Vielfalt begrüßen Bildungs- und Willkommensorte sichern Familienchancen - Daniela Kobelt Neuhaus
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Agenda 1. Familien als Zukunftssicherung 2. Was macht Familien mit Fluchterfahrungen besonders 3. Vielfalt und ihre Bedeutung 4. Chance oder Risiko ist (k)eine Definitionsfrage 5. Herausforderungen für Familienbildung und Familienzentren 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 2
1. Familien als Zukunftssicherung Familie ist nicht gleich Familie – und doch gleich .. 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 3
1. Familien als Zukunftssicherung Familie hat eine zentrale Bedeutung Familienbande sind die „Hosenträger der Kindheit“ • Geht es den Kindern gut, geht es auch den Eltern gut. • Geht es den Eltern gut, geht es auch den Kindern gut. 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 4
1. Familien als Zukunftssicherung Starke Eltern – Starke Kinder Der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder ist um das 2,5fache größer als der Einfluss von Bildungseinrichtungen. Eine positive Eltern-Kind-Beziehung ist • eine resilienzförderliche Ressource für die kindliche Entwicklung und Entfaltung • ein Schutzfaktor in der durch risikoerhöhende Bedingungen beeinträchtigten kindlichen Entwicklung. Die Unterstützung von Eltern dient der Schwächung von Risiken und der Stärkung von Schutzpotential bei den Kindern. Kinder fördern ohne Eltern zu beteiligen ist Sysisphusarbeit. Eltern stärken ohne Kinder zu beteiligen ist ein Anfang. 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 5
2. Was macht Familien mit Fluchterfahrungen besonders Fluchterfahrene Eltern • haben gute Gründe für ihre Flucht, • vielfach sind sie für das zukünftige Wohl ihrer Kinder geflohen: (Kinder sollen es besser haben als wir!) Mögliche Gründe waren: • Naturkatastrophen, Krieg, Vertreibung • Folter oder körperliche, sexuelle und emotionale Gewalt • Unmöglichkeit des familiären Auskommens • Krankenhausaufenthalte, medizinische Behandlungen • Verlust von nahestehenden Menschen 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 6
2. Was macht Familien mit Fluchterfahrungen besonders Geflüchtete Eltern und ihre Kinder Ihre Lebensgeschichten und Erfahrungen sind sehr unterschiedlich, jedoch für die Allermeisten sehr belastend. Belastungen sind/können sein: • Sie haben ihre Heimat verlassen; sie trauern, hadern, zweifeln • Sie kommen in ein fremdes Land. Alles ist anders: Kultur, Sprache, Kommunikationsweisen, Essen … • Sie sprechen/verstehen die Sprache nicht – die Menschen verstehen sie nicht • Sie haben im Heimatland und/oder auf der Flucht Schlimmes erlebt • Sie haben Angehörige zurückgelassen oder verloren • Sie leben in Unsicherheit und Angst • Sie suchen eine soziale, ökonomische und religiöse Perspektive Auch jüngste Kinder bekommen mit, wenn Eltern/Bezugspersonen belastet sind 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 7
2. Was macht Familien mit Fluchterfahrungen besonders Familien mit Fluchterfahrung sind ebenfalls Zukunft Je früher Familien mit Fluchterfahrung gestärkt werden, desto größer ist die Chance der Kinder, mit verlässlichen und sicheren Eltern aufwachsen zu können. Schlüsselthemen der Zusammenarbeit sind: 1. Kontaktaufnahme und Verständigung erkunden 2. Bedarfe entdecken und befriedigen entscheiden 3. Selbstwirksamkeit bestärken handeln 4. Sozialräumliche Einbindung reflektieren Literatur: Kobelt Neuhaus, D. et al (2015): Qualität der Zusammenarbeit mit Eltern. Ein Leitfaden für den frühpädagogischen Bereich. Düsseldorf 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 8
3. Vielfalt und ihre Bedeutung Was beschäftigt mich im Zusammenhang mit vielfältigen Familien? Murmeln Sie bitte mit ihrer Nachbarin oder ihrem Nachbarn 1. Was ist „meine“ Vielfalt? 2. Welche Vielfalt begrüße ich? 3. Welche Vielfalt macht mir das Leben schwer? 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 9
