Wegwerfen oder wiederverwenden? - Applica
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A P P L I C A - T H E M A Wegwerfen oder wiederverwenden? Text Petra Schanz Abdeckmaterial landet im Abfalleimer, Pinsel werden nicht mehr gepflegt. Bilder SMGV Der Umgang mit dem Verbrauchsmaterial in der Branche hat sich verändert, doch es gibt grosse Unterschiede zwischen den Unternehmen. Eine Pinsel- reinigungsmaschine könnte zu ökologischerem Verhalten führen. Für Manuela Item, Vorarbeiterin SMGV und Spezialistin Online-Marketing und -Nachwuchsförderung beim SMGV, ist klar: «Einerseits ist die Zeit knapp, anderseits handelt es sich aber auch um Bequemlichkeit.» 2003, als sie ihre Aus- bildung begann, habe sie noch eine Pin- selbox mit einem Set Pinsel erhalten, die Destilliergerät für die Reini- gung und Rückgewinnung verschmutzter Löse- und Verdünnungsmittel. Früher wurde mit Tüchern Die Arbeit auf der Baustelle ist zu Ende. abgedeckt, heute ist es Sämtliche Klebebänder werden gelöst, Plastik. Das günstige das Abdeckmaterial wird entfernt und Abdeckmaterial wird nach in den Abfall gesteckt. Und die Rollen Gebrauch meist entsorgt. und Pinsel? Zwar würde einer der Mit- arbeitenden noch zurück ins Unterneh- men fahren und könnte das gebrauch- te Werkzeug mitnehmen und reinigen. Doch das braucht Zeit. Und ist müh- sam. Also landen auch Rollen und Pin- sel nach getaner Arbeit im Müll, denn für den nächsten Auftrag können ja wieder billige nachgekauft werden. Autorin Petra Schanz ist Journalistin in Hombrechtikon ZH und freie Mitarbeiterin der «Applica». 8 A P P L I C A 4 / 2 0 2 0
A PPL IC A - T H E MA Der etwas teurere Floorliner wird meist mehrmals zum Abdecken verwendet. Das Wasch- und Brauch- wasser durchläuft eine Wasserspaltanlage, welche die restlichen Farbrück- stände herausfiltert. sie während der ganzen Lehrzeit pfleg- Mitarbeitende seinen Roller unter flies- ser wenn immer möglich auf lokale Her- te, reinigte und wiederverwendete. Zu- sendem Wasser ausspült, sondern zu- steller, damit das Material nicht mit Ca- dem habe man zum Abdecken teilweise erst für alle ein paar Eimer mit Wasser mions von weither geholt werden muss. noch alte Tücher und Stoffe von Storen zum Vorspülen gefüllt werden. Schwieriger werde es im Bereich Abdeck- verwendet, die man mehrmals brauchen Auch Lösungsmitteleinsparung sei material, gibt Wülser zu. Das werde aus konnte. «Heute wird zwar meist Ökoplas- ein Thema, erklärt Griesser: «Die Rei- Sauberkeitsgründen auch bei ihnen tik eingekauft, aber der landet nach ein- niger, die organische Lösemittel enthal- meist nur ein Mal verwendet. Mit dre- maligem Gebrauch im Abfall.» ten, werden eingeschränkt.» Man versu- ckigem Abdeckmaterial bei einem neu- che vermehrt mit Salmiak- und Seifen- en Kunden aufzutauchen, mache einfach Firmenphilosophie ist zentral lösungen zu entfetten und zu waschen. einen schlechten Eindruck. Wülser: «Da Diesen Wegwerftrend bestätigt Francois Für die Reinigung der Kunstharzpinsel hat man schon eine Sauerei, bevor man Griesser, ÜK-Leiter im SMGV: «Werkzeug werde Altverdünner eingesetzt. Altver- anfängt.» Manchmal arbeiteten sie mit wird oft nicht gepflegt und vergammelt dünner werde rezykliert und wiederver- mehrmals verwendbaren Tüchern, sagt auf diese Weise. Es wird liegengelas- wendet. Doch die paar ÜK-Tage allein er- der Geschäftsführer, aber die Situation sen oder gleich weggeworfen.» Beim Bo- zeugten noch kein ökologisches Verhal- sei bei ihnen noch nicht optimal gelöst. denabdeckmaterial werde lediglich der ten, ist sich Griesser sicher: «Es ist die Anders sieht es bei Pinseln und Rol- etwas teurere Floorliner mehrmals ge- Firmenphilosophie, die zählt.» lern aus. Die werden bei der Malerei Wül- braucht. Sogar Griessers Vorgänger, Willi ser & Partner immer wieder gewaschen Loretan, nahm diesen Trend schon wahr: Ökologie bei den Farben und gereinigt. Wenn man denen etwas «Früher reinigte man Abdeckkarton und Einer, dem die Ökologie am Herzen liegt, Sorge trage, hielten sie recht lang, weiss -papier für den nächsten Einsatz.» ist Jürg Wülser, Geschäftsführer