TAGUNGSBAND 7. TAG DER LEHRE DER FH OÖ - Mai 2019 | FH OÖ Campus Linz Gisela Schutti-Pfeil, Martina Gaisch, Antonia Darilion (Hrsg.) - FH OÖ

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TAGUNGSBAND 7. TAG DER LEHRE DER FH OÖ - Mai 2019 | FH OÖ Campus Linz Gisela Schutti-Pfeil, Martina Gaisch, Antonia Darilion (Hrsg.) - FH OÖ
TAGUNGSBAND
7. TAG DER LEHRE DER FH OÖ
7. Mai 2019 | FH OÖ Campus Linz
Gisela Schutti-Pfeil, Martina Gaisch,
Antonia Darilion (Hrsg.)
                                        TOP Lehre

www.fh-ooe.at/tdl
TAGUNGSBAND 7. TAG DER LEHRE DER FH OÖ - Mai 2019 | FH OÖ Campus Linz Gisela Schutti-Pfeil, Martina Gaisch, Antonia Darilion (Hrsg.) - FH OÖ
Vorwort
                                                                                E DATE
Gisela Schutti-Pfeil                                                     SAVE TH
                                                                                    20
und Antonia Darilion                                                        28.04.20
                                                                                 8. TAG
                                                                                      HRE
Der heurige Tag der Lehre der Fachhochschule Oberösterreich                    DER LE     inz   L
                                                                                     Ca m p u s
fand unter dem Motto statt: „Lifelong learning. Implikationen für           FH OÖ
die Hochschullehre“. Fragen wie, „was bedeutet lifelong learning
für die Hochschulen und für die Hochschullehre?“, „was bedeutet
„offene Hochschule“ und wie gehen Hochschulen mit neuen Studieren-
dengruppen (NTS=non traditional students, second chance learners, refreshers, returners, etc.)
um?“, wurden am 7. Mai 2019 in Linz in vielfältigen Formaten präsentiert und diskutiert. Nach
EU-Definition umfasst lebenslanges oder lebensbegleitendes Lernen „alles Lernen während des
gesamten Lebens, das der Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen dient
und im Rahmen einer persönlichen, bürgergesellschaftlichen, sozialen, bzw. beschäftigungs-
bezogenen Perspektive erfolgt.“ Diese bis heute gültige Definition wurde im Dokument „Einen
europäischen Raum des lebenslangen Lernens schaffen“ im Jahr 2001 festgelegt.1 Lebens-
langes Lernen wird in Dokumenten der EU als die Möglichkeit beschrieben, gesellschaftlichen,
technischen und ökonomischen Veränderungen entsprechend zu begegnen. Die Beschäfti-
gungsfähigkeit der Menschen, ihre Integration in den Arbeitsmarkt steht hierbei im Vordergrund
sowie die Förderung gezielter Kompetenzen für neue Beschäftigungsmöglichkeiten.

Am 7. Tag der Lehre der Fachhochschule Oberösterreich wurde dieses aktuelle Thema ins
Zentrum gestellt und folgende Fragen bereits im call for abstracts aufgegriffen:

»» Bildungsauftrag „lebenslanges Lernen“ für die Hochschule: wie gelingt es Hochschulen,
   sich auf lebenslanges Lernen auszurichten? Wie ermöglichen Hochschulen Partizipation an
   Hochschulbildung jenseits von Alter, Status, Geschlecht, (Berufs-) Biografien, etc…?
»» Was bedeutet „offene Hochschule“ und wie gehen Hochschulen mit neuen Studierendengrup-
   pen (NTS=non traditional students, second chance learners, refreshers, returners, etc.) um?
»» Wie gelingt die Verzahnung von Theorie und Praxis und mit welchen Studienformaten kön-
   nen diese künftigen Studierendengruppen angesprochen werden?
»» Was können Hochschulen tun, um Chancengleichheit zu fördern und eine Durchlässigkeit
   zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu erhöhen (Anerkennung von formalem
   und informellem Wissen und Kompetenzen)?
»» Welche Anreiz- und Fördermaßnahmen zur Stärkung von Bildungsmotivation und Freude
   am lebenslangen Lernen gibt es?
»» Welche good-practice Beispiele lassen sich im Bereich Lehr-Lernmethoden beschreiben,
   um NTS mit ihren unterschiedlichen Lernwegen optimal in den Studienbetrieb zu integrieren
   und zu fördern?
»» Wie gehen Hochschulen mit der Anrechnung außerhochschulischer Kompetenzen um? Wie
   sehen Praxiserfahrungen damit aus? Wie gelingt hier die Qualitätssicherung?
»» Welche Kompetenzen benötigen Lehrende, um diesen Trends entsprechend zu begegnen
   und Studierende – in ihrer „bunten Vielfalt“ – bestmöglich zu fördern?
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    www.erwachsenenbildung.at (abgerufen am 6.9.2018)

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TAGUNGSBAND 7. TAG DER LEHRE DER FH OÖ - Mai 2019 | FH OÖ Campus Linz Gisela Schutti-Pfeil, Martina Gaisch, Antonia Darilion (Hrsg.) - FH OÖ
Die Veranstalter, das Team TOP Lehre und E-Learning – Kompetenzzentrum für Hochschullehre         Studierenden – Eine empirische Analyse anhand von Daten einer Panelstudie an der Universität
der Fachhochschule Oberösterreich – rund um Leiterin FH-Prof. Dr. Gisela Schutti-Pfeil und        Magdeburg.“
Mag. Antonia Darilion, freuten sich über die Fülle an profunden Präsentations-, Workshop- und
Postereinreichungen, sowie über die Teilnahme von über hundert Interessierten aus dem öster-      FH-Prof. Dr. Franziska Cecon von der FH OÖ Fakultät Linz mit ihrem Beitrag zum Thema
reichischen und süddeutschen Hochschulraum.                                                       „Post-it – A(ttra)ktivitätskünstler in der Lehre“.

Keynote speakerin, Prof. Dr. Eva Cendon, Bildungswissenschaftlerin und Leiterin des neu           Mag. Christian F. Freisleben von der Fachhochschule St. Pölten stellt „Improvisationsmethoden
eingerichteten Lehrgebietes am Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung an der       offline und online als Wegbereiter zu lebensbegleitendem Lernen und zu einer offenen Hoch-
FernUniversität in Hagen, führte in ihrem Vortrag zum Thema „Bildungsauftrag Lebenslanges         schule“ vor, die er im Rahmen eines Workshops, am 7. Tag der Lehre der FH OÖ interessierten
Lernen für die Hochschule“ aus, dass „Lebenslanges Lernen den Blick auf die Lernenden lenkt,      TeilnehmerInnen vorgestellt, angewandt und diskutiert hat.
und dies bedeutet für Hochschulen, dass sie sich noch mehr als bisher mit ihren Studierenden
auseinandersetzen müssen.“ „Die Hochschulen spüren bereits den Druckpunkt etwas zu tun,           Darauf folgt der Beitrag von FH OÖ Teaching Award Preisträgerin „Preis für Exzellenz in der
da sonst die Studierendenzahlen rückläufig werden.“, so Prof. Dr. Cendon. „Deshalb geht es        Lehre“ 2018 Dr. Daniela Freudenthaler-Mayrhofer von der FH OÖ Fakultät Steyr, Logistikum, mit
beim Thema „Lebenslanges Lernen“ darum, unterschiedliche, z.B. modularisierte Angebots-           Titel „Rethinking Innovation Teaching: Die Innovation Week als neues Format, um Innovation
formen bereit zu stellen und flexible Lernwege zu ermöglichen (flexible Formen Ort und Zeit       realitätsnah und umsetzungsorientiert zu vermitteln.“
betreffend). Die Anrechnung von außerhochschulischen Kompetenzen ist ein Thema, welches
viele Hochschulen beschäftigt und hoch komplex ist. Allerdings können Hochschulen durch           Dr. Martina Gaisch und FH-Prof. Dr. Berthold Kerschbaumer beide FH OÖ Fakultät Hagenberg,
gute Anrechnungsverfahren von formal wie auch informal erworbenem Wissen angehenden               präsentieren „Wie man Frauen für die Informatik gewinnt: Ergebnisse einer Umfrage unter öster-
Studierenden Wertschätzung entgegenbringen und damit nachweislich die Motivation für das          reichischen Schülerinnen zum Thema Frauen und Informatik.“
Studium steigern.“
                                                                                                  Mag. Elke Gornik, MBA, wissenschaftliche Leitung Lifelong Learning der FH OÖ, gibt Einblicke
Ein weiteres Highlight des Tages waren die Konzeptpräsentationen von Dr. Daniela Freudent-        in „Dimensionen von Lifelong Learning und Weiterbildung im österreichischen Hochschulsektor
haler-Mayrhofer und Dipl. Ing. Wolfgang Ortner, ProfessorInnen am FH OÖ Campus Steyr und          – mit einem Fokus auf die Fachhochschulen“.
Preisträgerin und Preisträger der FH OÖ Teaching Awards 2018 zu „Innovation in der Lehre“
bzw. „Exzellenz in der Lehre“. Preisträgerin Dr. Daniela Freudenthaler-Mayrhofer auf die Frage,   Prof. Dr. Dörte Görl-Rottstädt von der Fachhochschule Dresden berichtet über Erfahrungen zum
wie sie den Tag der Lehre der FH OÖ 2019 wahrgenommen hat: „der Tag der Lehre ist eine            Thema „Erwachsenengerechtes Lehren und Lernen im Spannungsfeld von Heterogenität und
schöne Gelegenheit, sich mit Kolleginnen und Kollegen zum Thema Lehre und zu aktuellen Fra-       Diversität am Beispiel des berufsbegleitenden Studiums „Sozialpädagogik und Management“
gestellungen zur Hochschullehre auszutauschen. Es waren heute viele Impulse für die eigene        (B.A.) und stellt zusammen mit Kollegin Dr. Angelika Weirauch den Beitrag vor: „Gestaltung
Lehrtätigkeit dabei. Es bestätigt sich, dass spannende Herausforderungen auf die Hochschul-       zielgruppengerechter Anfangssituationen am Beispiel des berufsbegleitenden Studiengangs
lehre zu kommen und ich freue mich darauf, an innovativen Ideen mitzuarbeiten.“                   „Sozialpädagogik und Management“ (B.A.).

