Wölfe in Brandenburg - 14 Jahre Erfahrung mit einem Heimkehrer - Carina Vogel Landesamt für Umwelt Brandenburg 13.09.2021
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Wölfe in Brandenburg – 14 Jahre Erfahrung mit einem Heimkehrer Carina Vogel Landesamt für Umwelt Brandenburg 13.09.2021 © LfU
Rückkehr eines Totgeglaubten 1945 – 1990 seit 1990 Regelmäßige Wolfssichtungen in 1992 -1995 mehrere irrtümlich der DDR – nach geltendem erlegte Zuwanderer, zunehmend Jagdrecht alle Verkehrsopfer geschossen/gefangen 2000 erste Reproduktion in Deutschland (Sächs. Lausitz) 2007/08 erstes territoriales Paar in Brandenburg 2009/10 erste Reproduktion in Brandenburg (Brandbg. Lausitz) 2010: dreibeiniger Wolfsrüde in LOS © LfU 2
Wie umgehen mit dem Wolf? 1993 erster Wolfsmanagementplan in Wolfsmanagementplan: Deutschland (Brandenburg) ➢ Beratung/Information/Aufklärung ➢ Monitoring 2013 zweiter ➢ Prävention Wolfsmanagementplan ➢ Schadensausgleich ➢ Wolfsverordnung/auffällige Wölfe 2018 Brandenburgische Wolfsverordnung (BbgWolfV) Zuständigkeiten: MLUK: Wolfsmanagement 2019 dritter LfU: Monitoring, Wolfsmanagementplan Schadensmanagement, Umsetzung BbgWolfV 2019 RL Schadensausgleich LELF: Präventionsförderung 2020 RL Präventionsförderung © LfU 3
Nachbar Wolf – Mitnutzer der Kulturlandschaft Der Wolf kommt inzwischen in ganz Brandenburg vor, d.h. überall ist mit durchwandernden bzw. sich ansiedelnden Einzelwölfen oder bereits territorialen Paaren/Rudeln zu rechnen. ➢ Herdenschutz ist überall sinnvoll und notwendig – gerade auch in Regionen, in denen noch keine territorialen Vorkommen bestehen. ➢ Auftreten von (meist einzelnen) Wölfen im Siedlungsraum (Einzelhöfe, Siedlungsrandlagen). ➢ bisher keine Vorfälle mit dem Menschen gegenüber aggressiv auftretenden Wölfen. ➢ Probleme in einzelnen Regionen mit Wölfen, die wiederholt nicht ausreichend geschützte Weidetiere angreifen. © LfU 4
Konfliktfeld Wolf - Mensch Nutztierhaltung ist im Flächenland Brandenburg weit verbreitet; bei Schafen und Ziegen v.a. kleine oder mittelgroße Bestände, bei Rindern auch große Herden, Pferde und Neuweltkameliden v.a. in Hobbyhaltung ➢ 66.500 Schafe in ca. 260 Betrieben (LW), viele Hobbyhaltungen, Abnahme der mittelgroßen und großen Bestände (>100 Tiere). ➢ 477.000 Rinder, davon ca. 85.000 Mutterkühe, 137.000 Milchkühe in ca. 4000 Betrieben. Abnahme Großherden (>500 Tiere), Zunahme Kleinbestände. © LfU 5
Rissstatistik – Anzahl der Übergriffe auf Nutztiere Wolf als Verursacher zumindest nicht ausgeschlossen 300 274 250 219 200 166 153 150 116 100 90 50 25 30 21 24 12 15 17 10 3 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Q2 © LfU 6
Rissstatistik – Anzahl gerissener Nutztiere Wolf als Verursacher zumindest nicht ausgeschlossen 900 800 700 600 Kameliden Pferde 500 Hunde 400 Rinder Damwild 300 Ziegen Schafe 200 100 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Q2 © LfU 7
Wolfsübergriffe im Jahresverlauf Jahreszeitliche Rissverteilung Schafe/Ziegen Gehegewild Rinder 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 © LfU 8
Wolfsübergriffe auf Rinder 2021 Q1 – Q2 Alterstruktur geschädigter Rinder 90 83 80 70 60 50 40 32 30 20 10 6 4 5 0 0 0 - 14 Tage 15 Tage - 2 Monate 3 - 6 Monate 7 - 12 Monate > 12 Monate unbekannt © LfU 9
