Wenn Schüler*innen nicht in die Schule

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Wenn Schüler*innen nicht in die Schule
SCHULE IN DER ZEIT VON COVID-19

  Wenn Schüler*innen nicht in die Schule
kommen, fehlt nicht nur Unterricht
Schule findet seit Mitte März völlig anders statt. Wochenlang konnten Schüler*innen nicht in die
Schule kommen. Dabei nehmen soziale Ungleichheiten und häusliche Gewalt zu. Eine Problem-
skizze von Merle Hummrich und Barbara Asbrand, beide Professorinnen für Erziehungswissenschaf-
ten an der Universität Frankfurt am Main.

Über Schule wird viel geredet, auch wenn    geführt werden. Bisher liegen allerdings    Beim Homeschooling steht eine (staats­)
sie gar nicht stattfindet. Wobei schon      erst wenige Befunde vor, die aussagekräf­   schulkritische Haltung im Vordergrund,
diese Beschreibung nicht zutreffend         tige Informationen zum Zusammen­            aber im häuslichen Umfeld findet forma­
ist, denn viele engagierte Lehrer*innen     hang von Erziehung unter Bedingungen        ler Unterricht statt.
versuchen, unter den Bedingungen der        der Pandemie in den Blick nehmen. Wir       Die Verwendung des Begriffs Home­
COVID­19­Pandemie so etwas wie Schu­        beschränken uns deshalb an dieser Stelle    schooling für schulähnliche Verhältnisse
le zu machen. Sie bereiten Materialien      auf eine Problemskizze.                     zuhause in Zeiten der Covid19­Pande­
vor, die die Schüler*innen selbstständig                                                mie verkennt also einerseits die Freiwil­
bearbeiten können, erstellen individu­      Homeschooling                               ligkeit und die politische Positionierung
elle Lernpläne, sie füttern Lernplattfor­   Der Begriff des Homeschooling ist irre­     schulkritischer, aber bildungsorientier­
men mit Aufgaben, verschicken Arbeits­      führend. In Deutschland gab es vor          ter Familien, die ihre Kinder nicht auf
blätter per E­Mail oder werfen, wenn        COVID 19 einzelne Familien, die aus         (staatliche) Schulen schicken möchten,
die Familien keine digitalen Endgeräte      schulkritischen Haltungen heraus das        damit ihr Lernen zuhause unter besseren
haben, die Arbeitspakete in die Briefkäs­   Recht auf Homeschooling durchsetzen         Voraussetzungen gestaltet werden kann.
ten. Lehrer*innen korrigieren und geben     wollten. Dies ist allerdings in Deutsch­    Andererseits verschleiert der Begriff
Feedback per Video­Konferenz, telefo­       land gesetzeswidrig, da mit der Schul­      eine paradoxe Situation: Beispielsweise
nisch oder indem sie den Schüler*innen      pflicht auch eine Anwesenheitspflicht im    wurde in Hessen mit der Schließung der
Briefe schreiben, während sie gleichzei­    Schulgebäude einhergeht. Je nach Bun­       Schulen im März 2020 die Schulpflicht
tig für die Notbetreuung in den Schulen     desland wird der Bruch mit der Schul­       aufgehoben. Das bedeutet, dass es den
verantwortlich sind.                        pflicht als Ordnungswidrigkeit oder als     Erziehungsberechtigten überlassen ist,
Lehrer*innen und Schulleiter*innen          Straftatbestand verfolgt. In den meisten    in welcher Form ihre Kinder etwas ler­
sind in der Krise oftmals sehr engagiert.   anderen europäischen Ländern und in         nen und wie sie die Zeit der Pandemie
Doch kann dieses Engagement nicht           den USA gibt es hingegen eine Unter­        zuhause verbringen. Gleichzeitig werden
über die strukturellen Probleme hinweg­     richtspflicht, die es auch möglich macht,   Eltern und Schüler*innen aufgefordert,
täuschen, die im Umgang mit der Coro­       Schule zuhause stattfinden zu lassen.       sich zu festgesetzten Zeiten Materialien
nakrise sichtbar werden. Dies als wissen­   Der Diskurs um Homeschooling, der           in der Schule abzuholen oder regelmäßig
schaftliches Nachdenken darüber, wie        vor der COVID 19­Pandemie geführt           an Videokonferenzen mit den Lehrkräf­
die Diskussionen um die gesellschaft­       wurde, lässt sich deshalb am angloameri­    ten teilzunehmen und ein bestimmtes
liche Erziehungsaufgabe gegenwärtig         kanischen Forschungsstand gut ablesen.      Pensum an Pflicht­ und Wahlaufgaben

