Verabschiedung Dipl.-Med. Angelika Aisch 22. September 2021 - "Danke und Vergelt's Gott!" - Kinderzentrum St ...

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Verabschiedung Dipl.-Med. Angelika Aisch 22. September 2021 - "Danke und Vergelt's Gott!" - Kinderzentrum St ...
Verabschiedung
Dipl.-Med. Angelika Aisch
22. September 2021

„Danke und Vergelt’s Gott!“

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Verabschiedung Dipl.-Med. Angelika Aisch 22. September 2021 - "Danke und Vergelt's Gott!" - Kinderzentrum St ...
KJF-Direktor Michael Eibl bedankt sich bei der 40-Jahr-Feier bei Dipl.-Med. Angelika Aisch und ihrem
Team (li. im Bild Referentin f. Projektentwicklung, Logopädin Astrid Lamby) für ihre wertvolle Arbeit als
Ärztin und Leiterin des Sozialpädiatrischen Zentrums St. Martin

            Regensburg im September 2021                 schon     eine    Herausforderung       als
                                                         Mitarbeiterin dann auf einmal „Chefin“ zu
Liebe Frau Aisch, was gilt für Sie als                   sein. Aber ich denke, ich habe es sehr gut
Ärztin: Beruf oder Berufung?                             hingekriegt.

   „Ich wollte schon immer Ärztin werden                 Was war damals Ihr erster Eindruck vom
         und mein Beruf hat mich erfüllt.“               Kinderzentrum?
                                                         Da war das Kinderzentrum noch im jetzigen
Und jetzt nehme ich im Jahr meines 30-                   Internatsgebäude des Pater-Rupert-Mayer-
jährigen Dienstjubiläums Abschied aus dem                Zentrums in der Puricellistraße unter-
Kinderzentrum. Das ist eine lange Zeit.                  gebracht. Das Gebäude war nicht als
Zuvor habe ich als Kinderärztin in einer                 Kinderzentrum geplant, es war also eher
Praxis gearbeitet. Dann habe ich hier eine               schwierig. Was toll war, war das große
Anstellung bekommen – das ist gut                        Wartezimmer. Das war hell, freundlich und
gelaufen. Ich habe vorher in Regensburg                  einladend.
noch unterschiedliche Praktika absolviert,
unter anderem bei Dr. Judex Senior. Er hat               Und das aktuelle Haus in der
mich an Dr. Ostertag weiterempfohlen, ich                Wieshuberstraße?
habe mich beworben und eine Stelle als                   Das war anfangs eher notdürftig einge-
angestellte Ärztin im Kinderzentrum                      richtet, aber das Haus passt zu uns. Es ist
bekommen. Und seit 2005 bin ich Leiterin                 eine Kirche nebenan, es hat eine schöne
des Kinderzentrums St. Martin. Es war                    Atmosphäre, es lebt. Wir sind gemeinsam

