Vermeidungskosten von Treibhausgasemissionen in Oberösterreich

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7. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien                              IEWT 2011

       Vermeidungskosten von Treibhausgasemissionen in
                       Oberösterreich

           Markus SCHWARZ1, Michael SCHMIDTHALER2, Sebastian GOERS3,
                                Robert TICHLER
     Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz, Altenberger Straße 69, A-4040 Linz,
     Tel: +43 732 2468 5664, E-Mail: schwarz@energieinstitut-linz.at, www.energieinstitut-linz.at

Kurzfassung:
Dieser Beitrag stellt die methodische Vorgangsweise sowie die Ergebnisse der
Untersuchung der Vermeidungskosten von Treibhausgasemission in Oberösterreich dar.
Dabei werden die CO2e-Vermeidungskosten (CO2, CH4, N2O) sowie CO2e-
Reduktionspotentiale für 56 Maßnahmen/Technologieänderungen in den Segmenten
Wärme, Strom und Verkehr für Oberösterreich im Zeitraum von 2010 bis 2030 analysiert.
Vordergründiges Ziel der Analyse ist die Darstellung der ökologischen Wirksamkeit und der
ökonomischen Effizienz verschiedener Klimaschutz- bzw. Energiemaßnahmen (mit Fokus
auf die Erhöhung der Energieeffizienz/Reduktion des Energieverbrauchs sowie auf einen
Fuel Switch).

Keywords: Vermeidungskosten,              Treibhausgasemissionen,       ökonomische       Effizienz,
ökologische Effektivität

1 Einleitung und Motivation
Vermeidungskosten von Treibhausgasemissionen umfassen jene Kosten, die für die
Reduktion einer definierten Treibhausgasmenge gegenüber einem Referenzsystem anfallen.
Dazu wurde im Herbst 2007 von McKinsey & Company Inc. eine Studie mit dem Titel
„Kosten und Potenziale der Vermeidung von Treibhausgasemissionen in Deutschland“
veröffentlicht.4 Diese Studie kann generell als Referenz für die Quantifizierung von CO2e-
Vermeidungskosten betrachtet werden und war Anlass für das Forschungsprojekt „Analyse
von Vermeidungskosten von Treibhausgasemissionen in Oberösterreich“.
Im Zuge des Projektes werden für verschiedene Maßnahmen die Investitions- bzw.
Umstellungskosten sowie die initiierten Veränderungen in den Kosten für Energie zur
Bestimmung des monetären Aufwandes für die Reduktion der Treibhausgasemission

1
    Jungautor
2
    Jungautor
3
    Jungautor
4
    Vgl. McKinsey (2007).

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herangezogen und in Relation zu den reduzierten Emissionen gesetzt. Dabei steht nicht
primär die volkswirtschaftliche Relevanz im Fokus, jedoch wird für jede einzelne
Technologieänderung ein betriebswirtschaftlicher Ansatz gewählt. Dies bedeutet, dass für
die Implementierung einer Technologie nicht der Zeitpunkt der Finanzierung (und somit auch
nicht der Zeitpunkt der volkswirtschaftlichen Relevanz: Produktion, Außenhandel, usw.)
entscheidend ist. Zusätzlich zur Berechnung der Vermeidungskosten erfolgt für jede
Maßnahme      schließlich   eine    Quantifizierung    der    Menge     des   spezifischen
Treibhausgasreduktionspotentials in Oberösterreich bis zum Jahr 2030.

