ALLES ZUM THEMA IMPFEN! - Internet-Sprechstunde mit Herrn Dr. med. Stefan Brill Leiter der Zentralstelle für Gesundheitsmanagement
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ALLES ZUM THEMA IMPFEN! Internet-Sprechstunde mit Herrn Dr. med. Stefan Brill Leiter der Zentralstelle für Gesundheitsmanagement Polizeipräsidium Einsatz, Logistik und Technik Donnerstag, 17. März 2022 14:00-16:00 Uhr WEBEX-Internetkonferenz
Alles zum Thema Impfen - darüber sprechen wir heute… Allgemeine Fakten (Impfabstände, Empfehlungen, Tot- und Lebendimpfstoffe) Was tun, wenn… Welche Impfungen empfiehlt die STIKO für Personen ab 60 Jahren? Tetanus Diphterie Keuchhusten Pneumokokken Polio Herpes zoster Grippe COVID-19 Indikations- und Reiseimpfungen Fragerunde 2
Allgemeine Fakten Impfabstände Empfohlene Impfabstände sind einzuhalten! Insbesondere bei der Grundimmunisierung sollte der Mindestabstand zwischen der vorletzten und der letzten Impfung nicht unterschritten werden! Andererseits gilt grundsätzlich: Unzulässige Abstände zwischen den Impfungen gibt es nicht. Auch nach einer für viele Jahre unterbrochene Grundimpfung oder bei einer nicht zeitgerechten Auffrischung muss nicht neu begonnen werden. Jede Impfung zählt! 3
Allgemeine Fakten Impfabstände Bei Totimpfstoffen gibt es grundsätzlich keinen Mindestabstand zu anderen Impfungen Lebendimpfstoffe entweder gleichzeitig oder im Abstand von 4 Wochen Bei operativen Wahleingriffen nach Totimpfstoffen 3 Tage Mindestabstand bis zur OP Bei operativen Wahleingriffen nach Lebendimpfstoffen 14 Tage Mindestabstand bis zur OP 4
Allgemeine Fakten Empfehlungen zu Nachholimpfungen bei Erwachsenen Ungeimpfte Personen sowie Personen mit unklarem Impfstatus: Sie sollen entsprechend des Alters zu Beginn der Impfserie geimpft werden. Teilgeimpfte Personen: Solange der Mindestabstand zwischen den einzelnen Impfungen nicht unterschritten wurde, muss die Impfserie nicht neu begonnen werden. Jede Impfung zählt! 5
Allgemeine Fakten Was sind Totimpfstoffe? Entsprechend ihrer Bezeichnung enthalten sie nur abgetötete, nicht mehr vermehrungsfähige Krankheitserreger oder auch nur Bestandteile davon. Diese werden vom Körper als fremd erkannt und regen das körpereigene Abwehrsystem zur Antikörperbildung an, ohne dass die jeweilige Krankheit ausbricht (z. B. Tetanus, Grippe, Keuchhusten, FSME, Gürtelrose, Hepatitis). Ihr Vorteil: Sie sind schnell in großen Mengen herzustellen. Sie können bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden und sind bei Raumtemperatur bis zu 24 Stunden lang haltbar. mRNA- und Vektor-Impfstoffe enthalten keine vermehrungsfähigen Erreger. Deshalb setzt sie das RKI mit Totimpfstoffen gleich. Totimpfstoffe lösen eine schwächere Immunantwort aus als Lebendimpfstoffe. 6
Allgemeine Fakten Was sind Lebendimpfstoffe? Sie enthalten geringe Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger, die so abgeschwächt wurden, dass sie die Erkrankung nicht mehr auslösen können (z. B. Masern, Mumps, Röteln und Windpocken, Gelbfieber, aber nicht gegen das Corona-Virus). In seltenen Fällen können sie zu einer leichten "Impfkrankheit" führen - wie bei den sogenannten Impfmasern (leichter, masernähnlicher Ausschlag-nicht ansteckend). Lebendimpfstoffe sind grundsätzlich nicht für immungeschwächte Personen geeignet. 7
Allgemeine Fakten Was sind Kontraindikationen Akute, schwere Erkrankungen Allergien oder Überempfindlichkeiten gegen Bestandteile des Impfstoffs Schwangerschaft; Ausnahme ausdrückliche Empfehlung ( z.B. Grippe, Keuchhusten, Corona) oder dringende Notwendigkeit Für Lebendimpfstoffe: Angeborene oder erworbene Immunschwäche (ärztliche Beurteilung) 8
