PRESS REVIEW Monday, August 2, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal

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PRESS REVIEW Monday, August 2, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
PRESS REVIEW

         Daniel Barenboim Stiftung
Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal

         Monday, August 2, 2021
PRESS REVIEW Monday, August 2, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
PRESS REVIEW                                                      Monday, August 2, 2021

Berliner Morgenpost, PBS, DB, DIVAN
Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra spielen open-air

Klassik, DIVAN, DB
Rheingau Musik Preis 2020 geht nachträglich an das West-Eastern Divan Orchestra und Dirigent Daniel
Barenboim

MDR, DIVAN, DB
Internationaler Orchesternachwuchs beweist sich auf Berliner Bühnen

Berliner Morgenpost
Ein deutsch-französisches Jugendorchester eröffnet das Festival Young Euro Classic

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die Wagner-Festspiele kehren zurück. Mit der ersten Dirigentin. Einem feministischen „Holländer“

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Kann man Richard Wagners Oper „Tristan und Isolde“ Zehnjährigen zumuten? Man kann, wie die
Bayreuther Festspiele zeigen. Das Publikum macht mit und verstrickt sich spielend in Tragik

Der Tagesspiegel
Zwei Kinderopern bei den Bayreuther und Salzburger Festspielen mit „Tristan“ und „Der Fischer und
seine Frau“

Berliner Morgenpost
Impfungen seien eine Voraussetzung für Großveranstaltungen, sagt der Berliner Festivalorganisator
Gerhard Kämpfe
PRESS REVIEW Monday, August 2, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
Der Tagesspiegel
Nach dem Lockdown ist vor der Bundestagswahl: Was steht der Kultur in der nächsten
Legislaturperiode bevor? Ein Blick in die Programme der großen Parteien

Berliner Zeitung
Marta Górnickas Chorstück „Still Life“ eröffnete am Gorki-Theater die neue Saison

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Libanon, ein Jahr nach der Katastrophe im Hafen von Beirut: Welche Geschichte will man erzählen?
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2.8.2021                                                                Berliner Morgenpost

           VERMISCHTES                                                                                 SEITE 41 | SAMSTAG 31. JULI 2021

           Waldbühne

           Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra
           spielen open-air
           Endlich wieder live in Berlins Naturbühne

           Daniel Barenboim dirigiert Werke von Beethoven und Brahms. Monika Rittershaus

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2.8.2021                                                                Berliner Morgenpost

           Erleben Sie Daniel Barenboim und
           die jungen Musikerinnen und Musiker
           des West-Eastern Divan Orchestra
           beim Open-Air-Konzert in der som-
           merlichen Naturkulisse der Wald-
           bühne Berlin! Nach dem großen Jubi-
           läumsjahr 2019 zu seinem 20-jährigen
           Bestehen holt das Orchester am
           Samstag, den 14. August den im ver-
           gangenen Sommer aufgrund der Co-
           rona-Pandemie verschobenen Auftritt
           in Berlin nach: Unter der Leitung von
           Maestro Barenboim stehen Brahms’
           Doppelkonzert für Violine und Cello
           mit den Solisten Michael Barenboim
           und Kian Soltani, Beethovens „Pro-
           metheus-Ouvertüre“ sowie die Sym-     Michael Barenboim ist dem WEDO
                                                 seit mehr als 20 Jahren verbunden
           phonie in d-moll von César Franck
                                                 Marcus Hoehn
           auf dem Programm. Seien Sie mit der
           ganzen Familie bei diesem außerge-
           wöhnlichen Event dabei und genießen Sie und Ihre Liebsten Musik unter freiem
           Himmel in einzigartiger Atmosphäre!
           Alles begann mit einem Workshop, zu dem Daniel Barenboim und Edward W.
           Said im Jahr 1999 junge Musikerinnen und Musiker aus Israel, Palästina und an-
           deren Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas in die damalige europäische
           Kulturhauptstadt Weimar einluden. Das Ziel: durch die Erfahrung gemeinsamen
           Musizierens und des Zusammenlebens auf Augenhöhe einen Dialog zwischen
           Menschen zu ermöglichen, die sich sonst nur im Klima feindseliger Auseinan-
           dersetzungen begegnen konnten. Beim Namen des Projekts stand Johann Wolf-
           gang von Goethe mit seiner Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“ Pate, ei-
           ner poetischen Brücke zwischen Kulturen des Ostens und Westens. Die Reso-
           nanz machte deutlich, dass der musikalische und zwischenmenschliche Aus-
           tausch über den Workshop hinaus fortgesetzt werden musste: „Keiner von uns
           hatte damit gerechnet, doch sofort war klar, dass wir ein Orchester vor uns hat-
           ten“, erinnert sich Daniel Barenboim an die Geburtstunde des West-Eastern Di-
           van Orchestra. „Niemals aber hätten wir uns damals im Traum vorstellen kön-
           nen, dass dieses Orchester über 20 Jahre später als musikalischer Botschafter der
           Verständigung durch die ganze Welt reisen würde.“

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           Die ersten Arbeitsphasen und Konzerte fanden in Weimar und Chicago statt, und
           schnell wurde das West-Eastern Divan Orchestra zu den wichtigsten internatio-
           nalen Festivals und in die bedeutendsten Konzertsäle eingeladen. Heute sind die
           Musikerinnen und Musiker regelmäßig bei den Festspielen in Salzburg und Lu-
           zern, den BBC Proms in London, im Wiener Musikverein, der Carnegie Hall, in
           der Mailänder Scala und im Centro Cultural Kirchner in Buenos Aires zu Gast.
           Die Arbeit des West-Eastern Divan Orchestra führte schließlich 2012 zur Grün-
           dung der Barenboim-Said Akademie und fünf Jahre später zur Eröffnung des
           Pierre Boulez Saals im ehemaligen Magazingebäude der Staatsoper Unter den
           Linden im Herzen Berlins. Seitdem sind die drei Institutionen vereint in ihrer
           Mission, die Musik zu einer Botin des Humanismus und der transkulturellen
           Verständigung zu machen – und die Vision Daniel Barenboims und Edward W.
           Saids weiterzutragen.

           Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

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Internet
Quelle:    Klassik.com 30.07.2021 (Internet-Publikation, Freiburg)

                                             AÄW:            11 €
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                    Rheingau Musik Preis 2020 geht nachträglich an
                    das West-Eastern Divan Orchestra und Dirigent
                    Daniel Barenboim

