Große Temperaturunterschiede und Auffüllung der Oberböden: Der agrarmeteorologische Winter 2020/2021 (Stand: 10.03.2021) - Deutscher ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Große Temperaturunterschiede und Auffüllung der Oberböden: Der agrarmeteorologische Winter 2020/2021 (Stand: 10.03.2021) Der Winter 2020/2021 begann in weiten Teilen Deutschlands mit deutlich niedrigerer Bodenfeuchte als üblich. Besonders zwei sehr nasse Witterungsabschnitte kurz vor Weihnachten und Ende Januar / Anfang Februar (siehe Abbildung 1) führten bei gleichzeitig aufgetauten und damit aufnahmefähigen Böden jedoch dazu, dass die Böden zumindest in den obersten 60 cm fast überall vollständig aufgefüllt wurden. Von Weihnachten bis Mitte Januar sowie während der Kältewelle in der ersten Februarhälfte herrschte Vegetationsruhe, in den Zeiträumen dazwischen lockerte sich diese etwas. Die ungewöhnlich milde zweite Februarhälfte beendete schließlich selbst in höheren Lagen die Vegetationsruhe. Insgesamt lagen die Temperaturen knapp über dem neuen vieljährigen Mittel 1991 bis 2020, die Niederschlagsmenge bewegte sich im üblichen Rahmen. Abb. 1: Kumulative Niederschlagssumme (mm, entspricht l/m²) in Deutschland von Dezember bis Februar für 2019/2020, 2020/2021 und das Mittel 1991/1992-2020/2021 1 © Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie, Frankfurter Str. 135, 63067 Offenbach am Main E-Mail: landwirtschaft@dwd.de, Homepage: Agrarwetter, Twitter: dwd_klima
Die Klimatische Wasserbilanz erwies sich, wie aufgrund der geringen Verdunstung üblich, über weite Strecken des Winters als positiv. Die oben genannten besonders nassen Phasen vor Weihnachten und Ende Januar / Anfang Februar stechen mit hohen Werten heraus. Ungewöhnlich war die fast durchgehend negative Wasserbilanz Ende Februar, die bei trockener Witterung durch Sonnenschein und hohe Temperaturen verstärkt wurde (Abbildung 2). Abb. 2: Klimatische Wasserbilanz (Niederschlag minus Verdunstung) für Deutschland im Winter 2020/2021 Wie aufgrund der positiven Klimatischen Wasserbilanz zu erwarten, nahm die Bodenfeuchte (hier bezogen auf einen leichten Boden unter Winterweizen) bis Mitte Februar weiter zu. Nach 87 % nutzbarer Feldkapazität (nFK) im November stieg die über Deutschland gemittelte Bodenfeuchte auf 94 % nFK im Dezember, 100 % nFK im Januar und war in der ersten Februarhälfte schließlich mit deutlich über 100 % nFK überdurchschnittlich. In der zweiten Februarhälfte begann die Bodenfeuchte zu sinken, im Mittel des Gesamtmonats waren es noch 98 % nFK (siehe Tabellen 1 bis 3). 2 © Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie, Frankfurter Str. 135, 63067 Offenbach am Main E-Mail: landwirtschaft@dwd.de, Homepage: Agrarwetter, Twitter: dwd_klima
Schleswig-Holstein u. Hamburg Rheinland-Pfalz u. Saarland Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen u. Bremen Brandenburg u. Berlin Nordrhein-Westfalen Baden-Württemberg Sachsen-Anhalt Deutschland Thüringen Sachsen Hessen Bayern Element Niederschlag (mm) 69 60 51 21 30 73 70 97 21 25 50 70 60 Prozent vom Mittel 100 85 102 44 46 103 83 115 43 53 68 83 83 1981-2010 (%) Klimatische +64 +53 +44 +11 +21 +66 +60 +89 +4 +14 +42 +60 +51 Wasserbilanz (mm) Bodenfeuchte 97 95 95 88 82 92 100 92 84 77 97 98 94 (% nFK) Tab. 1: Niederschlag, Klimatische Wasserbilanz (Niederschlag minus Verdunstung über Gras nach Penman) und Bodenfeuchte (leichter Boden unter Winterweizen in 0-60 cm Tiefe) im Dezember 2020 Schleswig-Holstein u. Hamburg Rheinland-Pfalz u. Saarland Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen u. Bremen Brandenburg u. Berlin Nordrhein-Westfalen Baden-Württemberg Sachsen-Anhalt Deutschland Thüringen Sachsen Hessen Bayern Element Niederschlag (mm) 69 64 56 47 56 79 98 88 65 50 80 108 79 Prozent vom Mittel 103 94 114 107 89 130 127 124 155 139 129 161 125 1981-2010 (%) Klimatische +58 +53 +46 +37 +46 +68 +87 +76 +51 +37 +68 +94 +67 Wasserbilanz (mm) Bodenfeuchte 101 101 101 100 96 100 102 101 99 92 101 101 100 (% nFK) Tab. 2: Niederschlag, Klimatische Wasserbilanz (Niederschlag minus Verdunstung über Gras nach Penman) und Bodenfeuchte (leichter Boden unter Winterweizen in 0-60 cm Tiefe) im Januar 2021 3 © Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie, Frankfurter Str. 135, 63067 Offenbach am Main E-Mail: landwirtschaft@dwd.de, Homepage: Agrarwetter, Twitter: dwd_klima