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Wenn Schüler*innen nicht in die Schule
N
                                                                                                                                                                             K R I SDEU S
                                                                                                                                                                             MO

                                   abzuarbeiten, die von der Schule ana­        nun auch die Realisierung der Bildungs­        Merkmal von Erziehung und Unterricht
                                   log oder digital bereitgestellt werden.      pflicht zu verantworten haben. Letztlich       hingewiesen: Weil Schüler*innen nicht
                                   Diese werden sich in vielen Fällen auf die   soll Schule weiter funktionieren – auch        wie Maschinen und nicht mit Hilfe von
                                   wichtigsten Inhalte der Kernfächer kon­      wenn wesentliche Bedingungen, die das          Technologien (oder heute: Apps) zum
                                   zentrieren, damit die jeweiligen Kompe­      Funktionieren von schulischem Unter­           Lernen gebracht werden können und das
                                   tenzziele erreicht und Prüfungen erfolg­     richt sicherstellen, ohne die gleichzeitige    soziale Geschehen des Lernens komplex
                                   reich absolviert werden können.              Anwesenheit von Schüler*innen und              ist, hat die Schule Regeln und Normen
                                   Die Aufforderung, regelmäßig ein durch       Lehrer*innen im Schulgebäude nicht             etabliert, die (Fach­) Unterricht ermögli­
                                   die Lehrkräfte definiertes Pensum abzu­      gegeben sind.                                  chen. Dazu gehören Schulklassen, Stun­
                                   arbeiten, bedeutet aber nicht nur, dass      Keine noch so gute App und keine Lern­         dentafeln, Curricula und Stundenpläne,
                                   die Schüler*innen weiterhin schulischen      plattform kann die Kommunikation im            die sicherstellen, dass sich Schüler*innen
                                   Anforderungen ausgesetzt sind, son­          Klassenraum, die fachliche Unterstüt­          zu bestimmten Zeiten mit bestimmten
                                   dern führt auch dazu, dass die schuli­       zung durch (Fach­)Lehrer*innen und die         fachlichen Inhalten beschäftigen, (Klas­
                                   sche Handlungslogik in die Familien          Interaktion mit den Mitschüler*innen           sen­)Lehrer*innen, die spezifische Bezie­
                                   getragen wird. Mit den Schüler*innen         ersetzen. Lernen ist ein interaktives, sozi­   hungen zu den Schüler*innen pflegen,
                                   werden auch alle Eltern in die Pflicht       ales Geschehen und erschöpft sich nicht        das soziale Miteinander in der Lerngrup­
                                   genommen, für die Realisierung der           in der Bearbeitung von Arbeitsblättern         pe und Rituale, die den Tag strukturieren
                                   staatlichen Bildungsaufgaben zu sorgen.      oder digitalen Selbst­Lern­Angeboten.          (vgl. ebd.).
                                   Das, was der Soziologe Hartmann Tyrell       Eltern, vor allem jene, die gleichzeitig       Die Relevanz der Schule ergibt sich
                                   bereits 1987 über die Inpflichtnahme         auch im Homeoffice berufstätig sind,           für Kinder und Jugendliche aber auch
                                   der Familie durch die Schule geschrie­       fehlt häufig die Zeit für das Homeschoo­       zu einem großen Teil daraus, dass sie
                                   ben hat, da Schule häusliche Lern­ und       ling, aber auch die organisatorischen          hier täglich Gleichaltrige und / oder
                                   Arbeitsaufgaben erwartet, steigert sich      Strukturen der Schule. Der Soziolo­            Freund*innen treffen. Fällt diese Form
                                   hier zu einer Vollzeitbeanspruchung der      ge Niklas Luhmann (2002) hat auf das           des sozialen Miteinanders mit Lehrer*­
                                   Eltern, die neben der Fürsorgepflicht        Technologiedefizit als ein wesentliches        innen und Gleichaltrigen aus, können
                                                                                                                               Schüler*innen oft nicht nachvollziehen,
                                                                                                                               warum sie lernen sollen. Die schuli­
                                                                                                                               sche Legitimationsgrundlage fehlt jetzt:
                                                                                                                               Es scheint paradox, Schule aufrecht
                                                                                                                               zu erhalten, wenn wesentliche soziale
                                                                                                                               Bezüge des Schulischen fehlen. Eltern
                                                                                                                               können diese nicht ersetzen und müssen
                                                                                                                               gleichzeitig ihre Kinder dazu motivieren,
                                                                                                                               sich täglich mehrere Stunden mit Mathe­
                                                                                                                               Aufgaben oder Englisch­Vokabeln zu
                                                                                                                               befassen. In diesem Dilemma zeigt sich
                                                                                                                               zweierlei: Erstens, dass eine selbstverant­
                                                                                                                               wortete Form der verordneten Beschu­
                                                                                                                               lung zuhause im Grunde nur dann statt­
                                                                                                                               finden kann, wenn andere Formen des
Illustration: iStock Foto: imago