                     West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim (2013), © WolfD59 <

                    Wiesbaden, 30.07.2021. Das Rheingau Musikfestival zeichnet Anfang August nachträglich das
                    West-Eastern Divan Orchestra und dessen künstlerischen Leiter Daniel Barenboim mit dem Rhein-
                    gau Musikpreis aus. Durch die Pandemie wurde die Verleihung des Preises von 2020 aufgescho-
                    ben. Nun wird der Preis des Rheingau Musik Festivals Anfang August zum 27. Mal vergeben, ein
                    Jahr nach der geplanten Verleihung. Dem Festival liege es am Herzen, den Preis in dieser Krisen-
                    zeit noch zu verleihen, hieß es. Barenboim wurde dafür ausgewählt, da er "nicht nur einer der re-
                    nommiertesten Dirigenten und Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit [ist], sondern auch ein großer
                    Humanist, Freidenker und Visionär von unschätzbarem gesellschaftlichen Wert". Gerade die Mitbe-
                    gründung und Leitung des West-Eastern Divan Orchestra zeuge von seinem Engagement für Frie-
                    den und Völkerverständigung, so die Begründung weiter. Barenboims Glaube an die Kraft der
                    Kunst sei gerade in den aktuell herausfordernden Zeiten wichtig. Die hessische Kulturministerin An-
                    gela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen) nannte Barenboim zusätzlich "einen Mann mit Rückgrat, der
                    Herausforderungen mutig angeht – musikalisch ebenso wie gesellschaftlich". Die Auszeichnung ist
                    mit 10.000 Euro dotiert und wird im Kurhaus Wiesbaden verliehen.
                    Das West-Eastern Divan Orchestra wurde 1999 gegründet. Daniel Barenboim und der verstorbene
                    palästinensische Literaturwissenschaftler Edward Said riefen einen Workshop für junge Musiker ins
                    Leben, um den interkulturellen Dialog zu fördern. Sie benannten das Orchester und den Workshop
                    nach Johann Wolfgang von Goethes Gedichtsammlung „West-östlicher Diwan“, einem zentralen
                    Werk für die Entwicklung des Konzepts der Weltkultur. Die ersten Probensitzungen des Orchesters
                    fanden in Weimar und Chicago statt. Mittlerweile ist es Beispiel für zahlreiche ähnliche künstleri-
                    sche Unternehmungen. Israelis und Araber spielen in dem Klangkörper zusammen Seite an Seite
                    und bilden einen "Leuchtturm der Völkerverständigung".
                    Barenboim wurde 1942 in Buenos Aires geboren. Im Alter von 10 Jahren gab Barenboim sein ers-
                    tes internationales Konzert. Es folgten Auftritte in Paris 1955, London 1956, New York 1957 sowie
                    regelmäßige Tourneen durch Europa, die USA, Südamerika, Australien und Fernost. Ab 1967 war
                    er als Dirigent in London mit dem New Philharmonia Orchestra tätig, später ab 1969 auch in Berlin,
                    New York und Chicago. 1975 übernahm er die Nachfolge Georg Soltis als Dirigent des Orchestre
                    de Paris. Von 1973 bis 1989 war er Chefdirigent des English Chamber Orchestra und von 1987 bis
                    1989 künstlerischer Direktor der Opéra de la Bastille in Paris. 1981 debütierte er in Bayreuth mit
                    "Tristan und Isolde", 1988 übernahm er den "Ring des Nibelungen". Von 1991 bis 2006 war er
                    Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra, 1992 wurde Daniel Barenboim Generalmusikdirek-
                    tor der Berliner Staatsoper Unter den Linden, im Jahr 2000 „Chefdirigent auf Lebenszeit“ ihres Or-

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chesters, der Staatskapelle Berlin. Im Juni 2019 wurde nicht nur sein Vertrag mit der Staatsoper um
weitere fünf Jahre von 2022 bis 2027 verlängert, sondern er wurde auch Ehrendirigent der Berliner
Philharmoniker, die diesen Titel damit erstmals vergaben. In den letzten Jahren war Barbenboim
mehrfach wegen seines Führungsstils in den Schlagzeilen. Mehrere Musiker und Personen aus sei-
nem Umfeld hatten ihm u. a. Wutanfälle, Demütigungen, Machtspiele und Ausraster vorgeworfen.
Barenboim ist Schirmherr der Selbsthilfegruppe Musiker mit Dystonie der Deutschen Dystonie Ge-
sellschaft und initiierte die Gründung eines staatlich geförderten Musikkindergartens in Berlin. 2012
gründete er ebenfalls in Berlin eine Akademie für Nachwuchsmusiker aus dem Nahen Osten, die
Barenboim-Said-Akademie, die 2016 ihren Betrieb aufnahm.
Der Rheingau Musikpreis wurde durch das Rheingau Musik Festival initiiert und ist mit 10.000 Euro
dotiert. Das Preisgeld wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zur Verfügung
gestellt. Erstmals wurde der Preis im Jahr 1994 vergeben, in diesem Jahr wird die Auszeichnung
zum 27. Mal verliehen.
Die bisherigen Preisträger des Rheingau Musik Preises sind Volker David Kirchner (1994), Alexan-
der L. Ringer (1995), Gidon Kremer (1996), das Ensemble Recherche (1997), Toshio Hosokawa
(1998), Tabea Zimmermann (1999), Helmuth Rilling und die Internationale Bachakademie Stuttgart
(2000), das Artemis Quartett (2001), Michael Quast (2002), Peter Greiner (2003), die Deutsche Ge-
sellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin (2004), Niki Reiser (2005), Hugh Wolff (2006),
der Windsbacher Knabenchor mit Karl-Friedrich Beringer (2007), Heinz Holliger (2008), Christian
Gerhaher (2009), die Taschenoper Lübeck (2010), Bidla Buh (2011), die Lautten Compagney
(2012), Fazil Say (2013), Christoph Eschenbach (2014), Andreas Scholl (2015), Walter Renneisen
(2016), Enoch zu Guttenberg und die Chorgemeinschaft Neubeuern (2017), Yannick Nézet-Séguin
(2018) und Paavo Järvi mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen (2019). 2021 erhält der
Posaunist Nils Landgren den Rheingau Musikpreis.

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Internet
Quelle:    mdr.de 30.07.2021 (Internet-Publikation, Leipzig)

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                    Internationaler Orchesternachwuchs beweist sich
                    auf Berliner Bühnen
                    Young Euro Classic wurde im Jahr 1999 gegründet und versteht sich als
                    internationale Plattform für den Orchesternachwuchs. Während in der ersten
                    Festivalwoche vor allem Konzerte von Jugendensembles aus einer Nation auf dem
                    Programm stehen - aus Griechenland, Portugal, Spanien, Deutschland, Rumänien
                    u.a. - bestimmen anschließend international besetzte Ensembles den Spielplan.
                    Auch das Moritzburg Festival Orchester ist wieder dabei.

                       Beim Festival "Young Euro Classic" stehen bis zum 15. August Jugendorchester aus ganz Europa im Berliner Kon-
                       zerthaus auf der Bühne.
                       Bildrechte: MUTESOUVENIR Kai Bienert

                    Zeichen für Frieden und Toleranz
                    Young Euro Classic verfolgt ambitionierte kulturelle und künstlerische Ziele: Es möchte eine inter-
                    nationale Plattform für den Orchesternachwuchs sein, wo es zum Austausch von klassischen Mu-
                    siktraditionen und deren Entwicklungen kommen kann. Zugleich möchte das Musikfest ein Zeichen
                    für Frieden und Toleranz setzen. Dafür kommen jeden Sommer Jugendorchester aus aller Welt zu-
                    sammen und geben zweieinhalb Wochen lang Konzerte in Berlin. Für viele Musizierende, die eine
                    professionelle Karriere anstreben, zählen diese Auftritte im Konzerthaus am Berliner Gendarmen-
                    markt oder in der Philharmonie zu sehr prägenden Ereignissen.

                    Young Euro Classic befördert mit seinen Orchestern aus aller Welt die Wertediskussion. Das Or-
                    chester als utopisches Miteinander, als Gesellschafts- und Gemeinschaftsmodell der Teilhabe:
                    Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Hier wird auf höchstem Niveau von jungen Musiker_innen das
                    gepflegt, was die europäische Orchesterkultur seit Jahrhunderten auszeichnet.
                    Diese Idee multinationaler Jugendorchester führt Young Euro Classic auf Edward Said und Daniel
                    Barenboim zurück, die Ende der 90er das West-Eastern Divan Orchestra gründeten. Ziel war und
                    ist es, mit den Mitteln der Musik zu einer friedlichen Lösung arabisch-israelischer Konflikte beizutra-
                    gen.

