Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1932
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Heute Beilage „Tiroler RadrowoGe" Mit öem Abmöblatt Lmeste Zeitung unö öll iUuftr .Mnstsschrili .Aerglsnü' Für nicht verlangte Einsendungen wird keine Haftung übernom¬ Fernruf : Schristleitung Nr. 75!) ^ Fernruf Adresse des Wiener Büros : Wien. I., Elisabethstraße 9/II. : Derwaliung Nr. 7Z1 men, auch eine Verpflichtung zur Rücksendung nicht anerkannt. Bezugspreise sür beide Matter: Am Fernruf Platze monatlich in den Abholst 8 22-4-29. Me Bezugsgebühr ist im vorhinein zu ent¬ :llen8 5.80. Eigentümer , Verleger und Drucker richten . Durch Streits oder durch höhere Gewalt bedingte Stö¬ : Wagnerische ilniverfltats- Die täglich zweimalige Zustellung ins Haus für beide Matter 70 Groschen. Einzel¬ Luchdruckerei , Crlerstrcße 5. Verantwort !. Schriftleiter : Karl rungenn der Zusendung verpflichten uns nicht zur Rückzahlung nummer 30 Groschen, Sonntags 40 Groschen. Mit täglich zweimaliger Postzu¬ von Lezegsgebühren Paulin, Enersiraße5. 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November. daß der Fußgängerverkehr völlig ins Stocken geriet. Erst nach und Nationalsozialisten angemeldeten Aufmärsche gestattet Die von der Berliner Verkehrsgesellschaft für die Wieder¬ wiederholter Anwendung des Gummiknüttels gelang werden sollen, ist echt österreichisch behandelt worden. es der Polizei, die Ansammlung zu zerstreuen und die Ruhe Das Aufmarschverbot sür Wien ist rotwendig , weil die poli¬ aufnahme der Arbeit gestellte Frist bis Freitag 2 Uhr nach¬ tische Spannung, die zu seiner Erlassung geführt hat, wieder herzustellen. mittags hatte zur Folge, daß sich schon im Laufe des Vor¬ mittags eine größere Menge von Arbeitern vor den verichie- Ein 55jähriger Mann, der bei den Streikkrawallen emen noch nicht geschwunden ist und die Gefahr gefährlicher Zu¬ sammenstöße weiter besteht, Schon dieser Hinweis hätte denen Betriebsbahnhöfen ansammelte . Bis 14 Uhr waren Dolchstich erhalten hatte, ist im Laufe des Abends im genügen müssen , um die Forderung beider Parteien abzu¬ etwa 2500 Arbeiter der B. B. G. zur Verfügung gestellt . Für Krankenhausg e sto r b e n. weisen. Bewahrheitet sich aber, daß die Regierung nachgegeben eine volle Schicht werden etwa 5000 Mann benötigt. Es Im ganzen haben die Kämpfe am gestrigen Tag drei und das Aufmarschverbot aufgehoben hat, auch nur für konnte deshalb ocrläufia den Betrieb nur zum Teil ausgenom¬ Todesopfer und über 30 mehr oder minder schwer Verletzte diesen einen Tag, so ist das für sie mit einem Verlust des men werden. Gegen 15 Uhr, als die Wagen die Depots ver¬ Ansehens verbunden, der nicht mehr emzubringen ist. Der gefordert. ließen, setzten sofort Angriffe der Streikenden ein, die vom Regierung erwächst jetzt, um die Gefahr con Zusammenstößen sympathisierenden Publikum kräftigst unterstützt wurden. Um Frauen als Kampfer. nach Möglichkeit zu bannen, die Pfstcht, einen komplizierten %3 Uhr verließ de» erste Wagen mit Richtung Hallesches Tor den Bahnhof. Neben dem Personal fuhr ein Aufseher und TU. Berlin, 5. Nov. Bemerkenswert ist, daß sich die Aufmarschplan zu entwerfen, dessen genaue Einhaltung durch auf dem Vorder- und Hinterplatz fuhr je ein Polizeibeamter Frauen n einem bisher in Berlin noch nicht festgestelltem das gesamte Polizeiaufgebot überwacht werden muß. Bei der Feindseligkeit der aufmarschierenden Parteien ist damit aber mit. Weiter wurde die Straßenbahn von einem Streifen¬ Maße an den Ausschreitungen beteiligt haben. Unter dm noch immer nicht die Gewähr für einen ruhigen Verlauf der wagen der Poiiz-i begleitet. Schwerverletzten befinden sich auch drei Frauen. Veranstaltungen gegeben. Gleich nach der Ausfahrt wurde das Personal von der Die Haltung der Regierung. Einige andere Fragen: Ist der Repudliktag überhaupt ein Menschenmenge wüst beschimpft . Man hörte die Rufe wie: Parteifeiertag? Haben nur eie Marxisten das Recht, Berlin, 5 Nov. In maßgebenden Kreisen wird die Situction diesen Tag besonders festlich zu begehen? Eine von einer Streikbrecher ! Strolche! Herausholen! ufw. In der Kaiser¬ im Berliner Verkehrsstreik wie folgt beurteilt: In den Abend¬ anderen P a r : e i veranstaltete Gegenkundgebung ist nicht die allee wurden Barrikaden gebaut, die erst von der Polizei stunden schwirrten zwar eine Reihe von Gerüchten durch¬ richtige Antwort. Diese könnte nur dar.n bestehen , daß die erstürmt werden mußten und dann beseitigt werden konnten. einander, sie trafen aber nicht zu. Das gilt z. B. von dem Regierung erklärt : Die Feier des Gründungstages der Ueberall, wo sich Straßenbahnen kreuzen , rotteten sich Gerücht über die Ausdehnung des V e r ke h r s str e i ks österreichischen Republik ist eine Angelegenheit des auf die Gasversorgungsbetriebe. Die Abstim¬ gesamten Volkes. Wenn schon dieser Tag als „Staats¬ Srreikende und sympathisierendes Publikum zusammen und mung itt den Betrieben der Gasbetriebsgesellschaftsind noch feiertag" gilt, so hat er auch vonStaats wegen gefeiert bedrohte die Fahrer. In vielen Fällen wurden faustgroße im Gange. Samstag wird erst das Schlichtungsverfahren zu werden. Eine solche Feier muß würdig sein; sie bedingt Sieine gegen die Wagen geschleudert , wobei vielfach Scheiben stattfinden. Nur in dem Werk in Mariendorf haben sich 76 Pro¬ die Teilnahme des Staatsoberhaupts , der Regierungsmit¬ in Trümmer gingen. In den meisten Fällen waren die Wagen zent der Belegschaft sür den Streik erklärt. In den anderen glieder, der parlamentarischen Vertretungen und der Behör¬ so schwach besetzt , daß weiteres Unheil nicht entstanden ist. Betrieben :st, soweit Meldungen vorliegen, die Dreiviertel¬ den. Die Würde wird aber beeinträchtigt , wenn neben der Kurz nach3/i4 Uhr wurden die Stemwürfe gegen vorüber¬ mehrheit noch nicht erreicht worden. offiziellen Feier einigeP a r t e i rerenstaltungen parallel lau¬ fahrende Straßenbahnwagen systematisch betrieben. Im Verkehrsstreik selbst ist die Lage in den Abendstunden fen. Und wenn schon die Austromarrisrm dieses Tages auf Die Menge versuchte die Wagen zu demolieren und ruhiger geworden. Gewalttätigkeiten haben sich nicht mehr ihre Weife gevenken wollen, so soll das nur in geschlos¬ umzustürzen. ereignet. Reichsminister Bracht als Polizeiminister Preu¬ senen Versammlungen geschehen , was selbstverständ¬ ßens verzichtet deshalb darauf, in der Dunkelheit noch mehr lich auch für die Kundgebungen aller anderen Parteien gelten In den ersten Stunden des Nachmittags muhten bereits einzugreifen , als es unbedingt notwendig ist. Er wird aber muß. zehn Aurobusse aus dem Verkehr gesetzt werden. Acht davon Der Beschluß des Ministcrrates (erstaunlich genug, daß er waren bereits eine Stunde nach Inbetriebnahme von den Samstag die gesamte Schutzpolizei aufbieten und bekannt- sich überhaupt mit dieser Angelegenheit befassen muß) hätte Streikenden so demoliert worden, daß sie nicht mehr fahrbar geben, daß gegen jeden Widerstand rücksichtslos mit der sehr einfach lauten können: Das Arllmarschverbot bleibt auch waren. Zwei Ommbusse wurden gleich im Stettiner Bahnhof Schnßwchfe vorgegangcn werden wird. für den 