Prävention im Sozialraum - Evaluationsveranstaltung Kinderstuben in Dortmund am 08.05.2015 - Stadt Dortmund
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Prävention im Sozialraum Evaluationsveranstaltung Kinderstuben in Dortmund am 08.05.2015 Landeskoordinierungsstelle „Kein Kind zurücklassen! Kommunen in NRW beugen vor“
„Kein Kind zurücklassen! Kommunen in NRW beugen vor“ • „Kein Kind zurücklassen!“ ist 2012 von der Landes- regierung und der Bertelsmann Stiftung initiiert worden • 18 Kommunen/Kreise nehmen an dem Modellvorhaben teil • Modellphase bis Ende September 2015, danach ist ein landesweiter Roll- Out geplant www.kein-kind-zuruecklassen.de
Die kleinräumige Perspektive: Herausforderungen aus sozialräumlicher Sicht www.kein-kind-zuruecklassen.de
Grundlegende Rahmung zur Betrachtung von Sozialräumen • Die soziale Ungleichheit, die deutschlandweit seit den 1980er Jahren zunimmt, wirkt sich in den Städten und Gemeinden insbesondere auf der Ebene der Stadtteile bzw. Quartiere aus • Es ist empirisch nachgewiesen, dass sich soziale Gruppen in bestimmten Gebieten konzentrieren und dass sich soziale Ungleichheiten auf den Raum übertragen • Diese so genannten „Sozialraumspaltungen“ (Krummmacher et al. 2003) können zu der Entwicklung von Armutsquartieren und einer Verfestigung von Armutsspiralen führen • Um die Heterogenität der Lebensverhältnisse innerhalb einer Stadt oder Gemeinde sichtbar machen und mögliche Segregationsprozesse abfedern zu können, ist daher die Betrachtung von kleinen Räumen innerhalb der Kommune als Gebietskörperschaft erforderlich – Denn „Durchschnitt ist nirgendwo!“ www.kein-kind-zuruecklassen.de
Begriffsklärung: Was ist ein Sozialraum? • Der Begriff Sozialraum stellt eine Verbindung zwischen dem physikalischen Raum und den Menschen, die diesen Raum nutzen, her • Zusätzlich zu geographischen Abgrenzungen ist der Raum durch die unterschiedlichen Lebensverhältnisse der AnwohnerInnen sowie durch bestehende Infrastruktur, Ankerstandorte und Schlüsselpersonen geprägt • Man geht davon aus, dass sich soziale Gegebenheiten im Raum konzentrieren • In den meisten Kommunen wird ein Sozialraum als Verwaltungs- und Planungseinheit bezeichnet und fungiert als institutionell definierte Steuerungsgröße • Sozialraum = Lebensraum, Planungsraum, Gestaltungsraum Graphik: Noack, Michael: Der Raum als Scharnier zwischen Lebenswelt und Hilfesystem. In: sozialraum.de (4) Ausgabe 1/2012. www.kein-kind-zuruecklassen.de
Sozialräumliche Segregation • Der Sozialbericht NRW 2012 hat gezeigt, dass es in Nordrhein-Westfalen regionale Unterschiede in der Verteilung der Einkommensentwicklung und dem damit verbundenen Armutsrisiko gibt • Diese stadtweiten Unterschiede spiegeln sich innerhalb der Städte und Gemeinden wiederum auf der Ebene der Stadtteile und Quartiere • Es bestehen Wechselwirkungen zwischen der Gegebenheit des Wohnumfeldes (Bebauung, Grünflächen, Freizeiteinrichtungen) und der Konzentration bestimmter sozialer Gruppen • Soziale Segregation als Phänomen moderner Gesellschaften kann nicht auf kommunaler Ebene gelöst werden – Gleichzeitig stehen die Kommunen in der Verantwortung, die Chancen für gelingendes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern und Lebensräume aufzuwerten • Bereits seit einiger Zeit wird gefordert, Segregationsprozesse und mögliche Armutsspiralen durch eine ausgleichende Stadtentwicklung und Kommunalpolitik abzufedern www.kein-kind-zuruecklassen.de
Gemeinsames Handeln im Sozialraum • Um soziale Ungleichheiten sichtbar machen und Lebensverhältnisse verbessern zu können, sind komplexe Entwicklungsprozesse notwendig: • Identifikation von benachteiligten Stadtgebieten durch sozialstatistische Daten • Ergänzungen der quantitativen Daten durch qualitative Einschätzungen aus dem Sozialraum → Erklärungsmuster und „reale“ Probleme herausfinden • Konsensbildung zu strategischen Handlungsfeldern • Konzeption ganzheitlicher Handlungskonzepte • Komplexe Unterstützungsbedarfe lassen sich innerhalb klassischer Institutionslogiken kaum bewältigen bzw. können nicht optimal bedient werden • Umfangreiche Bedarfe erfordern ein gemeinsames und abgestimmtes Handeln im Sinne präventiver Strategie und Umsetzung www.kein-kind-zuruecklassen.de
Gemeinsames Handeln im Sozialraum • Wichtig dabei ist ein integriertes Vorgehen der Stadtverwaltung und eine enge Kooperation mit den Akteuren vor Ort Stadt- Kinder- und Umwelt& Gesundheit Bildung Soziales Kultur entwicklung Jugendhilfe Verkehr Nieder- gelassene Kitaleitungen ÄrztInnen Bürger- Schulleitungen initiativen Träger- … vertretungen www.kein-kind-zuruecklassen.de
Perspektivwechsel: Herausforderungen aus Sicht der Zielgruppen www.kein-kind-zuruecklassen.de