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Das Moritzburg Festival Orchester als Gast
Bildrechte: MUTESOUVENIR Kai Bienert

Jan Vogler hat 1993 mit zwei gleichgesinnten Musikern das Moritzburg Festival gegründet. Dadurch ist er der Stadt
und damit auch dem Orchester sehr verbunden.
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Jedes Jahr im August werden nach einem strengen Auswahlverfahren etwa 50 Musikstudentinnen
und Musikstudenten aus aller Welt nach Moritzburg eingeladen, die dann das Moritzburg Festival
Orchester formieren. Bereits mehr als einmal ist das Orchester mit Erfolg bei Young Euro Classic
zu Gast gewesen. Am 13. August 2021 wird die diesjährige Formation Ludwig van Beethovens Tri-
pelkonzert für Violine, Violoncello, Klavier und Orchester (C-Dur op. 56) spielen. Zu hören sind Ke-
vin Zhu (Violine), Jan Vogler (Violoncello) und Mishka Momen Rushdie (Klavier) gemeinsam mit
dem jungen Orchester. Außerdem wird die Symphonie Nr. 2 C-Dur op. 61 von Robert Schumann
gespielt. Am Pult steht der Katalane Josep Caballé-Domenech, der seit 2018 Chefdirigent des Mo-
ritzburg Festival Orchesters ist.

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Jugendorchester aus aller Welt

Das Konzerthaus in Berlin beim Young Euro Classic 2019.
Bildrechte: Lars Reimann

Neben dem Schleswig-Holstein Festival Orchestra stehen das Jong Metropole (Niederlande) und
die LGT Young Soloists mit Ensemblemitgliedern aus 15 Nationen auf der Bühne. Außerdem sind
das Chelyabinsk Symphony Orchestra aus Russland zu hören. Mit Klassik meets Jazz geht die 22.
Ausgabe des Festivals der Jugendorchester zu Ende. Begleitet wird das Festival von einem Work-
shop für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren. Außerdem findet am 8. August ein Fa-
milientag statt. Wegen der pandemiebedingten verringerten Zuschauerplätze im Schauspielhaus
werden die Konzerte vom 5. bis 9. August auch kostenlos live auf den Gendarmenmarkt vor dem
Schauspielhaus übertragen, nur eine vorherige Anmeldung ist dafür nötig.

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           KULTUR                                                                                      SEITE 11 | SONNTAG 1. AUGUST 2021

           Aljinovic grätscht dazwischen
           Ein deutsch-französisches Jugendorchester eröffnet das Festival Young Euro Classic

           Geigerin Hyeyoon Park und Dirigentin Marzena Diakun. KAI BIENERT

           Von Volker Blech

           Die Stimmung vorm Konzerthaus ist voller Vorfreude, drinnen auf der Bühne wirkt
           ein Mitwirkender verunsichert. Unruhig rutscht Schauspieler Boris Aljinovic auf sei-
           nem Lehnstuhl hin und her. Erst kommt der Regierende Bürgermeister Michael Mül-
           ler von links auf die Bühne und macht Impfwerbung, wofür er Applaus erhält. Dann
           kommt Willi SteulEx-Intendant des Deutschlandradios, von rechts und erklärt vor
           der offiziellen Eröffnung, dass er die deutsche und französische Staatsbürgerschaft
           habe. Schließlich tritt Dirigentin Marzena Diakun zielstrebig ans Pult und will losle-
           gen. Aljinovic grätscht in letzter Sekunde dazwischen. Aber dazu später mehr.
           Es ist eine der bezaubernden Ideen des Festivals Young Euro Classic , neben natio-
           nalen Jugendorchestern aus aller Welt immer auch Kooperationen zu ermöglichen.
           Zur Eröffnung am Freitag präsentiert sich ein knapp 30-köpfiges Ensemble aus Mit-
           gliedern des Bundesjugendorchesters und des Orchestre Français des Jeunes. Der
           gemeinsame Weg ist das Ziel, zumal in Corona-Zeiten. Man ahnt einen Abend lang,
           wie engagiert sich jeder der jungen Musiker mit den Werken auseinandergesetzt hat
           und das Beste einbringen will. In den Werken französischer und deutscher Kompo-
           nisten wird nach Homogenität gestrebt.

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           Für das spontane Young Euro Classic Orchester erweist sich die 40-jährige polnische
           Dirigentin Diakun, die sich beim Orchestre Philharmonique de Radio France einen
           internationalen Namen gemacht hat, als genau die Richtige. Sie vermag es, die jun-
           gen Musiker mit klarer Zeichengebung mitzuziehen und an ihre gestalterischen
           Grenzen zu führen. Bei Jean-Philippe Rameau gefällt das federnde Miteinander.
           François-Joseph Gossecs Symphonie op. 4/4 gewinnt durch seine Stringenz, auch
           wenn das Adagio etwas unmotiviert dahinschwebt.
           Ähnlich ergeht es Moderator Boris Aljinovic, den wir als Schauspieler normaler-
           weise lieben. Er liest zwischendurch aus dem Briefwechsel von Voltaire und Fried-
           rich dem Großen, der aus der gleichen Zeit wie die gespielte Musik stammt. Die mo-
           ralischen Lektionen des preußischen Monarchen und des französischen Philosophen
           sind Folklore für Bildungsbürger, um die gemeinsame Aufklärung zu illustrieren. Im
           Konzerthaus wirkt es aus der Zeit gefallen.
           Der Widerspruch zwischen Beweihräucherung und ehrlichen Gefühlen tut sich auf,
           denn die jungen Musiker ringen im Jetzt um die Werke. Höhepunkt ist Felix Men-
           delssohn-Bartholdys Violinkonzert von 1822, bei dem die Koreanerin Hyeyoon Park
           auf virtuose Weise einen romantischen Ton vorgibt. Das sanfte Wechselspiel mit
           dem Orchester ist hervorhebenswert, alle ziehen an einem Strang. Am Ende des fast
           zweistündigen Abends gibt es viel Applaus.

           Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

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        F.A.S. - Feuilleton                                                                                        Sonntag, 01.08.2021

                                            Die Innereien von Bayreuth
           Die Wagner-Festspiele kehren zurück. Mit der ersten Dirigentin. Einem feministischen „Holländer“.
                                        Und virtuellem Drachentöten für alle.

        Applaus ist ein Geräusch, das so aufge­la­den ist mit Affek­ten, Wünschen und Bedürf­nis­sen, dass er
        genau­so schwer zu deuten sein kann wie die Kunst, auf die er folgt. Am vori­gen Sonn­tag, bei der
        Premie­re der Bayreu­ther Fest­spie­le 2021, bebte und lärmte der Saal nach dem letz­ten Ton des „Flie­gen­-
        den Hollän­ders“ minu­ten­lang. Weil die einen mit den Füßen stampf­ten und die ande­ren „Brava“ oder
        „Bravo“ riefen, je nach­dem, wer auf die Bühne kam. Und wieder andere buhten. Aber sie buhten nicht
        so laut und domi­nant, wie die ande­ren jubel­ten, und so ging das minu­ten­lang.

        Eigent­lich hatte man sich schon in der Sekun­de nach dem letz­ten, süßen, todes­se­li­gen Ton dieser Oper,
        als das Beben losging, gefragt, wer hier eigent­lich wen oder was genau feiern wollte. Ging es um Musik?
        Oder mehr darum, sie wieder mit ande­ren an diesem Ort hören zu dürfen? Zu viel war bei der Premie­re
        abseits der Oper im Spiel gewe­sen. Das ist zwar bei Richard Wagner immer so, aber dies­mal ging es in
        Bayreuth ausnahms­wei­se nicht um Fami­li­en­in­tri­gen, Onkel Wolf Hitler oder Beset­zungs­dra­men. Dieser
        „Hollän­der“ war einfach der erste Premie­ren­abend nach den ausge­fal­le­nen Fest­spie­len vom vergan­ge­-
        nen Jahr, als hier in Bayreuth wegen Covid gar nichts ging.

