Wegraine und Gewässerrandstreifen als Teil des kommunalen Biotopverbundes - Ein Analyseleitfaden zur Kartierung und ökologischen Aufwertung ...

 
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Wegraine und Gewässerrandstreifen als Teil des kommunalen Biotopverbundes - Ein Analyseleitfaden zur Kartierung und ökologischen Aufwertung ...
Wegraine und
Gewässerrandstreifen
als Teil des kommunalen
Biotopverbundes
Ein Analyseleitfaden zur Kartierung und
ökologischen Aufwertung landwirtschaftlich
übernutzter Saumbiotope
Wegraine und Gewässerrandstreifen als Teil des kommunalen Biotopverbundes - Ein Analyseleitfaden zur Kartierung und ökologischen Aufwertung ...
Praxisleitfaden, erstellt im Rahmen des verbändeübergeifenden Forschungs- und Entwicklungsvorhabens
„Entwicklung von priorisierten, umsetzungsorientierten Konzepten und Umsetzungsstrategien zur Stärkung
der Zielerreichung der Naturschutz-Offensive 2020 des Bundesumweltministeriums“.

Forschungskennziffer (FKZ) 351 681 010 A
Gefördert vom Bundesamt für Naturschutz

Stand Mai 2019

BUND – Freunde der Erde
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Titelbild Elke Freese, CC BY-SA 3.0
Layout Matthias Fanck
Wegraine und Gewässerrandstreifen als Teil des kommunalen Biotopverbundes - Ein Analyseleitfaden zur Kartierung und ökologischen Aufwertung ...
Inhaltsverzeichnis

1		Einleitung                                                                        4
1.1		Warum Saumbiotope?                                                              4

2      Rechtliche Lage                                                               6
2.1		Rechtliche Stellung im Sinne des BNatSchG                                       7
2.2		Verpflichtungen der Eigentümer                                                  7
2.2.1		Zivilrechtlicher Schutz des Wegeeigentums nach BGB                            8
2.3		Wasserhaushaltsgesetz (WhG)                                                     8
2.4		Agrarzahlungen-Verpflichtungenverordnung                                        8
		Exkurs: Verschiedene Referenzsysteme                                              10
2.5		Pflanzenschutzgesetz (PfSchG)                                                  10
2.6		Landesnaturschutzgesetz NRW (LNatSchG)                                         11

3      Die Suche nach den verlorenen Randstreifen                                   11
3.1		Draußen                                                                        12
3.2		Am Computer                                                                    12
3.3		Was nun?                                                                       14
3.3.1		Wo ist die Grenze?                                                           14
3.3.2		Was, wenn keine Einigung erzielt werden kann?                                15
3.3.3		Der Grenzverlauf ist festgestellt – was nun?                                 15
		Literatur                                                                         16

Anhang 1: Technische Anleitungen für Geodatenviewer                                 17

Baden-Württemberg                                                                   18
Bayern			                                                                           19
Berlin			                                                                           20
Brandenburg                                                                         21
Bremen			                                                                           22
Hamburg		                                                                           23
Hessen			                                                                           24
Mecklenburg-Vorpommern                                                              25
Niedersachsen                                                                       26
Nordrhein-Westfalen                                                                 28
Rheinland-Pfalz                                                                     29
Saarland		                                                                          30
Sachsen		                                                                           32
Sachsen-Anhalt                                                                      33
Schleswig-Holstein                                                                  34
Thüringen		                                                                         36

Anhang 2: Übersicht Länderregelungen zu Gewässerrandstreifen – Stand Juni 2018      37
Anhang 3: Protokoll Rückgewinnung Wegerand- oder Gewässerrandstreifen, Ortstermin   43
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1 Einleitung                                           1.1 Warum Saumbiotope?
Noch zur Mitte des letzten Jahrhunderts bot die        Feld- und Wegraine sowie Gewässerrandstreifen
Kulturlandschaft Mitteleuropas ausreichend Diver-      können hierfür ein wichtiger Bestandteil sein und
sität, um Habitate für eine große Zahl von Tier- und   bieten großes Potential, da sich entlang jedes öf-
Pflanzenarten zu bieten. Mit der zunehmenden In-       fentlichen Weges beidseitig ein Streifen öffent-
dustrialisierung der Landwirtschaft und der damit      licher Flächen befindet. Eine grobe Abschätzung
einhergehenden Ausbreitung großflächiger Mono-         ergibt sich aus dem Datensatz von OpenStreetMaps
kulturen sowie dem Verlust kleiner Landschafts-        (OSM). Aus diesem ergibt sich eine Länge des land-
elemente wurden diese Habitate jedoch stark            wirtschaftlichen Wegenetzes in Deutschland von
dezimiert. Insbesondere die Flurbereinigung rich-      1.099.795 km. Nimmt man einen 2 m breiten Weg-
tete diesbezüglich oftmals mehr Schaden als Nut-       rain auf jeder Seite des Weges an, ergibt das bereits
zen an. Ein besonderes Problem stellt in diesem        4.399 km². Zählt man hierzu noch Gewässerrand-
Zusammenhang die Verinselung der verbleiben-           streifen von 5 m beidseitig (der laut §38 WHG ge-
den Habitate dar, wodurch tägliche und saisonale       setzliche Mindestabstand landwirtschaftlicher
Wanderbewegungen sowie genetischer Austausch           Nutzung zu Gewässern) der 140.000 km Gewässer
innerhalb von Arten weiter eingeschränkt werden.       (Fließgewässer mit einem Einzugsgebiet größer als
Für bedrohte Populationen kann dies schnell kritisch   10 Quadratkilometer), kommen noch 1.400 km² hin-
werden (Frobel et al., 2018). Um in dieser „aufge-     zu. Zusammen ergibt dies 5.799 km², was immerhin
räumten“ Kulturlandschaft ein Überleben gefährde-      1,6% der Landesfläche Deutschlands (357.386 km²)
ter Arten gewährleisten zu können, ist der Auf- und    entspricht!
Ausbau sowie der Erhalt eines engmaschigen, klein-
räumigen und auf kommunaler Ebene beginnenden
Biotopverbundnetzwerks dringend notwendig.

Abbildung 1: Der Wegrain: Ein Lebensraum für eine Vielzahl von Arten		                  Oliver Kwetschlich

4
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Trotz der häufig geringen Breite dieser Streifen-        Unterschlupf, z.B. blattlausfressenden Käfern und
biotope sind sie von herausragender Bedeutung als        Wespen, die von den Wegrändern aus Schädlingen
lokaler Beitrag zum Biotopverbund in der Kultur-         in den Kulturflächen nachstellen. Der Randstreifen
landschaft. Durch ihre langgezogene Form und ihre        leistet so einen wichtigen Beitrag zur ökologischen
Verteilung im Raum bilden sie ein ideales Netz für       Schädlingsbekämpfung.
Wanderbewegungen verschiedenster Tiere und die
Ausbreitung von Pflanzen.                                Gewässerrandstreifen erfüllen aus ökologischer
                                                         Sicht gleich mehrere wichtige Funktionen, wenn sie
Sie bieten außerdem vielfältige Lebensräume für di-      in ausreichender Breite vorhanden sind: Einerseits
verse Tier- und Pflanzenarten. Weil auf den Äckern       sind sie Lebensraum, Wander- und Ausbreitungs-
gepflügt, gedüngt und mit Pestiziden gespritzt wird,     korridor für terrestrische und aquatische Arten,
sind die ungenutzten, ganzjährig verfügbaren Weg-        andererseits ein wichtiger Puffer für stoffliche
raine besonders wichtig als Lebensräume, soweit sie      Einträge aus der Landwirtschaft in das Gewässer-
nicht auch vom Pestizid- und Düngereinsatz betrof-       netz. Insbesondere mit Blick auf die schlechte öko-
fen sind. Eine vielfältige Struktur aus Gräsern, Stau-   logische Gewässerqualität in Deutschland und die
den, kleinen Gebüschen oder Einzelbäumen schafft         Forderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie sind
dort Nischen für eine große Artenvielfalt. Des Wei-      durchgehende und ausreichend breite Randstreifen
teren mindern dauerhaft bewachsene Wegraine die          für Gewässer von außerordentlicher Bedeutung (Ar-
Bodenerosion durch abfließendes Niederschlags-           nold et al., 2015).
wasser. Sie bieten einer Vielzahl von „Nützlingen“

