Psychologische Aspekte der Onlinenutzung - ARD-Forschungsdienst* - ARD-Werbung.de

Die Seite wird erstellt Lenny-Stefan Arndt
 
WEITER LESEN
Media
516   Perspektiven
      9/2020

      Psychologische Aspekte der Onlinenutzung
      ARD-Forschungsdienst*

      Wie gehen Konsumenten mit Onlinemedien – insbe-               deren (2019) zeigten, dass die Effekte der Social-­
      sondere den sozialen Medien – um, und welche                  Media-Nutzung, über die in der Öffentlichkeit häufig
      Auswirkungen hat das permanente Onlinesein (POPC:             kontrovers diskutiert wird, insgesamt eher gering
      Permanently Online, Permanently Connected) auf sie?           bis marginal ausfallen, und es sind sowohl negative
      Eine Reihe von medienpsychologischen und kom-                 (z. B. geringeres Wohlbefinden durch soziale Ver-
      munikationswissenschaftlichen Studien beschäftigt             gleichsprozesse; vgl. hierzu auch die Studie von
      sich mit diesen Fragen. Hier wurde untersucht,                Twenge, 2019: siehe Literaturliste) als auch positive
      welche psychologischen Dispositionen und Motive               Konsequenzen (z. B. Erhöhung des sozialen Kapitals)
      die Nutzung von Onlineangeboten determinieren und             zu beobachten. Von zentraler Bedeutung für die
      welche Effekte sich in kognitiver, emotionaler und            Wirkung der Onlinenutzung sind offensichtlich die
      sozialer Hinsicht erkennen lassen. Die Studie von             Nutzungsmotive der User (vgl. auch Manuoglu und
      Hall, Johnson und Ross (2019) ergab, dass die Be-             Uysal, 2019; siehe Literaturliste). Ein weiterer posi-
      fragten nicht zufriedener waren, wenn sie soziale             tiver Effekt ist, dass der Gebrauch des Internets in
      Medien nicht mehr nutzten. Das psychologische                 einem positiven Zusammenhang mit der Arbeitszu-
      Wohlbefinden im Kontext der Onlinenutzung korre-              friedenheit steht – auch wenn dies nur für einen Teil
      liert eher mit stabilen Dispositionen, wie etwa Per-          der Beschäftigten gilt (siehe die Ergebnisse der Studie
      sönlichkeitsfaktoren. So zeigen die Studien von Kir-          von Castellacci und Viñas-Bardolet, 2019).
      caburun und Griffiths (2018) sowie Kircaburun und
      anderen (2020) signifikante Zusammenhänge zwi-                Wie würden Personen ihre Zeit verbringen, wenn sie        Hall, Jeffrey A./
      schen bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen (z. B.              weniger soziale Medien nutzen würden? Vor dem             Rebecca M. Johnson/
      Machiavellismus oder Neurotizismus) und „proble-              Hintergrund der sogenannten Media-Displacement-­          Elaina M. Ross
      matischer“ Internetnutzung. Marshall und andere               Theorie, die besagt, dass durch das Aufkommen und         Where does
      (2020) fanden heraus, dass die Persönlichkeit ein             die Nutzung von neuen Medienangeboten – in die-           the time go?
      relevanter Prädiktor dafür ist, welches soziale Netz-         sem Fall sozialen Medien – andere (Kommunika-             An experimental
      werk – Twitter oder Facebook – bevorzugt genutzt              tions-)Aktivitäten ersetzt bzw. vernachlässigt werden,    test of what social
      wird. In der Studie von Andrews und anderen (2020)            führten die Autoren ein Experiment zu temporärer          media displaces
      wurde beobachtet, dass Persönlichkeit und Online-             Social-Media-Abstinenz durch. 135 Teilnehmer              and displaced
      nutzung interagieren und sich offensichtlich über die         (Durchschnittsalter: 26 Jahre), die normalerweise         activities’
      Zeit hinweg gegenseitig beeinflussen bzw. verstär-            täglich soziale Medien nutzen, wurden in fünf Grup-       associations with
      ken können. Dieser Effekt zeigte sich bei Persönlich-         pen eingeteilt. Vier Gruppen reduzierten ihre Nutzung.    affective well-being
      keitsmerkmalen, die mit emotionaler Instabilität und          Sie blieben entweder sieben, 14, 21 oder 28 Tage          and quality of day
      gesteigertem Anspruchsdenken zu tun haben. Zum                abstinent. Die fünfte (Kontroll-)Gruppe schränkte ihre    In: New Media &
      anderen kommt es laut der Studie von Mackson,                 Social-Media-Nutzung nicht ein. Während der Studie        Society 21, 3/2019,
      Brochu und Schneider (2019) sehr darauf an, unter             führten die Teilnehmer ein Tagebuch und notierten         S. 674-692.
      welchen aktuellen psychologischen Voraussetzungen             darin, welche Aktivitäten sie täglich wie lange aus-      DOI: 10.1177/
      soziale Medien (hier: Instagram) genutzt werden. Je           führten, zum Beispiel Essen, Haushaltsaktivitäten,        1461444818804775
      nachdem sind sowohl positive Konsequenzen (z. B.              Arbeiten oder Mediennutzung (z. B. Fernsehen, Inter-
      soziale Integration) als auch negative Auswirkungen           net). Die Fragen orientierten sich dabei am American
      (z. B. sozialer Vergleich und Neid) möglich. Tobin,           Time Use Survey, einer standardisierten Umfrage zur
      Chant und Clay (2020) fanden heraus, dass die inter-          Zeitnutzung. Außerdem sollten die Teilnehmer ein-
      personale Orientierung, also die Frage, wie wichtig           schätzen, wie zufrieden sie mit dem jeweiligen Tag
      einem andere Menschen sind oder wie sehr man auf              waren und wie gut sie sich fühlten. Je länger die
      sich selbst fokussiert ist, entscheidenden Einfluss           Teilnehmer abstinent waren, desto mehr Zeit ver-
      darauf hat, ob sich die Onlinenutzung als Unterstüt-          brachten sie mit anderen Internetaktivitäten (z. B.