Die Teilnehmenden waren sich am Ende des Tages einig: ein aktuelles Thema wurde um-               Prof. Dr. Marion Kalteis, von der IUBH Wien widmet sich dem Thema „Duales Studium in Öster-
fangreich – in vielen Beitragsformaten – aufbereitet und präsentiert. Gelobt wurde neben der      reich. LLL im Kontext der Ökosozialen Marktwirtschaft.“
Bandbreite der fachlichen Inputs, die Fülle und Qualität des Programmes sowie die inspirieren-
den Einblicke in die aktuelle Forschungs- und Erfahrungslandschaft zum Thema Lebenslanges         FH-Prof. Dr. Michaela Kröppl, MSc FH OÖ Fakultät Wels, präsentiert „Formative Learning in
Lernen.                                                                                           Chemie Vorlesungen“.

Durch diese vielen positiven Rückmeldungen angeregt, freuen sich die OrganisatorInnen, Ihnen      Mag. Nina Miklavc und Ursula Höllhumer, MA von der Ferdinand Porsche FernFH beleuchten in
auch heuer einen Tagungsband zum 7. Tag der Lehre der Fachhochschule Oberösterreich zu            ihrem Beitrag das Thema „Lehrende 4.0 – welche Kompetenzen brauchen Lehrende im Zeitalter
präsentieren. Vortragende des Tages stellen Ihnen hier ihre Konferenzbeiträge, ihre full papers   der Digitalisierung?“.
vor, und ermöglichen so eine überaus – für die Hochschullehre und für ihre Lehrenden – inspi-
rierende Nachlese und Vertiefung der am Tag der Lehre präsentierten Themenstellungen.             FH OÖ Teaching Award Preisträger „Preis für Innovation in der Lehre“ 2018 Dipl. Ing. Wolfgang
Wir freuen uns sehr, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, im Band folgende Autorinnen und Auto-     Ortner stellt seinen Gewinnerbeitrag zum Thema „Mein Weg zum Inverted Classroom“ vor.
ren mit ihren Beiträgen zu präsentieren:                                                          Weiters Dipl. Ing. Wolfgang Ortner mit FH-Prof. Dr. Gerold Wagner, FH OÖ Fakultät Steyr, mit
Sarah Berndt, MA, Dr. Annika Felix und Prof. Dr. Philipp Pohlenz von der Otto-von-Gue-            ihrem gemeinsamen Beitrag „Inverted classroom als Antwort auf geänderte Rahmenbedingun-
ricke-Universität Magdeburg, zu „Das Bildungsziel „lebenslanges Lernen“ aus Sicht der             gen – ein messbarer Erfolg?“

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TAGUNGSBAND 7. TAG DER LEHRE DER FH OÖ - Mai 2019 | FH OÖ Campus Linz Gisela Schutti-Pfeil, Martina Gaisch, Antonia Darilion (Hrsg.) - FH OÖ
Ralf Ramin von der Frankfurt University of Applied Sciences präsentiert seinen Beitrag            Inhaltsverzeichnis
„Anrechnung von außerhochschulischen Kompetenzen nach hessischem Hochschulrecht –
Rechtliche Probleme für das Umsetzen in der Praxis“.                                              Sarah Berndt, Annika Felix und Philipp Pohlenz, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
                                                                                                  Das Bildungsziel „lebenslanges Lernen“ aus Sicht der Studierenden – Eine empirische Analyse
FH-Prof. Dr. Christiane Takacs-Schwarzinger, FH OÖ Fakultät Wels, gibt Einblick in „Lebenswel-    anhand von Daten einer Panelstudie an der Universität Magdeburg������������������������������������������������ 8
ten und Studienbedingungen am Beispiel eines berufsbegleitenden Studiengangs“.                    Franziska Cecon, FH Oberösterreich
                                                                                                  Post-it – A(ttra)ktivitätskünstler in der Lehre�������������������������������������������������������������������������������������� 17
Sowie last but not least Prof. (FH) Dr. Petra Wagner und Mag. (FH) Michaela Fehringer, FH OÖ
                                                                                                  Christian F. Freisleben-Teutscher, FH St. Pölten
Fakultät Linz, mit ihrem Konferenzbeitrag „Literaturbasiertes Wissensmanagement als Beitrag       Improvisationsmethoden offline und online als Wegbereiter zu lebensbegleitendem Lernen
zur Förderung des selbstregulierten Lernens an der Hochschule“.                                   und zu einer offenen Hochschule������������������������������������������������������������������������������������������������������ 28

Wir danken den Autorinnen und Autoren sehr herzlich und wünschen allen Leserinnen und             Daniela Freudenthaler-Mayrhofer, FH Oberösterreich
                                                                                                  Rethinking Innovation Teaching: Die Innovation Week als neues Format, um Innovation
Lesern spannende Ein- und Ausblicke sowie inspirierende Ideen für die eigene Lehre. Ein           realitätsnah und umsetzungsorientiert zu vermitteln������������������������������������������������������������������������ 34
herzliches Dankeschön an alle Unterstützerinnen und Unterstützer, die zum Gelingen der
Veranstaltung beigetragen haben: den E-Learning Beauftragten der FH OÖ Fakultäten, Ing.           Martina Gaisch, Berthold Kerschbaumer, FH Oberösterreich
                                                                                                  Wie man Frauen für die Informatik gewinnt – Ergebnisse einer Umfrage unter österreichischen
Mathew Docherty MA, DI (FH) Anton Edtmeier, Adrijana Krebs MA, Julia Putz-Wall BSc, DI (FH)
                                                                                                  Schülerinnen zum Thema Frauen und Informatik����������������������������������������������������������������������������� 46
Anton Tremetzberger, sowie dem stellvertretenden Leiter, Dr. Reinhard Tockner, der Professorin
für Englisch/Interkulturelle Kommunikation/Diversity Management und Hochschulforscherin,          Elke Gornik, FH Oberösterreich
Dr. Martina Gaisch sowie FH-Prof. Dr. Tanja Jadin, Professorin für E-Learning/Neue Medien an      Dimensionen von Lifelong Learning und Weiterbildung im österreichischen Hochschulsektor
                                                                                                  – mit einem Fokus auf die Fachhochschulen������������������������������������������������������������������������������������ 54
der Fakultät Hagenberg, die alle als track chairs am 7. Tag der Lehre fungierten. Weiters der
Leiterin Administration des FH OÖ Campus Linz, Mag. Birgit Gilly, der Leiterin Bibliothek am FH   Dörte Görl-Rottstädt, Fachhochschule Dresden
OÖ Campus Linz, Mag. (FH) Michaela Fehringer und Mitarbeiterin Theresa Leimlehner, Maria          Erwachsenengerechtes Lehren und Lernen im Spannungsfeld von Heterogenität und Diversität
                                                                                                  am Beispiel des berufsbegleitenden Studiums „Sozialpädagogik und Management“ (B.A.)��������� 61
Lesslhumer und das Team der IT Linz, insbesondere Andreas Schinagl und Johannes Riedl.
                                                                                                  Dörte Görl-Rottstädt, Angelika Weirauch, Fachhochschule Dresden
Die Vorbereitungen für den 8. Tag der Lehre der Fachhochschule Oberösterreich sind bereits im     Gestaltung zielgruppengerechter Anfangssituationen am Beispiel des berufsbegleitenden
vollen Gange und wir hoffen, Sie und interessierte Kolleginnen und Kollegen am                    Studiengangs „Sozialpädagogik und Management“ (B.A.)�������������������������������������������������������������� 69
Dienstag, 28. April 2020 in Linz begrüßen zu dürfen! Informationen zur Veranstaltung folgen.      Marion Kalteis, IUBH Wien
                                                                                                  Duales Studium in Österreich – LLL im Kontext der Ökosozialen Marktwirtschaft������������������������� 77

