Scheuklappen in Rosa und Hellblau - W&V

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Scheuklappen in Rosa und Hellblau - W&V
SCHWERPUNKT | KINDER UND JUGENDMEDIEN

                      Scheuklappen in
                      Rosa und Hellblau
                      GENDERMARKETING Für Jungen und Mädchen werden zunehmend getrennte Produktwelten
                      geschaffen, und das nicht nur beim Spielzeug. Doch es gibt auch positive Gegenbeispiele.

40 | Werben & Verkaufen 34/2014
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Gender-
                                                    kindermarketing
                                                    erfasst immer
                                                    mehr Branchen.
                                                    Dass es auch an-
                                                    ders geht, beweist
                                                    Jako-o, wo bunte
                                                    Vielfalt angesagt
                                                    ist (Bild links).

Im Spielwarengeschäft lächelt links die zarte Prinzessin Lillifee,
rechts stehen Käpt’n Sharky und Lego-Technic. Bei H&M hän-
gen knallenge Leggins für Mädchen in der einen Ecke. In der
anderen: lässig geschnittene Outdoor-Jeans für Jungs – zum
Toben. Die Drogeriekette dm wirbt mit ihrer glitzernden Eigen-
marke Prinzessin Sternenzauber für ein „Leicht-Kämm-Spray“,
dank dem „das tägliche Bürsten zur Wohlfühlzeremonie“ wird.
Weiter unten im Kosmetikregal verspricht ein blaues Bübchen-
Shampoo den „Frischekick für Siegertypen“, während das in Rot
„kein Ziepen“ und „keine Tränen“ garantiert.
     Seit den 1990er-Jahren hat Gendermarketing, also die se-
parate Werbeansprache der Geschlechter, an Fahrt aufgenommen.
Derzeit boomt es. Die Deo-Marke Axe etwa betreibt es exzessiv.
Und bei Edeka gibt es „Frauen-Bratwurst“ und „Männer-Brat-
wurst“. So viel zu den Erwachsenen. Gendermarketing für
Kinder hat seinen Ursprung in der Spielwarenwelt – und die
verzeichnet trotz niedriger Geburtenraten Jahr für Jahr Rekord-
ergebnisse. Familien mit Kindern beiderlei Geschlechts statten
sich heute bisweilen doppelt aus. Rosa für Mädchen, Blau für
die Jungs. Eine Farbaufteilung übrigens, die bis Mitte des
20. Jahrhunderts noch genau andersherum galt.
     „Bei dem Erfolg der Spielwarenindustrie erscheint es mir
nur folgerichtig, dass sich genderspezifisches Kindermarketing
auch auf andere Branchen ausgedehnt hat“, sagt Johannes Schma-
lenstroer, Vice President Marketing & Sales Germany bei Capri-
Sonne. Neun Sorten seines Fruchtsaftgetränks im klassischen
200-ml-Beutel gibt es derzeit. Eine davon ist der „Elfentrank“,
der sich mit einer pastelligen Bildwelt speziell an Mädchen
richtet.
     Flankiert wurde die Produkteinführung 2012 mit TV-Spots,
Gewinnspielen, Online- und PoS-Maßnahmen. Heute spricht
Schmalenstroer vom „erfolgreichsten Launch seit über zehn
Jahren“. Das liege zum einen an der Kampagne, für die Oelenheinz
+ Frey aus Mannheim verantwortlich zeichnete. Zum anderen
hätten Mädchen eine „Affinität zu den angesprochenen Themen“,
das sei „nun mal so“ und „bestimmt nicht von der Industrie
gemacht“, glaubt er.                            Weiter auf Seite 42

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     „Zuordnung heißt Ausgrenzung“
     Sascha Verlan ist Co-Autor des Buchs „Die Rosa-Hellblau-Falle. Für eine
     Kindheit ohne Rollenklischees“ und Vater dreier Kinder.

       Was ist so schlimm daran, dass es für Jungs und Mädels getrennte Produkte gibt?                                                 Warenwelt in Rosa:
     Dass mit jeder Zuordnung zugleich eine Ausgrenzung stattfindet. Wenn Ferrero mit                                                   Die Vorliebe von
     seinem rosa Überraschungsei „extra für Mädchen“ wirbt, ist das im Grunde ein                                                      Mädchen für diese
     Stoppschild für die Jungen. Denen wird damit gesagt: Wenn ihr richtige Jungs sein                                                 Farbe ist keinesfalls
     wollt, lasst die Finger davon!                                                                                                    genetisch bedingt.

