2019 01 Sprachliche Praktiken in der Schweiz - Movetia
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2019 01 Bevölkerung Neuchâtel 2021 Sprachliche Praktiken in der Schweiz Erste Ergebnisse der Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur 2019
Herausgeber : Bundesamt für Statistik (BFS) Auskunft : info.dem@bfs.admin.ch Redaktion : Fiona Müller, BFS ; Maik Roth, BFS Reihe : Statistik der Schweiz Themenbereich : 01 Bevölkerung Originaltext : Deutsch Layout : Sektion DIAM, Prepress / Print Grafiken : Sektion DIAM, Prepress / Print Online : www.statistik.ch Print : w ww.statistik.ch Bundesamt für Statistik, CH-2010 Neuchâtel, order@bfs.admin.ch, Tel. 058 463 60 60 Druck in der Schweiz Copyright : BFS, Neuchâtel 2021 Wiedergabe unter Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Nutzung gestattet BFS-Nummer : 1368-1901
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung5 2 Sprachsituation in der Schweiz6 3 Anzahl regelmässig verwendeter Sprachen8 4 Regelmässig verwendete Sprachen12 4.1 Deutsch und Schweizerdeutsch 14 4.2 Französisch 15 4.3 Italienisch sowie Tessiner und bündneritalienische Dialekte 16 4.4 Rätoromanisch 19 4.5 Englisch 21 5 Zuhause gesprochene Sprachen23 6 Sprachen lernen26 6.1 Sprachenlernende 26 6.2 Sprachen, die gelernt werden 26 6.3 Gründe, Sprachen zu lernen 28 7 Einstellungen und Meinungen zur Sprachsituation in der Schweiz30 8 Erhebung und Methode35
1 1 Einleitung Das Neben- und Miteinander von vier Landessprachen ist ein grundlegendes Merkmal der Schweiz. Dieses prägt die sprachlichen Praktiken und die Einstellungen der Bevölkerung. So sind 84% der in der Schweiz lebenden Personen der Meinung, dass Kenntnisse meh- rerer Landessprachen wichtig für den Zusammenhalt in der Schweiz seien. Mit der Migration und der zunehmenden Globalisierung sind zahlreiche weitere Sprachen dazugekommen. Wie verständigen sich die Mitglieder einer solch vielsprachigen Gesellschaft untereinander? Welche Sprachen werden von der Bevölkerung in der Schweiz ver- wendet oder noch gelernt und aus welchen Gründen? Zur Beantwortung solcher und ähnlicher Fragen wurde 2019 zum zweiten Mal die Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) durchgeführt. In dieser Publikation werden die ersten Ergebnisse zum Teil «Sprache» vorgestellt. Im Vergleich zur Volkszählung, die bis 2000 alle zehn Jahre stattfand, und zur 2010 im Rahmen der modernisierten Volkszählung neu eingeführten, jährlichen Struktur- erhebung (SE) liefert die ESRK sehr viel detailliertere Informationen zu den sprachlichen Praktiken und Gewohnheiten der Bevölkerung. Punktuelle Vergleiche mit den Ergebnissen aus der ESRK 2014 liefern ausserdem erste Einblicke, ob und wie sich diese Praktiken in den letzten Jahren verändert haben. Neben der generellen Sprachsituation in der Schweiz werden nachfolgend die am häufigsten regelmässig verwendeten Sprachen präsentiert. Die Analyse der zuhause gesprochenen Sprachen bie- tet darüber hinaus einen Einblick in die sprachlichen Praktiken der jüngsten Generation. Die vorliegende Broschüre liefert auch Informa- tionen zu Sprachenlernenden sowie den gelernten Sprachen und den Gründen fürs Sprachenlernen. Abschliessend werden Einstellungen und Meinungen der Bevölkerung zur Sprachsituation in der Schweiz dargestellt. 5
2 2 Sprachsituation in der Schweiz Die vier Landessprachen sind als wichtiger Grundpfeiler der Schweiz in der Bundesverfassung verankert. Deshalb wird schon lange ein besonderes Augenmerk auf die Erfassung der von der Bevölkerung gesprochenen Sprachen gerichtet und entsprechende Daten werden seit mehr als eineinhalb Jahrhunderten erhoben. Um politischen und gesellschaftlichen Anforderungen Rechnung zu tragen, haben sich die Fragestellung, aber auch die Art, wie die Sprachensitua tionen statistisch erhoben werden, im Laufe der Zeit verändert. So spricht man zum Beispiel seit der Erhebung von 1990 nicht mehr von der «Muttersprache», sondern von der «Haupt- sprache». Damit sich mehrsprachige Personen nicht mehr für eine einzige Sprache entscheiden müssen, berücksichtigt die Statistik seit 2010 bis zu drei Hauptsprachen. Mit dem 2010 eingeführten Volkszählungssystem werden diese sprachlichen Merkmale im Rahmen der Strukturerhebung (SE) jähr- lich erhoben und mit der Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) alle fünf Jahre ausführlicher ermittelt. Die Sprachsituation in der Schweiz hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert : Die Anteile der Personen, die Deutsch (inkl. Schweizerdeutsch), Italienisch (inkl. Tessiner oder bündnerita- lienischer Dialekt) oder Rätoromanisch als Hauptsprache(n) angeben, sind zwischen 1970 und 2019 leicht gesunken. Gleichzeitig ist der Anteil der französischsprachigen Personen etwas angestiegen. Stark zugenommen hat der Anteil der Personen, die als Hauptsprache eine Nichtlandessprache haben, und zwar von 3,7% auf 23% (Grafik 1). Dies ist grösstenteils darauf zurückzuführen, dass seit 2010 die Mög- lichkeit besteht, mehrere Hauptsprachen zu nennen; 2019 haben dies 16% getan. 6