Schleswig-Holstein u. Hamburg Rheinland-Pfalz u. Saarland Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen u. Bremen Brandenburg u. Berlin Nordrhein-Westfalen Baden-Württemberg Sachsen-Anhalt Deutschland Thüringen Sachsen Hessen Bayern Element Niederschlag (mm) 22 44 33 33 54 52 55 56 40 56 47 51 47 Prozent vom Mittel 42 86 87 97 123 106 86 93 121 187 92 88 92 1981-2010 (%) Klimatische -8 +15 +5 +7 +29 +24 +20 +22 +11 +28 +17 +16 +16 Wasserbilanz (mm) Bodenfeuchte 98 99 99 99 99 99 98 98 98 98 99 98 98 (% nFK) Tab. 3: Niederschlag, Klimatische Wasserbilanz (Niederschlag minus Verdunstung über Gras nach Penman) und Bodenfeuchte (leichter Boden unter Winterweizen in 0-60 cm Tiefe) im Februar 2021 Der Dezember gestaltete sich insgesamt mild, trocken und trüb. Die erste Woche verlief in der Westhälfte jedoch nasskalt, ein Befahren der oberflächlich gesättigten Böden erwies sich als meist nicht mehr möglich. Schon in wenigen Dezimetern Tiefe waren die meisten Böden aber für die Jahreszeit weiterhin ungewöhnlich trocken. In der Osthälfte setzte sich die anhaltend trockene Witterung fort. Ab der zweiten Dezemberwoche blieb es in ganz Deutschland überwiegend trocken. Bei allmählich steigenden Temperaturen lockerte sich nach der Monatsmitte die Vegetationsruhe. In den Tagen vor Weihnachten stellte sich regnerisches, windiges und extrem mildes Wetter ein, woraufhin im Westen vereinzelt bereits der Blühbeginn der Hasel beobachtet wurde. Je nach Regenmenge stieg die Bodenfeuchte deutlich an. Im Monatsmittel war sie in den obersten 60 cm vor allem in einem breiten Streifen von der Pfalz und dem nordöstlichen Baden-Württemberg bis nach Schleswig-Holstein noch ungewöhnlich niedrig (siehe Abbildung 3). Im Osten zeigte sich die Bodenfeuchte hingegen im Vergleich zu den üblichen Werten unauffällig, weil es dort im Herbst mehrfach flächendeckend kräftig geregnet hatte. Die Böden blieben meist aufgetaut, selbst im Bergland drang der Frost nur selten in die obersten Bodenschichten ein. Ab Weihnachten festigte sich die Vegetationsruhe bei sinkenden Temperaturen wieder. 4 © Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie, Frankfurter Str. 135, 63067 Offenbach am Main E-Mail: landwirtschaft@dwd.de, Homepage: Agrarwetter, Twitter: dwd_klima
Abb. 3: Vergleich der mittleren Bodenfeuchte (0 - 60 cm unter Gras) im Dezember 2020 mit den Jahren 1981 - 2019 Im Januar lagen die Tagesmitteltemperaturen bis über die Monatsmitte hinaus auch in den Niederungen durchgehend unter +5 °C, somit herrschte in der Pflanzenwelt Vegetationsruhe. Um den 20. Januar wurde es jedoch sehr mild mit Höchstwerten über +10 °C und, abgesehen vom Südosten, frostfreien Nächten. Als Folge davon begann besonders in tiefen Lagen der Westhälfte die Hasel verbreitet zu blühen, damit erfolgte dort der Start in den phänologischen Vorfrühling. Örtlich wurde auch die Blüte von Erle und Schneeglöckchen gemeldet. In den letzten Tagen des Monats lockerte im Westen und Süden eine weitere sehr milde Phase die Vegetationsruhe erneut. In den Norden und Osten strömte hingegen gleichzeitig Polarluft, bei leichtem Dauerfrost verharrte die Pflanzenwelt hier in der Winterruhe. Die Böden blieben über weite Strecken des Monats durch leicht positive Tagesmitteltemperaturen oder