12. November bestehen und die Regierung wird eine umgestürzt. An einem Eck der Belle-Älliance-Straße sah sich offizielle Staarsfeier veranstalten. Bezeichnenderweise ist ein die Polizei gezwungen , Schreckschüsse abzugeben. Auch Der Reichskommissär ist überzeugt, daß die polizeib .cheu solcher Beschluß unterblieben. Man hat es anscheinend nicht von anderen Straßenbahnwagen mußte die Polizei feuern, Machtmittel ausreichen , um Gewalttätigkeiten zu verhindern gewagt, den sozialdemokratischen Forderungen zu wider¬ um die Steinwerfcr abzuschrecken . Ein Autobus wurde auf und den Schutz der Arbeitswilligen zu sichern . Deshalb ist sprechen . Oder ist es richtig, daß man im Kreise der Regie¬ dem Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg mehrfach beschoß auch nichtbeabfichtigt , ReichswehreinzuseZen rung keine besondere Lust verspürt, die Republik zu feiern? se n. Dabei wurde zunächst , soweit feststellbar , niemand oder den A u s n a h m e z u sta n d zu erklären oder sonst Bei der legitimistischen Einstellung einzelner Minister könnte verletzt. Nachdem einige Haupträdelsführer zwangsgestellt irgendwelche Konsequenzen zu ziehen, die über den polizei¬ dem immerhin so sein. Wenn gemeldet wird, daß der Minister- waren, wurde es ruhiger. Auf der Strecke mußten die Strahen- lichen Schutz hinausgehen. rat sti m m e n e i n h e l l i g das Ausmarschverbot aufgehoben bahnzüge wiederhclt halten, da die Schienen und die hat, so kann das nicht recht stimmen, denn es sind ja nicht alle Weichen durch eingeklemmte Steine unbefahrbar Die Arbeiterschaft gegen die Gewerkschaft. Minister in Wien. Ein Landbundminister ist in der Tschecho¬ gemacht wcrden waren. KB. Ber in, 5. Nov. Die Funktionäre der Tariforganisation slowakei , der Handelsminister auf einer Informationsreise In den späteren Nachmittagsstunden zeigte sich folgendes derf r e i e n G e w e r kscha f t en haben die Wiederaufnahme und der Heeresminister auf einer Inspektionsreise . Man Bild: Ein nach dem Depot in Treptow zurückkehrender Auto¬ der Arbeit bei der BVG. empfohlen . Hingegen hat eine habe wieder einmal nachgegeben . And die Niederlage der bus wurde von Streikenden mit Steinen beworfen. Ein den l o ka l e S t r e i kv e r s a m m l u n g, an der ungefähr 12.000 Regierung wird nicht kleiner dadurch, daß sie sich auf die Ver¬ Wagen begleitender Polizeibeamter gab daraufhin einen Angestellte und Arbeiter der VBG. teilgenommen haben, sich sicherung des Polizeidirektors beruft, die Ruhe und Ordnung Schuß auf die Steinwerfer ab und verletztezweiVer- für die Fortsetzung des Streik entschieden .. werde nicht gestört werden. Höher sollte die Autorität s o n e n. In der Wemmeisterstraße wurde ein Straßenbahn¬ stehen. Und diese ist durch das faule Kompromiß gewiß nicht wagen zunächst mit Steinen beworfen und als die begleitenden gestärkt worden. Die Bevölkerung wird sich ihre Gedanken Polizeibeamten die Täter feststellen wollten, aus einem Haus Blutige Ausschreitungen in Wupperthal. über die Haltung der „Rechtsregierung " machen. heraus beschossen. Mehrere Scheiben gingen dabei in TU. Wupperthal, 5. Nov. In Wupperthal-Barmen kam es Trümmer. In der Hauptstraße in Schöneberg wurden nach- zu großen Ausschreitungen . In den späten Nachmittagsstunden mcktags die Straßenbahnwagen so mit Steinen beworfen , daß fanden größere Straßenkundgebungen statt, wobei an Privat- Minister und Ministerialrat. die meisten wieder ins Depot zurückfahren muhten. Mehrere automobilen eine große Zahl von Glasscheiben durch Ste n- KB. Wien, 5. Nov. Amtlich wird gemeldet: „Die in der Polizeibeamte wurden hart bedrängt. Sie gaben einige würfe zertrümmert wurden. Vier Personen wurden ver¬ „Arbeiter-Zeitung" veröffentlichte Darstellung der Gründe für Schüsse ab, wobei eine Frau Verletzungen erlut. haftet. die Transferierung des Strcßenreferenten im Bun- Eine KrastWagenftreise der Polizei wurde in der Lorderg- Bei dem Zusammenstoß einer kommunistischen und desministerium für Haandel und Verkehr. Ministerialrat Ing. straße beschossen und mit Steinen beworfen, woraus sie das einer nationalsozialistischenKlebekolonne in der Nacht ent¬ Gustav Schneider, aus seinem bisherigen Wirkungskreis, wickelte sich eine schwere Schlägerei, in deren Verlauf entspricht in keiner Weise den Tatsachen . Ebenso ist das in Feuer erwiderte. Ein Mann wurde hiebei getötet und eine von den Nationalsozialisten scharf geschossen wurde. Zwei dem erwähnten Bericht zitierte Gespräch zwischen Bundes¬ Frau verletzt. Kommunisten wurden verletzt . Gegen Mitternacht wurde ein minister Dr. I a ko n c i g und Minillerialrat Schneider voll¬ Am Alexauderplatz bildeten sich um die gleiche Zeit Nationalsozialist an einer Straßenecke durch einen Armschutz ständig aus der Luft gegriffen . Tatsachei't, daß in letzter Zeit starke Ansammlungen Streikender und Sympathisierender , so verletzt. zwischen dem Minister und dem Leiter der Strahenabteilung
Seite 2. Nr. 256. „InnsbruckerNachrichten" Samstag, den5. November 1932. sachliche Differenzen bestanden haben. So hat der Kraftfahrzeuge und die Benzinsteuer ehebaldigst auf ein er¬ Minister über dringende Vorstellungen der Gemeinde trägliches Maß herabzusetzen und in Hinkunft Hodiqualitativcs Mühlen darf im Burgenland verfügt, daß von einem be¬ durch Bereitstellung der ordentlichen Budgetmittelund wid¬ reits ausgearbeitelen und zur Vergebung gelangten Bau¬ projekt Abstand genommen werde. Schließlich muß festgestellt werden, daß die Behauptung, der Minister hätte sich für die Wegnahme der Arbeit von mungsgemäße Verwendung des Benzinsteueranteil - für eine den gegenwärtigen Verkehrsbedürfnissen entsprechendeStra¬ ße n p f l e a e zu sorgen. poln . Gasöl liefert kcsselwagenwcise einer bestimmten Firma und für deren Zuweisung an eine Die Waffen im marxistischen Kinderheim. andere Firma entschieden , vollständig unwahr ist. Der Minister hat vielmehr auf die Auswahl der Firmen in keiner Leoben. 5. Nov. (Priv.) Im Zusammenhang mit dm „NOVA 11 Weife Einfluß genommen. Waffenfunden im Diemlacher Kinderheim vor einem hiesigen Schöffengerichte der Kommandant der marxistischen Wehrorganisation hatten s.ch , Emmerich Hochegger, und Oel -u. pseüscfiaft Brennstoff Die Grotzdeutschen und die Regierung. die Marxisten Alois Kainz und Norbert Hubert wegen Verbrechens gegen das Sprengmittelgesetz und Diebstahles Wien , I., Graben 29 fTratlncrhof ). Aus B l u d e n z wird berichtet: In einer Versannnlung der von Munition und Sprengmittel zu verantworten. Hochegger _Tel . U 27-5-14. Telcgr .