      zung oder Hindernis für das psychologische Wohlbe-            Surfen), Arbeiten, Haushaltsaktivitäten, Beschäfti-
      finden erweist. Als Mittel zur Prokrastination scheint        gung mit Kindern oder anderen Familienmitgliedern,
      die Nutzung von Onlineangeboten jedenfalls nicht              Unterwegssein und Schlafen. Auf die Zeit für Kom-
      empfehlenswert zu sein (vgl. die Studie von Reinecke          munikation mit anderen Personen (z. B. in der Schule
      und anderen, 2018). Die Metaanalysen von Appel,               oder bei der Arbeit) hatte die Social-Media-Abstinenz
      Marker und Gnambs (2020) sowie von Liu und an-                keinen positiven, sondern sogar einen gering nega-
                                                                    tiven Effekt. Entgegen den Erwartungen der Autoren
        *	Uli Gleich, Institut für Kommunikationspsychologie und   waren Personen, deren Nutzung von sozialen Medien
          Medienpädagogik (IKM) der Universität Koblenz-Landau.     eingeschränkt war, im Vergleich zur Kontrollgruppe
          Fax: 06341/28036712; E-Mail: gleich@uni-landau.de.        nicht zufriedener mit ihrem Tag und äußerten auch
Psychologische Aspekte der Onlinenutzung
                                                                                                                                    Media
                                                                                                                              Perspektiven   517
                                                                                                                                   9/2020

                         kein größeres Wohlbefinden. Außerdem entstand bei          In einer weiteren Studie untersuchten Kircaburun,        Kircaburun Kagan/
                         ihnen das Gefühl, weniger mit anderen Menschen in          Alhabash, Tosuntas und Griffiths auf der Basis des       Saleem Alhabash/
                         Kontakt zu sein.                                           Uses-and-Gratifications-Ansatzes die Zusammen-           Sule Betül Tosuntas/
                                                                                    hänge zwischen Social-Media-Nutzung, den zu-             Mark D. Griffiths
                         Die Abstinenz von sozialen Medien führte dazu, dass        grundeliegenden Motiven und der Persönlichkeit der       Uses and
                         Menschen einerseits mehr arbeiteten und anderer-           User. Bei einer Stichprobe von 1 008 türkischen Stu-     gratifications of
                         seits andere Angebote im Internet häufiger nutzten.        denten (Durchschnittsalter: 20 Jahre) wurden die         problematic social
                         Dies zeigt eine funktionale Nähe von Social-Media-­        sogenannten Big Five (Extraversion, Neurotizismus,       media use among
                         Angeboten und der generellen Internetnutzung. Die          Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Offenheit für    university
                         Tatsache, dass eine Abstinenz die Befindlichkeit der       Erfahrungen) erhoben, ebenso der problematische          students:
                         Nutzer nicht verbesserte, ist ein Hinweis darauf, dass     Gebrauch von sozialen Medien sowie Nutzungsmotive        A simultaneous
                         die Nutzung sozialer Medien möglicherweise erfolgt,        (z. B. um Beziehungen zu pflegen, zur Unterhaltung,      examination of
                         um unangenehme Aktivitäten zu vermeiden. Aller-            um sich selbst darzustellen). Extraversion (Gesellig-    the big five of
                         dings zeigt die Studie auch, dass das Ausmaß der           keit) und Offenheit (Aufgeschlossenheit) für Erfahrung   personality traits,
                         Social-Media-Nutzung mit geringerem Wohlbefinden           erwiesen sich im Zusammenhang mit der Nutzung            social media plat­
                         korreliert. Möglicherweise werden also durch die           von sozialen Medien als geeignet, um Beziehungen         forms, and social
                         Nutzung von sozialen Medien zwar andere unange-            aufrechtzuerhalten und bestimmte Aufgabe zu erle-        media use motives
                         nehme Aktivitäten vermieden, die Gewähr für bessere        digen (z. B. Information oder Bildungszwecke). Intro-    In: International
                         Stimmung und Zufriedenheit lässt sich daraus je-           vertierte Personen hatten dagegen einen eher prob-       Journal of Mental
                         doch nicht ableiten.                                       lematischen Nutzungsstil, unter anderem wegen            Health and Addiction
                                                                                    eines geringen Selbstwerts. Für Personen mit gerin-      18, 3/2020,
  Kircaburun Kagan/      Als „problematische Internetnutzung“ (PIU: Proble-         gen Werten beim Faktor Gewissenhaftigkeit war So-        S. 525-547.
    Mark D. Griffiths    matic internet use) wird eine unkontrollierte Nutzung      cial-Media-Nutzung eine Möglichkeit, sich selbst zu      DOI: 10.1007/s11469-
      The dark side      mit Suchtpotenzial verstanden. Diese ist von vielen        präsentieren. Auch Neurotizismus (emotionale Labi-       018-9940-6
        of internet:     Faktoren abhängig, unter anderem von der Persön-           lität und Verletzlichkeit) war ein Prädiktor für eine
        Preliminary      lichkeit der Nutzer. In der vorliegenden Studie kon-       eher problematische Nutzung – hier war das Motiv
   evidence for the      zentrierte man sich insbesondere auf die Bedeutung         Zeitvertreib stark ausgeprägt. Insgesamt war bei
    associations of      ungünstiger Eigenschaften für die Nutzung verschie-        weiblichen Befragten die Tendenz zur problemati-
   dark personality      dener Onlineangebote (z. B. Spiele, Onlinesex), näm-       schen Nutzung stärker ausgeprägt als bei den
traits with specific     lich auf die als dunkle Triade (Dark Triad) bezeichneten   männlichen Teilnehmern.
   online activities     Persönlichkeitsmerkmale Narzissmus, Machiavellis-
   and problematic       mus und (subklinische) Psychopathie, die insgesamt         Auch wenn die beobachteten Effekte insgesamt eher
       internet use      mit einem gefühllos-manipulativen interpersonellen         gering waren, zeigen die Studien, dass die Nutzung
           In: Journal   Stil verbunden sind (vgl. Stangl, 2020 siehe Litera-       von Internetanwendungen und Social-Media-Portalen
        of Behavioral    turliste). Außerdem wurde eine Neigung zu Sadismus         multideterminiert ist: Die Persönlichkeit der Nutzer
Addictions 7, 4/2018,    und Boshaftigkeit als Einflussfaktoren betrachtet.         hat Einfluss auf ihre Motive, die wiederum die quan-
        S. 993-1003.     Eine Befragung von 772 türkischen Studenten im             titative und qualitative Nutzung unterschiedlicher
DOI: 10.1556/2006.7.     Durchschnittsalter von knapp 21 Jahren ergab sig-          Onlineangebote erklären können.
