WORUM WIR BITTEN - cath-ch

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WORUM WIR BITTEN - cath-ch
WORUM
     WIR BITTEN                                                                                               MARCO RIMA, 57,
                                                                                                                 KOMIKER

                 Ostern ist das christliche Fest der Hoffnung.
                24 PROMINENTE wie Komiker Marco Rima
                    erzählen von ihren intimen Ritualen.
                 Und z­ eigen den Ort, wo sie Einkehr halten.
                                       REDAKTION MICHÈLE GRAF-KAISER, LYNN SCHEURER FOTOS JOSEPH KHAKSHOURI

14 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
WORUM WIR BITTEN - cath-ch
PETRA GÖSSI, 42, FDP-PRÄSIDENTIN                                                                                      BEAT SCHLATTER, 56,                  TAMARA FUNICIELLO, 28,               MIKE KURT, 37, EHEMALIGER

   «Lieber auf der Bergspitze»
                                                                                                                            KABARETTIST                         JUSO-PRÄSIDENTIN                     KANUTE, EXEKUTIVRAT
                                                                                                                                                                                                        SWISS OLYMPIC

   Ich bin katholisch aufgewachsen und gehe auch                                                                    FÜR SIEGE DES FCZ!                    ICH KÄMPFE LIEBER                      ICH WILL DANKE SAGEN
   heute noch ab und zu in die Kirche. Aber ich bete                                                                «Als Kind betete ich dafür, For­      «Ich komme aus einer atheisti­         «Ich glaube an Gott und an ein Le­
   nicht mehr so, wie ich es als Kind getan habe. Heu­                                                              mel-1-Fahrer, Mittelstürmer oder      schen Familie. Was nicht heisst,       ben nach dem Tod. Meine Gross­
   te bin ich Gott als höherer Kraft auf einer Bergspit­                                                            Papst zu werden. Beten entspannt      dass ich nicht glaube. Ich glaube      eltern und Eltern waren strenge
   ze näher als in der Kirche. In der Natur finde ich zu                                                            Körper und Geist. Ich bete für        an das Gute im Menschen und an         Kirchgänger, ich bin mit dem Be­
   mir selber und fühle mich geerdet. Die Bewegung                                                                  Wahrhaftigkeit, weniger Baustel­      seinen Willen, etwas zu verän­         ten aufgewachsen. Früher habe
   hilft mir dabei, Abstand und einen Ausgleich zum                                                                 len und Siege des FCZ, dass mei-      dern. Ich war schon immer eine,        ich täglich vor dem Einschlafen
   Alltag zu finden. Dann kann ich in Ruhe rumstudie­                                                               ne Ideenquelle nicht versiegt, dass   die lieber selbst Tatsachen schafft,   gebetet, heute je nach Bedürfnis.
   ren und meine Wünsche aussenden. Bei meinen                                                                      Frau Fischer einen Minirock kauft     statt zu einer Göttin zu beten und     Ich bete für meine Liebsten und
   Spaziergängen denke ich nicht an Gott. Trotzdem                                                                  und dass mich das Leid anderer        zu hoffen, dass dann auch etwas        um Danke zu sagen. Früher ging
   ist diese Konzentration in der freien Natur für mich                                                             etwas angeht. Ins Gebet zieht mich    passiert. Ich bete nicht für diese     ich oft in die Kirche, heute besu­
   eine Art Gebet. Ich spüre eine direkte Verbindung                                                                mein schlechtes Gewissen oder         bessere Welt. Ich kämpfe dafür –       che ich sporadisch spezielle Got­
   zu einer Kraft, einer Energie, und kann meine Wün­                                                               der Wunsch nach Hilfe.»               mit allem, was ich habe.»              tesdienste für Sportler.»
   sche kanalisieren. Diese Energie nehme ich dankbar
   entgegen. Ich muss sie spüren, sonst verliere ich
   die Erdung. Das Ziel wäre, einmal pro Woche so
   innezuhalten, aber das schaffe ich leider oft nicht.
   Wenn ich nicht in die Natur kann, setze ich mich
   manchmal im Schneidersitz zu Hause aufs Sofa.
   Radio und Fernseher aus, Augen zu – das tut gut.