-Adr .: Neokabel , Wien. 7(558 Großdeutschen Volkspartei sprach AbgeordneterZ a r b o ch und Kainz wurden zu je acht Monaten schweren Kerkers, über die Teilnahme der Großdeutschen an der Regierung und Hubert zu sechs Monaten Einzelarrest verurteilt. sagteu. a.: Die Regierungsparteien wissen, daß wir z u sa ch- schriften von 1% Millionen Ungarn. Auch der Paps: empfing licher Mitarbeit bereit sind, wenn uns diese ermög¬ diese Abordnung und erteilte ihr seinen Segen. licht wird, lieber die Voraussetzungen für die Teil¬ Der neue ungarische MinisterpräsidentG ö m b ö s hatte nahme an einer Regierung herrscht in der Führung der Gro߬ Papens Wahlrede gegen Hitler. sofort nach Uebernahme der Geschäfte ein betont herzliche- deutschen Volkspartei keine Meinungsverschiedenheit . Diese TU. Berlin, 5. Nov. In seiner Rundfunkrede am Freitag Begrüßungstelegramm an Mussolini gesandt. Jetzt wird Voraussetzung heißt kurz zusammengefaßt: abends wandte sich Reichskanzlerv. Papen vor allem gegen bekannt , daß sein erster Besuch im Ausland dem D e u t sche r K u r s in der Außenpolitik , Politik der R e i n- Hitler, weil er für die nationale Sammlung die gleichen Duce gelten soll. Um die Mitte November dürfte Cömbös in. I i cf) £e i t und Volksgemeinschaft. Eine Teilnahme Methoden anwende, in denen ihm seine Gegner aus der Rot¬ Rom eintreffen . Den Gegenbesuch in Budapest soll dann der an der Regierung Dollfuß ist für die Großdeutsche Volks¬ front weit überlegen feien. Alle geistigen und materiellen Unterstaatssekretär des italienischen Auhenamtes abstatten. partei ebenso unmöglich wie es der Eintritt in eine Regierung Machtmittel des Staates werde man gegen den Bolsche¬ Buresch II gewesen war. Zum Kapitel der Reinigung des wismus einsetzen und kein Mittel könne scharf genug sein, öffentlichen Lebens gehören die Entpolitisierung der die Lehre seiner falschen Propheten in Deutschland aus¬ Erleichterung der Ausfuhr nach Italien. Verwaltung , der Schule und des Heeres und ein zurotten. Das beste Mittel sei das Ziel der Reichsregierung: Ersatz für den aus Parteipolitikern zusammengesetzten Vun- die Schaffung von Arbeit und Brot. Dieses Pro¬ Nach langwierigen Verhandlungen ist es gelungen, den desrat, sowie ein gerechtes Wahlgesetz. gramm fei nicht gescheitert , es sei auch nicht ein Programm Kreditbegünsffgungsvertrag mit Italien zu aktivieren . Durch für Großunternehmer und Banken, sondern für das werktätige die Verordnung der Bundesregierung vom 31. März l. I. deutsche Volk. Ein Verbrechen aber fei die Sabotage, die wurde eine „Vereinbarung, betreffend die Ausfuhr mit dem aus Parteiegoismus gegen das Programm geführt werde und Königreich Italien", in Kraft gesetzt , die eine Reihe von Er¬ Die Verpolilisierung des Gewerbes. die Streiks, mit denen man den Wirtschaftsfrieden störe. leichterungen zur Förderung der wechselseitigen Ausfuhr KB. Wien, 5. Nov. Der kürzlich konstituierte niederöster¬ Wenn Hitler den gemeinsamen Kampf mit dem gesamten beinhaltet. Die vorgesehenen Erleichterungen beziehen sich am reichische Landesgewerberat hat in seiner ersten Vollsitzung nationalen Deutschland wolle, dann dürfe er nicht die Be¬ das Gebiete des Transport - und Tarifrechtes und zu der jüngst erfolgten Gründung einer selbständigen freiung der Beuthener Mörder zur Ehrensache seiner Partei auf die Gewährung von Ausfuhrkrediten. Gewerbepartci Stellung genommen , wobei er zu der erklären und dürfe nicht die Stellung der um Gleichberechtigung Diese Ausfuhrkredite werden den Exporteuren der beiden einheitlichen Auffassung kam, daß aus mehrfachen Gründen und Wehrhoheit der Nation kämpfenden Regierung durch einen Länder zu bevorzugten Bedingungen eingeräumt, um sie in¬ diese Gewerbepartei im Interesse des Gewerbe- und Handels¬ Dolchstoß in den Rücken schwächen . Es gehe nicht darum, standzusetzen , auf dem Markte des anderen Staates in er¬ standesa b z u l e h n e n sei. Der niederösterreichische Landes¬ ob der Kanzler Hitler, Brüning oder Papen heiße, sondern höhtem Ausmaße konkurrenzfähig zu sein. Ob im konkreter. gewerberat, dessen Mitglieder sich zur christlichen Welt¬ um die Sicherung der Lebensgrundlagen des deutschen Vol¬ Falle die Begünstigung gewährt wird, ist der Entscheidung des anschauung und Wirtschaftsauffassung bekennen , werden hin¬ kes. Wer es ehrlich mit Deutschland meine, solle seine Stimme Trägers des Systems, der gegen dem bekannten Beschluß des Verwaltungsrates des einer Partei geben, die dieses Ziel der Regierung unterstütze. deutsch -österreichischen Gewerbebundes auf Erklärung dieser Oesterceichisch -italienischen Aktiengesellschaft Vereinigung zur politischen Standesorgani- Nationalsozialistische Antwort. zur Erleichterung von Ausfuhrkrediten , Vorbehalten , die am sation innerhalb der christlichsozialen Partei zum Durchbruch TU. München, 5. Nov. Zu der Rede Papens stellt die 18. Oktoberl. I . in Mailand gegründet wurde. Zur Verein¬ zu verhelfen trachten. NSPK . fest, daß dies derl e tzt e V e r f u ch des Reichskanzlers fachung des Geschäftsbetriebes wird je eine Zweigstelle der fei, Hitler von dem deutschen Volke,zu,trennen,. Der Versuch Gesellschaft in Mailand und in Wien errichtet . Diese Zweig- werde.ini ß l i n g.e ,i,. ebenso wie schon jetzt die Regierungs¬ : stellen.stehen in enger Verbindung mit der Mailänder Filiale Die Ueberbesteuerung der Autos. künste des.Herrenklubs kläglich Schiffbruch gelitten hätten. Mit des Banco di Napoli und dem O e ft e r r e i chi sche n Kre¬ Entrüstung wird der Vorwurf, Hitler hätte die außenpolitischen dit in st itu t f ü r öffentliche . Unter n e h mun ge n Die Arbeitsgemeinschaft für das Kraftfahrwesen in Oester¬ Bemühungen der Regierung sa b o t i e r t, zurückgewiescn. und Ar b e i t e n in Wien, welche die eigentliche bankmäßige reich veranstaltete , wie berichtet , im NiederösterreichischenWem Deutschland heute mehr als je i so l i e r t sei, so sei das Durchführung des Dienstes besorgen. Gewerbeverein gemeinsam mit allen am Kraftfahrwesen inter¬ So kompliziert der innere Aufbau der neuen Organisation nur auf dm Untauglichkeit der Politik des Herrn Papen essierten Organisationen eine Protestkundgebung gegen die zurückzuführen . — Hitler wird heute in d r e i M a f se n v e r- erscheinen mag, wird sich die praktische Durchführung für den lleberlastung des Kraftfahrwesens durch öffentliche Ab¬ s a inm l u n g e n auf die Rede Papens antworten. einzelnen Exporteur, der von den Vorteilen dieser neuen Ein¬ gaben. richtung Gebrauch machen will, durchaus einfach gestalten. Während sich das Kraftfahrwesen bei mäßiger Belastung 55 Parteien zur deutschen Reichstagswahl. durch öffentliche Abgaben bis zum Anfang 1931 halbwegs be¬ In der Ausfuhr nach Italien friedigend entwickeln konnte, hat im Vorjahre eine ganz TU. Berlin, 5. Nov. Zur Reichstagswahl treten nach Be¬ werden die Kreditbegünstigungen vornehmlich für Holz. exorbitante, die wirtschaftliche Tragfähigkeit west übersteigende rechnungen , die auf Grund amtlicher Unterlagen angestellt Zellulose , Pappe und Papier geleistet. Von den Erhöhung der Besteuerung eingesetzt, welche bereits wurden, in den 35 Wahlkreisen Deutschlands insgesamt sonstigen in Betracht kommenden Waren seien Männer-. in der Gegenwart die verhängnisvollsten Folgen 55 verschiedene Parteien auf. An sich ist damit im Vergleich Frauen- und Kinderkonfektion , Ledergalanteriewaren , kupferne gezeitigt hat und zu schwersten Befürchtungen zur vorigen Wahl eine Verringerung um neun Parteien zu Armaturen sowie Bestecke aus Nickel und ähnlichen Metallen für die Zukunft Anlaß gibt. Es muß festgestellt werden, daß die verzeichnen , doch ist dieser Rückgang weniger auf die bessere hervorgehoben . In der E i n f u h r u a ch Oesterreich wer¬ Gesamtbelastung des Kraftfahrwesens im Jahre 1930 