Beratungsstellen Kindertagespflege Eltern- Cafés Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit Familienzentren/ Kitas Schulsozialarbeit Elternkurse/- seminare Berufsorientierung/ Schwangerschaftsberatungsstellen Baby- Sprachpaten/ - Praxiseinblicke/ Begrüßungsdienst förderung/ Nachhilfe Weiterführende Geburtsvorbereitungs Krabbel-/ Praktika OGS Schulen kurse Spielgruppe Sportangebote (z.B. Non-formale Geburtskliniken Babyschwimmen) Bildungsangebote GynäkologInnen (bspw. MINT- Grundschule Förderung) Teenager Schwanger Frühe Mittlere Späte / schaft Kindheit Kindheit Kindheit Pubertät
Quelle: Gerda Holz, Claudia Laubstein, Evelyn Sthamer (ISS Frankfurt a.M.) : Von alleine wächst sich nichts aus... Lebenslagen von (armen) Kindern und Jugendlichen und gesellschaftliches Handeln bis zum Ende der Sekundarstufe I. Auszug aus der Präsentation zum Abschluss der 4. Phase der AWO-ISS- Langzeitstudie am 25. September 2012 in Berlin. www.kein-kind-zuruecklassen.de
Quelle: Bertelsmann Stiftung, ZEFIR (Hrsg.): Der Einfluss von Armut auf die Entwicklung von Kindern – Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung. Arbeitspapiere wissenschaftliche Begleitforschung „Kein Kind zurücklassen“, Band 3. Gütersloh 2015. S.46. www.kein-kind-zuruecklassen.de
Gründe für Eltern mit Migrationshintergrund zur nicht- Inanspruchnahme einer frühkindlichen Tagesbetreuung für Kinder Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration: • unpassende Betreuungszeiten, zu hohe Kosten der Betreuung sowie eine zu große Entfernung zwischen Wohnort und Einrichtung (Neumann 2005; Berg-Lupper 2007) • kulturelle, religiöse oder pädagogische Vorbehalte auf Seiten der Zuwanderer und die Angst vor Entfremdung des Kindes von seiner Familie (Uslucan 2009; Brandon 2004; Neumann 2005) • Erleben zugewanderter Eltern eines eher schwierigen Verhältnisses mit den Erziehern (Neumann 2005; Berg-Lupper 2007) • mangelnde Sprachkenntnisse der Eltern erschweren das Verständnis für den Prozess der Betreuungsplatzsuche (Brandon 2004) ►Normative Einstellungen bezüglich der frühkindlichen Betreuungsformen spielen zwar eine Rolle, die jedoch bei zwei Drittel der Eltern von Zugangshürden begleitet werden. (Datensatz des Surveys „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A) des DJI, Eigenberechnungen der SVR GmbH) Quelle: Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (Hrsg): Hürdenlauf zur Kita: Warum Eltern mit Migrationshintergrund ihr Kind seltener in die frühkindliche Tagesbetreuung schicken. Berlin 2013. www.kein-kind-zuruecklassen.de
Was braucht es? • vom Kind / der Zielgruppe aus denken und handeln • Familien stärken & Kinder individuell fördern • Bildungs- und Erziehungspartnerschaft schaffen • Chancenungerechtigkeit über qualitativ gute Kindertagesbetreuung und non-formale Bildungsangebote entgegenwirken • Zugangshemmnisse abbauen • Transparenz der Infrastruktur • Vernetzung und Abstimmung der Akteure www.kein-kind-zuruecklassen.de
Literatur Bertelsmann Stiftung, ZEFIR (Hrsg.): Der Einfluss von Armut auf die Entwicklung von Kindern – Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung. Arbeitspapiere wissenschaftliche Begleitforschung „Kein Kind zurücklassen“, Band 3. Gütersloh 2015. Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen (Hrsg): Enquetekommission „Chancen für Kinder – Rahmenbedingungen und Steuerungsmöglichkeiten für ein optimales Betreuungs- und Bildungsangebot in Nordrhein-Westfalen“. Düsseldorf 2008. Holz, Gerda, Laubstein, Claudia, Sthamer, Evelyn (ISS Frankfurt a.M.): Von alleine wächst sich nichts aus... Lebenslagen von (armen) Kindern und Jugendlichen und gesellschaftliches Handeln bis zum Ende der Sekundarstufe I. Auszug aus der Präsentation zum Abschluss der 4. Phase der AWO-ISS-Langzeitstudie am 25. September 2012 in Berlin. (Online unter: http://www.awo.org/fileadmin/user_upload/documents_Awo/aktuelles_und_presse/Presse_Downloads/Unterlage_fue r_Bundespressekonferenz-25-09-12_CL.PDF, Download 29.04.2015) Krummacher, Michael; Kulbach, Roderich; Waltz, Viktoria; Wohlfahrt, Norbert: Soziale Stadt, Sozialraumentwicklung, Quartiersmanagement. Herausforderungen für Politik, Raumplanung und Soziale Arbeit. Opladen 2003. Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Sozialbericht NRW 2012. Armuts- und Reichtumsbericht. Düsseldorf 2012. Noack, Michael: Der Raum als Scharnier zwischen Lebenswelt und Hilfesystem. In: sozialraum.de (4) Ausgabe 1/2012. (Online unter: http://www.sozialraum.de/der-raum-als-scharnier-zwischen-lebenswelt-und-hilfesystem.php, Datum des Zugriffs: 10.04.2015) Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (Hrsg): Hürdenlauf zur Kita: Warum Eltern mit Migrationshintergrund ihr Kind seltener in die frühkindliche Tagesbetreuung schicken. Berlin 2013. www.kein-kind-zuruecklassen.de
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Lisa Kasper & Christin M. Jasper Landeskoordinierungsstelle „Kein Kind zurücklassen! Kommunen in NRW beugen vor“ Web: www.kein-kind-zuruecklassen.de www.kein-kind-zuruecklassen.de
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