Raumanalyse: "Vier Blicke auf den Nürburgring"
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Raumanalyse: „Vier Blicke auf den Nürburgring“ Abb. 1: Nürburgring Die in den Bildungsstandards im Fach Geographie für den Mittleren Schul- abschluss (DGfG 2010) enthaltene Forderung, dass Geographielehrer in einem standardbasierten Unterricht verschiedene Raumdefinitionen anwenden sollen, ist immer noch nicht gesicherter Konsens oder sogar umstritten. Autor: Karl W. Hoffmann Zum Stellenwert der Frage Saarland, welches diese Forderung Die Schulpraxis zeigt, es geht nicht nach dem Raum aufgreift. Raumkonzepte werden als alternativ um „Objektorientierung“ Bereits im Jahre 2002 hatte die Ar- Arbeitswerkzeug den Schülerinnen oder „Subjektorientierung“, um die beitsgruppe Curriculum 2000+ der und Schülern und als Planungshilfe „Ordnung der Dinge“ oder die „Ord- Deutschen Gesellschaft für Geogra- für Lehrende bereit gestellt (siehe nung der Blicke“, um „objektive Da- phie (DGfG) in ihren Grundsätzen Online-Link). ten“ oder „subjektive Bedeutungen“, und Empfehlungen für die Lehrplan- Auf dem Geographentag 2009 in sondern darum, beides in den Blick arbeit im Schulfach Geographie eine Wien wurde die Frage „Schulgeogra- zu bekommen als Grundhaltung für mögliche Denkart einer Diversifizie- phie – quo vadis?“ so beantwortet: die Gestaltung von Lehr- und Lern- rung von Räumlichkeit vorgestellt „Die nationalen Bildungsstandards prozessen. und darauf hingewiesen, dass Schü- samt Aufgabenbeispielen liegen im Eine die vier Raumperspektiven in- ler neben der „Zeitlichkeit“ auch die Fach Geographie nunmehr vor. Wenn tegrierende didaktische Inszenie- „Räumlichkeit“, als eine der grund- Kompetenzorientierung ein wich- rung, die neben Fachwissen und sätzlichen Formen des „In-der-Welt- tiges Fundament der Bildungsstan- räumlicher Orientierung auch ganz Seins“, der Lebens- und Handlungs- dards ist, dann ist aktuell danach bewusst Subjektorientierung und welten existenziell erfahren sollen. zu fragen, woran sich ein Unterricht Bewertung einfordert und fördert, Unter dieser Voraussetzung sollten im Sinne der Bildungsstandards er- schafft so eine wesentliche Grund- „Räume“ ganz gezielt unter vier Per- kennen lässt. (…) Die Zusammenfüh- lage für einen interessanten und spektiven betrachtet und didakti- rung der vier Raumkonzepte, die eine herausfordernden Geographieunter- siert werden: Raum als Container, Multiperspektive auf die Eine Welt richt, der Schülerinnen und Schü- als System von Lagebeziehungen, als und eine ganzheitliche Bewertung lern mitgibt, wozu wir verpflichtet Anschauungsform, als soziale, tech- politischer Strategien ermöglicht, sind: Wissen und ein reflektiertes nische und politische Konstruktion. trägt so wesentlich dazu bei, die ge- Bewusstsein von Zurzeit gibt es in Deutschland immer- sellschaftliche Bedeutung des Faches dessen Bedeutung Weiter im Netz hin ein Schulbuch, das TERRA 3 für Geographie zu erhöhen“ (HOFFMANN („Metakognition“). Raumkonzepte Gymnasien in Rheinland-Pfalz und 2011a). 999195-0001 Klett-Magazin Geographie | 3
