Abteilung Klimaüberwachung - DWD
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Abteilung Klimaüberwachung Zyklon IDAI im März 2019, einer von mehreren starken tropischen Wirbelstürmen der Saison 2018/2019 im Südindischen Ozean Autorinnen: Susanne Haeseler, Christiana Lefebvre Stand: 27.03.2019 In den letzten Tagen und Wochen traten vermehrt kräftige tropische Wirbelstürme im Südin- dischen Ozean auf. Mehrere davon sorgten für Schäden auf Inseln und/oder auf dem Fest- land, wie z.B. der Zyklon IDAI (Abb. 1). In Mosambik führte IDAI zu katastrophalen Verwüstungen durch Winde von Orkanstärke und weiträumige Überschwemmungen aufgrund anhaltender Starkniederschläge und einer Sturmflut. Betroffen waren auch Malawi und Simbabwe. Wegen der unübersichtlichen Lage steigt die Zahl der Opfer täglich an. Bislang wird schon von mehr als 750 Todesopfern be- richtet. Damit zählt IDAI zu einem der tödlichsten Wirbelstürme der Südhemisphäre (Weather Underground, Nature). Abb. 1: Zyklon IDAI auf einem Satellitenbild vom 15.03.2019, 00 UTC. Das „Auge“ von Zyklon IDAI liegt direkt über der Küste Mosambiks. [Quelle: DWD] Die Phase mit kräftigen Zyklonen ist aber noch nicht beendet. Am vergangenen Wochenen- de erreichte der Zyklon VERONICA die australische Westküste, wo der Sturm aufgrund sei- ner langsamen Verlagerungsgeschwindigkeit hohe Regenmengen brachte. Auf der anderen Seite des Indischen Ozeans, im Südwest-Indik, zog aktuell (26. März) Zyklon JOANINHA an Rodriguez vorbei. Die Insel, östlich von Madagaskar gelegen, war erst im Februar 2019 von den Zyklonen FUNANI und GELENA betroffen. 1
Zyklon IDAI in Mosambik und Umgebung Wie die Zugbahn in Abbildung 2 zeigt, entstand IDAI am 4. März 2019 vor der Küste Mosambiks und zog dann über das Landesinnere bis nach Malawi, von wo aus er sich wie- der zur Straße von Mosambik (Mozambique Channel) bewegte. Dort blieb er über mehrere Tage und verstärkte sich markant. Seine maximale Intensität erlangte er am 14. März mit geschätzten 194 km/h im 10-Minuten-Mittel und maximalen Böen von 278 km/h (RSMC La Réunion). Als das Zentrum des Zyklons, das sogenannte „Auge“, 24 Stunden später in der Nähe von Beira auf das Land übertrat (Abb. 1), waren es noch 167 km/h im 10-Minuten- Mittel mit maximalen Böen von 231 km/h. In den frühen Morgenstunden des 15. hatten die Böen immer noch Orkanstärke. Unter deutlicher Abschwächung zog IDAI bis nach Simbab- we. Abb. 2: Zugbahn von IDAI vom 4. bis 16. März 2019. [Quelle: RSMS La Réunion] 2
Mehrere Faktoren trugen zu den weiträumigen Überschwemmungen bei: IDAI verursachte schon in seinem Anfangsstadium ergiebige Niederschläge im Norden Mosambiks und Teilen Malawis, die hier zum Anstieg der Pegel und zu Überschwemmungen führten. Als IDAI zum zweiten Mal weiter südlich über das Land zog, war das Niederschlags- aufkommen noch verstärkt. Aufgrund seines großen Ausmaßes (mehr als 500 km Durch- messer, siehe Abb. 1) waren weite Gebiete betroffen. Zudem führte seine geringe Zugge- schwindigkeit regional zu enormen Regenmengen. Nach Satellitenbeobachtungen lagen die geschätzten Niederschlagshöhen vom 13. bis 20. März in vielen Gebieten bei bis zu 500 mm (NASA/Earth Observatory). Es wird aber davon ausgegangen, dass lokal noch deutlich mehr gefallen ist. Zentralmosambik war zudem von einer schweren Sturmflut betroffen, die fast zeitgleich mit der astronomischen Flut zusammenfiel. Im Endstadium lag Ex-IDAI nahezu stationär über dem Hochland von Mosambik und Simbabwe, wo durch die Niederschläge Schlammlawinen ausgelöst wurden. In tiefer gelegenen Regionen Mosambiks hielt durch das aus den Hochlagen abfließende Wasser die Hochwassersituation an. Klimatologische Einordnung Südwest-Indik / Mosambik Die offizielle Saison der tropischen Zyklone im Südwest-Indik (SW-Indik) geht vom 15. No- vember bis 30. April (RSMC La Réunion). Aber auch darüber hinaus können noch tropische Stürme auftreten. 