X Ansiedlung hochbedrohter Gefäßpflanzensippen in Bayern am Beispiel Niederbayerns
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Ansiedlung hochbedrohter Gefäßpflanzensippen in Bayern am Beispiel Niederbayerns X – woher – wohin Was – wie – wieviel? Ansiedlung Niederbayern Dipl.-Biol. Dr. Willy Zahlheimer, Regierung von Niederbayern, SG 51, Naturschutz-Fachfragen, willy.zahlheimer@reg-nb.bayern.de (5. April 2013)
Botan. Artenhilfsprogramm (AHP) Bayern: Freiwilligkeit mit bedingt vorzeigbaren Ergebnissen • Bayer. LfU: Einstieg in Monitoring Hochbedrohter um 1980. Heute wenige ausgewählte Sippen höchster „Verantwortlichkeit“ • Bezirksregierungen: AHP ab ca. 1990 – Konzentration auf überregional und regional hoch Gefährdete (RL 1, RL 2 p.p.) • Kreisverwaltungsbehörden: Kleine Auswahl subregional hochgefährdeter sowie RL 3-Arten
Bezirksregierungen: • zugleich zuständig für artenschutzrechtliche Ausnahmen und für Befreiungen von Naturschutzgebiets- Verordnungen • Finanzierung als „eigene staatliche Maßnahmen“, meist EU-kofinanziert s
Was? Sippenauswahl: 1. umfassende „Gefähr- dungsschau“ aus regionaler Perspektive RL Niederbayern Priorität gemäß „Schutzer- 300 fordernis-Grad“, numerisch 280 abgeschätzt nach 250 215 • Gefährdung Reg.Bezirk 200 • Gefährdung BY, D 150 • „Verantwortlichkeit“ (globaler 115 Aspekt;) 100 100 100 • Gefährdung angrenzende 50 Regionen 0 • Arealbezug (zentral, peripher) 0 1 2 3 R • Etablierungszeitraum ca. 300 Sippen mit vielfacher Zahl (Neophyten berücksichtigt!) von Fundorten • Manipulierbarkeit
Rundblick zu Gefährdungssituation und Arealbezug Carex michelii: Einziges Vorkommen in Deutschland; da instabil vom Aussterben bedroht Deutschland: Arealvorposten Oberösterreich RL 2 [?]
Manipulierbarkeit: Cyperus flavescens am unteren Inn: + nackte, verdichtete wechselnasse basenreiche Böden + Samen hoch
Was? Sippenauswahl: 2. Naturschutzpolitisches Ziel 2006: Biodiversitätsstrategie der bayer. Staatsregierung Bis 2020 soll jede 2. Art der Roten Liste [Bayern] um eine Stufe weniger gefährdet sein. RL 3 irrelevant. Durch Bestan-desstärkung und (Wieder-) Ansied-lungs-Maßnahmen RL 2020 1 RL 2 und RL 2 RL 3 fallweise realistisch Bestandesstützung und (Wieder-) Ansiedlung durch Diasporentransfer und Pflanzung unverzichtbar.
Woher? Ansiedlung über Diasporen- Transfer oder Initialpflanzung • (bei Nicht-Apomikten) möglichst große ge- netische Bandbreite (Beerntung möglichst vieler Mutterpflanzen) für Anpassungsfä- higkeit, gegen Inzucht • Schutz der infraspezifischen Diversität Pflege der landschaftseigenen Genotypen (Autochthonie) infraspezifische Differenzierungen innerhalb eines Sippen-Areals
Woher wohin? Myricaria germanica genetische Nähe entscheidend, manchmal ≠ räumliche ohne genet. Analyse nur aus demselben Arealabschnitt! ok ursprünglich entlang der Alpenflüsse durchgehendes Areal
Woher wohin? Manchmal ist ganz genaues Hinsehen nötig Gentianella Verbreitungskarte Deutschland bohemica Verbreitungskarte BY Outbreeding- Risiko!