Weiter im Netz Unterrichtsservice TERRA Vollständige Raumanalyse 999195-0002 Art der Länderkundliches Schema Fragengeleitete Raumanalyse Synoptische Raumanalyse Raumanalyse nach den vier Raumkonzepten Beispiel An Ländern und Regionen orientierter Gang Borneo Vier Blicke auf den Nürburgring über die Erde (TERRA Geographie 2) (TERRA Geographie 3) Merkmale Themenorientiertes „Schichtenmodell“ Geographischer Raum mit Naturraumfaktoren Erweiterung der klassischen objektiven Sicht und Kulturraumfaktoren („Container“, „System der Lagebeziehungen“) um die subjektive Sicht („Kategorie der Sinnes- wahrnehmung“, „Konstruktion“) Umsetzung Länderkundlicher Durchgang; Exemplarisches und problemorientiertes Problemorientierte und lohnende Unter- im Unterricht Abfolge der Länder vom „Nahen zum Fernen“ Arbeiten entlang wichtiger Leitfragen; suchungsfragen am Anfang; (Deutschland, Europa, Außereuropa), Anwendung der vier Raumkonzepte; vom Bekannten zum Unbekannten; interessengeleitet; systematisches Ordnungprinzip; interessengeleitet; Schülerorientierung; Schülerorientierung; Transfermöglichkeiten; Transfermöglichkeiten; enzyklopädische Betrachtung; Perspektivenwechsel; Subjektorientierung; Vermittlung umfangreichen Wissens; Vermittlung umfangreichen Wissens Vermittlung umfangreichen Wissens; vernetzendes Denken; vernetzendes Denken Kommunikation, Reflexion und Kritik Abb. 2: Modelle der geographischen Raumanalyse Die „Raumfragen“ haben auch hier nung“ der handelnden Subjekte bzw. „Nürburgring“ im Kontext der weiterhin einen Stellenwert, aber in deren Bezüge zum Handeln“ (DAUM vier Raumkonzepte veränderter Perspektive und Bedeu- & WERLEN 2002: 8) begründet wer- Mit dem Unterrichtsbeispiel „Vier tung. „Der Raum“ ist nicht länger den? Wenn ja, dann bedeutet dies in Blicke auf den Nürburgring“ (COEN, die absolut gesetzte Zielkategorie, der Konsequenz eine bewusste Einbin- HOFFMANN, WENZ 2011) wird eine sondern eine Dimension der Weltbe- dung gesellschaftlicher und subjek- neue erweiterte Form der Raumana- obachtung. Für die konkrete Unter- tiver Problemfelder und -fragen, und lyse (Abb. 2) am Ende der Sekundar- richtplanung muss der Stellenwert der eine gezielte Hinwendung zu „Ursa- stufe I angeboten, die die derzeit ak- klassischen Raumfragen von Mal zu chen, Auslösern und sozialen Kontex- tuellen vier Raumkonzepte integriert, Mal neu bestimmt werden und zwar ten von Tätigkeiten, Entscheidungen Perspektivenwechsel und Subjekt- im Hinblick auf die – den Lernprozess und Handlungen“ (VIELHABER 1998: orientierung einfordert sowie zu Re- tragende und lohnende – Problem- 21). flexion und Kritik anleitet. Diese Art und Fragestellung. Dabei ist nicht Unterrichtsplanung erfordert je nach der Raumanalyse erweitert die in den mehr die Raumperspektive an sich Zielsetzung eine begründete Entschei- gängigen Schulbüchern vorgestellte leitend. Ziel ist es vielmehr, durch dung über die Verwendung objektiver problemorientierte Raumanalyse um differenziertes Betrachten zu neuen und/oder subjektiver Raumkonzepte einige grundlegende Aspekte und ver- Erkenntnissen zu gelangen, um die je nach dem Stellenwert von physisch- pflichtet sich zur Progression in zwei- übergeordnete Fragestellung beant- materieller Raumgliederung und sub- facher Hinsicht: worten zu können. Das heißt zugleich jektiven und gesellschaftlichen Pro- Zum einen vom reinen Topographie- kritisch zu prüfen, ob Raum-Fragen, blemfeldern. Bisherige Inhalts- und Lernen zur Förderung der Räumlichen die sich allein an raumstrukturellen Raumfragen sollen auf ihre Zukunfts- Orientierungskompetenz, zum ande- Bedingungen und räumlich-materiel- bedeutsamkeit hin befragt werden. ren vom nur objektiven Erfassen eines len Ausstattungen