80 % der Tropenstürme entwickeln sich von Dezember bis März, mehr als 50 % im Januar und Februar. In der Saison werden die höchsten Aktivitäten Mitte Januar und von Mitte Februar bis Anfang März beobachtet. IDAI war der 11. Tropensturm (10-Min. Mittelwind von 63 km/h und mehr) und der 7. Zyklon (10-Min. Mittelwind 118 km/h und mehr) der Saison 2018/2019 im SW-Indik. Ihm folgten bis zum 26. März 2019 aber bereits die Zyklone SAVANNAH und JOANINHA (RSMC La Réuni- on). Im Mittel 1979-2008 traten pro Saison laut World Meteorological Organization (WMO- No. 1194) 13,2 tropische Stürme, davon 6,8 Zyklone auf. Eine Auswertung der Stürme im SW-Indik von der Hurricane Research Division der NOAA ergab für den Zeitraum 1981-2016 im Mittel 9,3 tropische Stürme pro Saison, von denen durchschnittlich 5,0 als Zyklone einge- stuft wurden. Insgesamt kann also von einer überdurchschnittlichen Anzahl an Zyklonen im SW-Indik in der aktuellen Saison 2018/2019 gesprochen werden. Tropische Stürme/Zyklone, die Mosambik erreichen, entstehen entweder östlich von Mada- gaskar im SW-Indik und ziehen dann nach Osten (an Madagaskar vorbei oder direkt dar- über) oder sie entwickeln sich direkt in der Straße von Mosambik. Nach Matyas (2014) traten im Zeitraum 1948 bis 2010 in der Straße von Mosambik 94 tropische Depressio- nen/Stürme/Zyklone, im englischen „tropical cyclones“ (TCs), auf. Im genannten Zeitraum gab es 11 Jahre, in denen sich kein TC bildete und 11, in denen sich drei oder mehr bildeten; durchschnittlich wurden 1,5 TCs pro Jahr beobachtet. Nur gut die Hälfte der TCs zog auf Land, entweder nach Madagaskar oder nach Mosambik. Nach Fitchett und Grab (2014) tre- ten nach Analyse der Jahre 1944 bis 2011 im Mittel nur 0,8 TCs pro Jahr auf Mosambik über. Von diesen sind 34,5 % in der Straße von Mosambik entstanden, so wie IDAI. Schwere Tropenstürme, die wie IDAI ebenfalls im März über die Straße von Mosambik nach Mosambik zogen und dort teils verheerende Schäden (u.a. durch Überschwemmungen) ver- ursachten und zahlreiche Menschenleben forderten, waren 1994 NADIA, 2001 DERA und 2003 JAPHET. Während durch die Niederschläge von DERA eine derzeit bestehende Hochwasserlage noch verschärft wurde, traf JAPHET das Land nach einer vorangehenden Dürre. 3
Nach Fitchett und Grab (2014) traten von 1944 bis 2010 maximal 3 TCs in einem Jahr auf Mosambik über. Trotz der Erhöhung der Wasseroberflächentemperatur im Südindik ist in diesem Zeitraum kein signifikanter Trend in der Anzahl an TCs, die Mosambik treffen, fest- zustellen. Jedoch hat die Anzahl an TCs zugenommen, die südlich von Madagaskar west- wärts Richtung afrikanisches Festland ziehen, was mit der Südwärtsverlagerung der 26 und 27 °C Isotherme der Meeresoberflächentemperatur zusammenhängen kann. Für Mosambik stellt der mit dem Klimawandel steigende Meeresspiegel eine zunehmende Bedrohung dar. Ein Großteil der Bevölkerung lebt in den Küstengebieten und ist damit einer wachsenden Gefahr an Überflutungen schon durch geringe Sturmfluten ausgesetzt. Beson- ders