       Sind die Interessen denn nicht unterschiedlich?
     Ein Junge, dem zum dritten Mal mit den Worten „Das ist was für Mädchen“ die               Reihe „Lego Friends“, deren Figuren auffällig viel Rosa tragen,
     Puppe weggenommen wird, dürfte schnell verinnerlicht haben, dass es sich hier             riesige Augen haben und die mit Themenwelten wie „Einkaufs-
     um etwas „Minderwertiges“ handelt. Die eigentlichen Interessen unserer Kinder             zentrum“ oder „Reiterhof “ beschränkt ist auf das, was Mädchen
     werden schon früh überlagert von Geschlechterzuschreibungen, die das Umfeld               angeblich naturgemäß interessiert. Schmiedel und ihr Team
                             für sie vornimmt – im Sinne von: Jungs sind wild, Mädchen
                                                                                               versuchen, Eltern wie Kinder zu sensibilisieren: „Wir erklären
                             lieben Traumwelten. Nicht zuletzt penetrantes Gender-
                                                                                               ihnen, dass es nicht genetisch bedingt ist, mit welchen Dingen
                             marketing hindert unsere Kinder an der freien Entfaltung
                             ihrer Persönlichkeit.                                             sich Jungen und Mädchen umgeben dürfen, sondern dass sich
                                                                                               das die Wirtschaft ausdenkt, um daraus Profit zu schlagen.“
                              Die Eltern könnten die Produkte doch in den Regalen stehen            Der Kinderkleidungshersteller Jako-o will sich das auf
                            lassen.                                                            keinen Fall nachsagen lassen müssen. Seit 27 Jahren setzt man
                            Es ist mühsam geworden, nach Alternativen zu suchen.               im bayerischen Bad Rodach vor allem auf die Farbe Bunt. „Es
                            Und viele haben diese allgegenwärtige Geschlechter-                würde überhaupt nicht zu uns passen, wenn wir, dieses Trends
                            trennung so verinnerlicht, dass sie sie gar nicht mehr             wegen, plötzlich nur noch Prinzessinnen im Katalog hätten“,
                            infrage stellen.                                                   sagt Geschäftsführerin Bettina Peetz. Vielmehr wolle sie eine
                                                                                               Welt abbilden, die Kindern alle Möglichkeiten gebe. Deshalb
                              Dann ist es doch verständlich, dass Unternehmen daran            spielen auf den Katalogmotiven sowohl Jungs als auch Mädchen
                            gelegen ist, diese Welle zu nutzen.                                am Herd und machen sich gemeinsam in Pfützen schmutzig.
                            Verständlich vielleicht, aber Verständnis habe ich dafür keines:
                                                                                                    Peetz will, dass Jako-o-Kleidung auch noch von den Ge-
                            Wir wollen, dass Frauen in Führungspositionen kommen und
                                                                                               schwistern getragen werden kann. Nur – läuft das nicht dem
                            Naturwissenschaften studieren, wir wollen mehr Männer in
                            sozialen Berufen, wir wollen Chancengleichheit – das sind          Bestreben nach Abverkauf zuwider? „Auf den ersten Blick
                            gesamtgesellschaftliche Ziele, die die Eltern alleine nicht        vielleicht. Aber inzwischen hat sich unser Unisex-Gedanke zu
                            erreichen können. Und da wäre es wichtig, dass das                 etwas entwickelt, das uns vom Wettbewerb abhebt. Rosa und
                            Marketing nicht auch noch gegensteuert und vermeintli-             Hellblau bekommt man ja sonst überall.“ Peetz ist überzeugt:
                            che Geschlechterunterschiede zementiert, sondern sich              Unternehmen tragen auch eine gesellschaftliche Verantwortung.
                            seiner Verantwortung stellt.                                kas         Jedenfalls ist es erstaunlich, dass heutzutage Kinderpro-
                                                                                               dukte Erfolg haben, die den Mädchen suggerieren, sie müssten,
„Die Rosa-Hellblau-                                                                            schick herausgeputzt, Wägelchen vor sich herschieben, und es
Falle. Für eine Kindheit                                                                       den Jungs schwermachen, einer Puppe mal die Haare zu kämmen
ohne Rollenklischees“        Jemand, der das ganz anders sieht, ist Stevie Meriel Schmiedel.   – während bei den Erwachsenen die Chancengleichheit der
von Almut Schnerring         Sie ist Geschäftsführerin von Pinkstinks, einem Verein, der ge-   Geschlechter als erklärtes Ziel gilt. Marktkritiker wie Pinkstinks
und Sascha Verlan (Bild
                             gen Sexismus in der Werbung kämpft. Und selbst sie muss zu-       gibt es deshalb immer mehr. Shitstorms entwickeln sich rasch,
oben).
                             geben: „Gendermarketing funktioniert.“ Die Unternehmen            was auch der Versandhändler Otto lernen musste, als er ein T-
                             könnten damit „Geld verdienen wie Heu“. Aus Studien wisse         Shirt für Mädchen mit der Aufschrift „In Mathe bin ich Deko“
                             man jedoch um den Schaden, den es bei Kindern anrichtet.          im Sortiment hatte. Auf Blogs wie Ichkaufdasnicht.tumblr.com
                             Puppen wie Barbie und Monster High sorgten dafür, dass sich       wird Sexistisches gerügt. International arbeitet The Brave Girls
                             Mädchen schon früh unwohl in ihrem Körper fühlten und glaub-      Alliance gegen weibliche Stigmata an. Und die Initiative Let Toys
                                                                                                                                                                    Fotos: Fotolia/photophonie; Unternehmen