                                                                                                                                                                                                                                        Fotos Keystone (2), Bruno Voser, Brauer Photos, Bernard van Dierendonck, Fabienne Bühler
                                                           VALENTIN LANDMANN, 67, RECHTSANWALT                          JACQUELINE WALCHER-                     ANDRI RAGETTLI, 19,                      MILO MOIRÉ, 34,

                                                           «Muslime beten für mich»
                                                                                                                      SCHNEIDER, 45, EHEMALIGE                   FREESTYLE-SKIER                          KÜNSTLERIN
                                                                                                                         WASSERSPRINGERIN

                                                           Ich bin gläubiger Protestant. Für mich sind die Zehn     KOMM IN MEIN LEBEN!                   BETEN VERBINDE ICH MIT                 SCHUTZENGEL FRAGEN!
                                                           Gebote die Grundlage des Zusammenlebens. Neben           «Ich bete für Familie, Freunde,       DER GROSSMUTTER                        «Alles, was ich erreicht habe, ist
                                                           der Bibel habe ich auch den Koran gelesen. Eine          Kranke, Benachteiligte und dafür,     «Ich bete heute nicht mehr. Das        nicht vom Himmel gefallen. Ich
                                                           Luther-Übersetzung steht immer griffbereit im            dass Menschen mit Gott in eine        letzte Mal habe ich das vor etwa       bete nicht, ich arbeite! Statt an
                                                           Regal in meinem Büro. Ich bete nicht regelmässig als     Liebesbeziehung kommen. Als an        vier Jahren in einer Kirche getan.     Gott glaube ich an eine alles ver­
                                                           Ritus, sondern wenn ich es nötig finde. Meist für        der WM 1998 im Training nichts        Religion finde ich grundsätzlich       bindende Energie. Meine Wün­
                                                           Freunde oder Menschen, die ich berate. Ich bete da­      klappte, flehte ich zu Gott: ‹Ich     interessant, aber sie spielt in mei­   sche richte ich an meine Schutz-
                                                           für, dass sie ihren richtigen Weg finden. Als ich ein­   brauche ein Wunder! Wenn es dich      nem Leben eigentlich keine gros­       engel im Universum. Wenn ich
                                                           mal schwer krank im Spital lag, bat mein Freund – ein    gibt, komm in mein Leben!› Eine       se Rolle. Als Kind musste ich im­      traurig bin oder zweifle, stelle ich
                                                           ehemaliger pakistanischer Minister – Kinder in Wai­      unsagbare Liebe und Kraft kam in      mer vor dem Religionsunterricht        ihnen präzise Fragen, formuliere
                                                           senhäusern, für meine Gesundheit zu beten. Es haben      mein Herz. Als Kind Gottes erlebe     beten. Beten verbinde ich gedank­      meine Ziele möglichst bildhaft.
                                                           wohl weit über 100 muslimische Kinder für mich ge­       ich im Gebet Geborgenheit, Frie­      lich mit meiner Grossmutter. Sie       Ich breite dabei meine Arme aus,
                                                           betet. Das war ganz besonders und hat mir gutgetan.      den, Vertrauen und Hoffnung.»         betet täglich.»                        um die Energie zu empfangen.»

16 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                                                                                                                                                                                 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 17
WORUM WIR BITTEN - cath-ch
CHRISTIAN LOHR, 55, CVP-NATIONALRAT

                                                                                                                   «Gott trägt mich»
                                                                                                                   Mit gefalteten Händen beten kann ich nicht, da ich
                                                                                                                   keine habe. Das macht nichts: Beten ist für mich ein
                                                                                                                   innerlicher Prozess. Er hat mit Demut zu tun. Mein
                                                                                                                   Vater starb Anfang letzten Jahres. Deshalb bete ich
                                                                                                                   jetzt oft im Kreuzlinger Friedpark, hier spüre ich
                                                                                                                   ­Ruhe. Letzten Sonntag haben wir beim Gottesdienst
  FELIX GMÜR, 51, BISCHOF VON BASEL                                                                                 das Lied «Gib mir Weisheit, gib mir Mut» gesungen.