betroffen ist z.B. Beira, das überwiegend unterhalb des Hochwasserspiegels liegt (Needham et al., 2015). Aufgrund des wenig entwickelten Warn- und Katastrophenmanage- ments dieses zu den ärmeren zählenden Landes sind die Auswirkungen durch tropische Wirbelstürme in Mosambik oft fatal. Quellen und weitere Informationen Deutscher Wetterdienst (DWD), Climate Data Center (CDC) http://www.dwd.de/cdc Deutscher Wetterdienst (DWD): Satellitenbild-Betrachter. https://www.dwd.de/DE/leistungen/satellit_betrachter/sat-viewer/sat-viewer_node.html Fitchett J.M.; Grab S.W. (2014): A 66-year tropical cyclone record for south-east Africa: temporal trends in a global context. Int. J. Climatol. 34, 3604-3615. DOI: 10.1002/joc.3932 Matyas, C.J. (2015): Tropical cyclone formation and motion in the Mozambique Channel. Int. J. Climatol. 35, 375-390. DOI: 10.1002/joc.3985 NASA, Earth Observatory: Devastation in Mozambique. (March 21, 2019) https://earthobservatory.nasa.gov/images/144712/devastation-in-mozambique National Institute for Disaster Management (2009): Study on the Impact of Climate Change on Disaster Risk in Mozambique: Synthesis Report. INGC Climate Change Report. http://www.mz.undp.org/content/mozambique/en/home/library/environment_energy/study_o n_the_impact_of_climate_change_on_disaster_risk_management.html Nature, International Journal of Science: Why Cyclone Idai is one of the Southern Hemi- sphere’s most devastating storms. (26 March 2019) https://www.nature.com/articles/d41586-019-00981-6 Needham, H.F.; B.D. Keim; D. Sathiaraj (2015): A review of tropical cyclone-generated storm surges: Global data sources, observations, and impacts. Rev. Geophys. 53, 545- 591. DOI 10.1002/2014RG000477 https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/2014RG000477 NOAA, Hurricane Research Division: Record number of storms by basin. (Contributed by C. Landsea & S. Delgardo; last updated June 1, 2017) https://www.aoml.noaa.gov/hrd/tcfaq/E10.html Regional Specialized Meteorological Centre (RSMC) La Réunion http://www.meteofrance.re/cyclone/activite-cyclonique-en-cours Regional Specialized Meteorological Centre (RSMC) La Réunion: Saison en cours sur le sud-ouest de l´océan Indien. http://www.meteofrance.re/cyclone/saison-en-cours/ Regional Specialized Meteorological Centre (RSMC) La Réunion: FAQ G: Climatologie. http://www.meteofrance.re/cyclone/FAQ/G 4
ReliefWeb: Southern Africa: Cyclone Idai Snapshot (as of 26 March 2019). https://reliefweb.int/report/mozambique/southern-africa-cyclone-idai-snapshot-26-march- 2019 Weather Underground: Tropical Cyclone Idai’s Death Toll in Mozambique May Exceed 1,000. (J. Masters; March 18, 2019) https://www.wunderground.com/cat6/Tropical-Cyclone-Idais-Death-Toll-Mozambique-May- Exceed-1000 Weather Underground: Africa’s Hurricane Katrina: Tropical Cyclone Idai Causes an Ex- treme Catastrophe. (J. Masters; March 20, 2019) https://www.wunderground.com/cat6/Africas-Hurricane-Katrina-Tropical-Cyclone-Idai- Causes-Extreme-Catastrophe?cm_ven=hp-slot-4 World Meteorological Organization (WMO): Global Guide to Tropical Cyclone Forecasting. WMO-No. 1194. https://cyclone.wmo.int// World Meteorological Organization (WMO): Tropical Cyclone Idai hits Mozambique. (Pub- lished 15 March 2019) https://public.wmo.int/en/media/news/tropical-cyclone-idai-hits-mozambique Hinweis: Die im Bericht aufgeführten Daten geben den Stand der Niederschrift wieder. 5
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