Zusammenfassender Bericht der Reise vom 17.11. bis 3.12.2021 nach Kamerun - Informatik für ...
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Zusammenfassender Bericht der Reise vom 17.11. bis 3.12.2021 nach Kamerun Politische Lage, Corona Nach wie vor ist die politische Lage im anglophonen Teil Kameruns (NW und SW) immer noch sehr angespannt. Seit Herbst 2016 dauert dieser Konflikt an und es ist in absehbarer Zeit auch keine Lösung in Sicht. Dazu kommt seit 2020 Covid 19 und jetzt noch die neue Mutation Omikron. Es ist schwer abzuschätzen, wie stark das Land von Corona betroffen ist, da die Zahlen sehr ungenau sind. Viele IDP’s (im eigenen Land Vertriebene) leben ohne Schutz und Obdach in den Wäldern oder in Flüchtlingscamps in den Provinzhauptstädten Buea und Bamenda oder im fran- zösischen Kamerun; weitere Menschen sind nach Nigeria geflohen. Es vergeht kaum ein Tag ohne irgendeine Schreckensmeldung. Am 14. Oktober 2021 starb ein kleines Mädchen durch die Schüsse eines Polizisten auf ein Auto. Der Polizist wurde danach von Menschen auf der Strasse gelyncht. Das zeigt, wie angespannt die Lage in den englischsprachigen Regionen Kameruns ist. Unsere Unterstützung Das Reisen ist schwieriger geworden. Für unsere Arbeit sind wir jedoch auf den Austausch mit Menschen in unseren Partnerländern angewiesen. Geholfen hat uns in dieser Zeit, dass wir in Ghana und Kamerun engagierte Partner haben und dank den digitalen Mitteln (WhatsApp, Zoom-Konferenz, usw.) uns regelmässig austauschen konnten. Trotz diesen erschwerten Bedingungen war es uns möglich, unsere Projektpartner zu unterstützen und ihnen zu helfen. Wir haben zwei Primarschulen gebaut, zwei beschädigte Schulgebäude renoviert, an verschiedenen Schulen Lehrmittel und Schulmaterial verteilt und an drei Partnerschulen Solaranlagen installiert. Mit Stipendien und Schulpatenschaften ermöglichen wir zudem seit 2020 mehr als 200 vertriebenen jungen Leuten aus armen Familien den Schulbesuch. Neues Primarschulhaus in Ebase Bajoh, 2021 Reise in den Südwesten Während meines Aufenthaltes war es mir möglich kurz in den Südwesten von Kamerun zu reisen und unsere Projekte in Bonaberi, Missellele, Tiko, Limbe und Buea zu besuchen. Der Unterricht an diesen Orten findet ausser montags (Ausgangssperre) normal statt. Die dortigen Schulen konnten wir mit Mobiliar und Lehrmitteln unterstützen. 1/5
An der Schule in Tiko haben wir eine Solaranlage installiert und daran auch die Wasserpumpe ange- schlossen. In diesen Gebieten kann die Stromver- sorgung über Wochen ausfallen. Ohne Strom gibt es keinen Zugang zu sauberem Wasser. 20 Primarschüler unterstützen wir hier mit einer Schulpatenschaft. Kinder beim Wasserholen In Likoko besuchte ich die von uns renovierte und mit diversem Mobiliar und Schulmaterial unterstützte Primarschule. Die Schulleiterin und die Kinder dankten unserem Verein mit einem speziell für uns einstudierten Lied mit Tanz. Neues Klassenzimmer und neue Pulte Renoviertes Schulgebäude Die Projekte in Kumba konnte ich seit 2017 nicht mehr besuchen, da sie in einem sehr stark umkämpften Gebiet liegen und es auch immer wieder zu Entführungen kommt. Ich traf mich deshalb mit den Verantwortlichen in Buea und besprach die aktuelle Lage. Mit unserem Projektpartner von der PCC (Presbyterian Church Cameroon) konnte ich die Situation des im Jahre 2016 