Sinfoniekonzert Antonello Manacorda Dirigent | Denis Kozhukhin Klavier - NDR

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Sinfoniekonzert Antonello Manacorda Dirigent | Denis Kozhukhin Klavier - NDR
DO 24.02.2022
                Sinfoniekonzert
                Antonello Manacorda Dirigent | Denis Kozhukhin Klavier
Sinfoniekonzert Antonello Manacorda Dirigent | Denis Kozhukhin Klavier - NDR
DO 24.02.2022
                SINFONIEKONZERT                                                                     In Kürze
       20 UHR
          NDR
GR. SENDESAAL   Antonello Manacorda Dirigent                                                        Beide sind am heutigen Abend zum zweiten Mal bei der NDR Radiophilharmonie zu Gast:
                Denis Kozhukhin Klavier                                                             der italienische Dirigent Antonello Manacorda und der russische Pianist Denis Kozhukhin.
                NDR Radiophilharmonie                                                               Auf dem Programm steht mit Musik von Edvard Grieg und Robert Schumann Romantisches
                                                                                                    aus Norwegen und Deutschland. Grieg verließ 1858 seine norwegische Heimat, um am
                                                                                                    Leipziger Konservatorium Komposition und Klavier zu studieren. Das strenge Studium
                Edvard Grieg | 1843 – 1907                                                          schmeckte dem damals 15-Jährigen allerdings gar nicht. Was für den Teenager aber zu
                Klavierkonzert a-Moll op. 16 (1868)                                                 einem faszinierenden und nachhaltigen Erlebnis wurde, war 1858 der Leipziger Auftritt
                I. Allegro molto moderato                                                           der Pianistin Clara Schumann mit dem a-Moll-Klavierkonzert ihres zwei Jahre zuvor ver-
                II. Adagio
                                                                                                    storbenen Mannes Robert. „Ein Eindruck wie dieser bleibt fürs ganze Leben“, schrieb
                III. Allegro moderato e molto marcato –
                Quasi presto –  Andante maestoso                                                    Grieg rückblickend über dieses Ereignis. 10 Jahre später machte er sich selbst an die Kom-
                                                                                                    position seines Klavierkonzertes in a-Moll und wagte sich damit überhaupt zum ersten
                SPIELDAUER: CA. 32 MINUTEN                                                          Mal an ein großformatiges Stück. Und der 25-Jährige landete mit dieser Komposition
                                                                                                    1868 sogleich einen Volltreffer. Schnell fand das Werk in der internationalen Musikwelt
                                                                                                    seinen Platz. Dass Schumanns Klavierkonzert für Griegs op. 16 Pate gestanden hat, ist
                                                                                                    durchaus zu hören. Der Komponist selbst bekannte auch: „In Stil und Formgebung bin ich
                Robert Schumann | 1810 – 1856
                Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61 (1845/46)                                               ein deutscher Romantiker der Schumann‘schen Schule.“ Doch kündigt sich in diesem Kon-
                I. Sostenuto assai – Allegro ma non troppo                                          zert – es sollte Griegs einziges Klavierkonzert bleiben – bereits der spätere norwegische
                II. Scherzo. Allegro vivace                                                         Nationalkomponist an. Die Tonsprache lässt die bizarre Natur, die Weite und das besonde-
                III. Adagio espressivo                                                              re Licht Skandinaviens erspüren. Auch norwegisch Volkstümliches ist hier schon ganz un-
                IV. Allegro molto vivace                                                            mittelbar dabei, wenn Grieg im Finalsatz den Springtanz „Halling“ anklingen lässt. Im
                                                                                                    zweiten Teil des Abends kommt Schumann selbst mit seiner Zweiten Sinfonie zu Wort. Er
                SPIELDAUER: CA. 36 MINUTEN
                                                                                                    komponierte sie 1845/46 und damit in einer Phase schwerer seelischer und körperlicher
                KEINE PAUSE (GESAMTDAUER DES KONZERTS: CA. 80 MINUTEN)                              Zusammenbrüche. „Mir ist‘s, als müsste man ihr dies anhören. Erst im letzten Satz fing ich
                                                                                                    an mich wieder zu fühlen; wirklich wurde ich auch nach Beendigung des ganzen Werkes
                                                                                                    wieder wohler“, meinte Schumann. Der „Adagio espressivo“-Satz scheint auf diese er-
                                                                                                    schwerenden Umstände bei der Komposition zu verweisen. Doch insgesamt wirkt die Sin-
                                                                                                    fonie Nr. 2 wie ein erfolgreiches Herauskomponieren aus einer tiefen Krisenzeit. Im Final-
                                                                                                    satz zitiert Schumann das Lied „Nimm sie hin denn, diese Lieder“ aus Beethovens Lieder-
                                                                                                    zyklus „An die ferne Geliebte“ - eine Reverenz und Liebeserklärung an Clara Schumann?
                                                                            Das Konzert wird live
                                                 auf NDR Kultur übertragen. (Hannover: 98,7 MHz)
Sinfoniekonzert Antonello Manacorda Dirigent | Denis Kozhukhin Klavier - NDR
BIOGRAFIE                                                                                                                                                                       BIOGRAFIE

