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InfoBondo Krisenkommunikation und Medienarbeit nach dem Bergsturz am Piz Cengalo 2017 Award Corporate Communications 2018 Die «alte Mühle» am oberen Dorfende von Bondo wurde von mehreren Murgängen erfasst. Sie wurde total beschädigt und musste im Frühling 2018 abgebrochen werden. Bild: gartmann.biz Bei einem massiven Bergsturz wurden am 23. August 2017 im Seitental Val Bondasca in der Bündner Gemeinde Bregaglia acht Menschen für immer verschüttet. Bis zum 1. September ergossen sich danach immer wieder Schuttmassen als Murgänge aus dem Seitental bis in die Talsohle beim Ortsteil Bondo. Sie verschütteten Teile der Siedlungen und Verkehrswege. Fast 150 Personen wurden evakuiert und konnten über mehrere Wochen nicht in ihren Häusern leben. Für die Krisenkommunikation waren im Vorfeld keine Vorkehrungen getroffen worden. Die betroffene Bevölkerung und die Öffentlichkeit mussten aber sofort und laufend über die Gefahrenlage, die Tätigkeit der Krisenorganisation und die Aussichten informiert werden. Gleichzeitig musste der Führungsstab wirksam von der Medienarbeit entlastet werden. Die Kommunikation wurde als vollwertiges Ressort in den Gemeindeführungsstab integriert. Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhielt der Stab über eine Hotline der Gemeinde und direkte Gespräche. Zielgruppe aller Massnahmen waren die Betroffenen der Katastrophe. Ziel war die Schaffung von Vertrauen auf Basis regelmässiger, kompetenter und transparenter Kommunikation – auch im Dialog.
Hohe Ansprüche an die Kommunikation – trotz Teilausfall der Infrastruktur Ein Teil der Evakuierten waren anfangs über keinerlei Kommunikationsmittel zu erreichen; sie hatten ihr Zuhause ohne Mobiltelefon oder Computer verlassen. Teile des Tals waren ohne Strom und ohne Fixnetz-Telefonie (und damit ohne Internet und IPTV). Klassische Medienarbeit konnte deshalb nur einen Teil der Hauptzielgruppe erreichen. Sofort mussten direkte Kommunikationskanäle zu den Betroffenen in beide Richtungen geschaffen werden. Die Öffentlichkeit und die Medien hatten einen sehr hohen Informationsanspruch. Die Medienstelle musste rund um die Uhr funktionieren. Sie beantwortete Medienanfragen aller Art und unterstützte die Mitglieder des Führungsstabes und der Gemeindeexekutive in der Medienarbeit. Dialog mit den Betroffenen Schon ein Tag nach Übernahme der Führung durch die Gemeinde würde ein erster Informationsabend durchgeführt. Gemeindeführung und kantonale Experten erläuterten die Gefahrenlage und das Vorgehen und beantworteten persönlich die Fragen der Betroffenen. So wurde die Organisation für die Betroffenen greifbar und erhielt ein Gesicht. Bis Mitte Dezember wurden sieben Informationsanlässe durchgeführt. Da Teile der Bevölkerung über Internet und Broadcasting nicht erreicht werden konnten, mussten sämtliche Informationen auch auf Anschlagbrettern ausgehängt werden. Zusätzlich wurde ein täglicher SMS-Dienst für alle Evakuierten aufgenommen. Sicherheits- und Verkehrs- themen standen im Zentrum des Informationsanlasses vom 17. Oktober. Das Interesse bei der Bevölkerung und den Medien blieb über Monate sehr hoch. Bild: gartmann.biz Medienarbeit Die Medien wurden immer dann mittels regelmässiger Communiqués informiert, wenn die Lage sich wesentlich verändert hatte oder wichtige Entscheide gefällt worden waren. Zusätzlich stand rund um die Uhr ein Mediendienst zur Verfügung. Der Mediensprecher konnte einen Grossteil der sehr zahlreichen Medienanfragen direkt beantworten. Wann immer es die Lage zuliess, traten die Experten des