2 Ständige Wohnbevölkerung nach Hauptsprache(n), 1970–2019 G1 70% 60% 50% 40% 66,1 65,5 64,6 64,1 63,3 62,1 30% 20% 22,8 22,7 22,7 20,9 20,4 19,5 10% 18,6 18,4 11,0 0,8 0,8 Italienisch oder 9,6 0,6 0,5 0,5 0,5 8,5 8,0 italienischer Dialekt 8,1 Tessiner/bündner- 7,7 Andere Sprachen 7,7 3,7 6,5 5,5 0% Rätoromanisch Schweizerdeutsch Deutsch oder Französisch 1970 1990 20141 1980 2000 20191 1 Die Befragten konnten mehrere Hauptsprachen nennen. Bis zu drei Hauptsprachen je Person wurden berücksichtigt. Das Vertrauensintervall (95%) ist in jedem Fall weniger als +/– 0,2%. Quellen: BFS – Volkszählung (VZ, 1970–2000), © BFS 2021 Strukturerhebung (SE, 2010–2019) 7
3 3 Anzahl regelmässig verwendeter Sprachen In der Schweiz ist die Mehrsprachigkeit nicht nur in der Verfassung verankert, sondern wird von einer Mehrheit der Bevölkerung auch praktiziert. Im Vergleich zur Erhebung von 2014 ist diese inzwischen noch stärker verbreitet. So verwenden über zwei Drittel (68%, 2014 : 64%) regelmässig mehr als eine Sprache (siehe Kasten unten) ; 38% brauchen regelmässig zwei, 21% drei, 6,4% vier und 1,7% fünf oder mehr Sprachen. 32% gaben an, eine einzige Sprache zu verwenden, wobei einige von ihnen zwar andere Sprachen benutzen, jedoch we- niger als einmal in der Woche (Grafik 2). Dieser Anteil liegt in der französisch- (28%) und der italienischsprachigen Schweiz (30%) tiefer als in der Deutschschweiz (34%). In diesem Kapitel werden Deutsch und Schweizerdeutsch als eine einzige Sprache gezählt ; das Gleiche gilt für Italienisch und Tessiner oder bündneritalienische Dialekte. Die hier als «regelmässig verwendete Sprachen» bezeichneten Sprachen werden mindestens einmal pro Woche in mindes- tens einem der folgenden Kontexte gesprochen, g eschrieben, gelesen oder gehört : – innerhalb des Haushalts : mit der Partnerin oder dem Partner oder mit Kindern – ausserhalb des Haushalts : mit Familienmitgliedern und mit Freundinnen und Freunden – beim Fernsehschauen, Radiohören, Surfen im Internet – beim schriftlichen Austausch über soziale Medien, SMS, E-Mails etc.1 – beim Lesen in der Freizeit – bei der Arbeit Hier findet demnach eine weite Definition von Mehrsprachigkeit Verwendung, was zu einer relativ hohen Anzahl Mehrsprachiger führt. 1 Neue Frage in der ESRK 2019 : Die Berücksichtigung der elektronischen Kommunikation trägt gesellschaftlichen Entwicklungen wie dem vermehrten Gebrauch dieser Medien Rechnung. Sie führt jedoch auch dazu, dass der Vergleich mit 2014 nicht uneingeschränkt möglich ist. Die hier gezeigten Unterschiede zwischen 2014 und 2019 sind aber auch ohne Einbezug dieses Kontexts signifikant. 8
3 Anzahl regelmässig verwendeter Sprachen, 2014 und 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G2 1 Sprache 35,6 32,2 2 Sprachen 38,4 38,4 3 Sprachen 19,3 21,3 4 Sprachen 5,4 6,4 5 Sprachen 1,2 oder mehr 1,7 0% 10% 20% 30% 40% 50% 2014 2019 Vertrauensintervall (95%) Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 Die Anzahl regelmässig verwendeter Sprachen hängt unter an- derem vom Alter, vom Bildungsstand und von der Herkunft ab. So ist die Einsprachigkeit bei den älteren Personen häufiger : Während 13% derjenigen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren und 18% im Alter zwischen 25 und 39 Jahren eine Sprache regelmässig verwenden, beläuft sich dieser Anteil bei den 40- bis 54-Jährigen auf 27%, bei den 55- bis 64-Jährigen auf 39%, bei den 65- bis 74-Jährigen auf 56% und bei den Menschen im Alter von 75 oder mehr Jahren auf 64% (Grafik 3). Insgesamt, aber auch besonders in der jüngsten und in der ältesten Altersgruppe, hat sich der Anteil Personen, die eine einzige Sprache regelmässig verwenden, im Vergleich zu 2014 verringert. So waren es bei den 15- bis 24-Jährigen noch 21% und bei den über 74-Jährigen noch 70%. Auch der Bildungsstand hat einen Einfluss auf die Anzahl Sprachen, die mindestens einmal pro Woche verwendet werden. Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe nannten häufiger mehrere regelmässig verwendete Sprachen als Personen mit tiefe- rem Bildungsstand. Weniger als ein Viertel derjenigen mit Tertiär abschluss verwenden eine Sprache, gegenüber 41% der Personen mit abgeschlossener Sekundarstufe II (Grafik 4). Unter der Bevölkerung ohne nachobligatorische Ausbildung hat sich der Anteil mit einer regelmässig verwendeten Sprache im Vergleich zu 2014 aber von 38% auf 28% deutlich verringert. 9
3 Anzahl regelmässig verwendeter Sprachen nach Altersgruppe, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G3 15–24 Jahre 13,4 43,3 32,6 8,1 2,6 2,1 25–39 Jahre 17,5 43,9 27,4 9,0 1,9 40–54 Jahre 27,0 40,8 22,6 7,6 1,6 55–64 Jahre 39,4 37,3 17,2 4,5 (0,8) 65–74 Jahre 55,7 29,2 11,1 3,3 (0,6) 75 Jahre oder mehr 63,9 25,8 8,2 (1,5) 0% 20% 40% 60% 80% 100% 1 Sprache 3 Sprachen 5 Sprachen oder mehr 2 Sprachen 4 Sprachen ( ) Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren. Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 Anzahl regelmässig verwendeter Sprachen nach Bildungsstand, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G4 50% 40% 30% 20% 40,4 41,0 40,1 36,3 28,0 26,3 23,0 23,7 10% 16,3 7,0 1,7 5,0 1,4 7,8 2,2 0% Obligatorische Schule Sekundarstufe II Tertiärstufe 1 Sprache 3 Sprachen 5 Sprachen oder mehr 2 Sprachen 4 Sprachen Vertrauensintervall (95%) Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 10
