Verteilungswirkungen des Kinder bonus und der temporären Mehrwert steuersenkung im Jahr 2020* - ifo Institut
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FORSCHUNGSERGEBNISSE Maximilian Blömer, Przemyslaw Brandt, Martin Mosler und Andreas Peichl Verteilungswirkungen des Kinder bonus und der temporären Mehrwert steuersenkung im Jahr 2020* Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen IN KÜRZE gesundheitspolitischen Einschränkungen haben zu drastischen negativen konjunkturellen Auswir- kungen geführt. Damit verbunden sind Einschnitte Das im Sommer 2020 beschlossene Konjunkturprogramm be bei den verfügbaren Einkommen sowie finanzielle inhaltete Steuersenkungen, staatliche Transfers und Subven Mehrbelastungen der Privathaushalte. Um diesen tionen. In diesem Artikel werden die Verteilungswirkungen auf negativen Effekten entgegenzuwirken, beschloss die das Einkommen und auf den Konsum von zwei der temporären Bundesregierung eine Vielzahl finanzpolitischer Maß- nahmen. Diese sollten sowohl angebots- als auch finanzpolitischen Instrumente untersucht. Die betrachteten nachfrageseitige Transmissionskanäle der Wirtschaft Maßnahmen sind die Auszahlung des Kinderbonus und die tem adressieren und die Einkommensverlusts auf Haus- poräre Senkung der Umsatzsteuersätze. Für die Abschätzung haltsseite abfedern. So beinhaltete das im Sommer der Verteilungswirkungen wurde auf das ifo-Mikrosimula 2020 beschlossene Konjunkturprogramm Steuer- tionsmodell zurückgegriffen. Durch den Kinderbonus werden senkungen, staatliche Transfers und Subventionen, die durchschnittlichen Haushaltseinkommen und Konsumaus deren Relevanz sich für verschiedene Personengrup- pen – etwa Familien oder Haushalte ohne Kinder gaben gegenüber einem Ausgangsszenario ohne Reformmaß – unterscheidet. nahmen erhöht. Die Reformmaßnahmen tragen auch zu einer In diesem Artikel werden die Verteilungswirkun- Verbesserung der Ungleichheits- und Armutsmaße bei. Insbe gen von zwei temporären finanzpolitischen Instru- sondere werden Familien mit geringeren und mittleren Ein menten, die von der Bundesregierung als Teil des kommen, die besonders durch die Coronakrise belastet waren Konjunkturpakets während der Corona-Pandemie und werden, relativ bessergestellt. Eine hälftige Weitergabe der verabschiedet wurden, untersucht. Die betrachteten Maßnahmen sind (i) die Auszahlung des Kinderbonus Mehrwertsteuersenkung steigert darüber hinaus den durch und (ii) die temporäre Senkung der Umsatzsteuer- schnittlichen Konsum um 0,4% pro Haushalt im Jahr 2020 im sätze. Für die Abschätzung der Verteilungswirkungen Vergleich zum Ausgangsszenario ohne Reformmaßnahmen. wurde auf das ifo-Mikrosimulationsmodell zurückge- In Kombination mit dem Kinderbonus dürfte die Konsum griffen. Das Modell bietet die Möglichkeit, die Effekte steigerung bei durchschnittlich 0,6% pro Haushalt liegen. einzelner steuer- und transferpolitischer Maßnahmen, isoliert vom übrigen ökonomischen Geschehen, zu simulieren und Einblicke in die Verteilungswirkungen der Maßnahmen zu erhalten. Für die Berechnungen 2020 beschlossen und mit dem Zweiten Gesetz zur werden die Daten des Sozio-oekonomischen Panels Umsetzung steuerlicher Hilfsmaßnahmen (Zweites (SOEP) und der Einkommens- und Verbrauchsstich- Corona-Steuerhilfegesetz) umgesetzt. probe (EVS) verwendet. Aufgeschlüsselt nach ver- schiedenen Haushaltstypen werden die Auswirkun- Kinderbonus gen auf das Haushaltseinkommen, die Konsumaus- gaben sowie auf Armuts- und Ungleichheitsmaße Der sogenannte Kinderbonus ist eine Sonderzahlung dargestellt. in Höhe von einmalig 300 Euro für jedes Kind mit Kin- dergeldanspruch, aufgeteilt in zwei Auszahlungen in UNTERSUCHTE MASSNAHMEN Höhe von 200 Euro und 100 Euro. Der Bonus ist als sozial- und familienpolitische Maßnahme Teil des Der Kinderbonus und die temporäre Senkung der Um- Corona-bedingten Konjunkturpakets der Bundesre satzsteuer wurden im Koalitionsauschuss vom 3. Juni gierung. Die Auszahlung durch die Familienkasse er- folgte automatisch und ohne zusätzliche Beantragung * Der Artikel basiert auf einer Kurzexpertise bezüglich der Vertei- für jedes Kind, für das im Jahr 2020 mindestens in lungswirkungen der finanzpolitischen Maßnahmen während der Corona-Pandemie im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen. einem Monat Anspruch auf Kindergeld bestand. Somit Die Kurzexpertise wurde Ende November 2020 abgeschlossen. wurde der Kinderbonus auch für Kinder gezahlt, für ifo Schnelldienst 2 / 2021 74. Jahrgang 10. Februar 2021 45