Woher wohin? Tephroseris integrifolia „0“ bleibt „0“, wo im traditionell identischen Arealteil keine Spenderpopulation mehr X Wiederansiedlung? X Wichtige Vorarbeit: Areale analysieren und großmaßstäblich abgrenzen!
Wohin? „Gemeindefreiheit“ Übereinkunft „autochthone Begrünung“: Jede Sippe, deren Verbreitung in ein Gemeindegebiet hereinreicht, kann im gesamten Gemeindegebiet ausgebreitet werden Nutzen der Chancen! Inkaufnehmen von Arealverwischungen Freiraum Gemeinde Ansiedlung ≠ Wiederansiedlung
Wohin? RL Niederbayern 1 Entlang der ostbayer. Donau traditionell geschlossenes Bandareal. … Wechseltrockene Auenböden und Löß.
Wohin? Gesamtschau der floristischen Informationen „Arealgemeinden“ als Kontinuum und Aktionsraum für Wieder-/Neuansiedlung Linum perenne schwer zu etablieren! Talareal: Wo in Zielgemeinde u. Nachbar- gemeinden keine verwertbaren Herkünf- te mehr, auch weiter entfernte Spender- poplationen akzeptabel
Unterscheidung zwischen spontan wachsenden und angepflanzten/angesäten Individuen essenziell! Letztlich zählen nur die spontan (wild) wachsenden Pflanzen! Verluste durch Ausgraben Spontane nur Monitoring und Pflege
Nachzucht Wildbestand Samen, vegetative Teile Garten: Stadtgärtnereien, Botan. Gärten, priv. Gärtnereien, priv. Anzuchtbeete Diasporen Pflanzen Liparis loeselii Spiranthes aestivalis
In Niederbayern nur noch durch Erhaltungskultur + Erhaltungskulturen Gratiola officinalis Nachzucht: Oenanthe fistulosa In den registrierten Erhaltungskultu- ren der Botan. Gärten Bayerns ca. 80 Sippen. Daneben welche in kommuna- len Gärtnereien als Nebenprodukte Euphorbia villosa der Nachzucht
Seit 2010 Genbank Bayern Arche (Universität Regensburg im Auftrag des Bayer. LfU) Kosten vorerst 300.000 € • Ziel: > 550 Farn- und Blü- tenpflanzenarten • vakuumverpackt, -18°C • Teil der Samen für Kei- mungsversuche • eiserne Reserve für Wie- deransiedlung – breiteres genetisches Spektrum als Erhaltungskulturen!
AHP Regierung von Niederbayern Rote Liste davon bei ca. 140 Sippen Ziel Niederbayern 2001 Betreuung des Gesamtbestandes, bei ca. 25 des Großteils der Vorkommen 300 280 2012 250 215 200 150 Kosten ca. 170.000 115 € + > 50. 000 E 100 100 100 Pflege! 50 0 0 1 2 3 R betreut ca. Diasporen Nach- 220 Sippen -transfer zucht > 300 Sippen mit ca. 800 ca. 80 ca. 60 Wuchsorte Sippen Sippen vielfacher Zahl von Fundorten
Mehrere Betreuungs-Werkverträge Gegenstand: • Ausgewählt Farnpflanzen (Botrychium, Diphasiastrum, Polystichum braunii) • Dactylorhiza sambucina (komplett) • sonstige hochgefährdete Orchideen • sonstige Arten landkreisweise Leistungen: • Dokumentation/Monitoring • Pflegemaßnahmen – kleiner selbst, sonst Organisation (Landschaftspflegeverbände u. A.) • Diasporenwerbung, -aussaat, -Weitergabe • Ausbringen von Nachzucht