        Abge­hal­ten werden die Fest­spie­le 2021 unter strik­ten Hygie­ne- und Regis­trie­rungs­re­geln, auch, was
        Chor und Orches­ter angeht: Die Musi­ke­rin­nen und Musi­ker tragen Maske, der Chor singt hinter der
        Bühne. In den Saal darf nur die Hälfte des Publi­kums. Das ist zwar immer noch eng, je länger es dauert,
        aber nicht mehr ganz so sagen­um­wo­ben stickig und schlimm für den Rücken, und wem da was fehlte
        vom Mythos Bayreuth, konnte sich ja mit der zuge­las­se­nen Zuschau­er­zahl von 911 trös­ten, das ist auch
        so eine sagen­um­wo­be­ne deut­sche Zahl.

        Es gab also wieder Oper in den Bayreu­ther Moto­ren­wer­ken der Wagner-Anbe­tung, nach­dem sie ein
        Jahr still­ste­hen muss­ten. Es gab eine Wieder­auf­nah­me der „Meis­ter­sin­ger“ von 2017. Und den „Tann­-
        häu­ser“ in Tobias Krat­zers gefei­er­ter Regie von 2019. Den komplet­ten „Ring“ hatte der finni­sche Diri­-
        gent Pieta­ri Inki­nen eigent­lich schon im vergan­ge­nen Jahr auf die Bühne brin­gen sollen, er ist auf 2022
        vertagt worden. In diesem Jahr werden trotz­dem alle vier Teile neu, aber anders zu sehen und hören
        sein, und zwar an einem Tag: Es beginnt als Puppen­spiel­ad­ap­ti­on des „Rhein­gold“-Stoffs von Gordon
        Kampe und Paulus Hoch­gat­te­rer im Park des Fest­spiel­hau­ses und endet dort wieder mit einer Instal­la­-
        ti­on der japa­ni­schen Künst­le­rin Chiha­ru Shiota; Für die Zeit der Fest­spie­le hat sie die „Götter­däm­me­-
        rung“ in ein riesi­ges blut­ro­tes Geflecht aus Schick­sals­fä­den verwan­delt, in dem dann auch gleich die
        Kinder herum­klet­ter­ten, kaum war es aufge­stellt.

        Zwischen den Puppen und dem Schick­sals­klet­ter­ge­rüst liegt der einzi­ge so gut wie herkömm­li­che vorge­-
        tra­ge­ne Teil des Rings: eine konzer­tan­te „Walkü­re“, diri­giert von Pieta­ri Inki­nen, in Farben umge­setzt
        vom Akti­ons­künst­ler Hermann Nitsch und dessen Team (später mehr). Für die Pausen der „Walkü­re“
        hat wieder­um der Multi­me­dia-Regis­seur Jay Scheib den „Sieg­fried“ in ein Virtu­al-Reali­ty-Spiel verwan­-
        delt. Damit wäre der Zyklus dann komplett: Wer will, kann wie der Titel­held den Drachen töten, und
        deswe­gen sah man am Premie­ren­don­ners­tag in klei­nen Boxen vor dem Fest­spiel­haus Damen in Abend­-
        klei­dern und Herren in Smoking, die mit der „VR“-Brille vor den Augen mit einem Schwert fuch­tel­ten,
        das nur sie sehen konn­ten. Doch so sehr sie auch fuch­tel­ten und tricks­ten, der Drache stirbt in diesem
        Spiel immer auf die glei­che Weise. Und das war mögli­cher­wei­se auch ein subti­ler Kommen­tar auf die
        ewigen Bayreu­ther Diskus­sio­nen, ob sich Regie und Diri­gat dem Geist des Meis­ters genug unter­wor­fen
        hatten.

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        „Meis­ter“: So hatte Oksana Lyniv bei der Auftakt-Pres­se­kon­fe­renz (im Zoom-Call) Wagner genannt.
        Viel­leicht wollte sie da ein beru­hi­gen­des Signal abge­ben. Obwohl sie das nicht nötig hat, wie ihr „Flie­-
        gen­der Hollän­der“ am Premie­ren­sonn­tag dann zeigte. Der war eine Premie­re nicht nur nach einjäh­ri­-
        ger, sondern nach hundert­fünf­und­vier­zig­jäh­ri­ger Warte­zeit: Denn so lange hatte es gedau­ert, bis die
        erste Frau im Graben von Bayreuth diri­gie­ren durfte.

        Eigent­lich ein Tag der klein­lau­ten Scham für Bayreuth, aber ande­rer­seits natür­lich nicht. Wie viel
        deshalb vom Applaus und dem Fußstamp­fen die Erleich­te­rung darüber gewe­sen sein mag, dass
        Bayreuth nicht nur 2021 wieder statt­fin­den durfte, sondern auch das 21. Jahr­hun­dert dort endlich
        ange­kom­men war: Das war also nur schwer zu deuten. Wobei die Bayreu­ther Fest­spie­le natür­lich schon
        seit Langem von einer Frau gelei­tet werden, Katha­ri­na Wagner. Seit 2015 tut sie es allein, und inzwi­-
        schen zeigt sich deut­lich, wie das in sich gekehr­te Bayreuth sich seit­her der Gegen­wart geöff­net hat. In
        der Kommu­ni­ka­ti­on mit der Außen­welt, in den künst­le­ri­schen Entschei­dun­gen. Aber auf eine Diri­gen­-
        tin hat man trotz­dem zu lange warten müssen, hier.

        Oksana Lyniv hatte an diesem also histo­ri­schen, wenn auch etwas pein­li­chen Abend ein Früh­werk
        Wagners über einen Mann diri­giert, der sich mit den Mäch­ten des Schick­sals anlegt. Und am Ende
        erlöst wird, weil sich eine Frau für ihn opfert. So geht die Geschich­te vom „Flie­gen­den Hollän­der“
        eigent­lich. Der Regis­seur Dmitri Tcher­nia­kov hatte aus dieser männer­se­li­gen, männer­pro­blem­be­las­te­-
        ten, männer­fan­ta­sie­be­feu­er­ten Wagner-Oper aber mit deut­li­chen Eingrif­fen eine weib­li­che Selbst­er­-
        mäch­ti­gung gemacht. Sodass am Ende nicht Senta in die Wellen geht, damit der zum ewigen Segeln
        verdamm­te Hollän­der endlich seinen Frie­den findet: Der Hollän­der selbst stirbt. Er wird erschos­sen.

        Die erste Frau am Pult von Bayreuth diri­giert eine Regie, die Wagners chro­ni­sches Frau­en­op­fer zum
        Seelen­heil der Männer umdeu­tet als Geschich­te einer Frau, die nicht heimisch werden, sondern aufbre­-
        chen will, raus aus ihrer miesen Hafen­stadt, raus aus der männ­li­chen Projek­ti­on. Das hatte schon etwas
        von Geis­ter­aus­trei­bung. Ziem­lich über­rum­pelt stand man da und klatsch­te und lachte über diesen
        move. Ganz sicher galt vom Jubel des Premie­ren­abends also eine Menge der Diri­gen­tin Oksana Lyniv,
        und sicher war da auch klamm­heim­li­che Freude über Tcher­nia­kovs Regie zu spüren, der sich den „Flie­-
        gen­den Hollän­der“ so zurecht­ge­bo­gen hatte, dass in einer Wagner-Oper am Ende ausnahms­wei­se
        einmal nicht die Frau die Verlän­ge­rung männ­li­cher Ambi­tio­nen sein muss. Solche Umdeu­tun­gen sind
        zwar schwie­rig in der Zentra­le des Wagner-Kults in Bayreuth. Aber ande­rer­seits, welcher Hard­core-
        Wagne­ria­ner hätte sich nicht schon mal gewünscht, dass Senta über­lebt?