                                                                                                                               Lernens gefunden werden können (z. B.
                                                                                                                               den eigenen Takt zu finden und darüber
                                                                                                                               mit Lehrer*innen eine Zoom­Konferenz
                                                                                                                               zu machen); zweitens, dass das Lernen
                                                                                                                               zuhause unter technokratischer Anlei­
                                                                                                                               tung der Schule jene relevanten sozialen

                                   bildung & wissenschaft 07– 08 / 2020                                                                                                41
Wenn Schüler*innen nicht in die Schule
Dimensionen ausblendet, die            das Thema „häusliche Gewalt“ medial            die am Beginn des Integrationsprozes­
      für Kinder und Jugendliche ins­         häufig dem ersten Aspekt zugeordnet. Mit       ses stehen und die somit eine besondere
    gesamt entwicklungsproduktiv sind         kritischem Blick auf die Lern­ und Lebens­     Form der Gefährdung ihres Integrati­
   und einen wesentlichen Anteil der          verhältnisse sollten beide Aspekte getrennt    onsprozesses erfahren. Ohne Unterricht
Lernmotivation ausmachen.                     werden, da häusliche Gewalt ein Quer­          in der Schule fällt nicht nur die Vermitt­
                                              schnittthema der Gesellschaft ist, soziale     lung von Sprachkompetenz aus, sondern
Belastungen: Soziale Ungleichheit             Ungleichheit aber bestimmte Personen­          auch die sozialen Prozesse der Teilhabe
und häusliche Gewalt                          gruppen in besonderer Weise betrifft.          gehen verloren. Schulen, zum Teil auch
Es scheint nun leicht gesagt, dass „Schule    Soziale Ungleichheit wird häufig an der        einzelne Lehrer*innen, scheinen in der
zuhause“ auch Chancen bereithält, wenn        sozioökonomischen Benachteiligung der          Bearbeitung sozialer Ungleichheit unter
es gelingt, Lernen sinnvoller (als bisher)    Elternhäuser gemessen. Hierbei ist auf­        Bedingungen der Beschulung zuhause
in den Alltag einzubetten, z. B. indem an     grund von Studien, die die Leistungs­          mehr denn je auf sich gestellt. Die man­
alltäglichen Gelegenheiten wie Atem­          fähigkeit von Schüler*innen nach den           gelnde Erreichbarkeit sozioökonomisch
masken nähen, Einkaufen, Kochen               Ferien untersucht haben, anzunehmen,           benachteiligter Milieus trifft dabei auf
etc. gelernt wird. In problembelasteten       dass Kinder und Jugendliche, die von           die Orientierung der Schulaufgaben und
Familien ist dafür oft weder Zeit noch        sozioökonomischer          Benachteiligung     der Gestaltung von Schule zuhause an
Muße vorhanden. Einige Studien unter­         betroffen sind, auch durch die Pande­          den Maßgaben der Mittelschicht.
suchen inzwischen die Belastungen von         mie besonders getroffen werden. Dies           Häusliche Gewalt zieht sich durch alle
Schüler*innen. Dabei verweist z. B. das       ist allerdings nicht die Folge mangelnder      sozialen Milieus und muss deshalb eher
Schulbarometer (Huber et al. 2020) dar­       Anstrengung der Eltern, sondern folgt          als Thema sozialer Machtausübung the­
auf, dass nur ein Teil der Schüler*innen      aus einer ungerechten gesellschaftlichen       matisiert werden denn als Thema, das
das Gefühl hat, das verordnete Lernen         Situation: Sie haben weniger Ressourcen        nur sozioökonomisch benachteiligte