schon Einstcht von Splittergruppen zurückzuführen , als darauf, daß den vor allem Reis , F i schko n se r v e n, Orangen und rund 24 Millionen Schilling betrug und dann auf die Kreiswcchlleiter diesmal ziemlich viele Listen wegen ver¬ Mandarinen begünstigt sein. Der österreichische Exporteur, gegenwärtig etwa 64 Millionen Schilling gestiegen ist, wovon schiedener Formfehler zurückweisen mußten. welcher die Vorteile des neuen Dienstes in Anspruch zu neh¬ ungefähr 50 Millionen auf die Abgabenbelastung für B e- men beabsichtigt , hat sich zunächst bei seinem Fachverband oder, triebsstoffe, der Rest auf sonstige Sonderbelastungen ent¬ Ein Besuch Schleichers in Rom? falls ein solcher nicht besteht, bei der für ihn zuständigen Han¬ fallen. Paris, 5. Nov. Das „Journal des Debats" veröffentlicht die delskammer zu vergewissern , ob der betreffende Artikel über¬ Die Sonderbelastung ist hiedurch in Oesterreich aus über sensationelle Meldung eines Mailänder Gewährsmannes, der haupt unter die Begünstigung des Systems fällt. Wenn dies zutrifft, hat er im Wege seines Verbandes oder der Handels¬ fünfzehnhundert Schilling pro Automobil gestiegen und stellt aus sicherster Quelle erfahren haben will, daß General von kammer ein Ansuchen an das Oesterreichische Kreditinstitut für die absolut höchste Belastung des Kraftfahrwesens auf der Schleicher vor einigen Wochen geheim nach Italien öffentliche Unternehmungen und Arbeiten in Wien zu richten gereist sei und dort Unterhaltungen mit Mussolini und ganzen Weit dar. mit dem Kriegsminister GeneralG a z e r r a geführt habe. Bei aus welchem die Art der Ware, die Menge und die Adresse der italienischen Abnehmer heroorgehen . Zur Vereinfachung de- Hiebei ist zu beachten , daß die Abgaben vor allem den Be¬ den Besprechungen sollen Möglichkeiten jeder Art Geschäftsganges werden vertrauenswürdige Expor¬ triebsstoff betreffen , und drei Viertel des Betriebs- behandelt worden sein. Ein schriftlicher Vertrag sei jedoch nicht teure im Rahmen der verfügbaren Kontingente ft o f f ko n su ins auf die Kr a f t f a h r g e w e r b e, die Last¬ zustande gekommen. krafttransportunternehmungen , Automobillinien , Kraftdrosch¬ auf kurze Zeit Teilkontingente ken und die übrigen Nutzfahrzeuge entfallen, so daß gerade eingeräumt erhalten. Sobald der Exporteur die Verständigung diese, in schwersten Existenzkampf verstrickten Berufsgruppen Italien und Ungarn. über die Genehmigung seines Ansuchens in Händen hat, kann den größten Teil der Steuerbelastung auf sich nehmen müssen. Budapest, 5. Nov. Die engen politischen Beziehungen er die Ware zur Absendung bringen. Hiebei hat er strengsten- Es steigert sich die vorerwähnte Durchschnittsbelastung von zwilchen Italien und Ungarn sind in diesem Jahr durch ver¬ darauf zu achten, daß den Versanddokumenten , also Fracht¬ 1500 8 bei diesen Gruppen auf 3000 bis 5000 8 pro Wagen schiedene öffentliche Demonstrationen besonders herousgestellt brief und Postbegleitadresse , ein besonderes Formular, die jährlich und noch darüber. Hiebei darf nicht unerwähnt blei¬ worden. Im Sommer erfolgte ein großzügiger Iugendaus- Verzollungsbeftätigung angeschlossen wird, die ihm. mit der ben, daß das Kraftfahrwesen überdies durch die hohen Kosten taufch, im Herbst erschien eine Delegation der Spitzenorgani¬ italienischen Freimarke versehen , gelegentlich der Bewilligung belastet ist, welche im Betrieb durch den schlechten Z u - sation der ungarischen gesellschaftlichen Verbände bei Muss o- des Ansuchens ausgefolgt wird. Die Berzollungsbeftätigungen stand unserer Straßen dauernd verursacht werden. l i n i und überreichte ihm eine Dankadresse mit den Unter- müssen von dem Zollamte des Einfuhrlandes, also beim Export Es bedarf wohl keiner näheren Beweisführung, daß eine nach Italien vom italienischen Zollamte, entsprechend aus- solche ungeheure Belastung mittlerer und kleiner gewerblicher zefertigt werden, denn auf diese Weise wird der Nachweis Unternehmungen in der gegenwärtigen furchtbaren Wirt¬ schaftskrise die schwerste Gefährdung ihrer Existenz bedeutet Okkasion in Kleidern erbracht, daß die Ware wirklich zum Versand gelangt und nach Italien ausgeführt worden ist. Die Verzollungsbestätigungen und schon jetzt zu zahlreichen Zusammenbrüchen geführt hat. Wir geben unseren P . T. Damen Gelegenheit zum gün¬ werden von Amts wegen an die Oesterreichisch -Jtalienische stigem Einkauf von Kleidern , darunter Modelle der vergan¬ Aktiengesellschaft geleitet und bilden die Grundlage für die Die Zahl der am 30. September 1932 in Betrieb befind¬ Liquidierung der Begünstigungen. lichen rund 2300 Autobusse , 15.000 Lastkraftwagen und 5200 genen Saison , zum Preise von 10 bis 40 Schilling. Auch als Schließlich sei noch ausdrücklich festgehalten , daß die Be¬ Weihnachtsgeschenk sehr zu empfehlen. Kraftdroschken zeigt, daß es sich hier nicht um Einzelinteressen, willigung eines Ausfuhrkredites noch keineswegs die sonstigen sondern um das Wohl vieler Zehntausender von Menschen O^e^ioC-J^aikr für
Samstag , den 5 . November 1932. „InnsbruckerNachrichten' Nr . 256 . Seite 3. Die Wahlen in Deutschland. schaft für Hugenberg optiert , aber es frägt sich, wie groß ihr Einfluß im Volke ist und wie weit sie selbst ihre Leute in der Die Kriegsschuld Italiens. Hand haben . Die Begeisterung , mit der Hitler auf seinem Im Verlag von K. F . K o e h l e r , Leipzig , ist soeben unter Zum vierten Male in diesem Jahre wird morgen das gesamte deutsche Volk zu Wahlen ausgerusen . Ein neuer Reichs¬ mehr als dreiwöchigen Deutschlandfluge überall im Ost und dem Titel „Die Verantwortlichen im Weltkriege " ein Buch Norden , im Süd und West, von Arbeitern und Bauern emp¬ von dem bekannten politischen Schriftsteller Erich Czech- tag soll gewählt werden und von dem Ergebnis der Wahl fangen wird , spricht eine andere Sprache . Selbst im Rhein¬ I o ch b e r g erschienen . Der Verfasser schildert mit schonungs¬ dürste es abhängen , ob in Deutschland parlamentarisch regiert werden kann oder ob der gegenwärtige Notverordnungs¬ land , in Westfalen , in der Pfalz und in Baden war der Er¬ loser Offenheit die Schliche und Ränke , Fehler und Schwä¬ zustand aufrechterhalten bleiben muh . Diese Entscheidung wird folg der Riesenkundgebungen durchschlagend. Ein Ereignis chen, aber auch die Leistungen und Vorzüge der Erreger und am wesentlichsten von dem Wahlersolg der Nationalsozialisten scheint auch nicht ohne Bedeutung . In Karlsruhe, wo Beherrscher des Weltkrieges . So ist es nach dem Buche selbst beeinflußt . Können sie ihre dominierende Stellung aufrecht¬ heute noch eine schwarz-rote Regierung amtiert , überreichten dem politischen Laien möglich , sich ein richtiges Bild von den über hundert badische Gemeinden Hitler die Ehrenbürger¬ politischen Ursachen, die zum Weltkrieg führten , und den Män¬ erhalten ? Werden sie Anhänger verlieren ? Und bleibt es bei dem von Hitler bisher verfolgten legalen Kurs ? Das sind urkunde . Auch die Versammlungen der anderen führenden nern , die ihn verschuldeten und durchsührten , zu machen . Wir Politiker der nationalsozialistischen Partei , so von Goebbels, errtnehmen dem empfehlenswerten Buche