        Ziem­lich viel von diesem Applaus war deswe­gen Begeis­te­rung über Asmik Grigo­ri­an gewe­sen, the girl
        who lived. In ihrem umwer­fen­den Auftritt als Senta hatte die Litaue­rin auch das Unstim­mi­ge und
        Erzwun­ge­ne der Insze­nie­rung aufge­löst. Denn auch wenn sich die Dyna­mik dieses Fami­li­en­alb­traums
        sofort erschloss, erzählt Wagners Musik hin und wieder trotz­dem eine andere Geschich­te. Was zu
        kogni­ti­ven Disso­nan­zen führte, die Asmik Grigo­ri­an aber einfach von der Bühne fegte. Nicht nur mit
        ihrem Sopran, sondern auch mit ihrer schau­spie­le­ri­schen Präsenz, die selten in der Oper ist, wo es oft
        über aufge­ris­se­ne Augen und rudern­de Arme nicht hinaus­geht. Grigo­ri­an aber zeigt allein damit, wie sie
        da steht als Senta, dass es so für sie bestimmt nicht laufen wird, egal, was die ande­ren singen (Georg
        Zeppen­feld als Daland, John Lund­gren als Hollän­der, Eric Cutler als ein umwer­fen­der Erik.)

        Wie untrenn­bar der Erfolg dieser „Hollän­der“-Umdeu­tung 2021 davon abhing, dass Grigo­ri­ans Senta
        alles andere mitrei­ßen würde, konnte man dann auch beim Applaus sehen: als sich der Regis­seur und
        sein Star am Bühnen­rand in die Arme fielen und gar nicht mehr loslas­sen woll­ten, während der Saal
        rollte und bebte. Und auch wenn trotz­dem gebuht wurde, wann immer sich Tcher­nia­kow zeigte: Den
        Regis­seur zu schmä­hen, aber seinen Star anzu­be­ten, war ein perfor­ma­ti­ver Wider­spruch. Asmik Grigo­-
        ri­an zu feiern bedeu­te­te dies­mal nichts ande­res als Tscher­nia­kows Umdeu­tung gutzu­hei­ßen. Sie hat
        gezeigt, dass diese Vari­an­te in den Noten Wagners liegt, und wenn es nur mit der Idee beginnt, dass die
        Geschich­te eines Kapi­täns, der verflucht ist, so lange über die Meere zu segeln, bis er die Treue einer
        Frau findet, eben auch die Geschich­te einer jungen Frau ist, die aus ihrer öden Hafen­stadt weg will und
        in diesem Hollän­der mit seinem Größen­wahn nur das Ticket zur Flucht erkennt.

        Der ausge­trie­be­ne Geist kehrt mit dem Akti­ons­künst­ler Hermann Nitsch am „Walkü­ren“-Donners­tag
        dann aber für ein paar Stun­den wieder zurück. Jeden­falls auf die Bühne, wo Nitschs Team zum respekt­-
https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467401/41                                                                2/3
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        vol­len Diri­gat Pieta­ri Inki­nens Farbe auf dem weißen Boden und den Wänden verschüt­tet. Nitsch leitet
        seine Leute per Funk dabei an, die also gossen, schüt­te­ten und schmier­ten, während Wotans Zwil­lin­ge
        Sieg­mund (Klaus Flori­an Vogt) und Sieg­lin­de (Lise David­sen) im Inzest den Helden Sieg­fried zeugen.
        Was die Pläne des Götter­va­ters (Tomasz Koniecz­ny) stört, sich den Ring zurück­zu­ho­len. Und mal
        wieder damit endet, dass eine Frau, Brünn­hil­de (Iréne Thorin) für das Chaos der Ambi­tio­nen büßen
        muss.

        Zu versu­chen, das ganze Schwarz und Orange und Blau und Blut­rot mit dem Drama der Oper zu verbin­-
        den, endete aber in Ermü­dung. Darüber, sich stun­den­lang die in Farbe verwan­del­ten Inne­rei­en des
        Wagner-Vereh­rers Nitschs anschau­en zu müssen. Ermü­dung auch über diese Idee einer Kunst als
        Gottes­dienst am Genie. Sie wirkt im lang­sam, aber sicher erneu­er­ten Bayreuth von heute einfach wie
        von vorvor­ges­tern. Tobias Rüther

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        F.A.Z. - Feuilleton                                                                                        Montag, 02.08.2021

                                                 Mit Schiff und Schwert
        Kann man Richard Wagners Oper „Tristan und Isolde“ Zehnjährigen zumuten? Man
        kann, wie die Bayreuther Festspiele zeigen. Das Publikum macht mit und verstrickt sich
        spielend in Tragik.

        Die Kajüte von Isolde und Bran­gä­ne hat eine Mini­bar, ziem­lich cool: ausfahr­ba­res Roll­re­gal mit
        Beleuch­tung. Darin aller­lei Flakons mit farbi­gen Drinks, softes Zeug und harte Sachen. Man kann
        davon hops­ge­hen. Bran­gä­ne fragt: „Den Todes­trank willst du mit Tris­tan trin­ken?“ Darauf Isolde:
        „König Marke kann sich die Hoch­zeit abschmin­ken.“ Man redet hier offen­bar schon in Reimen, bevor
        man den Stoff runter­ge­kippt hat. Und nun kommt der parti­zi­pa­ti­ve Teil der Show.

        Im Bayreu­ther Kino Reichs­hof sitzen nämlich, hoch­pro­zen­tig konzen­triert, zwei Schul­klas­sen mit
        knapp zehn­jäh­ri­gen Kindern, die zumin­dest eine Ahnung von den bewusst­seins­ver­än­dern­den Wirkun­-
        gen der Tunken und Tink­tu­ren haben. Bran­gä­ne (Simone Schrö­der) fragt sie: „Am Ende haben wir zwei
        Leichen. Soll ich ihnen wirk­lich diesen Todes­trank reichen?“ Ist ja klar, dass das keiner wollen kann,
        der sich nicht zuvor Richard Wagners Tris­tan­chro­ma­tik intra­ze­re­bral inji­ziert und sich mit Scho­pen­-
        hau­ers „Welt als Wille und Vorstel­lung“ iden­ti­fi­ziert hat. Also gibt’s statt­des­sen den Liebes­trank beim
        Captain’s Cock­tail mit Tris­tan. Am bösen Ende ändert das nichts.

        Für die Reihe „Wagner für Kinder“ bei den Bayreu­ther Fest­spie­len haben Markus Latsch und Dennis
        Krauß zusam­men mit Katha­ri­na Wagner „Tris­tan und Isolde“ bear­bei­tet, sicher­lich neben „Parsi­fal“ die
        schwers­te Aufga­be, die Wagners Werk für kind­ge­rech­te Bear­bei­tun­gen bereit­hält. Die Frage lautet ja
        nicht nur, wie, sondern ob man Kindern über­haupt etwas von den eroti­schen Verhei­ßun­gen des Paar­-
        sui­zids erzäh­len sollte, von den Erlö­sungs­ver­spre­chen einer ewigen Nacht jenseits des Lebens, vom
        Eins­wer­den mit dem Dunkel des Nichts.

