TÄTIGKEITSBERICHT DES HANS-BREDOW-INSTITUTS FÜR DAS JAHR 2018

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TÄTIGKEITSBERICHT DES HANS-BREDOW-INSTITUTS FÜR DAS JAHR 2018
TÄTIGKEITSBERICHT DES
HANS-BREDOW-INSTITUTS
FÜR DAS JAHR 2018
TÄTIGKEITSBERICHT DES HANS-BREDOW-INSTITUTS FÜR DAS JAHR 2018
Tätigkeitsbericht des Hans-Bredow-Instituts 2018

Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bre-
dow-Institut (HBI)
Rothenbaumchaussee 36
20148 Hamburg
Tel.: (+49 40) 45 02 17-0
45 02 17-12 Verlag
45 02 17-22 Bibliothek
45 02 17-41 Redaktion
Fax: (+49 40) 45 02 17-77
E-Mail: info@leibniz-hbi.de
Internet: www.leibniz-hbi.de
Vorstand: Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Dipl-Kauffr. Kris-
tina Hein, Prof. Dr. Wolfgang Schulz (Vorsitz)

Bankverbindung: IBAN DE82 2105 0000 0173 9220
00, BIC HSHNDEHH

Finanzamt Hamburg-Nord – Steuernummer
17/408/01380 – VAT DE 118 71 7458
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Projektübersicht

ZUM TÄTIGKEITSBERICHT 2018                                 Informationsintermediären, also z. B. Social Media
                                                           Plattformen und Suchmaschinen. Was die disziplinä-
Seit dem 1. Januar 2019 ist das Institut Mitglied der      ren Perspektiven angeht, wurde die Kooperation mit
Leibniz-Gemeinschaft und zeigt dies auch mit sei-          der Infomatik auch durch gemeinsame Projekte und
nem neuen Namen: Leibniz-Institut für Medienfor-           Publikationen vertieft.
schung | Hans-Bredow-Institut (HBI).                            Im September 2018 wählte das Bundesministe-
    Der vorliegende Tätigkeitsbericht 2018 bezieht         rium für Bildung und Forschung (BMBF) für den Auf-
sich jedoch auf das Vorjahr des Beitritts und damit        bau eines „Instituts für gesellschaftlichen Zusam-
auf die Zeit, als das Institut den Namen „Hans-Bre-        menhalt“ einen Verbund aus Hochschul- und For-
dow-Institut für Medienforschung“ trug; entspre-           schungsinstituten aus, darunter das Hans-Bredow-
chend zieht sich dieser Name durch den Bericht.            Institut. Elf Einrichtungen aus zehn Bundesländern
    Die Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft hat           sollen gemeinsam ein Forschungsprogramm und
das Institut im Jahr 2018 umfangreich beschäftigt          eine Lenkungsstruktur für das dezentral angelegte
und in Atem gehalten. Auf seiner Sitzung am 26. Ja-        Institut erarbeiten. Die Entscheidung fiel in einem
nuar 2018 sprach sich der Wissenschaftsrat für eine        wissenschaftsgeleiteten Wettbewerb.
Aufnahme aus. Der Wissenschaftsrat bewertete die                Zudem hat das Institut versucht, die neue Logik
wissenschaftliche Qualität der Arbeit des Hans-Bre-        der ab 2019 verbindlichen Steuerung durch Pro-
dow-Instituts als sehr gut, die überregionale Bedeu-       grammbudgets sowie durch die Festlegung von Leit-
tung des Instituts als exzellent und die strukturelle      und Strukturzielen bereits 2018 weitgehend zu imple-
Relevanz für das Wissenschaftssystem als sehr gut.         mentieren. Im Zuge des Leibniz-Beitritts war auch
Das Institut zeichne sich dabei – so der Wissenschafts-    eine Anpassung der Governance-Struktur des Insti-
rat – durch eine deutschlandweit einzigartige und sehr     tuts nötig. Eine entsprechende Änderung der Sat-
fruchtbare Verbindung von sozialwissenschaftlicher         zung wurde 2018 erarbeitet und am 3. Mai 2019 vom
Kommunikationswissenschaft und rechtswissen-               Kuratorium verabschiedet.
schaftlicher Regulierungsforschung aus. Neben rich-             Grund zur Freude gab es zudem im April 2018:
tungsweisender Grundlagenforschung und bedeuten-           Wiebke Loosen, Senior Researcher am Institut,
den empirischen Studien beispielsweise zur Inter-          wurde zur Professorin an der Universität Hamburg
netnutzung von Kindern hob der Wissenschaftsrat            ernannt. Neben ihrer Forschungstätigkeit am Hans-
die vielfältigen Transferleistungen besonders positiv      Bredow-Institut lehrt Wiebke Loosen somit auch als
hervor.                                                    Professorin am Fachgebiet Journalistik und Kommu-
    Auch der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hatte          nikationswissenschaft der Universität. Mit der Er-
den strategischen Nutzen einer Aufnahme des Insti-         nennung gemäß § 17 des Hamburgischen Hochschul-
tuts in die Gemeinschaft und die institutionelle Pass-     gesetzes werden zwei Lehrveranstaltungsstunden
fähigkeit des Instituts als sehr gut bewertet.             pro Semester erwartet.
    Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK)                 Der Bericht über die Leistungen des Instituts im
beschloss dann am 13. April 2018 die Aufnahme des          letzten Jahr bietet auch wieder Anlass, den instituti-
Hans-Bredow-Instituts in die Bund-Länder-Förde-            onellen Förderern des Instituts zu danken, die die
rung. Das Institut beantragte daraufhin die Auf-           notwendigen Voraussetzungen für diese Arbeit auch
nahme in die Leibniz-Gemeinschaft, und dieser An-          im Jahr 2018 geschaffen haben: die NDR Media GmbH
trag wurde von der Mitgliederversammlung Ende No-          sowie das Zweite Deutsche Fernsehen, die Medien-
vember 2018 positiv entschieden. Die Bund-Länder-          stiftung Hamburg, die Medienanstalten sowie insbe-
Förderung konnte so mit dem 1. Januar 2019 begin-          sondere die Freie und Hansestadt Hamburg, die Lei-
nen.                                                       tung und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
    2018 hat das Institut die Arbeit in der Struktur der   BWFG und auch der Erste Bürgermeister.
Forschungsprogramme fortgesetzt und die Pro-
grammatik dabei weiter konkretisiert. Die wissen-          Hamburg, im Dezember 2019
schaftlichen Ergebnisse finden sich in diesem Be-
richt. Ein programmübergreifender, gegenständli-
cher Schwerpunkt ergibt sich bei den sogenannten           Uwe Hasebrink, Kristina Hein, Wolfgang Schulz
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Projektübersicht

INHALT
PROJEKTÜBERSICHT ............................................................................................................................................... 7

A. FORSCHUNG FÜR DIE MEDIENGESELLSCHAFT: DAS PROFIL DES HANS-BREDOW-INSTITUTS ........................ 9

     Forschungsprogramm 1: „Transformation öffentlicher Kommunikation: Journalistische und intermediäre
     Funktionen im Prozess der Meinungsbildung“ .................................................................................................... 11
     Forschungsprogramm 2: „Regelungsstrukturen und Regelbildung in digitalen
     Kommunikationsräumen“................................................................................................................................... 21
     Forschungsprogramm 3: „Wissen für die Mediengesellschaft“ ..........................................................................26

     Post-Doc-Kolleg „Algorithmed Public Spheres“ .................................................................................................34

B. NACHWUCHSFÖRDERUNG ................................................................................................................................38

C. KOOPERATION .................................................................................................................................................. 41

D. WISSENSTRANSFER, BERATUNG UND SERVICEANGEBOTE ........................................................................... 46

E. PUBLIKATIONEN UND VORTRÄGE.................................................................................................................... 49

F. VERANSTALTUNGEN ........................................................................................................................................65

G. GESCHICHTE – ORGANE – BEIRAT – FINANZIERUNG ......................................................................................... 67

