Steuerpolitisches Pflichtenheft für die neue Koalition - Die Prioritäten der Steuerexperten, basierend auf einer Umfrage kurz nach der Wahl ...
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Steuerpolitisches Pflichtenheft für die neue Koalition Die Prioritäten der Steuerexperten, basierend auf einer Umfrage kurz nach der Wahl September 2021
Die Bundestagswahl hat die politischen Karten Inhalt in Deutschland neu gemischt. Noch ist offen, wie die kommende Koalition und die neue Bundesregierung genau aussehen werden. Unser steuerpolitisches Pflichtenheft basiert auf 1. Kernergebnisse der Studie einer Umfrage unter 397 Steuerexperten, die Ja zu Reformen, Nein zu 2. wir kurz nach der Wahl durchgeführt haben. Sie Steuererhöhungen soll Hinweise geben, in welche Richtung die Bürokratie reduzieren, Steuern 3. senken kommende Koalition aus Sicht der Praxis Steuersenkungen – aber nicht zu steuerpolitisch abbiegen sollte. Wo drückt der 4. jedem Preis Schuh besonders, welche Themen sind weniger 5. Rückenwind für die G20 wichtig? 6. Klare Präferenz für Klimaschutz Zur Teilnahme an der Umfrage baten wir die Leserinnen und Leser des EY eNewsletter Tax und des Tax & Law Magazines. Seite 2 | Steuerliches Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September 2021
Dies sind Kernergebnisse 93 % der Befragten wollen weniger Steuerbürokratie 76 % sind dafür, den Solidaritätszuschlag komplett abzuschaffen 75 % sind gegen die Vermögensteuer 62 % unterstützen 25% Steuern auf Unternehmensgewinne Die Top3 wichtigsten steuerlichen Forderungen der Befragten sind der Bürokratieabbau, die Senkung des Steuersatzes für Kapitalgesellschaften und die Abschaffung des Rest-Soli Im Durchschnitt 17,7 % sollte die globale Mindeststeuer betragen. 83 % der Befragten sehen Klimaschutz als Kernanliegen Mit 63,9 % sollen stärkere Anreize zur Stärkung von Investitionen das Hauptinstrument der Klimapolitik bilden Seite 3 | Steuerliches Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September Seite 3 | Steuerliches 2021 Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September 2021
Steuerliches Pflichtenheft an die neue Welche steuerpolitischen Maßnahmen sollte die Bundesregierung kommende Koalition – wie auch immer sie Frage 1 aussieht – Ihrer Ansicht nach ergreifen? Ja zu Reformen, Nein 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% zu Steuererhöhungen Sollte die kommende Koalition die Unternehmenssteuern senken mit dem Ziel, auf Unternehmensebene eine Ertragsteuerbelastung von 25% zu erreichen? 62% 32% 6% Deutliche Mehrheiten für … eine Strukturreform der Unternehmensbesteuerung umsetzen mit dem Ziel, die Gewerbesteuer Steuererleichterungen, Konsens zu ersetzen? 55% 27% 18% beim Bürokratieabbau. … eine Verbesserung der Thesaurierungsbegünstigung für Personengesellschaften vornehmen, um das Optionsmodell zu ergänzen? 39% 23% 38% Die Abfrage zu Einzelthemen zeigt hohe Zustimmungsraten für Steuerentlastungen. … die Möglichkeiten zur Verlustverrechnung ausweiten, z.B. durch einen höhreren und mehrjährigen Große Mehrheiten gibt es für eine Senkung Verlustrücktrag oder die Abschaffung der Mindestbesteuerung? 70% 21% 8% der Unternehmensteuern auf 25%, die Ab- … die AStG-Niedrigsteuergrenze absenken, damit die Hinzurechnungsbesteuerung wie früher nur schaffung des Rest-Soli, eine verbesserte bei echten Niedrigsteuerländern angewendet wird? 66% 14% 19% Verlustverrechnung sowie die Förderung privater Vermögensbildung. Auch die Sollte der Rest-Soli auf hohe Einkommen, die KSt und Kapitalerträge abgeschafft werden? 