Cinnabarits besser mit den beobachteten überein. Lediglich der Peak bei 2θ = 35,95° deu- tet eindeutig auf das Vorhandensein von Metacinnabarit hin, da dieser bei reinem Zinnober nicht auftreten sollte. Aufgrund der geringen Unterscheidbarkeit der beiden Phasen im Pulverdiffrakto- gramm ist zu erwarten, dass die quantitative Phasenauswertung eine hohe uUnsicherheit besitzt: Die von der Software vorgeschlagene Phasenverteilung von 63,3 % α-HgS und 36,7 % β-HgS würde auf ein sichtbar verunreinigtes Produkt hindeuten. Es ist wahrscheinlich, dass der Anteil des β-HgS von der Software zu hoch eingeschätzt wurde. Dies ließe sich allerdings nur durch Betrachtung des Produktes feststellen. 7.3 Fehlerdiskussion Der Versuch wurde zwei Mal durchgeführt, da bei der ersten Durchführung des gebildete Zinnober mit β-HgS verunreinigt war und daher deutlich dunkler erschien. Der Grund für die Verunrei- nigung könnte an einer zu kurzen Reaktionszeit oder einer zu niedrigen Heizplattentemperatur gelegen haben. Auch das zweite hergestellte Produkt zeigte, wie in 7.2.1 diskutiert, eine leichte Verdunklung im Vergleich zum Farbton Zinnoberrot“, was ebenfalls auf das Vorhandensein von ” β-HgS zurückzuführen ist. Die Reaktionszeit wurde bei diesem Versuch mit zweieinhalb Stunden deutlich länger gewählt und die Heizplattentemperatur durch die Verwendung einer genauer regel- baren Heizplatte präziser eingestellt, weshalb diese als Fehlergründe auszuschließen sind. Wie in 2.3 erläutert, ist es fraglich, ob eine Umwandlung des α-HgS in β-HgS durch optische Anregung erfolgen kann. Sollte dies der Fall sein könnte das Trocknen im Abzug auf einem Filterpapier zu der Verunreinigung mit Metacinnabarit geführt haben. 7.4 Diskussion Die Literaturausbeute7 einer vergleichbaren Reaktion wurde mit 97,8 % angegeben und liegt damit leicht über der erreichten Ausbeute mit 96 %. Die vorliegende Literaturvorschrift verwendete aber eine um den Faktor 70 größere Ansatzgröße, was zu geringeren relativen Verlusten und somit 10
V2 - SF 8 Zinnober 8.0 zu einer höheren Ausbeute führt. Außerdem wird Ammoniumthiocyanat anstelle des im Versuch eingesetzten Polysulfids verwendet. Da bei dieser Versuchsdurchführung aber Blausäure entsteht, ist die Verwendung von Ammoniumpolysulfid sicherer. Zinnober zeigt eine sehr schlechte Löslichkeit in wässrigen und organischen Lösungen und ist nur in sehr starken Säuren löslich. Die geringe Löslichkeit sorgt für eine geringe Hg2+-Ionenkonzentration HgS Hg2+ + S2– KL = 4 · 10−53 mol2 l−2 11 (19) Die Quecksilberkonzentration ist so gering, dass Zinnober nicht als giftig, sondern nur als reizend eingestuft wird.14 Damit ist es ein geeigntes Farbpigment in Pigmentfarben, welches auch heute noch eingesetzt werden kann. Ein weiterer Grund für die Eignung als Farbpigmemt ist der hohe Brechungsindex von 1,470615 bei einer Wellenlänge von 680 nm, welcher zu einer hohen Deckkraft führt. Das bereitgestellte Röntgendiffraktogramm stimmt weitestgehend mit dem Diffraktogramm von α-HgS überein. Nur ein Peak zeigt das Vorhandensein von β-HgS an. 8 Literatur Literatur 1. Riedel, E.; Janiak, C. in; De Gruyter: 2011, S. 777, DOI: doi : 10 . 1515 / 9783110225679, https://doi.org/10.1515/9783110225679. 2. Judy-Azar, A.-R.; Mohebbi, S. Materials Letters 2013, 106, 233–237, DOI: https://doi. org / 10 . 1016 / j . matlet . 2013 . 04 . 087, https : / / www . sciencedirect . com / science / article/pii/S0167577X13005612. 3. Sicius, H. in; Springer: 2017, S. 39–44. 4. Noll, W. Chemie in unserer Zeit 1980, 14, 37–43, DOI: https://doi.org/10.1002/ciuz. 19800140202, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ciuz.19800140202. 5. Li, J.; Zhang, B. Journal of Cultural Heritage 2020, 43, 73–79, DOI: https://doi.org/10. 1016/j.culher.2019.12.015, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/ S1296207419302882. 6. McCormack, J. Mineralium Deposita 2000, 35, 796–798. 7. Schlessinger, G. G. in Inorganic laboratory preparations; Chemical Publ. Co.: New York, 1962, S. 25–26. 8. Lide, D. R. e. a., CRC handbook of chemistry and physics; CRC press: 2004; Bd. 85, S. 471. 9. Zinnober - HiSoUR Kunst Kultur Ausstellung https://www.hisour.com/de/vermilion- 23679/. 10. Nakada, T. Journal of Applied Physics 1975, 46, 4857–4861, DOI: 10 . 1063 / 1 . 321519, https://doi.org/10.1063/1.321519. 11. Aylward Gordon H. / Findlay, T. J. V. in, 4. Aufl.; Wiley-VCH: 2014; Kap. Dissoziationskon- stanten von Säuren und hydratisierten Metallionen, S. 139. 12. Aylward Gordon H. / Findlay, T. J. V. in, 4. Aufl.; Wiley-VCH: 2014; Kap. Löslichkeitsprodukte bei 25°C, S. 149. 13. Die Herstellung von Caseinfarben Uni Leipig, https://moodle2.uni-leipzig.de/pluginfile. php/2211697/mod_resource/content/1/Caseinfarben.pdf. 14. GESTIS-Stofdatenbank Quecksilber(II)-sulfid IFA, https://gestis.dguv.de/data?name= 004600. 15. Bond, W.; Boyd, G.; Carter Jr, H. Journal of Applied Physics 1967, 38, 4090–4091. 11
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