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Vorlesungen Sommersemester 2020 Psychopharmakotherapie (Teil 1) – Therapeutische Prinzipien in der Klinischen Psychiatrie Univ.- Prof. Dr. Dr. Hans-Bernd Rothenhäusler MSc Univ. Klinik f. Psychiatrie u Psychotherapeutische Medizin LKH-Universitätsklinikum Medizinische Universität Graz
PSY.861 2 VO Psychiatrie LV B.2.1 Psychiatrie Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am LKH-Universitätsklinikum Graz/Medizinische Universität Graz – Vorstandssekretariat Frau Carina Wagner Lektor: Univ.-Prof. DDr. Hans-Bernd Rothenhäusler, MSc
PSY.861 2 VO Psychiatrie LV B.2.1 Psychiatrie Empfohlene Fachliteratur Rothenhäusler & Täschner KOMPENDIUM PRAKTISCHE PSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE Springer Wien Heidelberg New York Dordrecht London 2. Auflage (2013)
Therapeutische Prinzipien I Antidepressiva und Antipsychotika Bitte die Seiten 95 bis 120 im „Kompendium Praktische Psychiatrie und Psychotherapie“ Rothenhäusler & Täschner, Springer Verlag 2. Auflage (2013) inhaltlich von den Studierenden im Hinblick auf die Prüfung zu berücksichtigen – NOTA BENE! Dosierungsrahmen, Tagesdosis, Handelsnamen sind nicht Gegenstand der Prüfung. Univ.- Prof. Dr. Dr. Hans-Bernd Rothenhäusler MSc Univ. Klinik f. Psychiatrie u Psychotherapeutische Medizin LKH-Universitätsklinikum Medizinische Universität Graz
Psychopharmakotherapie Psychopharmaka I. Antidepressiva II. Antipsychotika (Neuroleptika) III. Stimmungsstabilisierer (Phasenprophylaktika) und Antimanika IV. Anxiolytika (Tranquilizer) V. Hypnotika VI. Antidementiva (Nootropika)
Antidepressiva Die Hauptwirkung der Antidepressiva zielt gegen depressive Zustandsbilder. Sie sind nosologieübergreifend wirksam: - Depressive Episoden im Rahmen von unipolaren depressiven Störungen; - Depressive Episoden im Rahmen von bipolaren affektiven Störungen; - Dysthymia; - Postschizophrene Depression; - Wochenbettdepression; - Organische depressive Störungen; - Anpassungsstörung mit längerer depressiver Reaktion usw. usw.
Antidepressiva Folglich können wir folgende Zielsymptome durch Gabe von Antidepressiva beeinflussen: - Psychische Einzelmerkmale der Depression: - Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit, Interesselosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken usw.; - Psychomotorische Einzelmerkmale der Depression: - einerseits Hemmung im Sinne von Mangel an Energie und Initiative bis hin zum Stupor (gehemmt-depressives Syndrom), andererseits Agitiertheit bis hin zum ziellosen Umherirren mit leeren Beschäftigungsdrang (agitiert-depressives Syndrom); - Somatische Einzelmerkmale der Depression: - Tagesschwankungen, Morgenpessimum, unruhiger „zerhackter“ Schlaf und frühes Erwachen, Verlust an Lebensfrische, Nachlassen von Libido und Potenz usw. usw.