FORSCHUNGSERGEBNISSE die zum Auszahlungszeitpunkt noch kein Anspruch Umsatzsteuersenkung oder kein Anspruch mehr auf Kindergeld bestand. Dies betraf in Summe etwa 18 Millionen Kinder und Mit dem Zweiten Corona-Steuerhilfegesetz wurde deren Familien. eine Absenkung des allgemeinen Umsatzsteuersatzes Ziel des Kinderbonus war es, Familien, die durch von 19% auf 16% und des ermäßigten Umsatzsteuer die Corona-bedingten Schul- und Kitaschließungen satzes von 7% auf 5% für den Zeitraum vom 1. Juli bis besonders belastet wurden, finanziell zu unterstüt- zum 31. Dezember 2020 beschlossen. Entscheidend zen. Dabei sollten vor allem Familien mit geringe- für die Anwendung ist der Zeitpunkt, wann eine Ware ren und mittleren Einkommen relativ bessergestellt geliefert oder eine Dienstleistung vollständig erbracht werden. Zusätzlich wurde von einem kurzfristigen ist. Der Umsatzsteuersatz, der zu diesem Zeitpunkt Konjunkturimpuls durch erhöhte Konsumausgaben gilt, ist anzuwenden. Das gilt auch, wenn die Ware ausgegangen. oder Dienstleistung vorher ganz oder teilweise be- Der Kinderbonus wurde bei den Leistungen nach zahlt worden ist (Bundesministerium der Finanzen dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II), beim 2020). Auch für Einfuhren im Zeitraum vom 1. Juli Kinderzuschlag und beim Wohngeld nicht als Einkom- bis 31. Dezember 2020 galten für die Berechnung der men berücksichtigt. Beim Unterhaltsvorschuss wurde Einfuhrumsatzsteuer die Steuersätze von 16% und der Kinderbonus nicht angerechnet. Auch im Rahmen 5% (Industrie- und Handelskammer München 2020). der Kostenbeteiligung für Leistungen der Kinder- und Vornehmliches Ziel der befristeten Umsatzsteu- Jugendhilfe nach dem Achten Buch Sozialgesetzbuch ersenkungen war es, die gesamtwirtschaftliche Kon- (SGB VIII) blieb der Kinderbonus außer Betracht. Der junkturlage durch eine Erhöhung der (inländischen) Anspruch auf das Kindergeld und somit auch auf Nachfrage zu unterstützen. Die Steuermaßnahme den Kinderbonus kann grundsätzlich nicht gepfän- sollte temporär branchenübergreifend Konsuman- det werden.1 reize setzen, da für das Jahr 2021 mit einer wieder- Der Kinderbonus stellt kein steuerpflichtiges einsetzenden Belebung der Wirtschaft gerechnet Einkommen dar. Der Kinderbonus war als Steuerver wird. Die temporären Umsatzsteuersenkungen ha- gütung Teil des steuerlichen Familienleistungsaus- ben neben den Konsumauswirkungen zusätzlich die gleichs. Der Kinderbonus wird außerdem bei der so- Sparentscheidungen von Haushalten beeinflusst und genannten Günstigerprüfung berücksichtigt. Dabei entfalten auch über diesen Kanal finanzielle Vertei- prüft das Finanzamt, ob Kindergeld und Kinderbo- lungswirkungen. Wir simulieren in diesem Artikel die nus oder die Entlastung aus den Kinderfreibeträgen Untergrenze von Konsumanpassungen durch die Um- für die Familie günstiger sind. Je höher das zu ver- satzsteuersenkungen. Aufgrund von möglichen Vor- steuernde Einkommen ist, desto günstiger wirken zieheffekten durch die absehbare Wiedererhöhung die Kinderfreibeträge. Familien, für die bisher das der Umsatzsteuersätze mit Beginn 2021 könnten die Kindergeld für alle Kinder günstiger war als die Ent- tatsächlichen temporären Konsumanpassungen 2020 lastung durch die steuerlichen Kinderfreibeträge, noch stärker ausgefallen sein. profitieren von dem Kinderbonus. Familien, für die Die Händler*innen und Dienstleister*innen konn- die Entlastung durch die Kinderfreibeträge für min- ten die niedrigere