  «Beten hilft gegen Stress»                                                                                        Das ist für mich auch eine Form des Betens. Ich
                                                                                                                    bete nicht für Abstimmungsresultate. Ich bete da­
                                                                                                                    für, dass wir auf dieser Welt etwas Gutes tun. Aber
  Ich bete mehrmals täglich. Meine Arbeit wird im­
                                                                                                                    klar: Das Leben bringt Herausforderungen. Als Kind
  mer wieder unterbrochen durch kürzere oder län­
                                                                                                                    merkte ich, dass ich als Folge des Thalidomid-Wirk­
  gere Gebete. Das gibt dem Tag einen schönen Rhyth-
                                                                                                                    stoffs im Medikament Contergan anders bin. Es folg­
  mus und entschleunigt: Beten hilft super gegen
                                                                                                                    te eine Zeit des verstärkten Dialogs mit Gott. Wa-
  Überforderung und Stress. Zunächst bete ich immer
                                                                                                                    rum gerade ich? Ich komme aber immer wieder zu
  für Menschen, die schwer krank sind. Ich möchte sie
                                                                                                                    der Antwort: Mein Leben macht Sinn mit Behinde­
  nicht allein lassen, sondern Gott für diese Menschen
                                                                                                                    rung, nicht trotz Behinderung. Ich spüre, dass Gott
  um Barmherzigkeit bitten. Dazu gehören auch die
                                                                                                                    mich trägt und begleitet. Ich kann eine Aufgabe
  Menschen, welche ein schweres Leid zu tragen ha­
                                                                                                                    wahrnehmen und anderen Menschen Mut machen.
  ben. Sie kommen aus eigener Kraft nicht zurecht;
  deshalb brauchen sie die Hilfe Gottes. Ich bete auch
  die grossen Gebete der ganzen Kirche, vor allem die
  Eucharistie und das Stundengebet. Es ist das Gebet
  um Frieden und Gerechtigkeit, das Gebet um Ver­
  söhnung. Und dann gibt es immer spezielle Anlie­
                                                                                                                  «ICH BETE NICHT FÜR
  gen, die mir Menschen ans Herz legen. Vor und nach                                                              GUTE RESULTATE BEI
  dem Essen bete ich ebenfalls. Ich danke Gott, dass
  ich genug zu essen und zu trinken habe – ich weiss,
                                                                                                                    ABSTIMMUNGEN»
  dass das für Millionen von Menschen nicht selbst­
  verständlich ist.

                                                         CHRISTOPH KUNZ, 36, MONOSKI-PROFI

                                                         «Ich bete vor Rennen»
                                                         Ich bin in einem sehr christlichen Elternhaus auf
                                                         dem Land aufgewachsen. Das Beten gehörte bei uns                                                                                                                                                 ab Fr.     169.–/Mt.
                                                         ganz natürlich zum täglichen Leben. Das Thema
                                                         wurde nicht an die grosse Glocke gehängt. Das hal­
                                                         ten meine Frau und ich heute auch bei unseren ei­
                                                         genen Kindern so. Wir beten am Tisch, oft in Form
                                                         eines Liedes, vor dem Essen. Und wenn wir die Kin­
                                                         der zu Bett bringen, sagen uns die beiden älteren,
                                                         zweieinhalb- und vierjährig, jeweils, für was oder
                                                         wen sie an diesem Tag beten wollen. Geschichtlein     Der Marktleader muss nicht teuer sein. volkswagen.ch/sale
                                                         und Lieder verstehen sie schon gut. Ich selbst bete
                                                         meist vor dem Einschlafen oder vor dem Aufstehen
                                                                                                               Golf Trendline SwissLine 1.0 TSI, 85 PS, 5-Gang manuell, Energieverbrauch: 4,8 l/100 km, CO2-Emission: 108 g/km (Durchschnitt aller verkauf ten Neuwagen 2018: 133 g/km), 25 g CO2/km Energiebereit st., Energieeffizienz-Kategorie: C.
                                                         am Morgen. Und oft auch vor einem Renneinsatz.        Tat sächlich zu bezahlender Preis: Fr. 17’990.–. Effektiver Jahreszins Leasing 2,9%, Lauf zeit 48 Monate (10’000 km/Jahr), Sonder zahlung 20%: Fr. 3’598.– Rate Leasing: Fr. 169.–/Mt. Abgebildetes Modell inkl. Mehr ausstattung (Lackierung
                                                                                                               Pure White): Fr. 18’290.–. Effektiver Jahreszins Leasing 2,9%, Lauf zeit 48 Monate (10’000 km/Jahr), Sonder zahlung 20%: Fr. 3’658.– Rate Leasing: Fr. 174.–/Mt. exkl. obligatorischer Vollkaskover sicherung. Die Kredit vergabe ist verboten,
                                                                                                               falls sie zur Überschuldung des Konsumenten führt und gilt nur bei Finanzierung über AMAG Leasing AG. Die Aktion läuft vom 1.3. bis 30.4.2018. Immatrikulation bis 15.5.2018. Unverbindliche Netto-Preisempfehlung des Impor teurs.
                                                                                                               Nicht kumulierbar mit anderen Aktionen und solange Vorrat. Änderungen vorbehalten.
18 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
WORUM WIR BITTEN - cath-ch
REGULA RYTZ, 56, PRÄSIDENTIN GRÜNE