3 Der Migrationsstatus beeinflusst die Anzahl regelmässig verwen- deter Sprachen ebenfalls erheblich. Denn die Biografie, Begegnungen mit verschiedenen Menschen und Wohnortswechsel sind entschei- dend dafür, inwiefern eine Person in Berührung mit verschiedenen Sprachen kommt. Personen mit Migrationshintergrund verwenden proportional häufiger regelmässig mehrere Sprachen : 41% der Erst- migrantinnen und -migranten sowie 49% der zweiten oder dritten Generation benutzen regelmässig mindestens drei Sprachen, während dies nur auf gut einen Fünftel der Personen ohne Migrati- onshintergrund zutrifft (21%). Hingegen verwenden 44% der Bevölke- rung ohne Migrationshintergrund nur eine Sprache regelmässig, gegenüber 14% der Erstmigrantinnen und -migranten und 12% der zweiten oder dritten Generation (Grafik 5). Anzahl regelmässig verwendeter Sprachen nach Migrationsstatus, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G5 50% 40% 30% 44,5 45,5 20% 38,6 34,7 33,3 28,5 10% 15,8 13,9 12,8 2,8 9,4 2,7 12,4 1,1 3,9 0% Bevölkerung ohne Bevölkerung mit Bevölkerung mit Migrationshintergrund Migrationshintergrund, Migrationshintergrund, 1. Generation 2. Generation oder mehr 1 Sprache 3 Sprachen 5 Sprachen oder mehr 2 Sprachen 4 Sprachen Vertrauensintervall (95%) Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 11
4 4 Regelmässig verwendete Sprachen Ähnlich wie im Jahr 2014 verwendete 2019 mehr als drei Viertel der Bevölkerung in der Schweiz regelmässig Deutsch, 65% Schweizer deutsch, 39% Französisch und 15% Italienisch sowie 1,9% einen Tessiner oder bündneritalienischen Dialekt. Die am häufigsten regel- mässig verwendeten Nichtlandessprachen sind Englisch (45%), Spanisch (6,3%), Portugiesisch (4,8%), Bosnisch-Kroatisch-Montene- grinisch-Serbisch (BKMS1; 3,2%) und Albanisch (3,1%). Diese Anteile variieren in den verschiedenen Sprachregionen2 der Schweiz (Grafik 6). 1 Das sprachliche Verständnis zwischen den Sprecherinnen und Sprechern die- ser vier Sprachvarietäten ist sehr gut möglich, weshalb sie für die Auswertung zusammengenommen wurden. 2 Die Anzahl Befragter aus dem rätoromanischen Sprachgebiet ist in der ESRK 2019 zu klein, um separate Resultate zu publizieren. 12
4 Häufigste regelmässig verwendete Sprachen nach Sprachregion, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G6 75,8 65,4 38,8 Total 15,4 1,9 44,8 97,5 88,6 Deutsches 19,3 Sprachgebiet 11,7 0,4 46,0 20,3 6,3 Französisches 99,4 Sprachgebiet 11,2 (0,4) 43,0 26,6 12,5 Italienisches 24,0 Sprachgebiet 99,6 35,7 36,9 0% 20% 40% 60% 80% 100% Deutsch Französisch Tessiner oder bündner- italienischer Dialekt Schweizerdeutsch Italienisch Englisch 6,3 4,8 Total 3,2 3,1 5,2 Deutsches 2,7 Sprachgebiet 3,7 3,4 9,5 Französisches 11,2 Sprachgebiet 1,6 2,6 6,1 Italienisches 5,1 Sprachgebiet (3,4) (1,1) 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% Spanisch Bosnisch-Kroatisch-Montenegrinisch-Serbisch (BKMS) Portugiesisch Albanisch Vertrauensintervall (95%) (): Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren . Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 13
4 4.1 Deutsch und Schweizerdeutsch Der Anteil der Bevölkerung, der mindestens einmal pro Woche Schweizerdeutsch verwendet, ist im Vergleich zu 2014 insgesamt leicht angestiegen (von 63% auf 65%). Wenig überraschend verwenden vor allem im deutschen Sprach- gebiet wohnhafte Personen regelmässig Deutsch (97%) oder Schwei- zerdeutsch (89%), insbesondere diejenigen ohne Migrations hintergrund (je 99%). Bei in der Deutschschweiz wohnhaften Erstmigrantinnen und -migranten hingegen kommt Deutsch bei 93% der Fälle regelmässig zum Einsatz, Schweizerdeutsch bei 62%. Gesamtschweizerisch verwenden 64% bzw. 41% der Bevölkerung mit Migrationshintergrund der ersten Generation Deutsch bzw. Schweizerdeutsch (Grafik 7). Personen, die regelmässig Deutsch oder Schweizer- deutsch verwenden, nach Migrationsstatus, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G7 100% 80% 60% 40% 82,2 78,0 74,0 64,0 68,1 20% 40,5 0% Deutsch Schweizerdeutsch ohne Migrationshintergrund Vertrauensintervall (95%) mit Migrationshintergrund, 1. Generation mit Migrationshintergrund, 2. Generation oder mehr Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 Da Erstmigrantinnen und -migranten sowohl bei Personen ohne nachobligatorische Ausbildung als auch bei denjenigen mit Tertiärabschluss überdurchschnittlich vertreten sind, lassen sich auch Unterschiede bezüglich der regelmässigen Verwendung von Deutsch und Schweizerdeutsch nach Bildungsstand beobachten (obligatorische Schule 62% bzw. 51%, Sekundarstufe II 78% bzw. 71%, Tertiärstufe 79% bzw. 65%). 14