Antidepressiva – Einteilung I Unter Berücksichtigung ihrer zeitlichen Entwicklung können Antidepressiva eingeteilt werden in: •Klassische Antidepressiva oder Antidepressiva der ersten Generation [nichtselektive irreversible Hemmstoffe der Monoaminoxidase (MAO – Inhibitoren, MAOI z.B. Tranylcypromin); trizyklische Antidepressiva (TZA) (z.B. Imipramin, Amitriptylin, Desipramin)]; •Antidepressiva der zweiten Generation [modifizierte trizyklische (z.B. Amitripytlinoxid), tetrazyklische (TetraZA) (Mianserin, Maprotilin) und chemisch anders aufgebaute Antidepressiva (z.B. Viloxazin)]; •Selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI) (Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Citalopram, Sertralin, Escitalopram); •Selektive reversible Hemmstoffe der Monoaminooxidase-A (MAO – A) (RIMA) (Moclobemid);
Antidepressiva – Einteilung II Unter Berücksichtigung ihrer zeitlichen Entwicklung können Antidepressiva eingeteilt werden in: •Antidepressiva mit dualem Wirkmechanismus [Noradrenalin- und Serotonin-spezifisches Antidepressivum (NaSSA) (Mirtazapin); •Duales Serotonerges Antidepressivum (DSA) (Trazodon, Nefazodon); •Serotonin- und Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren (SNRI) (Venlafaxin, Milnacipran, Duloxetin)]; •Glutamat – Modulatoren (GM) (Tianeptin);
Antidepressiva – Einteilung III Unter Berücksichtigung ihrer zeitlichen Entwicklung können Antidepressiva eingeteilt werden in: •Dual wirksame Noradrenalin-Dopamin-Reuptake-Inhibitoren (NDRI) (Bupropion); •Melatoninagonisten und 5HT2c – Antagonisten (Valdoxan); •5 HT2-Rezeptorantagonisten und 5HT1A-Agonisten (Vortioxetin); •das Phytopharmakon Johanniskraut (Hypericum perforatum), das als pflanzliches Antidepressivum in Österreich und Deutschland zur Behandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen zugelassen ist.
Antidepressiva – Nebenwirkungen I Wirkstoffklassen Häufige Nebenwirkungen • Anticholinerge Effekte, Störungen der Erregungsleitung des Herzens (u.a. QTc – Zeit – Verlängerung), TZA orthostatische Hypotension (bei den sekundären Aminen, z.B. Nortriptylin, in sehr viel geringerem Ausmaß), Gewichtszunahme, prokonvulsives Risiko (bei Clomipramin am höchsten) TetraZA • Maprotilin: TZA – ähnliche Nebenwirkungen und hohes prokonvulsives Risiko; • Mianserin: Gewichtszunahme, Granulozytopenien MAOI (Tranylcypromin) Orthostatische Hypotonie SSRI • Gastrointestinale Nebenwirkungen (z.B. Übelkeit) und sexuelle Funktionsstörungen (z.B. erektile Dysfunktion)
Antidepressiva – Nebenwirkungen II Wirkstoffklassen Häufige Nebenwirkungen RIMA (Moclobemid) • Unruhe, Schlafstörung SNRI • SSRI – ähnliche Nebenwirkungen; > 200 mg/die Venlafaxin: Erhöhungen des Blutdrucks; Duloxetin, Milnacipran: Schwitzen NaSSA (Mirtazapin) • Gewichtszunahme, Einzelfälle von weissen Blutbildveränderungen DSA (Trazodon) • Mehrfach Priapismus. Gelegentlich orthostatische Hypotension NARI (Reboxetin) • Schlaflosigkeit, Schwitzen, Mundtrockenheit, Obstipation
Antidepressiva – Nebenwirkungen III Wirkstoffklassen Häufige Nebenwirkungen Melatoninagonisten (Agomelatin) • Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerz; bei der höheren Agomelatindosis von 50 mg/die vereinzelt Transaminasenerhöhungen um das 3fache GM (Tianeptin) • Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerz NDRI (Bupropion) • Schlafstörung, Unruhe, Kopfschmerz, Mundtrockenheit. Dosisabhängiges Risiko von Krampfanfällen. Phytopharmaka (Johanniskrautpräparate) • Photosensibilisierung
Antipsychotika (Neuroleptika) Das Hauptwirkungsspektrum von Antipsychotika umfasst: - Dämpfung von Trugwahrnehmungen, vor allem akustischer Halluzinationen, Denkstörungen und Wahnerlebnissen (antipsychotische Wirkung) - Psychomotorische Dämpfung, emotionaler Ausgleich und befriedende Wirkung auf affektive Gespanntheit (antiaggressive Wirkung) Sowohl die Typika als auch die Atypika entfalten ihre antipsychotische Wirkung über eine Blockade D2-artiger Dopaminrezeptoren im mesolimbischen Bereich.