orientieren, nicht Sie sollen nicht über Bord geworfen, Raumes hin zur auch subjektorien- die drängenden aktuellen und rele- sondern neu verortet und didaktisch tierten Betrachtungsweise. Dar- vanten Fragen aus dem Lebenskontext in Beziehung gesetzt werden. gestellte und gelebte Welt werden der Schüler verdecken. Eine solche Re-Orientierung anhand aufeinander bezogen. Das Neue einer Müsste nicht sogar die gesellschaft- der vier Raumkonzepte im Geogra- solch mehrperspektivischen Rauma- liche Bedeutung des Schulfaches phieunterricht kann anhand konkre- nalyse liegt auf der Beobachtung der Geographie mit der „Unterordnung ter Arbeitsaufträge und Aufgaben im handelnden Subjekte und Akteure der räumlichen Gliederung der Un- folgenden Unterrichtsbeispiel verdeut- in den jeweiligen gesellschaftlichen terrichtsinhalte unter die „Weltord- licht werden. Bereichen. 4 | Klett-Magazin Geographie
Unterrichtsservice TERRA Darüber hinaus werden die Lernen- tiefteres Raumverständnis entstehen Was ist richtig? Wer hat Recht? den angeleitet, ausgehend von pro- kann. Ein solch mehrperspektivischer Welcher Information und welchen blemorientierten und lohnenden Un- Blick auf den Nürburgring möchte Informanten können wir trauen? tersuchungsaspekten und -fragen, wie besonders das vernetzende Denken Von was können wir sicher ausgehen? z. B. „Der Nürburgring – (k)ein Beitrag in Mensch-Raum-Beziehungen anbah- Wer sagt was mit welcher Absicht, wo zur nachhaltigen Entwicklung!?" die nen, einfordern, fördern und zugleich und wann? Was wissen wir jetzt mehr? komplexen Mensch-Raum-Zusammen- die Bedeutsamkeit von verschiedenen Was ist für mich am wichtigsten, und hänge in der Region Nürburgring zu subjektiven Perspektiven und Insze- warum? analysieren und dabei aufzudecken, nierungen integrieren (vgl. das hierzu Welche Bedeutung hat der vierfache wie der Raum „ist“, von verschiedenen erstellte Tafelbild in Abb. 3). Die bei Blick auf den Nürburgring? Akteuren wahrgenommen und „ge- dieser Vorgehensweise im Unterricht Welche „Dinge“ und „Perspektiven“ macht“ wird, welche Positionen und ausgewiesenen Teilfragen sollen nicht sind wie geordnet worden? Intentionen sich darin spiegeln. Das nach und nach mechanisch abgear- Was soll daran „neu“ sein, und welche über Informationen erlangte Wissen beitet werden, vielmehr dienen sie in Folgen und Intentionen sind damit wird ergänzt durch ein Wissen über ihrer Gesamtheit als Orientierungs- verknüpft? Intentionen. Damit und durch die in- hilfe, unter welchen Gesichtspunkten folge entstandener Reibungspunkte man insgesamt einen Raum durch ausgelösten Denkprozesse entwickelt verschiedene Fenster der Weltbeo- „Neu ist womöglich, in dieses Ding / sich eine kritische Beobachtungshal- bachtung betrachten und analysieren Containerbild mit hineinzudenken, tung als Kern einer weiterführenden kann und wie sich diese Blicke gegen- welche Absichten und Praktiken in raumanalytischen Kompetenz. Schüle- seitig ergänzen. dieser Infrastruktur realisiert werden, rinnen und Schüler können erkennen, Ein Schülerarbeitsbogen „Wie analy- welche Akteure sich darin bewegen dass „Dinge“ mehrdeutig sind, „dass siere ich einen Raum?