Zuhören, informieren, klarstellen - Bundesministerium für ...
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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Romana Koller, Bernadette Krennstetter, Wolfgang Halwachs, Gerhard Pichler: Das Team des Bürgerservices des Bundeminis- teriums für Inneres war in der Corona-Krise durch zahlreiche Anfragen besorgter Bürgerinnen und Bürger gefordert. Zuhören, informieren, klarstellen Die Corona-Pandemie hat unseren Lebensalltag verändert. Maßnahmen, Regelungen und Verbote ver- unsichern viele Menschen. Das Bürgerservice des Innenministeriums berät, informiert und unterstützt. ch habe meinen Lebensgefährten seit wie Anliegen, Sorgen, Ängste oder Be- Verordnungen des Bundesministers für I sechs Wochen nicht mehr gesehen und vermisse ihn sehr. Gibt es eine Möglichkeit, meinen Partner in Mün- schwerden“, sagt Pichler. Nicht oder falsch informiert. „Viele Soziales, Gesundheit, Pflege und Kon- sumentenschutz geregelt. chen zu besuchen? Was muss ich bei Menschen informieren sich nicht bei Kontrollen durch Gesundheitsbehör- meiner Reise beachten? Muss ich bei den zuständigen öffentlichen Stellen, den, Bundesheer und Polizei. Die ge- meiner Rückreise nach Österreich in sondern beziehen ihre Infos aus dem sundheits- und sanitätspolizeilichen Quarantäne?“, fragt eine verunsicherte Internet, aus diversen Chatforen oder Maßnahmen beim Grenzübertritt nach Salzburgerin den Mitarbeiter am Bür- ähnlichen Plattformen. In derartigen Österreich werden von Organen der gerservice-Telefon. Solche und ähnli- Foren werden häufig Falschinformatio- Gesundheitsbehörde (Bezirksverwal- che Anfragen langen seit Mitte März nen kommuniziert, manche davon ver- tungsbehörde) umgesetzt – beispiels- 2020 regelmäßig telefonisch und breiten sich wie ein Lauffeuer“, sagt weise Gesundheitschecks oder die Ent- schriftlich im Bürgerservice des Bun- Regierungsrat Amtsdirektor Wolfgang scheidung darüber, dass sich ein Rei- desministeriums für Inneres (BMI) ein, Halwachs, Mitarbeiter im Team des sender in die selbstüberwachte Heim- das zur Abteilung Öffentlichkeitsarbeit Bürgerservices. „Durch falsche oder quarantäne begeben muss. Diese Maß- gehört. gefälschte Informationen können Men- nahmen stützen sich auf Verordnungen schen verunsichert werden. Gerade in des Gesundheitsministers. Rasch und unbürokratisch helfen. einer derartigen Krisensituation ist es Die vorübergehend wieder einge- „Seit Mitte März erreichen uns täglich von großer Bedeutung, dass alle Men- führten Kontrollen der österreichischen rund 1.500 bis 2.000 Telefonanrufe schen die Regelungen, insbesondere Binnengrenzen erfolgen auf Basis der von besorgten Österreicherinnen und Einschränkungen, Sicherheitsvorkeh- Verordnungen des Bundesministers für Österreichern, aber auch viele Anrufe rungen und Hygienevorschriften zur Inneres – nach Maßgabe des Grenz- aus dem Ausland. Darüber hinaus lang- Eindämmung der Pandemie, beachten. kontrollgesetzes (GrekoG). Die zustän- ten im Zeitraum zwischen 15. März „Es geht schließlich um die Gesundheit dige Behörde ist grundsätzlich die je- und 15. Juni 2020 rund 17.500 Anfra- und das Leben von Menschen welt- weilige Landespolizeidirektion. Polizis- gen per E-Mail in unserem Postfach weit“, sagt Oberrätin Mag. Bernadette tinnen und Polizisten der Landespoli- ein“, berichtet Regierungsrat Amtsdi- Krennstetter, langjährige Referentin im zeidirektion Vorarlberg kontrollierten rektor Gerhard Pichler. Der erfahrene Bürgerservice. beispielsweise Anfang Mai 2020 am Beamte hat seit 1985 ein offenes Ohr Grenzübergang Hohenems die Bundes- für die Fragen, Anliegen und Sorgen Freizügigkeit eingeschränkt. Ein grenze zur Schweiz. Die Polizisten der Bürgerinnen und Bürger. „Die großer Teil der Anfragen betrifft die überprüften dabei die Einhaltung der Corona-Pandemie hat uns alle vor Reisebeschränkungen. Die Ein- und bundesgesetzlichen Vorschriften, die FOTOS: EUGENIE BERGER große Herausforderungen gestellt. Un- Ausreisebedingungen oder die Durch- die Sicherheitspolizei, das Passwesen, ser wichtigstes Ziel im Bürgerservice reise durch österreichisches Territori- die Fremdenpolizei sowie das Waffen-, ist es, den Menschen rasch und unkom- um sind die häufigsten Themen. Die Schieß- und Sprengmittelwesen regeln. pliziert zu helfen. Das betrifft allge- Reisebeschränkungen auf dem Land-, Die Assistenzleistung des Bundeshee- meine oder rechtliche Fragen genauso Wasser- und Luftweg werden durch res erfolgte für das Gesundheitsminis- ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 7-8/20 47