4 Ausserhalb der Deutschschweiz werden Deutsch und Schweizer- deutsch von weniger Personen regelmässig verwendet : Ersteres von 20% in der französisch- und 27% in der italienischsprachigen Schweiz, Letzteres jeweils von 6,3% bzw. 12%. Im italienischsprachigen Gebiet nutzen unter den Personen ab 65 Jahren mehr regelmässig Schwei- zerdeutsch als in den jüngeren Altersgruppen (20% gegenüber 10% unter 65-Jährige). Der Anteil der Bevölkerung, die mindestens einmal wöchentlich Deutsch verwendet, ist in der italienischsprachigen Re- gion zwischen 2014 und 2019 um rund 7 Prozentpunkte gesunken (von 34% auf 27%). 4.2 Französisch Wie in der Deutschschweiz Deutsch, wird in der Westschweiz fast durchgängig regelmässig Französisch verwendet (99%). Ausserhalb der eigenen Sprachregion und insbesondere in der italienischsprachigen Schweiz ist die Verwendung des Französischen vom Bildungsstand abhängig : Es wird häufiger von Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe (34%) verwendet als von Personen mit einem tieferen Bildungsstand (Grafik 8). Personen, die regelmässig Französisch verwenden, nach Bildungsstand und Sprachregion, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G8 100% 80% 60% 98,3 99,7 99,5 40% 20% 41,0 35,2 41,8 (9,3) 33,7 18,0 16,3 23,3 23,3 0% Total Deutsches Französisches Italienisches Sprachgebiet Sprachgebiet Sprachgebiet obligatorische Schule Vertrauensintervall (95%) Sekundarstufe II Tertiärstufe ( ) Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren. Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 15
4 Die regelmässige Verwendung von Französisch in der Schweiz variiert auch mit dem Alter, zumindest ausserhalb der französisch- sprachigen Region. Im deutschen Sprachgebiet verwenden z. B. 15% der mindestens 75-Jährigen diese Sprache, während es in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen fast doppelt so viele sind (28% ; Grafik 9). Personen, die regelmässig Französisch verwenden, nach Altersgruppen und Sprachregion, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G9 47,5 39,5 39,3 Total 37,3 33,6 33,8 28,3 19,5 Deutsches 20,0 Sprachgebiet 18,0 14,8 14,5 99,5 99,6 Französisches 99,4 Sprachgebiet 98,9 99,4 99,1 (13,8) 27,0 Italienisches 27,8 Sprachgebiet 25,2 22,0 (18,1) 0% 20% 40% 60% 80% 100% 15–24 Jahre 40–54 Jahre 65–74 Jahre 25–39 Jahre 55–64 Jahre 75 Jahre oder mehr Vertrauensintervall (95%) ( ) Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren. Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 4.3 Italienisch sowie Tessiner und bündner italienische Dialekte Italienisch ist in der Schweiz nicht nur eine Landes- sondern auch eine Migrationssprache. Ausserhalb seines Sprachgebiets wurde Italienisch so auch am häufigsten von Personen mit Migrations- hintergrund der zweiten oder dritten Generation angegeben : In dieser Gruppe verwendet ein rund viermal grösserer Anteil mindes- tens einmal pro Woche Italienisch als unter der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (in der Deutsch- und der Westschweiz 28% 16
4 bzw. 27% gegenüber 6,9% bzw. 6,6%). Auch bei den Erstmigrantinnen und - migranten wird diese Sprache proportional von mehr Personen regelmässig verwendet als bei denjenigen ohne Migrationshinter- grund (18% in der Deutschschweiz und 14% in der Westschweiz ; Grafik 10). Da viele der vor einigen Jahrzehnten eingewanderten Italienerin- nen und Italiener über keine nachobligatorische Ausbildung verfügen, variiert die regelmässige Verwendung von Italienisch auch mit dem Bildungsstand, zumindest in der grössten Sprachregion der Schweiz. Während rund ein Zehntel der in der Deutschschweiz wohnhaften Personen mit Abschluss auf Sekundarstufe II (11%) bzw. Tertiärstufe (10%) mindestens wöchentlich Italienisch verwenden, liegt ihr Anteil bei denjenigen ohne nachobligatorischen Abschluss bei einem knap- pen Fünftel (19%). Personen, die regelmässig Italienisch verwenden, nach Migrationsstatus und Sprachregion, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G10 100% 80% 60% 99,1 100 100 40% 20% 31,7 28,1 27,4 21,4 17,8 9,9 13,5 0% 6,9 6,6 Total Deutsches Französisches Italienisches Sprachgebiet Sprachgebiet Sprachgebiet Bevölkerung ohne Migrationshintergrund Vertrauensintervall (95%) Bevölkerung mit Migrationshintergrund, 1. Generation Bevölkerung mit Migrationshintergrund, 2. Generation oder mehr Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 17
4 Die Tessiner und bündneritalienischen Dialekte werden im Ge- gensatz zum Italienisch nur regional verwendet. Lediglich 1,9% der Bevölkerung gaben an, einen dieser Dialekte regelmässig zu verwen- den, im Tessin und dem italienischsprachigen Teil von Graubünden beläuft sich ihr Anteil jedoch auf 36%. Dies bedeutet eine signifikante Zunahme im Vergleich zu 2014, wo diese regionalen Idiome nur bei knapp 32% mindestens einmal pro Woche zum Einsatz kamen. Besonders bei der in der italienischsprachigen Region wohnhaften Bevölkerung ohne Migrationshintergrund werden Tessiner und bündneritalienische Dialekte regelmässig verwendet. So beläuft sich der Anteil in dieser Gruppe 2019 auf 58% und liegt damit rund 12 Pro- zentpunkte höher als 2014 (Grafik 11). In der italienischsprachigen Schweiz wohnhafte Personen, die regelmässig einen Tessiner oder bündneritalienischen Dialekt verwenden, nach Migrationsstatus, 2014 und 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G11 70% 60% 50% 40% 30% 58,0 46,3 20% 35,7 31,5 30,4 (25,6) 10% 13,0 6,9 0% Total Bevölkerung Bevölkerung Bevölkerung ohne Migrations- mit Migrations- mit Migrations- hintergrund hintergrund, hintergrund, 1. Generation 2. Generation oder mehr 2014 2019 Vertrauensintervall (95%) () Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren. Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 18