angefangenen Recyclingcenters besprechen. Wir haben gemeinsam beschlossen, das Center, nach einer wegen der Unruhen bedingten Pause, im Jahr 2022 wieder in Betrieb zu nehmen. Nach Buea ging es dann weiter nach Limbe. Im Moment betreuen wir dort fünf Projekte. Die Computerschule von Reverend Kingsly ist in einem öffentlichen Gebäude untergebracht und die Mieten steigen monatlich. Da er von der Gemeinde ein Stück Land für den Bau einer Schule erhalten hat, übernehmen wir einen Teil der Baukosten. Der Schulstart ist für Januar 2022 geplant. Der Besuch auf der Baustelle hat mir gezeigt, dass die Arbeiten gemäss Planung voranschreiten. Besuch auf der Baustelle mit Rev. Kingsly, der Bürgermeisterin von Limbe Town und Rosina Hug (von rechts) 2/5
Nach Limbe ging es dann wieder zurück nach Douala. In Douala besuchte ich die SwissLink University. Wir unterstützen an dieser Schule 15 Studenten mit einem Stipendium. Bei diesem Besuch hatte ich Gelegenheit, mit einigen Studenten zu sprechen und mir ihre teilweise sehr tragischen Geschichten anzuhören. Alle von uns unterstützten Studenten sind Flüchtlinge aus dem NW von Kamerun und leben alleine oder mit Geschwistern in schwierigen Verhältnissen. Neben dem Studium versuchen sie durch Hilfsjobs ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Auch war es mir möglich, Unterrichtslektionen zu besuchen und den Studenten Feedbacks zu den von ihnen gemachten Präsentationen zu geben. Da jeweils am Montag im anglophonen Kamerun nicht gereist werden darf, haben wir unser Programm in Douala so angepasst, dass wir am Dienstag unser Projekt in Bangem besuchen konnten. Hilary hat im Vorfeld die Sicherheitslage abgeklärt. Nach einer fünfstündigen Fahrt sind wir in Bangem angekommen. Bangem befindet sich im englischen Teil Kameruns an der Grenze zum frankophonen Kamerun. Das in den letzten Monaten erstellte Berufsschulhaus war praktisch bezugsbereit. Für mich war es einmal mehr erstaunlich zu sehen, was die Leute vor Ort trotz der angespannten Lage leisten. Gab es doch immer wieder Probleme (Lockdowns, Blockaden, Kämpfe zw. Separatisten und dem Militär usw.). Diese Berufsschule wurde von der Stiftung Dr. Valentin Malamoud mit Sitz in Chur finanziert. Unser Verein wird an dieser Schule ein Informatikzimmer einrichten und eine Solaranlage finanzieren. Der Bau der Schule wurde von unserem Koordinator Hilary Ngide betreut. Sein Team hat ausserordentlich gut gearbeitet. Aus den erwähnten Sicherheitsgründen haben wir Bangem schnell wieder verlassen und uns auf den Weg nach Banganté gemacht. Hilary Ngide und ich in Bangem Die neue Berufsschule in Bangem, NW Kamerun 3/5
In Banganté habe ich mich mit unseren Projektpartnern aus Bamenda, Bamendankwe und Bawock getroffen. Ausser in Bawock findet der Unterricht regelmässig statt. Die Schule in Bamendankwe hat in der Zwischenzeit über 2500 Studenten und verfügt nur über ein Informatikzimmer mit 20 Computern. An der Computerschule in Bamenda Ngongham wurde bereits der dritte Kurs mit über 40 Studenten erfolgreich abgeschlossen. Alle Lehrer, welche an der Schule unterrichten, arbeiten ehrenamtlich. Hier muss ein besseres Konzept erarbeitet und nach Alternativen zur Finanzierung dieser Schule gesucht werden. Nach dem Treffen mit diesen Projektpartnern ging es weiter nach Yaoundé. Zusammenarbeit mit der Berufsschule für Schreiner, Mont