                             ten, bei jedem Schritt gut aussehen zu müssen. Und Jungs, die     Be Toys wehrt sich gegen die Unterteilung sämtlicher Spielsachen
                             Ponys mögen, würden gemobbt. „Es geht aber auch anders“,          in Jungs- und Mädchenwelten – mit dem Erfolg, dass die Kette
                             sagt sie, und lobt etwa das Unternehmen Goldie Blox, das Tech-    Toys ’R’ Us angekündigt hat, ihre Filialen in England wieder
                             nikbaukästen für Mädchen anbietet. Zwar sei auch dies Gen-        neutraler zu gestalten. Mit Widerstand müssen Unternehmen
                             dermarketing – aber in einer Form, die Mädchen neue Mög-          also rechnen, wenn sie Gendermarketing für Kinder betreiben.
                             lichkeiten eröffne. Lego hingegen kritisiert sie für die Girls-   Katja Schönherr | specials@wuv.de

     42 | Werben & Verkaufen 34/2014
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c h w  e i t e n - S t a r s
                                                                                          D i e R e i
                                                                                                        l u e  O  c e a  n  !
                                                                                               von B
                                                                                               Zauberhafte                                         Nr. 1 der
                                                                                                        iegerin
                                                                                           Reichweiten-S                                          Mädchen
                                                                                                                                                  4-9 Jahre!                                                          Nr. 2 der
                                                                                                                                                                                   Volle
                                                                                                                                                                              PLAYMOBIL-Power!
                                                                                                                                                                                                                      Jungen
                                                                                                                                                                                                                    4-13 Jahre!

                                                                                                                                                                                                                       82 %
                                                                                                                                                                                                                     mitlesende
                                                                                                                                                                                                                       Eltern!

                                                                                             81 %
                                                                                           mitlesende
                                                                                             Eltern!
Quelle: KVA 2014, Prinzessin Lillifee: Mädchen 4-9 Jahre; Playmobil: Jungen 4-13 Jahre;

                                                                                                                  Mit 351.000 Leserinnen
                                                                                                             pro Ausgabe ist Prinzessin Lillifee
                                                                                                         nach wie vor die Nr. 1 für Mädchen im Alter
                                                                                                          von 4-9 Jahren und damit nicht mehr aus                                     Als Nr. 2
FRAG doch mal die Maus: Gesamt 4-13 Jahre

                                                                                                               dem Rampenlicht der Kinder-                            der Jungs von 4-13 Jahren erobert das
                                                                                                                zeitschriften wegzudenken!                         PLAYMOBIL-Magazin nicht nur die Herzen von
                                                                                                                                                                    331.000 Lesern pro Ausgabe, sondern auch
                                                                                                                                                                         die große Bühne der reichweiten-
                                                                                                                                                                           stärksten Kinderzeitschriften!