   «Bach ist überirdisch schön»
   Mit meiner Mutter bin ich früher oft in die Kirche
   gegangen, um eine Osterpassion zu hören, zum Bei­
   spiel die Matthäus-Passion von Johann Sebastian
   Bach. Diese Musik ist überirdisch schön. Beim gros­
   sen Eingangschoral habe ich ähnliche Gefühle wie
   auf einer einsamen Bergwanderung: Ich spüre, dass
   wir nur Gast sind auf dieser Erde, Teil eines überge­                                                                   PEACH WEBER, 65, KOMIKER
   ordneten, atmenden Ganzen, das viel grösser ist als
   die Menschen und zu dem wir Sorge tragen müssen.
                                                                                                                           «Es tönte nach Abrakadabra»
   Ob man dem nun Gott sagen kann, weiss ich nicht.
                                                                                                                           Ich bete nicht im klassischen Sinne. Man muss sich
   Es spielt auch keine Rolle. Ich bin Agnostikerin. Mit
                                                                                                                           das eher so vorstellen wie bei Don Camillo. Er hat ja
   religiösen Ritualen wie dem Beten kann ich nicht
                                                                                                                           mit Jesus gesprochen und auch Antwort bekommen.
   viel anfangen. Trotzdem bin ich Mitglied der refor­
                                                                                                                           Ich spreche in ähnlicher Weise mit etwas Höherem,
   mierten Kirche. Ich kenne viele Pfarrerinnen und
                                                                                                                           was aber nichts mit den üblichen Religionen zu tun
   Pfarrer, die sich für Nächstenliebe, Friede und Ge­
                                                                                                                           hat. Ich will das Höhere für mich nicht definieren.
   rechtigkeit einsetzen. Für mich sind die Menschen
                                                                                                                           Oft setze ich mich zum Beten an einen Fluss. Zum
   nicht die Krone der Schöpfung. Umso mehr haben
                                                                                                                           Beispiel an die Reuss. Dort merke ich immer wieder,
   wir eine Verantwortung für den Zustand dieser Welt,
                                                                                                                           wie relativ alles ist. Der Fluss fliesst an mir vorbei,
   weit über unsere Lebenszeit hinaus.
                                                                                                                           und das Bild ist seit Tausenden Jahren sehr ähnlich.
                                                                                                                           Manchmal setze ich mich auch in eine leere Kirche.
                                                                                                                           Auch dabei geht es mir nicht um die Religion. Es ist
                                                                                                                           die Erhabenheit des Gebäudes, die mich fasziniert.
   «WIR SIND GAST AUF                                                                                                      In meiner Kindheit war Beten etwas Ähnliches wie
                                                                                                                           Strafaufgaben in der Schule. Wenn man gebeichtet
    DIESER ERDE, TEIL                                                                                                      hatte, hiess es zur Strafe, fünfmal das Vaterunser be­

     EINES GANZEN»                                                                                                         ten. Das spulte ich dann nur ab, erledigt. Grosse Er­
                                                                                                                           kenntnisse habe ich dabei nicht gewonnen. Ich fand
                                                                                                                           damals Gebete auf Lateinisch spannender. Da ver­
                                                                                                                           stand ich nichts, aber es tönte nach Abrakadabra.