Führungsstabes und der Partner- organisationen in den Medien auf. Sie konnten so Informationen vertiefen und ihre Arbeit zur Bewältigung der Krise präsentieren. Die Medienschaffenden ihrerseits hatten die Möglichkeit, individuelle Berichterstattung zu realisieren, die den Eigenheiten ihres Mediums und ihrem Themensetting entsprach. Die transparente, kompetente und stete Informationsarbeit erlaubte es der Gemeinde, die Themenführerschaft zu erlangen und zu halten. Die Kommunikationsstelle des Gemeinde- führungsstabs wurde und blieb erste Anlaufstelle für Nachrichten und Hintergrund zur Naturkatastrophe und ihren Folgen. Christian Gartmann AG | Via Quadrellas 17 | 7500 St. Moritz | www.gartmann.biz | +41 79 355 78 78 2
Erfolgskontrolle Eine quantitative Messung der Medienpräsenz fand nicht statt. Es wäre auch kaum zu differenzieren, welche Anteile an der Reichweite den dramatischen, aktuellen Ereignissen und welche der Kommunikationsarbeit zuzuschreiben wären. Viel wichtiger für die Bewertung der geleisteten Arbeit waren die laufenden Rückmeldungen aus der Bevölkerung sowie die qualitativen Feedbacks aus der Organisation selbst, aus Partnerorganisationen und natürlich von Medienschaffenden. Die Kommunikationsarbeit wird durchwegs als innovativ, effizient und erfolgreich bewertet. Auch punkto Wirtschaftlichkeit scheidet das Projekt sehr erfolgreich ab: der Führungsstab lobt seine Effizienzgewinne durch die Kommunikationsarbeit. Die lang andauernde Medienpräsenz führte nicht zuletzt auch zu einem enorm hohen Spendenaufkommen. Selbst wenn man nur 10 Prozent der Spenden der Kommunikationsarbeit anrechnet, beträgt der Return des Projektes das Siebzehnfache des Aufwandes. Information direkt aus dem Gemeindeführungsstab am Tag nach den grössten Murgängen: Live-Interview in der Regional- sendung «Schweiz aktuell» vom 1. September Bild: Screenshot SRF Erkenntnisse Kommunikation gehört gerade in einem Krisenfall zu den zentralen Aufgaben der Führung. Die vertikale und horizontale Integration der Kommunikation ist unverzichtbare Voraussetzung für erfolgreiche Krisenkommunikation. Krisenkommunikation ist keine Einbahnstrasse. Der Dialog mit den Betroffenen kann die Arbeit der Krisenorganisation effizienter machen und verbessern. Krisenkommunikation ist mehr als nur Medienarbeit. Der direkte Austausch mit den Betroffenen schafft Vertrauen und verbessert und erleichtert die Arbeit der Krisenorganisation. Redaktionell geführte Medien sind trotz aller Unkenrufe noch immer eine sehr wichtige Möglichkeit, Betroffene und die Öffentlichkeit rasch und differenziert über die Lage und die ergriffenen Massnahmen zu informieren. Christian Gartmann AG | Via Quadrellas 17 | 7500 St. Moritz | www.gartmann.biz | +41 79 355 78 78 3
Bundesrätlicher «Point de Presse» unter freiem Himmel: Anna Giacometti, Guy Parmelin und Regierungsrat Christian Rathgeb in Bondo. Für die Organisation der drei- stündigen Bundesrats-Visite blieben gerade einmal 24 Stunden. Bild: gartmann.biz Projektverantwortliche Auftraggeber: Comune di Bregaglia Anna Giacometti, Gemeindepräsidentin Kommunikationsdienstleister: Christian Gartmann AG Christian Gartmann, Verantwortlicher Kommunikation, Führungsstab der Gemeinde Bregaglia Wiedersehen nach sieben Wochen: Am 14. Oktober konnte die Evakuierung grosser Teile von Bondo wieder auf- gehoben werden. Mit einem kleinen Fest feierten die Bondarini die Rückkehr in ihr Dorf. Bild: Ehrenzeller, Keystone Christian Gartmann AG | Via Quadrellas 17 | 7500 St. Moritz | www.gartmann.biz | +41 79 355 78 78 4
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