Allgemeine Fakten Was sind zum Beispiel falsche Kontraindikationen Banale Infekte Behandlungen mit Antibiotika Bei Todimpfstoffen angeborene oder erworbene Immunschwäche Stillende (außer Gelbfieber) Chronische Krankheiten 9
Was tun, … … wenn ich ungeimpft bin Die Impfung sollte entsprechend des Alters bei Beginn der Impfserie gemäß STIKO- bzw. ich nicht mehr weiß, Kalender erfolgen. wogegen ich geimpft bin? … wenn ich meinen Versuchen Sie den Sachstand zu ermitteln und fragen Sie bei Ihrem Hausarzt nach. Impfpass verloren habe Eigene Erinnerungen zu durchgemachten Erkrankungen oder Impfungen sind oft oder wenn Eintragungen unzuverlässig (Ausnahme: Windpocken). Antikörperbestimmungen zur Klärung der fehlen? Notwendigkeit von Nachholimpfungen sind nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Grundsätzlich gilt: Eine nicht dokumentierte oder nicht ausreichend nachvollziehbare Impfung gilt als nicht durchgeführt! … wenn ich zu viele Impfungen erhalten habe? „Überimpfen“ ist grundsätzlich ungefährlich. In Ausnahmefällen verstärken sich die Nebenwirkungen. 10
Was tun, … … wenn ich mich über Hausarzt oder Facharzt fragen. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Impfungen informieren will beim Robert Koch-Institut online verfügbar. … wenn ich gezielt über Hausarzt oder Facharzt fragen. Spezielle Fragestellungen an Reise- oder Reiseimpfungen beraten Tropenmediziner richten. Informationen online z.B. beim Centrum für Reisemedizin, werde möchte Fit-For-Travel oder dem Auswärtigen Amt (Reisehinweise) … wenn ich Bedenken gegen eine Impfung habe Arzt des Vertrauens befragen. Verlässliche Quellen nutzen. Nicht ziellos „googeln“ 11
Welche Impfungen empfiehlt die STIKO für Personen ab 60 Jahren? Impfung gegen Tetanus Diphterie Keuchhusten Pneumokokken Polio Herpes zoster Grippe COVID-19 12
Bild: Pixabay Bild: Pixabay 13
Tetanus (Wundstarrkrampf) Erreger Bakterien (Clostridium tetani), befallen das ZNS Vorkommen weltweit, in Deutschland wegen der hohen Durchimpfung unter 15 Fälle jährlich, überwiegend bei älteren Erwachsenen Reservoir Erdreich, Dung von Pferden, seltener von Rindern und anderen Tieren Infektionsweg Verletzung, auch durch kleine Bagatellverletzungen können Sporen mit Holzsplittern und Dornen unter die Haut geraten Inkubationszeit 3 Tage bis 3 Wochen, selten weniger als 3 Tage (je kürzer umso gefährlicher), manchmal auch mehrere Monate Ansteckung Keine Ansteckung von Mensch zu Mensch Symptomatik langanhaltende Krämpfe, Muskelspasmen Impfung gegen Tetanus Grundimmunisierung Im Säuglingsalter, bei ungeimpften Personen oder bei unklarem Impfstatus entsprechend des Alters zu Beginn der Impfserie (siehe STIKO- Kalender) Auffrischung Alle 10 Jahre (auch nach Erkrankung keine dauerhafte Immunität) 14 Impfstoffe Einzel- und Kombi-Impfstoffe (alle zur Auffrischung geeignet)
Diphtherie, meldepflichtig gemäß IfSG Erreger Bakterien (Corynebacterium), befallen die Haut und die Schleimhäute Vorkommen weltweit, endemisch in subtropischen Ländern, in vielen Ländern Afrikas, Asiens, des Südpazifiks und Osteuropas Reservoir Kontakt mit Personen aus Endemiegebieten, Tier-zu-Mensch- Übertragungen häufig von Hauskatze oder Haushund Inkubationszeit 2–5 Tage, selten bis zu 10 Tage Ansteckung Tröpfcheninfektion, schlechte Hygienestandards Symptomatik Halsschmerzen, Fieber, Gaumensegel-Parese („näselnde“ Stimme) Impfung gegen Diphtherie Grundimmunisierung Im Kindesalter Auffrischung Alle 10 Jahre (auch nach Erkrankung keine lang anhaltende Immunität), bei Kontakt zu Erkrankten eventuell früher, Auffrischung zusammen mit einer Impfung gegen Pertussis (Keuchhusten) Impfstoffe Einzel- und Kombi-Impfstoffe (alle zur Auffrischung geeignet) 15