                                                                                                        2
Verabschiedung Dipl.-Med. Angelika Aisch 22. September 2021 - "Danke und Vergelt's Gott!" - Kinderzentrum St ...
gewachsen und haben uns entwickelt.             diagnose Autismus. Das ist natürlich auch
Unser jetziges Wartezimmer war zum              dadurch bedingt, dass mehr Menschen an
Beispiel mal eine Turnhalle und mit             diese Diagnose denken als früher. Wir
Unterstützung von Sissi Riebeling und           haben dafür weniger bewegungsgestörte
Aktion Sonnenschein Regensburg e. V.            Kinder. Unser Auftrag als Sozial-
haben wir dann Stück für Stück                  pädiatrisches Zentrum ist es, die schwer-
modernisiert und umgebaut.                      behinderten Kinder zu versorgen. Die
                                                anderen gehen zum Kinderarzt. Wir haben
Wie hat die Arbeit Ihr Privatleben              auch viele Kinder mit Migrations-
beeinflusst?                                    hintergrund. Die Eltern schöpfen mit der
Das hat immer gut gepasst, da ich die           Zeit Vertrauen, das ist schön.
Wochenenden frei und keine Dienste hatte.
Das wäre mit drei Kindern sonst nicht           Wie haben Sie die Corona-Pandemie im
möglich gewesen.                                Kinderzentrum erlebt?
                                                Das war für alle eine große Heraus-
Was gehörte zu Ihren Aufgaben als               forderung. Für die Eltern war das sehr
Leiterin des Kinderzentrums?                    schwer. Vieles wurde auf Telefon und
Neben den typischen Aufgaben wie                Internet umgestellt. Da mussten aber viele
Mitarbeiterführung war mir der Patienten-       – auch wir – erstmal technisch aufrüsten.
kontakt immer sehr wichtig.                     Keiner war auf sowas vorbereitet. Wir haben
                                                sogar im Pfarrgarten Elterngespräche
    „Ohne den Kontakt zu den Patienten          gemacht – da waren wir kreativ, damit der
        könnte ich mir meine Arbeit nicht       Laden lief. Die Eltern waren ja komplett
 vorstellen. Als Ärztin möchte ich einfach      alleine mit ihren Sorgen und Nöten.
             mit den Menschen arbeiten.“        Schulen und Kindergärten waren zu. Die
                                                Therapieangebote für die Kinder sind
Was ist die wichtigste Aufgabe des              ausgefallen. Wir haben telefonisch versucht
Kinderzentrums?                                 Notdienste zu leisten. Uns wurden Videos
Neben allen Anschaffungen und dem               geschickt, die wir analysiert haben. Ein-
Fachwissen stehen die Arbeit am Kind und        gefallen ist uns eine Menge. Die Eltern und
die Elternarbeit im Fokus.                      die Kinder haben alles so gut hinge-
                                                nommen und akzeptiert. Sie waren über
   “Das Wichtigste ist es, mit den Kindern      jedes Angebot dankbar. Mal sehen, wie es
 und Eltern ins Gespräch zu kommen und          weitergeht.
     zu bleiben. Die Familien zu begleiten.
  Nicht nur für kurze Zeit, sondern länger.     Wo sehen Sie das Kinderzentrum in der
Ihnen zu zeigen, dass das Leben vielleicht      Zukunft?
      anders ist als sie sich das vorgestellt   Da spielen die bereits angefangenen
 haben – aber dass es trotzdem ein gutes        Aufgaben eine große Rolle. Zum Beispiel
                           Leben sein kann.“    die Arbeit mit Kindern, die Epilepsie haben,
                                                oder auch das Fortführen unserer Schmerz-
Wie hat sich das Patientenbild in den           ambulanz. Es gibt viele Kinder, die chro-
letzten Jahren verändert?                       nische Schmerzen haben und eine umfang-
Wir hatten von Anfang an viele Kinder mit       reiche Behandlung brauchen. Autismus ist
Sprach- und Bewegungsstörungen. Was             und bleibt ein wichtiges Themengebiet.
zugenommen hat ist die Verdachts-               Kinder mit spastischen Störungen be-

                                                                                          3
kommen von uns auch eine angemessene            saniert, es wird angebaut. Und ich wünsche
Behandlung und in enger Zusammenarbeit          allen, dass es gut wird.
mit Orthopädietechnikern die nötigen
Hilfsmittel.                                    Was würden Sie Ihrer Nachfolgerin
                                                raten?
Wofür sind Sie dankbar, wenn Sie                Wenn es erstmal angefangen hat, geht’s
zurückblicken?                                  schon weiter. Man muss jeden Tag leben
Allgemein bin ich zufrieden mit meinem          und Entscheidungen treffen. Und in einem
Leben und ich bin dankbar bei einer guten       guten Miteinander, was hier im Haus
Arbeitgeberin gewesen zu sein. Das muss         herrscht, wird es funktionieren. Man kann
ich sagen: Ich bin gerne bei der Jugend-        sich aufeinander verlassen.
fürsorge angestellt gewesen, das war ein
guter Platz für mich.                           Liebe Frau Aisch, wir wünschen Ihnen
                                                alles erdenklich Gute und bedanken uns
                  „Ich bin jeden Tag gerne      für Ihre hingebungsvolle Arbeit an den
                     zur Arbeit gegangen.“      jüngsten Menschen.

Was haben Sie im Ruhestand vor?
Ich pflege meinen Vater – das heißt, ich        Das Interview führte Olga Arnstein, Referat Presse-
                                                und Öffentlichkeitsarbeit der KJF
habe genug zu tun. Mein Mann ist schon
zwei Jahre zu Hause und wir fahren auch
gern Rad – uns wird nicht langweilig, wir
finden sicher etwas Schönes zu tun.

Was fällt Ihnen beim Abschied am
schwersten?