                                                                                                  Michaela Kröppl, FH Oberösterreich
                                                                                                  Formative Learning in Chemie Vorlesungen������������������������������������������������������������������������������������� 82

                                                                                                  Nina Miklavc, Ursula Höllhumer, Ferdinand Porsche FernFH
                                                                                                  Lehrende 4.0 – welche Kompetenzen brauchen Lehrende im Zeitalter der Digitalisierung?
                                                                                                  Ein Praxisbericht der FernFH.������������������������������������������������������������������������������������������������������������ 90

                                                                                                  Wolfgang Ortner, FH Oberösterreich
                                                                                                  Mein Weg zum Inverted Classroom�������������������������������������������������������������������������������������������������� 99

                                                                                                  Wolfgang Ortner, Gerold Wagner, FH Oberösterreich
                                                                                                  Inverted Classroom als Antwort auf geänderte Rahmenbedingungen – ein messbarer Erfolg?��� 106

                                                                                                  Ralf Ramin, Frankfurt University of Applied Sciences
Mit den besten Grüßen!                                                                            Anrechnung von außerhochschulischen Kompetenzen nach hessischem Hochschulrecht –
                                                                                                  Rechtliche Probleme für das Umsetzen in der Praxis�������������������������������������������������������������������� 115
Ihr Organisationsteam
                                                                                                  Christiane Takacs, FH Oberösterreich
Team TOP Lehre und E-Learning                                                                     Lebenswelten und Studienbedingungen am Beispiel eines berufsbegleitenden Studiengangs�� 132
der FH ­Oberösterreich
FH-Prof.in Dr.in Gisela Schutti-Pfeil                                                             Petra Wagner, Michaela Fehringer, FH Oberösterreich
                                                                                                  Literaturbasiertes Wissensmanagement als Beitrag zur Förderung
und Mag.a Antonia Darilion
                                                                                                  des selbstregulierten Lernens an der Hochschule�������������������������������������������������������������������������� 138

6                                                                                                                                                                                                                                            7
TAGUNGSBAND 7. TAG DER LEHRE DER FH OÖ - Mai 2019 | FH OÖ Campus Linz Gisela Schutti-Pfeil, Martina Gaisch, Antonia Darilion (Hrsg.) - FH OÖ
Das Bildungsziel „lebenslanges Lernen“ aus                                                                                 1 Problemaufriss
Sicht der Studierenden – Eine empirische                                                                                   Eine durch Digitalisierung, Innovation und Globalisierung komplexer und unbeständiger

Analyse anhand von Daten einer Panelstudie                                                                                 werdende Arbeitswelt geht mit veränderten Anforderungen an die Arbeitnehmerinnnen und
                                                                                                                           Arbeitnehmer einher. So führt etwa die fortschreitende Digitalisierung zum beschleunigten

an der Universität Magdeburg                                                                                               Verfall von Wissen und (Aus-)Bildungsinhalten (vgl. Hochschulforum Digitalisierung 2016), wo-
                                                                                                                           durch eine erfolgreiche berufliche Karriere die kontinuierliche Erweiterung der eigenen Qualifi-
Sarah Berndt MA, Dr.in Annika Felix und Prof. Dr. Philipp Pohlenz,                                                         kationen durch lebenslanges Lernen oder Weiterbildung voraussetzt. In der Konsequenz wird
                                                                                                                           nicht nur auf individueller Ebene, sondern gleichfalls auf politischer und institutioneller Ebene
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg                                                                                    eine Neuausrichtung der Organisation von Bildung erforderlich. Diese Entwicklung zeigt sich
                                                                                                                           etwa darin, dass seitens der Hochschulen Institutionen geschaffen werden, welche sich mit
                                                                                                                           wissenschaftlicher Weiterbildung und lebenslangem Lernen beschäftigen (z.B. das Center für
Abstract1                                                                                                                  lebenslanges Lernen Oldenburg, das Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung Magde-
                                                                                                                           burg). Die Angebote dieser Einrichtungen sind jedoch auf postgraduale Bildungsinteressierte
Es ist mittlerweile ins Bewusstsein vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerückt, dass                                ausgerichtet und sprechen nur selten Studierende in grundständigen Studiengängen an. Der
für die erfolgreiche Gestaltung einer beruflichen Karriere die eigene Qualifikation kontinuier-                            Beitrag greift dieses Desiderat auf indem er die Zukunftsvorstellungen der Studierenden in
lich durch lebenslanges oder lebensbegleitendes Lernen und Weiterqualifizierung erweitert                                  grundständigen Studiengängen in den Blick nimmt und diese als Indikator für den individuel-
werden muss. Zugleich werden auf politischer Ebene Förderstrategien initiiert, deren Schwer-                               len Anspruch analysiert, die Bildungskarriere über das Studium hinaus zu fokussieren.
punkte auf der Weiterbildung und dem lebenslangen Lernen liegen, wie z.B. die Förderlinie
„Aufstieg durch Bildung: Offene Hochschulen“ des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung. Und auch viele Hochschulen schaffen in der Konsequenz Institutionen, die sich                                   2 Fragestellung und Analysemodell
explizit diesen Themen widmen. Nur selten werden dabei jedoch Studierende, beispielsweise
mit Zusatzqualifikationen zu grundständigen Studiengängen, adressiert. Dies ist zum einen                                  Der Beitrag untersucht die Frage, inwieweit bei Studierenden in grundständigen Studien
nicht verwunderlich, weil die Erwartung an Hochschulstudiengänge gerichtet wird, dass                                      bereits ein Bewusstsein für die Notwendigkeit ausgeprägt ist, sich lebenslang weiter zu quali-
sie Studierende dazu qualifizieren, sich eigenverantwortlich neuen Herausforderungen und                                   fizieren. Dabei werden folgende Teilfragestellungen fokussiert:
Lernaufgaben zu stellen. Zum anderen widerspricht aber gerade eine solche Erwartung an                                     »» Welche Zukunftspläne verfolgen die Studierenden in zehn Jahren (vom Zeitpunkt der Befra-
Hochschulbildung der allgemeinen Auffassung, dass angesichts eines beschleunigten Verfalls                                    gung an) bzw. für die Zeit ab dem 41. Lebensjahr? Sind dabei berufliche Weiterbildung und
der Gültigkeit von Wissensbeständen eben auch fachlich hoch qualifizierte AbsolventInnenv-                                    lebenslanges Lernen von Bedeutung?
vvv von Hochschulstudiengängen für eine lebensbegleitende Bildungsteilnahme sensibilisiert                                 »» Differieren die Vorstellungen der Befragten über die Zeit?
werden müssen (vgl. Süssmuth 2014: 11).                                                                                    »» Werden die Zukunftsvorstellungen in den Bereichen lebenslanges Lernen und berufliche
Mithin stellt sich die Frage, inwieweit das gesellschaftlich weitgehend akzeptierte Leitbild                                  Weiterbildung durch den bildungsbiographischen und soziodemographischen Hintergrund
einer lebenslangen Bildungsaktivität und Weiterqualifizierung bereits in einer vergleichswei-                                 sowie durch Studienbedingungen beeinflusst?
sen frühen Phase der Bildungskarriere von Studierenden internalisiert wurde oder ob diese
ihr akademisches Studium im Sinne einer lebenslang tragenden Bildungsrendite verstehen.                                    Die Datengrundlage der Analysen bildet das Studierendenpanel der OVGU, welches
Zu diesem Zweck setzt sich der vorliegende Beitrag mit Zukunftsvorstellungen Studieren-                                    studentische Befragungsdaten mittels teilstandardisierter Onlinebefragungen im zeitlichen
der auseinander. Mittels einer quantitativen Inhaltsanalyse soll untersucht werden, welche                                 Längsschnitt erhebt. In die Auswertung fließen Daten von zwei Kohorten und zwei Erhe-
Zukunftspläne die Studierenden in zehn Jahren (vom Zeitpunkt der Befragung an) bzw. für die                                bungszeitpunkten ein. Einbezogen werden dabei jene Studierenden, die zur Frage der
Zeit ab dem 41. Lebensjahr verfolgen, ob dabei berufliche Weiterbildung und lebenslanges                                   Zukunftsvorstellungen2 in der Erstsemesterbefragung im Wintersemester 2014/2015 oder
Lernen von Bedeutung sind und ob die Zukunftsvorstellungen vom individuellen bildungsbio-                                  Wintersemester 2015/2016 (n = 922) Auskunft erteilt haben, sowie eine Teilstichprobe von
graphischen Hintergrund, von soziodemographischen Faktoren und den Studienbedingungen                                      Studierenden, welche zusätzlich in der Wiederholungsbefragung am Ende des 1. Studien-
beeinflusst werden. Die verwendeten Daten entstammen dem Studierendenpanel der                                             jahres im Sommersemester 2015 bzw. Sommersemester 2016 (n = 120) ihre beruflichen
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU). In die Auswertung fließen Untersu-                                         Zukunftsvorstellungen3 äußerten. Abbildung 1 veranschaulicht das Analysemodell der
chungsdaten von zwei Kohorten (Wintersemester 2014/15 und Wintersemester 2015/16) und                                      Untersuchung.
jeweils zwei Befragungszeitpunkten (Studienbeginn und Ende erstes Studienjahr) ein.
1
    Der Artikel basiert auf dem Beitrag von Anacker/Berndt/Pohlenz (2019) und erweitert die dort präsentierten Analysen.   2
                                                                                                                               Frageformulierung: „Die Zukunftsvorstellungen und Ziele junger Erwachsener können unterschiedlich sein.
                                                                                                                               Bestimmt haben Sie sich auch schon mal Gedanken darüber gemacht, wie Ihr Leben in ein paar Jahren aussehen könnte.
                                                                                                                               Bitte vervollständigen Sie einmal folgenden Satz: ‚Wenn ich 40 bin, dann …‘“ (offenes Antwortformat).
                                                                                                                           3
                                                                                                                               Frageformulierung: „Wie stellen Sie sich Ihre berufliche Zukunft in 10 Jahren vor?“ (offenes Antwortformat).