Bild: Der Allgemeinarzt Bild: Pixabay Bild: BZgA 16
Keuchhusten (Pertussis), meldepflichtig gemäß IfSG Erreger Bakterien (Bordetella pertussis), befallen das Atemwegsschleimhäute Vorkommen weltweit, in Deutschland Anstieg im Herbst/Winter, zunehmende Ausbrüche aufgrund der niedrigen Auffrischungsquote von Impfungen Reservoir Mensch Infektionsweg Tröpfcheninfektion innerhalb eines Abstandes bis zu ca. 1 Meter durch Husten, Niesen oder Sprechen Inkubationszeit meist 9-10 Tage, selten 6-20 Tage Symptomatik Langanhaltender oder anfallsartiger Husten, Komplikation: Pneumonie Impfung gegen Keuchhusten Grundimmunisierung Einmalig im Kindesalter, in der Schwangerschaft zum Schutz der Neugeborenen Auffrischung Im direkten Umfeld eines Säuglings 4 Wochen vor dem Geburtstermin, wenn die letzte Auffrischung >10 Jahre zurückliegt Impfstoffe Nur Kombi-Impfstoffe (ärztliche Beratung erforderlich) 17
Bild: Pixabay Bild: Ärzteblatt 18
Pneumokokken, in einigen Bundesländern meldepflichtig Erreger Bakterien (Streptococcus pneumoniae), befallen die Lunge Vorkommen weltweit, je nach Region und abhängig vom Alter verschiedene Stämme, Ursache für die Mehrzahl aller bakteriellen Lungenentzündungen Infektionsweg Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch (auch von gesunden), selten Schmierinfektion Inkubationszeit sehr unterschiedlich, abhängig von der Verfassung der Person Symptomatik Infekt der oberen Atemwege, (eitrige) Nasennebenhöhlen-, Mittelohr-, Lungenentzündung (wird bei Erwachsenen häufig nicht erkannt), Impfung gegen Pneumokokken Grundimmunisierung Säuglinge ab 2 Monaten, Personen ab 60 Jahren, Personen mit erhöhtem gesundheitlichem Risiko oder mit beruflichem Risiko Auffrischung Alle 6 Jahre (je nach Gesundheitszustand)) Impfstoffe Konjugat-Impfstoff (Schutz vor 13 häufigen Pneumokokken-Typen für Kinder und Jugendliche), Polysaccharid-Impfstoff für Erwachsene (Schutz vor 23 der wichtigsten Pneumokokken-Typen) 19
Bild: Pixabay 20 Bild: Ärzteblatt
Polio, Poliomyelitis (Kinderlähmung), meldepflichtig gemäß IfSG Erreger Polioviren, befallen den Darm und von dort aus die Lymphknoten Vorkommen In einigen Ländern und Regionen (z. B. Afghanistan und Pakistan) Ziel der WHO: eine Welt ohne Polio, Ausbruch bei niedriger Impfquote Ansteckung Von Mensch zu Mensch, z. T. über viele Jahre hinweg ansteckend Infektionsweg Schmierinfektion (Stuhl-Hand-Mund), Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen, Sprechen), verschmutztes Trinkwasser Inkubationszeit 3 bis 35 Tage (bei 95 % der Infizierten unbemerkt) Symptomatik Fieber, Hals- und Kopfschmerzen - meist als (Sommer-)Grippe verkannt, Lähmungen, Muskelschwund, Gelenkzerstörungen Impfung gegen Polio Grundimmunisierung Im Säuglingsalter Auffrischung Im Alter von 9-16 Jahren, empfohlen für Reisende in ein Land der WHO- Kategorie Impfstoffe Nur noch IPV-Impfungen mit Tot-Impfstoff Einzel- und Kombi-Impfstoffe (alle zur Auffrischung geeignet) 21
Herpes zoster, (Gürtelrose, Windpocken) Erreger Viren (Varizellen Zoster), befallen die Nervenzellen, ruhen dort lebenslang Infektionsweg sehr ansteckend, Tröpfcheninfektion im Kindesalter (Windpocken), bei Ansteckung im Erwachsenenalter Aktivierung der Viren in den Nervenzellen, bei Gürtelrose nur Flüssigkeit in den Bläschen infektiös Symptomatik brennender Schmerz, danach halbseitige, bandartige Ausbreitung von Bläschen an Rumpf und Brustkorb, in der Folge Nervenschmerz (Postherpetische Neuralgie/PHN) z. T. über Monate bis Jahre, erhebliche Einschränkung der Lebensqualität Inkubationszeit 1-2 Tage vor bis 5-7 Tage nach Beginn des Ausschlags Impfung gegen Herpes zoster Impfserie Empfohlen ab 60 Jahren, Personen mit Immunschwäche oder Vorerkrankungen ab 50 Jahren, zwei Impfstoffdosen, intramuskulär im (Abstand mindestens 2-6 maximal sechs Monate), Wirksamkeit ab 50 Jahren 92%, Schutz vor PHN 82%, Schutz vor Herpes zoster nimmt mit zunehmendem Alter leicht ab, bei über 70-Jährigen noch circa 90% Impfstoffe Tot-Impfstoff, zugelassen für Personen ab 50, bei besonderem Risiko für Herpes zoster bereits ab 18 Jahren 22