                                                           BARBARA SCHMID-FEDERER, 52, CVP-NATIONALRÄTIN

                                                           «Mein Ritual im Park»
                                                           Seit ich Nationalrätin bin, habe ich ein Ritual: Wenn
                                                           ich in Zürich umsteige, gehe ich in den Landesmuse­
                                                           um-Park, um in mich hineinzuhören. Das Wort «be­                                                                                                                                                           ab   179.–                      /Mt.                         SIMPLY CLEVER

                                                           ten» kommt ja von «bitten». Für mich bedeutet es
                                                           auch, über mein Wirken nachzudenken und mich
                                                           mit Menschen zu verbinden, die in Not sind. Der
                                                           Krieg in Syrien beschäftigt mich dabei sehr. Was
                                                           kann ich für diese Menschen tun? Ich fühle mich
                                                           nicht wohl beim Gedanken daran, wie gut es mir hier
                                                           geht – und dort unten sterben Unschuldige in einem
                                                           sinnlosen Krieg. Ich glaube daran, dass meine Ge­
                                                           bete etwas bewirken. Auch bei mir selbst: Ich gehe      Clever muss nicht teuer sein.                                                                                                                                               skoda.ch/sale
                                                           danach gestärkt im Alltag weiter.                       ŠKODA OCTAVIA Spring Edition 1.0 TSI, 115 PS, 6-Gang manuell: 4,9 l/100 km, 110 g CO₂/km (133 g Ø Neuwagen), 25 g CO₂/km Energiebereitst., Kat.: C. Tatsächlich zu bezahlender Preis: 18’990.–. Effek tiver Jahreszins
                                                                                                                   Leasing 2,9%, Lauf zeit 48 Monate (10’000 km/Jahr), Sonder zahlung 14,32%: 2’720.– Rate Leasing: 179.–/Mt. exkl. obligatorischer Vollkaskoversicherung. Die Kredit vergabe ist verboten, falls sie zur Überschuldung des
                                                                                                                   Konsumenten führt und gilt nur bei Finanzierung über AMAG Leasing AG. Die Aktion läuft vom 1.3. bis 30.4.2018. Unverbindliche Preisempfehlung des Impor teurs. Solange Vorrat. Änderungen vorbehalten.
20 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
WORUM WIR BITTEN - cath-ch
MARCO RIMA, 57, KOMIKER

                                                                                                                        «Ein ganz intimes Ritual»
                                                                                                                        Beten ist für mich ein Gespräch mit dem Herrgott,
                                                                                                                        den ich mir ganz naiv als netten älteren Herrn vor­
                                                                                                                        stelle, mit dem ich meine Sorgen und Gedanken tei­
                                                                                                                        le. Ihm danke ich für mein schönes Leben und bitte
                                                                                                                        um Schutz für meine Familie. Beten tut mir einfach
                                                                                                                        gut. Es ist ein ganz wichtiges, intimes Ritual, das mich
   CHRISTA RIGOZZI, 34, MODERATORIN                                                                                     auch mit meinem verstorbenen Vater verbindet.