2 Definition von Vermeidungskosten
Im Folgenden wird die Vorgehensweise bei der Berechnung von Vermeidungskosten
dargestellt. Vermeidungskosten von Treibhausgasen umfassen jene Kosten, die für die
Reduktion einer definierten Menge an Treibhausgasemissionen gegenüber einem
Referenzszenario anfallen. Demnach stellen sie eine Ratio der ökonomischen Effizienz und
der ökologischen Effektivität für die Beurteilung von Maßnahmen/Technologieänderungen
dar.
Prinzipiell wird zur Berechnung der spezifischen Vermeidungskosten von Treibhausgasen
basierend auf einer Technologie i bezüglich der Referenztechnologie j (die
Referenztechnologie entspricht der business-as-usual-Situation ohne Umsetzung einer
bestimmten Maßnahme) folgende Formel angewendet:

     i, j       ∆K t   ⎡     Euro     ⎤
VK   t      =          ⎢in            ⎥
                ∆E t   ⎣ Tonnen CO2 e ⎦

Dabei sind ∆Kt (Differenz der Jahresgesamtkosten des business-as-usual-Szenarios [j] (ohne
Umsetzung der Maßnahme) sowie eines jeweiligen Realisierungsszenarios [i]) und ∆Et
(Differenz der Emissionen zwischen dem business-as-usual-Szenario und dem
Realisierungsszenario) generell folgendermaßen definiert:

∆Kt = (Jahresgesamtkosten Technologie        i [Euro] in   Zeitpunkt   t) - (Jahresgesamtkosten
Referenztechnologie j [Euro] in t)
∆Et = (Emissionen Referenztechnologie j [Tonnen] in Zeitpunkt t ) - (Emissionen Technologie i
[Tonnen] in Zeitpunkt t)

Analog zur Betrachtung eines einzelnen Jahres kann die Berechnung der spezifischen
Vermeidungskosten zudem für einen erweiterten Zeitrahmen (in diesem Falle für den
Zeitraum von 2010 bis 2030) erfolgen.

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                               2030               2030

     i, j            ∆K t
                               ∑
                              t =2010
                                        K ti −    ∑K
                                                 t =2010
                                                           t
                                                            j
                                                                     ⎡     Euro     ⎤
VK   2010-2030   =        =                                          ⎢in            ⎥, t = 2010,...,2030
                     ∆E t       2030               2030
                                                                     ⎣ Tonnen CO2 e ⎦
                                ∑ E − ∑E
                              t =2010
                                           j
                                           t
                                                 t =2010
                                                           i
                                                           t
                                                                                                         .

In der vorliegenden Studie entspricht eine Technologie einer gesamten Maßnahme. In der
folgenden Abbildung sind die möglichen Ergebnisse der Erfassung der Vermeidungskosten
dargestellt.

                                                                ∆K
                               0
                     Vermeidungskosten                           Vermeidungskosten
                     definiert                                   definiert
                                                                                                 Alternatives
                     Emissionsvermeidung,                        Emissionsvermeidung,          System emittiert
          >0         ökonomisch sinnvoll                           ökonomisch nicht                weniger
                                                                        sinnvoll               Schadstoffe als
                                                                                               Referenzsystem

                     Vermeidungskosten                           Vermeidungskosten
 ∆E                  nicht definiert                             nicht definiert
                                                                                                 Alternatives
                            Keine                                        Keine                 System emittiert
          0
(und demnach VKi,j>0), induziert ökologische Effektivität in Form einer Emissionseinsparung,
jedoch höhere Kosten. Dabei ist zu beachten, dass hinsichtlich einer positiven
Jahresgesamtkostendifferenz und einer negativen Emissionsdifferenz, also ∆K>0 und ∆E
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einheitlichen Referenzszenarios hinzuweisen, welches die fundamentale Vorraussetzung
hinsichtlich relativer Aussagen über die Wirtschaftlichkeit der Emissionsvermeidung liefert.5
Während die Vermeidungsmenge in t CO2e die Effektivität der einzelnen Systeme in Hinblick
auf das Ziel der Emissionsreduktion widerspiegelt, stellen die spezifischen
Vermeidungskosten in €/t CO2e ein Maß hinsichtlich der Effizienz der einzelnen Maßnahmen
bzw. Technologieänderungen dar. Somit wird durch spezifische Vermeidungskosten der
Kosten-Nutzen-Ratio der Implementierung der jeweiligen Maßnahme abgebildet, da sie den
monetären Aufwand, um 1 t CO2e zu vermeiden, angeben. Dementsprechend ist eine
negative Effizienzzahl ein Hinweis auf eine besonders effiziente Minderungsmaßnahme.6