 „Gestern war eine Mutter da und meinte:
Schade, dass Sie gehen. Meine Tochter ist
   jetzt 21 und kennt Sie seit sie vier Jahre
      alt ist.“ Das ist schwer und zeigt, wie
   lange und intensiv die Betreuung geht.
 Das macht unsere Arbeit aus – und mich.
                 Diese Begegnungen haben
                              mich geprägt.“

Möchten Sie Ihren Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern etwas sagen?
Ich bedanke mich für die kollegiale
Zusammenarbeit, für das „Miteinander
Anpacken“. Ich wünsche mir, dass es im
Kinderzentrum so weitergeht – natürlich
mit neuen Ideen. Ich hoffe, dass ein gutes,
neues Haus gebaut wird. Im echten und im
übertragenem Sinne. Das Haus wird ja

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Angelika Aisch – nah bei den                      „Ich arbeite seit 2013 als ärztliche Kollegin
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Kindern und Familien, ihren
                                                  war es Angelika immer sehr wichtig, den
Sorgen und Nöten                                  Mitarbeitern viel Freiraum in der Arbeit und
                                                  der beruflichen und persönlichen Ent-
                                                  wicklung zu lassen. Sie hatte viel Vertrauen
„Angelika Aisch hat ein unglaublich gutes         in uns, dass wir selbstständig richtige
‚Bauchgefühl‘, also ein intuitives Gespür für     Entscheidungen treffen. Gleichzeitig konnte
Kinder und ihre Familien. Als eine der Ersten     man aber jederzeit mit Problemen fachlicher
setzte sie sich mit der Diagnostik, später        oder persönlicher Natur zu ihr kommen, die
auch mit der standardisierten Diagnostik,         sie positiv und niemals abwertend behan-
autistischer Kinder auseinander. Sie hat          delte. Ihr waren kleine Gesten der Aner-
entscheidend dafür gesorgt, dass das              kennung oder auch der Fürsorge wichtig, die
Regensburger Kinderzentrum St. Martin in          sehr zu einem schönen Arbeitsklima
diesem Bereich in der ganzen Region eine          beigetragen haben.“
Vorreiterrolle    und     inzwischen       eine     Dr. Inga Kirchner, Kinder- und Jugendärztin
hervorragende, breit aufgestellte Kompetenz         am Regensburger Kinderzentrum St. Martin
über alle Fachdisziplinen hinweg hat.
Angelika Aisch lässt sich auch sehr von
Familien und ihren Schicksalen anrühren.          „„Angelika Aisch hatte von Anfang an eine
Erst kürzlich sagte mir die Mutter einer          sehr achtende Art mit Patientinnen und
Flüchtlingsfamilie, Frau Aisch sei für sie ihre   Patienten, ihren Familien umzugehen und
„deutsche Mutter“ – sie habe sich immer so        ebenso immer eine achtsame Atmosphäre
um ihre Familie gesorgt und gekümmert.            im Team gepflegt.“
                 Astrid Lamby, Referentin für            Dr. Bernhart Ostertag, ehem. Leiter des
       Projektentwicklung und Logopädin am                            Kinderzentrums St. Martin
      Regensburger Kinderzentrum St. Martin

                                                  „Als Vorsitzende des Fördervereins bedanke
„Frau Aisch war stets auf der Suche nach          ich mich für die vertrauensvolle Zusammen-
attraktivem Spielzeug, gerade auch für die        arbeit und große Unterstützung über all die
von ihr betreuten autistischen Kinder. Beim       Jahre hinweg. Angelika Aisch hat als Chefin
Bummel durch andere Städte, sei es auf            des Kinderzentrums sehr viel geleistet und
Fortbildungen, auf Betriebsausflügen oder         ich wünsche ihr für ihren verdienten
im Urlaub „durchkämmte“ sie stets alle            Ruhestand alles erdenklich Gute.“
Spielzeugläden und kehrte glücklich mit                 Dipl.-Kffr. Sissi Riebeling, 1. Vorsitzende
ihrer „Beute“ zurück ins Kinderzentrum.                  Aktion Sonnenschein Regensburg e. V.
Besonders gerne kaufte sie Aufzieh-
spielsachen, von denen sie eine riesige
Sammlung hat.“
     ehemaliger Mitarbeiter des Regensburger
                   Kinderzentrums St. Martin

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