            2018.109     nifikante Zusammenhänge zwischen diesen „un-
                         günstigen“ Persönlichkeitsmerkmalen und einer pro-
                         blematischen Internetnutzung. So führte Machiavel-
                         lismus direkt und indirekt über verstärktes Online-
                         gaming und Onlineglücksspiel zu einem problema-
                         tischen Internetgebrauch (Abhängigkeit). Personen
                         mit höheren Narzissmus-Werten nutzten häufiger
                         Social-Media-Apps, was wiederum die Wahrschein-
                         lichkeit für eine problematische Nutzung erhöhte.
                         Schließlich zeigte sich, dass auch das Charakter-
                         merkmal Boshaftigkeit direkt und indirekt über On-
                         lineglückspiel und Onlineshopping den problema­
                         tischen Internetgebrauch verstärkte. Für Sadismus
                         und Psychopathie zeigten sich zwar geringe Zusam-
                         menhänge mit Onlinesex, jedoch keine weiteren
                         Einflüsse auf die problematische Onlinenutzung.
ARD-Forschungsdienst
                         Media
               518       Perspektiven
                         9/2020

    Marshall, Tara C./   Unterscheiden sich die Nutzer unterschiedlicher So-         Welchen Einfluss hat die Persönlichkeit auf die Nut-       Andrews, Nadia P./
      Nelli Ferenczi/    cial-Media-Plattformen im Hinblick auf ihre Persön-         zung von sozialen Medien? Und wirkt sich die Art der       Kumar Yogeeswaran/
           Katharina     lichkeit? Die Autoren untersuchten psychologische           Nutzung langfristig wiederum auf die Persönlichkeit        Meng-Jie Wang/
     Lefringhausen/      Dispositionen der Twitter-Nutzer und verglichen die-        von Konsumenten aus? In der vorliegenden Studie            Kyle Nash/
       Suzanne Hill/     se mit den Usern von Facebook. Was motiviert Twit-          verwendeten die Autoren ein längsschnittliches Un-         Diala R. Hawi/
            Jie Deng     ter-Nutzer? Sind es eher informationsbezogene oder          tersuchungsdesign, um den bidirektionalen Zusam-           Chris G. Sibley
        Intellectual,    eher soziale Beweggründe? Und worüber schreiben             menhang zwischen Social-Media-Nutzung und Per-             Is social media
     narcissistic, or    sie auf Twitter? An einer ersten Studie nahmen 622          sönlichkeit zu analysieren. Dazu wurde eine reprä-         use changing who
    machiavellian?       Personen im Durchschnittsalter von 31 Jahren teil.          sentative Stichprobe von 11 629 Personen in Neu-           we are? Examining
 How Twitter users       Davon nutzten 335 sowohl Facebook als auch Twitter,         seeland im Jahr 2016 und noch einmal im Jahr 2017          the bidirectional
  differ from Face­      268 nutzten Facebook, aber nicht Twitter, und 11 nutz-      befragt. Erhoben wurden die Werte für sechs Fakto-         relationship bet­
  book-only users,       ten nur Twitter, aber nicht Facebook. Die Teilnehmer        ren: Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit         ween personality
why they use Twit­       machten zum einen Angaben zu ihrer Persönlichkeit           (Perfektionismus), Extraversion, Verträglichkeit (Rück-    and social media
 ter, and what they      (u. a. Extraversion, Offenheit für Erfahrung, Verträg-      sichtnahme, Kooperationsbereitschaft, Empathie),           use
        tweet about      lichkeit, Narzissmus). Zum anderen wurden sie nach          Neurotizismus sowie Ehrlichkeit/Bescheidenheit (Auf-       In: Cyberpsychology,
     In: Psychology of   ihren Social-Media-Aktivitäten befragt und sollten          richtigkeit, Zurückhaltung, Loyalität). Außerdem er-       Behavior and Social
     Popular Media 9,    angeben, wie sehr bestimmte Motive auf ihre Twitter-­       fasste man die wöchentliche Nutzung von sozialen           Networking. Published
    1/2020, S. 14-30.    Nutzung zutrafen, die sich als eher sozial oder eher        Medien. Die Auswertung mit Hilfe einer Cross-              Online: 24 July 2020.
         DOI: 10.1037/   informationsorientiert klassifizieren ließen. Schließlich   Lagged-­Panelanalyse ergab – unter Berücksichti-           DOI: 10.1089/cyber.
         ppm0000209      wurde erhoben, worüber die Twitter-Nutzer schrei-           gung von Kontrollvariablen (u. a. Geschlecht, sozio­       2019.0744
                         ben, wie zum Beispiel soziale Aktivitäten und Alltag,       ökonomischer Status) – signifikante Zusammenhänge
                         intellektuelle Beschäftigungen und Leistungen oder          in Bezug auf zwei der sechs Persönlichkeitsfaktoren.
                         Banales (z. B. Sport). Wie sich herausstellte, nutzten      1) Neurotizismus: Zum ersten Zeitpunkt erwies sich
                         Personen mit höheren Werten auf der Persönlich-             dieses Attribut als signifikanter Prädiktor für die Nut-
                         keitsdimension Offenheit für Erfahrung eher Twitter         zung sozialer Medien. Gleichzeitig führte eine höhere
                         als Facebook. Gleichzeitig interessierten sie sich eher     Social-Media-Nutzung am ersten Messzeitpunkt
                         dafür, Informationen zu erhalten, die für ihr beruf­        zu höheren Neurotizismus-Werten ein Jahr später.