       Antonello Manacorda                                                                   Denis Kozhukhin
       Dirigent                                                                              Klavier
       Sein letzter Besuch ist noch nicht lange her - im November 2020 gab Antonello Ma-     Der russische Pianist Denis Kozhukhin war im Mai 2018 erstmals bei der NDR Radio-
       nacorda sein Debüt bei der NDR Radiophilharmonie. Die musikalische und kulturel-      philharmonie zu Gast. Seinen gefeierten Einstand gab er damals mit Saint-Saëns‘
       le Prägung des charismatischen Dirigenten war von Beginn an vielseitig: In Turin in   Klavierkonzert Nr. 2 unter Leitung der Dirigentin Xian Zhang. Wie zwei weitere sei-
       eine italienisch-französische Familie hineingeboren, in Amsterdam ausgebildet         ner Musikerkollegen aus der ersten Garde der jüngeren Pianistengeneration – Igor
       und inzwischen seit vielen Jahren in Berlin zu Hause, war er Gründungsmitglied und    Levit und Daniil Trifonov – wurde Kozhukhin in Nischni Nowgorod geboren. Den ers-
       langjähriger Konzertmeister des von Claudio Abbado ins Leben gerufenen Mahler         ten Unterricht erhielt der Sohn einer Musikerfamilie als Vierjähriger bei seiner Mut-
       Chamber Orchestra, bevor er bei Jorma Panula ein Dirigierstudium absolvierte.         ter. Später studierte er u. a. an der Reina Sofía Musikschule in Madrid und an der
       Heute ist Manacorda in Opernproduktionen an den bedeutendsten Bühnen der              Musikhochschule Stuttgart bei Kirill Gerstein. 2010 machte ihn die Auszeichnung
       Welt ebenso häufig zu erleben wie am Pult führender Sinfonieorchester. Gefeiert       mit dem 1. Preis beim Concours Reine Elisabeth in Brüssel international bekannt.
       wurde er u. a. an der Wiener Staatsoper, am Royal Opera House Covent Garden und       Heute ist Kozhukhin, dessen Klavierspiel durch technische Brillanz, Sensibilität und
       an der New Yorker Met, beim NDR Elbphilharmonie Orchester, bei der Sächsischen        Reife fasziniert, international sehr gefragt. So konzertiert er z. B. mit dem Concert-
       Staatskapelle Dresden, beim Royal Stockholm Philharmonic Orchestra und beim           gebouw Orchestra, dem London Symphony Orchestra, dem Chicago Symphony Or-
       Orchestra of the Age of the Enlightenment. Im kommenden Mai gibt er sein Debüt        chestra und der Staatskapelle Berlin. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit
       bei den Berliner Philharmonikern. Im Mittelpunkt von Antonello Manacordas musi-       Daniel Barenboim. 2015 unterzeichnete Denis Kozhukhin einen Exklusiv-Vertrag
       kalischer Arbeit steht die Kammerakademie Potsdam, deren Künstlerischer Leiter        beim Label Pentatone. Dort legte er u. a. viel beachtete Einspielungen des a-Moll-
       er seit 2010 ist und mit der er etliche preisgekrönte CD-Aufnahmen vorgelegt hat.     Klavierkonzerts und der Lyrischen Stücke von Edvard Grieg vor.