Umsatzsteuer grundsätzlich an die destens ein Kind zwar größer war als das Kindergeld, Verbraucher*innen weitergeben, so dass Waren und jedoch geringer ausfällt als die Summe aus Kinder- Dienstleistungen preiswerter wurden. Die Unterneh- geld und Kinderbonus, profitieren nur anteilig vom men waren hierzu nicht verpflichtet. Der Umfang der Kinderbonus. Familien, für die die Entlastung durch Weitergabe an die Verbraucher*innen hat sich indivi- die Kinderfreibeträge für alle Kinder größer ist als die duell aus dem spezifischen Marktgleichgewicht erge- Summe aus Kindergeld und Kinderbonus, profitieren ben. Montag et al. (2020) gehen anhand von Benzin- im Ergebnis nach der Einkommensteuerveranlagung preisen von einer Weitergabe der Umsatzsteuersen- für 2020 nicht vom Kinderbonus. Gleichzeitig wird kungen in Deutschland seit Juli 2020 von etwa 40 bis bei getrenntlebenden Eltern beiden Elternteilen das 83% aus. Fuest et al. (2020) schätzen, dass speziell Kindergeld, der Kinderbonus und der Kinderfreibetrag bei den Preisen in deutschen Supermärkten die Steu- für das gemeinsame Kind jeweils zur Hälfte zugerech- ersenkungen vollständig weitergegeben wurden. Die net (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen Deutsche Bundesbank (2020) geht von einer Weiter- und Jugend 2020). gabe in Höhe von etwa 60% aus.3 Für diesen Artikel Der im Jahr 2020 ausgezahlte Kinderbonus ähnelt 3 In einer Studie von Behringer und Dullien (2020) wurden Erwerbs- in seiner Struktur grundsätzlich dem Kinderb onus personen nach ihren Erwartungen gefragt, inwiefern die Unterneh- in Höhe von 100 Euro, der bereits im April 2009 im men die Steuersenkungen in Form niedrigerer Preise weitergeben. Etwa 35% der Befragten erwarteten keine Weitergabe der Steuersen- Rahmen des Konjunkturpakets II zur Bewältigung der kung, ca. 58% eine teilweise Weitergabe und etwa 6% eine überwie- Rezession der Jahre 2008/2009 ausgezahlt wurde.2 gende Weitergabe. Frühere Studien von Umsatzsteuerreformen in verschiedenen Ländern haben die Weitergabe auf etwa die Hälfte für 1 Einzige Ausnahme ist die Pfändung wegen gesetzlicher Unter- Friseurdienstleistungen (Kosonen 2015), 45% für Restaurants haltsansprüche des betroffenen Kindes. (Benzarti und Caloni 2019), eine fast vollständige Weitergabe bei 2 Für eine Untersuchung der Verteilungswirkungen des Kinderbo- Internetdienstleistungen sowie Schweine- und Hühnerfleisch (Ván nus 2009, in Kombination mit anderen Maßnahmen zur Bewältigung und Olah 2018), Obst und Gemüse (Nipers et al. 2019) sowie Lebens- der Krise 2008/2009, siehe Blömer et al. (2015). mitteln generell (Gaarder 2019) geschätzt. 46 ifo Schnelldienst 2 / 2021 74. Jahrgang 10. Februar 2021
FORSCHUNGSERGEBNISSE gehen wir von einer hälftigen Weitergabe der Um- Status quo im Jahr 2020 zu berücksichtigen, simulie- satzsteuersenkungen an die Verbraucher*innen aus. ren wir die Änderungen des Arbeitsvolumens und der Löhne zwischen beiden Jahren. IFO-MIKROSIMULATIONSMODELL Zusätzlich wird die Einkommens- und Verbrauchs- stichprobe (EVS) genutzt, um die Verteilungswirkun- Für die Berechnungen wird das ifo-Mikrosimulations- gen von indirekten Steuerarten auf Konsumausga- modell in der Variante ifo-MSM-TTL4 verwendet. Das ben zu modellieren. Die EVS ist eine amtliche Statis- ifo-Mikrosimulationsmodell erlaubt es ceteris paribus tik über die Lebensverhältnisse privater Haushalte abzuschätzen, wie sich strukturelle Veränderungen in Deutschland (Statistische Ämter des Bundes und im Steuer- und Transfersystem auf individuelle Ein- der Länder 2020), wobei ein Fokus auf Ausgaben für kommensverhältnisse auswirkt. Im Ausgangsszena- Gebrauchs- und Haushaltsgüter liegt. Sie wird seit rio für diesen Artikel gehen wir von einer Welt aus, den 1960er Jahren etwa alle fünf Jahre durchgeführt, in der der Kinderbonus nicht ausgezahlt wurde und wobei diese Analyse auf den neuesten Daten von 2018 es zu keiner temporären Senkung der Umsatzsteu- beruht. Etwa 60 000 private Haushalte in Deutschland, ersätze