Abbildung 2: Häufig traurige Realität: Bis direkt an den Weg geackert und Pestizid auf den verbleibenden
Randstreifen ausgebracht									 Jürgen Kruse

                                                                                                          5
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Mit der Nationalen Strategie zur biologischen Viel-     dung beigetragen. Eine Wiederherstellung und Auf-
falt von 2007 hat sich die Bundesregierung u.a. auch    wertung von Säumen dient dem Insektenschutz und
dem Schutz von Feld- und Wegrainen verpflichtet:        einer Verbesserung der Landschaftsvernetzung. Be-
„Bis 2015 nimmt der Flächenanteil naturschutz-          sonders gefordert sind die Kommunen, wenn öffent-
fachlich wertvoller Agrarbiotope (hochwertiges          liche Flächen von der Landwirtschaft in Anspruch
Grünland, Streuobstwiesen) um mindestens zehn           genommen werden. Ein Vorreiter ist der Kreis Soest,
Prozent gegenüber 2005 zu. 2010 beträgt in ag-          der diese Praxis beendet hat.“ (BMU, 2018)
rarisch genutzten Gebieten der Anteil naturnaher
Landschaftselemente (zum Beispiel Hecken, Raine,        Neben der Zerstörung der Artenvielfalt auf Wegrai-
Feldgehölze, Kleingewässer) mindestens fünf Pro-        nen und Gewässerrandstreifen durch Überdüngung,
zent.“ (BMUB, 2007)                                     falsche Mahd und Pestizideinsatz ist die illegale
                                                        Überackerung und landwirtschaftliche Nutzung von
Auch im Entwurf für das „Aktionsprogramm In-            Wegrainen durch die Anlieger ein häufiges Problem.
sektenschutz“ (Stand Juni 2018) hat das BMU die         Dieses ist jedoch schwer quantifizierbar und oft-
herausragende Rolle von Strukturelementen wie           mals vor Ort ohne Zugang zum Liegenschaftskatas-
Wegrainen und Feldrainen erkannt. In 1.4 heißt es:      ter kaum festzustellen.
„Der Bund wird bis 2022 dazu beitragen, die Potenzi-
ale von Säumen entlang landwirtschaftlicher Wege        Dieser Leitfaden soll für verschiedene Anwender-
für den Insektenschutz zu nutzen.                       gruppen (Privatpersonen, Verbände, Kommunen)
Dazu gehört:                                            Vorgehensweisen bei der Ermittlung fehlender oder
• Eine repräsentative, naturraumbezogene Stich-         zu schmaler Randstreifen und Feldraine darstellen,
probe auf Gemeindeebene in ausgewählten Test-           im Idealfall als Ausgangspunkt für eine Wiederher-
gebieten mit einer Analyse der Veränderungen des        stellung des Artenreichtums und der Habitatquali-
Wegenetzes sowie einer Potenzialabschätzung             täten der gefundenen Saumbiotope.
• Entwicklung von konkreten Handlungsempfehlun-
gen                                                     2 Rechtliche Lage
• Einsatz bei Kommunen und ihren Spitzenverbän-         Wegraine, Feldraine und Gewässerrandstreifen sind
den dafür, entsprechende Flächen in kommunalem          Bestandteil verschiedener Gesetze und Verordnun-
Eigentum für den Insektenschutz zu nutzen               gen. Dazu zählen das Bundesnaturschutzgesetz
                                                        (BNatschG), das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), das
Beschreibung: Säume entlang ländlicher Wege wur-        Wasserhaushaltsgesetz (WHG), die Agrarzahlun-
den in der Vergangenheit durch Einbeziehung in die      gen-Verpflichtungenverordnung (AgrarZahlVerpflV)
Nutzung erheblich verringert. Teilweise sind land-      und das Pflanzenschutzgesetz (PflSchG). Außerdem
wirtschaftlicher Wege vollständig verschwunden          sind die jeweiligen Landesgesetze relevant, insbe-
und in landwirtschaftliche Nutzflächen überführt        sondere die Breite von Gewässerrandstreifen ist in
worden. Durch diese zum Teil nicht legale, aber viel-   jedem Bundesland anders geregelt (Siehe Anhang 1).
fach geduldete Praxis gingen Insektenlebensräume
verloren und es wurde zur Landschaftszerschnei-

                                                                                  beide Oliver Kwetschlich

6
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2.1 Rechtliche Stellung im Sinne des                  So liegen in diesem Sinne Verstöße gegen das BNat-
Bundesnaturschutzgesetzes                             SchG vor (Petersen, 2017):
                                                      • bei der Nutzung von Wegerändern als Ackerfläche,
 •   § 5 Abs. 2: Nr. 3 BNatSchG: Im Rahmen der        • bei deren Einbeziehung in Weideland
     Landwirtschaft Gebot der Erhaltung/Vermeh-       • bei Zerstörung bzw. Beschädigung z.B. durch den
     rung der zur Vernetzung von Biotopen er-         Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Abbrennen von
     forderlichen Landschaftselemente (einschl.       Stauden, häufiges Mähen oder Mulchen.
     Erfüllung ihrer ökologischen Funktionen).
 •   §21 Abs. 5: Unbeschadet des § 30 sind die        2.2 Verpflichtungen der Eigentümer
     oberirdischen Gewässer einschließlich ihrer      Hier ist es wichtig festzustellen, dass die Grund-
     Randstreifen, Uferzonen und Auen als Lebens-     stückseigentümer in der Regel aufgrund öffentlicher
     stätten und Biotope für natürlich vorkom-        Vorschriften verpflichtet sind, die ihnen gehörenden
     mende Tier- und Pflanzenarten zu erhalten.       Wegeränder zu erhalten und gegen Übergriffe Drit-
     Sie sind so weiterzuentwickeln, dass sie ihre    ter zu schützen. In der Regel ist die Eigentümerin
     großräumige Vernetzungsfunktion auf Dauer        von Feldwegen die Gemeinde und damit zuständig
     erfüllen können.                                 für den Erhalt der Wegränder.
 •   Abs. 6: Auf regionaler Ebene sind zur Ver-
     netzung von Biotopen erforderliche linea-        Ist der Eigentümer Bund, Land oder Kreis, hat der
     re Elemente, insbesondere Feldraine sowie        jeweilige Träger der Straßenbaulast für die Erhal-
     Trittsteinbiotope, zu erhalten und zu schaffen   tung des ordnungsgemäßen Zustandes zu sorgen.
     (Biotopvernetzung).                              Rechtsgrundlage für Straßen in der Baulast des
 •   § 39, Abs. 5, Nr. 1 BNatSchG: Verbot, nicht      Bundes sind die §§ 3 ff. des Fernstraßengesetzes
     landwirtschaftlich genutzte Flächen so zu        (FStrG). Für Straßen im Eigentum von Land oder
     behandeln, dass die Tier- und Pflanzenwelt       Kreis sind die jeweiligen Landesgesetzgebungen re-
     erheblich beeinträchtigt wird                    levant. Eventuell kommt die Einleitung eines Ord-
 •   § 44 BNatSchG: Bei Vorkommen besonders           nungswidrigkeitenverfahrens gegen den Schädiger
     geschützter Arten strenge Verbotsregelun-        in Betracht, wobei Wiederherstellungs- bzw. Scha-
     gen.                                             denersatzansprüche geltend gemacht werden kön-

Abbildung 3: Ein buntblühender Gewässerrandstreifen neben einem Maisfeld               Oliver Kwetschlich