Antipsychotika – Typika Die typischen Antipsychotika (TYPIKA) unterscheiden sich in Bezug auf ihre antipsychotische Wirksamkeit, ihre extrapyramidale Begleitwirkungen und ihre sedierende Wirkungen: - Hochpotente TYPIKA: in niedriger bis mittlerer Dosierung starke antipsychotische Wirksamkeit, ausgeprägte extrapyramidale Begleitwirkungen und geringe Sedierung (z.B. Haloperidol); - Mittelpotente TYPIKA: in niedriger bis mittlerer Dosierung mittelstarke antipsychotische Wirksamkeit, mäßige extrapyramidale Begleitwirkungen und mäßige Sedierung (z.B. Zuclopethixol); - Niedrigpotente TYPIKA: in niedriger bis mittlerer Dosierung schwache antipsychotische Wirksamkeit, geringe extrapyramidale Begleitwirkungen und ausgeprägte Sedierung (z.B. Levomepromazin).
Antipsychotika – Typika versus Atypika Im Vergleich zu typischen Antipsychotika (TYPIKA) zeigen Atypika einerseits ein deutlich geringeres Risiko für extrapyramidale Begleitwirkungen, andererseits eine überlegende Wirkung bei schizophrener Negativsymptomatik, depressiver Symptomatik und Störungen der kognitiven Leistungsfähigkeit.
Antipsychotika – Atypika Rezeptorprofile Wirkstoffe (chemische Gruppen) Multirezeptor – Antagonisten Clozapin (Dibenzodiazepin) Olanzapin (Thienobenzodiazepin) Quetiapin (Dibenzothiazepin) Selektive Dopamin – D2/D3 – Rezeptorantagonisten Amisulprid (substituiertes Benzamid) D2 – 5-HT2 – Antagonisten Risperidon (Benzisoxazolderivat) Ziprasidon (Benzisothiazylpiperazin) Sertindol (Imidazolidinon) Asenapin (Dibenzoxepinopyrrol) Paliperidon (Benzisoxazolderivat) partielle D2 – 5 – HT1A – Agonisten (Dopamin – Serotonin – Aripiprazol (Dichlorphenyl – Piperazinyl – Chiloninon) Systemstabilisatoren)
Antipsychotikabedingte extrapyramidalmotorische Symptome I Frühdyskinesien Symptome: Zungenschlundkrämpfe, Blickkrämpfe, Verkrampfungen der Halsmuskulatur und daraus resultierende choreatiforme Torsionen des Kopfes, aber auch der Extremitäten Auftreten: Vor allem am Beginn der Behandlung unter hochpotenten Typika bzw. bei starker Dosiserhöhung Risikofaktoren: Jüngeres Alter, männliches Geschlecht, Gabe von hochpotenten Typika, hohe Dosierungen bzw. parenterale Verabreichung von Typika
Antipsychotikabedingte extrapyramidalmotorische Symptome II Parkinsonoid Symptome: Rigor, Hypokinese, Amimie, kleinschrittiger Gang, gebeugte Körperhaltung, Tremor Auftreten: Nach 7 bis 10 Tagen der Behandlung, vor allem bei mittlerer und hoher Dosierung stark wirkender Typika Risikofaktoren: Ältere Patienten, höhere Dosierungen potenter Typika
Antipsychotikabedingte extrapyramidalmotorische Symptome III Akathisie Symptome: Bewegungsunruhe, Trippeln, unwiderstehlicher Drang, herumlaufen zu müssen, der Patient kann keine längere Zeit (Minuten) still sitzen, stehen oder liegen. Häufig als extrem quälend erlebt, sodass aggressive oder suizidale Handlungen auftreten können Auftreten: Meist nach mehrwöchiger Therapie, gelegentlich auch schon in den ersten Tagen. Häufigstes EPS (bis zu 20 bis 25% aller Patienten unter Typika) Risikofaktoren: Im Prinzip haben alle Antipsychotika ein dosisabhängiges Risiko für Akathisie mit Ausnahme von Clozapin und Quetiapin
Antipsychotikabedingte extrapyramidalmotorische Symptome IV Spätdyskinesien Symptome: Periorale bzw. orale Unruhe, später choreatische Hyperkinesen im Kopfbereich und an den Extremitäten, bei massiver Ausprägung groteske Bewegungsabläufe am ganzen Körper von athetotisch-dystonem Charakter. Im Schlaf treten sie nicht auf. Unter emotionaler Belastung nehmen sie zu. Symptomdauer beträgt mindestens 4 Wochen. Gesamtdauer einer eventuell früheren und der jetzigen Antipsychotikabehandlung beläuft sich auf mindestens 3 Monate Auftreten: Nach monate- bis jahrelanger Behandlung meist hochpotenten Typika in bis zu 20% aller Fälle; potenziell irreversibel Risikofaktoren: Höheres Alter, weibliches Geschlecht, Diabetes mellitus, affektive Störungen, jahrelange Gabe von Typika in höheren Dosierungen
Antipsychotika – weitere Nebenwirkungen I Antipsychotikainduzierte Hyperprolaktinämien: häufig unter Typika; bei den Atypika Amisulprid und Risperidon erhöhtes, dosisabhängiges Risiko für das Auftreten von Prolaktinanstiegen über die Norm. - Gynäkomastie bei 3% aller Frauen und 6% aller Männer; - Galaktorrhö bei knapp 3% aller Männer und bei etwa 10 bis 50% aller Frauen; - Bei Männern häufig Libidoverlust, Erektions- und Ejakulationsstörungen, Hyposepermie; - Bei Frauen oft Libidominderung, Orgasmusstörungen, Störungen des Menstruationszyklus bis hin zu Sub- oder Infertilität, Hypoöstrogenämie.