                                                                                                                                                                                                                  Neu auf dem
 Unsere Titelvielfalt :                                                                                                                                  Wissens-Star mit 297.000                                roten Teppich:
                                                                                                                                                           Lesern pro Ausgabe!                                  unsere LEGO-Titel!

                                                                                                        IHR KONTAKT ZU UNSEREN ÜBER 40 KINDERZEITSCHRIFTEN:
                                                                                                        Jennifer Kilian, Telefon: 0711/ 22 02 99-222, E-Mail: kilian@blue-ocean-ag.de
                                                                                                        Weitere Informationen unter www.blue-ocean-ag.de/media
Scheuklappen in Rosa und Hellblau - W&V
SCHWERPUNKT | KINDER UND JUGENDMEDIEN

Vertrauter Umgang                                                                                  gitte gilt, soll für die Kleinen und Kleins-
                                                                                                   ten umso mehr gelten. Mit Neuheiten wie
                                                                                                   der Geomini-App werden bereits Kinder
                                                                                                   ab vier Jahren angesprochen. Wer nicht

mit Touchscreens                                                                                   lesen kann, kann sich jeden Text von
                                                                                                   Georg vorlesen lassen.
                                                                                                        Gruner + Jahr hat guten Grund, sei-
                                                                                                   nem Grashüpfer auf die Sprünge zu hel-
                                                                                                   fen. App-Angebote für Kinder und Ju-
APPS FÜR KINDER Line-Extensions via Apps versprechen gute Geschäfte. Doch                          gendliche treffen auf einen schnell wach-
Chancen hat derzeit nur, wer über starke Marken und tollen Content verfügt.                        senden Markt: Durch die steigende
                                                                                                   Verbreitung von Tablets und Smartphones
                                                                                                   zeigen inzwischen bereits Dreijährige
                                                                                                   einen routinierten Umgang mit Bildschir-
Georg der Grashüpfer ist ein munterer                                                              men und Touchscreens – wohlwollend
Geselle. Die Animationsfigur der Geo-                                                              begleitet von jungen Eltern, die ebenfalls
mini-App geht auf Safari, taucht durch                                                             zur Generation der Digital Natives gehö-
Ozeane und durchstreift den Dschungel.                                                             ren.
Kinder können sich seine Abenteuer auf
ihr Tablet laden und auf diese Weise „fas-                                                         Kinder-App-Markt wächst rasant
zinierende Tierbilder in Geo-Qualität“                                                             Die globalen Trends sprechen für sich. In
kennenlernen. Denn Georg ist nicht nur                                                             den USA kommen bereits 38 Prozent
Abenteurer, sondern steht auch im Dienst                                                           aller Kinder unter zwei Jahren mit Tab-
eines Verlags. Die Erweiterung der Kin-                                                            lets, iPhones und Kindles in Kontakt.
dermarke Geolino auf Tablet- und Smart-                                                            Die Konturen des Geschäfts sind bisher
phone-Formate ist für Gruner + Jahr Teil                                                           nur in Ansätzen erkennbar, doch über
der Umwandlung zum Multimedia-Haus.                                                                das attraktive Volumen be-
Was für das Publikum von Stern und Bri-
                                                                               Mit Animations-
                                                                               figuren, Lern-
                                                                               spielen und span-
                                                                               nenden Bildern
                                                                               will G+J seine
                                                                               Kindermarke
                                                                               Geolino auch
                                                                               als App
                                                                               vermarkten.

                                                                                                   Der Umgang mit Tablets gehört in immer
                                                                                                   mehr Kinderzimmern zum Alltag.