4 Auch das Alter beeinflusst den regelmässigen Gebrauch von r egionalen Idiomen : Bei den unter 55-Jährigen verwenden nur rund halb so viele mindestens einmal wöchentlich diese Dialekte wie in der ältesten Gruppe (75 Jahre oder mehr ; Grafik 12). In der italienischsprachigen Schweiz wohnhafte Personen, die regelmässig einen Tessiner oder bündneritalienischen Dialekt verwenden, nach Altersgruppe, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G12 15–24 Jahre (25,8) 25–39 Jahre 25,2 40–54 Jahre 29,2 55–64 Jahre 38,4 65–74 Jahre 53,7 75 Jahre oder mehr 60,5 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Vertrauensintervall (95%) ( ) Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren. Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 4.4 Rätoromanisch Insgesamt geben 0,5% 3 der ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren Rätoromanisch als die (oder eine der) Hauptsprache(n) an; 0,9% verwenden die Sprache regelmässig. In der rätoromani- schen Sprachregion wird von 77% 4 mindestens einmal pro Woche ein rätoromanisches Idiom (Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Puter, Vallader) verwendet. In der Deutschschweiz beläuft sich der Anteil auf 0,9%. In den beiden anderen Sprachgebieten sind die Fallzahlen zu klein, um die Anteile aufgrund dieser Umfrage genau zu schätzen. 3 Strukturerhebung 2019 4 Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Dieses Resultat ist mit Vorsicht zu interpretieren. 19
4 Wer regelmässig Rätoromanisch verwendet, nutzt in der Regel auch andere Sprachen; die Mehrsprachigkeit ist daher proportional stärker ausgeprägt als in der restlichen Bevölkerung. So brauchen 40% regelmässig eine zweite Sprache und 60% sogar drei oder mehr Sprachen. Auch hier werden Deutsch und Schweizerdeutsch bzw. Italienisch und Tessiner oder bündneritalienische Dialekte wiederum als je eine Sprache gezählt. Gesamtschweizerisch verwenden nur 29% der Bevölkerung regelmässig drei oder mehr Sprachen. Fast alle, die regelmässig Rätoromanisch verwenden, brauchen auch Deutsch (98%), Schweizerdeutsch (94%) oder beides (93%) mindestens wöchentlich. 41% verwenden zusätzlich zum Rätoroma- nischen regelmässig Englisch. Italienisch kommt bei mehr als einem Viertel der Romanischsprachigen regelmässig zum Einsatz. Ähnlich gross ist der Anteil derjenigen, die Rätoromanisch mit Italienisch und Deutsch bzw. Schweizerdeutsch kombinieren (Grafik 13). Kombinationen des Rätoromanischen mit anderen regelmässig verwendeten Sprachen, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G13 Deutsch 97,5 Schweizerdeutsch 94,3 Deutsch und 92,8 Schweizerdeutsch Englisch 40,7 Italienisch 28,4 Deutsch und Italienisch (27,1) Schweizerdeutsch (25,9) und Italienisch Französisch (20,5) Tessiner oder bündner- (3,8) italienischer Dialekt 0% 20% 40% 60% 80% 100% Vertrauensintervall (95%) ( ) Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren. Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 20
4 4.5 Englisch Englisch ist mit Abstand die am meisten verbreitete regelmässig verwendete Nichtlandessprache in der Schweiz (45%). In der italie- nischsprachigen und französischsprachigen Region nutzen mit 37% bzw. 43% vergleichsweise weniger Personen mindestens einmal pro Woche Englisch als in der Deutschschweiz (46%). 2019 verwendete insgesamt, aber insbesondere in den jüngeren Altersgruppen, ein grösserer Teil der Bevölkerung regelmässig Eng- lisch als 2014. Bei den 15- bis 24-Jährigen waren es 2019 fast drei Viertel (73% ; Grafik 14). Personen, die regelmässig Englisch verwenden, nach Altersgruppe, 2014 und 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G14 80% 60% 40% 72,5 62,5 59,1 52,2 20% 40,8 44,8 42,9 46,2 31,8 35,5 21,8 22,6 12,4 14,7 0% Total 15–24 25–39 40–54 55–64 65–74 75 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre oder mehr 2014 2019 Vertrauensintervall (95%) Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 21
4 Neben dem Alter scheint vor allem der Bildungsstand entschei- dend für die regelmässige Verwendung des Englischen, wobei Per sonen ohne nachobligatorische Ausbildung oder mit Abschluss auf Sekundarstufe II im Vergleich zu denjenigen mit Tertiärabschluss seit 2014 leicht aufgeholt haben (Grafik 15). Personen, die regelmässig Englisch verwenden, nach Bildungsstand, 2014 und 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G15 31,8 Obligatorische Schule 26,5 34,8 Sekundarstufe II 32,2 61,2 Tertiärstufe 61,5 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 2014 2019 Vertrauensintervall (95%) Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 22