Bild: Ärztezeitung/Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Bild: Windpocken, Ärztblatt 23 Bild: Ärzteblatt
Grippe (Influenza), meldepflichtig gemäß IfSG Erreger Orthomyxo-Viren (saisonal vier Virus-Typen, mit je zwei A- und zwei B- Varianten relevant) Vorkommen weltweit, in gemäßigten Zonen der nördlichen und südlichen Hemisphäre vorwiegend in den jeweiligen Wintermonaten, in tropischen Ländern ganzjährig Infektionsweg Ausschließlich von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion, durch Kontakt mit kontaminierten Händen und Oberflächen Inkubationszeit 1-5 Tage Symptomatik Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Schwäche, Gliederschmerzen, plötzlich einsetzendes Krankheitsgefühl, nach 3-10 Tagen schwerer Verlauf bei vorerkrankten und älteren Personen häufig Impfung gegen Grippe Auffrischung Für Risikopersonen ab 6 Monaten jährliche Impfung im Herbst, Personen ab 60 Jahren mit Hochdosis-Impfstoff Impfstoffe Jährlich neu angepasste Vierfach-(Tetra-)Impfstoffe, zeitgleiche Impfung mit COVID-19-Impfstoff möglich 24
COVID-19 (Corona), meldepflichtig gemäß IfSG Erreger Viren (SARS-CoV-2), befallen zunächst obere und untere Atemwege, danach den gesamten Organismus Vorkommen Weltweite Pandemie, Verbreitung von Seuchen durch Globalisierung verstärkt Reservoir Bisher nicht eindeutig nachgewiesen, vermutet wird Zoonose Infektionsweg Von Mensch zu Mensch, Tröpfcheninfektion, Atemluft (Aerosol), Kontakt mit kontaminierten Oberflächen Ansteckung mehrere Tage vor Symptombeginn bis 10 Tage danach, bei schweren Verläufen auch länger Symptomatik Häufig Fieber, trockener Husten, Atemnot, grippeähnliche Symptome, häufig asymptomatischer Verlauf, Langzeitfolgen wie Müdigkeit, Erschöpfung, Kurzatmigkeit, Depressionen u. a. werden in den kommenden Jahren erforscht Impfung gegen COVID-19 Immunisierung Grundimmunisierung mit 2 Impfungen Impfstoffe Verschiedene mRNA-Impfstoffe (alle zur Grundimmunisierung und 25 Auffrischung geeignet), Tot-Impfstoff „Novavax“
Bilder: 26 Pixabay
Indikations- und Reiseimpfungen FSME „Zeckenimpfung“ gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis, empfohlen bei Aufenthalt in FSME-Risikogebieten Hepatitis A (HAV) „Leberentzündung“, Impfempfehlung aufgrund einer erhöhten Infektionsgefährdung oder eines erhöhten beruflichen Risikos Hepatitis B (HBV) Bei erhöhter Infektionsgefährdung oder aufgrund eines erhöhten beruflichen Risikos (medizinisches Personal) sowie auf Reisen Typhus Bei Reisen nach Süd- und Zentralasien, bei verunreinigtem Trinkwasser (z. B. bei Katastropheneinsätzen) Gelbfieber Bei Reisen nach Afrika und Südamerika (Impfempfehlung der WHO) Cholera z. B. bei Einsätze in Risikogebieten (Flüchtlings-/Katastrophenhilfe) Tollwut Bei Reisen in tropische Länder Afrikas und Asiens, bei beruflicher Tätigkeit im Wald (Fledermaushöhlen) oder in Gebieten mit neuaufgetretener Wildtiertollwut Meningokokken „Hirnhautentzündung“, bei Reisen in Risikogebiete (z.B. Meningitisgürtel in Afrika), Pilgerfahrten nach Mekka (Pflicht) 27
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