H. MITARBEITER/INNEN UND ORGANISATION DES INSTITUTS 2018 .................................................................70
Projektübersicht

PROJEKTÜBERSICHT
FORSCHUNGSPROGRAMM 1: „TRANSFORMATION ÖFFENTLICHER KOMMUNIKATION: JOURNALISTISCHE UND
INTERMEDIÄRE FUNKTIONEN IM PROZESS DER MEINUNGSBILDUNG“ .................................................................... 11
    The Peoples‘ Internet (PIN) ................................................................................................................................ 12
    Was Journalisten sollen – und wollen ................................................................................................................ 12
    Konzeptionsphase für das Forschungsinstitut für gesellschaftlichen Zusammenhalt ...................................... 13
    Pionier-Journalismus: Die Rolle von Pioniergemeinschaften bei der Transformation des Journalismus .......... 13
    Journalismus und sein Publikum: Die Re-Figuration einer Beziehung und ihre Folgen für journalistische
    Aussagenentstehung ........................................................................................................................................ 14
    Reuters Institute Digital News Survey ............................................................................................................... 14
    Meinungsmacht im Algorithmen-Zeitalter – Rekonstruktion eines medienrechtlichen Leitbegriffs .................. 15
    Tweetende Twitterer im Profil .......................................................................................................................... 15
    Wenn aus Daten Journalismus wird: eine fortlaufende Inhaltsanalyse der Nominierungen für den jährlichen
    Data Journalism Award ..................................................................................................................................... 16
    Journalism Elsewhere ...................................................................................................................................... 16
    Tinder die Stadt: software-bezogene Szenarien zur Überwindung der Krise mediatisierter Öffentlichkeit ....... 17
    Media Performance and Democracy.................................................................................................................. 17
    Alternative Models of Financing Investigative Journalism ................................................................................ 17
    Forschungsverbund „Transforming Communications“ ...................................................................................... 18
    Public Connection ............................................................................................................................................. 18
    Breaking News .................................................................................................................................................. 18
    Promotionsprojekt Nachrichtennutzung auf sozialen Netzwerkplattformen .................................................... 19
    Promotionsprojekt Branded Journalists. Theoretische Konzeption und empirische Exploration von
    Markenführung im Journalismus ....................................................................................................................... 19
    Promotionsprojekt Die Wirkung der Meinungsfreiheit in sozialen Netzwerken .................................................. 19

FORSCHUNGSPROGRAMM 2: „REGELUNGSSTRUKTUREN UND REGELBILDUNG IN DIGITALEN
KOMMUNIKATIONSRÄUMEN“ .................................................................................................................................. 21
    Information Governance Technologies: Ethics, Policies, Architectures, Engineering ...................................... 22
    Doing Internet Governance: Constructing Normative Structures Inside and Outside Intermediary
    Organisations ................................................................................................................................................... 22
    Was bringt die DGSVO für automatisierte Entscheidungssysteme? ..................................................................23
    Promotionsprojekt Inhaltliche Gebote aktiver staatlicher Informationstätigkeit ..............................................23
    Promotionsprojekt Gewährleistung der Möglichkeit internetbasierter Kommunikation – eine Vermessung
    des grundgesetzlichen Schutzkonzepts ............................................................................................................23
    Promotionsprojekt Code als neuralgischer Punkt der Internetregulierung ....................................................... 24
    Promotionsprojekt Die Rechtsfigur der Störerhaftung – Diskussion im Hinblick auf die Grenzen
    richterlicher Rechtsfortbildung........................................................................................................................ 24
    Promotionsprojekt Datenschutzrechtliche Verantwortlichkeit in digitalen Mehr-Akteur-Konstellationen ....... 24
Tätigkeitsbericht des Hans-Bredow-Instituts 2018

FORSCHUNGSPROGRAMM 3: „WISSEN FÜR DIE MEDIENGESELLSCHAFT“ .............................................................26
    Medien und wissenschaftliche Kommunikation MeWiKo ................................................................................... 27
    Promotionsprojekt Neue Intermediäre in der Wissenschaftskommunikation ...................................................28
 Projekte im Kompetenzbereich Aufwachsen in digitalen Medienumgebungen ....................................................28
    Sozialisation in einer sich wandelnden Medienumgebung: eine qualitative Panelstudie ...................................28
    EU Kids Online – Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen im europäischen Vergleich ...........................28
    Jugendmedienschutzindex ...............................................................................................................................29
    Evaluation des Projekts MEiFA – Medienwelten in der Familie ............................................................................29
    Medienkompetenz in der Behindertenhilfe in Bremen (MeKoBe) .......................................................................29
    COST-Action „The Digital Literacy and Multimodal Practices of Young Children” (DigiLitEY) ............................ 30
    Promotionsprojekt Entscheidungen unter Ungewissheit im Jugendmedienschutz – Untersuchung der
    spielraumprägenden Faktoren gesetzgeberischer und behördlicher Entscheidungen bei Wissensdefiziten ... 30
    Promotionsprojekt Smartphones in der medienbezogenen Familienerziehung ............................................... 30
    Promotionsprojekt Jugendmedienschutz: rechtliche Implikationen mediatisierter und datafizierter
    Beziehungen ..................................................................................................................................................... 31
 Projekte im Kompetenzbereich Public Service / Public Value .............................................................................. 31
    Gutachten für den Kommunikations- und Medienbericht der Bundesregierung ................................................ 31
    Integrationsleistung des öffentlich‐rechtlichen Rundfunks ....................................................................................32
    Algorithmische Empfehlungen ..........................................................................................................................32
 Projekte im Kompetenzbereich Gesundheitskommunikation .............................................................................. 33
    HealthApps4Teens – Gesundheitsbezogene Apps für Jugendliche ................................................................... 33
    Marktanalyse Gesundheitskommunikation........................................................................................................ 33
    Netzwerk „Medien und Gesundheitskommunikation“ ......................................................................................... 33
    Promotionsprojekt Audiovisuelles Framing in der Gesundheitskommunikation ................................................34
 Projekte im Kompetenzbereich Mediengeschichte ..............................................................................................34
    Ankunft im Radio. Flucht und Vertreibung in west- und ostdeutschen Hörfunkprogrammen 1945-1961 ............34
    Entangled Media Histories (EMHIS) ...................................................................................................................34
    Transnational Media Histories (TMH) .................................................................................................................34
    Media and Migration in the Baltic Sea Region (MeMiBaS) ................................................................................... 35
    Kommunikation über Vergangenheit ................................................................................................................. 35
    Sounds like ... vergangene Töne und historische Kommunikationsprozesse..................................................... 36
    Privat und Öffentlich-Rechtlich – Die Einführung des dualen Rundfunksystems in der Bundesrepublik ............ 36

POST-DOC-KOLLEG „ALGORITHMED PUBLIC SPHERES“ ........................................................................................ 37
    Explaining Online News Engagement Based on Browsing Behavior: Creatures of Habit? .................................. 37
Projektübersicht