                         liches Weiterkommen relevant sind. Auch extrover-           2) Anfangs höhere Werte beim Faktor Ehrlichkeit/
                         tierte Personen tweeteten eher über intellektuelle          Bescheidenheit sagten einen geringeren späteren
                         Themen, aber auch über soziale Aktivitäten, nutzten         Social-Media-Konsum vorher. Gleichzeitig korrelierte
                         aber nicht häufiger Twitter als andere soziale Medien.      eine verstärkte Social-Media-Nutzung zum ersten
                         Narzisstische Personen nutzten Twitter, um Aufmerk-         Zeitpunkt mit einer geringeren Ausprägung von Ehr-
                         samkeit für sich zu generieren und posteten häufiger        lichkeit/Bescheidenheit zum zweiten Zeitpunkt. Für
                         über persönliche Leistungen und selbstbezogene              die anderen Persönlichkeitsfaktoren (Extraversion,
                         Aktivitäten (z. B. Diäten oder Training). Eine zweite       Offenheit für Erfahrung, Gewissenhaftigkeit, Verträg-
                         Studie wurde mit 503 Personen im Durchschnitts­             lichkeit) wurden keine signifikanten bidirektionalen
                         alter von 37 Jahren durchgeführt und bestätigte die         Zusammenhänge mit der Nutzung von sozialen Me-
                         Befunde dieser ersten Studie.                               dien festgestellt.

                         Personen, die Twitter nutzen, unterscheiden sich nach       Alle gemessenen Konstrukte erwiesen sich über den
                         Ansicht der Autoren durchaus systematisch von               Zeitraum von einem Jahr insgesamt als relativ stabil,
                         Facebook-Nutzern. Sie haben insbesondere höhere             das heißt, Veränderungen in der Persönlichkeit bzw.
                         Ausprägungen in Bezug auf den Persönlichkeits-              der Social-Media-Nutzung waren nur in geringem
                         faktor Offenheit für Erfahrungen und nutzen Twitter         Ausmaß zu beobachten. Dennoch zeigten sich signi-
                         häufiger, um eigene Ideen und Projekte zu verfolgen,        fikante Zusammenhänge. Interessant ist nach An-
                         sich mit anderen zu vernetzen und so etwas für ihr          sicht der Autoren, dass sie bei Persönlichkeitsmerk-
                         (professionelles) Fortkommen zu tun. Entrepreneure          malen zu beobachten waren, die mit emotionaler
                         sind beispielsweise typische Twitter-Nutzer. Für Per-       Instabilität (Faktor Neurotizismus) und gesteigertem
                         sonen mit narzisstischen Tendenzen bietet Twitter           Anspruchsdenken (Faktor Ehrlichkeit/Bescheiden-
                         eine Plattform zur Selbstpräsentation. Das Motiv der        heit) zu tun haben. Durch die wechselseitige Beein-
                         Suche nach Aufmerksamkeit ist hier besonders aus-           flussung von Social-Media-Nutzung und Persönlich-
                         geprägt, die Tweets beinhalten häufiger Informatio-         keit könnten laut den Autoren auf Dauer eher dys-
                         nen über persönliche Leistungen und Alltagstätig-           funktionale Tendenzen verstärkt werden und zwar
                         keiten.                                                     bei denjenigen Nutzern, für die soziale Medien die
                                                                                     Möglichkeit bieten, emotionale Instabilität zu kom-
                                                                                     pensieren und/oder für diejenigen, für die eine ge-
                                                                                     steigerte Anspruchshaltung (etwa im Sinne einer
                                                                                     narzisstischen Tendenz) wichtig ist.
Psychologische Aspekte der Onlinenutzung
                                                                                                                                  Media
                                                                                                                            Perspektiven   519
                                                                                                                                 9/2020

          Mackson,     Über eine Milliarde Menschen nutzen die Fotoplatt-        Wie Personen mit Facebook umgehen, ob sie davon           Tobin, Stephanie J./
     Samantha B./      form Instagram weltweit. In Deutschland hat sie über      profitieren oder eher negative Konsequenzen erle-         Grace Chant/
  Paula M. Brochu/     20 Millionen User. Studien zu den psychologischen         ben, ist nach Ansicht der Autoren neben weiteren          Rhiannon Clay
 Barry A. Schneider    Determinanten und Effekten der Nutzung von Insta­         dispositionellen Faktoren davon abhängig, welche          Interpersonal goals
      Instagram:       gram sind im Vergleich zur Forschung über Face-           auf andere Menschen bezogenen Ziele die Nutzer            as predictors of
   Friend or foe?      book bislang noch unterrepräsentiert. Daher unter-        von sozialen Netzwerken verfolgen. Geht es eher           Facebook use,
The application’s      suchten die Autoren, wie die Instagram-Nutzung mit        darum, mit anderen in Kontakt zu treten und Verbin-       social capital,
 association with      dem psychologischen Wohlbefinden zusammenhängt,           dung herzustellen, sich um andere zu kümmern und          and envy
   psychological       insbesondere mit Faktoren wie Depression, Ängst-          stabile Beziehungen zu etablieren? Oder steht der         In: Cyberpsychology,
       well-being      lichkeit und Einsamkeit. Außerdem sollte geklärt          Wettbewerb mit anderen im Vordergrund, der Wunsch         Behavior and Social
    In: New Media &    werden, welche Rolle Körperbild, Selbstwert und die       besser als andere zu sein und vor anderen gut dazu-       Networking 23,
Society 21, 10/2019,   Tendenz zum sozialen Vergleich spielen. Zunächst          stehen? Welchen Einfluss haben diese beiden unter-        4/2020, S. 257-263.
      S. 2160-2182.    wurden Personen, die einen Instagram-Account hat-         schiedlichen Ziele auf die Art und Weise, wie soziale     DOI: 10.1089/cyber.