        Das passiert hier auch nicht. Es geht darum, dass Tris­tan und Isolde sich lieben, aber nicht heira­ten
        dürfen, weil Isolde schon mit Tris­tans Freund, König Marke, verhei­ra­tet ist. Eigent­lich wollen die
        beiden bloß in Frie­den zusam­men leben, nicht zusam­men ster­ben. Bei Prin­zen, Prin­zes­sin­nen, Köni­gen,
        Rittern, Liebe und so sind Kinder natür­lich Exper­ten. Und sie merken gar nicht, wie das Stück sie in
        eine Falle führt. Denn nach­dem sie alle gegen den Todes­trank waren, fragt sie gegen Ende König Marke
        – und er ist wirk­lich ein König mit seinen Löwen­löck­chen und seinem bauch­fell­far­be­nen Samt­leib­chen
        – ganz gutmü­tig: „Aber Tris­tan hat mich hinter­gan­gen. Soll er jetzt noch mein Freund sein?“ Beson­ders
        die Jungen im Publi­kum, die so ihre Erfah­run­gen mit Freun­den haben, sagen entschie­den: „Nein!“

        Buch und Regie brin­gen die Kinder in die tragi­sche Zwick­müh­le, das Gute zu wollen und das Böse zu
        bewir­ken. Das ist eine ernste Dimen­si­on, die man dem märchen­haf­ten Bühnen­bild von Johan­na Meyer
        mit Schiffs­mast, Bord­wand und Festungs­turm nicht mehr sofort zutraut, wenn man durchs Gegen­-
        warts­thea­ter für Erwach­se­ne verzo­gen worden ist. Aber auch mit Schiff und Schwert, ganz märchen­haft,
        lassen sich ziem­lich vertrack­te Geschich­ten erzäh­len, die einem das Herz wie den Kopf zerbre­chen
        können. Fantas­tisch ist dabei, dass die Kinder Wagners Musik für Gesang und Orches­ter in der gut
        einstün­di­gen Fassung von Marko Zdra­lek auch zu hören bekom­men. Bei dieser Musik mit ihrer sehn­-
        suchts­voll schwan­ken­den Tona­li­tät hörend das Ruder in der Fahr­rin­ne zu halten verlangt eine Menge
        Übung. Sehr geschickt wurde das Vorspiel zu einem Melo­dram für König Marke einge­rich­tet. Der Diri­-
        gent Azis Sadi­ko­vic lässt die drei­ßig Musi­ker des Bran­den­bur­gi­schen Staats­or­ches­ters Frank­furt (Oder)
        an den Ferma­ten so lange pausie­ren, dass Jens-Erik Aasbø Schritt für Schritt in die Fabel einfüh­ren
        kann. Den Tris­tan singt, mit sicht­li­chem Vergnü­gen, kein Gerin­ge­rer als Stephen Gould, der ihn zuletzt
        auch auf der Bühne des Fest­spiel­hau­ses gesun­gen hatte und der am selben Abend als Tann­häu­ser
        wieder auf der Bühne steht.

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        Kelly God bietet den Kindern „Isol­des Liebes­tod“ in voller Länge. Das alles ist durch­aus eine Zumu­tung,
        eine wunder­schö­ne, die auf keinen Fall unter­blei­ben sollte. Zum schönst­in­stru­men­tier­ten H-Dur-
        Schluss­ak­kord der Musik­ge­schich­te finden sich Tris­tan und Isolde hinterm Vorhang – im Jenseits,
        sonnen­klar – als monu­men­ta­le Schat­ten­ris­se Hand in Hand zusam­men. Endlich sind sie Braut und
        Bräu­ti­gam. Und wenn sie nicht gestor­ben wären, lebten sie noch heute. Jan Brach­mann

        Bayreu­ther Fest­spie­le

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       Sonntag, 01.08.2021, Tagesspiegel / Kultur

       Wenn Wünsche immer irrer werden
       Singen, klatschen, lärmen: Zwei Kinderopern bei den Bayreuther und Salzbur-
       ger Festspielen mit „Tristan“ und „Der Fischer und seine Frau“
       Von Eleonore Büning

       Nach wie vor sind die Wiener Philharmoniker das sommerliche Hausorchester der Salzburger
       Festspiele. Zum Glück. Restlos glücklich, wer die Wiederaufnahme-Premiere der „Elektra“ in
       der Felsenreitschule miterlebt hat. Es ist dies ein blutiges Stück, ohne Ausweg, ohne Moral,
       nichts für Kinder. Und doch ist die Orchestersprache, die Richard Strauss benutzt, um in die Ab-
       gründe der Atriden-Seelen hinabzusteigen, voller Wärme, Licht und Menschlichkeit. All der
       Schlachtenlärm wird, dank Franz Welser-Möst am Pult, leicht. Man hört das Mitleid heraus, in
       den Holzbläserkantilenen. Man hört die Hunde bellen, in den Hörnern. Und man wünscht sich,
       wenn man den schonungslosen Wahrheiten lauscht, die Elektra und Chrysothemis, die beiden
       Schwestern, einander klagen, dass es wenigstens dieses eine Mal bitte anders ausgehen möchte.

       Die Wiener Philharmoniker legen, wie jedes große Orchester heutzutage, auch ein Programm
       für die Jüngsten auf, die noch daran glauben, dass Wünschen helfen kann. Zur Hundertjahrfeier
       der Festspiele in Salzburg haben sie eine ihrer Kinderopern-Komponistinnen mitgebracht, Eli-
       sabeth Naske bringt das Musikmärchen „Der Stern, der nicht leuchten konnte“ zur Urauffüh-
       rung. Die neue Salzburger Programmschiene „Jung und jede*r“ präsentiert neben Theaterstü-
       cken und Konzerten drei Musiktheaterstücke.

       Das Erfolgskinderstück „Gold!“ vom niederländischen Komponisten Leonard Elvers ist ein
       Lehrstück in Sachen Bescheidenheit. Man braucht dafür nur Licht und ein Stück Stoff als Büh-
       nenbild, eine gute Schlagzeugerin und einen sportlichen Tenor. Er erzählt, teils gesprochen,
       teils gesungen, teils getanzt, eine Low-Budget-Version des Märchens vom Fischer und seiner
       Frau und spielt alle Rollen: Ist zugleich der Fisch und der Fischer, aber auch die Frau und das
       Kind des Fischers. Jan Petryka macht das virtuos. Das Libretto ist sophisticated, da reimt sich
       Mangosaft auf fabelhaft.

       Einige Kinder lauschen mit offenem Mund. Andere können den Blick nicht wenden von Vivi Vas-
       sileva und all den schimmernden Instrumenten, aus denen sie Meereswellen und Mondnächte
       zaubert, Geräusche und Musikbilder. Jedes Mal, wenn ein neuer Wunsch auftaucht, den der
       Fisch erfüllen soll, spielt sie auf dem Marimbaphon ein diatonisches Leitmotiv. Als die Wünsche
       irrer werden, das Meer wilder, dröhnt die große Trommel, kommt es zu Sturmböen, die Kinder
       klatschen und lärmen mit. Ein großer Spaß.

