TÄUSCHEND ECHT : FOTOGRAFIE - STÄDEL OHNE GRENZEN - Städel Museum
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STÄDE L OH NE GRE NZE N B I LD UNG S WOCHE 2020 Schön, dass du bei unserer digitalen Bildungswoche mitmachst! Du findest auf diesem Arbeitsblatt spannende Infos zu Kunstwerken aus dem Städel Museum und Anleitungen zu einem Workshop. Viel Spaß! Sieh dir zur Einstimmung ein kurzes Willkommensvideo auf unserem YouTube-Kanal an! F Link S EKUNDA R STUF E 1 TÄUSCHEND ECHT : FOTOGRAFIE Für den Workshop brauchst du: • eine Kamera • Verschiedene transparente Gegenstände (z.B. Nylonstrumpf, Klarsichtfolie, ein Glas mit Wasser, Maschendraht) 1/5
TÄUS C HE N D EC HT Fotografien gibt es überall in unserer Gesellschaft – in Zeitungen, auf Werbeplakaten, im Internet oder auf den unzähligen Smartphones. Oft glauben wir leichtfertig, was fotografische Bilder uns zeigen. Sie gelten als dokumentarisch, bilden angeblich Orte, Dinge und Menschen so ab, wie sie in Wirklichkeit sind. Hier stellen wir dir einige Bilder aus dem Städel Museum vor und zeigen dir, dass auch Fotografien flunkern können. AU S D EM MU S E UM Sieh dir die folgenden Bilder an und lies die kurzen Texte dazu. Alle Kunstwerke findest du auch in der Digitalen Sammlung des Städel Museums: sammlung.staedelmuseum.de VOR DE R K A M E RA Besonders gut gelaunt sieht das Mädchen auf dieser alten Fotografie von 1873 nicht aus. Das Bild zeigt die damals neunjährige Alexandra Kitchin, die im englischen Oxford lebte. Sie wurde von Lewis Carroll fotografiert, dem Autor des weltberühmten Kinderbuchs „Alice im Wunderland“. Fantasievoll war Carroll nicht nur als Schriftsteller: Auch seine Fotografien zeigen Traumwelten. Er wollte sich und die Betrachterinnen und Betrachter an ferne Orte und in vergangene Zeiten versetzen. In dieser Aufnahme ist Alexandra mit traditio- nellen Gewändern aus China verkleidet und schlüpft in die Rolle einer Teehändlerin. Lewis Carroll, Alexandra „Xie“ Kitchin als chinesischer „Tea-Merchant“ (on Duty), 1873, 19,8 x 15,2 cm, Albuminpapier, Städel Museum, Frankfurt am Main, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V., Foto: © Städel Museum, Frankfurt am Main https://sammlung.staedelmuseum.de/de/werk/alexandra-xie-kitchin-als-chi- nesischer-tea-merchant 2/5
B I TT E NI C H T WAC K E LN ! Für das Bild der kleinen Teehändlerin musste Alexandra sehr lange stillsitzen. Erst seit dem 20. Jahrhundert können Fotos sekundenschnell per Knopfdruck geschossen werden. Als die Erfinder der Fotografie in den 1820er-Jahren ihre ersten Bilder machten, brauchten sie für die Belichtung viele Stunden. Auch dieser Mann auf einer der ältesten Fotografien des Städel Museums wird etwa 60 Minuten die Schreibfeder still über dem Papier gehalten haben, um das Bild nicht zu verwackeln! Ein solches Lichtbild war alles andere als spontan oder „natürlich“. David Octavius Hill, Bildnis des Porträtmalers Robert Frain, ca. 1845, 19,4 x 14,2 cm, Kalotypie auf Velinpapier auf Karton, Städel Museum, Frankfurt am Main, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V., Foto: © Städel Museum, Frankfurt am Main https://sammlung.staedelmuseum.de/de/werk/bildnis-des-portraetmalers- robert-frain NE W YOR K – STA DT DE R T RÄU M E Auf dieser Fotografie von 1930 sind die stolzen Hochhäuser von Manhattan, dem Zentrum der Millionenstadt, nur undeutlich zu erkennen. Durch ein vergittertes Fenster hat der deutsche Fotograf Erich Salomon die Aufnahme geschossen. Er befand sich damals auf Ellis Island, einer kleinen Insel in der Bucht von New York. Hier war die Sammelstelle für Einwanderer eingerichtet: Wer in den USA ein neues Leben anfangen Erich Salomon, New York: Blick von Ellis Island auf Manhattan, 1930, wollte, musste sich registrieren lassen. 