       DOI: 10.1177/   ten, mit Personen ohne Account verglichen. Eine           Netzwerke genutzt werden, auf die Schaffung von           2019.0446
1461444819840021       Befragung von 157 Usern und 47 Nicht-Usern im             sozialem Kapital und auf das psychologische Wohl-
                       Durchschnittsalter von 25 Jahren ergab, dass erstere      befinden der Nutzer? 188 Personen im Durchschnitts­
                       weniger ängstlich, weniger depressiv und weniger          alter von 25 Jahren nahmen an einer Onlinebefra-
                       einsam waren als Personen, die keinen Insta­gram-         gung teil, in der unter anderem generelle Orientie-
                       Account hatten. Außerdem zeigten die Insta­gram-          rungen gegenüber anderen abgefragt wurden (z. B.
                       User einen höheren Selbstwert als die Nichtnutzer.        unterstützend versus selbstbezogen). Die Schaffung
                       Im Hinblick auf die Zufriedenheit mit dem eigenen         von sozialem Kapital durch die Facebook-Nutzung
                       Körper und der Tendenz zum sozialen Vergleich mit         wurde als Erweiterung von Offlinekontakten – erhal-
                       anderen ergaben sich keine signifikanten Unter-           tene emotionale Unterstützung, Horizonterweiterung
                       schiede. Einsamkeit und Selbstwert mediierten den         durch Information und Etablierung von Offline-Netz-
                       Zusammenhang zwischen Instagram-Account und               werken – operationalisiert. Des Weiteren wurden die
                       Depression sowie Ängstlichkeit. Dies bedeutet: Ins-       Tendenz zum sozialen Vergleich sowie das Ausmaß,
                       tagram-Nutzer, die weniger einsam waren und einen         in dem man Neid gegenüber anderen empfand, er-
                       höheren Selbstwert aufwiesen, zeigten geringere           fasst. Wie sich zeigte, hatten die Befragten im Schnitt
                       Werte im Hinblick auf Depression und Ängstlichkeit.       über 500 Facebook-Freunde. Durchschnittlich wurde
                       Aber: Betrachtet man alle Personen mit einem Insta­       das Portal etwa 14-mal pro Tag besucht, die mittlere
                       gram-Account, so zeigte sich, dass die Befürchtung,       Nutzungsdauer lag bei 2,5 Stunden pro Tag. Nutzer,
                       wenig positive Rückmeldung (z. B. Likes) zu bekom-        bei denen die sozialen/unterstützenden Motive stär-
                       men, sowie eine ausgeprägte Tendenz zum sozialen          ker ausgeprägt waren, zeigten ein responsiveres
                       Vergleich mit negativen Konsequenzen – hier De-           Nutzungsverhalten, gingen also häufiger und inten-
                       pression und Ängstlichkeit – verbunden waren.             siver auf die Posts und Kommentare von anderen
                                                                                 ein. Dies wiederum korrelierte mit einem höheren
                       Wie es scheint, kommt es darauf an, mit welchen           sozialen Kapital. Personen, bei denen die selbstbe-
                       psychologischen Voraussetzungen Instagram ge-             zogenen Motive stärker ausgeprägt waren, agierten
                       nutzt wird. Prinzipiell sind positive Auswirkungen auf    viel weniger responsiv und waren eher daran inte-
                       das Wohlbefinden möglich, die sich durch die Ein-         ressiert, Informationen über andere zu generieren,
                       bindung in ein soziales Netzwerk ergeben, weil das        indem sie ein expliziteres Suchverhalten in Bezug
                       Bedürfnis nach Zugehörigkeit befriedigt wird. Steht       auf andere Personen an den Tag legten. Bei diesen
                       dagegen sozialer Vergleich im Vordergrund, verbun-        Personen waren auch die Tendenzen zu sozialem
                       den mit der Angst, nicht genügend positive Rück-          Vergleich und Neid deutlicher erkennbar als bei den
                       meldung zu bekommen, verändern sich die Konse-            Nutzern mit sozialen Motiven.
                       quenzen ins Negative. Die Tendenz zum sozialen Ver-
                       gleich ebenso wie die Angst, „Wichtiges“ zu verpas-       Interpersonale Ziele bzw. Orientierungen, das heißt
                       sen – die sogenannte Fear of Missing Out (FoMO) –,        die Frage, wie wichtig einem andere Menschen sind
                       erwiesen sich auch in der repräsentativen Befragung       oder wie sehr man auf sich selbst konzentriert ist,
                       von deutschen Internetnutzern im Alter zwischen 14        haben einen Einfluss darauf, wie soziale Netzwerke
                       und 39 Jahren von Reer, Tang und Quandt (2019;            genutzt werden und ob diese Nutzung zur Stärkung
                       siehe Literaturliste) als relevante Faktoren für gerin-   des sozialen Kapitals und letztendlich auch zum
                       geres psychologisches Wohlbefinden. Der Zusam-            psychologischen Wohlbefinden beiträgt. In länger-
                       menhang zwischen dem Gefühl von Einsamkeit,               fristig angelegten Studien sollte geklärt werden,
                       Ängstlichkeit und Depression sowie verstärkter Inter-     welche kausalen Zusammenhänge zwischen Zielen,
                       netnutzung war besonders deutlich, wenn die Be-           Facebook-Nutzung und sozialem Kapital bestehen
                       fragten das Internet nutzten, um sich mit anderen zu      und wie wahrscheinlich sich selbst verstärkende
                       vergleichen und Angst hatten, etwas zu verpassen.         Wirkungsmechanismen sind.
ARD-Forschungsdienst
                         Media
               520       Perspektiven
                         9/2020

  Reinecke, Leonard/     Die aktuelle Medienwelt bietet viele Gelegenheiten        Inwieweit hat die Nutzung von sozialen Medien ne-         Appel, Markus/
        Adrian Meier/    zur Prokrastination, also dem Aufschieben von an-         gative Auswirkungen auf Individuen und Gesell-            Caroline Marker/
  Stefan Aufenanger/     stehenden Aufgaben. Die ständige Verfügbarkeit von        schaft? Angesichts der Aktualität öffentlicher Debat-     Timo Gnambs
   Manfred E. Beutel/    (unterhaltenden) Medienangeboten und Möglich-             ten zu dieser Frage sowie der Tatsache, dass die          Are social media
      Michael Dreier/    keiten der Kommunikation mit anderen sind unter           Befunde empirischer Studien zum Teil widersprüch-         ruining our lives?