A.     FORSCHUNG FÜR DIE MEDIENGESELLSCHAFT:
       DAS PROFIL DES HANS-BREDOW-INSTITUTS
Dem Hans-Bredow-Institut geht es in seiner For-           durch aufeinander aufbauende Eigen- und Drittmit-
schung um medienvermittelte öffentliche Kommuni-          telforschung bearbeitet werden. Diese Programme
kation, unabhängig davon, auf welchen technischen         sind jeweils disziplinübergreifend konzipiert.
Plattformen die Kommunikation stattfindet. Mit der            Aus der Aufgabe des Hans-Bredow-Instituts, die
Problemorientierung der Forschung geht dabei ein          Entwicklung öffentlicher Kommunikation in der Me-
besonderes Interesse an den jeweils „neuen“ Medien        diengesellschaft zu erforschen, leiten sich seine drei
einher, zu deren Verständnis und Gestaltung das           aktuellen Forschungsprogramme (Laufzeit: 2016–
Institut beitragen will.                                  2021) ab, die quer zu den disziplinären Säulen verlau-
    Dieser Gegenstandsbereich erfordert interdis-         fen. Zwei dieser Programme gehen von konkreten
ziplinäre Forschung. Die fachlichen Hintergründe der      Leitfragen aus, die in konzertierter Form beantwor-
Forscherinnen und Forscher am Institut sind ent-          tet werden sollen; das dritte Programm bündelt die in
sprechend vielfältig; die Organisationsstruktur des       den Kompetenzbereichen des Instituts stattfin-
Instituts umfasst eine kommunikationswissen-              dende Transferforschung und rückt die Metafrage in
schaftliche und eine rechtswissenschaftliche Säule.       den Fokus, wie die Ergebnisse dieser Forschung als
Von zunehmender Bedeutung ist für das Institut die        Wissen über und für die Mediengesellschaft frucht-
international vergleichende Forschung; um diese zu        bar gemacht werden können.
erleichtern, ist das Institut in mehreren internationa-       Ergänzt werden diese Programme durch ein Nach-
len Forschungsnetzwerken aktiv.                           wuchskolleg, in dem exzellente Nachwuchswissen-
    Das wissenschaftliche Profil des Hans-Bredow-         schaftlerinnen und -wissenschaftler aus dem In- und
Instituts wird geprägt durch seine Forschungspro-         Ausland innovative Themen behandeln, von denen Im-
gramme: Programmbezogene Forschung orientiert             pulse für künftige Programme ausgehen können. In
sich an grundlegenden und auf einen Zeitraum von          der ersten Phase widmet sich das Kolleg dem Thema
mehreren Jahren angelegten Fragestellungen, die           „Algorithmed Public Spheres“.

                                                                                                                9
Tätigkeitsbericht des Hans-Bredow-Instituts 2018

10
Forschungsprogramm 1:
„Transformation öffentlicher Kommunikation: Journalistische und
intermediäre Funktionen im Prozess der Meinungsbildung“

   Wie stellt sich Journalismus auf die konvergente Medienumgebung ein?
   Wie verändern sich Nachrichtennutzung und öffentliche Teilhabe?
   Welchen Einfluss haben Informationsintermediäre auf Meinungsbildung und wie kann Regulierung darauf rea-
    gieren?

Ausgangspunkt des Forschungsprogramms 1 sind              und Mediennutzung, auf die Automatisierung und Al-
die durch die Digitalisierung der Medienproduktion,       gorithmisierung der eigenen Arbeitsprozesse, aber
-distribution und -nutzung ausgelösten Transforma-        auch auf die Konkurrenz durch funktional äquiva-
tionsprozesse der öffentlichen Kommunikation. Sie         lente Leistungen nicht-journalistischer Dienste und
haben Entgrenzungen zur Folge, die dazu führen,           Anbieter einstellen. Ziel ist die Entwicklung eines
dass die aus Anbieter- und Nutzersicht, aber auch         konzeptionellen, theoretischen und methodischen
aus einer normativ-gesellschaftlichen Perspektive         Rahmens, der die Abgrenzung „journalistisch-redak-
bislang relativ klar differenzierbaren Angebotstypen      tioneller“ Angebote von sonstigen Kommunikations-
und Informationsfunktionen an Trennschärfe verlie-        angeboten erlaubt. Entsprechend wird im Hinblick
ren: Neben den professionellen Journalismus und           auf die Mediennutzung untersucht, wie und mithilfe
klassische Massenmedien treten neue Akteure, algo-        welcher kommunikativer Praktiken sich Menschen
rithmisch operierende Intermediäre sowie Nutzerin-        informieren und mit Öffentlichkeit(en) in Beziehung
nen und Nutzer selbst, die sich zunehmend einfluss-       setzen. Hierbei stellt sich die Frage, welche Funktio-
reich an der Herstellung von Öffentlichkeit(en) betei-    nen Intermediäre einerseits und journalistisch-re-
ligen. Dies wirft die Frage auf, zu welchen Machtver-     daktionelle Angebote andererseits im Informations-
schiebungen es hierbei in einem Kommunikations-           repertoire unterschiedlicher Nutzergruppen erfül-
system kommt, dem in der Gesellschaft traditionell        len.
die Kernfunktion zukommt, Öffentlichkeit herzustel-            Die gesellschaftliche Relevanz der so beobacht-
len und zur Meinungsbildung beizutragen.                  baren Veränderungen ergibt sich unter anderem aus
     Das zentrale Erkenntnisinteresse des For-            dem Einfluss, den medial vermittelte Kommunikation
schungsprogramms besteht darin, besser zu verste-         auf die Prozesse individueller und gesellschaftlicher
hen, wie unter diesen Bedingungen, und ausgehan-          Meinungsbildung hat bzw. haben kann. Für die Be-
delt zwischen Anbietern und Nutzern, Öffentlichkeit       stimmung unterschiedlicher Formen der Einfluss-
hergestellt wird. Um diesen grundlegenden Zusam-          nahme fehlt es derzeit aber an begrifflichen und kon-
menhang untersuchen zu können, werden im Rah-             zeptionellen Grundlagen. So ist der Rechtsbegriff der
men des Forschungsprogramms die Verschränkun-             „vorherrschenden Meinungsmacht“, auf den derzeit
gen in den Blick genommen, die zwischen Informati-        rundfunkrechtliche Vielfaltskontrolle aufbaut, bei
onsproduktion, Informationsangeboten und Infor-           näherer Betrachtung in allen Begriffsteilen unklar,
mationsnutzung bestehen und aus denen sich An-            etwa im Hinblick auf die Begriffsweite der „Meinung“
satzpunkte für eine Regulierung ableiten lassen, die      und die Frage nach der Art des Einflusses und seiner
die Informationsfunktionen der Medien absichern           Vermittlung, aber auch in Bezug auf das Verständnis
will.                                                     von „Meinungsbildungsprozessen“. Daher wird im
     Konkret wird untersucht, wie sich etablierte und     Rahmen des Forschungsprogramms ein konzeptio-
neue Anbieter im Feld des Journalismus auf die sich       neller Rahmen für medienbezogene Einflüsse auf
zunehmend ausdifferenzierende Medienumgebung              Meinungsbildungsprozesse erarbeitet, der eine

                                                                                                              11
Tätigkeitsbericht des Hans-Bredow-Instituts 2018

Grundlage dafür schafft, auf die beschriebenen            ergibt sich vor allem aus den Planungen für das For-
Transformationen rechtlich zu reagieren.                  schungsprogramm 1, in dem die Konsequenzen der
    Das Jahr 2018 war für das Forschungsprogramm          Transformation öffentlicher Kommunikation für den
geprägt durch die Fertigstellung zweier Anträge auf       gesellschaftlichen Zusammenhalt untersucht wer-
längerfristig angelegte Drittmittelprojekte. Zum ei-      den sollen. Dieser Antrag wurde im Herbst 2018 be-
nen wurde gemeinsam mit der Universität Bremen            willigt, das Institut wird sich daher 2019 an der Kon-
ein DFG-Paketantrag mit insgesamt drei Projekten          zeptionsphase dieses Verbundvorhabens und von
aus dem Kontext des Forschungsverbunds „Kommu-            2020 bis 2023 an der Forschungsphase beteiligen.
nikative Figurationen“ gestellt. Dieser konnte im
                                                          Sprecher/in: Prof. Dr. Wiebke Loosen, Dr. Stephan
Frühjahr 2018 eingereicht werden und wurde Ende
                                                             Dreyer
des Jahres 2018 positiv beschieden, so dass die drei
Projekte von 2019 bis 2022 bearbeitet werden kön-         Mitarbeiter/innen: Kevin Dankert (bis 3/2018), Prof.
nen. Zum anderen hat das Institut einen Antrag auf            Dr. Uwe Hasebrink, Amélie Pia Heldt, Dr. Sascha
Mitwirkung an dem BMBF-geförderten „Institut für              Hölig, Lisa Merten, Julius Reimer, Lies van
gesellschaftlichen Zusammenhalt“ gestellt. Die in-            Roessel (bis 3/2018), Dr. Jan-Hinrik Schmidt,
haltliche Stoßrichtung der vorgeschlagenen Projekte           Hermann-Dieter Schröder, Prof. Dr. Wolfgang
                                                              Schulz