Die Quantifizierung der Vermeidungskosten der Treibhausgasemissionen beinhaltet die
Vermeidungskosten für Kohlendioxid(CO2)-, Methan(CH4)- und Distickstoffmonoxid(N2O)-
Emissionen. Eine Quantifizierung der F-Gase kann aufgrund von fehlendem Datenmaterial
nicht erfolgen. Die Inkludierung von CH4- und N2O-Emissionen lässt die Darstellung von
Treibhausgas-Vermeidungskosten zu. Es ist zu erwähnen, dass bei einer Existenz von
reduzierten CH4- und N2O-Emissionen durch die Realisierung einer Maßnahme (bei einer
Situation von reduzierten CO2-Emissionen) die CO2e-Vermeidungskosten geringer und somit
positiver ausgeprägt sind als die CO2-Vermeidungskosten, da mithilfe der gleichen Kosten
mehr Emissionen reduziert werden.
Die Quantifizierung der CO2e-Vermeidungskosten und somit der Vermeidungskosten von
CH4- und N2O-Emissionen orientiert sich an der Analyse des Global-Warming-Potentials
dieser beiden Gase in Relation zu CO2 aus IPCC (2007). Die folgende Tabelle
veranschaulicht die Relation zwischen CO2, CH4 und N2O.

                                               Global Warming Potential für eine Zeitperiode von 100
    Chemische Verbindung
                                                       Jahren in Kohlendioxid-Äquivalenten
    Kohlendioxid (CO2)                                               1 CO2e

    Methan (CH4)                                                     25 CO2e

    Distickstoffmonoxid (N2O)                                       298 CO2e
Tabelle 1: Global Warming Potential für eine Zeitperiode von 100 Jahren
Quelle: Tichler et al. (2007) auf Basis von IPCC (2007)

Da eine separate Quantifizierung der Vermeidungskosten für CH4- und N2O-Emissionen
nicht als sinnvoll zu betrachten ist (eine Umlage der gesamten Umrüstungskosten und
Energiekosten einer spezifischen Maßnahme auf diese - absolut betrachtet gegenüber CO2 -
gering ausgeprägten Emissionstypen würde die einzelnen Ergebnisse zu stark verzerren),
beschränken sich die Autoren auf eine Darstellung der gesamten CO2e-Vermeidungskosten.

5
  Im Falle geringerer Kosten der betrachteten Technologie im Vergleich zum Referenzsystem
und minimaler Emissionsvermeidung ergeben sich hohe negative Vermeidungskosten mit
Interpretationsbedarf.
6
  Vgl. Goers et al. (2009).

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3 CO2e-Vermeidungskosten und -potentiale in Oberösterreich
Basierend auf der oben dargestellten Definition wurden für Oberösterreich die CO2e-
Vermeidungskosten von 56 Maßnahmen, von denen 31 die Steigerung der Energieeffizienz
bzw. die Reduktion des Energieverbrauchs und 25 einen Fuel Switch zum Ziel haben,
hergeleitet. Die jeweiligen Maßnahmen lassen sich zudem in folgende Segmente unterteilen:

    •   Wärme/Kälte
    •   Elektrische Energie
    •   Verkehr/Mobilität
Die betrachteten Maßnahmen weisen die im Folgenden dargestellten Vermeidungskosten
auf. Weiters wird je Maßnahme das Reduktionspotential an CO2e-Emissionen in
Oberösterreich im Jahr 2030 angegeben.