Präventionsmaßnahmen Umsetzung von Präventionsmaßnahmen (1. Halbjahr 2021, n = 219) ➢ wolfsabweisender Schutz (Mindeststandard): 19,2 % (42 Fälle) ➢ empfohlener / zumutbarer Schutz: 2,7 % (6 Fälle) ➢ kein Schutz: 75,8 % (166 Fälle) ➢ sonstige: 2,3% (5 Fälle) © LfU 10
Ausgleichszahlungen bei Wolfsübergriffen Beihilfen zum Ausgleich von Nutztierschäden 140.000,00 € 120.000,00 € 100.000,00 € 80.000,00 € 60.000,00 € 40.000,00 € 20.000,00 € 0,00 € 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Q2 © LfU 11
Präventionsberatung Vor-Ort-Beratungen und enge Betreuung der Nutztierhalter durch LfU Ansprechpartner für Betriebe, Behörden und Verbände seit 2007 über 1600 Beratungen (2021: bisher über 440 Beratungen) RL Präventionsförderung (2020): Förderung von Investition in wolfsabweisende Zäune und Herdenschutzhunde, Förderung von Betriebskosten für Zaun-/HSHunterhalt Förderung über LELF © LfU 14
Präventionsförderung Geförderte Präventionsprojekte gegen Wolfsübergriffe auf Nutztiere 2008 - 2020 200 182 180 168 160 140 128 120 100 80 60 49 40 27 29 17 15 20 13 12 2 4 2 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 © LfU 15
Präventionsförderung Bewilligungssummen Präventionsprojekte gegen Wolfsübergriffe auf Nutztiere 2008 - 2020 2.000.000,00 € 1.800.000,00 € 1.600.000,00 € 1.400.000,00 € 1.200.000,00 € 1.000.000,00 € 800.000,00 € 600.000,00 € 400.000,00 € 200.000,00 € - € 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Euro 6377,6 8479,3 9257,3 55647 145899 115369 119660 136586 211154 277698 779463 1E+06 2E+06 © LfU 16
Anwendung der BbgWolfV § 2 Vergrämung von Wölfen § 3 Wölfe im Nahkontakt zu Menschen (auffälliges Verhalten) § 4 Nutztierübergriffe § 5 Hybride § 9 schwer verletzte Wölfe zuständige Fachbehörde: LfU in Abstimmung mit dem MLUK bisher v.a. Einzelfälle nach § 9 © LfU 17
Erfahrungen in Brandenburg (1) ➢ Funktionierendes Monitoring ist Voraussetzung für alle Entscheidungen bezüglich Wolf; Informationsweitergabe! ➢ Monitoring ist Pflichtaufgabe der Naturschutzfachbehörde (Bundesweites Monitoring, EU-weites Monitoring) ➢ Einbindung der Bevölkerung und Interessengruppen wichtig! © LfU 18
Erfahrungen in Brandenburg (2) ➢ Bisher keine Fälle mit aggressivem Verhalten ggü. Menschen, obwohl regelmäßig Wölfe auch in/an Siedlungen auftreten und v.a. in der vegetationslosen Zeit regelmäßig in der Landschaft zu sehen sind. ➢ Wölfe nutzten Weidetiere als Beute, wenn sie die Erfahrung gemacht haben, dass diese nicht geschützt und leicht zu erbeuten sind (Wiederholungen, solange kein ausreichender Schutz besteht). ➢ Gefahr des Übergreifens auch auf benachbarte Nutztierbestände und Aufbau einer negativen Tradition (Hotspots der Nutztierrisse). ➢ Abhilfe: konsequenter Herdenschutz, möglichst bevor Wölfe auftreten! ➢ Anwendung der BbgWolfV nur möglich, wenn zumutbarer Herdenschutz vorliegt (bisher nicht erfüllt!). © LfU 19
Erfahrungen in Brandenburg (3) ➢ Problem: aktives Hochschaukeln des Konflikts durch Meinungsmache, fehlende Kooperation, mangelnde Aufklärung anhand von Fakten. ➢ Kosten des Wolfsmanagements hoch: Verwaltung (Beratung, Schadensfallbearbeitung, Rissuntersuchung, Monitoring, Analysen…), Schadensausgleichszahlungen, Rissbegutachtung, Präventionsförderung © LfU 20
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! © LfU 21
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