Antipsychotika – weitere Nebenwirkungen II Antipsychotikainduzierte Gewichtszunahme und Entwicklung metabolischer Symptome: Die Appetitanregung und daraus resultierende Gewichtszunahme ist unter niedrig- bis mittelpotenten Typika und unter Atypika, welche die Histamin- 1-Rezeptoren blockieren (insbesondere Clozapin und Olanzapin), besonders hoch. - Schwere somatische Komplikationen von Gewichtszunahmen können Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen, Kolonkarzinom und Osteoarthritis sein; - Risiko eines metabolischen Syndroms – Koinzidenz von abdomineller Adipositas, gestörter Glucosetoleranz, Hypertonie und Hypertriglyzeridämie.
Antipsychotika – weitere Nebenwirkungen III Antipsychotikainduzierte OTc-Zeit-Verlängerungen: Niedrig- bis mittelpotente Typika, aber auch das hochpotente Typikum Haloperidol, die Atypika Ziprasidon und Sertindol, gehören zu den Arzneimitteln, die bekanntermaßen QTc-Prolongationen hervorrufen. - Die Verlängerung der QTc-Zeit kann insbesondere bei Patienten mit kardialen Vorschädigungen zur Induktion von Torsade de pointes mit potenziell tödlichem Ausgang disponieren; - Vermeidung von Kombinationen mit Internistika, welche per se QT-Zeit prolongieren, z.B. Erythromycin, Gatifloxacin, Terfenadin, Antiarrhythmika der Klassen I und III.
Antipsychotika – weitere Nebenwirkungen IV Antipsychotikainduzierte vegetative Nebenwirkungen: Niedrigpotente Typika können vegetative Nebenwirkungen hervorrufen, welche auf die Blockade von Alpha-1-Adrenorezeptoren und muskarinische Rezeptoren zurückzuführen sind. - Hypotonie, orthostatische Dysregulation mit Reflextachykardie und Schwindel; - Blasenentleerungsstörungen bis hin zur Harnverhaltung, Sinustachykardie, Akkomodationsstörungen, Obstipation bis hin zum paralytischen Ileus, Mundtrockenheit, bei zu rascher Aufdosierung delirante Syndrome.
Antipsychotika – weitere Nebenwirkungen V Malignes neuroleptisches Syndrom: Das maligne neuroleptische Syndrom ist eine sehr seltene, lebensbedrohliche zentralnervöse Arzneimittelwirkung von Antipsychotika (Inzidenz: 0,02 bis 3,23 %, Letalität: 5 bis 20 %, falls unbehandelt). Am häufigsten tritt es am Beginn einer Behandlung mit hochpotenten Typika in hohen Dosierungen auf. - Risikofaktoren: jüngeres Alter, männliches Geschlecht, somatische Begleiterkrankungen, Dehydration, Gabe von hochpotenten Typika, rasche Aufdosierung und intramuskuläre Darreichungsformen. - Leitsymptome: Rigor, Fieber und Zeichen der vegetativen Dysfunktion (z.B. Tachykardie, Tachypnoe, Hyperhidrose, Hypersalivation); häufig CK- Erhöhung, Leukozytose, quantitative Störungen des Bewusstseins.