jenes Kapitel , das Fragen , die heute das gesamte Deutschtum beschäftigen . Im Nachstehenden verösfentlichen wir eine Zuschrift , die die An¬ Gregor Straffer , Göring , Rosenberg , Frank II usw ., weisen die Kriegsschuld Italiens , bzw . seines Außenministers Son- sicht eines nationalsozialistischen Führers durchwegs Massenbesuch auf , so daß die W a h l m ü d i g k e i t, nino, darlegt. zum Ausdruck bringt: auf die man die letzte Hoffnung setzt und die auch bei einigen Gemeindewahlen sich kundtat , nicht gar so ins Gewicht fallen Die Stellung Sonnir .os war im Rate der Vier wirk¬ Die letzten Wahlen am 31. Juli d. I . standen im Zeichen dürfte . Auch das Ergebnis der Gewerbekammerwahlen des lich nicht beneidenswert . Der Londoner Vertrag war des Sieges der nationalsozialistischen Bewegung . In beispiel¬ letzten Sonntags in ganz Sachsen war für den National¬ eigentlich mit der Vernichtung Oesterreich -Ungarns zweifellos losem Aufstieg hatte Adolf Hitler die Zahl der Stimmen sozialismus überraschend günstig und brachte ihm die absolute vernichtet worden , ganz zweifellos : seine Basis fehlte . Es seiner Anhänger von 6.3 Millionen im September 1930 auf Mehrheit in dieser Körperschaft . Nicht unerwähnt bleibe , daß fehlte Sonnino aber auch die m o r a l i s che Basis. Zu¬ 13.7 Millionen vermehrt . Keine Partei des Reiches kann auf zwei hervorragende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gegeben : Die Politiker der Entente waren Schuld an dem einen ähnlichen Erfolg zurückblicken. Als die Sozialdemo¬ in letzter Zeit sich offen gegen Papen und sein System ausge¬ Kriege , sie haben Kriegspolitik getrieben , haben sie so lange kraten im Jahre 1928 es auf 9.1 Millionen Stimmen gebracht sprochen haben ; es war dies der seinerzeitige Reichsbankpräsi¬ betrieben , bis der Krieg ausbrach , jener Krieg , von dem ein hatten , trug Präsident Generalfeldmarschall von Hinden- dent Schacht und der frühere Gouverneur von Ostafrika, brftischer Publizist sehr richtig sagt : „Er mußte einzig und burg kein Bedenken , den Führern der Sozialdemokraten als Dr . Schnee. allein deshalb ausbrechen , weil jeder an ihn glaubte ." der damals stärksten Partei den Kanzlerposten und die ma߬ Alle glaubten an diesen Krieg , alle rüsteten ; so brach er aus, Stark verbreitet und nicht bloß von der linksgerichteten, gebenden Stellen in der Regierung und damit die Macht im auch wenn im letzten Augenblick drei Monarchen das Men¬ sondern auch von der Regierungspresse gefördert , wird die Staate zu überantworten , obwohl die Sozialdemokraten da¬ schenmöglichste taten , die ins Rollen gekommene Lawine auf¬ Ansicht, daß die k o m m u n i st i s ch e P a r t e i starken Zulaus mals nur über 29.8 Prozent verfügten gegen 37.2 Prozent zuhalten . Sie waren Frevler , die Politiker der Entente , und erhalten werde ; ja man spricht von hundertfünfzig und mehr Wähler , die am 31. Juli nationalsozialistisch wählten. weder Clemenceau noch Lloyd George , auch nicht Mandaten . Fast scheint es, als wäre man darüber erfreut. Anders bei Adolf Hitler. Ehrgeizige Junker und inter¬ Wilson, der den amerikanischen Finanziers die Kastanien Das stimmt freilich mit der Parole der Wahlmüdigkeit nicht national verflochtene Bank - und Industriekreise , denen aus dem französischen Feuer geholt hatte , waren schuldlos an ganz . Immerhin kann es nicht Wunder nehmen , wenn eine Nationalgefühl schon blutmähig fremd war , wußten den dem Krieg . Dennoch und dennoch : Es waren gefährliche Span¬ grundsätzlich oppositionelle Partei bei der jetzigen gewiß zum Reichspräsidenten dahin zu beeinflussen , daß er in der histori¬ nungen gewesen zwischen den Mittelmächten und Frankreich- Teil durch die Regierungen verschuldeten Notlage an Stimmen schen Unterredung vom 13. August des Jahres Hitler lediglich England . Noch mehr zwischen Oesterreich—Serbien —Rußland. gewinnt . Insbesondere soll die unzufriedene Wählerschaft der Diese Spannungen hätten vielleicht auch ohne Krieg aus¬ dm Posten des Vizekanzlers anbot . Hitler , der Mann aus sozialdemokratischen Partei , die durch ihre verfehlte Politik geglichen werden können , möglich. dem Volke, lehnte es folgerichtig ab, einigen hohen Herren als überall an Ansehen verloren hat , sich zum Teil kommunistisch Als sie ausgelöst wurden , diese Spannungen , als die Kriegs¬ Staffage zu dienen . Die Regierung P a p e n entschloß sich orientieren wollen . Auch das Zentrum, das allerdings maschine raste , da starrten auch die am Kriege schuldigen daraus , den am 12. September des Jahres einberufenen über einen sicheren Stock von Wählern verfügt , hat diesmal Reichstag , der zum erstenmal eine ausgesprochene Rechtsmehr¬ Politiker entsetzt in den Brand : Nie haben sie sich den Krieg einen harten Stand , da es noch an den Folgen der roten Koa¬ in diesem Ausmaße gedacht . . . heit gehabt hätte , aufzulösen ; ein Vorgang , der von hervor- litionspolitik leidet und so manche Konjunkturwähler zu Papen So konnten die Männer der Entente immerhin den An¬ rageirden Verfassungsjuristen als verfassungswidrig bezeichnet schwenken wollen . Auch einer der Führer des schlesischen spruch erheben auf den guten Glauben : Wir waren überzeugt, wird . Vor der Auflösung hat dieser Reichstag der Regierung Zentrums , Graf B a l l e ft r e m, hat sich von dem Zentrum daß nur der Krieg die Spannungen auslösen konnte . Wir Papen das Mißtrauen mit überwältigender Mehrheit aus¬ öffentlich losgesagt . Weniger berührt durch diese Krise im wußten nicht, daß der Krieg so aussah . Nie zuvor hat es ein gesprochen . Daran knüpften sich lebhafte Auseinandersetzun¬ Zentrum wird deren Ableger , die bayerische Volks- solches Ringen gegeben. gen der Presse , die in einem „Offenen Brief " Hitlers an Papen p a r t e i, die auch diesmal mit ihrem partikularistischen Wahl¬ Welche Spannungen aber gab es zwischen Oester- gipfelte , der seine tiefe Wirkung auf die Nation nicht ver¬ schlager in die Schlacht zieht . Das Sterben der kleinen Par¬ fehlt hat. reich und Italien? Diese Handvoll Trento etwa ? Dieses teien wird auch wohl in dieser Wahl trotz der vielen gekop¬ Nunmehr sind die Fronten entschleiert. Hinter sieche Triest ? Beides hatte Franz Joseph doch Italien ange- pelten Listen weiter grassieren. boten? Hugenberg , dem Führer der deutschnationalen Volkspartei, einer sehr umstrittenen Persönlichkeit , sammeln sich die Air- Eines kann aber voraussichtlich angenommen werden : Die Sonnino schuf Konflikte . Blähte sie künstlich. Forderte mit Hänger Papens , der dadurch auf Zulauf aus den Kreisen der nationalsozialistische Partei wird wieder als st ä r k st e Partei seiner plmnpen Erfindung , dem „8acro egoismo “, Konflikte sterbenden Parteien der Mitte hoffen kann . Ob es der amtlich in den Reichstag einziehen und eine Regierung , in der diese heraus . Schickte 600.000 Italien erindenTod, obzwar unterstützten Aktion der Hugenbergleute gelingt , aus Kreisen größte Partei , die Deutschland jemals hatte , nicht maßgeben¬ er wissen mußte , daß sie mutwillig geschlachtet wurden . Der des Zentrums und des Nationalsozialismus einen nennens¬ den Einfluß hat , wird auch vor dem neuen Reichstag nicht Italiener kämpfte für kein verzweifeltes Vaterland wie der werten Zustrom zu erhalten , ist schwer zu entscheiden. Wohl bestehen können . Das Rad der Zeit läßt sich nicht zurück- Franzose , der Belgier , kämpfte nicht um sein Primat auf dem haben die Vorstände großer Verbände , wie der Stahlhelm, schrauben . Daß der 6. November diese Erkenntnis unter¬ Meere , auf dem Weltmärkte , wie England . Sogar die Ver¬ der Nationalverband deutscher Offiziere , der alldeutsche Ver¬ streichen wird , ist die Hoffnung der Auslanddeutschen , beson¬ einigten Staaten konmen einen Affront der Deutschen aus band , wirtschaftliche Körperschaften und Männer der Wissen¬ ders in der Ostmark. dem U-Bootkrieg konstruieren , was konnte Sonnino? ■w .. . . W Oe 11-32 1 ffe 'cht, SCHICHT WEICHWASSERMETHODE . . . . SCHNEILER UND SPARSAMER ! (Nachdruck verboten .) 