8                                                                                                                                                                                                                                               9
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Um eine Vergleichbarkeit garantieren zu können wurde das Kategoriensystem für die Codie-
                                                                                                 rung der Daten des Wintersemesters 2015/2016 sowie für die offene Frage zu den beruflichen
                                                                                                 Zukunftsvorstellungen der Studierenden (Daten der Sommersemester 2015 und 2016) ohne
                                                                                                 empirische Erweiterung bzw. Anpassung adaptiert. Es ist eine hohe Passfähigkeit zu konsta-
                                                                                                 tieren.

                                                                                                 3 Empirische Befunde
Abbildung 1. Das Analysemodell der Untersuchung                                                  3.1 Die Zukunftsvorstellungen der Studierenden zu Beginn des Studiums
                                                                                                 und nach dem 1. Studienjahr im Vergleich
Die Auswertung der beiden Fragen mit offenem Antwortformat erfolgte mittels quantitativer        Die Befunde der Inhaltsanalyse verdeutlichen, dass die Studierenden zu Beginn des Studiums
Inhaltsanalyse (Themen-Frequenz-Analyse nach Früh 2017). Dazu wurden in einem For-               und nach dem 1. Studienjahr am häufigsten Aspekte der beruflichen Sphäre mit ihrer Zukunft ver-
schungsseminar im Wintersemester 2015/2016 mit Masterstudierenden des Studiengangs               binden. So sprechen 86 Prozent der Studierenden in der Erstsemesterbefragung und mehr als 9
Sozialwissenschaften die verschiedenen Schritte der deduktivinduktiven Kategorienentwick-        von 10 Befragte in der 1. Zwischenbilanz ihre beruflichen Zukunftspläne an. Es folgen das soziale
lung anhand der Daten des Wintersemesters 2014/2015 durchlaufen (vgl. Kuckartz 2014: 69).        Umfeld (58 Prozent bzw. 13 Prozent) und die persönliche Sphäre (49 Prozent bzw. 9 Prozent).4
Die Generierung eines vorläufigen Kategoriensystems aus der Theorie als ersten Schritt der
Kategorienentwicklung erfolgte im Seminar zunächst in zwei Arbeitsgruppen. Nach Vorliegen        Innerhalb der beruflichen Sphäre zeigen sich zwischen den Zeitpunkten jedoch unterschied-
der Ergebnisse der Gruppenarbeiten konnten drei Oberkategorien identifiziert werden (sozia-      liche Priorisierungen der Aspekte (vgl. Tab. 1). Werden die fünf am häufigsten genannten
les Umfeld, berufliche Sphäre, persönlichen Sphäre), die in ein gemeinsames Kategoriensys-       Kategorien betrachtet, offenbart sich, dass Studierende im 1. Fachsemester die Aspekte Job
tem überführt wurden (vgl. Abb. 2).                                                              vorhanden (45 Prozent) und Einkommen/Vermögen (27 Prozent) am häufigsten äußern. Es
                                                                                                 schließen sich mit einem identischen Anteil die Thematisierung eines konkreten Berufes/einer
                                                                                                 konkreten Position und der Spaß/die Zufriedenheit im Job (je 23 Prozent) sowie die Arbeits-
                                                                                                 platzsicherheit (16 Prozent) an. Nach dem 1. Studienjahr scheinen die Studierenden bereits
                                                                                                 eine spezifischere Vorstellung über ihre spätere berufliche Tätigkeit und die damit einherge-
                                                                                                 hende Position zu besitzen, sodass dieser Aspekt am häufigsten genannt wird (50 Prozent).
                                                                                                 Gleichfalls kommt der Kategorie Job vorhanden eine hohe Bedeutung zu, wenngleich die Re-
                                                                                                 levanz im Vergleich zur Erstsemesterbefragung abnimmt. Die Aspekte Einkommen/Vermögen,
                                                                                                 Spaß/Zufriedenheit und Arbeitsplatzsicherheit werden von jeweils 13 Prozent der Befragten in
                                                                                                 der 1. Zwischenbilanz angeführt.

                                                                                                 Im Bereich der beruflichen Sphäre lassen sich fünf Aspekte identifizieren, die im weitesten
                                                                                                 Sinne lebenslanges Lernen verkörpern. Dies sind neben den Kategorien Auslandserfahrung,
                                                                                                 Entfaltungsmöglichkeit, Ausbildung/Weiterbildung/Kenntnisse auch die Berufserfahrung und
                                                                                                 das Ziel Überdurchschnittliches zu leisten. In der Summe nennen 12 Prozent der Befragten in
                                                                                                 der Erstsemesterbefragung und 17 Prozent der Studierenden in der 1. Zwischenbilanz einen
                                                                                                 dieser Aspekte. Entsprechend lässt sich ein geringer Zuwachs der Relevanz des lebenslan-
                                                                                                 gen Lernens über die Zeit erkennen.
Abbildung 2. Entwicklung des Kategoriensystems – Ergebnisse der Gruppenarbeiten

Im Nachgang erfolgte eine erste Probecodierung des Materials sowie die Anpassung bzw.
Erweiterung der Unterkategorien. Nach einer zweiten Probecodierung und dem Test der
Intercoder-Reliabilität (vgl. Früh 2017: 179) wurden jene Kategorien mit geringer Reliabilität
überarbeitet und eine Präzisierung der Kategoriebeschreibung vorgenommen. Schließlich
erfolgte die Vercodung des gesamten empirischen Materials mittels Dummy-Codierung.
                                                                                                 4
                                                                                                     Die stark abweichenden Häufigkeitsverteilungen in Bezug auf das soziale Umfeld und die persönliche Sphäre resultieren
                                                                                                     aus der stärkeren Fokussierung der Frage im Rahmen der 1. Zwischenbilanz auf die berufliche Zukunft (siehe Fußnote im
                                                                                                     Abschnitt 2).