                                                                                                        7
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nen. Da dies in der Praxis tatsächlich geschieht,        wasserstandes, bei Gewässern mit ausgeprägter
werden diese zu öffentlichen Straßen gehörenden          Böschungsoberkante ab der Böschungsoberkante.
Grünstreifen meist respektiert.
                                                        Außerdem legt das WHG eine Mindestbreite von
Ist die Gemeinde Eigentümerin des Weges – was für       5m für Gewässerrandstreifen fest, mit möglichen
Feldwege in den häufigsten Fällen zutreffend sein       abweichenden Länderregelungen von bis zu 10m.
dürfte – hat diese die Pflicht, diesen „Vermögensge-    Siehe hierzu Anhang 2.
genstand“ pfleglich zu behandeln und so zu nutzen
dass das Wohl ihrer Einwohnerinnen und Einwohner        Relativ genau geregelt ist außerdem die zulässige
gefördert wird. Hierzu gehören nicht nur materielle     Nutzung bzw. verpflichtende Pflege der Eigentümer
Interessen sondern auch Erholungswerte. Die Ge-         oder Nutzer:
meinde darf einer widerrechtlichen Überackerung
oder sonstigen Zerstörung also nicht tatenlos zu-        (4) Eigentümer und Nutzungsberechtigte sollen
sehen, sondern ist verpflichtet Maßnahmen zur Si-        Gewässerrandstreifen im Hinblick auf ihre Funk-
cherung zu treffen. Rechtliche Grundlagen hierfür        tionen nach Absatz 1 erhalten. Im Gewässerrand-
sind die jeweiligen Kommunalverfassungsgesetze           streifen ist verboten:
der Länder.                                              1. die Umwandlung von Grünland in Ackerland,
Zur pfleglichen Behandlung gehört auch eine ord-         2. das Entfernen von standortgerechten Bäumen
nungsgemäße Ermittlung und Abmarkung des                 und Sträuchern, ausgenommen die Entnahme im
Grenzverlaufs sowie anschließend eine deutlich           Rahmen einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft,
sichtbare Markierung (z. B. durch Pflöcke, An-           sowie das Neuanpflanzen von nicht standortge-
pflanzungen oder Wegeseitengraben). Gesetzliche          rechten Bäumen und Sträuchern,
Grundlage ist das BGB: § 919 Grenzabmarkung und          3. der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen,
§ 920 Grenzverwirrung.                                   ausgenommen die Anwendung von Pflanzen-
                                                         schutzmitteln und Düngemitteln, soweit durch
2.2.1 Zivilrechtlicher Schutz des                        Landesrecht nichts anderes bestimmt ist, und der
Wegeeigentums nach BGB:                                  Umgang mit wassergefährdenden Stoffen in und
Unberechtigte Übergriffe auf naturbelassene, im          im Zusammenhang mit zugelassenen Anlagen,
fremden Eigentum stehende Grundstücke lösen zi-          4. die nicht nur zeitweise Ablagerung von Gegen-
vilrechtliche Ansprüche nach dem Bürgerlichen Ge-        ständen, die den Wasserabfluss behindern kön-
setzbuch (BGB) aus:                                      nen oder die fortgeschwemmt werden können.
§ 985 Herausgabeanspruch
§ 1004 Beseitigungs- und Unterlassungsanspruch          Genaueres regeln die Wassergesetze der Länder.
§ 823 Schadensersatzpflicht und                         Siehe hierzu Anhang 2.
§§ 812 ff. Ungerechtfertigte Bereicherung.

2.3 Wasserhaushaltsgesetz (WHG)                         2.4 Agrarzahlungen-Verpflichtungenverordnung
Artikel 38 des Wasserhaushaltsgesetzes behandelt        Als Kernelement der gemeinsamen EU-Agrarpolitik
explizit Gewässerrandstreifen.                          erhalten landwirtschaftliche Betriebe flächenbe-
                                                        zogene Direktzahlungen. Diese sind jedoch an die
 (1) Gewässerrandstreifen dienen der Erhaltung und      Einhaltung bestimmter EU-rechtlicher Standards
 Verbesserung der ökologischen Funktionen ober-         bezüglich Umweltschutz, Tierschutz und Gesund-
 irdischer Gewässer, der Wasserspeicherung, der         heit geknüpft (sog. „Cross Compliance“). Rechtli-
 Sicherung des Wasserabflusses sowie der Vermin-        che Grundlage in der Bundesrepublik ist hierfür die
 derung von Stoffeinträgen aus diffusen Quellen.        Agrarzahlungen-Verpflichtungenverordnung (Ag-
 (2) Der Gewässerrandstreifen umfasst das Ufer und      rarZahlVerpflV). Zwei Paragraphen sind hierbei von
 den Bereich, der an das Gewässer landseits der Linie   besonderer Relevanz für Randstreifen:
 des Mittelwasserstandes angrenzt. Der Gewässer-
 randstreifen bemisst sich ab der Linie des Mittel-

8
Wegraine und Gewässerrandstreifen als Teil des kommunalen Biotopverbundes - Ein Analyseleitfaden zur Kartierung und ökologischen Aufwertung ...
§ 2 Schaffung von Pufferzonen entlang von               c) andere mit Buchstabe b vergleichbare Feucht-
Wasserläufen. Wer landwirtschaftliche Flächen           gebiete,
entlang von Wasserläufen bewirtschaftet, hat            5. Einzelbäume: Bäume, die als Naturdenkmäler im
zur Erhaltung des guten landwirtschaftlichen und        Sinne von § 28 des Bundesnaturschutzgesetzes ge-
ökologischen Zustands die Anforderungen des § 5         schützt sind,
Absatz 2 Satz 1 Nummer 1 in Verbindung mit Satz         6. Feldraine: überwiegend mit gras- und kraut-
2, Absatz 2 Satz 3 und 4 und Absatz 3, jeweils          artigen Pflanzen bewachsene, schmale, lang ge-
in Verbindung mit Absatz 4, der Düngeverordnung         streckte Flächen mit einer Gesamtbreite von mehr
zu beachten, soweit sich die Anforderungen auf          als zwei Metern, die innerhalb von oder zwischen
stickstoffhaltige Düngemittel beziehen. Soweit          landwirtschaftlichen Nutzflächen liegen oder an
die Landesregierungen durch Rechtsverordnungen          diese angrenzen und auf denen keine landwirt-
nach § 13 Absatz 2 Satz 1 in Verbindung mit Satz        schaftliche Erzeugung stattfindet,
4 Nummer 5 der Düngeverordnung abweichende              7. Trocken- und Natursteinmauern: Mauern aus
Vorschriften erlassen, die sich auf stickstoffhaltige   mit Erde oder Lehm verfugten oder nicht verfugten
Düngemittel beziehen, sind – außer im Falle des §       Feld oder Natursteinen von mehr als fünf Metern
13 Absatz 3 und 4 der Düngeverordnung – abwei-          Länge, die nicht Bestandteil einer Terrasse nach
chend von Satz 1 die Anforderungen nach Landes-         Nummer 10 sind,
recht zu beachten.                                      8. Lesesteinwälle: Aufschüttungen von Lesesteinen
                                                        von mehr als fünf Metern Länge,
§ 8 Keine Beseitigung von Landschaftselementen          9. Fels- und Steinriegel sowie naturversteinte Flä-
(1) Landschaftselemente dürfen nicht beseitigt          chen mit einer Größe von höchstens 2 000 Quad-
werden. Landschaftselemente im Sinne von Satz           ratmetern,
1 sind:                                                 10. Terrassen: von Menschen unter Verwendung
1. Hecken oder Knicks: lineare Strukturelemente,        von Hilfsmaterialien angelegte, linear-vertikale
die überwiegend mit Gehölzen bewachsen sind             Strukturen in der Agrarlandschaft, die dazu be-
und eine Mindestlänge von 10 Metern sowie eine          stimmt sind, die Hangneigung von Nutzflächen zu
Durchschnittsbreite von bis zu 15 Metern aufwei-        verringern.
sen, wobei kleinere unbefestigte Unterbrechungen        (2) Trocken- und Natursteinmauern im Sinne von
unschädlich sind,                                       Absatz 1 Nummer 7, die zugleich Bestandteil einer
2. Baumreihen: mindestens fünf linear angeord-          Terrasse im Sinne von Absatz 1 Nummer 10 sind,
nete, nicht landwirtschaftlich genutzte Bäume           dürfen nicht beseitigt werden.
entlang einer Strecke von mindestens 50 Metern          (3) § 39 Absatz 5 Satz 1 Nummer 2 und Satz 2 bis
Länge,                                                  4 des Bundesnaturschutzgesetzes in Verbindung
3. Feldgehölze: überwiegend mit gehölzarti-             mit dem darauf gestützten Landesrecht gilt ent-
gen Pflanzen bewachsene Flächen, die nicht der          sprechend bei
landwirtschaftlichen Erzeugung dienen, mit ei-          1. Hecken und Knicks,
ner Größe von mindestens 50 Quadratmetern bis           2. Bäumen in Baumreihen,
höchstens 2 000 Quadratmetern; Flächen, für die         3. Feldgehölzen und
eine Beihilfe zur Aufforstung oder eine Auffor-         4. Einzelbäumen.
stungsprämie gewährt worden ist, gelten nicht als       (4) Die Landesregierungen können durch Rechts-
Feldgehölze,                                            verordnung ergänzend zu Absatz 1 weitere Land-
4. Feuchtgebiete mit einer Größe von höchstens          schaftselemente festlegen, die im Sinne von Absatz
2 000 Quadratmetern:                                    1 Satz 1 nicht beseitigt werden dürfen, soweit dies
a) in Biotopen, die nach § 30 Absatz 2 Satz 1           erforderlich ist, um besonderen regionalen Gege-
Nummer 1 und 2 des Bundesnaturschutzgesetzes            benheiten Rechnung tragen zu können.
oder weitergehenden landesrechtlichen Vorschrif-        (5) Mit dem Beseitigungsverbot der Absätze 1 und
ten geschützt und über die Biotopkartierung er-         2, auch in Verbindung mit einer Rechtsverordnung
fasst sind,                                             nach Absatz 4, ist eine Pflicht zur Pflege nicht ver-
b) Tümpel, Sölle, Dolinen und                           bunden.