4 „Den nachhaltigsten Eindruck, Miß Parker ?" griff er ihre sie malt . Es muß zu Ende damit kommen . . . Mabel Parker? letzte Frage auf , bedachtsam sprechend, während er ihre fein¬ . . . Das Schicksal tat doch nichts umsonst . Es ging seine Wege Spielzeug der Liebe. modellierte Rechte mit dem wachwerdenden Auge des Künst¬ lers abtastete . „Es hat mich drüben manches gefesselt: Ihr nicht ohne bewußten Zweck. Und das Schicksal für C. L. Falk Söhne hieß nun eben Mabel Parker . . . Roman von Fritz Gantzer. Land an sich in seiner unerhörten Weite , der ungeheure Ver¬ Karl Falk atmete tief, streifte während einer fahrigen Hand¬ kehr in seinen Großstädten , das starke, mir mitunter übertrieben bewegung ungewollt Mabels Kleid . Von Mabel nicht be¬ Die Förmlichkeit der Vorstellung gab Mabel zu flüchtiger stark vorgekommene Nationalgefühl Ihrer Landsleute . Man¬ merkt, von ihm nur wie etwas Ungewisses empfunden , mehr Begutachtung der äußeren Erscheinung Kornelius ' Gelegen¬ ches noch. Es stürmt auf den , der zum ersten Male drüben ist, geahnt , gedacht. Und ihn doch in ein Gefühl tauchend , das ihn heit . Sie konnte befriedigt feststellen, daß er in Figur und ja so vieles , so viel Neuartiges ein, daß es schwer ist, zu sagen, erschauern ließ . . . ihm die Klarheit seines Denkens nahm . . . Haltung keinen ungünstigen Eindruck machte . Das lichtblonde, was den stärksten Eindruck hinterlieh ." lockige Haar ließ es sogar zu einer zärtlichen Anwandlung in Ludwig mußte zum zweiten Male fragen , ob man nun nicht Mabel dachte: Ich habe ihn richtig eingeschätzt: er weiß nicht, an die Besichtigung des Werkes gehen wolle , da Mister ihr kommen . Sie liebte das an den jungen Männern , wenn was er will . Er ist unentschieden . Er redet um die Dinge Parker . . . sie lichtblond waren . Ihr Tennispartner drüben , Gilbert Cla- herum . Ich will ihn in die Enge treiben , ihn vor den Kopf O ja , gewiß ! Er raffte seine zerstreut laufenden Gedanken rence , erfreute sich auch dieses Lichtblonds . Ebenfalls der stoßen . Sie sah ihn voll an. zusammen , bannte sie und zwang sie unter das Gesetz seines junge Hessel, mit dem sie schon zweimal von Pittsburg nach Ehikago geflogen war . Einmal mit der schweren Panne , die „Und die amerikanische Frau ? Ich meine , welches Urteil Willens . Bat die Hausdame , das Frühstück zu beenden und ihnen beiden beinahe das Leben gekostet . . . Und Kornelius gewannen Sie über die ?" hatte , ehe er sich dann nach Fräulein Schwerdtsegers Er¬ Falks Augen . . . nun ja , schöne, große Augen . Aber zuviel Kornelius lächelle knapp . Es mochte ein wenig spöttisch sein, laubnisgabe von seinem Platze erhob , ein Bonmot für Mabel, Weiche, zuviel Träumerisches . Sich vorzustellen , daß er fliege? dies Lächeln . Etwa so: Du irrst , wenn du meinst! das sie lachend guittierre. Unmöglich ! . . . „Eine Gewissensfrage , Miß Parker . Selbst wenn ich Ihre „Ihr Vater ist glänzend ", sagte sie nachher zu Kornelius , als „Sie lernten unser Land kennen ? " fragte Mabel , als sie Geschlechtsgenossinnen drüben von einer unangenehmen Seite beide nach dem Weggang der drei Herren und Fräulein zwischen Vater und Sohn am Frühstückstisch saß. „Und kennen gelernt hätte , würde ich nicht so ungalant sein, es Ihnen Schwerdtsegers Abberufung durch hausfrauliche Pflichten wie gefiel es Ihnen ? Womit machte es den stärksten und zu sagen . Aber ich bin mit amerikanischen Frauen so gut wie allein waren und in einem Nebenraum Platz genommen nachhalligsten Eindruck auf Sie ?" gar nicht in nähere Berührung gekommen und darf mir daher hatten . „Er ist das , was man bei uns Gentleman nennt ." Kornelius stand mit seiner Tischnachbarin noch nicht im ein Urteil nicht erlauben ." Und nach kurzer Pause , als er Ma¬ „Er ist es ", pflichtete Kornelius rasch bei, eine leise Mi߬ Kontakt . Im Umgang mit Frauen überhaupt unerfahren , be¬ bels ungläubiges Gesicht beobachtete , fügte er hinzu : „Ich hatte stimmung empfindend . Er schob ein Glaskästchen mit Ziga¬ rührte ihn die Art Mabels als etwas besonders Fremdes . Sie übrigens einfach keine Gelegenheit , die amerikanische Frau zu retten näher zu ihr hin . „Bitte sehr, wenn Sie rauchen möch¬ war so ganz anders , als er es von Gundeline her kannte . Die studieren , und — offen gestanden — wenig Interesse ." ten , Miß Parker ?" stille, feine Zurückhaltung , wie er sie an dem Nachbarskinde Karl Falk hatte während seiner Unterhaltung mit John „Gern . Eine meiner wenigen Untugenden ." Sie nahm das schätzte, schien der Amerikanerin nicht eigen . Viel Selbst¬ Parker und Ludwig das Gespräch der beiden mit halbem Ohr von ihm gereichte Feuer und blies nach dem Anzünden einen bewußtsein sprach aus ihr , offenbar in erster Linie von dem belauscht. Trotz der Genugtuung , die er empfand , daß Kor¬ feinen Rauchfaden aus dem graziös gespitzten Munde . Und Stolz , Amerikanerin zu sein, erzeugt und getragen. nelius sich den Dingen einfügte , peinigte ihn eine leise eifer¬ Sie ?" Kornelius hätte nicht behaupten mögen , daß ihm Mabels süchtige Regung , der er sich, obwohl er es wollte , nicht er¬ „Ich rauche nicht." Art unsympathisch gewesen wäre . Er fand sich mit ihr nur wehren konnte . Es wirbelten ihm allerlei törichte Dinge durch „Nur jetzt nicht ? Oder sind Sie überhaupt Nichtraucher ? . . . nicht sofort ab , seine Einfühlungsmöglichkeit litt unter der ihm das Hirn , Vermutungen , Pläne , Vorstellungen . Er dachte: So ?" Sie lächelte und strich mit einer schnellen Bewegung anhaftenden Schwerfälligkeit und fand sich nur allmählich zu¬ Ja , aber hier daheim hat der Junge Interesse ! Neigung zu der Linken über ihr kurzgeschnittenes braunes Haar . „Also recht. einer Gärtnerstochter . Neigung , so weit gehend schon, daß er auch darin enthaltsam . . . Für Frauen kein Interesse , für Ta-