LEITPROJEKTE IM FORSCHUNGSPROGRAMM 1

The Peoples‘ Internet (PIN)                               tät, die Informationssuche in diversen Alltagsszena-
                                                          rien sowie das Zugehörigkeitsgefühl (lokale, regio-
Das internationale Kooperationsprojekt untersucht,
                                                          nale, nationale, kulturelle Gemeinschaften).
wie das Internet die Gesellschaften in den USA, Eu-
ropa und China verändert hat und weiter verändern         Bearbeiter: U. Hasebrink, S. Hölig (Ansprechpartner)
wird.
                                                          Kooperationspartner: University of Copenhagen
    Die weltweit vielfältige soziale Nutzung des Inter-
                                                             (Klaus Bruhn Jensen, Rasmus Helles, Jacob
nets ist bisher nur unzureichend erforscht worden.
                                                             Ørmen); Northwestern University, USA (James
Das Projekt „The Peoples' Internet“ (PIN) vergleicht
                                                             Webster, Harsh Taneja, Chicago); Chinese
den aktuellen Stand und das Zukunftspotenzial des
                                                             Academy of Social Sciences (Tianxiao Zhao,
Internets in drei Zentren der Weltwirtschaft und der
                                                             Beijing); Hungary (Miklos Suklosd, CPH); Italy
Weltpolitik – China, Europa und den Vereinigten
                                                             (Nicoletta Vittadini, Milan); UK (John Downey,
Staaten. Es fragt dabei vor allem nach dem Zusam-
                                                             Loughborough)
menspiel der Zivilgesellschaft mit den beiden ande-
ren Schlüsselsektoren moderner Gesellschaften:            Drittmittelgeber: Carlsberg Foundation (DKK 11
Markt und Staat. Hierzu werden von den Kooperati-             million) – Semper Ardens Research Project 2016-
onspartnern Bevölkerungsumfragen, ethnographi-                2020
sche Studien und Big Data Analysen durchgeführt.
    In Deutschland wurde im Juni 2018 eine repräsen-      Was Journalisten sollen – und wollen
tative Befragung durchgeführt (n=1517; YouGov On-         Eine Bevölkerungsumfrage erhebt erstmals reprä-
line-Access-Panel). Abgefragt wurden die Medien-          sentativ, welche Aufgaben die deutsche Bevölkerung
nutzung (Video, Audio, Text, Spiele in Min.), die Kom-    Journalistinnen und Journalisten zuschreibt. Diese
munikation mit anderen Personen (verschiedene Be-         werden anschließend verglichen mit bereits vorlie-
zugspersonen, Kommunikationswege), die Online-            genden Daten zum journalistischen Rollenselbstbild.
Nutzung (Geräte, erster Zeitpunkt, Häufigkeit, ver-           Die Beziehung zwischen Journalismus und Publi-
schiedene Ebenen der Informationssuche), Social           kum hat sich durch den Medienwandel verändert: Das
Media (mit wem, warum, wie oft, wie, Anonymitäts-         Mediennutzungsverhalten wandelt sich, es wird mehr
grad), die Rolle des Internets bzgl. der Lebensquali-     Transparenz und eine stärkere Partizipations- und
                                                          Dialogorientierung vom Journalismus gefordert. In

12
Projekte im Forschungsprogramm 1

Teilen der Bevölkerung schwindet das Vertrauen          richtungen aus zehn Bundesländern sollen gemein-
auch in Qualitätsmedien, Medienberichterstattung        sam ein Forschungsprogramm und eine Lenkungs-
wird kritisiert bis hin zum Vorwurf „Lügenpresse”.      struktur für das dezentral angelegte Institut erarbei-
Auch rückläufige Abonnementszahlen von Tageszei-        ten. Die Entscheidung fiel in einem wissenschaftsge-
tungen und die gering ausgeprägte Zahlungsbereit-       leiteten Wettbewerb.
schaft für Online-Journalismus sind Indikatoren da-         Das neue Institut für gesellschaftlichen Zusam-
für, dass der Journalismus oft nicht den Erwartun-      menhalt soll die Forschung zu diesem Themengebiet
gen seiner Nutzer und Nutzerinnen entspricht.           vorantreiben. Multidisziplinär angelegt werden For-
    Es ist allerdings wenig darüber bekannt, welche     scherinnen und Forscher an verschiedenen Orten ar-
Erwartungen die Bevölkerung genau an Journalis-         beiten. Das Institut soll mit praxisrelevanten Vor-
mus hat. Noch viel weniger wissen wir darüber, wie      schlägen dazu beitragen, gesellschaftlichen Heraus-
sich Publikumserwartungen an journalistische Leis-      forderungen zu begegnen. Dafür wird es sich mit ak-
tungen zu dem verhalten, was Journalistinnen und        tuellen, für den Zusammenhalt der Gesellschaft rele-
Journalisten selbst als ihre professionelle Aufgabe,    vanten Entwicklungen und ihren historischen Wur-
ihr Rollenselbstbild betrachten. Das heißt auch, dass   zeln auseinandersetzen. Die ausgewählten Einrich-
wir praktisch kaum etwas darüber wissen, wie weit       tungen werden in einer einjährigen Vorphase ein
die Auffassungen von gutem, von Qualitätsjournalis-     Gründungskonzept für das Institut entwickeln. Sie
mus auf beiden Seiten auseinanderliegen.                decken Aspekte wie Polarisierung und Populismus,
    Ziel der geplanten Befragung ist es daher, erst-    Identitäten und regionale Erfahrungswelten, Medien
mals repräsentativ die Erwartungen der Bevölkerung      und Konfliktkultur sowie Antisemitismus und Hass-
an den Journalismus zu erheben, um diese anschlie-      kriminalität ab.
ßend mit bereits vorliegenden Daten zum journalisti-        Ziel des einjährigen Projekts ist die Erarbeitung
schen Rollenselbstbild abzugleichen, die im Rahmen      eines Konzepts für die vierjährige Hauptphase eines
der „Worlds of Journalism-Studie“ in einer repräsen-    „Forschungsinstituts für gesellschaftlichen Zusam-
tativen Befragung von Journalistinnen und Journa-       menhalt“ (FgZ).
listen erhoben wurden.
                                                        Bearbeiter/in: U. Hasebrink, W. Loosen, J.-H.
    Die Befunde werden ein profundes Bild davon lie-
                                                           Schmidt (Ansprechpartner), W. Schulz
fern, welche unterschiedlichen Aufgaben Journalis-
tinnen und Journalisten aus Sicht des Publikums er-     Kooperationspartner: Universität Leipzig;
füllen sollten und für wie wichtig diese im Einzelnen      Universität Konstanz; Universität Hannover –
erachtet werden. Der Abgleich der Befunde auf Pub-         Leibniz Forschungszentrum TRUST; Universität
likums- und Journalismus-Seite wird außerdem dar-          Halle; Soziologisches Forschungsinstitut
über Aufschluss geben, wie weit die jeweiligen Auf-        Göttingen (SOFI); Universität Frankfurt;
fassungen auseinanderliegen, also zeigen, was Jour-        Universität Bremen; Universität Bielefeld;
nalistinnen und Journalisten sollen und wollen.            Zentrum für Antisemitismusforschung/TU
                                                           Berlin; Institut für Demokratie und
Bearbeiter/in: S. Hölig. W. Loosen
                                                           Zivilgesellschaft Jena
   (Ansprechpartnerin), J. Reimer
                                                        Drittmittelgeber: Bundesministerium für Bildung
Drittmittelgeber: ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd
                                                            und Forschung, Förderkennzeichen 01UG1857Y
    Bucerius