3. Vielfalt und ihre Bedeutung Grundsätzlich: DIE Eltern gibt es nicht • Manches elterliche Verhalten ist uns fremd, wird als ungewöhnlich/ unangemessen/ irritierend wahrgenommen • Elterliche Überzeugungen/Werte/Erziehungsvorstellungen kollidieren mit unseren Vorstellungen • „Man“ spricht von kulturellen Unterschieden. 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 10
3. Vielfalt und ihre Bedeutung Kultur = im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt = Ergebnis aus der Wechselwirkung • von ökonomischer Situation, • dem Ausmaß formaler Bildung und • dem Familienmuster (Alter bei Geburt des ersten Kindes; Anzahl der Kinder; Anzahl zusammen lebender Generationen), das sich in Personen manifestiert. Kulturelle Identität: Zugehörigkeitsgefühl einer Person zu einer sozialen Gruppe, zum Beispiel zur Familie, zum Dorf, zu einem Verein …. Die Vielfalt an Familientraditionen und –einflüssen führt dazu, dass es in jedem Land viele Kulturen gibt, auch in Deutschland. Selbst wenn das Christentum hierzulande viele Familien geprägt hat, führt dies nicht zu einer einheitlichen literarisch-musisch-künstlerischen Ausprägung oder zu einheitlichen sittlichen und religiösen Gebräuchen. 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 11
3. Vielfalt und ihre Bedeutung Heterogenität hat viele Gesichter Verschiedenheit: individuelle Einzigartigkeit Vielschichtigkeit: intrapersonale Differenz, d.h. Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Gruppierungen (Migrant, behindert, arm, …) Veränderlichkeit: kein Mensch bleibt, wie er ist. Aussagen über Menschen sind grundsätzlich vorläufig. Unbestimmtheit: Begriffe, Definitionen, Daten, Diagnosen und Forschungsergebnisse können Realität nicht abbilden. Was bedeutet „die Türkin“? oder „die Schwarzen“? Prengel, 2010 Vgl. Ergebnisse der Lebenswelt- und Sozialraumanalyse für die integrierte Kinder- und Jugendhilfeplanung der Hansestadt Rostock 2013/2014 von Prof. Dr. Hans-Jürgen von Wensierski, Universität Rostock 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 12
Problem: Im Gehirn herrscht von Anfang an Ordnung Dicke Flüchtlinge Türken stinken sind Schmarotzer nach Knoblauch Ich bin die Norm für alles Gute Ich kann keine Deutschen Terroristen mehr sehen sprechen arabisch 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 13
3. Vielfalt und ihre Bedeutung Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann (Picabia): Willkommenskultur hilft 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 14
3. Vielfalt und ihre Bedeutung Ein Familienzentrum wird zum Willkommensort für Menschen mit Fluchterfahrung, wenn …. - eine kultursensitive (empfindsame) Haltung, Vorurteilsbewusstheit und Anti-Diskriminierung in Denken, Sprache, Verhalten, Handeln …. selbstverständlich sind - Vielfalt erwartet und nicht mit „Einfalt“ beantwortet wird: z.B. bzgl. Erziehungsvorstellungen, Entwicklungsziele, Rolle der Eltern und der Fachkräfte, Verständigung, psychische Belastungen ….. Vielfaltsdimensionen sind Gender, sozioökonomische Situation, Religion, Ethnie, Alter, Sprache, Schulbildung ….. - Vorerfahrungen mit Familien mit Migrationsgeschichte nicht vergessen gehen - nicht nur die Bildung im Vordergrund steht, sondern auch Verständnis da ist für das ganzheitliche Sicherungsbedürfnis: Wohnung, Arbeit, Haushalt, Verkehr, ….. 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 15