10                                                                                                                                                                                                                       11
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Welle 1        Welle 2          Differenz
                         Job vorhanden                                   45,4           31,1             14,3
                         Einkommen/Vermögen                              26,8           12,5             14,3
                         Konkreter Beruf/Position                        22,8           50,0             -27,2
                         Spaß/Zufriedenheit                              22,7           13,3             9,4
                         Arbeitsplatzsicherheit                          15,6           12,5             3,1
                         Erfolg                                          11,4           6,7              4,7
                         Abgeschlossenes Studium                         9,0            7,5              1,5
     Berufliche Sphäre

                         Work-Life-Balance                               7,5            3,3              4,2
                         Arbeitsregion/-ort                              5,0            5,0              0,0
                         Auslandserfahrungen*                            3,7            3,3              0,4
                         Gesellschaftlicher Nutzen der Tätigkeit         3,7            2,9              0,8
                         Gefühl etwas zu leisten                         3,5            5,8              -2,3
                         Entfaltungsmöglichkeiten*                       2,9            5,0              -2,1
                         Ausbildung/Weiterbildung/Kenntnisse*            2,8            6,7              -3,9
                         Berufserfahrung*                                2,5            0,0              2,5
                         Aufstiegschancen                                2,1            4,2              -2,1
                         Kontakt zu anderen Menschen                     1,7            4,2              -2,5
                         Anerkennung                                     0,9            0,0              0,9
                         Geregelte Arbeitszeiten                         0,9            0,0              0,9
                         Fachlich Überdurchschnittliches leisten*        0,5            4,2              -3,7

Tabelle 1. Die Zukunftsvorstellungen innerhalb der beruflichen Sphäre zu Beginn des Studiums und nach dem 1. Studienjahr    Abbildung 3. Die Zukunftsvorstellungen innerhalb der persönlichen Sphäre zu Beginn des Studiums und nach dem
im Vergleich. Angaben in Prozent (N 922/N 120) Hinweis: * definiert die Kategorie als Teilaspekt des lebenslangen Lernens   1. Studienjahr im Vergleich. Angaben in Prozent (N 922/N 120)

Der Bereich des sozialen Umfeldes ist geprägt durch Zukunftsvorstellungen über Partner-                                     Die Entwicklungsspielräume als Teilaspekt des Befindens und der Selbstwahrnehmung sowie
schaft und Familie. So sprechen mehr als die Hälfte der Befragten in der Erstsemesterbefra-                                 der Aspekt des lebenslangen Lernens in der Kategorie Erfahrung/Wissen spielen für die
gung und jede_r Zehnte in der 1. Zwischenbilanz die Themen Familiengründung und Famili-                                     lebenslange Bildungsaktivität und Weiterbildung eine entscheidende Rolle. Bei den Analysen
enleben an. 11 Prozent der Studierenden thematisieren zudem zu Beginn des Studiums die                                      wird jedoch deutlich, dass sich nur einzelne Befragte (je knapp 1 Prozent) zu den beiden
Partnerschaft, wenn nach ihren Zukunftsvorstellungen gefragt wird. In der Folgebefragung                                    Aspekten in der Erstsemesterbefragung äußern. In der 1. Zwischenbilanz werden sie von nie-
trifft dies nur auf 1 Prozent zu. Alle weiteren Aspekte im Bereich des sozialen Umfeldes, wie                               mand thematisiert. Die Entwicklungsspielräume und das lebenslange Lernen verlieren damit
Familie/Bekannte, Engagement/Weltverbesserung und das Ziel sich für andere Menschen ein-                                    über die Zeit an Bedeutung.
zusetzen werden unabhängig vom Befragungszeitpunkt nur von einem Bruchteil der Befragten                                    Insgesamt zeigt die Analyse, dass die Studierenden weder zu Beginn des Studiums noch
angesprochen (jeweils knapp 2 Prozent). Aussagen, die sich dem Bereich persönliche Sphäre                                   nach dem 1. Studienjahr dem lebenslangen Lernen eine besondere Relevanz beimessen.
zuordnen lassen, werden mit wenigen Ausnahmen nur durch die Befragten in der Erstsemes-                                     In jeweils weniger als 7 Prozent der Zukunftsvorstellungen unabhängig des Befragungszeit-
terbefragung getätigt (vgl. Abb. 3). Dabei rekurriert mehr als ein Viertel der Nennung in der                               punktes werden die Aspekte Auslandserfahrungen, Entfaltungsmöglichkeiten, Ausbildung/
Befragung zu Studienbeginn auf das Befinden bzw. die Selbstwahrnehmung. Hierunter fallen                                    Weiterbildung/Kenntnisse, Berufserfahrung und fachlich Überdurchschnittliches leisten der
neben der allgemeinen Lebenszufriedenheit, dem Sicherheitsgefühl, der Unabhängigkeit und                                    beruflichen Sphäre angesprochen. Das lebenslange Lernen und die Entwicklungsspielräume
Selbstständigkeit sowie dem Erfolgsgefühl, der Körperwahrnehmung und der Selbstverwirkli-                                   kommen zudem in maximal 1 Prozent aller Zukunftspläne zur Sprache. Jene Studierende, die
chung auch die Entwicklungsspielräume. Weitere 16 Prozent sprechen Materielles/Besitztümer                                  lebenslanges Lernen und Entfaltungsmöglichkeiten ansprechen, bleiben in ihren Aussagen
an. Jede_r Achte thematisiert zudem seinen bzw. ihren Erfahrungshorizont und das bis dahin                                  zudem sehr oberflächlich, wie folgende Beispiele verdeutlichen:
erworbene (Allgemein)Wissen. Überlegungen zur Gesundheit, den Lebenseinstellungen und
den Hobbys/Interessen spielen demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle.                                                       „…habe ich einen Großteil meiner Träume und Ziele verwirklicht und habe die Möglichkeit,
                                                                                                                                mir mein Leben so zu gestalten, wie ich es leben möchte.“ (Entfaltungsmöglichkeiten) und
                                                                                                                                „…möchte ich immer noch lernen und mein Gelerntes weitergeben.“
                                                                                                                                (Lebenslanges Lernen).

12                                                                                                                                                                                                                                         13
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3.2 Der Einfluss von soziodemographischen und bildungsbiographischen Faktoren                                           4 Fazit
sowie von Studienbedingungen auf die Zukunftsvorstellungen
Ein binär logistisches Regressionsmodell soll darüber Aufschluss geben, ob soziodemogra-                                Die Ergebnisse lassen keine eindeutige Antwort auf die Ausgangsfrage zu, ob Studierende
phische und bildungsbiographische Faktoren sowie die Studienbedingungen einen Einfluss                                  in grundständigen Studien bereits ein Bewusstsein für die Notwendigkeit ausgeprägt haben,
auf die Auseinandersetzung mit Aspekten des lebenslangen Lernens besitzen. Anzunehmen                                   sich lebenslang weiter zu qualifizieren. Einerseits lässt sich aus den Befunden schlussfol-
ist, dass Studierende bedingt durch ihr soziodemographisches Profil bestimmte Bildungs-                                 gern, dass Studierende ihr Studium als einen Garanten für den Zugang zu gut bezahlten
wege durchlaufen und Bildungserfahrungen gesammelt haben, die in einer unterschiedli-                                   und anspruchsvollen beruflichen Positionen erachten und aus diesem Grund Aspekte des
chen Sensibilität gegenüber langfristigen Bildungserfordernissen münden. Zudem lässt sich                               Lebenslangen Lernens nicht bzw. kaum thematisiert werden. Untermauert werden kann diese
vermuten, dass ein erfüllter Studierwunsch sowie intrinsische Studienwahlmotive als Aspekte                             Vermutung durch den hohen Stellenwert den die Studierenden in der Untersuchung dem
der Studienbedingungen die Auseinandersetzung mit diesem Thema fördern. Mit Blick auf                                   Vorhandensein eines Jobs, dem Einkommen und der beruflichen Position einräumen. Dieser
die Fachzugehörigkeit kann davon ausgegangen werden, dass Disziplinen ohne konkretes                                    Interpretation folgend unterliegen die Studierenden einer „meritokratischen Illusion“ (vgl.
Berufsbild ein stärkeres Bewusstsein für kontinuierliche (Weiter-)Bildung aufweisen.                                    Geißler 2014), da sie leistungsprinzipwidrige Verteilungsmechanismen bei der Vergabe von
                                                                                                                        Führungspositionen sowie die Prozessstruktur einer Karriere ausblenden.
 Modell                                                                                                                 Denkbar wäre anderseits auch, dass das 1. Studienjahr unabhängig vom soziodemographi-
                                                                                        Exp(B)
                                                                                                                        schen Profil der Studierenden nicht zur Ausbildung einer bildungs- und lernaffinen Haltung
 Geschlecht (Ref.: Frauen)
                                                                                                                        beiträgt. Lediglich eine gute Note auf dem Zeugnis der Hochschulzugangsberechtigung und
 Soziale Herkunft (Ref.: nicht-akademisches Elternhaus)
 Migrationshintergrund (Ref.: kein Migrationshintergrund)
                                                                                                                        das Vorliegen einer karrierebezogenen Studienmotivation erhöhen die Wahrscheinlichkeit,
 Art der Hochschulgangsberechtigung (Ref.: Allgemeine Hochschulreife)                                                   sich mit dem lebenslangen Lernen zumindest gedanklich auseinander zu setzen. Einschrän-
 Note Hochschulgangsberechtigung                                                        0,635*                          kend muss jedoch festgehalten werden, dass es sich um eine Momentaufnahme zu Studi-
 Studierwunsch                                                                                                          enbeginn handelt und insofern keine Aussage über eine Studierendengeneration und deren
 Karrierebezogene Motivation                                                            1,461*                          Bildungsverständnis getroffen werden kann. Damit Studierende eine entsprechende Haltung
 Soziale Motivation                                                                                                     entwickeln können, sollten Hochschulen in diesem Kontext zukünftig verstärkt orientierende
 Fachgruppe: MINT (Ref.: Medizin)                                                                                       Funktionen übernehmen und an bestehende Ansätze, wie die Projekte des Qualitätspakts
 Fachgruppe: HuWi (Ref.: Medizin)
                                                                                                                        Lehre und die Angebote zur Wissenschaftspropädeutik sowie Entwicklung von Schlüssel-
 Fachgruppe: WiWi (Ref.: Medizin)
                                                                                                                        kompetenzen anknüpfen, wenn gleich die Ausbildung einer lernaffinen Haltung bislang kein
 Chi2                                                                                   26,893
 Pseudo-R2 nach Nagelkerke                                                              0,069                           expliziter Bildungsauftrag der Hochschulen ist. Eine solche Haltung, die auch als lebensbe-
                                                                                                                        gleitende Bereitschaft gegenüber neuen Lernherausforderungen verstanden werden kann, ist
Tabelle 2. Regressionsmodell zum Einfluss soziodemographischer und bildungsbiographischer Faktoren sowie von Studien-   Bedingung für die Entwicklung der Wissensgesellschaft.
bedingungen auf die Zukunftsvorstellungen (N 728)