22,5 x 28,6 cm, Silbergelatine-Abzug auf Papier, Städel Museum, Frankfurt am Main, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V., Doch wer nicht lesen und schreiben konnte Foto: © Städel Museum, Frankfurt am Main oder zu arm war, durfte das Festland nach https://sammlung.staedelmuseum.de/de/werk/new-york-blick-von-ellis-is- land-auf-manhattan der beschwerlichen Schiffsreise gar nicht erst betreten. Den Blick durch das vergitterte Fenster hat Erich Salomon für seine Fotogra- fie ganz bewusst ausgewählt. Sein Bild bringt künstlerisch zum Ausdruck, was viele Migran- ten damals wohl gefühlt haben: So sehr man sich nach einem freien Leben in Amerika sehnte, blieb manch einem der Weg doch für immer versperrt. 3/5
Thomas Demand, Büro, 1995 (2007), 186,0 x 242,0 cm, C-Print, DZ BANK Kunstsammlung im Städel Museum, Städel Museum, Frankfurt am Main, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: © Städel Museum, Frankfurt am Main https://sammlung.staedelmuseum.de/de/werk/buero WAS IST HIER PASSIERT? Papiere liegen überall zerstreut, ein Aktenschrank ist aufgerissen. Auf den ersten Blick meint man auf dieser Fotografie des Künstlers Thomas Demand einen realen Ort zu sehen. Erst wenn man genauer hinschaut, lässt sich erkennen: Das „Büro“ mit Fenstern, Schreibti- schen, Schränken und Lampe besteht gänzlich aus Pappe und Papier und ist alles andere als echt. Thomas Demand hat das Pappmodell selbst mühselig gebaut, um es anschließend abzulichten und dann wieder zu zerstören. Seine Bilder führen uns vor Augen, wie leicht wir uns von Fotografien täuschen lassen! 4/5
WOR KS H O PA N LE ITUNG Die Fotografien aus dem Städel Museum zeigen: Auf die Entscheidungen der Fotografin oder des Fotografen kommt es an! Jetzt darfst du zur Kamera greifen und solltest Dir genau überlegen, was und wo, wie und wodurch du fotografieren möchtest. Fotografiere dein Motiv durch einen oder mehrere „Filter“. Experimentiere dazu mit verschie- denen Materialien und Dingen, durch die du hindurchsehen kannst: Was passiert, wenn du ein Wasserglas, ein Küchensieb, eine Seifenblase oder ein Gitter vor die Kamera hältst? So kannst du dein Motiv verändern und verschiedenste Stimmungen erzeugen. Wie Erich Salomon kannst du dem Motiv dadurch auch eine neue Bedeutung schenken. EN W E IT E R E T H E M erwandel Klimawandel - Bild Fotografie Täuschend echt: n? Berufsbilder Leben um zu arbeite t: Handelswege Aus der ganzen Wel FLUNKERN D E FOTO S Viele Fotografien, die im Internet oder in den Tageszeitungen die Nachrichten begleiten, sind keine einfachen Wiedergaben der Wirklichkeit. Motiv, Perspektive, Ausschnitt: Sie sind sehr gezielt aufgenommen und ausgewählt. Mach dich auf die Suche! Finde eine Presse-Fotografie, die auf dich manipuliert, gestellt oder bewusst gestaltet wirkt. Halte in Stichpunkten fest warum du denkst, dass diese Fotografie nicht spontan und zufällig entstanden ist. Tausche deine Beobachtungen mit deiner Klasse aus. Schön, dass du mitgemacht hast! Zeig uns deine Ergebnisse. Deine Lehrerin oder dein Lehrer kann uns Fotos an bildungswoche@staedelmuseum.de senden und sich gleich für unseren Newsletter anmelden, um in Zukunft weitere Materialien zu erhalten. Eine Kooperation von und 5/5
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