3. Vielfalt und ihre Bedeutung Tipps zur Willkommenskultur 1. Protektive Faktoren sehen: Persönliche Stärken und Eigenschaften wahrnehmen (nicht Kategorien), z.B. Namen und Gesichter merken 2. Soziale Kontakte und Kompetenzen stützen: z.B. Dolmetscher organisieren, Bilder oder Symbole zur Verständigung, Bildkatalog für die Sachen, die Kinder brauchen oder in der Einrichtung bekommen!!! Treffen proaktiv organisieren ….. 3. Familiäre Stärken begleiten: kochen, erzählen, singen, putzen, nähen. Nicht wir wissen was dran ist! 4. Transparenz: a) elterliche Vorstellungen wertschätzen b) einrichtungsbezogene Vorstellungen prüfen und transparent machen 5. Rollenklärung Bild: Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie 2016 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 16
3. Vielfalt und ihre Bedeutung Erkunden: „andocken an Bekanntem“ Ausgangspunkt sind die Ressourcen der Familie - ihre Herkunft - ihre Sprache - ihre Werte - ihr Selbstverständnis als Familie - ihre Erziehungs- und Bildungsvorstellungen - ihre Gesundheit - ….. und ihre Bedarfe Bild: Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie 2015 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 17
3. Vielfalt und ihre Bedeutung Erkunden von Familienkulturen: elterliche Überzeugung über Erziehung und Selbstkonzept • Überzeugungen zur kindlichen Natur und Entwicklung und Annahmen über die Bedürfnisse von Kindern, z.B.: Nso-Frauen sehen das Liegen von Säuglingen auf dem Rücken als schädigend für die Entwicklung von Bewegung (Keller 2003, S.298 ) • Überzeugungen zur Beeinflussbarkeit von kindlichen Entwicklungsprozessen und zur Wirkung von spezifischen Erziehungspraktiken: „Du musst ihm halt Schlag geben!“ = Ratschlag einer Mutter • Erziehungs- bzw. Sozialisationsziele: was erwarten Eltern von ihren Kindern? • Was erwarten Eltern von sich und für sich selber? (Kalicki 2003; Sigel & McGillicuddy-De Lisi 2002; Goodnow 2002; Super & Harkness 1997; Friedelmeier 1995) 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 18
3. Vielfalt und ihre Bedeutung Erziehungs- und Bildungsverständnis sind auch herkunftsabhängig – Verallgemeinerung aber ist gefährlich Afrikanische Mütter sehen es als seelische Grausamkeit an, wenn Säuglinge deutscher Eltern mit einem darübergestülpten Plastikgestell voller Rasseln und Klingeln auf dem Rücken im Wohnzimmer liegen oder ganz alleine in ihrem Zimmer schlafen müssen. ABER: nicht alle afrikanischen Mütter sehen das so!!!! Und deutsche Eltern wiederum halten es schlichtweg für Körperverletzung, wenn zu einem Bündel geschnürte Kinder auf dem Rücken ihrer Mütter stets dabei sind Beispiel aus: Gernhardt, Ariane et al. (2013): Interkulturelle Kompetenz in der Kita. Nifbe-Themenheft Nr. 16, Osnabrück 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 19
3. Vielfalt und ihre Bedeutung Pole-Positions kultureller Modelle von Familienleben • Modell der psychologischen Autonomie: Kind als Akteur seiner Entwicklung – Eltern als aktive und aktivierende Begleiter • Modell der hierarchischen Verbundenheit: hierarchisches Generationenverhältnis; zentrale Werte sind zum Beispiel die soziale Verantwortung, Gehorsam gegenüber den Eltern und Respekt vor Älteren. Dazwischen gibt es viele Varianten, individuell abhängig vom Niveau formaler Bildung und der sozio-ökonomischen Situation, aber auch von Alter und Familienkonstellation. Nicht die Herkunft macht den Unterschied, sondern die Familienkultur!!!! Die Vielfalt an Familientraditionen und –einflüssen führt dazu, dass es in jedem Land und in jeder Ethnie viele Kulturen gibt. Keller, Heidi (2011): Kinderalltag. Kulturen der Kindheit und ihre Bedeutung für Bindung, Bildung und Erziehung. Berlin: Springer 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 20
Chance oder Risiko ist (k)eine Definitionsfrage • Familien mit all ihren Vielfaltsmerkmalen anerkennen und diese Vielfalt in den Angeboten berücksichtigen. • differenzsensibler Umgang mit Unterschieden, d.h. Verschiedenheit nicht ignorieren, sondern wahrnehmen ohne die Unterschiede zu bewerten und Hierarchien zu fördern. Bild: Karl Kübel Stiftung 2016 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 21