       Oliver Quiring/   anderem dazu geeignet, unangenehme Aufgaben               lich sind, werteten die Autoren Metaanalysen aus und      A review of meta-­
         Birgit Stark/   auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Die          fokussierten dabei drei Themenbereiche: 1) Social-­       analytic evidence
      Klaus Wölfling/    Autoren untersuchten daher, wie die Tendenz zur           Media-Nutzung und psychologisches Wohlbefinden,           In: Review of General
        Kai W. Müller    Prokrastination und die Nutzung von Onlineange-           2) Effekte sozialer Medien auf die schulische Leis-       Psychology 24,
Permanently online       boten zusammenhängen, und ob sich daraus mög­             tung und 3) den Zusammenhang zwischen der Nut-            1/2020, S. 60-74.
  and permanently        licherweise negative Auswirkungen auf das Wohlbe-         zung von sozialen Medien und dem Persönlichkeits-         DOI: 10.1177/
   procrastinating?      finden der Nutzer ergeben. Dazu befragte man ein          merkmal Narzissmus. Die vorhandenen Metaanaly-            1089268019880891
The mediating role       repräsentatives Sample von Personen über 14 Jah-          sen zeigten nur schwache Hinweise auf einen nega-         Und:
 of Internet use for     ren in Deutschland (n=1 577; Durchschnittsalter: 42       tiven Zusammenhang im Hinblick auf Einsamkeit,            Liu, Dong/
 the effects of trait    Jahre). Erhoben wurden die individuelle Tendenz zur       Selbstvertrauen, Lebenszufriedenheit und Depres-          Roy F. Baumeister/
    procrastination      Prokrastination, wahrgenommener Stress, Ängst-            sion (Varianzaufklärung unter 4 %). Etwas deutlicher      Chia-Chen Yang/
  on psychological       lichkeit und Depression, die Nutzung von freizeit­        korrelierte die Nutzung sozialer Medien mit der posi-     Baijing Hu
   health and well-      orientierten Onlineangeboten (z. B. Social Media,         tiven Bewertung eines spezifischen Körperbilds sowie      Digital
              being      Onlinevideos, Onlinespiele), die Kontrolle über die       mit der Wahrnehmung eines höheren Sozialkapitals          communication
      In: New Media &    Internetnutzung sowie wahrgenommene negative              (im Sinne von mehr Kontakten). Für die Annahme,           media use and
   Society 20, 3/2018,   Konsequenzen der Internetnutzung. Personen mit            dass die Nutzung von sozialen Medien mit vermin-          psychological
           S. 862-880.   höherer Tendenz zur Prokrastination erlebten mehr         derten Schulleistungen in Zusammenhang steht,             well-being:
         DOI: 10.1177/   Stress und zeigten gleichzeitig höhere Ausprägun-         zeigte sich nur sehr geringe Evidenz. Lediglich 1 Pro-    A meta-analysis
  1461444816675437       gen von Ängstlichkeit und Depression. Die Neigung         zent der Varianz schulleistungsbezogener Variablen        In: Journal of
                         zum Aufschieben anstehender Aufgaben ging einher          wurden durch die Nutzung von sozialen Medien er-          Computer-Mediated
                         mit der ausgedehnteren Nutzung von Onlineangebo-          klärt. Zwischen dem Persönlichkeitsmerkmal Nar-           Communication 24,
                         ten und einer geringeren Kontrolle dieser Nutzung.        zissmus und der Social-Media-Nutzung wurden in            5/2019, S. 259-273.
                         Dies führte in der Folge zur Wahrnehmung negativer        den Metaanalysen geringe bis moderate Zusam-              DOI: 10.1093/
                         Konsequenzen der Internetnutzung und einem ge-            menhänge gefunden, das heißt, höhere Narzissmus-­         jcmc/zmz013
                         ringeren psychologischen Wohlbefinden, das heißt,         Werte gingen mit stärkerer Nutzung einher.
                         zu mehr Stress, Angst und Depression.
                                                                                   Metaanalysen sind eine gute Möglichkeit, die Aussa-
                         Prokrastination ist ein irrationales bzw. dysfunktiona-   gekraft der Forschung zu spezifischen Fragestellun-
                         les Verhalten, bei dem die längerfristigen negativen      gen zu bewerten – insbesondere, wenn in der Lite-
                         Konsequenzen (schlechteres psychologisches Wohl-          ratur zum Teil widersprüchliche Ergebnisse zu fin-
                         befinden) die kurzfristigen positiven Effekte (Vermei-    den sind. Sie zeigten in diesem Fall, dass die vermu-
                         dung von unangenehmen Aufgaben) überwiegen. Es            teten Effekte der Social-Media-Nutzung insgesamt
                         dient lediglich als kurzfristiger Aufheller der Stim-     eher gering bis marginal ausfallen. Außerdem doku-
                         mung. Die Studie zeigt, dass das Internet als „Vehikel“   mentieren sie einerseits negative Zusammenhänge,
                         für diesen Prozess genutzt wird, weil es offensicht-      die sich offensichtlich aus sozialen Vergleichspro-
                         lich die Bedürfnisse von Personen mit der Tendenz,        zessen ergeben und das Wohlbefinden der Konsu-
                         unangenehme Aufgaben aufzuschieben, sehr gut              menten einschränken können. Anderseits erhöht die
                         bedient.                                                  Nutzung sozialer Medien das soziale Kapital und
                                                                                   generiert auf diese Weise positive Effekte. Insge-
                                                                                   samt – so die Autoren – sind es eher die psycholo-
                                                                                   gischen Voraussetzungen, die die Social-Media-­
                                                                                   Nutzung determinieren (userzentrierte Perspektive)
                                                                                   als dass diese zu starken Veränderungen bei den
                                                                                   Usern führt (medienzentrierte Perspektive).