kam. davon ca. 13 000 Haushalte in den neuen Bundeslän- Für die Simulation der betrachteten Maßnahmen dern, führen über einen 3-Monats-Zeitraum Buch über wird vom Rechtsstand 2020 ausgegangen. Die Dar- ihre Ausgaben. stellung von Verteilungswirkungen zeigt prinzipiell Die Repräsentativität und die dargestellte Ein- die Maßnahmen in der vollen Jahreswirkung für das kommensverteilung zwischen SOEP und EVS unter- Jahr 2020. scheidet sich, vor allem da die EVS sehr niedrige und Verhaltenseffekte auf das Arbeitsangebot oder hohe Einkommen nur unterdurchschnittlich darstellt die Arbeitsnachfrage wurden explizit nicht berück- (siehe dazu auch Becker et al. 2003). Um Konsum sichtigt. Neben der besonderen Arbeitsmarktsitua- ausgaben und insbesondere die Verteilungswirkun- tion ist eine Berücksichtigung der Verhaltenseffekte gen indirekter Steuerarten abzubilden, werden die in Reaktion auf die Maßnahmen im Rahmen des Mik- SOEP- und EVS-Datenbanken mittels umfangreicher rosimulationsmodells nur für strukturelle Reformen Haushaltscharakteristika verknüpft. Für die Verknüp- sinnvoll, die von dauerhafter Natur sind. Bei tem- fung nutzen wir den Ansatz von Decoster et al. (2013). porären Transferelementen wie dem Kinderbonus, der mit der finanziellen Entlastung von Familien in ERGEBNISSE einem bestimmten Zeitraum ein temporäres Vertei- lungsziel hat, stellt sich überdies die Frage nach Ar- Im Folgenden werden die Verteilungswirkungen der beitsangebotsanpassungen in nur geringerem Um- Maßnahmen auf das durchschnittliche Haushaltsein- fang. Es wird ferner eine zum Vorjahr unveränderte kommen und die Konsumausgaben für verschiedene wirtschaftliche Konjunkturlage angenommen. Vor Haushalte als Veränderung zu einem Ausgangssze- dem Hintergrund der kaum abbildbaren Änderung nario ohne diese Maßnahmen dargestellt. Wir unter- der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen scheiden die Verteilungswirkungen nach bestimmten (u.a. Ausweitung der Kurzarbeit, Telearbeit, Reduk- Haushaltstypen (alleinstehend, alleinerziehend, Paar tion der Geschäftstätigkeit während der Lockdowns, ohne Kinder sowie Paar mit Kindern), nach der An- branchenspezifische Unterschiede usw.) musste diese zahl der Kinder sowie nach äquivalenzgewichteten Vereinfachung getroffen werden. Etwaige Einschrän- Einkommensdezilen. kungen der Aussagekraft der simulierten Effekte in Außerdem werden Änderungen von Armuts- und Bezug auf das Jahr 2020 gilt es, bei der Interpretation Ungleichheitsmaßen dargestellt. Dabei handelt es sich der Ergebnisse zu berücksichtigen. um den Gini-Koeffizienten, das Verhältnis des neun- ten zum ersten Dezil des verfügbaren Einkommens Daten (P90-P10-Verhältnis) sowie die Armutsrisikoquote als Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen Als grundlegende Datenquelle für die Simulation dient von weniger als 60% vom Median der Äquivalenzein- die aktuelle Welle des Sozio-oekonomischen Panels kommen der Gesamtbevölkerung. Alle Maße beziehen (SOEP) aus dem Jahr 2018 (v35), das Einkommensinfor- sich auf das Haushaltseinkommen. mationen aus dem vorangehenden Jahr abfragt (DIW Im Folgenden werden die Verteilungswirkungen 2019; Goebel et al. 2019). Die repräsentative Stichprobe auf die durchschnittlichen Haushaltseinkommen (vgl. der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland umfasst Tab. 1) und auf die Konsumausgaben durch die Aus- derzeit über 30 000 Personen in rund 15 000 privaten zahlung des Kinderbonus und der Senkung der Um- Haushalten. Um mögliche Verhaltensreaktionen auf- satzsteuersätze getrennt aufgeführt (vgl. Tab. 3). grund der Reformen zwischen dem Datenjahr und dem 4 Das ifo-MSM-TTL bildet zusammen mit dem ifo Tax Return Micro Verteilungswirkungen des Kinderbonus simulation Model (ifo-MSM-TA) das ifo General Microsimulation Model (ifo-MSM). Die vorliegenden Ergebnisse beruhen auf der ifo-MSM-TTL-Variante. Für eine Dokumentation des Modells siehe Bezogen auf das Durchschnittseinkommen aller Haus- Blömer und Peichl (2020) halte, also auch derer ohne Kinder, erhöht der Kinder- ifo Schnelldienst 2 / 2021 74. Jahrgang 10. Februar 2021 47