eine isolierende Schneedecke aufgetaut. Vor allem während der regenreichen Tauwetterperioden im letzten Monatsdrittel kam die Auffüllung der Bodenwasservorräte wesentlich voran (siehe Abbildung 4 und 7). Die gesättigten Oberböden konnten in der Südwesthälfte Regen- und Schmelzwasser allerdings gar nicht schnell genug aufnehmen – regional stand das Wasser tagelang auf den Feldern. Zum Monatsende waren die Böden in den meisten Regionen bis in etwa ½ m Tiefe aufgefüllt. In tieferen Schichten blieben sie allerdings in großen Teilen der östlichen Mitte und in manchen Beckenlagen zwischen den Mittelgebirgen immer noch weit von der kompletten Auffüllung entfernt. 5 © Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie, Frankfurter Str. 135, 63067 Offenbach am Main E-Mail: landwirtschaft@dwd.de, Homepage: Agrarwetter, Twitter: dwd_klima
Abb. 4: Vergleich der mittleren Bodenfeuchte (0 - 60 cm unter Gras) im Januar 2021 mit den Jahren 1981 - 2020 Die Wetterextreme des Februars hatten deutliche Auswirkungen auf die Böden und die Vegetationsentwicklung. Der regenreiche und milde Monatsbeginn sorgte dafür, dass nun auch in vielen – wenngleich nicht in allen – typischerweise trockenen Regionen die Böden zumindest in den obersten 60 cm komplett aufgefüllt wurden. Während der eisigen zweiten Februarwoche waren die Schneemengen in Deutschland sehr unterschiedlich verteilt. In einem breiten Streifen von Westfalen bis nach Sachsen lagen wahre Schneemassen; in Teilen des Nordens, des östlichen Bayerns und vom Rheinland bis zum Saarland und zum nördlichen Oberrhein gab es höchstens eine dünne Schneedecke. Da eine ausreichend dicke Schneedecke stark isolierend wirkt, konnte der Frost in den schneereichen Regionen kaum in die Böden eindringen. Hier schützte der Schnee die landwirtschaftlichen Kulturen vor den extremen Frösten von teils unter -20 °C. In den schneearmen bzw. -freien Gebieten erreichte die Frosteindringtiefe zum Ende der Kälteperiode hingegen mehrere Dezimeter. Da die tiefsten Werte in diesen Regionen meist nur zwischen -10 und -15 °C lagen, blieben nachhaltige Frostschäden an den Pflanzen selten. Abbildung 5 zur Frosteindringtiefe zeigt durch die isolierende Wirkung des Schnees indirekt auch die Schneeverteilung in Deutschland. Die Kälte brachte die Vegetationsentwicklung zum Stillstand, die folgende Wärme kurbelte diese stark an. Als Folge davon zog sich die Haselblüte und damit der Beginn des phänologischen Vorfrühlings in Deutschland über einen langen Zeitraum. Während dieser im Westen teils schon im Januar begann, war es in der Osthälfte vielerorts erst in der zweiten Februarhälfte soweit (siehe Abbildung 6). 6 © Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie, Frankfurter Str. 135, 63067 Offenbach am Main E-Mail: landwirtschaft@dwd.de, Homepage: Agrarwetter, Twitter: dwd_klima
Abb. 5 (links): Frosteindringtiefe zum Ende der Kältewelle am 17.02.2021 Abb. 6 (rechts): Beginn der Haselblüte 2021 in Deutschland Abb. 7: Perzentildarstellung der mittleren Bodenfeuchte in Deutschland (0 - 60 cm unter Gras, sandiger Lehm) in % nFK von März 2020 bis Februar 2021 für den Vergleichszeitraum 1991 - 2020 7 © Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie, Frankfurter Str. 135, 63067 Offenbach am Main E-Mail: landwirtschaft@dwd.de, Homepage: Agrarwetter, Twitter: dwd_klima
Abb.8: Zeitspannen phänologischer Jahreszeiten im Deutschlandmittel 2021 (innerer Kreis) im Vergleich zum vieljährigen Mittel seit 1992 (äußerer Kreis). Stand: 08.03.2021 Ausführliche (Agrar-) Klimaberichte zu den einzelnen Monaten finden Sie unter Monatlicher Klimastatus Deutschland. 8 © Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie, Frankfurter Str. 135, 63067 Offenbach am Main E-Mail: landwirtschaft@dwd.de, Homepage: Agrarwetter, Twitter: dwd_klima
Sie können auch lesen