                                                                                   Eine weitere Metaanalyse von Liu, Baumeister, Yang
                                                                                   und Hu (2019) unterstützt diese Perspektive: Es
                                                                                   kommt sehr darauf an, wie die Nutzer mit den ange-
                                                                                   botenen digitalen Möglichkeiten umgehen. Eine sys-
                                                                                   tematische Analyse von 125 Studien ergab, dass
                                                                                   direkte Interaktion (z. B. Telefonie, SMS, Instant Mes-
                                                                                   saging), aber auch aktive Teilnahme an Social-­
                                                                                   Media-Angeboten zu besserem psychologischen
                                                                                   Wohlbefinden beiträgt, während nicht-interaktive
Psychologische Aspekte der Onlinenutzung
                                                                                                                                      Media
                                                                                                                                Perspektiven   521
                                                                                                                                     9/2020

                          Formen der Beschäftigung in der Onlinewelt (z. B.           Weitere Literatur
                          Gaming oder das ausschließliche Konsumieren von
                          Social-Media-Inhalten) mit einem geringeren Wohl-           Boer, Maartje et al.: Adolescents' intense and prob-
                          befinden korreliert.                                        lematic social media use and their well-being in 29
                                                                                      countries. In: The Journal of Adolescent Health 66,
   Castellacci, Fulvio/   Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt verändert, und      6/2020, S. 89-S. 99. DOI: 10.1016/j.jadohealth.2020.
  Clara Viñas-Bardolet    das Internet ist in vielen Bereichen zum unverzicht-        02.014
   Internet use and       baren Werkzeug geworden. Es schafft neue Aufga-
    job satisfaction      ben und Tätigkeiten, ermöglicht Zugang zu Daten             Döring, Nicola: Sozialkontakte online. Identitäten,
In: Computers in Human    und Informationen, bedeutet vielfach Zeitersparnis          Beziehungen, Gemeinschaften. In: Schweiger, Wolf-
   Behavior 90, 1/2019,   und ermöglicht neue Formen der Kommunikation                gang/Klaus Beck (Hrsg.): Handbuch Online-Kommuni-
            S. 141-152.   zwischen Mitarbeitern. In der vorliegenden Studie           kation. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden
          DOI: 10.1016/   untersuchten die Autoren, ob die Nutzung des Inter-         2019, S. 167-194
     j.chb.2018.09.001    nets zu höherer Zufriedenheit im Arbeitskontext führt.
                          Sie analysierten dafür die Zusammenhänge der On-            Firth, Joseph et al.: The "online brain": How the In-
                          linenutzung mit Einkommen, Bildung, Art der Be-             ternet may be changing our cognition. World Psy-
                          schäftigung, Autonomie, Zeitmanagement/Zeitdruck            chiatry: Official Journal of the World Psychiatric
                          und sozialen Interaktionen. Grundlage für die Analyse       Association (WPA) 18, 2/2019, S. 119-129. DOI:
                          waren Daten aus der Europäischen Erhebung über              10.1002/wps.20617
                          die Arbeitsbedingungen (EWCS: European Working
                          Conditions Survey) der Jahre 2005 und 2010, in de-          Hage, Eveline/Marjolein van Offenbeek/Albert
                          nen insgesamt 63 748 Beschäftigte über 16 Jahren            Boonstra: New rules of engagement: How adaptation
                          mit Wohnsitz in einem EU-Land sowie der Schweiz             to online media changes older adults' social connec-
                          und Norwegen befragt wurden. Erfasst wurden die             tedness. In: Journal of Computer-Mediated Commu-
                          generelle Arbeitszufriedenheit, die professionelle In-      nication 25, 2/2020, S. 182-197. DOI: 10.1093/jcmc/
                          ternetnutzung sowie diverse Merkmal des Jobs (un-           zmz028
                          ter anderem Einkommen, Qualifikation, Autonomie).
                          Zunächst zeigte sich, dass die vermehrte Internet-          Hampton, Keith N.: Social media and change in psy-
                          nutzung im Beruf mit höherer Bildung sowie einem            chological distress over time: The role of social cau-
                          geringeren Alter und dem männlichen Geschlecht              sation. In: Journal of Computer-Mediated Communi-
                          korrelierte. Es konnte kein direkter Effekt von Inter-      cation 24, 5/2019, S. 205-222. DOI: 10.1093/jcmc/
                          netnutzung auf die Arbeitszufriedenheit nachgewie-          zmz010
                          sen werden. Aber: Die Internetnutzung vermittelte
                          die Wirkung von Job-Charakteristika auf die Zufrie-         Kaakinen, Markus/Anu Sirola/Iina Savolainen/Atte
                          denheit. Dabei spielten die subjektive Zufriedenheit        Oksanen: Shared identity and shared information in
                          mit dem Einkommen und die Jobsicherheit sowie               social media: Development and validation of the
                          Autonomie, angemessener Zeitdruck und gute (kom-            identity bubble reinforcement scale. In: Media Psy-
                          munikative) Beziehungen mit Kollegen bzw. Füh-              chology 23, 1/2020, S. 25-51. DOI: 10.1080/15213269.