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Sinfoniekonzert Antonello Manacorda Dirigent | Denis Kozhukhin Klavier - NDR
Mit Schumann nordisch getanzt                                                        chester stehen sich gleichrangig gegenüber, die übliche Trennung in Solovortrag
                                                                                         und Begleitung wird kunstvoll aufgebrochen. Deshalb die überfallartigen An-
                                                                                         fangstakte, das Ineinander von Orchester- und Klavierklang, das Spiel mit den Kon-
    Das Klavierkonzert a-Moll von Edvard Grieg                                           ventionen. Genau dies übernimmt Grieg für sein Konzert. Beispielhaft sind die ers-
                                                                                         ten 20 Takte, in denen ein ständiger Rollen- und Klangfarbenwechsel zwischen Pau-
                                                                                         ke (!), Tutti, Klavier und Bläsern erfolgt. Anstelle einer blockhaften Orchesterexpo-
    Ein lauter Orchesterschlag, eine Kaskade unbegleiteter Klavierakkorde, gefolgt von   sition, die dem Auftritt des Solisten den Boden bereitet, entfaltet sich ein
    einem gesanglichen Holzbläserthema – so beginnt Edvard Griegs Klavierkonzert a-      lebendiges, von Spontaneität und Improvisation geprägtes Panorama. Jeder Part-
    Moll, komponiert im Sommer 1868. Ganz ähnlich beginnt aber auch das gut 20 Jah-      ner steuert seine besonderen Ausdrucks- und Gestaltungsfähigkeiten bei; im Zen-
    re ältere Konzert Robert Schumanns in derselben Tonart. Kein Wunder, dass manch      trum aber steht immer der musikalische Gedanke. Und die „Verarbeitung“ dieser
    ein Kritiker aus dem deutschsprachigen Raum dem jungen Grieg Abhängigkeit von        Gedanken – im Sinne eines Vertiefens, Zuspitzens, Umspielens, Weiterspinnens –
    Schumann und seinem op. 16 Epigonentum vorwarf. Am weltweiten Siegeszug des          kann durchaus brillante Züge annehmen. Immer wieder geben einzelne Motive dem
    Werks änderte das nichts: Nach ersten Aufführungen in Kopenhagen (1869) und          Solisten Anlass zu kurzen „Charakterstücken“, die an die Klangwelt eines Chopin
    Oslo wurde es bald auch in Deutschland populär. Heute ist es eines der beliebtes-    oder Liszt erinnern. So hat auch die Durchführung, der Mittelteil des ersten Satzes,
    ten Klavierkonzerte überhaupt.                                                       weniger Konflikt- als Reihungscharakter und fügt
                                                                                         sich nahtlos in das Geschehen ein. Die wuchtige
    Grieg, Sohn einer Pianistin, war mit 15 Jahren nach Leipzig gekommen, um am dor-     Solokadenz überrascht mit einem verlöschenden