76% 21% 3% Kappung des Niedrigsteuersatzes im AStG und Strukturreformen wie eine EU-weite Sollte eine Vermögensteuer oder Vermögensabgabe eingeführt werden, um z.B. die Corona- Harmonisierung der Unternehmensteuern Schulden zurückzuführen oder Bildungsinvestitionen zu ermöglichen? 21% 75% 5% oder die Suche nach einem Nachfolgemodell Sollte die Erbschaftsteuer auf Betriebsvermögen erhöht werden, z.B. um damit die Ungleichheit der für die Gewerbesteuer finden breite Vermögensbeteiligung zu reduzieren? 36% 54% 10% Unterstützung. Nur eine relative Mehrheit Sollte die Grunderwerbsteuer erneut reformiert und eine anteilige Besteuerung bei Share Deals befürwortet ausdrücklich eine verbesserte eingeführt werden? 36% 40% 24% Thesaurierungsbegünstigung. Die höchste Sollte die Koalition einen Schwerpunkt auf den Abbau unnötiger Bürokratie legen und das Zustimmungsrate findet sich jedoch für den 4%3% Besteuerungsverfahren generell beschleunigen, z.B. durch die Überprüfung von Transparenz- und 93% Bürokratieabbau, den die Frage bewusst weit Meldepflichten oder beschleunigte Betriebsprüfungen? definiert. Erleichterungen z.B. bei den diversen Transparenz- und Meldepflichten Sollte die Unternehmensbesteuerung in der EU stärker harmonisiert werden? 74% 16% 10% oder Betriebsprüfungen stehen sehr hoch im Kurs. Sollte die Koalition private Vermögensbildung steuerlich stärker fördern? 75% 16% 9% Auf eine klare Ablehnung der Befragten stoßen dagegen die Vermögensteuer sowie Ja (%) Nein (%) Weiß nicht (%) n = 397 eine höhere Erbschaftsteuer auf Betriebsvermögen. Eine relative Mehrheit spricht Seite 4sich auch gegen | Steuerliches eine erneute Pflichtenheft Reform an die neue Bundesregierung | September Seite 4 | Steuerliches 2021 Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September 2021 der Grunderwerbsteuer aus.
Steuerliches Pflichtenheft an die neue Wie würden Sie die folgenden Maßnahmen Bundesregierung priorisieren? Bitte verschieben Sie die einzelnen Maßnahmen an die passende Position von 1 (höchste Priorität) bis 9 (niedrigste Priorität). Der in der Liste in Klammern angegebene Wert zeigt Frage 2 die durchschnittliche Positionierung. Bürokratie Vor die weiteren Maßnahmen im klassischen Unternehmensteuerrecht schiebt sich auf reduzieren, Steuern Platz vier die steuerliche Förderung der Vermögensbildung. In der Gesamtschau mit senken 1. Bürokratieabbau (2,8) der Ablehnung der Vermögensteuer in der vorangehenden Frage scheinen die Größter Wunsch ist weniger 2. Senkung des Steuersatzes für Kapitalgesellschaften (4,5) Befragten Ungleichheit eher über einen Vermögensaufbau in der Breite, als über die Steuerbürokratie, gefolgt von Steuersenkungen. 