“ (Abb. 5, S. 7 und auch: was alles unerwartet in ein Weltbild nicht einfach ein Spiegel bzw. Online-Link: 104006-0401) bietet dieser Infrastruktur geschehen kann, der äußeren Welt ist, sondern objektiv eine Gliederungshilfe für Raumana- in ungewollten Nebenfolgen, nicht und subjektiv gebrochenen Wahrneh- lysen – auch als Schülerreferate – ent- linear-kausal, „emergent“, „kontin- mung. (…) Schließlich wissen sie: Die lang der vier Raumkonzepte anderer gent“, und immer Teil der – realisier- Welt wird konstruiert, von Subjekten, Räume. Grundsätzlich eignen sich ten oder der mitgedachten – Wirklich- aus verschiedenen Perspektiven und fast alle Räume für derartig angelegte keit“ (RHODE-JÜCHTERN 2009: 11f). also mit Differenz“ (RHODE-JÜCH- Raumanalysen, insbesondere aber Zu konstatieren ist, dass „Konstruk- TERN 2004: 56). Im Unterricht müssen solche, die auch in den verschiedenen tion von Raum“ in dem Beispiel Nür- die „Dinge“ nach allen Seiten gedreht, Medien kontrovers diskutiert werden. burgring explizit und direkt zum Un- Informationen aus verschiedenen Gerade für Regionen, die aktuell im terrichtsgegenstand gemacht wurde. „Fenstern“ entnommen, Ursachen- Fokus – auch der Schüler – stehen, Vielperspektivische Beschreibungen forschung und Begründungen vorge- eignet sich der Arbeitsbogen als Lern- sind bewusst und grundlegend vor nommen werden, um schließlich zur werkzeug im Erkenntnisprozess für dem Hintergrund und dem Anspruch Urteilsfindung und zur Reflexion zu Schüler und Arbeitshilfe zur didak- berücksichtigt worden, die Wirklich- gelangen. Dieser Blick durch vier Fen- tischen Aufbereitung für den Lehrer. keit komplex darzustellen, weil die ster der Weltbeobachtung ermöglicht, Folgende Impulsfragen einer zusam- sozialen und räumlichen Wirklich- dass sich wechselseitig Zusammen- menführenden Beurteilung haben keiten komplex und abhängig von der hänge erhellen und ein letztlich ver- sich im Unterricht bewährt: Sehweise sind. REALRAUM BEZIEHUNGSRAUM (Daten) (Daten im Vergleich) Kühl gemäßigt Voll humid Wesentlich kühler und humider als der Rest von Rheinland-Pfalz, Kühle Sommer (10 Sommertage) insbesondere als Wärme- und Trockeninsel Rheinhessen Kalte Winter (109 Frosttage) Vergleichbar mit dem Klima im Bayrischen und im Böhmerwald Das Klima am Nürburgring Rennfahrer: „meist wirklich mieses Wetter“: Verallgemeinerung Tourismusverein: „Jede Jahreszeit hat ihren Reiz“: Niederschläge des Wetters, Ignorieren der Gefahr infolge des Wetters werden nicht genannt Festivalbesucher: „Sonnenbrand“ und „Erkältung jedes Jahr“: schneller Darstellung der Jahreszeiten über Gerüche, Farben, Naturbilder Wetterwechsel als typisch, Bedeutung für eigenes Wohlbefinden Inszenierung als ganzjährig attraktive Ferienregion zu Werbezwecken Konzertagent: „kein Blitzschlag und Schnee“: Extremereignisse, Einfluss für Sicherheit und Rentabilität des Festivals (Persönliche Aussagen/„Geschichten“) (Daten im Vergleich) WAHRGENOMMENER RAUM GEMACHTER RAUM Abb. 3: Mögliches Tafelbild zum Klima am Nürburgring im Kontext der vier Raumkonzepte Klett-Magazin Geographie | 5
Unterrichtsservice TERRA Was und wie beobachten wir? – Ein objektiver und zwei subjektive Blicke auf den Nürburgring Abb. 4: Einzelergebnisse der Präsentation zur Raumanalyse Nürburgring Zum Mehrwert der vier Raum- Eine mögliche Konsequenz daraus ist, Voraussetzung (HOFFMANN 2011b) perspektiven Schüler noch bewusster zum Fragen für die Ausrichtung von Aufgaben in Aus erkenntnistheoretischer und un- anzuleiten, mit welchen Absichten die Kompetenzbereiche Kommuni- terrichtsplanerischer Sicht bleibt fest- über einen Raum oder ein Ereignis