                                             44 | Werben & Verkaufen 34/2014
Scheuklappen in Rosa und Hellblau - W&V
Titelverteidiger
Und wieder sichern sich Magazine von
Egmont Ehapa Media mit starken Reichweiten
relevante Top-Platzierungen in der KidsVA 2014!*

* Nr. 1 bei Gesamt 6-13 Jahre: Micky Maus mit 623.000 Lesern
  Nr. 1 bei Mädchen 6-13 Jahre: Wendy mit 379.000 Lesern
  Nr. 1 bei Preschool 4-5 Jahre: Benjamin Blümchen mit 180.000 Lesern
  Quelle: KidsVA 2014 (Reichweiten Kinderkaufzeitschriften)

  Nutzen Sie unser leistungsstarkes Portfolio für Ihre Kampagne:
  Dirk Eggert, 030 / 24 00 81 16, d.eggert@egmont.de
  Mediadaten und KidsVA finden Sie unter: www.egmont-mediasolutions.de
Scheuklappen in Rosa und Hellblau - W&V
SCHWERPUNKT | KINDER UND JUGENDMEDIEN

„Viele Apps werden für den Papierkorb produziert“
Axel Dammler, geschäftsführender Gesellschafter IconKids & Youth, warnt vor Fehlinvestitionen bei App-Strategien.

   Anbieter von Kinder- und Jugendmedien                                                    Nike genießen großen Vorsprung, zumal
   produzieren zunehmend für Tablets und                                                    wenn sie wie McDonald’s ihre Apps mit
   Smartphones. Wie beurteilen Sie die                                                      Gutscheinen aufladen. Wer als unbekann-
   Entwicklung?                                                                             tes Unternehmen präsent sein will, muss
Handys und Tablets gehören in vielen                                                        eine sehr gute Idee haben, etwa mit einem
Kinderzimmern inzwischen zum                                                                spannenden Spiel. Aber auch hier ist der
Standard. Das geht auf Kosten des                                                           Markt eng.
klassischen Internets. Mit konventionel-
len Websites sind Kinder immer schwerer                                                       Was empfehlen Sie diesen Unternehmen?
zu erreichen.                                                                               Viele Mittelständler verbrennen mit der
                                                                                            Entwicklung eigener Apps nur ihre
  Unternehmen, die Kinder ansprechen          Zielgruppen durch. Die meisten Anbieter       Budgets. Letztlich werden dabei Apps für
  wollen, sollten demnach vor allem           sind chancenlos.                              den Papierkorb produziert. Relativ geringe
  spannenden App-Content entwickeln?                                                        Abrufzahlen werden bejubelt, doch dass
Das könnte man denken, doch das ist             Wer kann sich Chancen ausrechnen?           den Investitionen keine Erträge gegen-
ein Irrtum. Tatsächlich dringt nur eine       Kinder- und Jugendmarken wie etwa             überstehen, wird übersehen. Ich kann nur
sehr begrenzte Anzahl von Apps zu den         Disney, aber auch Marken wie H&M und          abraten.