                                                        Pionier-Journalismus: Die Rolle von Pionier-
Konzeptionsphase für das Forschungsinstitut für
                                                        gemeinschaften bei der Transformation des
gesellschaftlichen Zusammenhalt
                                                        Journalismus
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung
                                                        Wie gestalten journalistische Pioniere und Pionier-
(BMBF) hat für den Aufbau eines Forschungsinstituts
                                                        gemeinschaften die Zukunft des Feldes und wie stel-
für gesellschaftlichen Zusammenhalt einen Verbund
                                                        len sie sich eine optimale Zukunft des Journalismus
aus Hochschul- und Forschungsinstituten ausge-
                                                        vor?
wählt, darunter das Hans-Bredow-Institut. Elf Ein-

                                                                                                           13
Tätigkeitsbericht des Hans-Bredow-Instituts 2018

     Die Transformation des Journalismus hängt eng        Rahmen des Forschungsverbundes „Transforming
mit der Entwicklung von Medientechnologien zusam-         Communications“.
men und wird in zunehmendem Maße auch außerhalb               Die Publikumsbeziehungen von Journalistinnen
etablierter journalistischer Organisationen von Akt-      und Journalisten wie auch die Organisation, in die sie
euren vorangetrieben, die an der Peripherie des jour-     eingebettet sind, haben einen Einfluss auf Produk-
nalistischen Feldes agieren. Mit Blick auf historische    tion von Inhalten und Berichterstattung. Neue Medi-
Arbeiten zur Entwicklung des Internets wird schnell       enangebote wie BuzzFeed, Correct!v, Edition F, Hef-
klar, dass bestimmte Gruppen oder Gemeinschaften          tig.com und Huffington Post binden beispielsweise
eine entscheidende Rolle bei Transformationspro-          das Internet und soziale Medien auf neuartige und an-
zessen spielen können. „Pioniergemeinschaften“            dere Weise ein als viele der etablierten Medien. In
sind Gruppen, die nicht nur ein Sendungsbewusst-          diesem Projektvorhaben soll untersucht werden,
sein haben, sondern auch Ideen für einen medienbe-        welche neuen journalistischen Organisationen und
zogenen Wandel entwickeln, an dem sich u. U. auch         Organisationsformen entstehen, wie Journalistinnen
breitere soziale Diskurse orientieren. Beispiele dafür    und Journalisten in unterschiedlichen Organisatio-
sind die „Hacks-/Hackers-Bewegung“, die mit daten-        nen ihre Beziehung zu ihrem Publikum gestalten und
und technologiegetriebenem Journalismus befasst           wie dies ihre Arbeit und letztendlich ihre journalisti-
ist, oder aber das „Constructive Journalism Project“,     schen Beiträge beeinflusst.
das neue Formen der Berichterstattung entwickelt
                                                          Bearbeiter/in: W. Loosen (Ansprechpartnerin),
und lösungsorientierten Journalismus vorantreiben
                                                             J. Reimer
will.
     In dem DFG-Projekt untersuchen wir gemeinsam         Drittmittelgeber: Deutsche
mit dem Zentrum für Medien-, Kommunikations- und              Forschungsgemeinschaft (DFG)
Informationsforschung an der Universität Bremen,
welche Rolle derartige Pioniergemeinschaften bei          Reuters Institute Digital News Survey
der Transformation des Journalismus spielen. Aus-         Das Hans-Bredow-Institut ist deutscher Partner des
gehend von qualitativen Interviews wird erforscht,        Reuters Institute for the Study of Journalism an der
wie sich journalistische Pioniere und Pioniergemein-      Universität Oxford, das seit 2012 jährlich Befragun-
schaften die Zukunft des Feldes vorstellen und wie        gen zur Nachrichtennutzung über sämtliche Plattfor-
sie diese gestalten (wollen).                             men und Dienste hinweg durchführt. Wie die Bevöl-
     Das Projekt wurde im Kontext des Verbundan-          kerung bzw. verschiedene Bevölkerungsgruppen
trags „Transforming Communications“ entwickelt            ihre Nachrichtennutzung verändern und welche Rolle
und 2017 für einen Antrag bei der DFG neu konzipiert.     die verschiedenen technischen Plattformen und
Bearbeiter/in: W. Loosen (Ansprechpartnerin),             Nachrichtendienste dabei spielen, steht im Zentrum
   J. Reimer                                              des Reuters Institute Digital News Survey.
                                                              Hierfür wurden 2018 zeitgleich Befragungen in 37
Kooperationspartner: Prof. Dr. A. Hepp (ZeMKI,
                                                          europäischen und außereuropäischen Ländern mit
   Universität Bremen)
                                                          insgesamt 74.194 Befragten realisiert, um generelle
Drittmittelgeber: Deutsche                                Trends, aber auch nationale Besonderheiten erken-
    Forschungsgemeinschaft (DFG)                          nen zu können.
                                                              Die deutschen Ergebnisse für 2018 zeigen, dass
Journalismus und sein Publikum: Die Re-Figuration         ein Drittel der erwachsenen Internetnutzer (31 %) so-
einer Beziehung und ihre Folgen für journalistische       ziale Medien wie Facebook, WhatsApp oder YouTube
Aussagenentstehung                                        als Quelle für Nachrichten nutzt. Doch nur für 7 Pro-
                                                          zent ist es die wichtigste Quelle, für knapp 2 Prozent
Wie wirkt sich die Entwicklung des Internets und so-
                                                          die einzige. Lediglich 18 Prozent vertrauen Nachrich-
zialer Medien auf die Organisation des Journalismus,
                                                          ten aus den sozialen Medien.
veränderte Publikumsbeziehungen und die Bericht-
                                                              Die im Rahmen der Untersuchung erhobenen Da-
erstattung aus? Dies untersucht ein DFG-Projekt im
                                                          ten bilden eine wichtige Grundlage auch für weitere

14
Projekte im Forschungsprogramm 1

Forschungsprojekte des Instituts und für die Bewer-       cherung im Rundfunkrecht. Umso erstaunlicher er-
tung der Veränderung des Nutzungsverhaltens, die          scheint, dass kaum Einigkeit darüber besteht, was er
wiederum Grundlage etwa für Vorschläge im Bereich         bezeichnet. Geht es nur um Meinungen zu gesell-
der Medien-Regulierung bildet.                            schaftlich relevanten Themen und, wenn ja, wie sind
    Die Ergebnisse 2018 sind als Arbeitspapier des        diese zu bestimmen? Wann hat jemand Macht dar-
Hans-Bredow-Instituts Nr. 44 erschienen: Hölig, S.;       über? Und kann das System öffentlicher Meinungs-
Hasebrink, U. (2018): Reuters Institute Digital News      bildung so umschlagen, dass jemand „vorherrschen-
Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland. Hamburg:        den“ Einfluss besitzt?
Verlag Hans-Bredow-Institut, Juni 2018 (pdf zum               Die Beantwortung dieser Fragen drängt, denn ne-
Download).                                                ben traditionellen Medien wird immer stärker auch
                                                          Akteuren Macht im Meinungsbildungsprozess zuge-
Bearbeiter: S. Hölig (Ansprechpartner),
                                                          sprochen, die Algorithmen kontrollieren bzw. Dienst-
   U. Hasebrink
                                                          leistungen anbieten, die auf „Künstlicher Intelligenz“
Kooperationspartner: D. Levy, N. Newman, R. K.            basieren, etwa Suchmaschinen. Auch diese neuen
   Nielsen, Reuters Institute for the Study of            Formen internetbasierter Kommunikation können
   Journalism                                             derzeit nur über das Konstrukt der „medienrelevan-
                                                          ten verwandten Märkte“ einbezogen werden. Ein
Drittmittelgeber: die medienanstalten, ZDF
                                                          Grundlagenprojekt zur Beantwortung der o. g. Fra-
Meinungsmacht im Algorithmen-Zeitalter –                  gen befindet sich in der Antragsphase.
Rekonstruktion eines medienrechtlichen                    Bearbeiter/in: W. Schulz (Ansprechpartner),
Leitbegriffs                                                 S. Dreyer, A. Heldt
Der Begriff der „vorherrschenden Meinungsmacht“ (§ 26
Rundfunkstaatsvertrag) ist zentral für die Vielfaltssi-