Seite 4. Nr. 256. .Innsbrucker Nachrichten' Samstag , den 5. November 1932. Clemenceau, nicht Lloyd George, nicht Kitchener und nicht Schwung seiner Gedanken , und dabei doch pedantisch sorgfältig sich durch Verdunstung allmählich senken , denn die übrigen Ioffre ahnten, daß sich die Leichen zu Bergen türmen würden, und bis ins Detail gehend durchgerechnet und fundiert. Antlant- Zuflüsse des Mittelmeeres seien verhältnismäßig sehr gering. daß es einen Gaskrieg geben würde, der ganze Landstriche ropa ist der Name für den neuen Weltteil, der aus dem Die erste Etappe bei Durchführung des Projektes wäre also die mit seinem Gifthauch verpesten würde, sie wußten zu Beginn Errichtung der Staudämme. Zunächst jenes von Gibraltar, der des Krieges noch nicht viel von weittragenden Geschützen , die Europa und Afrika verbände. Die engste, rund vierzehn Kilo¬ auf hundert Kilometer trugen, und Sprengungen, die ganze meter breite Stelle der Straße von Gibraltar wäre jedoch Berge samt drei Brigaden darauf zum Teufel schicken wür¬ wegen ihrer besonderen Tiefe nicht die zweckmäßige , die hie- den. . . für geeignete Strecke läge vielmehr zwischen den Cabezos-Rif- Sonnino aber kannte die furchtbare Welle, in die fen und der Bucht von Tanger. er seine Italiener peitschte . Es bleibt der G eschichte über¬ lassen , das Urteil zu fällen , ob Südtirol , das Dieser Staudamm wäre zugleich eine Kraftstuse zwischen tote Triest , das abgestorbene Pola und Fiume dem Atlantischen Ozean und dem Mittelmeer, aus der man 600.000 Leichen wert gewesen . . . so viel Elektrizität gewänne, daß man bereits mit der Sen¬ Sie waren nicht sentimental, die „vier Großen". Aber sie geographischen Zusammenschluß Europas mit Afrika gewon¬ kung und Ableitung des Mittelmeeres in die Sahara begin¬ verachteten ihn doch, diesen Sonnino, der mit einem nen werden soll. Sein Schöpfer ist HermannS o e r g e l, der sich nen könnte. Male, anstatt einer der Diktatoren des Friedensvertrages zu bereits vor Caillaux mit dem Gedanken befaßt hat, aus werden, zu einem Bittsteller wurde, der nicht abzuschütteln Bei Gabes an der Kleinen Syrte soll zu diesem Zweck nun war. Afrika und Europa eine Wirtschaftseinheit ein kurzer Stichkanal bis zum Salzsee Schott el Djerid gebaut „600.000 Tote hat uns der Krieg gekostet , in den ich Italien zu schweißen . Er ging dabei von dem Grundsatz aus, daß werden. Von diesem Sammelbecken aus, wo das Wasser vom gepreßt. . . was wird das Volk sagen, wenn ich mit leeren die Technik autonom sei und als ursprüngliche Kraft Wirtschaft Salzgehalt befreit wird, soll es dann in die für Plantagen¬ Taschen nach Hause komme?" und Polstik bestimme . Er stellte sich damit in bewußten Gegen¬ zwecke geeigneten Gebiete der Sahara geleitet werden. Die Und eine Träne im Auge fügte er mit bebender Stimme satz zu den Ueberklugen von Versailles , die der Ueberzeugung Kraft hiezu liefert die Kraftstufe Mittelmeer-Schott el Djerid. hinzu: „Ich bin ein Verbrecher . . ." Keiner widersprach. waren, daß es umgekehrt ginge, daß nämlich die Politik die Sobald auf diese Weise der Wasserspiegel des Mittelmeeres um Entwicklung der Wirtschaft bestimmen könne. Soergel hält an 50 Meter gesenkt ist, könnten die inzwischen fertiggestellten Kraftwerke bei Gibraltar zu arbeiten beginnen, um mit ihrer Molto fumo, poco arosto . . . viel Lärm um nichts: D' A n- der Priorität der Technik fest, und sein Projekt steht und fällt Hilfe die weitere Senkung des Mittelmeeres bis auf den ge¬ n u n z i o als Dichter ebenso begnadet wie als Heros komisch, daher mit seiner technischen Durchführbarkeit . Der grundlegende wünschten Stand durchzuführen . Es ist nun auch an eine besetzte Fiume mit viel fumo . . . es sah beinahe nach Krieg Gedanke des Projektes ist die aus (wenn die Serben finanziell oder sonst gerüstet gewesen Senkung des Mittelmeeres durch Absperrung seiner Zuflüsse Teilung des Mittelmeeres wären.) Poco arosto : es ist für Italien herzlich gleichgültig, und die Bewässerung der Sahara, in eine westliche und östliche Hälfte gedacht , die durch einen ob in dem sterbenden Kleinstadtfetzen — ein Stückchen haben Damm zwischen Sizilien und Tunis erfolgen soll. Da Afrika sich die Jugoslawen doch ergattert — das „Rosso-bianco- wodurch riesige Flächen neuen Kulturlandes gewonnen wür¬ und Sizilien durch das infolge der Senkung des Wasserspiegels verde“ oder die jugoslawische Flagge im Seewinde knattert. den. Soergel beruft sich dabei auf die Forschungsergebnisse der austauchende Neuland sehr eng aneinanderrücken würden, wäre Wilson hat aber nicht durchgehalten . Wenn es sich um Geologen, wonach an Stelle des Mittelmeeres einst, das heißt dieser Damm verhältnismäßig kurz. Die Straße von Deutsche handelte, gab es plötzlich trotz aller Selbst¬ vor etwa fünfzigtausend Jahren, zum großen Teil trockenes Messina würde sich gleichfalls leicht sperren lassen. Das bestimmung militärische Grenzen: Den „ Brenner". Land war. Das Mittelmeer in seiner gegenwärtigen Ausdeh¬ westliche Mittelmeer würde mit Rücksicht auf seine zahlreichen Wie es in der Tschechoslowakei mit einem Male „historische nung sei erst entstanden , als gegen Ende der letzten Eiszeit die bedeutenden Küstenstädte bloß um hundert Meter, der öst¬ Grenzen" gab, um 3*4 Millionen Deutscher in den Rand¬ Eismassen im nördlichen Teil des Atlantischen Ozeans schmol¬ liche Teil des Meeres um zweihundert Meter gesenkt gebieten dem Tschechenstaate einzuverleiben . Bozen, das zen und das aaschwellende Wasier durch die Pforte von Gibral¬ werden, wodurch neuerlich eine Kraftstuse bei Tunis gewonnen weinumrankte , herzglühende , von Walther von der Vogel¬ tar in das tiefer gelegene Mittelmeerbecken strömte und das würde. weide bis Scheffel liederumsungene , ist verloren: Schwä¬ Land bis zu den heutigen Küstengebieten überschwemmte . Man rende Wunde auch in einem Verhältnis Deutschlands zu müßte also — so meint Soergel — den weiteren Zufluß aus Die gesamten Wasserkraftwerke würden nach Soergels einem modernen, aufstrebenden , aufrechten , also faschistischen der Atlantik bei Gibraltar, der zirka 88.000 Kubikmeter in der Berechnungen einen Kraftgewinn von 150 Millionen Pferde- Italien, das an den Intriguen eines freimaurerischen Barons Sekunde beträgt, durch einen Staudamm sperren und kräften bringen. An neuem Kulturland würden durch die (Intriguen, die zu primitiv sind, um macchiavellisch zu sein) das gleiche auch bei den Dardanellen tun , wo in der Bewässerung Nordafrikas drei Millionen Quadratkilometer, keine Schuld und keinen Anteil hat . . . Sekunde zirka 14.420 Kubikmeter Wasser aus dem Schwarzen im östlichen Teil des Mittelmeeres 492.000 Quadratkilometer Meer zufließen , und der Wasserspiegel des Mittelmeeres würde und im westlichen 84.000 Quadratkilometer , zusammen also B4 Atlantropa. dreieinhalb Millionen Quadratkilometer gewonnen werden. Für Europa brächte die Durchführung des Projektes Das „N. W. T." schreibt : Josef Caillaux, der ehemalige mannigfachen Gewinn. Abgesehen davon, daß das überaus französische Ministerpräsident , hat kürzlich in seinem Wiener fruchtbare Neuland des Mittelmeeres und Nordafrikas für die Vortrag einige Ratschläge zur Behebung der Weltkrise erteilt. Besiedlung durch den europäischen Menschenüberschuß beson¬ Darunter: Rasche Besiedlung Afrikas und seine ders geeignet wäre, ungeachtet dessen , daß sämtliche Arbeits¬ Einbeziehung in den europäischen Wirtschaftsraum . Die Be¬ lose beim Bau der Dämme Beschäftigung fänden, daß auch die gründung ist nicht neu. Europa ist zu klein geworden. Es Industrie neue Absatz - und Rohstoffgebiete erhielte, könnte ist übervölkert, seine Menschen sind zu eng aneinandergedrängt, man