                                                                                  Reduktionspotential an
                                                            Jährliche CO2e-
                                                                                   CO2e-Emissionen in
 Maßnahmen                                   Segment       Vermeidungskosten
                                                                                    OÖ im Jahr 2030
                                                              in € je t CO2e
                                                                                        in t CO2e
 Untersuchte Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz/Reduktion des Energieverbrauchs in OÖ

 Carpooling                                   Verkehr            -2.049                  308.373
                                            Elektrische
 Energieeffiziente Straßenbeleuchtung                            -1.211                   10.568
                                             Energie
 Effizienter Benzin-Pkw                       Verkehr             -503                    54.022
 Energieeffiziente Umwälzpumpe mit          Elektrische
                                                                  -464                    17.661
 hydraulischem Ausgleich                     Energie
 Energieeffiziente EDV zur                  Elektrische
                                                                  -454                    2.487
 Wärmerückgewinnung 60 kW                    Energie
 Energieeffiziente EDV zur
                                              Wärme               -373                    3.627
 Wärmerückgewinnung 7 kW
 Reduzierte Bodenbearbeitung in der
                                              Verkehr             -365                    3.303
 Landwirtschaft
                                            Elektrische
 Energieeffiziente Waschmaschine                                  -353                    4.110
                                             Energie
 Limitierung der Vorlauftemperatur im EFH     Wärme               -346                    1.758
                                            Elektrische
 Energieeffiziente LED-Beleuchtung                                -272                    18.799
                                             Energie
                                            Elektrische
 Energieeffiziente Gefriertruhe                                   -196                    10.159
                                             Energie
 Effizienter Lkw                              Verkehr             -196                   370.644

 Rollende Landstraße                          Verkehr             -149                    3.870
                                            Elektrische
 Energieeffizienter Kühlschrank                                    -99                    10.460
                                             Energie
 Effizienter Diesel-Pkw                       Verkehr              -95                   140.736

 Sanierung der Außenwände im EFH              Wärme                -24                   237.455

 Sanierung der Kellerdecke im EFH             Wärme                 9                     68.028
                                            Elektrische
 Energieeffizienter TV                                             103                    24.911
                                             Energie
 Kesseltausch Erdgas                          Wärme                121                    56.426

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 Mehrfamilienhaus (30 Haushalte) auf
                                             Wärme              212                  40.933
 Niedrigenergiestandard
 Sanierung der oberen Geschoßdecke im
                                             Wärme              227                  47.491
 EFH
 Gesamtsanierung eines betrieblich
 genutzten Gebäudes auf                      Wärme              271                  104.319
 Niedrigenergiestandard
 Thermische Bauteilaktivierung zur
                                             Wärme              273                  35.322
 Heizungsunterstützung im EFH
 Passivhaus anstatt Niedrigenergiehaus       Wärme              420                  61.233
 Austausch von Fenster und Außentüren im
                                             Wärme              578                  64.177
 EFH
                                            Elektrische
 Energieeffizienter DVD-Player                                  759                   1.335
                                             Energie
 Thermische Abwärme-
                                             Wärme              786                  14.924
 Absorptionskälteanlage
 Reihenhaus Niedrigenergiestandard           Wärme              837                   6.317
                                            Elektrische
 Energieeffiziente Verkehrssignalanlage                         838                   1.913
                                             Energie
                                            Elektrische
 Energieeffizienter Geschirrspüler                              1.331                12.493
                                             Energie
 Solare Anlage für Raumklimatisierung        Wärme              5.490                27.866
Tabelle 2: CO2e-Vermeidungskosten und -potentiale 2030 in Oberösterreich - Fokus Energieeffizienz
bzw. Reduktion des Energieverbrauchs
Anmerkung: Fortschreibung der aktuellen Technologie, der aktuellen Preise und der aktuellen Steuern
für Investitionen und Energie über den gesamten Zeitraum
Quelle: Tichler et al. (2010a), Tichler et al. (2010b), Tichler et al. (2010c)

                                                                              Reduktionspotential an
                                                           Jährliche CO2e-
                                                                               CO2e-Emissionen in
 Maßnahmen                                   Segment      Vermeidungskosten
                                                                                OÖ im Jahr 2030
                                                             in € je t CO2e
                                                                                    in t CO2e
 Untersuchte Maßnahmen eines Fuel Switch in OÖ