WEITERE PROJEKTE IM FORSCHUNGSPROGRAMM 1

Tweetende Twitterer im Profil                             den geringen Nutzerzahlen in Deutschland ver-
                                                          gleichsweise hoch. Begründen lässt sich dieser Um-
Journalistinnen und Journalisten greifen für ihre Re-
                                                          stand mit dem leichten Zugang zu den öffentlich ge-
cherchen gern auch auf Twitter zurück. Doch unter-
                                                          äußerten Inhalten und den durch Twitter zur Verfü-
scheiden sich aktive Twitterer in ihrer Persönlich-
                                                          gung gestellten Schnittstellen. Der geringe Aufwand,
keitsstruktur nicht deutlich von der nicht twitternden
                                                          auf Daten, O-Töne und Stimmungsbilder zuzugreifen,
Bevölkerung? Hat das Stimmungsbild auf Twitter da-
                                                          birgt für Wissenschaft und Journalismus jedoch das
her womöglich wenig zu tun mit dem in der Gesamt-
                                                          Risiko, die auf Twitter geäußerten Meinungen und
bevölkerung?
                                                          vorfindbaren Strukturen in ihrer Aussagekraft zu
    Sowohl in der journalistischen Berichterstattung
                                                          überschätzen. Denn in Deutschland ist nur ein gerin-
als auch in der kommunikationswissenschaftlichen
                                                          ger Anteil der Onliner auf Twitter aktiv. Und unter die-
Forschung nimmt Twitter derzeit einen hohen Stel-
                                                          sen findet sich ein im Vergleich zur Gesamtbevölke-
lenwert ein. Zahlreiche Forschungsprojekte widmen
                                                          rung besonderer Menschentypus, der Twitter als öf-
sich der Analyse von getweeteten Inhalten, der Ver-
                                                          fentliche Bühne für die Äußerung der eigenen Mei-
breitung von Hashtags oder Follower-Followee-
                                                          nung verwendet. Während über die Nutzerzahlen in
Strukturen. Journalistinnen und Journalisten hinge-
                                                          Deutschland vergleichsweise aussagekräftige Anga-
gen verlesen nicht nur gern Tweets von Politikern o-
                                                          ben vorliegen, war über den Anteil aktiver Twitterer
der Prominenten in diversen Kontexten, sondern bin-
                                                          und ihre Persönlichkeitseigenschaften bislang kaum
den so auch die Meinungen von „normalen Bürgern“
                                                          etwas bekannt.
als „Reaktionen aus dem Netz“ in ihre Berichterstat-
                                                              Das Projekt hat dazu beigetragen, diese For-
tung ein. Die dem Microblogging-Dienst dadurch ent-
                                                          schungslücke zu schließen. Es hat ermittelt, wie
gegengebrachte Aufmerksamkeit ist im Vergleich zu

                                                                                                               15
Tätigkeitsbericht des Hans-Bredow-Instituts 2018

groß der Anteil der aktiven Twitterer ist, welche Per-    (Diagramme, Karten, Tabellen usw.) und welche
sönlichkeitsmerkmale aktive Twitterer aufweisen           Möglichkeiten sie den Nutzerinnen und Nutzern
und inwiefern sie sich in ihrer Persönlichkeitsstruk-     bieten, die Daten selbst interaktiv zu erkunden (in
tur von der Gesamtbevölkerung unterscheiden.              Karten hineinzoomen, Daten nach dem eigenen
    Die Projektergebnisse sind als Artikel in der Zeit-   Wohnort filtern usw.).
schrift M&K erschienen: Hölig, S. (2018): Eine mei-           Durch den Vergleich über die einzelnen Jahre
nungsstarke Minderheit als Stimmungsbarometer?!           werden Trends in der Entwicklung des noch jungen
Über die Persönlichkeitseigenschaften aktiver Twit-       Berichterstattungsstils ebenso deutlich wie bisher
terer. In: Medien & Kommunikationswissenschaft,           ungenutzte Potenziale.
Jahrgang 66(2), S. 140-169. Der Artikel hat den Fritz-
                                                          Bearbeiter/in: W. Loosen (Ansprechpartnerin),
Thyssen-Preis für den zweitbesten sozialwissen-
                                                             J. Reimer
schaftlichen Artikel im Jahr 2018 gewonnen. Er hat
zudem eine breite öffentliche Debatte über Twitter
                                                          Journalism Elsewhere
ausgelöst, da er von der Wochenzeitung Die Zeit pro-
minent aufgegriffen wurde.                                Ein internationales Netzwerk aus Forscherinnen und
                                                          Forschern untersucht, wie Journalismus an unge-
Bearbeiter: S. Hölig
                                                          wöhnlichen Orten produziert wird oder von Men-
                                                          schen, die vormals gar nicht oder nicht vorrangig in
Wenn aus Daten Journalismus wird: eine
                                                          die Nachrichtenproduktion eingebunden waren.
fortlaufende Inhaltsanalyse der Nominierungen für
                                                              Drohnen-Pilot(inn)en, die „Copter-Journalismus“
den jährlichen Data Journalism Award
                                                          betreiben; Comic-Zeichner(innen), die Reportagen
Ob „Swiss Leaks“ oder „Panama Papers“ – Datenjour-        mittels Graphic Novels erzählen; Statistiker(innen)
nalismus ist derzeit hoch aktuell. Wie sich diese neue    und Informationsdesigner(innen), die große Daten-
Form des Journalismus entwickelt, wird anhand jour-       mengen in investigativen Recherchen verarbeiten;
nalistischer Texte untersucht, die für den Data Jour-     Software-Entwickler(innen), die Algorithmen auto-
nalism Award nominiert wurden.                            matisch Berichte schreiben lassen; Satiriker(innen)
    Datenjournalismus (oder: datengetriebener             sowie Anchormänner und -frauen, die ihrem Publi-
Journalismus) ist nicht nur im Journalismus selbst,       kum relevante Themen auf unterhaltsame Weise na-
sondern auch in der Forschung zu einem Boom-              hebringen: Im Zeitalter digital vernetzter Medien
Thema geworden. Bisher fehlte jedoch eine Studie,         werden Nachrichten nicht mehr nur von professio-
die über mehrere Jahre und über Ländergrenzen             nellen Journalist(inn)en produziert, sondern zuneh-
hinweg nachzeichnet, wie sich die neue datengetrie-       mend auch von Akteur(inn)en an der Peripherie des
bene Art der Berichterstattung (weiter-)entwickelt.       Journalismus.
An diesem Punkt setzt das Projekt „Wenn aus Daten             Das Hans-Bredow-Institut ist Teil eines internati-
Journalismus wird“ an: Seit 2013 wird jährlich            onalen Netzwerks von Forscher(inne)n, das derartige
analysiert, was man als den „Gold-Standard“ des           Fälle untersucht, in denen Journalismus an außerge-
internationalen Datenjournalismus bezeichnen kann:        wöhnlichen Orten, auf ungewohnte Art und Weise o-
die Projekte, die für den Data Journalism Award           der unter Beteiligung von eher unüblichen Ak-
nominiert sind. Dieser Preis wird jedes Jahr vom          teur(inn)en entsteht. Ziel ist, die „sich ausfransenden
Global Editors Network für die besten datengetrie-        Ränder“ des Journalismusfelds zu erkunden und ih-
benen Geschichten vergeben.                               ren Einfluss auf seinen „Kern“: die großen Redaktio-
    Analysiert wird, welche Medien die Stücke             nen der traditionellen Medienhäuser und ihre Be-
produzieren (Zeitungen, TV-Sender usw.), welche           richterstattung.
Themen sie behandeln (Politik, Wirtschaft, Sport
                                                          Bearbeiter/in: W. Loosen (Ansprechpartnerin),
usw.), welche Arten von Daten sie dafür nutzen
                                                             J. Reimer
(Geodaten, Finanzdaten, Umfrageergebnisse usw.),
aus welchen Quellen diese stammen (Regierungs-            Kooperationspartner/innen: Ass. Prof. Dr. T.
organisationen, NGOs, Unternehmen usw.), mit                 Witschge (University of Groningen;
welchen Mitteln sie visuell dargestellt werden