BÜRGERSERVICE Gründen mit einer Kopie des Reisepas- ses oder Meldezettels des Angehöri- gen, der besucht werden sollte. „Die Reisebeschränkungen waren recht dy- namisch. Die Maßnahmen sind laufend modifiziert oder abgeändert worden, beispielsweise durch bilaterale Übe- reinkommen der Nachbarstaaten unter- einander. Unser Team hat sich deshalb laufend informieren müssen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Nur so ist es möglich gewesen, die richtigen und aktuellen Infos an die Bevölkerung weiterzugeben. Eine zusätzliche Her- ausforderung“, erläutert Pichler. Laufendes Wissensupdate. Die Rei- sebeschränkungen während der Coro- Corona-Pandemie: Es durften grundsätzlich nur Personen nach Österreich na-Pandemie betrafen nicht nur Öster- einreisen, die ein ärztliches Zeugnis vorweisen konnten. reich. Viele Länder Europas und der Welt haben wieder Grenzkontrollen terium. Die Aufgaben der Soldaten be- Dynamische Situation. Zieht man eingeführt und die Möglichkeit der treffen die Umsetzung der gesundheits- beispielsweise den Zeitraum zwischen Einreise an konkrete Voraussetzungen behördlichen Maßnahmen bei der Ein- dem 1. und 31. Mai 2020 heran, galten sowie strenge Einreisekontrollen ge- reise ins Bundesgebiet. 18 Soldaten der für die Einreise nach Österreich folgen- bunden. Das Außenministerium Garde unterstützten beispielsweise de Regelungen: Es durften grundsätz- (BMeiA) hat beispielsweise mit Stich- Mitte Juni 2020 die Gesundheitsbehör- lich nur Personen nach Österreich ein- tag 26. Mai 2020, aufgrund der globa- de der Bezirkshauptmannschaft Bruck reisen, die ein ärztliches Zeugnis vor- len Ausbreitung des Coronavirus, für an der Leitha bei den Gesundheitskon- weisen konnten. Dieses Zeugnis muss- 27 Länder der Welt Reisewarnungen trollen der ankommenden Passagiere te bestätigen, dass ein Test – PCR-Test ausgesprochen. (www.bmeia.gv.at/rei- am Flughafen Wien-Schwechat. – auf eine aktive Infektion mit dem Er- se-aufenthalt/reisewarnungen). Das Bei der Gesundheitskontrolle sind reger „SARS-CoV-2“ (Coronavirus) BMeiA spricht Reisewarnungen in be- die Soldaten nicht bewaffnet und negativ verlaufen ist. Sollte kein Ge- sonderen Krisensituationen aus. Bei- gemäß den gesundheitsbehördlichen sundheitszeugnis vorhanden sein, war spielsweise wenn in einem bestimmten Auflagen ausgerüstet (Brille, Mund- es für österreichische Staatsbürger oder Land kriegs- oder bürgerkriegsähnliche Nasen-Schutz, Handschuhe, Desinfek- Personen, die ihren Wohnsitz in Öster- Zustände herrschen oder im Falle von tionsmittel). Wesentliche Grundlage reich haben, möglich, eine vierzehntä- Epidemien. Es muss demnach eine ge- für den Dienst der Soldaten, sind die gige Heimquarantäne anzutreten. Die nerelle Gefährdung für Leib und Leben aktuellen Einreisebestimmungen der betroffenen Personen mussten den An- der Reisenden bestehen, wenn sie ein Bundesregierung tritt der Quarantäne bei der Grenzkon- solches Land besuchen würden. trolle mit ihrer Unterschrift bestätigen. Mitte März 2020 durften Passagier- Zahlreiche Regelungen. „Bei der Darüber hinaus gab es in diesem flugzeuge aus bestimmten Ländern und Vielzahl an neuen Verordnungen und Zeitraum zahlreiche Ausnahmerege- Regionen nicht in Österreich landen. Maßnahmen, die viele Gewohnheiten lungen, wobei in solchen Fällen kein Dazu zählten die Volksrepublik China, der Menschen verändert und be- PCR-Test und keine Heimquarantäne die Republik Korea, die Islamische Re- schränkt haben, ist es wichtig, den Bür- erforderlich war. Dies traf etwa auf