zuhause nutzen zu können (17 Prozent);        – zum Beispiel keinen Arbeitsplatz in der      Milieus betrifft. In Zeiten von Corona
die meisten Schüler*innen erleben die         zu kleinen Wohnung, weniger Zugang zu          gilt dabei ein besonderes Augenmerk der
Situation als belastend (52 Prozent) (ebd.    digitalen Medien, die Eltern können die        sozioemotionale Belastung. Dass diese
S. 80f.). Es ist zudem erwartbar, dass die    Schulaufgaben nicht unterstützen – weil        Belastungen auch in Familien aus der
Leistungen der Schüler*innen auseinan­        die gesellschaftliche Struktur ungleich ist.   Mittelschicht zunehmen, liegt auf der
derdriften (ebd., S. 7). Das Schulbarome­     In der Situation der Beschulung zuhause        Hand: In der gesamten Gesellschaft – in
ter spricht hier von einem „Schereneffekt“    führt dies dazu, dass weniger Zugänge          Familien mit geringem, mittleren und
(ebd.): wer in einer privilegierten Situ­     zu schulisch anerkannten Inhalten sich         hohen Einkommen – wächst der exis­
ation lebt, in der die Eltern Zeit haben,     mit mangelhafter Verfügbarkeit von Res­        tenzielle Druck: Die UN spricht hier
die technische Ausstattung gut ist usw.,      sourcen kombinieren. Die gesellschaftli­       von einer „Schattenpandemie“ (Mlabo­
wird auch zuhause keine Leistungsdefizi­      che Benachteiligungsstruktur wird somit        Ndcuja 2020). Eltern sollen die Beschu­
te ausbilden. Dort, wo das nicht der Fall     weiter verschärft.                             lung zuhause und das Homeoffice organi­
ist, werden weniger neue Erkenntnisse         Man darf sich hier keine Illusionen            sieren. Kinderbetreuungsmöglichkeiten
erworben und der Abbau vorgängiger            machen: Auch in der Schule werden              sind stark eingeschränkt und die eigene
Erkenntnisse ist wahrscheinlich.              soziale Ungleichheiten nicht aufgelöst.        Existenz durch Kurzarbeit, Verlust des
Sehr schnell werden in diesem Zusam­          Dies zeigen Studien zum Zusammen­              Arbeitsplatzes, Insolvenz usw. mögli­
menhang zwei Aspekte in einen Topf            hang von Schule und sozialer Ungleich­         cherweise gefährdet. Drohender sozia­
geworfen: die sozioökonomische Benach­        heit der letzten 50 Jahre deutlich. Dass       ler Abstieg kann zudem in mangelnde
teiligung – also die beengten Wohnver­        Schule nicht als Anwesenheit im Schul­         Bewältigungsressourcen führen, die sozi­
hältnisse, die verhältnismäßig schlechte      haus und im Unterricht stattfindet,            ale Isolation gibt weder Eltern noch Kin­
Ausstattung mit Computern, Arbeitsma­         bedeutet aber, dass auch Minimalformen         dern Möglichkeiten der Kompensation.
terialien usw. und das mangelnde Wissen       gesellschaftlicher Teilhabe für besonders      Dass nun einige Kinder und Jugendliche
der Eltern über Strategien des Schulerfolgs   vulnerable Kinder und Jugendliche aus­         in einigen Bundesländern wieder Schu­
einerseits, und die emotionale Belastung      fallen. Dies gilt auch und gerade für neu      len und Kitas besuchen dürfen, ist ein
andererseits. Letztere wird mit Blick auf     zugewanderte Kinder und Jugendliche,           Entlastungsaspekt. Er darf aber nicht als

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N
                                                                                                                                                                            K R I SDEU S
                                                                                                                                                                            MO

                                                                                                                                                             Fotos: imago
Je mehr Kinder und Jugendliche viel Zeit zuhause verbringen, desto wichtiger ist es, dass
Lehrer*innen wissen, wie sie sich mit Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen vernetzen.