16
Projekte im Forschungsprogramm 1

   Projektleitung) und zehn weitere                      Media Performance and Democracy
   Wissenschaftler(innen) aus fünf Ländern
                                                         Demokratie erfordert Informationsangebote, die für
                                                         die Gesellschaft relevante Themen und Streitfragen
Tinder die Stadt: software-bezogene Szenarien zur
                                                         behandeln. Doch wie ist es um die publizistische Qua-
Überwindung der Krise mediatisierter Öffentlichkeit
                                                         lität des Informationsangebots aller tagesaktuellen
Wenn Tinder für Dating funktioniert, weshalb dann        Medien im deutschsprachigen Raum bestellt?
nicht auch für Nachrichten? Das intuitive Tinder-             Das Institut beteiligt sich an einem DFG-geför-
Prinzip wird in diesem Projekt auf journalistische In-   derten Forschungsvorhaben, das unter Federfüh-
halte angewendet.                                        rung der Universität Düsseldorf gemeinsam mit Kol-
    Die Krise des Journalismus trifft Regionalzeitun-    leginnen und Kollegen aus Mainz, Wien und Zürich
gen ebenso wie überregionale Qualitätsmedien.            2018 gestartet ist. Ziel ist die Realisierung einer ver-
Diese Entwicklung verlangt innovative Ideen. For-        gleichenden Studie zur publizistischen Qualität des
scherinnen und Forscher des Zentrums für Medien-,        Informationsangebots aller tagesaktuellen Medien in
Kommunikations-        und    Informationsforschung      Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zentraler
(ZeMKI), des Instituts für Informationsmanagement        Bestandteil sind inhaltsanalytische Untersuchungen,
an der Universität Bremen und des Hans-Bredow-In-        mit denen drei demokratietheoretisch abgeleitete
stituts erarbeiten in einem experimentellen Vorge-       Kriterienbündel erfasst werden sollen: Relevanz,
hen das Konzept für eine neuartige App zur Nachrich-     Pluralität und Deliberation.
ten- und Informationssuche und setzen dieses um. In           Das Institut bringt in diesen Verbund vor allem
Co-Creation, also gemeinsam mit den zukünftigen          seine Expertise im Hinblick auf die Rolle von Qualität
Nutzerinnen und Nutzern, wird eine innovative mo-        für die Publika von Informationsangeboten ein.
bile Nachrichten- und Informations-App für junge
                                                         Bearbeiter: U. Hasebrink (Ansprechpartner),
Leute zwischen 16 und 36 Jahren entwickelt. Dabei
                                                            S. Hölig
stehen nicht, wie sonst üblich, die Interessen eines
Medienhauses im Zentrum der Überlegungen, son-           Kooperationspartner: Prof. Dr. R. Weiß und Prof. Dr.
dern die Bedürfnisse, Gewohnheiten und Wünsche              O. Jandura (Universität Düsseldorf), Prof. Dr. B.
der Nutzerinnen und Nutzer.                                 Stark (Universität Mainz), Dr. J. Seethaler
    Die App wird sich regional an Bürgerinnen und           (Institut für Vergleichende Medien- und
Bürger aus dem Raum Bremen und die zwei angren-             Kommunikationsforschung, Wien), Prof. Dr. Mark
zenden Landkreise Osterholz und Verden richten. Zu-         Eisenegger und Prof. Dr. O. Jarren (Universität
nächst wird hier 2018/2019 empirisch zu Stadtöffent-        Zürich)
lichkeit geforscht und auf Basis dieser Befunde eine
                                                         Drittmittelgeber: Deutsche
online-basierte, von klassischen Nachrichtenanbie-
                                                             Forschungsgemeinschaft (DFG)
tern unabhängige mobile App als experimenteller
Prototyp entwickelt. Dabei soll bei der Nutzung das
                                                         Alternative Models of Financing Investigative
intuitive Tinder-Prinzip zugrunde liegen. Das bedeu-
                                                         Journalism
tet, durch einfaches Wischen Inhalte zum „Lesen“ o-
der „Nicht-Lesen“ zu markieren und dabei die Inte-       Im Rahmen der von den Grünen im Euopäischen Par-
ressen der Nutzerinnen und Nutzer selbstlernend          lament in Auftrag gegebenen Studie wurden insge-
einzubeziehen.                                           samt acht Finanzierungsmodelle für investigativen
                                                         Journalismus identifiziert, evaluiert und diskutiert.
Bearbeiter: J. Reimer (Ansprechpartner), W. Loosen
                                                         Zu diesem Zweck wurden verschiedene Kriterien
Kooperationspartner: Prof. Dr. A. Hepp (ZeMKI,           entwickelt, die insgesamt sechs Bereiche umfassen,
   Bremen), Prof. Dr. A. Breiter (ifib, Universität      in denen die Finanzierungsquelle einen Einfluss auf
   Bremen)                                               investigativen Journalismus ausüben kann: Unab-
                                                         hängigkeit, Qualität, Marktstruktur, Arbeitsprozesse,
Drittmittelgeber: Bundesministerium für Bildung
                                                         Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit.
    und Forschung (BMBF)
                                                         Bearbeiterin: W. Loosen