5 5 Zuhause gesprochene Sprachen Die Frage nach den zuhause gesprochenen Sprachen («Welche Sprache/n wird/werden bei Ihnen daheim gesprochen?») liefert Informationen für alle Haushaltsmitglieder und somit auch für die in der ESRK 2019 nicht befragte, jüngste Generation unter 15 Jahren bzw. über die Sprachen, mit denen diese in Kontakt kommt. Gesamtschweizerisch wird bei der Mehrheit der 0- bis 14-Jäh- rigen zuhause Schweizerdeutsch gesprochen (57%). Es folgen Französisch (28%), Deutsch (16%) und Italienisch (8,8%). Häufigste Nichtlandessprache ist mit 7,5% wiederum Englisch, während auch Albanisch (6,7%), Portugiesisch (4,9%), Spanisch (4,9%), BKMS (3,8%) und Türkisch (2,8%) sowie über 70 weitere Sprachen bei der jüngsten Generation zuhause gesprochen werden. Auch hier variiert die Verteilung der Sprachen wieder je nach Sprachgebiet in der Schweiz. Es dominiert überall deutlich die jeweilige Lokalsprache, das heisst Deutsch und Schweizerdeutsch in überwiegend deutschsprachigen Gemeinden bzw. Französisch in der Westschweiz und Italienisch und Tessiner oder bündneritalieni- scher Dialekt im italienischsprachigen Gebiet. Aber während in der Deutschschweiz bei den unter 15-Jährigen Albanisch und Englisch die am häufigsten zuhause gesprochenen Nichtlandessprachen sind, ist es in der lateinischen Schweiz vor allem Portugiesisch (Grafik 16). Bei der Mehrheit (56%) der unter 15-Jährigen wird zuhause eine einzige Sprache gesprochen (Deutsch und Schweizerdeutsch bzw. Italienisch und Tessiner oder bündneritalienische Dialekte zählen hier wieder zusammen als jeweils eine Sprache). Rund ein Drittel der jüngsten Generation kommt zuhause aber mit zwei, ein Zehntel sogar mit drei oder mehr verschiedenen Sprachen in Kontakt. In der Ge- samtbevölkerung fällt der Anteil Personen mit mehr als einer zuhause gesprochenen Sprache deutlich geringer aus (32%). Je mehr Perso- nen in einem Haushalt leben, umso grösser der Anteil d erjenigen, bei denen zuhause mehrere Sprachen gesprochen werden. Bei der Gruppe der unter 15-Jährigen ist der Effekt der Haushaltsgrösse auf die Anzahl zuhause gesprochenen Sprachen aber eher klein oder nicht signifikant (Grafik 17). 23
5 Kinder nach den am häufigsten zuhause gesprochenen Sprachen und Sprachregion, 2019 Ständige Wohnbevölkerung unter 15 Jahren G16 Schweizerdeutsch 80,6 Deutsches Sprachgebiet Deutsch 21,1 Albanisch 7,9 Englisch 7,2 Französisch 5,5 Italienisch 5,1 Bosnisch-Kroatisch-Montene- 4,4 grinisch-Serbisch (BKMS) Französisch 91,9 Französisches Sprachgebiet Portugiesisch 10,1 Englisch 8,8 Spanisch 8,0 Italienisch 5,7 Albanisch 4,3 Schweizerdeutsch 3,1 Italienisch 93,8 Italienisches Sprachgebiet Tessiner oder bündner- 13,5 italienischer Dialekt Portugiesisch (8,1) Bosnisch-Kroatisch-Montene- (6,7) grinisch-Serbisch (BKMS) Englisch (4,8) Deutsch (4,4) Schweizerdeutsch (4,0) 0% 20% 40% 60% 80% 100% Vertrauensintervall (95%) ( ) Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren. Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 24
5 Anzahl zuhause gesprochener Sprachen nach Haushaltsgrösse, 2019 Ständige Wohnbevölkerung G17 Gesamtbevölkerung 100% 80% 60% 81,2 40% 68,1 62,1 61,1 58,8 48,1 43,6 20% 32,7 30,4 30,1 8,8 8,5 8,3 7,5 25,5 6,5 3,4 15,4 0% Total 2 Personen 3 Personen 4 Personen 5 Personen 6 Personen oder mehr Kinder unter 15 Jahren 100% 80% 60% 40% (10,6) 58,2 56,8 56,3 56,2 48,7 45,9 43,5 10,4 10,2 40,9 10,5 10,2 20% 34,6 33,5 33,0 9,2 31,2 0% Total 2 Personen 3 Personen 4 Personen 5 Personen 6 Personen oder mehr 1 Sprache Vertrauensintervall (95%) 2 Sprachen 3 Sprachen oder mehr ( ) Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren. Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 25
6 6 Sprachen lernen Das Sprachenlernen wird nach der obligatorischen Schule oder der nachobligatorischen Ausbildung aus den verschiedensten Gründen fortgesetzt. Dieses Kapitel zeigt, wer welche Sprachen lernt und aus welchen Gründen. Um die Personen auszuschliessen, die sich noch in der Erstausbildung befinden und dort Sprachen lernen, werden nur Personen ab 25 Jahren berücksichtigt. 6.1 Sprachenlernende In der Schweiz lernt jede fünfte Person ab 25 Jahren eine (oder meh- rere) Sprache(n) oder vertieft ihre Sprachkenntnisse1. Je nach Alter, Bildungsstand, Sprachgebiet sowie Erwerbs- und Migrationsstatus variiert dieser Anteil zwischen 8% (Personen ab 75 Jahren) und 36% (Erwerbslose, Grafik 18). Insgesamt ist der Anteil Sprachenlernende seit 2014 leicht an- gestiegen (20% gegenüber 18%). Besonders in der jüngsten Alters- gruppe (25- bis 39-Jährige) und unter den Personen ohne nachobliga- torische Ausbildung hat der Anteil Sprachenlernende zugenommen, um rund 5 bzw. 4 Prozentpunkte im Vergleich zu 2014. In den übrigen Gruppen sind keine signifikanten Unterschiede zu beobachten. 6.2 Sprachen, die gelernt werden 16% der sprachlernenden Personen lernen mehrere Sprachen gleich- zeitig. Am beliebtesten sind dieselben Sprachen wie 2014 : Die am häufigsten gelernte Sprache bei Personen ab 25 Jahren ist Englisch (34%) und lässt Deutsch (15%) und Französisch (15%) weit hinter sich. Diese drei Sprachen machen gemeinsam knapp zwei Drittel der gelernten Sprachen aus. Weitere 11% bzw. 8,6% entfallen auf Spanisch und Italienisch. Dahinter folgen Schweizerdeutsch (3,5%), Russisch (1,6%) und Portugiesisch (1,5% ; Grafik 19). Über 50 weitere Sprachen wurden angegeben. Die Wahl der gelernten Sprachen unterscheidet sich zwar je nach Sprachregion, allerdings sind die den Resultaten zugrundeliegen- den Fallzahlen aus der ESRK zu klein, als dass diese Unterschiede statistisch signifikant wären. 1 Frage : «Haben Sie in den vergangenen 12 Monaten angefangen, eine oder mehrere Sprachen zu lernen oder haben Sie Ihre Sprachkenntnisse vertieft ?» 26
