Alpinwelt3/2014 - Berge schützen Alpiner Natur- und Umweltschutz - Deutscher Alpenverein München-Oberland
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alpinwelt www.alpinwelt.de 3/2014 Das Bergmagazin für München und Oberland Berge schützen Alpiner Natur- und Umweltschutz Julische Alpen Norwegen Alpine Highlights Jahresberichte
ERFAHRUNG, QUALITÄT, KOMPETENZ AM BERG. DIE BERGE SIND UNSER ZUHAUSE. AN JEDEM ORT. Mehr als ein Gefühl: Daheim sein Erfahrung, Qualität, Kompetenz am heißt für uns, die schönsten Momente Berg! Alle Reisen und Infos unter: gemeinsam geniessen. www.dav-summit-club.de Beratung und Buchung: DAV Summit Club GmbH – Bergsteigerschule des Deutschen Alpenvereins Am Perlacher Forst 186 – 81545 München – Deutschland Telefon +49 89 64240-0 | info@dav-summit-club.de | www.dav-summit-club.de FERNE NÄHE HEIMAT ` Sonderangebot Ecuador: Bergwanderung ` Der Quotenrenner: Saisonabschluss- ` Die Watzmann-Überschreitung und Chimborazo-Besteigung wochen auf der Zufallhütte in den Berchtesgadener Alpen 13 Tage, ab € 1695,– (ab/bis Quito) 7 Tage, ab € 499,– 2 Tage, ab € 330,– www.dav-summit-club.de/ECSOCHI www.dav-summit-club.de/HRZUFZT www.dav-summit-club.de/9KSWAT ` Von Kathmandu zum Chitwan Nationalpark ` Spektakuläre Tageswanderungen ` Bayerwald-Bike: Genusstouren, – Biken und Kultur im Kathmandu-Tal auf der „La Isla Bonita“ MTB-Techniktraining und Yoga 18 Tage, ab € 3245,– 11 Tage, ab € 1645,– 4 Tage, Sonderpreis ab € 325,– www.dav-summit-club.de/RAMNEP www.dav-summit-club.de/ESSOLA www.dav-summit-club.de/RAMWAL
EDITORIAL Fernsicht. NACHHALTIG? NEU!! „Berge schützen – alpiner Natur- und Umweltschutz“: Endlich ein Schwerpunktthema, zu dem ich im Editorial mal meinen Unmut über die inflationäre und teilweise unsinnige Verwendung des Begriffs der „Nachhaltigkeit“ und des entsprechenden Adjektivs „nachhaltig“ loswerden kann! Der (ökologische) Begriff bezeichnet Foto: Jutta Schlick verkürzt das „Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitge- stellt werden kann“ (Duden). 144 Seiten · ca. 120 Abb. · 16,5 x 23,5 cm Dass inzwischen so ziemlich alle Ausrüstungsartikel irgendwie nachhaltig sind, mag € [A] 20,60 in Bezug auf ihre ressourcenschonende Produktion ja noch angehen. Eine gute Wärme- sFr. 27,90 € 19,99 isolierung wäre allerdings mit „lang anhaltend“ sicher treffender und eine besondere ISBN 978-3-7654-5555-1 Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München Robustheit mit „langlebig“ korrekt beschrieben. Anderes Beispiel: Ein vergleichsweise hoher Anteil von Frauen in Führungspositionen sind für ein Unternehmen zweifelsohne eine positive Errungenschaft. Warum diese NEU!! Tatsache aber in einem Nachhaltigkeitsbericht eines Bergsport-Ausrüsters aufgelistet Auch als eBook erhältlich wird, erschließt sich mir nicht. Und wenn an einem Gymnasium im Fach Erdkunde ein Referat zum Thema „Nachhal- tigkeit im Skitourismus“ vergeben wird, scheint mir das ebenso fragwürdig, wie wenn ein zweitägiges Pauschalangebot eines alpinen Tourismus-Ortes eine nachhaltige Verschnaufpause verspricht. Da wäre wohl „nachwirkend“ das Wort der Wahl gewesen. Was ich damit sagen will? Dass wir den Schutz unserer Umwelt – auch sprachlich – nicht durch unbedachtes Nachhaltigkeits-Geplappere verwässern sollten! 