                                                                                                            9
Wegraine und Gewässerrandstreifen als Teil des kommunalen Biotopverbundes - Ein Analyseleitfaden zur Kartierung und ökologischen Aufwertung ...
Exkurs: Verschiedene Referenzsysteme
 Je nach Verwendungszweck und Bundesland werden verschiedene Referenzsysteme zur Darstellung
 landwirtschaftlich genutzter Flächen verwendet.
 Grundlage aller Daten ist das jeweilige Liegenschaftskataster der Bundesländer. Hier sind die Eigen-
 tumsverhältnisse in der Fläche dargestellt. Jedes Bundesland hat hier einen eigenen online-Geoviewer
 (siehe Anhang), in dem man sich diese Daten, allerdings ohne Informationen zum Eigentümer, anzeigen
 lassen kann. Die kleinste Flächeneinheit ist hierbei das Flurstück welchem eine eindeutige Flurstück-
 nummer zugeordnet ist. Diese Informationen kann man auch bei der jeweiligen Gemeinde abfragen.
 Rechtliche Grundlage ist die Grundbuchordnung (GBO).
 Landwirtschaftliche Flächen werden oftmals in von den jeweiligen Eigentumsgrenzen unabhängigen
 räumlichen Einheiten bewirtschaftet. Die genaue Regelung und Bezeichnung variiert jedoch von Bun-
 desland zu Bundesland:

 Tabelle 1: Verschiedene landwirtschaftliche Referenzsysteme in Deutschland

 Bezeichnung		Erklärung						Bundesland

 Feldblock		           Eine von dauerhaften Grenzen umgebene                  Berlin, Brandenburg,
                       zusammenhängende landwirtschaftliche                   Bremen, Hamburg,
                       Fläche eines oder mehrerer Betriebsinhaber             Niedersachsen, Meck-
                       und einer oder mehreren Kulturarten                    lenburg-Vorpommern,
                                                                              Nordrhein-Westfalen,
                                                                              Sachsen, Sachsen-Anhalt,
                                                                              Schleswig-Holstein,
                                                                              Thüringen
 Schlag/     Zusammenhängende, landwirtschaftli-                              Hessen, Saarland
 Landwirt-   che Fläche eines Betriebsinhabers, die
 schaftliche mit der gleichen Kulturart genutzt wird
 Parzelle

 Feldstück             Zusammenhängende, landwirtschaftliche                  Bayern
 		                    Fläche eines Betriebsinhabers

 Flurstück		           Im Liegenschaftskataster abgegrenzte Fläche            Rheinland-Pfalz,
                       mit einem Besitzer. Ein Grundstück                     Baden-Württemberg

Einerseits unterliegen die oben genannten Land-       der Flurstücke. Das bedeutet, dass u.a. für einen
schaftselemente also einem strikten Beseitigungs-     überackerten Wegrain oder einen verschwundenen
verbot, andererseits müssen sie beim Förderantrag     Gewässerrandstreifen Prämien gezahlt werden kön-
zwingend mit angegeben werden, da sie zu beihil-      nen, was einen klaren Fall von Subventionsbetrug
fefähigen Fläche zählen, d.h. Landwirtinnen und       darstellt.
Landwirte auch für Landschaftselemente Direktzah-
lungen erhalten.                                      2.5 Pflanzenschutzgesetz (PfSchG)

An dieser Stelle ist auch wichtig zu erwähnen, dass    § 12 (2) Pflanzenschutzmittel dürfen nicht auf
Landwirte Direktzahlungen in der Regel für die tat-    befestigten Freilandflächen und nicht auf sonsti-
sächlich von ihnen bewirtschaftete Feldblöcke/         gen Freilandflächen, die weder landwirtschaftlich
Schläge erhalten – unabhängig von den Grenzen          noch forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzt

10
werden, angewendet werden. Sie dürfen jedoch         Ähnliche Regelungen finden sich in den meisten
 nicht in oder unmittelbar an oberirdischen Ge-       Landesnaturschutzgesetzen.
 wässern und Küstengewässern angewandt wer-
 den. Die zuständige Behörde kann Ausnahmen           3 Die Suche nach den verschwundenen
 von den Sätzen 1 und 2 für die Anwendung zuge-       Randstreifen
 lassener Pflanzenschutzmittel genehmigen, wenn       Im Folgenden wird schematisch die Vorgehensweise
 der angestrebte Zweck vordringlich ist und mit       bei der Beschaffung von frei verfügbaren Geodaten
 zumutbarem Aufwand auf andere Art nicht er-          der Länder als Ausgangspunkt für eine Überprü-
 zielt werden kann und überwiegende öffentliche       fung der Gegebenheiten im Feld beschrieben. Da
 Interessen, insbesondere des Schutzes der Ge-        der Zugang zu diesen Daten für jedes Bundesland
 sundheit von Mensch und Tier oder des Natur-         unterschiedlich geregelt ist, muss die technische
 haushaltes, nicht entgegenstehen. (...)              Vorgehensweise auch bundeslandspezifisch be-
                                                      schrieben werden. Diese Anleitungen finden sich im
2.6 Landesnaturschutzgesetze                          Anhang.
Beispielhaft für die Naturschutzgesetze der einzel-
nen Bundesländer sei hier das LNatschG NRW ge-        In der Regel wird lediglich ein Computer mit Inter-
nannt:                                                netzugang benötigt, um die Daten online einzuse-
 § 4 Abs. 1 Nr. 3 LNatSchG NRW: Verbot, „…Säume,      hen bzw. abzurufen und zu drucken. Fachspezifische
 … Feldraine … als naturbetonte Strukturelemente      Kenntnisse und spezielle Software (z.B. GIS) sind für
 der Feldflur zu beeinträchtigen; eine solche Be-     eine erste Überprüfung der Grenzen nicht vonnöten.
 einträchtigung ist jede Schädigung oder Minde-
 rung der Substanz dieser Elemente, insbesondere      3.1 Draußen
 das Unterpflügen oder Verfüllen (…)“.                Oftmals ist zuallererst eine Beobachtung vor Ort der

Abbildung 5: Grenzfeststellung vor Ort 						                                          Oliver Kwetschlich

                                                                                                        11
Ausgangspunkt: Gibt es Stellen, an denen Wegraine       Zusätzlich können in einigen Bundesländern auch
sehr schmal oder ganz verschwunden sind und der         die sogenannten Agrarantragsdaten eingesehen
Acker oder die Weide bis direkt an den Weg reicht?      werden. Hier sind die Grenzen der aktuell bewirt-
Oder ist der Wegrain vorhanden, jedoch eindeutig        schafteten Schläge/Feldblöcke für die EU-Direkt-
mit Pflanzenschutzmittel behandelt? Das Gleiche         zahlungen eingetragen. Da hierfür, außer in
gilt für Gewässer: Gibt es Bereiche, in denen direkt    Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, nicht
bis an ein Fließgewässer geackert wird?                 das amtliche Kataster sondern die Grenzen der tat-
                                                        sächlich bewirtschafteten Fläche als Referenz ge-
3.2 Am Computer                                         nommen werden, lassen sich in Verbindung mit dem
Um eine Überprüfung der tatsächlichen Eigentums-        offiziellen Liegenschaftskataster Fehlnutzungen
verhältnisse durchzuführen, genügt in der Regel ein     einfach feststellen. Dies gilt sowohl für Wegraine
Blick in das jeweilige Kataster samt Luftbild, welche   als auch für Gewässerrandstreifen.
sich im Internet abrufen lassen. Im Anhang finden
sich hierfür die „Klickanleitungen“ für jedes Bun-
desland.