    tigen Konservatorium Klavier und Komposition zu studieren. Allerdings konnte er      Pianissimo-Schluss, während die kurze Coda auf                Edvard Grieg, Porträt um 1868.
    dem trockenen Unterricht und der verstaubten Ästhetik wenig abgewinnen. Deut-        die Einleitungsakkorde zurückgreift. Der zweite
    lich mehr Spuren hinterließ der Auftritt Clara Schumanns im Gewandhaus mit dem       Satz ist eine stimmungsvolle Nocturne, nur für
    einzigen Klavierkonzert ihres zwei Jahre zuvor verstorbenen Mannes: „Ein Eindruck    Streicher und Holzbläser gesetzt. Formal bleibt
    wie dieser bleibt fürs ganze Leben“, so Grieg. 1862 endete sein Deutschland-Auf-     das Stück überschaubar: Das zarte Hauptthema
    enthalt; nach Stationen in seiner Geburtsstadt Bergen und Kopenhagen ließ er sich    kehrt nach einem modulierenden Mittelteil kraft-
    1866 in Christiania nieder, dem heutigen Oslo. Im Laufe dieser Jahre wandte sich     voll im Klavier wieder. Dafür weist Griegs Arbeit mit
    Grieg verstärkt der Volksmusik zu, ausgelöst durch die Begegnung mit Musikern wie    Klangfarben, der Einsatz von Dämpfern, Tremolo
    dem Dänen Niels W. Gade und dem jungen Rikard Nordraak. Über ihn, den Schöp-         und tiefer Streicherlage, kombiniert mit impressio-
    fer der norwegischen Nationalhymne, schrieb er später: „Es fiel mir wie Schuppen     nistisch anmutenden Klavierpassagen, weit in die
    von meinen Augen; erst durch ihn lernte ich die nordischen Volkslieder und meine     Zukunft – Komponisten wie Tschaikowsky und
    eigene Natur kennen.“ Zusammen mit Nordraak, der im Alter von nur 24 Jahren          Rachmaninow dürften viel von diesem Adagio ge-
    starb, und einigen dänischen Künstlern wie dem Dichter Hans Christian Andersen       lernt haben. Dass dennoch der dritte Satz als Hö-
    gründete Grieg in Kopenhagen einen Verein zur Pflege skandinavischer Musik.          hepunkt des Konzerts gilt, liegt an seinem unver-
                                                                                         kennbar nordischen Ton: Das Hauptthema mit sei-
    Mit dem Klavierkonzert wagte sich der 25-Jährige erst zum zweiten Mal überhaupt      nen markanten Wechselbässen ist vom Halling ins-
    an eine „große“ Form abendländischer Klassik. Von seinem ersten Versuch, einer       piriert, einem traditionellen norwegischen
    mit 20 Jahren komponierten Sinfonie, hatte er sich distanziert. Ansonsten standen    Springtanz. Wie Grieg dieses folkloristische Mate-
    lediglich Sonaten und eine Konzertouvertüre zu Buche. Die Orientierung an Schu-      rial in die klassischen Abläufe integriert, wurde für
    mann hat über die allgemeine Vorbildfunktion aber noch eine besondere Note. Des-     viele Künstler aus Nord- und Osteuropa beispielge-
    sen Konzert war ja ganz bewusst als Anti-Virtuosenstück angelegt: Klavier und Or-    bend. Zumal auch das von der Flöte angestimmte