   «Ich bete für meine Kinder»                                                                                          Wenn ich mein tägliches Gebet mal vergessen habe,
                                                                                                                        hole ich es nach. Es kann ja nicht schaden, sich mit
                                                                                                                        dem da oben gut zu stellen. Am liebsten bete ich
   Ich bete stets dafür, dass meine Kinder gesund blei­
                                                                                                                        abends im Bett, wenn ich den Tag reflektiere. Mein
   ben und dass es meinen Liebsten gut geht. Mein letz­
                                                                                                                        Kindergebet spreche ich dabei immer: «Müde bin ich,
   tes Gebet ist noch nicht lange her. Dabei dachte ich an
                                                                                                                        geh zur Ruh, schliesse beide Augen zu. Vater, lass die
   einen guten Freund im Spital. Ich glaube an die posi­
                                                                                                                        Augen dein, über meinem Bette sein. Amen.» Mit mei­
   tive Energie eines Gebets. Dazu brauche ich keinen
                                                                                                                        nen Kindern gehe ich gerne in Kirchen. Ich wuchs
   speziellen Ort, beten kann man überall. Da ich viel un­
                                                                                                                        katholisch auf, ging später in ein katholisches Leh­
   terwegs bin, gehe ich manchmal auch einfach in eine
                                                                                                                        rerseminar. Ich mag theologische Fragen, bin aber
   Kirche und zünde für meinen verstorbenen Nonno
                                                                                                                        aus der Kirche ausgetreten. Solange Frauen da nicht
   eine Kerze an. Ich bin katholisch aufgewachsen und
                                                                                                                        gleichberechtigt sind, habe ich da nichts verloren.
   ging mit meinen Eltern jeden Sonntag in den Gottes­
   dienst und betete mit meiner Mutter vor dem Schla­
   fengehen. Der katholische Glaube gehört zu meinem
   Leben: Deshalb war es mir auch wichtig, kirchlich
   zu heiraten und meine Zwillingsmädchen taufen zu
   lassen. Ich möchte, dass der Glaube in ihrem Leben
                                                                                                                           «ICH BETE TÄGLICH
   einen Platz hat. So haben wir mit ihnen auch am                                                                          ZU EINEM NETTEN
   Palmsonntag bei uns in der Kirche einen gesegneten
   Olivenzweig geholt. Mit der Audienz bei Papst
                                                                                                                            ÄLTEREN HERRN»
   Francesco in Rom letztes Jahr ging ein Traum in
   Erfüllung: Er segnete meine Kinder Zoe und Alissa.

                                                             HANS-ULRICH BIGLER, 60, GEWERBE-DIREKTOR

                                                             «Ich bete auch im Zug»
                                                             Das Gebet ist wichtig für mich. Ich kann mich dabei
                                                             mit mir selbst und mit Gott austauschen. Für mich
                                                             ist das ein ganz normales Gespräch. Das kann über­
                                                             all passieren. Auch im Zug. Das Leben ist ja sowieso
                                                             eine Reise, bei der man von einer Station zur ande­
                                                             ren geht. Es gibt dabei immer wieder Schicksals­
                                                             schläge, für die wir Menschen keine abschliessende
                                                             Erklärung haben. Der Mensch ist eben nicht das
                                                             Mass aller Dinge. Mit dem Beten habe ich in der
                                                             Jugend angefangen. Woher komme ich? Warum              Das Original zum attraktiven Preis.
                                                             bin ich da? Wohin geht es? Das sind die wichtigen
                                                             Fragen, die man sich stellt. Ich habe meine Antwor­
                                                                                                                    vw-nutzfahrzeuge.ch/sale
                                                             ten in Gott und in der Bibel gefunden.
                                                                                                                    Caravelle Trendline Liberty 2.0 l TDI, 150 PS, 7-Gang DSG, Blue Motion Technology-Effizienzpaket, 5,9 l/100 km (Benzinäquivalent 6,7 l/100 km), 154 g CO2/km (Mittelwert aller in der Schweiz verkauf ten Neuwagen 133 g CO2/km),
                                                                                                                    25 g CO2/km Energiebereitst., Energie effizienz-Kategorie: D. Tatsächlich zu bezahlender Preis inkl. MwSt: CHF 37’990.–. Unverbindliche Preisempfehlung des Impor teurs. Preis änderungen vorbehalten.

22 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
WORUM WIR BITTEN - cath-ch
WAS HEISST KARFREITAG?
                                                                                                                                                                                                           Wieso feiern wir einen Tag, an dem ein Mensch gekreuzigt wurde? Was hat ein Hase mit
                                                                                                                                                                                                      dem christlichen Osterfest zu tun? JACQUELINE STRAUB kennt die Antworten. Die junge Frau
                                                                                                                                                                                                       studierte Theologie und kämpft dafür, die erste Priesterin in der katholischen Kirche zu werden.