                       steht kein Zweifel. „Auch wenn der Markt        der Eltern haben Apps oft sehr traditio-       und großen Budgets verfügen über er-
                       noch in den Kinderschuhen steckt, birgt         nelle Aufgaben zu erfüllen – etwa wie das      hebliche Wettbewerbsvorteile. Einer Mar-
                       er viel Potenzial. Man muss bedenken,           gute alte Fernsehen den Nachwuchs zu           ke wie Lego ist es nach Anlaufschwierig-
                       dass jedes Wachstumsjahr im Alter zwi-          beschäftigen und ruhig zu stellen. Was         keiten gelungen, ihr Angebot digital zu
                       schen ein und zehn Jahren fast eine eige-       kindgerechte Apps für die Eltern jedoch        verlängern. Die aufwendige Produktion
                       ne Zielgruppe darstellt“, registriert Björn     besonders attraktiv macht, ist die Tatsache,   des digital animierten Kinofilms The Lego
                       Hölle, Geschäftsführer der Agentur              dass sie leichter zu kontrollieren sind als    Movie soll vor allem das Geschäft mit
                       Agenten und Freunde in München.                 das Internet, wo die Gefahr besteht, dass      Videospielen ankurbeln.
                             Doch nicht alles auf diesem Markt         Pädophile und Datendiebe ihr Unwesen
                       ist so revolutionär, wie es klingt. Aus Sicht   treiben. Im Gegensatz zum Netz bieten          Orientierung für Eltern
                                                                       Apps den Eltern ein hohes Maß an Sicher-       Auch Ravensburger ist überzeugt, die
                                                                       heit und Kontrolle.                            Produktpalette auf dem Tablet abbilden
                                                                            Pädagogisch wertvoll muss das An-         zu können. Mit Neuheiten wie „Die ver-
                                                                       gebot deshalb nicht sein. Der Markt wird       rückten Experimente der Microminds“
                                                                       durch die Lust auf Spiele getrieben: Die       gelangt demnächst ein Videospiel in den
                                                                       Tablets in den Kinderzimmern sind be-          Handel, bei dem das Spielerlebnis um
                                                                       völkert von Spielen wie „Subway Surfer“,       physische Elemente erweitert wird.
                                                                       „Angry Birds“ oder „Clash of Clans“, bei            Zudem investiert Ravensburger in
                                                                       denen Geschicklichkeit, Kombinations-          den Ausbau eines App-Portfolios für Kin-
                                                                       gabe oder auch nur der schnelle Zeitver-       der zwischen zwei und sechs Jahren. „Wir
                                                                       treib im Vordergrund stehen. Der Markt         sehen darin die Möglichkeit, neue Marken
                                                                       ist eng, allein auf einem Portal wie Spiel-    aufzubauen. Viele Produkte sind in der
                                                                       affe lassen sich 12 000 kindgemäße Spie-       Entwicklung“, betont Kreativdirektor Mi-
Kinder verlangen                                                       le vom Elfmeterschießen bis zur Bauern-        chael Rüger. Wettbewerbsvorteile erhofft
auf Apps nach                                                          hofbewirtschaftung herunterladen.              sich der Spielehersteller und Verlag für
attraktiven Spie-
                                                                            Wer in diesem Umfeld Erfolg haben         Kinder- und Jugendbücher auch durch
                                                                                                                                                                     Fotos: Fotolia/operafotografica; Unternehmen

len. Nur wer Spaß
und Spannung                                                           will, muss gute Ideen haben: „Je größer        Investitionen in die Beratung: „Für die
bietet, kann mit                                                       der Drang des Kindes ist, ein Spiel zu         Eltern ist es oft nicht einfach, in den App-
Erfolg rechnen.                                                        wiederholen, desto größer ist auch das         Stores den besten Inhalt für die Kinder
                                                                       ‚Must have‘-Potenzial des Spiels. Lang-        zu finden. Hier wollen wir die Eltern an
                                                                       weilige Spiele ohne große Spielziele und       die Hand nehmen, etwa durch Kommu-
                                                                       Spaßfaktor funktionieren nicht“, beob-         nikation in Elternblogs“, betont Rüger.
                                                                       achtet Hölle. Anbieter mit Markenprofil        Martin Jahrfeld | specials@wuv.de

46 | Werben & Verkaufen 34/2014
Scheuklappen in Rosa und Hellblau - W&V
| SZENE  PEOPLE  TRENDS