       Bei den Festspielen in Bayreuth sind sie da schon einen Schritt weiter. Normalerweise sitzen die
       Kinder schon fast mit im Bühnenbild, so dicht rückt ihnen die Musik auf den Pelz. Auch der Di-
       rigent, Chor und Orchester sind integriert. Außerdem spielt man ganze Wagneropern, gesungen
       von echten Wagnersängern, wie sie auch im Festspielhaus auf der Bühne stehen, mit all den
       schönen Stellen, die überwältigen und eine Gänsehaut erzeugen. Das ist Konzept, das macht
       auch den Vorbildcharakter der Bayreuther Kinderoper aus: Für die Kinder nur das Beste, Echte,
       ohne kindgerechte Verniedlichung, ohne erhobenen Zeigefinger! Doch diesmal springt der

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       Funke nicht recht über. Das liegt daran, dass die Neuproduktion des Nachtstücks „Tristan und
       Isolde“ aus Coronagründen verlegt werden musste von der Probebühne in das alte Reichshof-
       Kino, mit viel Luft zwischen Kind und Musik. Eine verfremdende, abstrakte Guckkasten-Situa-
       tion. Das Brandenburgische Staatsorchester, unter Leitung von Azis Sadikovic, spielt versteckt
       auf dem Balkon, hinter dem Rücken des jungen Publikums.

       Auch das mobile Bühnenbild, bei dem sich das Schiffsdeck im Handumdrehen in König Markes
       Burg verwandelt und für Held und Heldin ausziehbare Liebeslotterbetten bereit stehen, verfehlt
       seinen Zweck. Alles zu weit oben, zu weit weg. Wundersam schmiegen sich die Knittelverse der
       neuen Textfassung ein in die Musik. Kelly God, im großen Festspielhaus eine der Walküren, ist
       hier eine strahlende Isolde, singt herrlich, rollt zornig die Augen und wirft mit toten Fischen
       nach den Seeleuten. Stephen Gould, stattlicher Tristan mit güldenen Sauerkrautlocken,
       schmachtet sie filmreif an. Simone Schröder gibt wieder einmal volltönend die treusorgende
       Brangäne, Kay Stiefermann einen trompetenstarken Kurwenal. Und doch blieb die Personen-
       führung von Dennis Krauß hölzern. Höchst lebendig dagegen die Stimmbildungs-Tipps im Pro-
       grammheft: mit Noten und der Aufforderung, doch mitzumachen in einem Kinderchor: „Nu nu
       nu! Moi moi moi! Liebestrank! Liebestrank!“. Eleonore Büning

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           KULTUR                                                                                         SEITE 9 | MONTAG 2. AUGUST 2021

           „Ich bin ein Zweckoptimist“
           Impfungen seien eine Voraussetzung für Großveranstaltungen, sagt der Berliner Festivalorganisator Ger-
           hard Kämpfe

           Gerhard Kämpfe ist Intendant des Kurt-Weill-Fests in Dessau und leitet die Jüdischen Kulturtage in Berlin. Maurizio Gam-
           barini FUNKE Foto Services

           Von Volker Blech

           Derzeit bereitet er das Kurt-Weill-Fest in Dessau vor, das am 27. August eröffnet
           wird. Im November folgen die Jüdischen Kulturtage in Berlin . Normalerweise ist
           Gerhard Kämpfe Berlins großer Festivalmacher, aber in der Pandemie musste der
           frühere Musikproduzent das Classic Open Air auf dem Gendarmenmarkt und die
           Pyronale absagen.
           Herr Kämpfe, Sie gehören zu den Festivalchefs, die drinnen und draußen planen.
           Was bewegt Sie angesichts der Entwicklungen und Auflagen?
           Gerhard Kämpfe Es ist grundsätzlich kompliziert, Open-air-Veranstaltungen zu ma-
           chen, weil das Wetter immer ein Risikofaktor ist. Aber in der Pandemie ist es dop-
           pelt schwierig, weil es Unterschiede in der Platzierung für drinnen und draußen gibt.
           Was sage ich einer sechsköpfigen Familie, die plötzlich auseinander sitzen soll? Es
           stellt sich die Frage, wie die drei Gs – geimpft, genesen oder getestet – kontrolliert
           werden. Es ist viel mehr Aufwand erforderlich. Auf der anderen Seite müssen wir
           alle Möglichkeiten finden, um Konzerte jeder Art zu veranstalten.
           Ihr Festival Classic Open Air auf dem Gendarmenmarkt ist erneut ausgefallen, statt-
           dessen sind jetzt Open-air-Übertragungen aus dem Konzerthaus für maximal 500
           Besucher angekündigt. Ab wie vielen Besuchern lohnt sich für Sie das Geschäft?

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           Die Bespielung des Gendarmenmarkts ist extrem aufwendig. Wir brauchen mindes-
           tens 2300 bis 2500 zahlende Gäste, um bei Plusminus Null zu sein. Mit 1700 Besu-
           chern, die wir nach geltenden Auflagen haben könnten, würden wir jeden Abend viel
           Geld verlieren. Bei den Jüdischen Kulturtagen, die im November stattfinden, ist die
           Situation eine andere, weil wir drinnen spielen und von der Jüdischen Gemeinde und
           dem Kultursenat finanziert werden. Die Veranstaltungen finden mit Auflagen in der
           Synagoge Rykestraße oder im Renaissance-Theater statt.
           Ihr Kurt-Weill-Fest in Dessau lassen Sie verstärkt als sommerliches Open-air
           stattfinden?
           Wir haben in den ersten Lockdown-Situationen zusammen gesessen und darüber
           nachgedacht, was in der üblichen Festivalzeit im Februar und März möglich sein
           wird. Wir haben dann fünf Konzerte aus dem Bauhaus Dessau gestreamt, was eine
           interessante Erfahrung war. Aber das Live-Publikum fehlte. Den Schwerpunkt mit
           28 Konzerten haben wir auf August und Anfang September gelegt. Die meisten
           Konzerte sind open-air.
           Aber einen Standort im Freien neu zu bespielen ist doch schwieriger als einen eta-
           blierten Konzertsaal?
           Das stimmt. Im Theater gibt es eine Bühne, Technik, Bestuhlung und Toiletten.
           Beim Open-air muss ich das alles erst organisieren. Problematisch sind in der Pande-
           mie Großveranstaltungen mit stehendem Publikum. Nehmen wir die Pyronale, bei
           der wir 12.000 Sitzplätze haben, darüber hinaus aber 30.000 Leute stehen können.
           Man muss alle kontrollieren, ob sie geimpft, genesen oder getestet sind. Man kann
           auch keine Kreise auf den Boden zeichnen, in denen das Publikum stehen darf.
           Wann wird es wieder Großveranstaltungen geben?
           Ich bin ein Zweckoptimist, ansonsten hätte ich den falschen Beruf. Ich denke, dass
           wir im nächsten Jahr Großveranstaltungen erleben werden. Wir planen sowohl Clas-
           sic Open Air als auch die Pyronale. Ich glaube an die Vernunft der Menschen, sich
           impfen zu lassen. Erst dann wird im Bereich der Großveranstaltungen vieles wieder
           möglich sein.
           Das Dessauer Festival hat das ziemlich politische Motto „Wo ist Heimat?“. Was ist
           Ihre persönliche Antwort?
           Wir diskutieren das Motto, seitdem wir es gewählt haben. Wir sind davon ausgegan-
           gen, dass Kurt Weill exemplarisch für viele Künstler im vorigen Jahrhundert sein
           Heimatland Deutschland verlassen musste. Aus Paris musste er auch wieder weg, als
           die Nazis kamen. Er ging nach New York. Kurt Weill sagte später klar und deutlich,
           dass er Amerikaner sei. Für viele Emigranten war es eine wichtige Frage: Ist das
           jetzt meine neue Heimat oder zerreißt mich das Heimweh? Für mich ist Heimat dort,
           wo ich liebe und geliebt werde.