                                                        Schematische Vorgehensweise beim Suchen
                                                        fehlender Randstreifen:

                                                        Das Luftbild bildet die Grundlage der Nachfor-
                                                        schung. Zu beachten ist jedoch, dass die gezeigten
                                                        Luftbilder selten aktuell sind sondern meist schon
                                                        1-2 Jahre alt. Hinweise dazu finden sich in den
                                                        Metadaten.

                                                        Das Liegenschaftskataster zeigt die amtlichen Gren-
                                                        zen der Flurstücke, also die Grundstücksgrenzen. Da
                                                        auch Wege und Gewässer Grundstücke mit Eigen-
                                                        tümer sind, sind diese auch hier verzeichnet. Die
                                                        Grenzlinien kommen jedoch häufig von digitalisierten
                                                        (gescannten) Papierkarten und weisen daher Unge-
                                                        nauigkeiten von teilweise mehreren Metern auf.

                                                        Die Überlagerung der beiden Ebenen zeigt, wo
                                                        Randstreifen verschwunden sind, wie hier auf der
                                                        linken Seite des dunklen Feldes. So klar wie in die-
                                                        sem Fall ist die Lage jedoch nicht immer.

Achtung! Wichtig ist hierbei jedoch, dass nicht überall wo ein Feld einen Weg scheinbar überlagert auch
eine tatsächliche Überackerung vorliegen muss. Oftmals sind die Liegenschaftskataster veraltet oder
schlecht digitalisiert, so dass der Weg nur lageverschoben ist, aber in voller Breite existiert. Außerdem
kann es vorkommen, dass die Luftbilder bereits mehrere Jahre alt sind und die aktuelle Bewirtschaftung
ganz anders aussieht. Eine genaue Überprüfung sowohl am Rechner als auch im Feld ist also vor der Kon-
taktaufnahme mit der Kommune unbedingt erforderlich.

12
Mögliche Schwierigkeiten und Probleme:

Der Weg hat einen anderen Verlauf als im Kataster
angegeben. Er ist um mehrere Meter nach Süden
verrutscht. Die zweifelsfreie Feststellung einer
Überackerung ist schwierig und nur bei einer Bege-
hung im Feld möglich.

Auch hier ist keine eindeutige Überackerung zu
sehen, sondern ein verschobener Verlauf des Weges.

Hier stimmt die Liegenschaftskarte nicht mehr mit
der Lage vor Ort überein. Die Wege sind vollständig
verschwunden und die Feldblöcke repräsentieren
die Eigentumsverhältnisse kaum. Möglicherweise
ist die Karte stark veraltet. Es lohnt sich dennoch
nachzufragen.

Gleiches gilt hier. Möglicherweise wurden alle
Flurstücke vom selben Pächter gepachtet und
zusammengelegt. Sofern der eingezeichnete Weg
im kommunalen Eigentum ist, muss er trotzdem
erhalten bleiben.

Hier sieht es so aus als wäre ein Feldrain oder eine
Hecke verschwunden. Im unteren Teil des Bildes ist
zu sehen, dass der Weg ursprünglich breiter war.
Auch ein Blick in die Agrarantragsdaten (Feldblock-
finder) könnte Aufschluss über eventuell fehlende
Landschaftselemente geben.

Hier ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Wegrain
überackert und in die landwirtschaftliche Nutzung
genommen worden.

                                                 13
3.3 Was nun?                                             3.3.1 Wo ist die Grenze?
Ist ein fehlender Randstreifen festgestellt, gilt es     In der Regel lässt sich bei einer Begehung vor Ort
die Kommune zu kontaktieren, die gerade bei Feld-        mit allen Beteiligten (Kommunale Vertreter, Land-
wegen häufig selbst die Eigentümerin ist. Sie ist        wirt oder andere Landnutzer, Verbandsvertreter) der
dafür verantwortlich, dass ihre Wegränder erhal-         ursprüngliche Verlauf auch bei fehlenden Grenz-
ten bleiben. Oftmals scheuen sich die geschädigten       steinen anhand der Luftbilder feststellen, bzw. eine
Eigentümer oder Nutzungsberechtigten aus ver-            Einigung unter allen Beteiligten erzielen.
schiedensten Gründen, von ihren Rechten zur Wie-
derherstellung des vormaligen Zustands Gebrauch          Sinnvoll ist es, vorher bereits einige wichtige Ent-
zu machen. Rechtliche Hilfestellung finden Sie in        fernungen (Weg-Feldrand u.ä.) im Geodatenviewer
Kapitel 2. Die Gemeinde ist in jedem Fall verpflich-     auszumessen und aufzuschreiben. Werkzeuge hier-
tet, ihr Eigentum pfleglich zu behandeln und für die     für sind in jedem Viewer vorhanden. Im Feld kann
Allgemeinheit zu erhalten.                               dann anhand von Referenzpunkten (z.B. Kreuzun-
                                                         gen, Entfernung zum Wegrand, Bäume, Felsen o.ä.)
Wichtig ist es an dieser Stelle alle Beteiligten früh-   der katasteramtliche Grenzverlauf festgestellt und
zeitig mit einzubinden. Betroffene Landwirte sollten     mit dem Grenzverlauf vor Ort abgeglichen werden.
möglichst bereits bei der kartographischen Betrach-      Sofern Grenzsteine vorhanden und auffindbar sind,
tung, spätestens aber bei der Begehung vor Ort an-       sind diese natürlich die erste Wahl.
wesend sein. Achten Sie jedoch darauf dass die
Gemeinde verantwortlich für die Kontaktaufnahme          Die Ergebnisse dieser Begehung sind in jedem Fall in
und den reibungslosen Ablauf des Vorgangs ist. Eine      einem Protokoll und mit Fotos und Skizzen festzu-
Kontaktaufnahme und der Versuch einer Lösung in          halten (eine Vorlage für ein Protokoll findet sich im
Eigenregie kann schnell zu Verbitterung und gegen-       Anhang) und idealerweise im Feld mit Pflöcken zu
seitigen Beschuldigungen führen.                         markieren. Hierbei ist zu beachten, dass dem Land-
                                                         nutzer je nach Landesrecht eventuell ein sogenann-
                                                         tes Schwengelrecht zusteht. Das bedeutet, dass er

Abbildung 6: Vom Landwirt angelegte Blühstreifen lassen sich sehr gut mit vorhandenen Wegrainen
kombinieren     									                                                           Oliver Kwetschlich

14
eine gewissen Breite des Randstreifens befahren          behörde fragen!), hat sie mehrere Vorteile: Der
darf (beispielsweise Niedersachsen 60 cm). Umge-         Grenzverlauf muss nur an einer Seite des Feldes neu
pflügt werden darf dieser Streifen allerdings nicht.     abgemarkt werden und es entstehen breitere Rand-
                                                         streifen, die ökologisch wertvoller als viele schmale
3.3.2 Was, wenn keine Einigung                           Streifen sein können.
erzielt werden kann?
Ist eine Einigung im Feld unter den Beteiligten nicht     Was wird im Feld benötigt?
möglich muss ein Vermesser hinzugezogen werden.
Da auch dieser auf Grundlage der Liegenschaftskar-        • Ausgedruckte Katasterkarte mit Luftbild in
te arbeitet, gelten die möglichen Ungenauigkeiten           ausreichender Auflösung
dieser auch für seine Arbeit. Bei der Grenzanzeige        • Maßband
lassen sich die Koordinaten der Grenzpunkte mit           • GPS
Hilfe von GPS-Empfängern leicht in die Örtlich-           • Protokoll in mehrfacher Ausführung
keit übertragen und mit Pflöcken kennzeichnen.            • Holzpflöcke und Hammer
Die Kosten eines Vermessungsingenieurs orientieren        • Eventuell Werkzeug zum Freilegen von Grenz-
sich an der Kostenordnung für das amtliche Ver-             steinen
messungswesen.
                                                          Idealer Ablauf
Führt die Grenzanzeige zu keiner Einigung unter
den Beteiligten, lässt sich im nächsten Schritt eine      Erste Beobachtung in der Landschaft. Wo sind
amtliche Grenzauskunft einholen. Diese wird durch         Randstreifen von Wegen oder Gewässern beson-
einen öffentlich bestellten Vermessungsingenieur          ders schmal oder gar nicht vorhanden?
oder das Katasteramt eingeholt.