4. Chance oder Risiko ist (k)eine Definitionsfrage Egalitäre Differenz Die Denkfigur der „egalitären Differenz“ (Prengel, 2010) regt dazu an, - die Pluralität von Perspektiven wertzuschätzen - die eigene Perspektive nicht durch Entwertung anderer Perspektiven zu legitimieren, - verschiedene Blickwinkel nicht gegeneinander auszuspielen, sondern in Beziehung zueinander zu setzen. Kurz: Vielfalt als Bereicherung und Chance zu sehen, aber auch als Aufgabe und Herausforderung. Fazit: Fragen sind besser als Antworten 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 22
4. Chance oder Risiko ist (k)eine Definitionsfrage Inklusiver Dialog Selbstverständlich begegnen wir uns auf Augenhöhe! Stimmen Selbst- und Fremdeinschätzung überein? 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 23
4. Chance oder Risiko ist (k)eine Definitionsfrage Eltern mit Traumata Aufgrund grober Schätzungen wird zurzeit allgemein davon ausgegangen, dass mindestens ein Drittel der Asyl suchenden Flüchtlinge traumatisiert ist. Trauma = Folge von Ereignissen, die die betroffene Person so sehr erschüttert haben, dass das Urvertrauen in die Welt, in sich selber und in andere Menschen zerstört wurde. 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 24
4. Chance oder Risiko ist (k)eine Definitionsfrage Umgang mit Fremdheit 1. Selbstreflexion • Was empfinde ich? Neugierde, Angst, Ekel, Empörung, Überraschung, Verunsicherung • Welche meiner Werte, Überzeugungen, Grundsätze werden berührt? (Erkundung eig. Bezugssystem: eigene Familienkultur/ExpertInnenkultur) 2. Erkundung Bezugssystem der Familien (Familienkultur) • Möglichst im Gespräch • Bildung verschiedener Hypothesen zur Erklärung des Verhaltens der Eltern – wenn Dialog nicht möglich • Möglichkeit der Feststellung von stellenweisen Überschneidungen 3. Aushandlung Finden von neuen gemeinsamen Normen, gemeinsamen Bereichen, Zwischenbereichen, dritten Räumen 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 25
4. Chance oder Risiko ist (k)eine Definitionsfrage Wechselseitige Anerkennung braucht mehr als Zusammenleben Vielfalt muss thematisiert werden! Botschaften über Wertigkeiten werden subtil vermittelt Wahrnehmung von Ungerechtigkeit ist nicht angeboren Dominanz der Mehrheit wirkt bekräftigend 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 26
Anti-Bias oder Diversitätsmanagement zielt – auf Information – auf eine Veränderung von Machtstrukturen – auf die Diversifizierung von Dominanzgruppen – auf die Aufhebung von Ausschließungsmechanismen – auf optimale Entfaltung jedes Einzelnen in der Gemeinschaft Dazu nötig ist: 1. Überwindung von Klischees, zum Beispiel • Alle Frauen / Männer sind …. • Jungen / Mädchen sind sowieso ….. • Behinderte Kinder sind ….. 2. Bewusstsein über Vorurteile und Ausgrenzungsmechanismen 3. Entwicklung von pro-aktiven Methoden inklusiven Lernens 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 27
4. Chance oder Risiko ist (k)eine Definitionsfrage Eigentlich ist alles da! Ressourcen der sozialen und kulturellen Umgebung nutzen Für ein Familienzentrum gilt: nicht alles nochmals neu erfinden, sondern die PS auf die Straße bringen. Kultur / Traditionen Öffentlichkeit (Spielplätze, Krankenhaus, Arzt, …..) Sport und Freizeit Natur und Umwelt Soziales und Bildung (Vereine, Bildungsangebote, Bibliothek…) 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 28
Ein systemischer Blick verbindet unterschiedliche Wirklichkeiten 29 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ
5. Herausforderungen für Familienbildung und Familienzentren Was Familien brauchen Alle Familien brauchen 1. Intelligente Lebenslauf- und Zeitpolitik Orientierung der Öffnungszeiten von Institutionen an den Familienzeiten, zeitlich passende Angebote an Ausbildung (Sprachförderkurse, Hebammenangebote … ), familienorientierte Arbeitszeiten 2. eine familienfreundliche Infrastruktur Kurze Wege, One-Stopp-Shops wie Familienzentren, die generationenübergreifend Angebote koordinieren und vorhalten, familiennahe Dienstleistungen, Netzwerke und eine familienfreundliche Stadt- und Regionalplanung (Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten, Spiel- und Erholungsorte …) 3. Transferpolitik und Armutsprävention Angemessene Geldleistungen für Eltern und Kinder (Grundsicherung, Arbeitsplätze für Nichtqualifizierte, Partizipation und Beteiligung an Veränderungsprozessen, kostenfreie Angebote 4. Vermittlung von Fürsorge und Alltagskompetenzen und flächendeckende Beratungs- und Hilfsangebote Familienbildung und –beratung, Frühe Hilfen, Familienhebammen, Schuldnerberatung, Eheberatung, Erziehungsberatung – möglichst vor Ort Quelle: Maywald (4. Juni 2016): Vortrag „Familie im Wandel“ in Hannover 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 30
5. Herausforderungen für Familienbildung und Familienzentren Technische Hilfsmittel 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 31
5. Herausforderungen für Familienbildung und Familienzentren Es könnte sein, dass Ihre Ratschläge und Hilfen nicht angenommen werden… Dafür gibt es viele Gründe: Unsere Strukturen sind den Eltern fremd Vielleicht ist der Zeitpunkt zu früh - die Familie hat andere Prioritäten: Schock- oder Trauerphase? Traumata? Familie hat durch die Flucht ihr Milieu gewechselt, ist plötzlich arm. Eltern fühlen sich überfordert oder schämen sich gar, dass sie nichts zurückgeben können. Ängste und Unsicherheit bei Fragen (Gefahr, dass man etwas oder jemanden verraten könnte, Angst vor Urteilen anderer …) Wo Sie nicht helfen können, sind andere zuständig! Finden Sie diese. 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 32
5. Herausforderungen für Familienbildung und Familienzentren Vernetzung/Kooperation – wer? Mit wem? Zu welchem Ziel? Gesund- heits- Sozialamt amt Jugend- Erziehung amt s- beratung Eltern/ Quartiers- Familien management Kita/ Natur- wissen- Kultur Schule schaften 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 33
5. Herausforderungen für Familienbildung und Familienzentren Interkulturelle Kompetenzen Fähigkeiten für interkulturell kompetente pädagogische Fachkräfte: (Yokuslabakan und Haddou 2013, S. 74): • Empathie (Einfühlungsvermögen) • Selbstreflexivität • Fähigkeit zum Perspektivwechsel • Fähigkeit zum Aushalten von Unsicherheiten, Unterschiedlichkeiten und Uneindeutigkeiten • Konfliktfähigkeit • Personenzentriertes Verhalten in Gesprächen • Aktives Zuhören • Stetige Anpassung des eigenen Handlungsrahmens Yoksulabakan, Gülcan / Haddou, Nele: Grundlagen interkultureller Arbeit in Kitas. In: Heidi Keller (Hrsg.): Interkulturelle Praxis in der Kita. Freiburg: Herder 2012, S. 65-78 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 34
5. Herausforderungen für Familienbildung und Familienzentren Wie kann Diversität konkret gelebt werden? Ein Familienzentrum als Willkommensort • vermittelt die vorhandenen Unterschiedlichkeiten der Familien, Eltern und Kinder, als Normalität und bietet allen Kindern und deren Familien möglichst viele ‚Anknüpfungspunkte‘. • Bindet unterschiedliche Kompetenzen von Kunden/Besucherinnen und Besuchern strategisch ein (Fachbeirat, DolmetscherInnen, ÜbersetzerInnen, Festplanerinnen, Expertinnen für Kultur, Religion …). • Nutzt Verbindendes: gemeinsames Essen und Trinken, gemeinsames Feiern • Vermeidet stereotypisierende Zuordnungen wie „Ach so, aus Afrika kommen Sie – haben Sie denn in Ihrem Zuhause schon Strom gehabt?“ 21.06.2017 Vielfalt begrüßen Kobelt Neuhaus Daniela BVdFZ 35
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Bundesverband der Familienzentren e.V. in Kooperation mit der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie
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