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Sinfoniekonzert Antonello Manacorda Dirigent | Denis Kozhukhin Klavier - NDR
Seitenthema, obwohl salonhaft getönt, seinen Ursprung in der Volksmusik haben          Zunächst zu Franz Schubert: Dass dieser überhaupt als Orientierungspunkt zur Ver-
               könnte. Ganz am Ende gelingt Grieg noch ein besonderer Coup: Das Tanzthema er-         fügung stand, geht auf Schumann selbst zurück. Bei seinem Wien-Aufenthalt
               klingt im wirbelnden Dreiertakt, doch es ist die zu hymnischer Größe gesteigerte       1838/39 bekam er die Partitur von Schuberts großer, offenbar noch nie gespielter
               Flötenmelodie, die für einen feierlichen Ausklang sorgt.                               C-Dur-Sinfonie in die Hände, erkannte sofort ihren Wert und veranlasste ihre Erst-
                                                                                                      aufführung durch Mendelssohn in Leipzig. Der Besuch eines Konzerts am 9. Dezem-
                                                                                                      ber 1845 in Dresden, bei dem Schuberts Sinfonie auf dem Programm stand, wurde
                                                                                                      dann zum Anlass für Schumanns eigene Komposition. Wenige Tage nach dem Be-
               Sinfonische Krisenbewältigung                                                          such dieser Aufführung vertraute er seinem Tagebuch „symphonistische Gedan-
                                                                                                      ken“ an. Noch im Dezember, innerhalb von gut zwei Wochen also, lag die Zweite Sin-
                                                                                                      fonie fertig skizziert vor, lediglich die Ausarbeitung zog sich krankheitsbedingt län-
               Die Sinfonie Nr. 2 C-Dur von Robert Schumann                                           ger hin, nämlich bis Oktober des folgenden Jahres. Schuberts Einfluss zeigt sich bei
                                                                                                      Schumann vor allem in der Gestaltung der Ecksätze. Hier wie dort changiert die
                                                                                                      langsame Einleitung zwischen Dur und Moll, während die schnellen Hauptteile ganz
                Vier vollendete Sinfonien hinterließ Robert Schumann insgesamt, deren Entste-         von ihrer rhythmischen Energie leben. Auch die typischen mediantischen Auswei-
                hungsgeschichte allerdings um einiges komplizierter ist, als ihre Zählung vermuten    chungen (Ausnutzung von Terz-Verwandtschaften, etwa Es-Dur/G-Dur beim Seiten-
                                                        lässt. So entstand die Sinfonie Nr. 2 C-Dur   thema) erinnern an das Wiener Vorbild,
                                                        zwar exakt in der Mitte zwischen der Nr. 1,   ebenso der Jubelton im Finale. Wenn
                                                        der berühmten „Frühlingssinfonie“ (B-         Schumann in Schuberts Sinfonie „Men-
    Clara Schumann, Porträt von 1860.                   Dur, 1840), und der Nr. 3, der „Rheini-       schenstimmen und Chor durcheinander-                Robert Schumann, Porträt um 1850.
                                                        schen“ (Es-Dur, 1850). Zusätzlich jedoch      sprechen“ hörte, so führte er hier offen-
                                                        existieren gleich mehrere Vorgängerin-        bar Ähnliches im Sinn.
                                                        nen: ein g-Moll-Fragment von 1832/33
                                                        sowie ein ganzes Werkbündel aus dem           Der Name Johann Sebastian Bach wiede-
                                                        Jahr 1841, darunter die später überarbei-     rum steht für eine ästhetische Neuorien-
                                                        tete und als Nr. 4 veröffentlichte Sinfonie   tierung Schumanns. Das ganze Jahr 1845
                                                        d-Moll. Als er sich Ende 1845 mit der C-      über hatte er intensiv Kontrapunktstudi-
                                                        Dur-Sinfonie zu einem neuen Anlauf ent-       en betrieben und sich dabei immer wie-
                                                        schloss, konnte Schumann also bereits         der mit dem Werk des Thomaskantors be-
                                                        auf mehrere – erfolgreiche wie geschei-       schäftigt. Am Ende dieses Prozesses
                                                        terte – Sinfonie-Projekte zurückblicken.      stand die Selbsterkenntnis, nun auf „eine
                                                        Gleichwohl orientierte er sich, wie später    ganz andere Art zu componiren“ als zu-
                                                        der junge Grieg bei seinem Klavierkon-        vor: strukturierter, stärker in Linien den-
                                                        zert, an konkreten historischen Vorbil-       kend, losgelöst vom Klavierklang. Tat-
                                                        dern, und zwar in diesem Fall an gleich       sächlich lässt sich der dritte Satz der Sin-
                                                        drei Komponisten: Bach, Beethoven und         fonie, das Adagio, als romantische Para-
                                                        Schubert. Sie alle haben auf ganz unter-      phrase über ein Stück aus Bachs
                                                        schiedliche Weise ihre Spuren in Schu-        „Musikalischem Opfer“ hören. Aber auch
                                                        manns Werk hinterlassen.                      schon in den Anfangstakten des Werks