Führen beide o.g. Verfahren zu keiner Einigung,           Überprüfung der Eigentumsverhältnisse anhand
ließen sich theoretisch im Rahmen einer Grenz-            des Katasters und Luftbildern im Internet. Siehe
feststellung fehlende Grenzsteine ersetzen. Dieses        hierzu Kapitel 3.2 sowie Anhang 1-16
Verfahren ist jedoch wesentlich teurer.

3.3.3 Der Grenzverlauf ist festgestellt – was             Gibt es Hinweise darauf dass ein Randstreifen
nun?                                                      landwirtschaftlich genutzt wird? Strittige Berei-
Ist der Grenzverlauf einwandfrei festgestellt, sollten    che markieren, Karte ausdrucken und die Kom-
bei der anschließenden Suche nach Lösungen zur            mune darauf ansprechen.
Wiederherstellung der Saumbiotope auch Vertreter
der Naturschutzbehörden und Naturschutzverbän-
de (z.B. BUND oder NABU) sowie eventuell Jäger            Nach Kontaktaufnahme der Kommune mit dem
und Imker mit von der Partie sein. Da diese Natur-        Eigentümer oder Pächter auf einen Ortstermin
schutzmaßnahmen stark standortangepasst erfol-            bestehen und mit allen Beteiligten den eigentli-
gen müssen, lassen hierfür sich keine bundesweit          chen Grenzverlauf feststellen und markieren.
einheitlichen Vorschläge geben. Denkbar ist auch
die Kombination mit einem Blühstreifen im anlie-
genden Feld, um einen möglichst breiten Streifen          Die Umsetzung der Maßnahmen und Einhaltung der
zu erhalten. Auch Vertragsnaturschutzprogramm             Grenzlinie in den nächsten Jahren kontrollieren.
oder Agrarumweltmaßnahmen sind denkbar. In der
Praxis hat es sich außerdem manchmal bewährt,
dem Landwirt eine Zusammenlegung fehlender                Gemeinsam mit Kommune, Landwirt, eventuell
Randstreifen an einer Seite des Feldes anzubieten.        UNB und Landschaftspflegeverein ein standort-
Erscheint diese Vorgehensweise aus naturschutz-           angepasstes Konzept zur ökologischen Aufwer-
fachlichen Gründen sinnvoll (Untere Naturschutz-          tung des Randstreifens erstellen.

                                                                                                           15
Literatur

Arnold, B., Reiss, J., Schneider, A., Büro am Fluss e.V.,
2015. Gewässerrandstreifen in Baden-Württem-
berg. WBW Fortbildungsgesellschaft für Gewäs-
serentwicklung mbH, Karlsruhe.

BMUB, 2007. Nationale Strategie zur biologischen
Vielfalt. BMUB, Berlin.

BMU, 2018. Aktionsprogramm Insektenschutz der
Bundesregierung. Diskussionsvorschläge des BMU
für Maßnahmen. Abrufbar unter: https://www.bmu.
de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Arten-
schutz/massnahmen_insektenschutz_bf.pdf

Frobel, K., Wessel, M., Klein, D., 2018. Handbuch
Biotopverbund Deutschland - Vom Konzept bis zur
Umsetzung einer Grünen Infrastruktur. B.U.N.D. e.V.,
Berlin.

Petersen, F., 2017. Erhalt von Feld- und Wegerand-
streifen. Beitrag Aus Dem Recht Nat.-Schnellbr.,
IDUR.

Hilfreiche Informationen zur Wiederherstellung
von Randstreifen (Weg- und Gewässer-) bieten
folgende Veröffentlichungen:

Wegraine und Gewässerrandstreifen. Bedeutung
und rechtliche Grundlagen. Radtke 2014 (BUND)
Wegerandstreifen – gemeinsam zum Ziel. Leitfaden
der Region Börde Oste-Wörpe

Petersen, F., 2017. Erhalt von Feld- und Wegerand-
streifen. Beitrag Aus Dem Recht Nat.-Schnellbr.,
IDUR.

ProSaum vom Saatguthersteller Rieger-Hofmann

Praxisleitfaden zur Etablierung und Aufwertung von
Säumen und Feldrainen. Kirmer et al. 2014

Naturschutzgemäße Pflege von gemeindeeigenen
Wegrainen im Landkreis Uelzen. Klusmeyer 2004

16
Anhang 1:                                              Diese Daten sind in sogenannten „Geodatenvie-
Technische Anleitungen für                             wern“ mit unterschiedlichsten Namen für jedes
Geodatenviewer                                         Bundesland zu finden. Sie lassen sich im Browser
                                                       aufrufen, nach der Auswahl der gewünschten Kar-
Katasteramtliche Grenzen und hochaufgelöste Luft-      tenebene und des Ausschnitts können die Karten
bilder zur Überprüfung von Weg- und Gewässer-          entweder als PDF exportiert und gedruckt werden,
breiten lassen sich für jedes Bundesland im Internet   oder aber ein Screenshot (Bildschirmfoto) erstellt
abrufen. So wird das Auffinden verlorengegange-        werden. Da jedes Bundesland in Deutschland einen
ner Randstreifen auch für Privatpersonen einfach       eigenen Geodatenviewer mit eigener Bedienstruktur
durchführbar.                                          hat, finden sich im Anhang 16 verschiedene Anlei-
                                                       tungen zur Bedienung.

                                                                                                      17
Baden-Württemberg                                       Mit Klick auf das Rad links oben öffnet sich eine
BW verfügt über ein gut zugängliches Geoportal          Werkzeugleiste, mit der sich Strecken und Flächen
(https://www.geoportal-bw.de) in dem sich Katas-        messen lassen. In dieser Werkzeugleiste befindet
terdaten mit einem Klick über ein Luftbild legen las-   sich auch eine Druckfunktion, mit der sich der aktu-
sen. Hierzu links unten auf das Quadrat „Basiskarte     elle Ausschnitt als .pdf exportieren lässt.
auswählen“ klicken und „Hybrid“ wählen. Nun wird
das Luftbild mit den Katastergrenzen bereits an-        Da Baden-Württemberg als landwirtschaftliches
gezeigt. Über den Regler „Transparenz Relief“ lässt     Referenzsystem das Flurstück auf Basis der Kata-
sich zusätzlich ein Digitales Höhenmodell einblen-      sterkarte verwendet, ist eine weitere Überprüfung
den. Mit Klick auf die Leiste „Kartenkatalog“ auf der   der Gegebenheiten anhand eines Feldblocks o.ä.
rechten Seite lassen sich verschiedene Themenbe-        nicht nötig bzw. möglich.
reiche hinzuschalten, u.a. Biotoptypenkartierung,
Schutzgebiete und das Liegenschaftskataster als
einzelner Layer.

18
Bayern                                                 Geodaten zu Biotopverbundkorridoren und regiona-
Bayern hat ein Geoportal, in dem eine große An-        len Grünzügen zuschalten sowie Flächennutzungs-
zahl von frei verfügbaren Geodaten gesammelt und       pläne, Bebauungspläne und Schutzgebiete. Unter
abrufbar sind. Dieser BayernAtlas ist unter https://   dem Thema „Umwelt“ lassen sich u.a. Biotopkartie-
geoportal.bayern.de/bayernatlas abrufbar.              rungen zuschalten.