                                                                                     DENISE BIELLMANN, 55,                  SANDRA STUDER, 49,                        HANSPETER
                                                                                      EISKUNSTLÄUFERIN                        MODERATORIN                        MÜLLER-DROSSAART, 62,
                                                                                                                                                                     SCHAUSPIELER

                                                                                 GUTE, POSITIVE KRÄFTE                GÖTTLICHER SCHUTZ                      SINNVOLL HANDELN                      INTERVIEW RENÉ HAENIG                 Er geht mit uns Menschen durch
                                                                                 «Ich bete, seit ich Kind war. Da­    «Manchmal bete ich, um innere          «Als postkatholischer und gleich­     FOTO JOSEPH KHAKSHOURI                unseren Schmerz, aber auch un­
                                                                                 mals habe ich mit meiner Mut-        Ruhe zu finden und das zu reflek­      zeitig spirituell suchender Mensch                                          sere Freuden hindurch, ist nah bei
                                                                                 ter gebetet, jeden Abend bevor       tieren, was mich beschäftigt. Und      hat sich meine Beschäftigung mit      Sie ist jung, sieht gut aus – und     uns wie ein lieber bester Freund.
                                                                                 ich zu Bett ging. Die Gebete vor     manchmal bete ich konkret für          den grossen Fragen des Daseins        fühlt sich berufen, von der Kanzel    Welche Rolle spielt der Osterhase?
                                                                                 dem Schlafengehen haben mir          Menschen, die ich kenne und lie­       ins Reflektieren und in die Suche     zu predigen: Jacqueline Straub, 27,   Jesus brachte das Leben, indem er
                                                                                 gute, positive Kräfte gegeben.       be oder für solche, die mir unbe­      nach dem sinnvollen Handeln ver­      will ihren Willen gegen kirchli­      den Tod besiegte. Auch der Hase
                                                                                 Auch heute bete ich, wenn auch       kannterweise durch ihr schweres        schoben. In dem Sinne bete ich        che Widerstände durchboxen. In        hat viel mit neuem Leben zu tun.
                                                                                 nicht regelmässig. Das kann zu je­   Schicksal den Schlaf rauben. Ru­       nicht, sondern versuche immer         Sachen Glauben kennt sie sich         Ostern wird im Frühling gefeiert
                                                                                 der Zeit und überall sein, etwa zu   he und Dunkelheit öffnen meine         wieder, die konstruktiven Kräfte      aus – und erklärt das Osterfest.      – in vielen Ländern gilt der Oster­
                                                                                 Hause am Morgen nach dem Auf­        mentalen Poren. So bete ich gern       im ‹Fest des Lebens› zu finden. Ich                                         hase als Bote des Frühlings. Da-
                                                                                 wachen. Ich bete für Gesundheit      abends zu einer göttlichen Macht,      denke dabei an die Wertschätzung      Ostern ist dieses Jahr sehr früh?     rum wurde der Hase ein Wahrzei­
                                                                                 und dafür, dass alles gut läuft.»    die mich beschützt und tröstet.»       und Würde aller Wesen.»               Das Datum richtet sich nach dem       chen für das Osterfest. In der by­
                                                                                                                                                                                                   Mondkalender: Ostersonntag ist        zantinischen Überlieferung galt
                                                                                                                                                                                                   immer der Sonntag nach dem            er als Symbol der Auferstehung,
                                                                                                                                                                                                   ersten Vollmond im Frühjahr. Der      weil der Hase beim Schlafen die
                                                                                                                                                                                                   22. März ist das frühestmögliche      Augen immer offen hat.
                                                                                                                                                                                                   Datum für den Ostersonntag, der       Woher kommt das Wort «Ostern»?
                                                                                                                                                                                                   25. April das späteste.               Darüber ist man sich uneinig. Im
                                                                                                                                                                                                   Was ist Ostern überhaupt?             nordwestdeutschen Raum nannte
                                                                                                                                                                                                   Es ist das älteste und höchste Fest   man Ostern bis weit ins Mittel-
                                                                                                                                                                                                   der Christenheit.                     alter «Paschen». Dieser Name er­
                                                                                                                                                                                                   Und was wird da gefeiert?             innert ans jüdische Pessach-Fest.
                                                                                                                                                                                                   Das Christentum feiert die Auf-       Das deutsche «Ostern» stammt
                                                                                                                                                                                                   erstehung Jesu Christi von den        wohl vom altgermanischen Wort
                                                                                    VRENI SCHNEIDER, 53,                    FLAVIO RIZZELLO, 13,                  LAURIANE SALLIN, 24,                                                                                             JACQUELINE STRAUB, 27,
                                                                                  INHABERIN SKI-, RENN- UND                       SÄNGER                           MISS SCHWEIZ 2015               Toten, am dritten Tag nachdem er      Austro, was Sonnenaufgang oder        TV-REDAKTORIN, JOURNALISTIN,
Fotos Fabienne Bühler (2), SRF, Marcel Nöcker, Joseph Khakshouri, Geri Born