6 Anteil Sprachenlernende nach verschiedenen soziodemografischen Merkmalen, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 25 Jahren G18 Total 2019 20,4 Total 2014 18,4 25–39 Jahre 29,2 40–54 Jahre 20,9 55–64 Jahre 17,5 65–74 Jahre 15,5 75 Jahre oder mehr 8,0 Obligatorische Schule 11,5 Sekundarstufe II 17,4 Tertiärstufe 25,7 Deutsches Sprachgebiet 23,0 Französisches Sprachgebiet 14,6 Italienisches Sprachgebiet 8,8 Erwerbstätige 22,4 Erwerbslose gemäss ILO 36,2 Nichterwerbspersonen 14,7 Bevölkerung ohne Migrationshintergrund 18,4 Bevölkerung mit Migrationshintergrund, 1. Generation 23,9 Bevölkerung mit Migrationshintergrund, 20,4 2. Generation oder mehr 0% 10% 20% 30% 40% 50% Vertrauensintervall (95%) Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 27
6 Am häufigsten gelernte Sprachen, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 25 Jahren G19 Englisch 33,9 Deutsch 15,4 Französisch 15,0 Spanisch 11,1 Italienisch 8,6 Schweizerdeutsch 3,5 Russisch 1,6 Portugiesisch 1,5 0% 10% 20% 30% 40% Vertrauensintervall (95%) Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 6.3 Gründe, Sprachen zu lernen Die Hauptmotivation für das Erlernen einer Sprache oder das Verbes- sern der Sprachkenntnisse ist der Beruf : 34% der Sprachenlernenden gaben dies als Grund an. Dahinter folgen mit je einem Viertel die Verwendung in den Ferien oder auf Reisen sowie die Liebe zur Spra- che und der Spass. Knapp ein Fünftel (18%) gab an, eine Sprache zu lernen, weil sie diese für «wichtig» halten. Ungefähr gleich viele nannten als Grund den Wunsch, die Sprache mit Freundinnen und Freunden oder Verwandten zu verwenden (18%). 4,9% lernten eine (oder mehrere) Sprache(n) für das Studium oder die Ausbildung. Die Befragten konnten auf die Frage nach den Gründen für das Erlernen einer Sprache mehrere Antworten geben, weshalb das Total 100% übersteigt. Während Deutsch, Französisch und Englisch hauptsächlich aus beruflichen Gründen gelernt werden, sollen Spanischkenntnisse vor allem in den Ferien oder während Reisen nützlich sein. Dieser Grund wird auch bei den Sprachen Englisch und Italienisch häufig genannt. Hauptgrund für das Erlernen von Italienisch oder das Verbessern der Italienischkenntnisse ist aber der Spass bzw. die Liebe zur Sprache, die von über der Hälfte der Sprachenlernenden angegeben wurde. Die Liebe zum Spanisch bzw. der Spass daran ist auch oft Motivation für Lernende dieser Sprache (Grafik 20). 28
6 Am häufigsten gelernte Sprachen, nach Gründen, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 25 Jahren G20 34,1 25,4 24,7 Total 17,7 17,6 4,9 9,3 39,8 32,1 21,4 Englisch 20,6 12,9 6,8 8,5 52,6 (3,2) 11,7 Deutsch 30,5 23,6 (6,0) 14,9 44,9 18,5 26,2 Französisch 18,3 18,4 (6,2) 10,0 19,3 46,7 45,4 Spanisch 10,7 15,1 (4,5) (7,3) 21,3 33,6 53,3 Italienisch (10,3) 19,4 x (6,9) 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% aus beruflichen Gründen um die Sprache mit Freunden um die Sprache in den Ferien, oder Verwandten zu verwenden während einer Reise zu verwenden für Studium, Ausbildung aus Spass, aus Liebe zur Sprache anderer Grund weil es eine wichtige Sprache ist Vertrauensintervall (95%) ( ) Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren. X Extrapolation aufgrund von weniger als 5 Beobachtungen. Die Resultate werden aus Datenschutzgründen nicht publiziert. Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 29
7 7 Einstellungen und Meinungen zur Sprachsituation in der Schweiz Der Grossteil der Bevölkerung in der Schweiz ist der Meinung, dass es für den Zusammenhalt im Land wichtig sei, mehrere Landessprachen zu können (84%). Wie beurteilt sie aber zum Beispiel den Fremdspra- chenunterricht in der Schule oder die Förderung von Minderheits- sprachen in der Schweiz ? Den Aussagen «Als erste Fremdsprache sollten Schüler/innen in der Schweiz eine Landessprache lernen» und «Das Rätoromanische sollte in der Schweiz stärker gefördert werden» wird insgesamt ebenfalls mehrheitlich zugestimmt, wobei die Zustimmung zur zweiten Aussage weniger ausgeprägt ist (59% gegenüber 75%). Die Antworten fallen bezüglich des Rätoromanischen weniger deutlich aus, so stimmen 35% nur «eher» zu. Knapp ein Viertel stimmt die- ser Aussage nicht zu und 17% antworten mit «weiss nicht». Bei der Aussage «Kenntnisse mehrerer Landessprachen sind wichtig für den Zusammenhalt in der Schweiz» geben hingegen nur 3,8% der Bevölkerung an, nicht zu wissen, ob sie dieser zustimmen (Grafik 21). Zustimmung zu Aussagen zur Sprachsituation in der Schweiz, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G21 50% 40% 30% 46,0 45,7 20% 37,6 35,0 29,1 23,5 10% 18,4 17,4 13,6 9,9 2,7 6,4 5,1 5,7 3,8 0% Kenntnisse mehrerer Als erste Fremdsprache Das Rätoromanische Landessprachen sind sollten Schüler/innen sollte in der Schweiz wichtig für den Zusam- in der Schweiz eine stärker gefördert werden. menhalt in der Schweiz. Landessprache lernen. stimme voll und ganz zu stimme überhaupt nicht zu stimme eher zu weiss nicht stimme eher nicht zu Vertrauensintervall (95%) Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 30