mit der aus dem ungeheuren Wasserkraftwerken ge¬ es herrscht eine wahre Stickluft . Ungeheure Menschenmassen sind durch den Vormarsch der Maschine aus ihren Arbeits¬ stätten gedrängt, sie suchen nach neuem Erwerb, nach neuer IDmtezmäntei wonnenen Elektrizität alle europäischen Staaten ausreichend und nach einem bestimmten Zeitraum gratis beliefern. Dieses Großkraftnetz wäre zugleich auch die Gewähr für den Betätigung. Amerika und die Kolonien sind versperrt, Aus¬ schm Frieden der Nationen und somit das wahre Völkerbündnis. wanderung ist so gut wie unmöglich . Aber nicht nur die Men¬ Die Verwaltung des Kraftnetzes wäre eine übernationale In¬ schen , auch die europäischen Waren und Produkte brauchen MMq, stitution, der sich alle Teilnehmerstaaten folgsam unterordnen neue Gebiete für ihren Absatz , die Maschinen warten auf neuen yut mühten. Die Eintracht der europäischen Völker wäre schon Rohstoff. Kolonisation wäre der Nächstliegende Gedanke. Er¬ durch das große gemeinsame Interesse gewährleistet , es gäbe schließung eines neuen Lebensraumes für die abendländische s 47.- , 55.- , 63 .- , 72 .- keine Kriegsursachen mehr und keine Ausgaben für Rüstungen. Zivilisation— aber wo? Europa wäre als selbständige Wirtschaftseinheit sowohl von Dle Antwort darauf gibt Atlantropa. Verneschen Phantasiegebilden jekt eines deutschenTechnikers, Was das ist? Kein utopischer Wunderfilm und auch keines von den Jules . Sondern das kühne Pro¬ durch die Gewalt seiner Dimensionen phantastisch anmutend , hinreißend durch den £odm &auc' Amerika unabhängig wie auch gegen Asien gefeit. Was kostet Atlantropa? Die wichtigste Frage ist wohl der Kostenpunkt . Was kostet die Schaffung des Atlantropas? Soergel weist darauf hin, bak ebenfalls nicht. . . Haben Sie überhaupt keine Untugend, komponiere . Ich habe nicht genügend Interesse für das Ge¬ Kornelius Falk hob nur die Schultern. Trat an das Fenster, Mister Falk?" schäft. Ich bin kein Kaufmann." durch das man das Grün des Claafenfchen Grundstücks sah „Sie verallgemeinern zu Unrecht , Miß Parker. Abgesehen Mabel brachte den Zigarettenrest im Aschenbecher zum Er¬ und beobachtete , daß Gundeline vor die Tür trat. Etwas davon, daß man Interesse für Frauen doch nicht als eine Un¬ löschen . Tat das sehr gründlich und gedankenvoll und schür- Wundes, Wehes quoll unvermittelt in ihm auf. Als er sie tugend bezeichnen kann. . ." telte den Kopf. nicht mehr sah, wandte er sich langsam ab. „Eine gewisse Art des Interesses wenigstens nicht", schob sie „Merkwürdig und schlimm . Und natürlich hat Ihr Vater Mabel starrte gedankenverloren auf ihre schon wieder er¬ recht. Denn die von Ihnen aufgezählten Dinge sind für einen loschene Zigarette. Als sie seinen Blick auf sich ruhen fühlte, betont ein und streifte lächelnd die Asche von ihrer Zigarette. Kaufmann tatsächlich Untugenden . Der Kaufmann soll rechnen, warf sie diese mit einer hastigen Bewegung in die Aschenschale „Meinetwegen: eine gewisse Art des Interesses nicht als kalkulieren, disponieren und Gott weiß was noch. Aber und erhob sich ruckartig. Untugend gilt, so bezog sich meine Bemerkung während unserer dichten? Mister Falk, ich bitte Sie, das macht doch ein Kam- Unterhaltung bei Tisch nur auf amerikanische Frauen." „Wollen Sie unseren Garten sehen?" fragte Kornelius, nur mann nicht! Das ist widersinnig und unpraktisch ." um etwas zu jagen. „Pes, Mister. Schmeichelhaft für uns drüben. Für mich Sie halte sich in eine starke Erregung hineingeredet , die also auch. Oder schließen Sie mich aus?" ihrer Stimme Schwung, Hast gab, ihre Augen m t einem Tür. Sie nickte wortlos und schritt durch die von ihm geöffnete Er lächelte leichthin, etwas gequält. dunklen Leuchten erfüllte. Ihre Erscheinung hatte gewonnen. „Natürlich." Der kühle Gesichtsausdruck war von belebenden Reflexen über¬ 4. „Danke. Und nun zu meiner Frage. Haben Sie eine Un¬ zittert und verschönte ihre Züge. „Wünschen Sie, daß mein Sohn sofort kommt , Mister Par¬ tugend?" Kornelius beobachtete sie mit einer Art peinliche : Ueber- ker?" fragte Karl Falk, als sie nach Besichtigung der Fabriks¬ Er mußte sehr lebhaft an Gundeline Claasen denken. . . raschung und dachte: Gundeline, ja, wenn ich Gundeline ein anlagen und der Konferenz mit den leitenden Herren des Be¬ Die Gegensätzlichkeit ihres Wesens zu dem, das dieser ameri¬ Gedicht vorlese , dann macht es ihr Freude, und einer neuen triebes zu dritt im Privatkontor sahen, um eine letzte vertrau¬ kanische Besuch darbot, forderte förmlich dazu heraus. Stand Melodie lauscht sie mit Hingabe. Und dann wird ihr Gesicht liche Besprechung zu pflegen. nicht eine leise Sehnsucht in ihm auf? Eine leise, klingende licht, und in ihren Augen ist ein tieferer Glanz. Diese Fremde Sehnsucht nach dem grünen Winkel im Nachbargarten und John Parker verneinte, während er eine schwere , dicke dem warmen, lieben Kinde mit den goldblonden Flechten? aber klagt mich an . . . Mexiko für den Rauchgenuß vorbereitete. „Sie sind ein guter Anwalt meines Vaters, Miß Parker", „Ich hätte Sie zunächst erst gern allein gehabt, meine Und war hier in diesem Raume nicht alles grenzenlose Ober¬ sagte er aus dem letzten Gedanken heraus, als Mabel schwieg. Herren." flächlichkeit und Gleichgültigkeit? „Sie harmonieren mit ihm. Mit mir haben Sie offenbar gar Mabel beobachtete ihn in seinem träumerischen Versunken¬ keine Berührungspunkte ." Er rauchte, in den Genuß vertieft, ein paar Züge und be¬ sein, das ihn noch immer keine Antwort geben ließ. Sie sagte trachtete den Brand. Mabel nahm eine neue Zigarette und stieß den Tabak mit sich, daß ihn etwa« Außergewöhnliches beschäftigen müsse. einer harten Bewegung fest. „Ja , meine Herren, und wenn ich nun zur Sache kommen Oder war er der notorische Träumer, der wirklichkeitslose „Wie es scheint nicht. . . Darf ich um Feuer bitten? . . . darf, so kann ich Ihnen meinen Gesamteindruck nur dahin zu¬ Mensch überhaupt? Danke! . . . Indes " — sie blies eine kleine, kaum sichtbare und sammenfassend zum Ausdruck bringen, daß ich mit allem, was Er fühlte, daß ihre Augen sein Gesicht prüfend abtasteten, sofort sich auflösende Rauchwolke über die scharf gewölbten ich sah und hörte, zufrieden bi-r? zuckte leicht zusammen und machte sich von seinem Schweigen Fingernägel ihrer fein modellierten Rechten und lächelte be¬ Karl Falk atmete tief, richtete sich aus seiner bis jetzt etwas frei. tont — „wer weiß: vielleicht finden sich solche Punkte noch zusammengesunkenen Haltung in die Höhe und verneigte sich „Also, das war schon eine Untugend, Miß Parker, daß ich einmal." dankend zu seinem Gast hin, während Ludwig gelassen blieb so lange auf eine Antwort warten lieh. Verzeihen Sie! Außer¬ Sie schwiez einen Augenblick und betrachtete ihn aufmerk¬ und das Aneinanderklopfen der Fingerspitzen seiner gespreizt dem? Ja , Untugenden habe ich noch eine ganze Menge. Nach sam. „Ich glaube, Sie müßten noch einmal hinüber in unser gehaltenen Hände als gedankenloses Spiel fortsetzte. Ansicht meines Vaters wenigstens , ich Land — in dies Land der unbegrenzten Möglichkeiten . Ich male, ich Lichte ." (Fortsetzung folgt.)
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