Be- publik Iran, die Regionen Lombardei, gern eine Anlaufstelle zur Verfügung rufspendler zu, die beispielsweise von Venetien, Emilia-Romagna, Marken zu stellen“, sagt Pichler. Es gibt zwar Ungarn in das Burgenland pendelten, und Piemont in Italien. im Internet Informationen zur Pande- weil sie bei einer österreichischen Su- Aufgrund zahlreicher und sich häu- mie, doch die Mitarbeiter des Bürger- permarktkette angestellt sind. Ebenso fig ändernder Regelungen, musste sich services versuchen, Informationen zu galten Ausnahmen für die Einreise von das Bürgerservice-Team laufend neues erteilen, die an die individuellen Le- Personen, die Verwandte in Österreich Wissen aneignen, um der Bevölkerung benssachverhalte der Menschen ange- haben oder wenn es sich um besondere richtige und kompetente Auskünfte er- passt sind. Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstage teilen zu können. „Alle Mitarbeiterin- „Die Menschen, die uns kontaktie- oder Begräbnisse handelte. Pendler wie nen und Mitarbeiter im Bürgerservice ren, möchten gezielt, kurz und bündig Familienangehörige mussten bei der haben sich täglich am Laufenden hal- informiert werden. Auch wenn sich Grenzkontrolle den besonderen Um- ten müssen. Dazu ist es notwendig ge- FOTO: GERD PACHAUER viele Fragen im Laufe eines Arbeitsta- stand glaubhaft machen, um die Aus- wesen, sich mit anderen Stellen wie ges wiederholen, ist doch jedes Anlie- nahmeregelung in Anspruch nehmen dem im BMI eingerichteten Corona- gen individuell zu betrachten“, erklärt zu können. Beispielsweise durch eine Polizeistab, den österreichischen Ver- Romana Koller, jüngste Mitarbeiterin Bestätigung des Arbeitgebers (Pendler- bindungsbeamten im Ausland oder mit im Team. bescheinigung) oder bei familiären dem Gesundheitsministerium zu ver- 48 ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 7-8/20
netzen. Das Teamwork und die Kom- munikation haben sehr gut funktio- niert“, sagt Pichler. 18 Stunden pro Tag erreichbar. Die Telefonhotline während der Corona- Pandemie wurde täglich von 6 bis 24 Uhr vom Bürgerservice-Team besetzt. Anrufe außerhalb dieser Zeit wurden zum Einsatz- und Koordinationscenter des Innenministeriums (EKC) weiter- geleitet. „Telefondienst zwischen 8 und 16 Uhr hat einiges von den Beamten abverlangt. Obwohl vier bis fünf Mit- arbeiter gleichzeitig Bürgeranfragen beantwortet haben, hat das Telefon un- unterbrochen geläutet“, sagt Pichler. „Glücklicherweise sind wir tatkräftig von Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen im Haus, von Polizeischü- lerinnen und Polizeischülern und Mit- arbeitern aus der Sicherheitsakademie unterstützt worden“, sagt Bernadette Krennstetter. Breites Aufgabengebiet. Auch außerhalb von Krisenzeiten ist das Bür- gerservice eine beliebte Anlaufstelle für Menschen, die Rat und Hilfe benötigen. Die Anfragen reichen vom Strafrecht über das Fremden- und Asylrecht bis hin zum Vereins- und Versammlungswesen. Menschen er- kundigen sich, wo und wann man in Österreich einen Wohnsitz anmelden muss, wie man zu einem neuen Reise- pass oder Personalausweis kommt oder wo man den Verlust seines Führer- scheines meldet. Wenn die Anfragen in die Zuständigkeit anderer Behörden oder Einrichtungen fallen, helfen die Mitarbeiter mit den Kontaktdaten der zuständigen Ansprechstelle weiter. „Die Arbeit im Bürgerservice verlangt ein hohes Maß an Eigenständigkeit, Stressresistenz und psychischer Belast- barkeit. Die Beobachtung der Medien ist ebenso wichtig wie das Studium neuer Gesetze und Verordnungen, um den Bürgerinnen und Bürgern jederzeit kompetente Auskünfte erteilen zu kön- nen und die Menschen über Fake News in den Medien, speziell im Internet, aufklären zu können“, erläuert Gerhard Pichler. Bürgerservice. Bundesministerium für Inneres, Herrengasse 7, 1010 Wien. Telefon: 0810-00-5140 (24 Stunden zum Ortstarif für ganz Österreich) oder +43-1-53126-3100, buergerservice@ bmi.gv.at Gernot Burkert ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 7-8/20
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