3. Abschaffung des Rest-Soli (4,5) Umverteilung vorhandenen Vermögens lösen zu wollen. Die Frage nach der Priorisierung bestätigt 4. steuerliche Förderung von Vermögensbildung (4,8) Nahezu gleichauf liegen die Forderung nach einer Strukturreform mitsamt Ersatz der 5. die große Belastung, der sich die Gewerbesteuer und eine bessere Steuerexperten durch Bürokratie im Strukturreform der Unternehmensbesteuerung mit Ersatz der Verlustverrechnung. In der Einzelbefragung Wählbare Priorität (durchschnittliche Position bei n=397) Besteuerungsverfahren ausgesetzt sehen. Gewerbesteuer (5,1) hatte die Verlustverrechnung eine höhere Weniger Steuerbürokratie ist die klare 6. Zustimmung erzielt. Wer die Gewerbesteuer Forderung Nummer eins. Mit Blick auf die Wahlprogramme der Parteien könnte dies Verbesserung der Verlustverrechnung (Verlustrücktrag, reformieren möchte, scheint dem auch eine Mindestbesteuerung) (5,1) hohe Priorität einzuräumen. Nur auf den z.B. als Ablehnung der teilweise geforderten drittletzten Platz schafft es die stärker EU- Anzeigepflicht für innerstaatliche Steuergestaltungen ausgelegt werden. 7. stärkere Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung in der EU harmonisierte Unternehmensbesteuerung, gefolgt von einer niedrigeren AStG- Mit etwas Abstand folgen auf den Plätzen (5,7) Niedrigsteuergrenze. Womöglich macht sich 8. zwei und drei die deutlichsten hier bemerkbar, dass beide Frage keinen Steuersenkungsmaßnahmen in der Senkung der AStG-Niedrigsteuergrenze (6) ausdrücklichen oder nur einen vergleichsweise kleinen Entlastungsaspekt 9. Auswahl. Eine hohe Priorität haben demnach sowohl ein niedrigerer Steuersatz Verbesserung der Thesaurierungsbegünstigung für beinhalten. Ein überraschendes für Kapitalgesellschaften als auch die Schattendasein führt die Verbesserung der Personengesellschaften (6,5) Abschaffung des noch vorhandenen Rest- Thesaurierungsbegünstigung. Auffällig ist Solidaritätszuschlags. die hohe Quote der Unentschlossenen (“weiß nicht”) in der ersten Frage zum Thema. Dies könnte ein Hinweis auf die geringe Relevanz der derzeitigen Regelung in der Praxis sein. Seite Page 5 5 | Steuerliches Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September Seite 5 | Steuerliches 2021 Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September 2021
Steuerliches Pflichtenheft an die neue Sollte die neue Bundesregierung Steuersenkungen eher über neue Bundesregierung Schulden, über Ausgabenkürzungen oder über beide Wege finanzieren? Frage 3 Neue Schulden Steuersenkungen – aber nicht zu 3% jedem Preis Ausgabenkürzungen keine Steuersenkungen Eine große Mehrheit will zurück vornehmen zu soliden Staatsfinanzen. 32% So spricht sich knapp die Hälfte dafür aus, zur Not auf Steuersenkungen zu verzichten. Ein weiteres Drittel will Steuersenkungen 48% ausschließlich über Ausgabenkürzungen finanzieren. Nur 3% der Befragten wünschen sich schuldenfinanzierte Steuersenkungen, 17 % einen Mix aus Ausgabenkürzungen und neuen Schulden. Im Ergebnis findet eine rein schuldenfinanzierte Steuersenkung so gut wie keine Anhänger. Ein Teil der Befürworter von Steuerentlastungen aus den vorherigen Fragen will offenbar weder 17% neue Schulden aufnehmen noch das staatliche Einnahme- und Ausgabenniveau allzu sehr antasten. Die Lösung könnte im Fokus auf solche Maßnahmen bestehen, die Mix aus Schulden und einen besonders starken Wachstums- und Selbstfinanzierungseffekt auslösen - wie Ausgabenkürzungen das klassischerweise bei Steuersenkungen n = 397 für Unternehmen der Fall ist. Voll im Trend liegen demnach maßvolle Steuersenkungen, Seite 6 | Steuerliches Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September Seite 6 | Steuerliches 2021 Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September 2021 die Wachstum generieren, ohne neue Schulden zu erzeugen.