FORSCHUNGSERGEBNISSE Tab. 1 höhung des Einkommens um etwa 1,2%. Die Konsum Veränderung des verfügbaren Haushaltseinkommens ausgaben steigen um etwa 0,9% verglichen mit dem aufgrund des Kinderbonus Ausgangsszenario. Im dritten Einkommensdezil liegen Änderung zum Ausgangsszenario die Werte bei einem absoluten Zuwachs um 0,6 und in Euro in Prozent 0,4%. Erst ab dem neunten Einkommensdezil sinken Gesamt 89,73 0,24 die Zuwächse beim durchschnittlichen Nettohaus- Nach Haushaltstyp haltseinkommen und dem Konsum merklich. Alleinerziehend 434,40 1,44 Tabelle 2 gibt die Veränderung der Armuts- und Paar mit Kindern 414,11 0,75 Ungleichheitsmaße bezogen auf das verfügbare Haushaltseinkommen aufgrund der Auszahlung des Nach Anzahl der Kinder Kinderbonus an. Durch den Kinderbonus sinkt der Ein Kind 256,41 0,54 Gini-Koeffizient gegenüber dem Ausgangsszenario Zwei Kinder 485,26 0,89 bezogen auf die Haushaltseinkommen um 0,2 Pro- Drei Kinder 769,03 1,49 zentpunkte. Das P90-P10-Verhältnis sinkt bezogen Nach Einkommensdezil (äquivalenzgewichtet) auf das Einkommen um 0,038. Der Kinderbonus er- 1. Dezil 156,55 1,21 höht insbesondere in den unteren und mittleren Ein- 2. Dezil 178,27 0,86 kommensdezilen das Nettohaushaltseinkommen. Der 3. Dezil 146,24 0,61 Kinderbonus hat auch einen Einfluss auf das Medi- 4. Dezil 123,19 0,45 aneinkommen. So erhöht sich auch die Armutsrisi- koschwelle, wodurch mehr Personen rein mecha- 5. Dezil 89,56 0,3 nisch unter die Armutsschwelle fallen können. Die 6. Dezil 72,18 0,21 Armutsschwelle, gemessen am Äquivalenzeinkom- 7. Dezil 65,82 0,18 men, steigt durch den Kinderbonus um 3,50 Euro pro 8. Dezil 50,34 0,12 Monat. Trotz dieser technischen Verschiebung, ab 9. Dezil 22,43 0,04 wann ein Haushalt als vom Armutsrisiko betroffen 10. Dezil 11,11 0,01 gilt, verringert sich das relative Maß der Armutsrisiko- Quelle: ifo-Mikrosimulationsmodell (ifo-MSM-TTL). quote um 0,4 Prozentpunkte. Durch die gleichmäßige absolute Höhe des Kinderbonus und die Nichtanrech- bonus das verfügbare Einkommen um etwa 90 Euro, nung auf SGB-II-Leistungen können viele Haushalte was einer Erhöhung um etwa 0,2% verglichen mit dem über die Armutsrisikoschwelle gehoben werden, Ausgangsszenario entspricht (vgl. Tab. 1). Der Kon- und das Maß für relative Armut verringert sich sum erhöht sich ebenfalls um etwa 0,2% (vgl. Tab. 3). deutlich. Reformgemäß reagiert die Kinderarmuts- Haushalte ohne Kinder weisen per Definition keine risikoquote am stärksten, sie sinkt um 1,5 Prozent- Änderungen beim Einkommen oder bei den Konsum punkte. ausgaben auf. Alleinerziehende und Paarhaushalte mit Kindern profitieren im Durchschnitt von mehr als Umsatzsteuersenkung mit hälftiger Weitergabe 400 Euro bezogen auf das verfügbare Haushaltsein- kommen. Aufgrund des geringeren durchschnittlichen Um die Verteilungswirkungen der temporären Um- Einkommens profitieren Alleinerziehende relativ mit satzsteuersenkungen für verschiedene Haushalte einem Anstieg um knapp 1,5% deutlich, während darzustellen, wird in diesem Abschnitt eine hälf- Paarhaushalte mit Kindern ein Plus von etwa 0,75% tige Weitergabe der Steuerersparnis an die Konsu- verzeichnen. Generell ist die positive Wirkung des Kin- ment*innen, ohne Berücksichtigung des Kinderbo- derbonus bei Haushalten mit mehr Kindern verständ- nus, angenommen. Im Modell ändern sich die Haus- licherweise größer. haltseinkommen durch die Reform der indirekten Die höchsten relativen Zuwächse beim Haus- Steuer nicht, weshalb sie nicht separat angegeben haltseinkommen weisen Haushalte in den unteren werden. Es werden daher nur Konsumausgaben be- Einkommensdezilen auf. Der Kinderbonus bewirkt trachtet. bei Haushalten im ersten Einkommensdezil eine Er- Wird die Hälfte der Umsatzsteuersenkungen an die Verbraucher*innen weitergegeben, so liegt der Tab. 2 Zuwachs beim Konsum bei 0,4%. Verglichen mit ei- Armuts- und