7 Bei den Antworten zur Frage zum Zusammenhalt in der Schweiz zeigt sich, dass diejenigen aus den kleineren Sprachgebieten den Kenntnissen von mehreren Landessprachen grössere Bedeutung beimessen als in der Deutschschweiz wohnhafte Personen (Gra- fik 22). Auch der Aussage zum Fremdsprachenunterricht wird im französischsprachigen (80%) aber vor allem im italienischsprachigen Gebiet (86%) häufiger zugestimmt als im deutschsprachigen (72%). In der italienischsprachigen Schweiz ist nur knapp ein Zehntel der Bevölkerung der Meinung, dass in den Schulen nicht eine Landes- sprache als erste Fremdsprache unterrichtet werden soll, in der Deutschschweiz sind es mit 23% hingegen mehr als doppelt so viele (Grafik 23). Bei der Frage zur verstärkten Förderung des Rätoromanischen gibt es zwischen den Sprachregionen geringe oder nicht signifikante Unterschiede. Zustimmung zur Aussage «Kenntnisse mehrerer Landessprachen sind wichtig für den Zusammenhalt in der Schweiz», nach Sprachregion, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G22 80% 70% 60% 50% 40% 67,2 30% 52,3 20% 42,538,7 35,8 27,9 10% 11,8 3,1 3,8 1,9 4,3 (2,5)(0,9)(1,6) 0% 5,7 Deutsches Französisches Italienisches Sprachgebiet Sprachgebiet Sprachgebiet stimme voll und ganz zu stimme überhaupt nicht zu stimme eher zu weiss nicht stimme eher nicht zu Vertrauensintervall (95%) ( ) Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren. Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 31
7 Zustimmung zur Aussage «Als erste Fremdsprache sollten Schüler/innen in der Schweiz eine Landes- sprache lernen», nach Sprachregion, 2019 Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren G23 70% 60% 50% 40% 30% 60,5 44,5 46,7 20% 33,3 27,9 25,5 10% (3,4)(4,3) 15,6 7,3 4,6 9,2 0% 4,1 6,8 6,3 Deutsches Französisches Italienisches Sprachgebiet Sprachgebiet Sprachgebiet stimme voll und ganz zu stimme überhaupt nicht zu stimme eher zu weiss nicht stimme eher nicht zu Vertrauensintervall (95%) ( ) Extrapolation aufgrund von weniger als 30 Beobachtungen. Die Resultate sind mit Vorsicht zu interpretieren. Quelle: BFS – Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) © BFS 2021 32
8 8 Erhebung und Methode Die Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur (ESRK) ist Teil des eidgenössischen Volkszählungssystems. Sie wird vom Bundesamt für Statistik (BFS) seit 2014 in einem Fünfjahresrhythmus durch geführt ; 2019 hat sie zum zweiten Mal stattgefunden. Es handelt sich um eine Stichprobenerhebung anhand von computergestützten, telefonischen Interviews (CATI) und einem anschliessenden schrift- lichen Teil (Online- oder Papierfragebogen). Die befragten Personen gehören zur ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren in Privat- haushalten. Die Befragung fand zwischen Februar und Dezember 2019 statt und erfolgte auf Deutsch, Französisch oder Italienisch. Bei u nzureichenden Sprachkenntnissen konnte der erste Teil (CATI) mit Hilfe einer Drittperson durchgeführt werden (Proxy-Interview). Inhalt der Erhebung, Teil Sprache : – Hauptsprache(n) und bekannte Sprache(n) – zuhause gesprochene Sprache(n) – Hauptsprache(n) der Partnerin/des Partners – in der Kindheit gesprochene Sprache(n) – Sprachenlernen, Wunsch nach Sprachenlernen – mit Familie, Freundinnen und Freunden ausserhalb des Haushalts verwendete Sprache(n) und Häufigkeit – beim Lesen, Fernsehschauen, Radiohören, Surfen oder schriftlichen Austausch im Internet verwendete Sprache(n) und Häufigkeit – bei der Arbeit verwendete Sprache(n) und Häufigkeit Das BFS hat aus dem Stichprobenrahmen für Personen- und Haushaltserhebungen (SRPH) per Zufallsprinzip eine Stichprobe von 31 959 Personen gezogen. 13 417 Personen (42%) haben an der Erhebung teilgenommen (246 Proxy-Interviews). Befragt wurden 51% Frauen und 49% Männer, wovon 76% Personen mit schweizerischer Staatsbürgerschaft und 24% in der Schweiz wohnhafte Auslände- rinnen und Ausländer waren. Um dem Stichprobenplan und den Antwortausfällen Rechnung zu tragen, wurden die Daten gewichtet und kalibriert. Der Datenschutz wird durch das Bundesstatistikgesetz und das Datenschutzgesetz gewährleistet. Die Daten werden streng vertraulich behandelt und anonymisiert ausgewertet. Sie dienen einzig statistischen Zwecken. 35
Online www.statistik.ch Print www.statistik.ch Bundesamt für Statistik CH-2010 Neuchâtel order@bfs.admin.ch Tel. 058 463 60 60 BFS-Nummer 1368-1901 Statistik www.statistik-zaehlt.ch zählt für Sie.
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