Hochgeschwindigkeitslaserauftragschweißen Neue Perspektiven für das Beschichten
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Hochgeschwindigkeitslaserauftragschweißen – Neue Perspektiven für das Beschichten Sabrina Vogt1, Marco Göbel1, Florian Hermann1, 2 1 TRUMPF Laser- und Systemtechnik GmbH, Johann-Maus-Straße 2, 71254 Ditzingen; 2Graduate School of Excellence advanced Manufacturing Engineering, University of Stuttgart Das Laserauftragschweißen (LMD) wird heutzutage als etabliertes Verfahren der Oberflächentechnik betrachtet. Das LMD ist eine häufig verwendete Technologie für hochwertige Reparaturen, Verschleiß- und Korrosions- schutz sowie Modifikationen an bestehenden Teilen. Eine neue Variante des bekannten LMD-Prozesses ist das Hochgeschwindigkeitslaserauftragschweißen (HS-LMD). Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass der La- serstrahl die Metallpartikel schon vor dem Auftreffen auf das Werkstück aufschmilzt und nicht erst auf dessen Oberfläche. Durch die Nutzung der einzigartigen Prozessmerkmale werden neue und in ihren Eigenschaften maßgeschneiderte Beschichtungssysteme möglich. Das HS-LMD kann in einem breiten Anwendungsspektrum eingesetzt werden: verschleißfeste Schichten auf Ventilen, Veredelung von Bremsscheiben, korrosionsbestän- dige Beschichtungen für Wellen. In der Präsentation werden aktuelle Ergebnisse unter Verwendung neuer Sys- temtechnologien und Prozessparameter vorgestellt. 1. Einleitung Eine der am meist verbreiteten Beschichtungstechnolo- gien gegen Verschleiß und Korrosion von Oberflächen ist das elektrochemische Hartverchromen. Hiermit las- sen sich dünne Hartstoffschichten (bis zu mehreren 100 μm) auch auf großen Bauteilen wie Arbeitswalzen oder Hydraulikzylindern - die z. B. in der Stahl-, Öl- und Gasin- dustrie eingesetzt werden - aufbringen [1, 2, 3]. Die Bau- teile werden dazu in riesige Bäder getaucht, welche saure Lösungen mit hohem Anteil von Chromtrioxid ent- halten. Da die Europäische Union jedoch Chromtrioxid aufgrund der Toxizität der sechswertigen Chrom-Ionen (Cr-VI) auf die Liste der gesundheitlich bedenklichen Substanzen gesetzt hat, könnte diese Beschichtungs- technologie in Zukunft an Attraktivität verlieren oder sehr stark eingeschränkt werden. [1, 2, 3, 4, 5, 6]. Eine noch junge, aber technologisch, wirtschaftlich und ökologisch vielversprechende Alternative zur Herstel- lung von Schutzschichten für hochbeanspruchte Bau- teile ist das Hochgeschwindigkeitslaserauftragschwei- ßen (HS-LMD). Dabei handelt es sich um eine Weiterent- wicklung des Laserauftragschweißens (LMD). Abbildung 1: Schematische Prozessansicht beim konventionel- len Laserauftragschweißen (oben) und dem Hochgeschwindig- 2. Laserauftragschweißen vs. Hochgeschwin- keitslaserauftragschweißen (unten) digkeitslaserauftragschweißen Beim konventionellen Laserauftragschweißen wird Pul- Die Vorteile des konventionellen Laserauftragschwei- vermaterial kontinuierlich und koaxial durch eine Pul- ßens sind u.a. die metallurgische Verbindung zwischen verzufuhrdüse in einen Laserstrahl injiziert. Durch Be- der aufgetragenen Schicht und dem Substratmaterial, wegen des Laserstrahls und der Düse relativ zur Ober- einem wohl definierten und gut einstellbaren Energie- fläche des Substrats können einzelne Schweißbahnen eintrag in das Bauteil und die damit kleine Wärmeein- und durch Überlappung ganze Schichten oder Volumen flusszone. Diese Eigenschaften werden zur Reparatur aufgebracht werden. [7, 8, 9, 10, 11] und Funktionalisierung von Oberflächen eingesetzt [7, 8, 9, 10]. Ein prinzipielles Schema des LMD und des HS- Während das Metallpulver beim LMD vollständig aufge- LMD, sowie die Wechselwirkung zwischen Laserstrahl schmolzen wird, wird die Oberfläche selbst nur teilweise und Pulvermaterial ist in Abbildung 1 dargestellt. aufgeschmolzen. Dies führt zu einer metallurgischen Verbindung zwischen dem aufgetragenen Material und
dem Substrat. Mit der gleichen Laserquelle, aber unter- 3. Material und Anlagentechnik schiedlichen Pulverzufuhrdüsen, kann man entweder 3.1. Material das LMD-Verfahren oder das HS-LMD anwenden. Im Ge- gensatz zum konventionellen LMD, bei dem das Pulver- Für die Untersuchungen wurde die korrosionsbestän- material hauptsächlich im erzeugten Schmelzbad auf dige Nickellegierung Inconel® 625 (IN625) von der Firma der Substratoberfläche aufgeschmolzen wird (Abbil- Hoganaes AB ausgewählt. Laut Datenblatt erreicht dung 1, oben), werden beim HS-LMD die Pulverpartikel IN625 eine Härte zwischen 200-230 HV. IN625 zeichnet bereits über der Substratoberfläche auf nahezu sich durch hervorragende Korrosionsbeständigkeit aus. Schmelzbadtemperatur aufgeheizt (Abbildung 1, unten). Die verwendete Pulverkornfraktion beträgt -53 +20 μm. [7, 12-17] Als Substrat wird