Fébé An unserer Partnerschule in Yaoundé, der Berufsschule für Schreiner, haben wir 10 Holzbildschirme herstellen lassen. Unser Techniker, Peter Schneider, konnte vor Ort zehn von ihm für unseren Verein entwickelte All-in-One Computer bauen. Wir werden jetzt diese Computer und die Holzbildschirme verschiedenen Projektpartnern zum Testen zur Verfügung stellen. Nach einem Jahr werden wir dann die Resultate auswerten und entscheiden, wie wir mit der Produktion weiterfahren wollen. Peter Schneider bei der Arbeit¨ Frederick in Aktion All-in-One Computer, MADE in Kamerun Auch in Yaoundé habe ich Projektpartner getroffen und den Stand der Projekte besprochen. Zudem traf ich mich mit Gesuchstellern und besprach mit ihnen eine mögliche Unterstützung. Bei diesen Gesuchen handelt es sich mehrheitlich um Projekte, welche von geflüchteten anglophonen Kamerunern aufgebaut werden. Sie unterstützen sie bei der Beschaffung ihrer verloren gegangenen Dokumente, ermöglichen ihnen eine Ausbildung in Informatik und helfen ihnen bei der Suche nach Unterkunft und Arbeit. Schlussbemerkungen und Dank Bei dieser Reise hat mich wiederum Peter Schneider begleitet. Dank ihm konnten wir mit der Produktion der Holzbildschirme und den von ihm für InfA entwickelten All-in-One Computer beginnen. Peter Schneider ist mir während des ganzen Aufenthaltes mit Rat und Tat in technischen Belangen zur Seite gestanden. Ich bin ihm für sein grosses ehrenamtliches Engagement zu Gunsten unseres Vereins bzw. der von uns unterstützten Schulen ausserordentlich dankbar. Unser lokaler Koordinator, Hilary Ngide (inzwischen Dr. Ngide) begleitete mich auf der Reise in den anglophonen Teil Kameruns und half mir sehr viel. Er traf sämtliche Abklärungen für eine sichere Reise und stellte mir sein ganzes Team zur Verfügung. Ohne diese Hilfe wäre es mir nicht möglich gewesen, all unser Material 4/5
auszupacken und zu verteilen. Er wird in den nächsten Wochen für uns verschiedene Projektarbeiten beaufsichtigen, zusätzliches Material einkaufen und unser restliches Material verteilen. Dank ihm können wir weiterhin viele Projekt- partnern unterstützen und ihnen Hilfe zukommen lassen. Auch ihm an dieser Stelle ein grosses Dankeschön für seinen Einsatz für unsere Projekte in Kamerun. Ein grosser Dank geht auch an meinen Fahrer Stephen. Er war mir eine zusätzlich Hilfe und brachte mich sicher und zuverlässig an die besuchten Orte. Einmal mehr war es für mich eine sehr intensive, mit Sitzungen und Besuchen vollbeladene Reise. Dazu kam, dass einer meiner Koffer verloren ging und ich Kleider etc. einkaufen musste, was zusätzliche Zeit beanspruchte. Leider musste ich meine Rückreise wegen Omikron ein paar Tage früher antreten. Ich wollte das Risiko, über Weihnachten in Kamerun festzustecken nicht eingehen. Ich bin aber sehr dankbar, dass es trotz der schwierigen Umstände eine sehr erfolgreiche Pro- jektreise war und ich alle unsere Projektpartner treffen konnte. Für das neue Jahr wünsche ich Kamerun und all unseren Partnern Frieden und Zuversicht. Ich hoffe, dass ich bald wieder alle unsere Projektpartner vor Ort besuchen kann. Rosina Hug, Dezember 2021 Bei dieser Reise wurde ich vom Fon (König) of Bawock «His Royal Highness Nana Wanda III» für mein Engagement in seiner Heimat zur Queen Mother ernannt. 5/5
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