Um das Kataster anzuzeigen links auf „Themen           Das Feld „Zeichnen und Messen auf der Karte“ (links)
wechseln“ klicken, „Geobasisdaten“ auswählen           öffnet einen kleinen Werkzeugkasten, über den sich
und dann bei „Luftbild + Parzellenkarte“ ein Häk-      einerseits Markierungen auf die Karte setzen lassen,
chen setzen (funktioniert erst ab einer bestimmten     andererseits Distanzen und Flächen messen las-
Zoomstufe). Es wird ein Luftbild des ausgewählten      sen. Über das Feld „Drucken“ lässt sich der aktuelle
Ausschnitts mit den zugehörigen Katasterdaten an-      Ausschnitt als .pdf exportieren. Wer eine EU-Be-
gezeigt.                                               triebsnummer besitzt, kann sich unter https://www.
                                                       stmelf.bayern.de/ einloggen und dort die bewirt-
Weitere interessante Daten finden sich unter dem       schafteten Feldblöcke einsehen.
Thema „Planen und Bauen“. Hier lassen sich u.a.

                                                                                                        19
Berlin                                                       Um die frei verfügbaren Katasterdaten mit einem
Berlin hat ein Geodatenportal namens FISBroker, ab-          Luftbild zu überlagern, wird wie folgt vorgegangen:
rufbar unter https://fbinter.stadt-berlin.de/fb/index.jsp.   Klick auf das Feld „Suche“, rechts „Digitale farbige
                                                             Orthophotos 2017 (DOP20RGB)“ auswählen.

Jetzt sollte das Luftbild in der Karte angezeigt wer-        felsfall verschieben). Dann auf „Anfrage senden“
den. Dann mittig oberhalb der Karte unter „Über-             klicken. Die Katasterinformationen werden erst ab
lagern“ auf „Überlagerung von Ebenen“ klicken,               einer bestimmten Zoomstufe angezeigt, daher muss
„ALKIS Berlin“ auswählen und unter „mögliche Ebe-            eventuell noch reingezoomt werden. Mit Klick auf
ne“ „Flurstücke“ auswählen. Dann „Ebene hinzufü-             „Drucken“ (oberhalb der Karte) kann der gewählte
gen“ (darauf achten, dass das Luftbild an unterster          Ausschnitt nun als .pdf exportiert werden.
Stelle der gewählten Ebenen liegt und im Zwei-

20
Brandenburg                                             anderer Viewer aufgerufen werden. Dieser heißt
Brandenburg stellt seine Geodaten im BRANDEN-           Geoportal Brandenburg und ist unter https://geo-
BURGVIEWER öffentlich zur Verfügung. Dieser ist         portal.brandenburg.de/geodaten/suche-nach-geo-
unter https://bb-viewer.geobasis-bb.de/ erreichbar.     daten/ zu finden (Abb. 6). In der Standardansicht
Mit Klick auf „Kartenebenen“ auf der rechten Seite      lassen sich rechts ein Luftbild sowie das Liegen-
lassen sich unter „Geobasisdaten“  „Digitale Or-       schaftskataster einblenden. Mit Klick auf „Themen-
thofotos“ ein Luftbild und unter „Liegenschaftska-      karten“ auf der linken Seite lassen sich Fachdaten
taster“  „Flurstücke und Gebäude“ das Kataster         verschiedener Themenbereiche einblenden. Biotop-
einblenden (nur in Zoomstufe 1-4). Oberhalb der         typen und Schutzgebiete finden sich unter „Umwelt
Karte gibt es neben einer Suchfunktion für Orte und     und Natur“ ganz unten.
einer Koordinateneingabe ein Messwerkzeug. Über
den Button „Kartenansicht ausdrucken“ lässt sich        Mit Klick auf den Schraubenschlüssel oberhalb der
der gewählte Ausschnitt als .pdf exportieren.           Karte öffnet sich ein Werkzeugkasten, der das Mes-
                                                        sen von Flächen und Entfernungen sowie das Expor-
Um auf die Daten der Biotoptypenkartierung und/         tieren der Karte als .pdf ermöglicht.
oder Schutzgebietsflächen zuzugreifen, muss ein

Der Brandenburgviewer mit Luftbild und Flurstücken in der Auswahl. Interesssant ist hierbei die kleinteilige
Aufteilung der Eigentumsverhältnisse im Vergleich zur Größe des einheitlich bewirtschafteten Schlages

                                                                                                          21
Bremen                                              ches online abrufbar ist. Das Onlinekastater von
Bremen verfügt (noch) nicht über ein eigenes öf-    Niedersachsen deckt das Bremer Stadtgebiet aller-
fentlich zugängliches Liegenschaftskataster, wel-   dings mit ab.

22
Hamburg                                               Es lassen sich außerdem Layer mit Schutzgebieten,
Für das Land Hamburg gibt es das Geoportal-Ham-       Biotoptypen und Flächennutzungsplänen einblen-
burg, abrufbar unter https://www.geoportal-ham-       den.
burg.de/Geoportal/geo-online/.
                                                      Über den Button „Werkzeuge“ wird ein Werkzeug-
Mit Klick auf „Themen“ oben links öffnet sich ein     fenster eingeblendet, welches das Zeichnen und
Fenster in dem sich Luftbilder („Hintergrundkarten“   Messen von Linien und Flächen ermöglicht, sowie
 „Luftbilder DOP 20“) einblenden lassen, unter       einen .pdf Export des gewählten Ausschnitts (Pop-
„Fachdaten“  „Geographie, Geologie und Geoba-        ups zulassen!).
sisdaten“  „INSPIRE HH Flurstücke/Grundstücke
ALKIS“ kann das amtliche Kataster darübergelegt       Expertentipp:
werden. Damit das Kataster sichtbar wird, unbe-       Sowohl die Luftbilder als auch die Katasterdaten
dingt darauf achten dass im Fenster „Auswahl der      lassen sich als kompletter Datensatz zur Verwen-
Themen“ der Kataster-Layer über dem Luftbild liegt.   dung in GIS Programmen (z.B. ArcGIS oder QGIS)
Hier lässt sich auch die Transparenz der einzelnen    herunterladen. Hierfür auf das kleine „i“ neben dem
Layer einstellen.                                     Layer klicken und dann auf „Datensatz herunterla-
                                                      den“.

                                                                                                      23
Hessen                                               Im Feld „Werkzeug“ gibt es eine Messfunktion, die
Hessen hat das Geoportal Hessen, in dem sich         Möglichkeit Koordinaten einzugeben sowie eine
Luftbilder und Katasterdaten übereinanderlegen       Legende einzublenden. Eine Druckfunktion zum
lassen. Dieses ist unter http://www.geoportal.       .pdf-Export findet sich darüber.
hessen.de/portal/karten.html erreichbar. Ein Klick
auf „Kartenebenen“ und dann ein Häkchen bei „DOP_    Über die Suchfunktion oben rechts lassen sich wei-
ALK_T“ blendet ein Luftbild mit den Katasterdaten    tere Daten suchen (z.B. Schutzgebiete und Biotop-
darüber ein.                                         typen) und auf der Karte einblenden.

24
Mecklenburg-Vorpommern                                 in dem sich u.a. auch alle Schutzgebietskategori-
Mecklenburg Vorpommern hat ein professionelles         en finden) durch Klicken und Ziehen von Links nach
Geoportal in dem sich eine große Anzahl frei ver-      Rechts hinzugefügt werden können. Anschließend
fügbarer Geodaten anzeigen lassen. Sie erreichen       noch auf „Übernehmen klicken“ und dann das Fens-
es unter: https://www.geoportal-mv.de/portal/Geo-      ter schließen. Falls das Luftbild aus der Standardan-
datenviewer. Dann oben in der Leiste auf „Geoda-       sicht nicht angezeigt wird, kann man es erneut in
tenviewer“ klicken und „GAIA-MV professional“          der Themenauswahl hinzufügen. Die Karte aktua-
auswählen.                                             lisiert sich nur durch Bewegen oder Zoomen! Be-
                                                       sonders interessant ist, dass sich auch die von den
In der Standardansicht werden administrative           Landwirt*innen eingetragenen Feldblöcke anzeigen
Grenzen, Topographische Karten und Luftbilder in       lassen. Fehlnutzungen lassen sich also besonders
der Legende zur Auswahl angezeigt. Um weitere re-      schnell herausfinden.
levante Daten einzublenden, muss im Themenbaum
links im Reiter „Themen“ oben links auf das Plus-      Oberhalb des Kartenfensters findet sich ein Mess-
zeichen „Themen hinzufügen“ geklickt werden. Es        und Zeichenwerkzeug für Linien und Flächen, au-
öffnet sich ein neues Fenster (Pop-ups im Brows-       ßerdem lässt sich die Karte hier speichern und
er müssen zugelassen sein!) in dem die gewünsch-       drucken.
ten Themen (Kataster ALKIS MV, Feldblockkataster,