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           Wer tritt beim Kurt-Weill-Fest in Dessau auf?
           Schauspieler Axel Prahl kommt mit seiner Band und hat sich extra Weill-Titel aus-
           gesucht. Der erfolgreichste deutsche Elektronik-Künstler Schiller hat auch sofort ja
           gesagt und wird den Komponisten neu interpretieren. Katharina Mehrling und Barrie
           Kosky machen einen Weill-Abend.
           Von den Jüdischen Kulturtagen ist bislang nur das Datum bekannt. Wie weit sind
           Ihre Planungen?
           Im Planungsbereich haben wir das Glück im Unglück. Dadurch, dass wir im vergan-
           genen Jahr die Jüdischen Kulturtage absagen mussten, haben wir viele der Künstler
           und Künstlerinnen in diesem Jahr. Sie sind uns verbunden. Dank des Vorstands der
           Jüdischen Gemeinde zu Berlin und des Kultursenators Klaus Lederer waren wir in
           der Lage, wenigstens Ausfallhonorare zu zahlen. Das war nicht nur eine ökonomi-
           sche Frage für die Künstler, sondern auch eine psychologische.

           Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

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       Montag, 02.08.2021, Tagesspiegel / Kultur

       Mehr Staatsziel, mehr Existenzgeld
       Nach dem Lockdown ist vor der Bundestagswahl: Was steht der Kultur in der
       nächsten Legislaturperiode bevor? Ein Blick in die Programme der großen
       Parteien
       Von Anna Thewalt

                                                                                                                  © Imago

               Im Zauberberghain. Die Pandemie hat gezeigt, wie prekär Kulturarbeit ist, nicht nur in den Clubs. Viele Parteien ge‐
                                               hen explizit auf die Corona-Erfahrungen ein.

       Wer sich die Wahlprogramme der Parteien durchliest, tut dies unweigerlich vor dem Hinter-
       grund der Pandemie. Das gilt auch bei der Kulturpolitik. Kunst sei „die weitere, unbescheide-
       nere Liebe“, schrieb Rainer Maria Rilke – doch im Lockdown wurde die Kultur nicht selten zur
       verschmähten Liebe. Die harten Monate für die Branche finden durchaus Erwähnung in den
       Programmen, einige knüpfen Forderungen explizit an diese Erfahrung. Was planen die Parteien
       für die Kultur, wo setzen sie Akzente, wo finden sich Gemeinsamkeiten? Eine Übersicht, in der
       Reihenfolge der Wahlergebnisse von 2017.

       CDU/CSU

       Die Union plant in erster Linie ein großes „Weiter so“. Nach 16 Jahren Regierungsverantwortung
       wäre alles andere auch verwunderlich. Der erste Satz gibt oft den Ton vor, im Kultur-Abschnitt
       bei der Union lautet er: „Kultur ist wichtiger Standortfaktor“. Im Vordergrund stehen also die
       wirtschaftlichen Belange. Um die Lage der Kreativen zu verbessern, möchten CDU und CSU die
       Künstlersozialkasse stärken, indem sie die Unterstützung bei den Kranken- und Pflegeversiche-
       rungskosten auch dann garantieren, wenn eine selbstständige, nichtkünstlerische Nebentätig-
       keit ausgeübt wird. In der Corona-Zeit war das für viele KSK- Mitglieder zum Problem geworden.

https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476793/18-19                                                                 1/4
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       Auch soll geprüft werden, ob die Arbeitslosenversicherung für Kulturschaffende erweitert wer-
       den kann. Die Union möchte Kultureinrichtungen dabei unterstützen „ihren ökologischen Fuß-
       abdruck deutlich“ zu verkleinern – die Grünen wollen das auch. Die Film-, Musik-, Literatur, Ver-
       lags- und Games-Förderung von Bund, Ländern und der Filmförderanstalt soll fortgeführt und
       stärker aufeinander abgestimmt werden.

       Die Union erwähnt eigens die Bedeutung der deutschen Sprache als schützenswertes Gut, „alte
       Bräuche, Trachten und Volkstänze sowie heimatliches Liedgut“ will sie pflegen und erhalten.
       Für die Erinnerungskultur bleibt die Aufarbeitung der NS-Zeit und SED-Diktatur eine „dauer-
       hafte Aufgabe“. Gefordert werden auch für mehr Provenienzforschung sowie die Beschäftigung
       mit dem Kolonialismus.

       SPD

       Die SPD betont zu Beginn den dialogischen Charakter der Kultur: „Kultur ist lebensnotwendig,
       als Inspirationsquelle und Katalysator von Debatten“. Die Sozialdemokraten wollen die Diskus-
       sion über einen „neuen Kulturkonsens“ anstoßen, die kulturpolitischen Spitzengespräche zum
       „bundesweiten Kulturplenum“ weiterentwickeln und die Kultur als Staatsziel im Grundgesetz
       verankern. Vor vier Jahren waren die Linken noch allein mit der Forderung, inzwischen haben
       sich SPD, FDP und Grüne angeschlossen. Ein seltsamer Widerspruch zur Vernachlässigung des
       Kulturbereichs etwa bei den Debatten zum Infektionsschutzgesetz.

       Mit den Grünen und den Linken gibt es viele Anknüpfungspunkte. Wie die Linke verspricht die
       SPD Mindestgagen für Freischaffende. Auch möchte sie auf eine geschlechtergerechte und di-
       verse Verteilung in Gremien, Jurys und bei Führungsposten achten, anders als bei den Grünen
       ist aber nicht die Rede von einer Quote.

       Da die Coronakrise den Bedarf an digitalen Angeboten gezeigt habe, soll die Vernetzung von Ak-
       teuren aus Medien, Kultur und Bildung vorangetrieben werden, ebenso die Digitalisierung von
       Mediatheken. Wichtig ist den Gründen der internationale Austausch im Sinne der europäischen
       Werte. Der „Umgang mit kolonial belastetem Sammlungsgut in Museen“ soll sich ändern , die
       postkoloniale Erinnerungskultur gefördert werden. Von großer Bedeutung bleibt weiterhin die
       Aufarbeitung der NS-Verbrechen und der SEDDiktatur. Da immer weniger NS-Zeitzeugen leben,
       sollen neue Formen der Gedenkkultur gefördert werden.

       AfD

       Die AfD spricht sich für die deutsche Leitkultur aus: „Unsere Identität ist geprägt durch unsere
       deutsche Sprache, unsere Werte, unsere Geschichte und unsere Kultur“ Ansonsten erschließt
       sich das kulturpolitische Programm vor allem über das, was die AfD ablehnt: Sie spricht sich ge-
       gen „Kulturrelativismus und Multikulturalismus“ aus, gegen gendergerechte Sprache, die
       „Schmähung des Deutschen Kaiserreichs“ und gegen eine Dekolonialisierungsdebatte. Sie wen-
       det sich auch gegen die Rückgabe kolonialer Sammlungsgüter. Besonders wichtig ist der AfD wie
       schon 2017 die deutsche Sprache: Sie soll als Staatssprache im Grundgesetz festgeschrieben
       werden. Auf europäischer Ebene möchte die AfD erwirken, dass Deutsch in den europäischen
       Institutionen den Verfahrenssprachen Englisch und Französisch gleichgestellt wird.

       Kulturpolitische Aktivitäten des Bundes möchte die Partei begrenzen, Kultur sei vor allem Sache
       der Bundesländer. Erinnerungspolitisch ist ihr die Pflege des Brauchtums und der Mundarten
       wichtig, ebenso die Geschichte der Heimatvertriebenen und die Bewahrung oder Rekonstruk-
       tion historischer Innenstädte. Auch ein Mahnmal für die Opfer der kommunistischen Gewalt-

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