der Ma- der eidg. Baubiologe Wülser. Es lohne Heute sei die Zeit fürs Reinigen zu lerei Wülser & Partner GmbH in Winter- sich daher, etwas teurere Pinsel zu kau- teuer. Einiges habe sich in Sachen Um- thur ZH (siehe auch Artikel ab Seite 18). fen, denn die billigen würden rasch Bors- welt aber auch zum Positiven verändert. Wenn immer möglich, verwendet sein ten verlieren, was ärgerlich sei. «Pinsel Wasserspaltanlagen seien angeschafft Unternehmen Naturfarben und arbeitet nur einmal zu gebrauchen, ist ein öko- worden, es würden keine Bleifarben und mit nachhaltigen, qualitativ hochwerti- logischer Nonsens», findet er. viel weniger lösungsmittelhaltige Farben gen Materialien. verwendet Es gebe Absaugkabinen für «Man muss abwägen, in welchem Maschine reinigt Pinsel Spritzarbeiten und Absaugvorrichtungen Bereich man ökologisch viel bewirken Die Pinsel- und Rollenreinigung zu ver- für Schleifmaschinen. «Das zählt auch kann», sagt Wülser. Für ihn ist das vor einfachen, damit weniger Material im zur Ökobilanz», sagt Loretan. allem der Bereich Farben, Verputze oder Müll landet – das ist das Ziel der Peka In den überbetrieblichen Kursen (ÜK) Abriebe. So achtet das Unternehmen Pinselfabrik AG in Ebnat-Kappel SG, wird den Lernenden der Umgang mit darauf, möglichst viele Materialien aus des letzten Schweizer Pinselherstellers, Material, die Werkzeugpflege und auch ökologischen Ressourcen, also nach- der seine Malerwerkzeuge im Inland Grundsätzliches zum Umweltschutz wie wachsenden Rohstoffen, zu verwenden, produziert. «Wir entwickeln momentan der Verbrauch von Wasser und Lösemit- wie Öl-, Kalk-, Mineral- oder Naturharzfar- eine Pinselreinigungsmaschine, weil das teln beigebracht. Beispielsweise lernen ben, statt solche, die aus Petrochemie Pinselreinigen Zeit in Anspruch nimmt, sie, dass nicht jede und jeder einzelne hergestellt wurden. Daneben setzt Wül- in der Mitarbeitende nicht produktiv sein A P P L I C A 4 / 2 0 2 0 9
A P P L I C A - T H E M A für Pflege und Reinigung minimieren kön- nen. Mit dem Reinigungsapparat kann zudem Wasser gespart werden, da nicht jeder Pinsel und jede Rolle einzeln unter fliessendem Wasser gereinigt werden. Zehn Pinsel zusammen reinigen Der Prototyp der Pinselreinigungsma- schine, den Peka zusammen mit der Hochschule Rapperswil SG (HSR) ent- wickelt hatte, erhielt gemäss Nüssli an der Fachmesse appli-tech 2018 viel po- sitives Feedback. Bis zu zehn Pinsel und vier Rollen können zusammen gereinigt werden. Nach einer Testphase wird mit der HSR an einem verbesserten Proto- typen gearbeitet. Zurzeit feilen die Fach- leute daran, dass die Maschine weniger Wasser verbraucht, wenn sich weniger Pinsel und Rollen darin befinden. Ein Reinigungsdurchlauf soll zwischen fünf Gebrauchte Rollen und können, und weil das niemand gerne und zehn Minuten dauern. Pinsel werden oft aus macht», sagt Jürg Nüssli, der Leiter Un- «Wir möchten das Gerät so günstig Bequemlichkeit weggewor- ternehmens- und Strategieentwicklung wie möglich auf den Markt bringen, da- fen und durch neues von Peka. mit es sich auch kleinere Unternehmen Material ersetzt. leisten können», sagt Jürg Nüssli. Wenn Aufwand für Pflege minimieren Mitarbeitende in der Woche eine Stun- Zwar werde viel weggeworfen, aber es de Arbeitszeit einsparen und in dieser gebe auch immer noch viele Unterneh- Zeit bei einem Kunden produktive Arbei- men, die ihre Materialien selbst reinig- ten erledigen könnten, rechne sich das ten. «Oft sind das Firmen, die Wert auf schnell. Die kommende Entwicklungs- die Vorteile eines qualitativ guten Pin- und Testphase soll Gewissheit bringen, sels legen, nämlich schnelleres und ef- dass die Reinigungsmaschine über viele fizienteres Vorwärtskommen bei der Ar- Jahre wartungsarm und zuverlässig funk- beit», sagt Nüssli. Denen möchte man tioniert, damit sie weiter optimiert und mit der neuen Waschmaschine die Arbeit später ausgereift auf den Markt kommen erleichtern, damit sie die Vorteile eines kann. ■ guten Pinsels nutzen, aber den Aufwand 10 A P P L I C A 4 / 2 0 2 0
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