Das Geoportal Mecklenburg-Vorpommern mit Luftbild, Kataster und Feldblöcken. Auffällig ist die kleinteilige
Eigentumsstruktur im Vergleich zur Größe des gleich bewirtschafteten Schlags. Unklar ist, was mit den
verschiedenen sichtbaren Wegen passiert ist

                                                                                                         25
Niedersachsen                                          den gewählten Ausschnitt zu drucken oder als .pdf
Für Niedersachsen gibt es zwei relevante Geo-          zu exportieren finden sich im grauen Balken links
datenviewer. Einerseits Geolife (www.geolife.de)       der Karte.
für Luftbilder und Katasterdaten, andererseits das
LEA-Portal     (http://sla.niedersachsen.de/landent-   Im LEA Portal ist das Vorgehen ähnlich, jedoch
wicklung/LEA/) für Landesentwicklung und Ag-           können hier keine Katasteramtlichen Grenzen an-
rarförderung Niedersachsen.                            gezeigt werden, sondern Feldblöcke. Hierfür muss
                                                       oben mittig auf „Luftbilder“ umgestellt werden und
Die Startseite von Geolife zeigt eine gewöhnliche      dann in der Ebenenauswahl links, im Ordner „Ag-
Straßenkarte. Mit Klick auf den Pfeil in der rechten   rarförderung“ der Layer „Feldblöcke“ ausgewählt
oberen Ecke öffnet sich ein Auswahlfenster, in dem     werden. Bei ausreichender Zoomstufe werden nun
sich eine andere Basiskarte einstellen lässt. „Karte   die tatsächlich vom Landwirt gemeldeten und be-
und Luftbild“ zeigt ein Luftbild mit den kataster-     wirtschafteten Feldblöcke sichtbar. Außerdem las-
amtlichen Grenzen in grau. Bei weiterem Heranzoo-      sen sich verschiedenste Schutzgebietskategorien
men wird die Katasterkarte gelegentlich deckend        und Cross-Compliance Maßnahmen einblenden.
weiß. Im Fenster darunter („Informations-Layer“)       Eine Mess- und Druckfunktion findet sich oben
lassen sich Biotoptypen sowie Schutzgebiete zu-        rechts.
schalten. Ein Messwerkzeug sowie die Möglichkeit

26
27
Nordrhein-Westfalen                                      zustellen. Für die Katasterkarte „Geobasisdaten“ 
NRW hat ein umfangreiches Geoportal, erreichbar          „Liegenschaftskataster NRW“  „ALKIS“  „Flur-
unter https://www.geoportal.nrw/fachkategorien.          stücke“ auswählen. Die Katasterkarte ist erst ab ei-
Es stehen umfangreiche Datensätze zur Verfügung,         ner Zoomstufe von >1:5000 sichtbar!
hierdurch ist auch die Benutzung auf den ersten
Blick etwas kompliziert. Die Startseite gibt 14 Fach-    In der Kategorie „Umwelt und Klima“ besteht die
kategorien zur Auswahl. „Geographie, Geologie und        Möglichkeit verschiedene Schutzgebietskategorien
Geobasisdaten“ beinhaltet die gewünschten Da-            hinzuzuladen.
ten. Ein Klick darauf öffnet ein Kartenfenster. Oben
links, im Reiter „Karten und Daten“ lässt sich „Inhal-   Auf der rechten Seite gibt es verschiedene Möglich-
te“ auswählen, daraufhin erscheint links ein Fenster     keiten auf den Kartenausschnitt zu zeichnen und zu
in dem sich Geobasisdaten und spezielle Fachda-          schreiben, Ausschnitte zu speichern und als .pdf zu
tenlayer hinzufügen lassen. In „Geobasisdaten“          exportieren.
„Luftbilder“  „Digitale Orthophotos – DOP“ aus-
wählen, um ein Luftbild als Hintergrundkarte ein-

28
Rheinland-Pfalz                                         terdaten heben sich grafisch nur leicht vom Luftbild
Das relativ simpel strukturierte Geoportal Rhein-       ab und werden daher erst bei höheren Zoomstufen
land-Pfalz ist unter geoportal.rlp.de erreichbar. Die   sichtbar.
Startseite gibt verschiedene Kartenkombinationen
zur Auswahl, „Basis Liegenschaftskarte“ ist die rich-   Links oben gibt es über verschiedene Symbole die
tige für die benötigten Daten. Nach Klick darauf        Möglichkeit, Strecken und Flächen zu messen, die
öffnet sich ein Kartenfenster mit der Katasterkarte.    Transparenzen der einzelnen Layer anzupassen so-
Links unter „Meine Geodaten“ lässt sich ein Luftbild    wie den Kartenausschnitt als .pdf zu exportieren.
dazu schalten („Luftbild RP Basisdienst“). Die Katas-

Startseite des Geoportals Rheinland Pfalz

Geoportal Rheinland Pfalz mit Luftbild und Liegenschaftskataster

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Saarland                                               Mit einem Klick auf „Fachanwendungen“ in der
Unter http://geoportal.saarland.de/portal/de/ er-      Leiste oberhalb der Karte öffnet sich die Startseite
reicht man das Geoportal des Saarlands. Auf der        erneut und es lassen sich auf der linken Seite wei-
Startseite findet sich links eine Liste mit Fachka-    tere Fachdaten (wie z.B. das Schutzgebietskataster
tegorien für Geodaten. Unter „Planung/Kataster“        und Biotoptypenkartierung) hinzufügen.
 „Liegenschaften“ findet sich der Layer „freie
Liegenschaftskarte SL“. Dieser hat rechts zwei Glo-    Links neben der Karte, oberhalb der Ebenenanzeige,
bus-Symbole, „Auf Ebenenausdehnung zoomen“             lassen sich Strecken und Flächen messen sowie der
öffnet ein Kartenfenster. Hier werden auf der linken   gewählte Ausschnitt drucken.
Seite die verschiedenen Ebenen angezeigt, der Lay-
er „DOP20“ enthält das Luftbild und kann mit dem
Setzen des Häkchens aktiviert werden.

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Sachsen                                                 rungen sowie die Potentiell Natürliche Vegetation
Sachsen hat ein gut strukturiertes Geoportal wel-       einblenden.
ches sich unter geoviewer.sachsen.de aufrufen lässt.
Oben rechts lassen sich über den Button „Hinter-        Die Kategorie „Planung“ hält weitere möglicher-
grund“ verschiedene Hintergrundkarten einblenden        weise interessante Datensätze wie Bebauungs- und
(Hybrid oder Luftbild eignen sich für diese Zwecke      Flächennutzungspläne bereit.
besonders). Unten links lässt sich unter „Karten-
inhalt“ ein Menü mit allen verfügbaren Geodaten         Unten links unter „Inhaltsbaum“ lassen sich die
einblenden. Interessant sind hierbei die Kategorie      aktuell sichtbaren Layer sichtbar und unsichtbar
„Verwaltung“ wo ein Häkchen bei „Flurstück“ die         schalten sowie in ihrer Reihenfolge verändern.
Katasterkarte über das Luftbild legt. In der Katego-    Am linken Fensterrand geben zwei Buttons (Schrau-
rie „Natur“ (nach rechts scrollen) gibt es einen Lay-   benschlüssel und Stift) diverse Möglichkeiten zur
er namens „Landschaftselemente, Feldblöcke und          Bearbeitung und Auswertung der angezeigten Kar-
Sperrpunkte Sachsen“ welche zusätzliche die von         ten, u.a. dem Zeichnen und Messen von Linien und
den Landwirten bearbeiteten Feldblöcke anzeigt.         Flächen und dem Druck des ausgewählten Aus-
Außerdem lassen sich in der Kategorie „Natur“ di-       schnitts.
verse Schutzgebietskategorien, Biotoptypenkartie-

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