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spielt die kontrapunktische Anlage eine wichtige Rolle, wenn Bläser- und Streicher-    Konzertvorschau
     stimmen in verschiedene Richtungen streben und so zur Atmosphäre von Unsicher-
     heit und Suche beitragen.

     Fehlt noch der dritte „Pate“ von Schumanns op. 61: Ludwig van Beethoven, mit des-      6. SINFONIEKONZERT A
     sen Sinfonien Schumann sich schon früh und immer wieder auseinandergesetzt             DO 17.03.2022 | FR 18.03.2022
     hatte. Bezeichnenderweise entstand sein eigenes C-Dur-Werk in einer kritischen,        20 UHR
     von Depressionen und Existenzsorgen überschatteten Lebensphase. „Die Sympho-           NDR | GR. SENDESAAL
     nie schrieb ich im December 1845 noch halb krank“, bekannte er rückblickend. „Mir
     ist‘s, als müsste man ihr dies anhören. Erst im letzten Satz fing ich an mich wieder   Fabien Gabel Dirigent
     zu fühlen; wirklich wurde ich auch nach Beendigung des ganzen Werkes wieder            Francesco Piemontesi Klavier
     wohler.“ Wie sich die Überwindung einer Krise in Tönen fassen lässt, dafür hatten      NDR Radiophilharmonie
     Beethovens Werke reichlich Anschauungsmaterial geliefert, allen voran die Sinfoni-
     en Nr. 5 und Nr. 9 mit ihrem sprichwörtlichen Weg vom Dunkel ins Licht. Auch Schu-     Hector Berlioz
     manns Finale ringt um eine positive Lösung und bezieht dabei Material der vergan-      Ouvertüre zur Oper „Béatrice et Bénédict“
     genen drei Sätze mit ein. Aber dann kommt der Moment, an dem sich Schumann             Robert Schumann
     von Beethoven unterscheidet. Aus dem „Nullpunkt“ des Finales, der totalen Stille       Klavierkonzert a-Moll op. 54
     nach heftigen inneren Kämpfen, löst sich eine zarte Holzbläsermelodie: ein Beetho-     Maurice Ravel
     ven-Zitat, allerdings nicht aus einer Sinfonie, sondern dem Liedzyklus „An die ferne   „Ma Mère l‘Oye“
     Geliebte“. Es steht für Schumanns Liebe zu seiner Frau Clara – diese Liebe ist es,     Suite für Orchester
     von der er sich Erlösung erhoffte.                                                                                                 IMPRESSUM
                                                                                                                                        Herausgegeben vom Norddeutschen Rundfunk
     MARCUS IMBSWEILER                                                                      Karten erhalten Sie beim NDR Ticketshop.    Programmdirektion Hörfunk
                                                                                                                                        Bereich Orchester, Chor und Konzerte
                                                                                            ndr.de/radiophilharmonie                    NDR Radiophilharmonie

                                                                                                                                        Bereich Orchester, Chor und Konzerte
                                                                                                                                        Leitung: Achim Dobschall

                                                                                                                                        NDR Radiophilharmonie
                                                                                                                                        Manager: Matthias Ilkenhans
                                                                                                                                        Redaktion des Programmheftes:
                                                                                                                                        Andrea Hechtenberg

                                                                                                                                        Der Einführungstext ist ein Originalbeitrag
                                                                                                                                        für den NDR. Nachdruck, auch auszugsweise,
                                                                                                                                        nur mit Genehmigung des NDR gestattet.

                                                                                                                                        Fotos: Nikolaj Lund (Titel, S. 4);
                                                                                                                                        Marco Borggreve (S. 5); akg-images (S. 7);
                                                                                                                                        Heritage Images / Fine Art Images / akg-
                                                                                                                                        images (S. 8); akg-images / World History
                                                                                                                                        Archive (S. 9)
                                                                                                                                        Druck: Eurodruck in der Printarena
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                                                                                                                                        chlorfrei gebleicht.

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