                                                                                                              17
Tätigkeitsbericht des Hans-Bredow-Instituts 2018

Kooperationspartner: Prof. Dr. M. Clement, Dr. A.              In tiefgreifend mediatisierten Medienumgebun-
   Lepthien, P. Schulz (Universität Hamburg)              gen differenzieren sich die Formen, wie die Men-
                                                          schen sich mit Öffentlichkeit in Beziehung setzen,
Forschungsverbund „Transforming                           aus. Neben die etablierte Massenkommunikation tre-
Communications“                                           ten vielfältige Kommunikationsformen, die sich auf
                                                          ganz spezifische Öffentlichkeiten beziehen und mit
Das Institut beteiligt sich an dem Forschungsver-
                                                          ganz spezifischen Rollen verbunden sind. Einige der
bund „Kommunikative Figurationen“ der Universitä-
                                                          neuen Formen werden als positiv wahrgenommen
ten Bremen und Hamburg, welcher untersucht, wie
                                                          (z. B. verstärkte Partizipationsmöglichkeiten und
sich die tiefgreifende Mediatisierung auf die Kon-
                                                          eine größere Vielfalt), einige von ihnen aber auch ne-
struktion sozialer Zusammenhänge auswirkt. Soziale
                                                          gativ (z. B. Fragmentierung und eine Entgrenzung
Zusammenhänge werden dabei als Kommunikative
                                                          von Privatheit und Öffentlichkeit). Wie tragen diese
Figurationen analysiert; mit diesem gemeinsamen
                                                          individuellen Repertoires der Öffentlichkeitsanbin-
Konzept ist es möglich, ganz unterschiedliche soziale
                                                          dung zur Veränderung von Öffentlichkeiten bei?
Zusammenhänge im Hinblick darauf zu untersuchen,
                                                               Ziel dieses Projekts ist die Rekonstruktion indivi-
wie sie kommunikativ konstruiert werden.
                                                          dueller Praktiken der Öffentlichkeitsanbindung und
    Nach dem 2017 beantragten DFG-Sonderfor-
                                                          deren Stellenwert in Kommunikativen Figurationen
schungsbereich/Transregio mit dem Titel „Transfor-
                                                          von Öffentlichkeiten.
ming Communications“, der zwar von der internatio-
                                                               Das Projekt ist Bestandteil des Verbundfor-
nalen Begutachtungsgruppe eine Förderempfehlung
                                                          schungsvorhabens „Transforming Communications“,
erhalten hatte, aber vom Senatsausschuss der DFG
                                                          das gemeinsam von den Universitäten Bremen und
nicht bewilligt wurde, haben die Mitglieder des Ver-
                                                          Hamburg und dem Hans-Bredow-Institut entwickelt
bunds aus dem gemeinsam entwickelten Vorhaben
                                                          wurde. Mithilfe eines Mehrmethodendesigns (quali-
Anträge auf Förderung von Einzelprojekten gestellt,
                                                          tative Panel-Studie auf Basis der Auswertung von In-
von denen einige mittlerweile bewilligt wurden (siehe
                                                          terviews, Tagebüchern und digitalen Spuren; stan-
www.kommunikative-figurationen.de).
                                                          dardisierte Online-Befragung; Sekundäranalyse von
Bearbeiter/innen: U. Hasebrink (Ansprechpartner),         längsschnittlichen Mediennutzungsstudien) sollen
   C. Lampert, W. Loosen,                                 individuelle medienübergreifende Repertoires der
   M. Oermann (bis 5/2017), W. Schulz,                    Öffentlichkeitsanbindung für verschiedene Arten
   H.-U. Wagner                                           von Öffentlichkeiten untersucht werden.
Kooperationspartner: 30 Wissenschaftler(innen) aus        Bearbeiter: U. Hasebrink
   dem Zentrum für Medien-, Kommunikations- und
                                                          Drittmittelgeber: Deutsche
   Informationsforschung (ZeMKI), dem
                                                              Forschungsgemeinschaft (DFG)
   Forschungszentrum für Ungleichheit und
   Sozialpolitik (SOCIUM) und dem Institut für
                                                          Breaking News
   Informationsmanagement (ifib) in Bremen sowie
   von der Fakultät für Geisteswissenschaften, der        Bei Terroranschlägen oder Naturkatastrophen sind
   Fakultät für Rechtswissenschaft, der Fakultät          zeitnahe und verlässliche Informationen für Medien-
   WiSo und em Research Center for Media and              nutzer außerordentlich wichtig. Um herauszubekom-
   Communication (RCMC) der Universität Hamburg           men, welche Informationsbedürfnisse Menschen in
                                                          derartigen Situationen haben und welche Medien sie
Public Connection                                         nutzen, wurde ein Studiendesign entwickelt, mit dem
                                                          bei einem real eingetretenen extremen Nachrichten-
Wie Menschen über Medien einen Bezug zur Öffent-
                                                          ereignis empirische Daten erfasst werden können.
lichkeit herstellen und damit die kommunikativen Fi-
                                                              Das Attentat in München vom 22. Juli 2016 hat ge-
gurationen von Öffentlichkeiten verändern, unter-
                                                          zeigt, welch hohen Stellenwert soziale Medien in be-
sucht ein DFG-Projekt im Rahmen des Forschungs-
                                                          sonderen Ereignislagen erlangt haben: Nutzer be-
verbunds „Kommunikative Figurationen“.
                                                          richteten live über das Geschehen vor Ort, wobei je-

18
Projekte im Forschungsprogramm 1

doch auch zahlreiche Falschmeldungen und sich ver-      Relevanz die Nachrichtennutzung auf sozialen Netz-
selbstständigende Gerüchte die Runde machten. Ne-       werkplattformen im Vergleich zu traditionell-publi-
ben der Geschwindigkeit, die zweifelsohne einen         zistischen Angeboten besitzt.
wichtigen Aspekt der Berichterstattung darstellt –          Die Arbeit wird 2019 abgeschlossen.
insbesondere in Extremsituationen, die sich mit na-
                                                        Bearbeiterin: L. Merten
hem räumlichen Bezug ereignen – ist eine zuverläs-
sige Berichterstattung mit belastbaren Informatio-
                                                        Promotionsprojekt Branded Journalists.
nen für die Bevölkerung unabdingbar. Aus diesem
                                                        Theoretische Konzeption und empirische
Grund ist es wichtig, die Informationsbedürfnisse
                                                        Exploration von Markenführung im Journalismus
und das Nutzungsverhalten der Menschen in derarti-
gen Situationen genau zu kennen und zu verstehen.       Einzelne Journalistinnen und Journalisten werden
Im Fokus steht dementsprechend die von den Ge-          zunehmend selbst zu (Medien-)Marken – neben denen
wohnheiten abweichende Nachrichtennutzung, die          der Redaktionen und Medientitel, für die sie arbeiten.
drei zentrale Aspekte umfasst: die Art und Weise der    Durch das Internet, insbesondere durch soziale Me-
erhaltenen Erstinformation, die evtl. Weitergabe die-   dien wie Facebook oder Twitter, sind einzelne Jour-
ser Information und die Medienwahl bei der vertie-      nalistinnen und Journalisten heutzutage „sichtbarer“
fenden Informationssuche. Da das Informationsver-       als zuvor. Sie haben direkteren Kontakt zu ihrem
halten bei besonderen Nachrichtenlagen aufgrund         Publikum und möglichen Quellen und Informanten,
der situationsspezifischen Besonderheiten nicht si-     aber auch zu Kolleginnen und Kollegen in anderen Re-
muliert oder abstrakt vorgestellt werden kann, wurde    daktionen sowie potenziellen Arbeit- und Auftragge-
ein Studiendesign entwickelt, mit welchem bei ei-       bern. Zugleich steigt der Druck, diese neuen Möglich-
nem real eingetretenen extremen Nachrichtenereig-       keiten zu nutzen: Journalistinnen und Journalisten
nis empirische Daten erfasst werden können.             versuchen, selbst zur (Medien-)Marke zu werden, um
                                                        sich im hart umkämpften Markt für Aufmerksamkeit,
Bearbeiter. S. Hölig
                                                        Anstellungen und Aufträge einen Vorteil zu verschaf-
Drittmittelgeber: ZDF                                   fen.
                                                            In seinem Promotionsprojekt untersucht Julius
Promotionsprojekt Nachrichtennutzung auf                Reimer, welche Strategien der persönlichen Marken-
sozialen Netzwerkplattformen                            bildung und -führung Journalistinnen und Journalis-
                                                        ten zur Verfügung stehen und welche Vor- und Nach-
Das kumulative Promotionsvorhaben untersucht
                                                        teile sich durch Personal Branding ergeben: für sie
Nutzerpraktiken im Hinblick auf Nachrichten auf so-
                                                        selbst, für die Medienorganisationen, für die sie ar-
zialen Netzwerkplattformen. Es wird von PD Dr.
                                                        beiten, sowie für den Journalismus und seine Aufga-
Wiebke Loosen und Prof. Dr. Uwe Hasebrink vom
                                                        ben in einer demokratischen Gesellschaft.
Hans-Bredow-Institut betreut.
                                                            Das Dissertationsprojekt war Thema in Folge 10
    Ein zunehmender Teil der Nachrichtendistribu-
                                                        und 26 des BredowCast. Die Arbeit wird 2019 abge-
tion und -selektion geschieht im Kontext sozialer
                                                        schlossen.
Netzwerkplattformen. Durch diese Verschiebung
von herkömmlich dominanten Verbreitungswegen            Bearbeiter: J. Reimer
massenmedialer Inhalte weg vom Muttermedium
sind „the people, formerly known as the audience“       Promotionsprojekt Die Wirkung der
(Rosen 2006) auf sozialen Netzwerkplattformen mit       Meinungsfreiheit in sozialen Netzwerken
einer Vielzahl von verschiedenen Nachrichtenquellen
                                                        Sind nutzergenerierte Inhalte auf privaten Kommuni-
in Form von individuell kuratierten „Streams“ kon-
                                                        kationsplattformen von der Meinungsfreiheit ge-
frontiert.
                                                        schützt? In ihrem Promotionsvorhaben beschäftigt
    Ziel der Promotion ist es, näher zu beleuchten,
                                                        sich Amélie Pia Heldt mit der Wirkung des Grund-
mit welchen Intentionen, Strategien und Routinen
                                                        rechts auf Meinungsfreiheit im Internet und unter-
sich Nutzerinnen und Nutzer auf sozialen Netzwerk-
                                                        sucht die Wirkung von Grundrechten zwischen Priva-
plattformen personalisierte Öffentlichkeiten zur
Nachrichtennutzung zusammenstellen und welche

                                                                                                           19
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