                                                                                                      Seltener
                                                                                                      ins Web
                                                                                                      Das Web scheint den Wundertüten-
                                                                                                      Charakter verloren zu haben: Kids
                                                                              SCHWERPUNKT
                                                                              THEMENVORSCHAU
                                                                                                      sind seltener im Netz unterwegs.
                                                                             W&V 38/2014:
                                                                             Extra:
                                                                             Mediaplanung
                                                                                                      Auch wenn es viele Eltern mit Blick auf ihre Sprösslinge nicht   Prozentpunkte. Diese Entwicklung in der Nutzungshäufigkeit
                                                                                                      gleich bestätigen würden: Die Internetnutzung der Kinder         heißt aber keineswegs, dass sich der Nachwuchs wieder dem
                                                                             W&V 39/2014:             und Jugendlichen ist rückläufig. Das zeigt die aktuelle          nicht digitalen Kosmos zuwendet. Der Grund für den auf-
                                                                             Automobil-
                                                                                                      Ausgabe der jährlich durchgeführten Studie „Trend Tracking       fälligen Rückgang hängt vielmehr mit der steigenden Nutzung
                                                                             marketing
                                                                                                      Kids“ von Iconkids & Youth. Befragt wurden knapp 1500            von Smartphones und parallel dazu von Apps zusammen. Für
                                                                             W&V 39/2014:             Sechs- bis 19-Jährige. Die Anzahl der Nutzer ist danach zwar     Ingo Barlovic, Geschäftsführer von Iconkids & Youth, verliert
                                                                             Kino
                                                                                                      konstant geblieben: 2014 gehen 83 Prozent der befragten          das Web den „Wundertüten-Charakter“: „Warum sollen die
                                                                             W&V 40/2014:             Kinder und Jugendlichen ins Web, im Vorjahr waren es             Kids beispielsweise noch auf Spieleseiten gehen, wenn sie auf
                                                                             Recruiting               84 Prozent. Die Veränderungen zeigen sich in der Nutzungs-       dem Smartphone mit kostenlosen Spiele-Apps jederzeit
                                                                             Mehr Informationen       dauer und -häufigkeit. Am markantesten gewandelt hat sich        Zeitvertreib haben können?“ Zudem werden etwa Messenger-
                                                                             unter:                   die Altersgruppe der Sechs- bis Zwölfjährigen. 47 Prozent von    Apps wie Whatsapp von den Kids nicht als „Internet“
                                                                             schwerpunkt@wuv.de
                                                                             Tel. 0 89/21 83-70 73    ihnen gelten aktuell als „regelmäßige“ Nutzer – 2013 lag         kategorisiert. Laut KidsVA 2014 sind Spiele-Apps die mit
                                                                                                      dieser Wert bei 57 Prozent, ein Rückgang um deutliche zehn       Abstand beliebteste App-Form (siehe auch Seite 38).         ts

                                                                                                                                                                       Werbung für Kids
                                                                                                                                                                       soll Werte schaffen
                                                                                                                                                                       VERANTWORTUNG · Wie kaum ein
                                                                                                                                                                       anderer Bereich im Marketing werden
                                                                                                                                                                       Unternehmen bei der Kommunikation
                                                                                                                                                                       im Kinder- und Jugendbereich daran
                                                                                                                                                                       gemessen, inwieweit sie verantwortlich
                                                                                                                                                                       handeln. Aber: Was heißt „verantwort-
                                                                                                                                                                       lich“? Der von Cobra Youth Communi-
                                                                                             So ticken die Kids                                                        cations mittlerweile zum achten Mal
                                                                                                                                                                       veranstaltete Kinder- und Jugendmar-
                                                                                             MARKETING-GUIDE · Der Grundstein für eine langfristige                    ketingkongress Kid on (26.9. in Berlin)
Fotos: Fotolia/Christian Schwier; Fotolia/Olesya Shelomova; Fotolia/Kostia

                                                                                             Markenbindung wird bekanntlich im Kindesalter gelegt. Doch um             will darauf Antworten geben. „Wir
                                                                                             eine so facettenreiche Zielgruppe wie die jungen Konsumenten              müssen das Thema Kinder- und
                                                                                             zu erreichen, sind fundierte Kenntnisse ihrer Lebensumstände              Jugendmarketing auf ein neues
                                                                                             unerlässlich. Hier setzt der Praxisleitfaden „Digital | Real“ an.         professionelles Level heben!“, fordert
                                                                                             Dafür hat die auf Marketing für junge Zielgruppen fokussierte             CEO Christopher Schering. Der
                                                                                             Agentur Elements of Art (EoA), Mönchengladbach, die wichtigs-             Agenturchef appelliert an werbungtrei-
                                                                                             ten Erkenntnisse aus EoA-Studien zusammengestellt und die                 bende Unternehmen, „vor allem
                                                                                             Daten aktualisiert. Der Guide soll Input zu Lebens- und Marken-           edukative Aspekte in der Ansprache“ zu
                                                                                             welten, zu Verfügbarkeit und Nutzung von Medien sowie zur                 berücksichtigen, auch wenn das „auf
                                                                                             Internetkompetenz und den Lieblings-Websites der jungen                   kurze Sicht einen größeren zeitlichen
                                                                                             Kunden liefern.                                                   ts      und finanziellen Aufwand“ bedeute. ts

                                                                                                                                                                                                      Werben & Verkaufen 34/2014 | 47
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