Lösung der sozialen Fragen gelten, die in           Instituts der Hans­Böckler­Stiftung, dass          Literatur
sozioemotionale Stresssituationen führen            Frauen den überwiegenden Anteil der                • Andresen, S./Lips, A./Möller, R./Rusack,
und Gewaltbeziehungen anwachsen las­                Care­Arbeit leisten. Festgestellt wurde,             T./Scöer, W./Thomas, S./Wilmes, J. (2020):
sen. Auch hier gilt: Die Schule kann die            dass in Familien, in denen der Haushalt              Erfahrungen und Perspektiven von jungen
sozialen Probleme nicht lösen, aber die             auf dem meist höheren Gehalt des meist               Menschen während der Corona-Maßnahmen.
Auswirkungen mindern. Je mehr Kin­                  besserverdienenden Mannes basiert,                   https://hildok.bsz-bw.de/ [20.05.2020]
der und Jugendliche viel Zeit zuhause               sich die Sorgearbeit sehr ungleich ver­            • Huber, S. G.; Günther, P.S.; Schneider, N.;
verbringen, desto wichtiger ist es, dass            teilt. Das bedeutet: auch in eher privi­             Helm, C.; Schwander, M.; Schneider, J.A.;
Lehrer*innen den sozialen Kontakt hal­              legierten Milieus kehren alte Ungleich­              Pruitt, J. (2020): COVID-19 – aktuelle Heraus-
ten und wissen, wie sie sich mit Hilfs­ und         heiten zurück.                                       forderungen in Schule und Bildung. Erste Be-
Unterstützungsmaßnahmen vernetzen.                  Als große Chance der Corona­Krise                    funde des Schul-Barometers in Deutschland,
In einer Studie der Universitäten Hil­              wird häufig angepriesen, dass man nun                Österreich und der Schweiz. Münster/New
desheim und Frankfurt wird darauf hin­              grundsätzlicher über die Gesellschaft                York: Waxmann. Luhmann, N. (2002). Das Er-
gewiesen, dass junge Menschen mehr                  nachdenken könne. Gerade hier müss­                  ziehungssystem der Gesellschaft. Frankfurt
sind als Schüler*innen und Studierende              te zuvorderst die Bedingungen sozialer               am Main: Suhrkamp.
(Andresen et al. 2020). Wir möchten hier            Ungleichheit und der damit einherge­               • Mlabo, Ngcuka, P. (2020): Violence against
anschließen und betonen, dass Eltern                henden strukturell bedingten Ungerech­               women and girls: the shadow pandemic.
mehr sind als Erfüllungsgehilf*innen                tigkeiten für die Zukunftsperspektiven               www.unwomen.org/[20.05.2020 ]
der Schule. Lehrer*innen sind mehr als              von Kindern und Jugendlichen ermessen              • Tyrell, H. (1987): Die Anpassung der Fami-
Lerncoaches und die Schule ist mehr                 werden. Gerade dies wäre ein relevanter              lie an die Schule. In: Oelkers, J./Tenorth, H. E.
als eine Wissensvermittlungsfabrik. Die             Reflexionsansatz, der es ermöglichen                 (Hrsg.): Erziehungswissenschaft und System-
Corona­Krise verstärkt soziale Ungleich­            würde zu fragen, in welche Gesellschaft              theorie. Weinheim/Basel: Beltz, S. 102 – 125.
heiten und häusliche Bedrohungen. Sie               die jungen Menschen nach der Pande­
verstärkt aber nur, was zuvor schon da              mie entlassen werden sollen.
war. Hier nehmen auch die Ungleich­                                         Prof. Merle Hummrich,
heiten zwischen Männern und Frauen                                         Prof. Barbara Asbrand,
wieder zu. So zeigt eine Studie des Wirt­                        Erziehungswissenschaftlerinnen an
schafts­ und Sozialwissenschaftlichen                            Goethe-Universität Frankfurt / Main

bildung & wissenschaft 07– 08 / 2020                                                                                                                   43
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