Antipsychotika - Indikationen Das Hauptindikationsgebiet der Antipsychotika bilden die schizophrene Störungen. Weitere Indikationen in der psychiatrischen Praxis sind psychotische Zustandsbilder und/oder psychomotorische Erregungszustände bei einer Reihe von psychischen Störungen und neuropsychiatrischen Krankheiten – Atypika als so gennante Breitbandpsychopharmaka (nach Rothenhäusler, 2012).
Antipsychotika – weitere Indikationen I Psychotische Zustandsbilder und/oder psychomotorische Erregungszustände bei nachfolgenden Erkrankungen: Manien sowie manische oder gemischte affektive Episoden im Rahmen von bipolaren affektiven Störungen (vorzugsweise Atypika mit Ausnahme von Clozapin) Schizoaffektive Störungen (vorzugsweise Atypika, insbesondere Paliperidon) Depressive Episoden mit psychotischen Symptomen (vorzugsweise Quetiapin, Olanzapin, Aripiprazol und Risperidon in Kombination mit Antidepressiva) Wahnhafte Störungen (Diphenylbutylpiperidine wie z.B. Pimozid, und Atypika wie z.B. Risperidon sind am ehesten wirksam) Delirien (vorzugsweise Haloperidol und Risperidon; zusätzlich sind zur psychomotorischen Dämpfung Prothipendyl, Pipamperon und Melperon geeignet; Antipsychotika mit starken anticholinergen Begleiteffekten wie z.B. Clozapin und Levomepromazin sind zu vermeiden, da sie selbst delirogene Effekte entfalten können) Demenzen (vorzugsweise das bei Verhaltensstörungen bei Demenz zugelassene Risperidon; zusätzlich ist zur psychomotorischen Dämpfung Melperon geeignet; Clozapin und Quetiapin sind bei psychotischen Symptomen bei Morbus Parkinson und bei Demenz vom Lewy – Körper – Typ zu favorisieren)
Antipsychotika – weitere Indikationen II Psychotische Zustandsbilder und/oder psychomotorische Erregungszustände bei nachfolgenden Erkrankungen: Entwicklungsstörungen (vorzugsweise Risperidon und Aripiprazol. Risperidon ist in Österreich, Aripiprazol ist in den U.S.A. zur Behandlung von Autismus bei Kindern und Jugendlichen zugelassen) Intelligenzminderungen (Levomepromazin ist beispielsweise bei Erregungszuständen im Rahmen von Intelligenzminderung zugelassen) Gilles – de – la – Tourette – Syndrom (vorzugsweise Haloperidol, Pimozid, Risperidon, Olanzapin, Ziprasidon und Quetiapin) Chorea Huntington (Tiaprid ist zur Behandlung von Bewegungsstörungen bei Chorea Huntington und von psychomotorischen Störungen bei älteren Patienten zugelassen; Typika wie Haloperidol und Pimozid sowie Atypika wie Risperidon sind wirksam) Medikamenten- oder drogeninduzierte Psychosen, z.B. aufgrund von Steroiden, L – Dopa, Kokain, Amphetaminen usw. (vorzugsweise Haloperidol, Aripiprazol und Olanzapin; bei L – Dopa induzierten Psychosen bei Patienten mit Morbus Parkinson sind Clozapin und Quetiapin vorzuziehen)
Antipsychotika – weitere Indikationen III Psychotische Zustandsbilder und/oder psychomotorische Erregungszustände bei nachfolgenden Erkrankungen: Alkoholentzugssyndrome und Alkoholhalluzinosen (vorzugsweise Haloperidol und Risperidon; in Österreich sind Tiaprid für die Behandlung psychomotorischer Störungen bei Alkoholkrankheit, Melperon für die Therapie von Unruhezuständen bei Alkoholentzug zugelassen) Epilepsieassoziierte interiktale Psychosen (vorzugsweise Atypika mit Ausnahme von Clozapin) HIV – assoziierte schizophreniforme Psychosen und HIV – induzierte Manien (vorzugsweise Olanzapin, Risperidon, Aripiprazol, Quetiapin und andere Atypika mit Ausnahme von Clozapin) Persönlichkeitsstörungen, z.B. mikropsychotische Episoden im Rahmen von Borderline – Persönlichkeitsstörungen (Atypika in niedriger Dosierung, vorzugsweise Olanzapin, Quetiapin, Risperidon, Aripiprazol)
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