                                                                                     SNOWBOARDSCHULE                                                                                               gekreuzigt und begraben wurde.        Morgenröte heisst. Vielleicht lie­            BUCHAUTORIN
                                                                                                                                                                                                   Christen leben in der Hoffnung,       gen die Wurzeln auch im altnor-
                                                                                 IM GEBET AUCH DANKEN                 ICH BETE EIGENTLICH NIE                HOFFNUNG SCHÖPFEN                     dass der Tod nicht das Ende ist.      dischen «austr». Das bedeutet         Und Christi Himmelfahrt …
                                                                                 «Ich bete jeden Abend, das kenne     «Meine Familie ist zwar katho­         «Toll am Beten ist, dass man sich     Wir feiern einen Tag, an dem ein      «Begiessen», es bezog sich auf das    … gehört als Feiertag zu Ostern.
                                                                                 ich so aus meinem Elternhaus. Als    lisch, hat aber quasi nichts mit der   jederzeit, egal wo, ein paar Sekun­   Mensch gekreuzigt wurde?              christliche Taufritual.               Die österliche Freudenzeit geht
                                                                                 Kind beteten Mutter und Vater        Kirche zu tun. Ich glaube nicht an     den nehmen kann, um Hoffnung          Die Kreuzigung war grausam. Es        Was bedeutet Karfreitag?              bis Pfingsten und dauert 50 Tage.
                                                                                 jeweils vorm Einschlafen mit mir.    Gott. Deshalb habe ich auch nie        zu schöpfen oder dankbar zu sein.     blieb jedoch nicht bei der Hoff­      «Kar» stammt vom althochdeut­         Nach 40 Tagen wird das Himmel­
                                                                                 Ich selbst erinnere meine beiden     gebetet. Trotzdem ist Ostern für       Ich bete jeden Abend im Stillen das   nungslosigkeit, der Zerstörung        schen Wort «chara» oder «kara».       fahrtsfest gefeiert.
                                                                                 Jungs Flavio und Florian hin         mich wichtig. Zwischen Ende            Vaterunser. Schon als Kinder ba­      eines Lebens. Gott ist so mächtig,    Es bedeutet Klage, Kummer, Trau­      Eine letzte Frage: Was hat es mit
                                                                                 und wieder daran. Wichtig ist mir,   März und Anfang April hat ein          ten meine Schwester und ich vor       dass er den Tod überwinden kann.      er. Der Karfreitag erinnert an die    den Osterfeuern auf sich?
                                                                                 nicht nur um Gesundheit für die      Grossteil meiner Familie Ge­           dem Zubettgehen Gott um das           Wie erklären Sie Kindern das Fest?    Kreuzigung und Beisetzung Jesu.       In der Osternacht wird jeweils
                                                                                 Familie zu bitten, sondern auch      burtstag. Ich selbst in diesem Jahr    Wohl unserer sehr grossen Fami­       Ostern ist ein Freudenfest, ein       Wieso gibt es den Ostermontag?        vor der Liturgie ein Feuer vor der
                                                                                 Danke zu sagen dafür, dass es uns    am Ostermontag. Deshalb feiern         lie, nannten jeden Namen einzeln.     Fest der Freundschaft mit Gott. Er    Wichtige christliche Feste wie Os­    Kirche gemacht, dieses geweiht –
                                                                                 gut geht. Ich bete sowohl gern in    wir dann für alle zusammen ein         Das war wie Schäfchenzählen, am       weiss, wie es ist, wenn wir leiden    tern, Pfingsten und Weihnachten       und daran dann die Osterkerze
                                                                                 der Natur als auch in der Kirche.»   grosses Familienfest.»                 Ende schliefen wir ruhig ein.»        oder wenn nicht alles rundläuft.      haben einen zweiten Feiertag.         entzündet. 

                                                                              24 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                                                                                                                                                                                SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 25
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