                                                                                                                        Literaturverzeichnis:
                                                                                                                        Anacker J, Berndt S, Pohlenz P. Lebenslanges Lernen und berufliche Weiterbildung als individueller Zu-
Die Befunde verdeutlichen, dass das soziodemographische Profil der Studierenden in Form
                                                                                                                        kunftsplan? Eine empirische Analyse der Zukunftsvorstellungen Studierender. In: Dörner O, ed. Wissen-
des Geschlechts, des Migrationshintergrundes und der sozialen Herkunft keine Wirkung                                    schaftliche Weiterbildung als Problem der Öffnung von Hochschulen für nichttraditionelle Studierende. 1.
entfaltet (vgl. Tab. 2). Demgegenüber zeigt sich eine Abhängigkeit zwischen der Note auf dem                            Auflage; 2019 [im Erscheinen].
Zeugnis der Hochschulzugangsberechtigung und der Nennung von Aspekten des lebenslan-                                    Früh W. Inhaltsanalyse: Theorie und Praxis. 9., überarbeitete Auflage, Online-Ausgabe. Konstanz, Kons-
gen Lernens in der Gestalt, dass mit jeder Einheit (eine Einheit entspricht 0,1 Notenpunkten),                          tanz, München: UVK; 2017.
                                                                                                                        Geißler R. Die meritokratische Illusion–oder warum Reformenbeim Bildungssystem ansetzen müssen.
welche die Note steigt (d.h. schlechter wird), die Chance die Kategorie lebenslanges Lernen
                                                                                                                        In: Haller M, Niggeschmidt M, eds. Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz.: Von Galton zu Sarrazin:
anzusprechen um 58 Prozent verringert wird. Zeitgleich steigt die Chance mit jeder Einheit                              Denkmuster und Denkfehler der Eugenik. Wiesbaden: Springer; 2012:193-210.
der karrierebezogenen Motivation (fünfstufige aufsteigende Skala) um 46 Prozent an. Alle wei-                           Hochschulforum Digitalisierung. The Digital Turn: Hochschulbildung im digitalen Zeitalter. Berlin; 2016.
teren Aspekte aus dem Bereich bildungsbiographischer Hintergrund und Studienbedingungen                                 https://hochschulforumdigitalisierung.de/sites/default/files/dateien/Abschlussbericht.pdf. Accessed June
                                                                                                                        12, 2019.
erzielen hingegen keine Wirkung. Insgesamt muss einschränkend festgehalten werden, dass
                                                                                                                        Kuckartz U. Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung. 2., durchgesehene Auf-
die Faktoren aufgrund der geringen Modellgüte (Pseudo R2 nach Nagelkerke = 0,069) nur                                   lage. Weinheim, Basel: Beltz Juventa; 2014. Grundlagentexte Methoden.
bedingt geeignet sind den Schätzerfolg des Regressionsmodells zu erhöhen.                                               Süssmuth R. Lebenslanges Lernen – Relevanz und Stellenwert. In: Schönherr KW, Tiberius V, eds. Lebens-
                                                                                                                        langes Lernen: Wissen und Können als Wohlstandsfaktoren. Wiesbaden: Springer VS; 2014:11-17.

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TAGUNGSBAND 7. TAG DER LEHRE DER FH OÖ - Mai 2019 | FH OÖ Campus Linz Gisela Schutti-Pfeil, Martina Gaisch, Antonia Darilion (Hrsg.) - FH OÖ
Zu den AutorInnen
                                                                                          Post-it – A(ttra)ktivitätskünstler in der Lehre
        Sarah Berndt MA
        studierte Sozialwissenschaften an der Otto-von-Guericke-Universität Magde-        FH-Prof.in MMag.a Dr.in Franziska Cecon, FH Oberösterreich
        burg. Seit 02/2015 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen
        BMBF-geförderten Projekten („StuFo“, „fokus:LEHRE“ und „Industrial eLab“)
        am Lehrstuhl für Hochschulforschung und Professionalisierung der akademi-
        schen Lehre an der Universität Magdeburg aktiv.                                   Abstract
        sarah.berndt@ovgu.de
                                                                                          Der kleine Klebezettel „Post-it“ hat es in sich: er ist vielfältig in der Lehre einsetzbar, be-
        Dr.in Annika Felix                                                                sonders dann, wenn möglichst jede/r in einer Gruppe „zu Wort“ kommen sollte. Er holt die
        studierte Sozialwissenschaften und promovierte zum Thema                          verschiedenen Lernerinnen und Lerner ab, weil die jeweils individuellen Kontexte, Erfahrun-
        „Alter(n)sbilder und Bildung im Alter“ an der Otto-von-Guericke-                  gen, Ideen und Überlegungen zu Tage gefördert werden können und bindet die Studierenden
        Universität Magdeburg. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am        damit, ganz im Sinne einer Aktivierung, ein. Kurze Auflockerungen, die Möglichkeit sich
        Lehrstuhl für Hochschulforschung und Professionalisierung der akademischen        einzubringen, Feedback zu geben, Fragen zu formulieren usw. machen die Lehre abwechs-
        Lehre an der Universität Magdeburg.                                               lungsreich und attraktiv. Der Einsatz ist einfach, unkompliziert, zeitschonend und hat sich in
        annika.felix@ovgu.de                                                              unterschiedlichen Lehrveranstaltungen – auch mit berufsbegleitenden Studierenden, die oft
                                                                                          abends an der Fachhochschule sind und sehr unterschiedliches Vorwissen mitbringen – sehr
        Prof. Dr. Philipp Pohlenz                                                         bewährt. Das Feedback der Studierenden und die eigene Beobachtung ermuntern zu einem
        studierte Soziologie an den Universitäten Hamburg und Potsdam. Promotion          variantenreichen Einsatz. Der folgende Beitrag ist ein anwendungserprobter Erfahrungsbe-
        im Bereich der Hochschulforschung 2008. Seit 2014 Inhaber der Professur für       richt der Autorin über den Einsatz von Post-its in zahlreichen Lehrveranstaltungen und aus
        Hochschulforschung und Professionalisierung der akademischen Lehre an der         einem Workshop am 7. Tag der Lehre an der FH Oberösterreich in Linz, der zum Ausprobieren
        Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.                                          und Nachahmen einlädt.
        philipp.pohlenz@ovgu.de

                                                                                          1 Was das Lernen unterstützt
                                                                                          Lernen ist eine komplexe Angelegenheit. Die zugrundeliegenden neurologischen Vorgänge
                                                                                          werden hier nicht weiter vertieft. Ebenso wenig, was Lernen bedeutet, was wir denn konkret
                                                                                          lernen (kognitives, emotionales, verhaltensbezogenes Lernen) oder wie wir lernen (bewusst,
                                                                                          unbewusst, latent …).