ein Rohr (gefräst und gereinigt) aus Die wesentlichen Unterschiede zwischen LMD und HS- Baustahl (1.0045) mit einem Außendurchmesser von 80 LMD und Vorteile des HS-LMD sind im Folgenden zusam- mm und einer Wandstärke von 4 mm verwendet. mengefasst [11-13, 17-22]: 3.2. Anlagen- und Lasertechnik Bei Vorschubgeschwindigkeiten von bis zu 500 m/min sind Auftragsraten von bis zu 1200 cm²/min Die HS-LMD-Versuche werden auf einer TruLaser Cell realisierbar. (Diese hohen Vorschubgeschwindig- 3000, einem 5-Achs-Handlingsystem von TRUMPF, keiten lassen sich aktuell nur auf rotationssymmet- durchgeführt. An das Handlingsystem ist ein TruDisk rischen Bauteilen durch das schnelle Drehen des 8001 Scheibenlaser angebunden, welcher bei einer Wel- Werkstückes realisieren.) Dadurch sind im Ver- lenlänge von 1030 nm mit einer maximalen Laserleis- gleich zu LMD 50-100x größere Vorschubgeschwin- tung von 8 kW emittiert. Die Laserstrahlung wird in eine digkeiten möglich. optische Faser mit einem Kerndurchmesser von 100 μm und einer numerischen Apertur von NA = 0,1 eingekop- Die für LMD typische Schichtdicke von ca. 500 μm pelt. Über die in der TruLaser Cell 3000 integrierte NC- kann mittels HS-LMD auf 50-300 μm pro Einzel- steuerbare Optik wird ein Laserspotdurchmesser von schicht reduziert werden. ca. 2,5 mm auf dem Substrat eingestellt. Für den Trans- Beim konventionellem LMD werden typischer- port des Pulvermaterials zum Werkstück wird ein Vibra- weise Laserspotgrößen von 2 bis 4 mm verwendet, tionsfördersystem der Firma Medicoat AG verwendet. wobei typischerweise die Vorschubgeschwindig- Als Trägergas wird He und als Schutzgas Ar verwendet. keit 90% Für LMD und HS-LMD werden keine Chemikalien Geeignet für Anwendungen mit hoher Laserleis- benötigt, so dass keine Entsorgung von Chemika- tung > 8 kW lien erforderlich ist. Austauschbare Einsätze für einfache Wartung Im Gegensatz zum Hartverchromen oder dem Diese Multijet-Düse ist so konzipiert, dass größere Laser- thermischen Spritzen kann HS-LMD für viele Mate- spots verwendet und somit höhere Auftragsraten im rialien eine metallurgische Verbindung ohne Risse Vergleich zum Stand der Technik erzielt werden können und Poren erzielen. Das verhindert in der Regel das (Abbildung 2). Abplatzen oder Ablösen der aufgetragenen Schich- ten und das aufgetragene Material bleibt selbst bei hohen mechanischen Beanspruchungen stabil. Die Pulvereffizienz beim HS-LMD kann bis zu 90% erreichen.
Bei einer Laserleistung von 8 kW und der Anpassung der Abstände zwischen den Einzelspuren sowie Anpassung der Vorschubgeschwindigkeit, konnten Flächenraten von 1200 cm²/min erreicht werden. Die resultierende Schichtdicke war dabei 85 ± 10 μm. Mit Anpassung von Prozessparametern wie z.B. Erhöhung der Laserleistung, Vorschubgeschwindigkeit und Pulvermassenstrom, kön- nen auch Flächenraten bis zu 1500 cm²/min bei einer Schichtdicke von 100 μm erreicht werden. 5. Zusammenfassung Abbildung 2: Überblick über theoretisch erreichbare Oberflä- In dieser Arbeit wurde die Verarbeitung des pulverförmi- chenaufbauraten durch LMD im Vergleich zu HS-LMD (Stand gen Zusatzwerkstoffes Inconel 625 mittels dem HS-LMD der Technik) sowie im Vergleich HS-LMD mit neu entwickelter Prozess untersucht. Die Versuche fanden an einer Tru- TRUMPF Düse (siehe grüner Bereich) Laser Cell 3000 mit einem Scheibenlaser TruDisk mit ei- ner maximalen Laserleistung von 8 kW statt. Bei diesen 4. Ergebnisse Versuchen wurde die neuentwickelte Multijet-Düse von Die aufgetragenen Schichten wurden zunächst qualitativ TRUMPF verwendet. Es konnten Schichten mit einer Flä- mittels metallographischer Analyse hinsichtlich Haftung chenrate von bis zu 1200 cm²/min erzielt werden. Ferner und Defekte bewertet. Für ausgewählte Einzelschichten sind diese Schichten schmelzmetallurgisch angebunden wurden Härtetests durchgeführt. und es konnten keine Bindefehler oder Risse detektiert werden. Lediglich wenige und kleine Poren wurden ge- Die Schichthöhen über allen Schichten wurden zu 78 μm funden. Die durchschnittliche Härte der Schichten be- bis 122 μm ermittelt; was einen Mittelwert von 100 μm trägt 335±17 HV 0,05. Dies entspricht einer Steigerung ergibt. Die Höhenabweichungen pro Schicht wurden mit der Härte von 45% im Vergleich zu Referenzmaterial. Bei 16 μm bis 30 μm, mit einem Mittelwert bei 23 μm ermit- Vergrößerung der Flächenrate und gleichbleibender gu- telt. Alle ausgewerteten Schichten sind schmelzmetallur- ter Anbindung kann das HS-LMD eine technisch und gisch mit dem Substrat verbunden, keine Risse oder Bin- wirtschaftliche Alternative zu konventionellen Beschich- defehler wurden detektiert; es wurden wenige kleine Po- tungsverfahren darstellen. ren mit einem Durchmesser
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