Ungleichheitsmaße, Kinderbonus ner vollständigen Weitergabe der Steuerersparnis profitieren zwar weiterhin die gleichen Haushalts- Veränderung zum Ausgangsszenario gruppen am meisten (d.h. Alleinstehende, Allein- Gini-Koeffizient, in Prozent – 0,2 erziehende und Haushalte mit keinem oder einem P90-P10-Verhältnis – 0,038 Kind), jedoch ist der relative Zugewinn auch nur Armutsrisikoschwelle, in Äquivalenzeinkommen 3,50 Euro/Monat etwa halb so hoch: Für alle betrachteten aggre- Armutsrisikoquote, in Prozent – 0,4 gierten Haushaltsgruppen liegen die Konsumausga- Kinderarmutsrisikoquote, in Prozent – 1,5 ben um etwa 0,4 bis 0,5% höher als im Ausgangs- Quelle: ifo-Mikrosimulationsmodell (ifo-MSM-TTL). szenario. 48 ifo Schnelldienst 2 / 2021 74. Jahrgang 10. Februar 2021
FORSCHUNGSERGEBNISSE Kinderbonus und Umsatzsteuersenkung mit Tab. 3 hälftiger Weitergabe Veränderung des Konsums aufgrund der Reformmaßnahmen Änderung zum Ausgangsszenario, in Prozent Die Verteilungswirkungen der Auszahlung des Kin- Kinderbonus Hälftige Weitergabe Kinderbonus und derbonus in Kombination mit den Umsatzsteuer- der MwSt.-Senkung hälftige Weitergabe der MwSt.-Senkung senkungen unter der Annahme einer hälftigen Wei- Gesamt 0,20 0,44 0,64 tergabe stellen sich wie folgt dar: Der Konsuman- stieg beträgt im Modell etwa 0,6% gegenüber dem Nach Haushaltstyp Ausgangsszenario. Abermals profitieren relativ ge- Alleinstehend 0,00 0,46 0,46 sehen Alleinerziehende mit einem Konsumzuwachs Alleinerziehend 1,15 0,44 1,60 von 1,6% und Haushalte mit drei Kindern mit einem Paar ohne Kinder 0,00 0,42 0,42 Zuwachs von 1,7% überdurchschnittlich stark. Bei Paar mit Kindern 0,64 0,42 1,06 der Unterscheidung nach Einkommensdezilen kön- Nach Anzahl der Kinder nen Haushalte im ersten Dezil ihren Konsum mit Ohne Kinder 0,00 0,44 0,44 1,4% am deutlichsten gegenüber dem Ausgangs Ein Kind 0,47 0,43 0,90 szenario steigern. Erst ab dem siebten Einkommens- Zwei Kinder 0,76 0,42 1,18 dezil fällt der Zuwachs beim Konsum geringer als 0,6% aus. Drei Kinder 1,26 0,41 1,67 Die Haushaltseinkommen werden abermals nur Nach Einkommensdezil (äquivalenzgewichtet) durch den Kinderbonus beeinflusst und daher nicht 1. Dezil 0,93 0,45 1,38 separat ausgewiesen, die Konsumänderungen wer- 2. Dezil 0,63 0,47 1,10 den jedoch durch beide fiskalischen Maßnahmen 3. Dezil 0,44 0,47 0,91 bewirkt. Die Summe der beiden Teilmaßnahmen ist 4. Dezil 0,32 0,46 0,78 in etwa so groß wie der Effekt beider Maßnahmen 5. Dezil 0,21 0,46 0,66 gemeinsam. 6. Dezil 0,15 0,45 0,60 Tabelle 3 gibt die Veränderung der Armuts- und 7. Dezil 0,12 0,44 0,56 Ungleichheitsmaße bezogen auf das verfügbare Haus- 8. Dezil 0,08 0,44 0,52 haltseinkommen aufgrund der Auszahlung des Kin- derbonus an. 9. Dezil 0,03 0,42 0,45 Durch den Kinderbonus sinkt der Gini-Koeffizient 10. Dezil 0,01 0,39 0,40 gegenüber dem Ausgangsszenario bezogen auf die Quelle: ifo-Mikrosimulationsmodell (ifo-MSM-TTL). Haushaltseinkommen um 0,2 Prozentpunkte. Das P90-P10-Verhältnis sinkt bezogen auf das Einkom- Senkung der Umsatzsteuersätze. Die beiden fiska- men um 0,038. lischen Maßnahmen waren im Rahmen des Zweiten Der Kinderbonus erhöht insbesondere in den Corona-Steuerhilfegesetzes Teil der finanzpolitischen unteren und mittleren Einkommensdezilen das Antwort der deutschen Bundesregierung auf die Be- Nettohaushaltseinkommen. Der Kinderbonus hat lastungen durch die Corona-Pandemie. auch einen Einfluss auf das Medianeinkommen. Durch den Kinderbonus werden die durchschnitt- So erhöht sich auch die Armutsrisikoschwelle, wo- lichen Haushaltseinkommen und Konsumausgaben durch mehr Personen rein mechanisch unter die Ar- gegenüber einem Ausgangsszenario ohne Reformmaß- mutsschwelle fallen können. Die Armutsschwelle, nahmen deutlich erhöht. Über alle Haushalte hinweg gemessen am Äquivalenzeinkommen, steigt durch steigt das Einkommen um etwa 90 Euro. Verständ- den Kinderbonus um 3,50 Euro pro Monat. Trotz die- licherweise profitieren Haushalte stärker, je mehr ser technischen