                                                                                          Sicher ist, dass das Lernen von vielen Facetten beeinflusst wird. Ohne einen Anspruch auf
                                                                                          Vollständigkeit sind zum einen äußere Rahmenbedingungen wie beispielsweise die
                                                                                          »» zeitlichen Faktoren (Tageszeiten mit unterschiedlichen Konzentrationshochs und -tiefs, Wo-
                                                                                             chenzeiten, wenn sich vielleicht schon eine lange Arbeitswoche bemerkbar macht und das
                                                                                             berufsbegleitende Studium vorwiegend am Wochenende stattfindet, Jahreszeiten wie die
                                                                                             Frühjahrsmüdigkeit, oder der Stress vor Prüfungen, ein nahender Abgabetermin usw.),
                                                                                          »» die örtlich-räumlichen Faktoren (weg von der alltäglichen Umgebung, in einer inspirierenden
                                                                                             Naturlandschaft oder in einem kahlen Hörsaal ohne Tageslicht) oder
                                                                                          »» die Klarheit, Zielsetzung, Umfang und Schwierigkeitsgrad der Aufgaben relevant.

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TAGUNGSBAND 7. TAG DER LEHRE DER FH OÖ - Mai 2019 | FH OÖ Campus Linz Gisela Schutti-Pfeil, Martina Gaisch, Antonia Darilion (Hrsg.) - FH OÖ
Zum anderen trägt die eigene Einstellung und Bereitschaft zum Lernen, das Interesse für         Auch wenn Lehrende darum wissen, was sie selbst und ihre Studierenden beim Lernen
eine Thematik, die Zusammenhänge zu Vorwissen, Erfahrungswissen, Anwendungs- oder Prob-         unterstützt oder motiviert, kann die Realität in den Hörsälen, Seminarräumen und Schulklas-
lemfeldern zum Lernen bei, um nur einige zu nennen. Lob und positive Verstärkung zu kleineren   sen mitunter anders aussehen, wie die folgende Abbildung zu verdeutlichen versucht. Die
und größeren Erfolgen oder eine positiv gestaltete Beziehungsebene zum Lehrenden ebenso         Rahmenbedingungen, Gruppengrößen, Zeit, usw. erschweren die Umsetzung.
wie die gegenteilige Ausrichtung – können Einflussfaktoren sein.
Jene unterstützenden Faktoren, vom Spaß bis zur Neugierde, vom „richtigen“ Anspruchsni-
veau bis zu Anwendungsmöglichkeiten des Gelernten und vieles andere mehr, diese Faktoren
sollen hier „Lernbooster“ genannt werden.

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 7. Tag der Lehre 2019 waren folgende Aspekte
förderlich:

                                                                                                Abbildung 2. Herausfordernde Situationen für Lehrende und Lernende

                                                                                                Wenn Sie sich damit nicht zufrieden geben möchten, und ihre Lernenden auf attraktive Weise
                                                                                                aktiv einbinden möchten, dann könnte der kleine Klebezettel eine Unterstützung für Sie sein.

                                                                                                2 Wie der Klebezettel die Lehre unterstützt
                                                                                                Gleich vorweg: Der Einsatz von Post-its ist kein Allheilmittel. Aber für einige der oben ange-
                                                                                                sprochenen Problemfelder lässt sich ein Klebezettel gut einsetzen. Hier einige Beispiele die
                                                                                                Lernziele und Lernsettings positiv gestalten können:

                                                                                                »» Wenn Sie als Lehrende möchten, dass sich jede und jeder Einzelne aktiv beteiligt und
                                                                                                   sich einbringen kann, sind Klebezettel eine Option, denn schon bei größeren Gruppen
                                                                                                   stößt man aus Zeitgründen hier mitunter auf Grenzen. Oder es sind die „üblichen Verdäch-
                                                                                                   tigen“, die sich zu Wort melden. Wenn jeder Studierende, seine Meinung, seine Idee, seine
Abbildung 1. Lernbooster aus Sicht der TeilnehmerInnen im Workshop – Post-it auf Flipchart         Anknüpfung zum Thema auf ein Post-it schreiben soll, sind alle aktiviert. Je nach Einsatz
                                                                                                   und Zweck kann das Post-it anonym verfasst sein, z.B. wenn es um offene Fragen geht,

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oder personalisiert werden, wenn eine Zuordnung z.B. für eine persönliche Rückmeldung,         3 Wie der Klebezettel eingesetzt werden kann
   notwendig und sinnvoll ist.
»» Die T Verwendung von Post-its seitens der Studierenden für eine gestellte Aufgabe kann         Den Einsatzmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Je nach Zweck, Themenfeld, Grup-
   freiwillig (z.B. geeignete Prüfungsfragen finden) oder nach Bedarf (bei offenen Fragen), im    pengröße, Absichten zur weiteren Verwendung, Zielgruppen usw. wird der Einsatz variieren.
   Sinne einer „Einladung“, eingesetzt werden. Aber auch eine „verpflichtende“ Anwendung          Einige Beispiele zu konkreten Anwendungen, ihrer Weiterverwendung sowie zum praktischen
   ist denkbar, wenn z.B. formulierte Prüfungsfragen als Einstieg in eine Lehrveranstaltung       Einsatz können für die Nachahmung hilfreich sein.
   untereinander zwischen den Lernenden beantwortet werden sollten.
»» Post-its zu verteilen, durch die Reihen zu geben, zu beschreiben, einzusammeln oder selbst     3.1 Konkrete Anwendungsfälle für Post-its
   „aufkleben“ zu lassen, ist schnell und einfach handhabbar. Außer den Klebezetteln,
   braucht man keine besondere Vorbereitung (abhängig von der weiteren Bearbeitung), keine        Aus meiner Erfahrung können Post-Its z.B. für folgende Aufgabenstellungen didaktisch sinn-
   besonderen Stifte, keine Pinnadeln, keine Pinnwände. Alle verfügbaren Flächen in einem         voll eingesetzt werden:
   Raum, von Fenster, Türen, Tafeln, Wänden, Flipcharts usw. können als Projektionsfläche         »» Notieren Sie einen Anwendungsfall zum Thema XX
   dienen.                                                                                        »» Das ist meine (berufliche) Erfahrung zum Thema XX
»» Wenn Ideen, Prüfungsfragen, Feedback usw. gefragt sind, kann entweder ohne System „ge-         »» Das ist für mich noch unklar/offen…
   klebt“ werden oder nach gewissen Themenfeldern, die vorgegeben werden oder entwickelt          »» Das ist meine Assoziation zum Begriff XX
   werden, im Sinne des Clusterns. Dieses flexible Arrangieren unterstützt das Analysieren        »» Erklären Sie den Begriff XX ihrem Sitznachbarn/ihrer Sitznachbarin
   und Systematisieren, Ergänzen oder Streichen. Auch hier ist die Handhabe noch einfacher        »» Verfassen Sie eine Prüfungsfrage
   als mit Kärtchen auf Pinnwänden. Zusätzlich lässt sich mit verschiedenen Farben eine Zu-       »» Einschätzung / Zustimmung / Ablehnung auf einer Skala von 0 bis 10 zum Thema XX
   ordnung herausarbeiten, z.B. rote Post-its für Nachteile, grüne für Vorteile.                  »» Feedback zur Lehrveranstaltung – das hat mir gefallen, das würde ich gerne ändern, das
»» Die Anwendung eignet sich für unterschiedliche Gruppengrößen. Eine Gruppe von fünf                nehme ich mir mit.
   bis acht Personen, die ihre Erwartungen zu einem Projekt formuliert, kann diese Möglichkeit    »» …
   ebenso nutzen, wie 100 Personen, die beim Verlassen des Hörsaals ihr Feedback mittels
   Post-it an der Tür hinterlassen. Einschränkend muss hier die Lesbarkeit bei Post-its in der
   herkömmlichen Größe erwähnt werden. Wenn dies notwendig ist, empfiehlt sich die Ver-
   wendung von solchen in Postkartengröße.
»» Post-its können in unterschiedlichen Phasen einer Lehrveranstaltung vielfältig eingesetzt
   werden.
   ›› Zu Beginn ist die Abfrage von Vorkenntnissen oder dem Wissenstand eine gute Orientie-
      rung für den Lehrenden oder zur Aktivierung der zugehörigen Themenfelder der Studie-
      renden. Eine (Selbst-)Einschätzung oder Erwartungen können rasch Klarheit schaffen, wo
      Lehrende mehr oder weniger vertieft eingehen sollten.
      Während der Lehrveranstaltungen können z.B. Fragen formuliert werden, die sonst
      vielleicht nicht gestellt werden würden, Prüfungsfragen kreiert werden oder kurze Wie-
      derholungssequenzen einfließen, ganz im Sinne von „was ist tatsächlich angekommen
      und verstanden“ worden. Auch Beispiele, Anwendungsmöglichkeiten usw. können den
      Unterricht zielgerichtet auflockern und das Verständnis auf beiden Seiten – Lehrenden und
      Lernenden – fördern
                                                                                                  Abbildung 3. Persönliche Einschätzung zum Einstieg abfragen – auf Flipchart, farbliche Zuordnung vorgegeben
   ›› Am Ende einer Lehrveranstaltung sind es meist Fragen wie, „was nehme ich mir mit“, oder
      ein einfaches Feedback, Prüfungsfragen usw.