kation, Beurteilung/Bewertung und zuhalten, dass hier nicht eine schema- gesprochen und wie dieser Raum in Handlung geschaffen, weil leichter an tisch-vollständige Erfassung einer be- den Medien vermittelt, präsentiert subjektiven Erfahrungs- und Erlebnis- stimmten Region i. S. des „Containers und produziert wird. Die Hauptfragen welten angeknüpft und persönliche Eifel“ zum Thema gemacht wurde. sind: Was wird beobachtet, wann, von Sinnstiftungen und Bedeutungszu- Wer kann schon eine ganze Region wem und wie? Lernende entdecken weisungen in den Blick genommen auf einen gemeinsamen „objektiven so die hinter Informationen verbor- werden können. Kurz: Ohne Subjekt- Nenner“ bringen, die räumlichen und genen Intentionen. Sie sollen auch zu orientierung keine Beurteilungskom- sozialen Wirklichkeiten „objektiv“ der Einsicht gelangen, dass nicht die petenz! ordnen? Der Mehrwert einer viel- Räume an sich einen gewissen Ein- Als weitere lernwirksame didak- perspektivischen Raumanalyse liegt fluss auf die Menschen haben, son- tische Leitmotive einer solch mehr- darin begründet, „dass man nach der dern die Bedeutungen, die Menschen dimensionalen Raumanalyse können Schule nicht naiv in die Welt geht. Ein ihnen geben und daraufhin in ihre genannt werden: Perspektivität der vierfacher Blick hilft mir viel mehr zu Entscheidungen und Handlungen Beobachtung, Hinterfragen der Se- sehen“, lautete eine Schülerantwort einbeziehen. Ein Vorteil dieser multi- miotik, Erfassen der Intentionalität, am Ende der Raumanalyse. Einerseits perspektivischen Raumanalyse ist, Unterschiedlichkeit der Maßstäbe, zeigen Gespräche mit Kollegien und dass geographische Sachverhalte und Konfliktlinien, Spannung, Neugier, Referendaren, dass die ersten drei Probleme aus verschiedenen Blick- kognitive Dissonanz, Enthüllen der Raumkonzepte auf wenige Verständ- winkeln betrachtet werden und somit verschiedenen Wahrheiten in medi- nis- und Umsetzungsprobleme stoßen. ein komplexeres Verständnis der alen Vermittlungen. Andererseits wird betont, dass subjek- Welt angebahnt werden kann. Raum- Fest steht, dass reines raumbezogenes torientierte Raumanalysen das Sub- Bilder müssen im Unterricht nach Fachwissen alleine nicht ausreicht für jekt, die jeweils einzelne Lebensge- allen Seiten gedreht und gespiegelt umweltverantwortliches Handeln. schichte, den Akteur in das Zentrum werden, um mit den dabei ausgelösten Kompetente Lebensraumgestaltung des Unterrichts rücken. Geographie- Denkprozessen eine kritische Beo- braucht Wissen und Können und Hal- unterricht wird anregender, lebens- bachtungshaltung als Kern einer tung und Handlung. Das Potenzial der weltlicher, weil eine makromaßstäb- raumanalytischen Kompetenz bei sechs Kompetenzbereiche gilt es auch liche Außenbetrachtung zu Gunsten Schülerinnen und Schülern aufbauen bei Raumanalysen zu aktivieren, um einer mikromaßstäblichen Innensicht und fördern zu können. mit Geographie die Welt (zu) enthül- überwunden wird. Für Schüler ent- Lohnende Fragestellungen können so len und mit offenen Augen sich orien- steht so ein Sinnzuwachs, da sie über im Kontext der vier Raumkonzepte tieren (zu) können. die unscheinbare Frage nach dem analysiert, in hohem Maße differen- Klima am Nürburgring erkennen ziert und konkret in die Unterrichts- Weiter im Netz lernen, wie verschiedene Wahrheiten planung eingebunden werden. Damit Literaturverzeichnis entstehen und zu bewerten sind. wird eine grundlegende (Planungs-) 999195-0003 6 | Klett-Magazin Geographie