Verschiebung, ab wann ein Haus- Kinder sie haben. Der Kinderbonus bewirkt bei Haus- halt als vom Armutsr isiko betroffen gilt, verringert halten im ersten Einkommensdezil eine Erhöhung sich das relative Maß der Armutsrisikoquote um des Einkommens um etwa 1,2% und bei den Kon- 0,4 Prozentpunkte. Durch die gleichmäßige abso- sumausgaben um etwa 0,9% verglichen mit dem lute Höhe des Kinderbonus und die Nichtanrech- Ausgangss zenario. Im dritten Einkommensdezil lie- nung auf SGB-II-Leistungen können viele Haus- gen die Werte bei 0,6 und 0,4%. Erst ab dem ach- halte über die Armutsrisikoschwelle gehoben wer- ten Einkommensdezil liegen die relativen Zuwächse den, und das Maß für relative Armut verringert sich bei Einkommen und Konsum unter 0,1%. Damit wer- deutlich. Reformgemäß reagiert die Kinderarmuts- den vor allem Familien mit geringeren und mittle- risikoquote am stärksten, sie sinkt um 1,5 Prozent- ren Einkommen, die besonders durch die Corona punkte. krise belastet waren und werden, relativ besser- gestellt. FAZIT Die empirische Frage, in welchem Umfang die gegenwärtige, temporäre Senkung der Umsatzsteu- In diesem Artikel untersuchen wir die Verteilungs ersätze an die Endverbraucher*innen weitergegeben wirkungen des Kinderbonus und der temporären wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Basierend ifo Schnelldienst 2 / 2021 74. Jahrgang 10. Februar 2021 49
FORSCHUNGSERGEBNISSE auf ersten empirischen Studien, nehmen wir eine hälf- mehr nur temporär gestaltet, werden jedoch Verhal- tige Weitergabe der Steuersenkungen an die Verbrau- tensanpassungen wichtiger, die bei einer einmaligen cher*innen an. Leistung zu vernachlässigen sind. Wird die Steuersenkung vollständig weiterge geben, steigt der durchschnittliche Konsum um LITERATUR 0,9% pro Haushalt im Jahr 2020. Bei einer hälftigen Becker, I., J. Frick, M. Grabka, R. Hauser, P. Krause und G. Wagner (2003), Weitergabe steigt der durchschnittliche Konsum um »A Comparison of the Main Household Income Surveys for Germany: EVS and SOEP«, in: R. Hauser und I. Becker (Hrsg.), Reporting in Income Dis- 0,4% pro Haushalt im Jahr 2020 im Vergleich zum Aus- tribution and Poverty: Springer Berlin, Heidelberg, 55–90. gangsszenario ohne Reformmaßnahmen. Alleinste- Behringer, J. und S. Dullien (2020), »Wie effektiv sind Mehrwertsteuer- hende, Alleinerziehende und Haushalte mit keinem senkung und Kinderbonus im Konjunkturpaket? Erste Erkenntnisse aus der HBS-Erwerbstätigenbefragung«, IMK Policy Brief, Düssledorf. oder einem Kind sowie Haushalte in den unteren Ein- Benzarti, Y. und D. Carloni (2019), »Who Really Benefits from Consump- kommensdezilen profitieren relativ gesehen mit dem tion Tax Cuts? Evidence from a Large VAT Reform in France«, American größten Zuwachs an Konsumausgaben. Diese Kon- Economic Journal: Economic Policy 11(1), 38–63. sumanpassungen durch die Umsatzsteuersenkungen Blömer, M. J., M. Dolls, C. Fuest, M. Löffler und A. Peichl (2015), »German Public Finances through the Financial Crisis«, Fiscal Studies 36, 453–474. stellen dabei eine untere Grenze dar, da im Modell Blömer, M. und A. Peichl (2020), »The ifo Tax and Transfer Behavioral keine Vorzieheffekte durch die erwartete Erhöhung Microsimulation Model«, ifo Working Paper Nr. 335. der Umsatzsteuersätze im nächsten Jahr berücksich- Bundesministerium der Finanzen (2020), »Umsatzsteuer: Befristete tigt werden. Absenkung des allgemeinen und ermäßigten Umsatzsteuersatzes zum 1. Juli 2020«, Rundschrift GZ III C 2 – S 7030/20/10009:004 DOK In einem letzten Schritt wurden die kombinierten 2020/0610691, Berlin. Verteilungswirkungen von der Auszahlung des Kinder- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2020), bonus und der temporären Umsatzsteuersenkungen »Fragen und Antworten zum Kinderbonus«, verfügbar unter: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/corona-pandemie/ betrachtet. Bei einer hälftigen Weitergabe der Steu- finanzielle-unterstuetzung/faq-kinderbonus ersenkung erhöht sich der Konsum zusammen