20                                                                                                                                                                                                              21
Es obliegt dem Lehrenden, ob und inwieweit diese Rückmeldungen weiter thematisiert werden.   Das Ergebnis zeigt sich dann beispielsweise in einer vorgegebenen Strukturierung an der Tafel.
Kategorien vorgeben, zum Rollenwechsel einladen, usw. sind Möglichkeiten, um den Einsatz
dieses kleinen Hilfswerkzeugs anzureichern. Zusätzlich können damit große Teilnehmerzahlen
mit variierenden Aufgaben gleichzeitig in Gruppen eingeteilt werden.
Eine mögliche Vorgabe auf Powerpoint könnte wie folgt aussehen:

                                                                                             Abbildung 5. Schnelle Visualisierung zu Argumenten bzgl. Einsatz von Post-its aus unterschiedlichen
                                                                                             Perspektiven – an der Tafel mit vorgegebenen Kategorien

                                                                                             Die schnelle Visualisierung eignet sich auch für Feedback-Aufgaben: Für den Lehrenden
                                                                                             sind Post-it-basierte Rückmeldungen eine gute Gelegenheit, die Gedanken oder Stimmun-
                                                                                             gen jedes Einzelnen kennen zu lernen, unbeeinflusst von dem, was die erste Person in einer
                                                                                             verbalen Feedbackrunde sagt.

                                                                                             Abbildung 6. Allgemeines Feedback zu xx geben –beim Hinausgehen ohne bestimmte Systematik an die Glaswand geklebt

                                                                                             Die Visualisierung ermittelt schnell, ob Themen oder gewisse Aspekte überwiegen. Positives
                                                                                             in Pink, offene Aspekte oder Beunruhigendes in Gelb (auch mit leeren Post-its) und Anregun-
                                                                                             gen in Grün zeigen in folgender Abbildung eine gewisse Ausgewogenheit.
                                                                                             Mit dem Einsatz von Klebezetteln entsteht nicht nur Bewegung im Kopf, sondern auch
Abbildung 4. Aufgabenstellung je nach Farbcode der Post-its
                                                                                             physische Aktivität, da die Studierenden in der Regel aufstehen und ihre Post-its an einem
                                                                                             vereinbarten Ort aufkleben – eine willkommene Abwechslung zur sitzenden Lernhaltung.
                                                                                             Aktivität und Attraktivität verbindet sich.

22                                                                                                                                                                                                          23
3.2 Weiterverwendung der Post-its                                                                                 Das folgende Beispiel aus dem Workshop am Tag der Lehre zeigt in vier Schritten auf, wie zum
Einmal abgefragt, was nun? Nicht nur eine rasche und punktuelle                                                   Thema „Anwendungsmöglichkeiten von Post-its in der eigenen Lehre“ konkret
Antwort aller TeilnehmerInnen ist möglich, auch die Weiterver-                                                    gearbeitet wurde:
wendung der kleinen Klebezettel ist vielfältig, wie die folgende
Liste als Ideengeberin zeigen soll:                                                                               Es folgte eine rege Diskussion im Plenum zu möglichen Vor- und Nachteilen beim Einsatz
                                                                                                                  dieser Methode. Ebenso wurden die verschiedenen Sichtweisen von Lehrenden und Studie-
»» Anwendungsfälle können im Plenum, in Kleingruppen oder mit                                                     renden angesprochen. Mit diesem Bewusstsein im Hintergrund wurde eine zweite Aufgabe
   den Sitzpartnern diskutiert werden                                                                             hinsichtlich der Umsetzungs­chancen des eigenen Anwendungsfalls gestellt.
»» (Berufliche) Erfahrungen können Anknüpfungspunkt für einen
   Austausch zwischen Studierenden sein, die sich gegenseitig                                                     Die aufgezeigten Beispiele zeigen, wofür die Klebezettel eingesetzt werden könnten. Damit
   vertieft darüber interviewen (z.B. gewisse Aspekte vorgeben)                                                   der Einsatz gelingt und auch die aufgezeigten Vorteile entfaltet, sind noch einige praktische
                                                                            Abbildung 7. Farbcodiertes
»» Fachliche Rückmeldungen können nach verschiedenen Krite-                 Feedback an der Tür                   Hinweise nützlich.
   rien analysiert werden (z.B. Vorteile/Nachteile, kurzfristig/lang-
   fristig umsetzbar, regionale, institutionelle, rechtliche usw. Aspekte), wobei diese entweder
   vorgegeben, beim Kleben (weil jeder die anderen Post-its liest) oder im Anschluss gemein-
   sam entwickelt werden können.
»» Assoziationen clustern und beim Kleben darauf achten, dass inhaltlich Ähnliches nahe
   zusammengeklebt wird.
»» Offene Fragen im Plenum ansprechen und auflösen (durch Lehrenden oder durch die
   Studierenden) – sofort oder in der nächsten Lehrveranstaltung
»» Prüfungsfragen als Wiederholung (Einstieg) in der nächsten Lehrveranstaltung nützen
»» Persönliche Anwendungschancen einschätzen und klären, was es dazu noch unterstüt-
   zend benötigen würde
»» Offene Themen, Beispiele usw. in der (nächsten) Lehrveranstaltung aufgreifen
»» …

Sollen die Post-its im nächsten oder in einem                                                                     Abbildung 9. Schritt 1: Aufgabenstellung auf ­Powerpoint   Abbildung 10. Schritt 2: TeilnehmerInnen kleben und
                                                                                                                  zu Ideen zur Anwendung von Post-its                        clustern ihre Ideen zur Anwendung von Post-its
weiteren Lehrveranstaltungsblock eingesetzt
werden, was insbesondere bei offenen Fragen,
Prüfungsfragen usw. der Fall sein könnte, müs-
sen sie eingesammelt werden. Alternativ könnten
sie als Forumsfrage in eine Lernplattform gestellt
werden und damit als Gruppenaufgabe zurück-
gespielt werden.
                                                                    Abbildung 8. Klausurfragen formulieren – an
                                                                    der Tafel kurz vor der Pause abgegeben und
Aufgaben, die mittels Post-its zu lösen sind, kön-                  in der nächsten Session als Einstieg nutzen
nen nicht nur in den nächsten Lehrveranstaltungen
eingesetzt werden, sondern auch direkt und sofort in
der gleichen Lehrveranstaltung. Die Vorteile liegen
darin, dass die Klebezettel je nach Aufgabenstel-
lung neu gruppiert werden und für unterschiedliche
Zielsetzungen verwendet werden können.
                                                                                                                  Abbildung 11. Schritt 3: Aufgabenstellung auf Powerpoint   Abbildung 12. Schritt 4: TeilnehmerInnen skalieren ihre
                                                                                                                  zur Einschätzung der Umsetzungschancen zur Anwen-          Ideen zur Anwendung von Post-its in ihrer Lehre nach
                                                                                                                  dung von Post-its                                          Umsetzungschance zwischen 0 und 100 % (weiße Post-it
                                                                                                                                                                             markieren jeweils das Ende des gedachten Kontinuums)

24                                                                                                                                                                                                                                 25
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