 Fahrrad im Nahverkehr                       Verkehr            -944                 190.712

 Hackschnitzel-basiertes Nahwärmesystem      Wärme               -5                  26.450

 Hackschnitzelheizung                        Wärme               -1                  27.590
                                            Elektrische
 Kleinstwasserkraft (Referenz 1)                                 0                   47.870
                                             Energie
 Biogas-betriebener Bus                      Verkehr             45                   7.958

 Biogas-betriebener Lkw                      Verkehr             50                   3.316

 3 Liter Pkw                                 Verkehr             50                  335.626

 Pelletskessel                               Wärme               63                  43.814

 Wärmepumpe                                  Wärme               75                  63.580

 Biomassekessel mit Stückholz-Befeurerung    Wärme               76                  25.500

 Fernwärmesystem                             Wärme               84                  50.924

 Biogas-betriebener Gaskessel                Wärme               90                  83.809
                                            Elektrische
 Windkraftanlage (Referenz 1)                                   146                  95.608
                                             Energie

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                                           Elektrische
 Biogas-BHKW (Referenz 1)                                        169                388.068
                                            Energie
 Biogas-betriebener Pkw                     Verkehr              206                 39.192
                                           Elektrische
 Biomassekraftwerk (Referenz 1)                                  215                598.978
                                            Energie
 BtL Pkw                                    Verkehr              266                115.935

 Lignozellulose-Ethanol Pkw                 Verkehr              298                148.649

 Biodiesel-betriebener Pkw                  Verkehr              312                 26.616

 Geothermie (Tiefenwärme)                   Wärme                355                 5.613
 Elektrisch-betriebener Pkw (erneuerbare
                                            Verkehr              478                807.965
 Energiequelle)
 E85 Pkw                                    Verkehr              569                 16.910
 Thermische Solaranlage zur Warmwasser-
                                            Wärme                629                179.890
 aufbereitung und Heizungsunterstützung
                                           Elektrische
 Photovoltaikanlage (Referenz 1)                                 951                114.729
                                            Energie
 Erdgas-betriebener Pkw (CNG)               Verkehr              1.666               15.754
Tabelle 3: CO2e-Vermeidungskosten und -potentiale 2030 in Oberösterreich - Fokus Fuel Switch
Anmerkung: Fortschreibung der aktuellen Technologie, der aktuellen Preise und der aktuellen Steuern
für Investitionen und Energie über den gesamten Zeitraum; Referenz 1 bezieht sich auf das Szenario
UCTE-Mix
Quelle: Tichler et al. (2010a), Tichler et al. (2010b), Tichler et al. (2010c)

Von den 56 untersuchten Maßnahmen bzw. Technologieänderungen weisen 19 Maßnahmen
(34   %)    negative      Vermeidungskosten     auf.     Gemäß    dem    Bewertungsschema      von
Vermeidungskosten (siehe Abbildung 1) bedeutet dies ∆K0, das heißt diese
Maßnahmen sind mit besonders effizienten Minderungsoptionen bezüglich der Treibhaus-
gasemissionen gleichzusetzen. Für die restlichen 37 Maßnahmen (66 %) wurden positive
Vermeidungskosten festgestellt, was einer positiven Jahresgesamtkostendifferenz sowie
einer positiven Emissionsdifferenz, also ∆K>0 und ∆E>0, entspricht. Dies bedeutet zwar eine
hohe ökologische Effektivität, aber auch höhere Kosten für diese Maßnahmen.

In folgender Abbildung werden schließlich für die einzelnen Maßnahmen, die im Zuge dieser
Studie für die untersuchten Segmente ausgewiesen wurden, die Vermeidungskosten sowie
das Vermeidungspotential in Oberösterreich im Jahr 2030 in einer Vermeidungskostenkurve
zusammengefasst.