                          rungspersonen eine wichtige Rolle. Die positiven            2018.1544910
                          Effekte dieser Merkmale auf die Jobzufriedenheit
                          waren umso stärker, je ausgeprägter die Nutzung             Kim, Jungsu/SukJun Lee: An emerging online social
                          des Internets im Kontext der professionellen Tätig-         network and disaster-induced collective stress. In:
                          keit war. Zu Zeitersparnis führte die Internetnutzung       Media Psychology 23, 4/2020, S. 521-551. DOI:
                          nach Angaben der Befragten nicht.                           10.1080/15213269.2019.1609989

                          Die Auswirkungen des Internet auf die Zufriedenheit         Klobas, Jane E./Tanya J. McGill/Sedigheh Moghav-
                          im Job sind nach Ansicht der Autoren indirekt und er-       vemi/Tanousha Paramanathan: Compulsive YouTube
                          geben sich aus der Interaktion mit wesentlichen             usage: A comparison of use motivation and persona-
                          Merkmalen der Arbeitsstelle, wie beispielsweise dem         lity effects. In: Computers in Human Behavior 87,
                          Einkommen oder der wahrgenommenen Autonomie                 10/2018, S. 129-139. DOI: 10.1016/j.chb.2018.05.038
                          der Mitarbeiter. Dies gilt allerdings vorwiegend für Be-
                          schäftigte, bei denen die erwähnten Merkmale ihrer          Kornfield, Rachel/Catalina L. Toma: When do online
                          Arbeitsstelle bereits zu hoher Zufriedenheit führen,        audiences amplify benefits of self-disclosure? The
                          also bei Personen mit guter Ausbildung, höherem Ein-        role of shared experience and anticipated interacti-
                          kommen und in spezifischen Beschäftigungsverhält-           vity. In: Journal of Broadcasting & Electronic Media
                          nissen (z. B. IT- oder Technologiebranche). Sie profitie-   64, 2/2020, S. 277-297. DOI: 10.1080/08838151.2020.
                          ren überproportional durch die Nutzung des Internets        1757366
                          im Vergleich zu Beschäftigten mit geringerer Bildung
                          und weniger gut bezahlten Jobs.
ARD-Forschungsdienst
      Media
522   Perspektiven
      9/2020

      Lee, Sang Yup/Kyungeun Jang: Antecedents of im-            Reer, Felix/Wai Yen Tang/Thorsten Quandt: Psycho-
      pression management motivations on social net-             social well-being and social media engagement: The
      work sites and their link to social anxiety. In: Media     mediating roles of social comparison orientation and
      Psychology 22, 6/2019, S. 890-904. DOI: 10.1080/           fear of missing out. In: New Media & Society 21,
      15213269.2019.1580588                                      7/2019, S. 1486-1505. DOI: 10.1177/146144481
                                                                 8823719
      Lyons, Minna/Ashleigh Messenger/Rebecca Perry/
      Gayle Brewer: The dark tetrad in tinder: Hook-up app       Schaffer, Daniel R./Scott M. Debb: Assessing Insta­
      for high psychopathy individuals, and a diverse utili-     gram use across cultures: A confirmatory factor
      tarian tool for Machiavellians? In: Current Psychology,    analysis. In: Cyberpsychology, Behavior and Social
      published online: January 2020. DOI: 10.1007/              Networking 23, 2/2020, S. 100-106. DOI: 10.1089/
      s12144-019-00589-z                                         cyber.2019.0247

      Manuoglu, Elif/Ahmet Uysal: Motivation for different       Schweiger, Wolfgang/Klaus Beck (Hrsg.): Handbuch
      Facebook activities and well-being: A daily experience     Online-Kommunikation. Wiesbaden: Springer Fach-
      sampling study. In: Psychology of Popular Media            medien, 2019
      Culture, online first publication, October 10th 2019.
      DOI: 10.1037/ppm0000262                                    Sherlock, Mary/Danielle L. Wagstaff: Exploring the
                                                                 relationship between frequency of Instagram use,
      Marker, Caroline/Timo Gnambs/Markus Appel: Active          exposure to idealized images, and psychological well-­
      on Facebook and failing at school? Meta-analytic           being in women. In: Psychology of Popular Media
      findings on the relationship between online social         Culture 8, 4/2019, S. 482-490. DOI: 10.1037/
      networking activities and academic achievement. In:        ppm0000182
      Educational Psychological Review 30, 3/2018,
      S. 651-677. DOI: 10.1007/s10648-017-9430-6                 Stangl, W. (2020): Stichwort: 'Dunkle Triade'. Online
                                                                 Lexikon für Psychologie und Pädagogik. Quelle:
      Moor, Lily/Joel R. Anderson: A systematic literature       https://lexikon.stangl.eu/26182/dunkle-triade/ (ab-
      review of the relationship between dark personality        gerufen am 5.8.2020).
      traits and antisocial online behaviours. In: Personality
      and Individual Differences 144, 7/2019, S. 40-55.          Tifferet, Sigal: Gender differences in social support
      DOI: 10.1016/j.paid.2019.02.027                            on social network sites: A meta-analysis. In: Cyber­
                                                                 psychology, Behavior and Social Networking 23,
      Orosz, Gábor et al.: The personality, motivational, and    4/2020, S. 199-209. DOI: 10.1089/cyber.2019.0516
      need-based background of problematic Tinder use.
      In: Journal of Behavioral Addictions 7, 2/2018,            Twenge, Jean M.: More time on technology, less
      S. 301-316. DOI: 10.1556/2006.7.2018.21                    happiness? Associations between digital-media use
                                                                 and psychological well-being. In: Current Directions
      Peng, Tai-Quan/Jonathan J. H. Zhu: Mobile phone use        in Psychological Science 28, 4/2019, S. 372-379.
      as sequential processes: From discrete behaviors to        DOI: 10.1177/0963721419838244
      sessions of behaviors and trajectories of sessions.
      In: Journal of Computer-Mediated Communication             Wang, Xinghua: Mobile SNS addiction as a learned
      25, 2/2020, S. 129-146. DOI: 10.1093/jcmc/zmz029           behavior: A perspective from learning theory. In:
                                                                 Media Psychology 23, 4/2020, S. 461-492. DOI:
      Perks, Lisa Glebatis/Jacob S. Turner: Podcasts and         10.1080/15213269.2019.1605912
      productivity: A qualitative uses and gratifications
      study. In: Mass Communication and Society 22,              Zhao, Gai et al.: Internet use influences self-related
      1/2019, S. 96-116. DOI: 10.1080/15205436.2018.             process: Evidence from behavior and ERPs. In: Fron-
      1490434                                                    tiers in Psychology 9/2018, Article 2597. DOI:
                                                                 10.3389/fpsyg.2018.02597
Sie können auch lesen