mit Decoster, A., R. Ochmann und K. Spiritus (2013), »Integrating Indirect dem Kinderbonus unseren Modellrechnungen nach um Taxation into EUROMOD – Documentation and Results for Germany«, EUROMOD Working Paper EM. um 0,6%. Bei den durchschnittlichen Haushaltstypen Deutsche Bundesbank (2020), Monatsbericht November, verfügbar unter: fallen die Konsumauswirkungen mit einem Zuwachs https://www.bundesbank.de/resource/blob/850696/b6c863948ae0d- von 1,6 Prozentpunkten für Alleinerziehende deutlich d5817e6f63bcfb807a4/mL/2020-11-monatsbericht-data.pdf. aus. Haushalte mit drei Kindern profitieren mit einem DIW – Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (2019), »Sozio-Oeko- nomisches Panel (SOEP): Daten der Jahre 1984–2018 – Version 35«, DOI: durchschnittlichen Konsumzuwachs von etwa 1,7 Pro- 10.5684/soep-core.v35 zentpunkten erwartungsgemäß am meisten. Bei der Fuest, C., F. Neumeier und D. Stöhlker (2020), »Die Preiseffekte der Unterscheidung nach Einkommensdezilen dürften Mehrwertsteuersenkung in deutschen Supermärkten: Eine Analyse für mehr als 60 000 Produkte«, ifo Schnelldienst digital 1(13), 9. November. Haushalte im ersten Dezil ihren Konsum 1,4 Prozent- Gaarder, I. (2019), »Incidence and Distributional Effects of Value Added punkten am deutlichsten gegenüber dem Ausgangs- Taxes«, The Economic Journal 129(618), 853–876. szenario steigern. Goebel, J., M. Grabka, S. Liebig, M. Kroh, D. Richter, C. Schröder und Die Reformmaßnahmen tragen auch zu einer er- J. Schupp (2019), »The German Socio-Economic Panel Study (SOEP)«, Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 239 (2), 345–360. wünschten Änderung der Ungleichheits- und Armuts- maße bei. Der Gini-Koeffizient sinkt bezogen auf die Industrie- und Handelskammer München (2020), »Befristete Absenkung der Umsatzsteuer für den Zeitraum vom 1. Juli bis zum 31. Dezem- Haushaltseinkommen um 0,2 Prozentpunkte. Die Ar- ber 2020«, verfügbar unter: https://www.ihk-muenchen.de/de/Service/ mutsrisikoquote sinkt durch den Kinderbonus trotz Recht-und-Steuern/Steuerrecht/Absenkung-der-Umsatzsteuer/. Erhöhung des Medianeinkommens um 0,4 Prozent- Kosonen, T. (2015), »More and Cheaper Haircuts after VAT Cut? On the Efficiency and Incidence of Service Sector Consumption Taxes«, Journal punkte, und die Kinderarmutsrisikoquote sinkt um of Public Economics 131, 87–100. 1,5 Prozentpunkte. Es zeigt sich bezogen auf die Ar- Montag, F., A. Sagimuldina und M. Schnitzer (2020), »Are Temporary muts- und Ungleichheitsmaße, dass der Kinderbonus Value-Added Tax Reductions Passed on to Consumers? Evidence from Germany’s Stimulus«, arXiv preprint, arXiv:2008.08511. für das Verteilungsziel der finanziellen Entlastung von Nipers, A., A. H. Viira, A. Stalgiene, I. Upite und I. Pilvere (2019), »Effect Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen eine of VAT Rate Reduction for Fruits and Vegetables on Prices in Latvia: wirksame Leistung darstellt. Aufgrund der temporä- Ex-post Analysis«, Journal of Agricultural Science 1, 25–31. ren Natur des Kinderbonus dürfte von diesem keine Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2020), »Einkommens- und Verbrauchsstichprobe«, verfügbar unter: starken Arbeitsangebotseffekte ausgehen. Es dürfte http://www.forschungsdatenzentrum.de/de/haushalte/evs. sich daher um einen – verteilungspolitisch erwünsch- Ván, B. und D. Olah (2018), »Does VAT Cut Appear on the Menu? The ten – Mitnahmeeffekt handeln. Consumer Price Impact of Hungarian VAT Decreases of 2016–2017«, verfügbar unter: Auch bei einer Neuauflage des Kinderbonus für https://mpra.ub.uni-muenchen.de/89687/10/A_Van-Olah_2018_3.pdf. das Jahr 2021 wären ähnliche Verteilungseffekte zu erwarten. Ein »permanenter Kinderbonus« in dieser Höhe käme faktisch einer Erhöhung des Kindergel- des und der kindbezogenen Regelsätze in Höhe von 25 Euro pro Monat gleich. Würde diese Leistung nicht 50 ifo Schnelldienst 2 / 2021 74. Jahrgang 10. Februar 2021
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