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Abbildung 2: Vermeidungskostenkurve für Oberösterreich im Jahr 2030
Quelle: Tichler et al. (2010c)

Die Herleitung des Reduktionspotentials von CO2e-Emissionen in Oberösterreich kommt zu
dem Ergebnis, dass die im vorliegenden Bericht untersuchten Maßnahmen insgesamt ein
Einsparpotential von 5,23 Mio. t CO2e im Jahr 2030 aufweisen. Dies entspricht 21 % der
aktuellen Treibhausgasemissionen in Oberösterreich bzw. 49 % der CO2e-Emissionen ohne
Berücksichtigung der industriellen Prozesse. Durch die Energieeffizienz-Maßnahmen bzw.
die Maßnahmen der Verbrauchsreduktion kann ein Einsparpotential im Ausmaß von 1,76
Mio. t CO2e-Emissionen generiert werden (entspricht 7 % der aktuellen
Treibhausgasemissionen bzw. 16 % der CO2e-Emissionen ohne Berücksichtigung der
Industrie). Dagegen kann durch die betrachteten Maßnahmen, welche einen Fuel Switch
zum Ziel haben, eine Reduktion von 3,47 Mio. t CO2e-Emissionen erreicht werden (entspricht
14 % der aktuellen Treibhausgasemissionen sowie 32 % der CO2e-Emissionen bei
Vernachlässigung der industriellen Prozesse).7

7
  Basierend auf letzten verfügbaren Angaben der Bundesländer-Schadstoffinventur beliefen
sich 2008 die Treibhausgasemissionen in Oberösterreich auf 24,5 Mio. t CO2e, davon
stammen 56 % aus dem Sektor Industrie. Bei Vernachlässigung von industriellen Prozessen
ergeben sich demnach 10,8 Mio. t CO2e.

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Das Forschungsprojekt wurde von der Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität
GmbH im Auftrag der Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft des Landes Oberösterreich
durchgeführt. Auf der Internetplattform www.co2-vermeidung.at wird die Gelegenheit
geboten, aktiv am Projekt zur Analyse von Treibhausgasvermeidungskosten für
Oberösterreich mitzuwirken. Dabei besteht die Möglichkeit, durch individuellen Input die
Analyse der Treibhausgasvermeidung um wichtige klimapolitische Maßnahmen zu erweitern.
Die Internetplattform geht voraussichtlich ab Frühjahr 2011 in Betrieb.

Literatur
Goers, S., Friedl, C., Tichler, R., Greibl, E., Steinmüller, H. (2009) Ökonomische und
ökologische Bewertung des Heizsystems Wärmepumpe im Vergleich zu anderen
Heizsystemen, Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz.
IPCC (2007) Intergovernmental Panel on Climate Change: The Physical Science Basis.
Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental
Panel on Climate Change. Summary for Policymakers.
McKinsey (2007) Kosten und Potenziale der Vermeidung von Treibhausgasemissionen in
Deutschland, Studie im Auftrag von Wirtschaft für Klimaschutz BDI.
Tichler, R., Schneider, F., Lindorfer, J. (2007) Volkswirtschaftliche Auswirkungen der
Klimaerwärmung in Oberösterreich und Österreich, Energieinstitut an der Johannes Kepler
Universität Linz.
Tichler, R., Goers. S., Steinmüller, H. (2010a), Analyse von Vermeidungskosten von
Treibhausgasemissionen in Oberösterreich – Studie 2, Energieinstitut an der Johannes
Kepler Universität Linz.
Tichler, R., Schmidthaler, M., Schwarz, M., Steinmüller, H. (2010b), Analyse von
Vermeidungskosten in Oberösterreich - Studie 3, Energieinstitut an der Johannes Kepler
Universität Linz.
Tichler, R., Schmidthaler, M., Schwarz, M., Moser, S., Goers, S., Steinmüller, H. (2010c),
Analyse von Vermeidungskosten in Oberösterreich - Studie 4, Energieinstitut an der
Johannes Kepler Universität Linz.

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