Steuerliches Pflichtenheft an die neue Wie hoch sollte der globale effektive Mindeststeuersatz ausfallen, der auf Bundesregierung internationaler Ebene eingeführt werden soll? Wählen Sie einen Wert zw. 5 und 25 Prozent Frage 4 Rückenwind für die G20 17,7 % Die international diskutierten 15% werden akzeptiert, es darf sogar etwas mehr sein. Als besonders kritischer Punkt in den internationalen Verhandlungen zu einer globalen Mindestbesteuerung gilt der Steuersatz. Nach langen Verhandlungen haben sich die G20 für einen (Effektiv-)Steuersatz von mindestens 15% ausgesprochen. Im Durchschnitt würden die Befragten das mittragen und sogar etwas über die 15% hinausgehen. n=372 Seite Page 7 7 | Steuerliches Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September Seite 7 | Steuerliches 2021 Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September 2021
Steuerliches Pflichtenheft an die neue Sollte die Klimapolitik ein Kernanliegen einer neuen Koalition sein? Bundesregierung Frage 5 n = 397 83 Klare Präferenz für Klimaschutz 83% wollen Klimapolitik als Kernanliegen der neuen Koalition. % Ja 13 % Nein 4 % weiß nicht Damit liegen die Umfrageergebnisse ganz im Trend der bundespolitischen Diskussion. Nur 13% sehen die Klimapolitik nicht als so 63,9 wesentlich an. Fragt man die Befürworter nach einem Instrumentenmix, überwiegt mit gut 63,9% deutlich der Wunsch nach positiven steuerlichen Anreizen, % Anteil: stärkere Anreize zur Stärkung von Investitionen insbesondere für Investitionen in mehr Klimaschutz. Höhere Steuern und Preise auf 27,3 CO2 sollen mit 27,3% untergewichtet werden. Verbote sollen nur eine gänzlich untergeordnete Rolle spielen. davon Auf breite Unterstützung kann Klimapolitik n = 329 % Anteil: höhere Steuern und Preise auf CO2 zur Lenkung des also vor allem dann zählen, wenn sie die Unternehmen miteinbezieht und bei der Verbraucherverhaltens Dekarbonisierung aktiv unterstützt. Seite 8,8 % andere Maßnahmen (z. B. Verbote) Page 8 8 | Steuerliches Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September Seite 8 | Steuerliches 2021 Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September 2021
Eine breite Mehrheit wünscht maßvolle Steuersenkungen, die Wachstum generieren, ohne neue “ “ Gezielte Steuerentlastungen für Unternehmen, Verzicht auf die Vermögensteuer und verstärkte Schulden zu erzeugen. Anreize zum Klimaschutz – ein solcher Koalitionsvertrag hätte die Unterstützung der Wirtschaft. Daniel Käshammer Hermann O. Gauß Leiter National Office Tax Deutschland Leiter Tax Policy Deutschland Seite 9 | Steuerliches Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September 2021
Ansprechpartner | Tax Policy Hermann O. Gauß Roland Nonnenmacher Associate Partner, National Office Tax Senior Manager, National Office Tax Leiter Tax Policy in Deutschland roland.nonnenmacher@de.ey.com hermann.gauss@de.ey.com +49 30 25471 29412 Rechtsanwalt (Syndikusrechtsanwalt) +49 30 25471 16242 Seite 10 | Steuerliches Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | Seite September 10 | Steuerliches 2021 Pflichtenheft an die neue Bundesregierung | September 2021
EY | Building a better working world „EY“ und „wir“ beziehen sich in dieser Präsentation auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Mit unserer Arbeit setzen wir uns für eine besser Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für funktionierende Welt ein. Wir helfen unseren Kunden, Mandanten. Informationen darüber, wie EY personenbezogene Daten Mitarbeitenden und der Gesellschaft, langfristige Werte sammelt und verwendet, sowie eine Beschreibung der Rechte, die Einzelpersonen gemäß der Datenschutzgesetzgebung haben, sind über zu schaffen und das Vertrauen in die Kapitalmärkte ey.com/privacy verfügbar. Weitere Informationen zu unserer zu stärken. Organisation finden Sie unter ey.com. In mehr als 150 Ländern unterstützen wir unsere In Deutschland finden Sie uns an 20 Standorten. Kunden, verantwortungsvoll zu wachsen und den © 2021 Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft All Rights Reserved. digitalen Wandel zu gestalten. Dabei setzen wir auf Diversität im Team sowie Daten und modernste GSA Agency | ABC JJMM-123 ED None Technologien in unseren Dienstleistungen. Diese Präsentation ist lediglich als allgemeine, unverbindliche Information gedacht und kann Ob Assurance, Tax & Law, Strategy and Transactions daher nicht als Ersatz für eine detaillierte Recherche oder eine fachkundige Beratung oder Auskunft dienen. Es besteht kein Anspruch auf sachliche Richtigkeit, Vollständigkeit und/oder oder Consulting: Unsere Teams stellen bessere Fragen, Aktualität. Jegliche Haftung seitens der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und/oder anderer Mitgliedsunternehmen der globalen EY-Organisation wird ausgeschlossen. um neue und bessere Antworten auf die komplexen Herausforderungen unserer Zeit geben zu können. ey.com/de
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