Erfolgskriterium: Etablierung, d. h. spontane Verjüngung (selbsttragende Population) RL 1 Adenophora liliifolia RL 1 RL 2? • Halbschatten: Lebensraum-Pflege • „Ellbogenpflanzen“ „Individual • Verbiss-Schutz! -pflege“ Waldsaumpflanze; in weiter RL 1! Deutschland nur unterste Isar
Dactylorhiza sambucina am Brotjacklriegel: Blau erloschen Monitoring - NF 1 Dokumentation NF 2 exakte artweise Dokumen- pro Verteilungsfläche („Fundstelle“) tation der „Verteilungsflä- jährlich Pflanzenmenge, ggf. zusätz- che“ lich fertile Pflanzen/Sprosse und Vitalität •Shape-Dateien (Layer im NF 5 NF 3 Flächenmodus; Digitalisie- NF 7 rungsmaßstab 1: 1.000) NF 4 •Datenblatt m. div. Angaben NF 6 •jährliche Aktualisierung •zusätzlich umfangreiche NF 9 NF 8 NF 10 Detaildokumentation in Ex- cel-Tabelle bzw. Spezialpro- Zusammenfassender Bericht mit gramm zur Fundortverwal- Statistiken, Vorschlägen für nächste tung (Regierg. von Mittelfr.) Betreuungssaison
Fallweise: Dauerbeobachtung mittels Zählrahmen • Schicksal der Einzelpflanzen • Lebensdauer der Individuen • zwischenartliche Konkurrenz • Etablierungsbedingungen • Biologie der Zielart incl. pflanzensozio- logische Dokumen- tation
Wiederansiedlung wieviel? Dactylorhiza sambucina Quadranten-Rasterkarte für den Bayerischen Wald = verschollen (Bot. Info-Knoten BY) = Letztbeobachtung vor 1980 (dto.) = Beobachtungen ab 1980 (dto.) = verschollen nach AHP (2012) = rezent nach AHP (2012) ?
Wiederansiedlung wieviel? Unsere eigentlicher Artenschutz-Auftrag: § 1 BNatSchG Abs. (2) Nr. 1: „Zur dauerhaften Sicherung der biologischen Vielfalt sind entsprechend dem jeweiligen Gefährdungsgrad insbesondere … lebensfähige Populationen wild lebender Tiere und Pflanzen einschließlich ihrer Lebensstätten zu erhalten und der Austausch zwischen den Populationen sowie Wanderungen und Wiederbesiedlungen zu ermöglichen.“ Ansiedlung Hochbedrohter nur Teilaufgabe!
Wiederansiedlung wieviel? Ziel und Maßstab: Pflanzenareal als Populationsverbund Minimum: Raster größerer Bestände (Sippen-Stützpunkte ) zwischen denen ein genetischer Austausch ( ) gerade noch wahrscheinlich ist ( „Zielbestände“) pragmatische Distanz: ~ 3 km Stützpunktsystem
Umsetzung in Kartierungsraster: Geeignet ¼- Quadrant (Mittelpunkt-Entfernung ca. 3 km)* Arealanalyse Zielaussage Dactylorhiza sambucina AHP- Fundorte = Quadranten-Nachw. Bayerischer Wald = verwaist Ansiedlung = defizitär Optimierung *) oder 2,5 km – UTM-Quadrat = befriedigd. Pflege ? ??
Entwicklungsflächen Naturschutz (öff. Hand, Verbände) + Kompensationsflächen incl. Ökokontoflächen – Besondere Chance beim Pflanzenartenschutz Windsheimer Leitlinie 1980: Ausbringung vorzugsweise auf künstlich geschaffenen Standorten Zielarten-Listen: Matrixarten + Wertgebende (bes. RL) Flächenabschlag – Qualität statt Quantität Kontrollen Oberbodenabtrag Naturgemisch gezielte Ergänzung (samenreiches Mäh- des ggf. /Rechgut) Artenspektrums Wiedervernässung Nachhaltig: In 5 Jahren zum durch § 30 BNatSchG geschützten Lebensraum!
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