Unterrichtsservice TERRA Wie analysiere ich einen Raum nach vier Raumkonzepten? 1. Schritt: Der Raum im 2. Schritt: Der Raum als System realistischen Sinn / Raumkonzept von Lagebeziehungen / „Realraum“ Raumkonzept „Beziehungsraum“ Untersuche die Merkmale des Raumes in Bezug auf Analysiere für diesen Raum – seine Lage im Gradnetz – die Erreichbarkeit und Verkehrsanbindung – sein Naturpotenzial (Geofaktoren Klima, Relief, – die Lage in einem übergeordneten Bezugsraum Böden, Bodenschätze, natürliche Vegetation) (Bundesland, Staat, Kontinent, Welt, andere – seine Wirtschafts- und Erwerbsstruktur: gleichartige Räume) Landwirtschaft, Bergbau und Industrie, – die Lage in und zu Aktiv- und Passivräumen Dienstleistungen – die Zentralität – seine Wirtschaftskraft (BIP, Arbeitslosigkeit) – Einzugsbereiche (z.B. von Pendlern, Touristen) – seine Bevölkerung (Verteilung, Dichte, – Abhängigkeiten (z.B. von Rohstoffanlieferung, Altersaufbau, Entwicklung, Geburten- und Subventionen etc.) Sterberate, Zu- und Abwanderung) – seine Siedlungsstrukturen und -prozesse Berücksichtige dabei verschiedene – seine historische Entwicklung Maßstabsebenen (lokal, regional, global) und – aktuelle Planungen. stelle Zusammenhänge her! Stelle die charakteristischen Merkmale für diesen Tipp: Nutze auch hierfür deinen Atlas! Raum heraus und Zusammenhänge her! Nutze auch die entsprechenden Karten in deinem Atlas! 3. Schritt: Der Raum in der 4. Schritt: Der Raum in der Wahrnehmung verschiedener Darstellung durch Medien, Personen / Raumkonzept Institutionen und gesellschaftliche „wahrgenommener Raum“ Institutionen/ Raumkonzept „gemachter Raum“ Untersuche, wie verschiedene Akteure und Werte Dokumente wie Internetauftritte, Prospekte, Akteursgruppen den Raum wahrnehmen. Filme und Filmankündigungen, Flyer, Plakate etc. Unterscheide dabei zwischen darauf hin aus, – Generationen/Alter und Geschlecht – wer, welche Institution oder welche – Familienstand (z.B. Single) gesellschaftliche Gruppierung das Dokument – „Fremden“ und Einheimischen verfasst und gestaltet hat – Reisenden/Touristen und „Bereisten“ – wie der Raum und der dafür bedeutsame – Befürwortern und Gegnern Sachverhalt in diesen Dokumenten unterschiedlich – Vertreter der Wirtschaft und Vertreter in Text und Bild dargestellt und kommuniziert wird unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen – und so der Raum „gemacht“, konstruiert und – Politiker und Umweltschützer inszeniert wird. – Opfer/Betroffene einer Katastrophe in einer Problemregion Überprüfe die mediale Vermittlung kritisch mithilfe deiner Kenntnisse aus den drei Arbeite Widersprüche und Gemeinsamkeiten vorausgehenden Schritten der Raumanalyse! heraus! Stelle dabei auch Zusammenhänge zu Hinterfrage abschließend, mit welcher Absicht deinen Kenntnissen aus der objektiven der Raum auf diese Weise medial vermittelt wird. Raumanalyse her! Name: Datum: © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2011 | www.klett.de | Erstellt für: TERRA Geographie 3 Gym Rheinland Pfalz und Saarland | ISBN: 978-3-12-104006-3 Alle Rechte vorbehalten. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Für Veränderungen durch Dritte übernimmt der Verlag keine Verantwortung. Arbeitsblatt Klett-Magazin Geographie | 7
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