144 Seiten · ca. 120 Abb. · 16,5 x 23,5 cm € [A] 20,60 In diesem Sinn wünsche ich einprägsame Lektüre der folgenden Seiten und bleibende sFr. 27,90 € 19,99 Eindrücke von verantwortungsvollen Touren in unseren schützenswerten Bergen! ISBN 978-3-7654-5568-1 Ihr/Euer NEU!! Frank Martin Siefarth, Chefredakteur redaktion@alpinwelt.de Impressum Redaktion: Anzeigenmarketing: Joachim Burghardt -jb, Franziska Leutner -fl, MediaAgentur Doris Tegethoff alpinwelt Tanja Heidtmann -th (Sektionsgeschehen Ober- Anzeigenleitung: Doris Tegethoff (verantwortlich) Das Bergmagazin für München und Oberland land), Kilian Schwalbe -ks (Sektionsgeschehen Am Kirchenhölzl 14, 82166 Gräfelfing Mitgliederzeitschrift der Sektionen München München) Tel. 089/74 68 99 06, Fax 089/72 95 97 78 und Oberland Jugendredaktion: info@agentur-tegethoff.de www.alpinwelt.de Florian Bayer, Berthold Fischer Anzeigenpreisliste Nr. 15 (ab 01.01.2014) Inhaber und Herausgeber: Konzeption, Gestaltung, Produktion: Redaktionsbeirat: Sektion München des Deutschen Alpenvereins e.V. Agentur Brauer GmbH, München Florian Bayer, Peter Dill, Harry Dobner, Berthold Bayerstraße 21, 80335 München Fischer, Dr. Ines Gnettner -ig, Herbert Konnerth Kartografie: 144 Seiten · ca. 120 Abb. · 16,5 x 23,5 cm Tel. 089/55 17 00-0, Fax 089/55 17 00-99 -hk, Andi Mohr, Reinolf Reisinger Rolle Kartografie, Holzkirchen € [A] 20,60 service@alpenverein-muenchen.de und Mitarbeiter dieser Ausgabe: Litho: Teipel & Partner, München sFr. 27,90 € 19,99 Sektion Oberland des Deutschen Alpenvereins e.V. Dr. Gotlind Blechschmidt, Gerhard Finsterer, Sieg- ISBN 978-3-7654-6815-5 Tal 42, 80331 München fried Garnweidner, Dr. Ines Gnettner, Axel Klem- Druck und Verlag: Tel. 089/29 07 09-0, Fax 089/29 07 09-515 mer, Andreas Mrosek, Philipp Radtke, Petra Rapp, Mayr Miesbach GmbH, Miesbach service@dav-oberland.de Christian Rauch, Michael Reimer, Chris Semmel Auflage: 96.000 www.DAVplus.de Die Beiträge geben die Meinung der Verfasser, Erscheinungsweise: www.bruckmann.de Chefredakteur (verantwortlich): nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nach- druck nur mit Genehmigung der Sektionen Mün- Viermal jährlich plus 1 Veranstaltungsprogramm- oder gleich bestellen unter Frank Martin Siefarth -fms chen und Oberland gestattet. Für Richtigkeit und Sondernummer pro Jahr. Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.) Redaktionsbüro DiE WORTSTATT Die Bezugsgebühr ist für Mitglieder der Sektionen Herzogstraße 88, 80796 München Vollständigkeit aller Angaben wird keine Gewähr übernommen. München und Oberland im Mitgliedsbeitrag Tel. 089/45 24 97 35, Fax 089/45 24 97 34 enthalten. redaktion@alpinwelt.de Heft 4/2014 erscheint am 17.11.2014 Die Welt neu entdecken Redaktionsschluss: 26.09.2014
INHALT THEMA: BERGE SCHÜTZEN Titelbild: Seebensee mit Grünstein, Hochwannig und Ehrwalder Sonnen- spitze, Mieminger Kette Alpiner Natur- und Umweltschutz Foto: Jörg Bodenbender BITTE BEACHTEN ! Die Servicestelle in Gilching ist vom 03. bis 05.10. nicht geöffnet. Die Servicestelle am Marienplatz ist am 04.10. nicht geöffnet. Die Servicestelle am Isartor ist jeweils am ersten Montag im Monat von 10 bis 11:30 Uhr nicht geöffnet. Alpenvereins-Servicestellen der Sektionen München & Oberland Servicestelle am Hauptbahnhof (Sektion München) (U-/S-Bahn, Tram, Bus Hauptbahnhof) Bayerstraße 21, 5. OG, Aufgang A, 80335 München Seite 8 Die Alpen von oben Tel. 089/55 17 00-0, Fax 089/55 17 00-99 service@alpenverein-muenchen.de Sind die Alpen eine Natur- oder eine Kulturlandschaft? Der Öffnungszeiten Blick aus der Stratosphäre verrät: Sie sind beides. Verästelte Mo–Fr 8–19 Uhr Gebirgsketten, weiße Eisflächen, helle Wiesen und dunkle Wäl- Servicestelle am Isartor im Globetrotter (Sektion Oberland) der, Äcker und Felder, Flüsse, Straßen und Städte bestimmen (S-Bahn Isartor im UG, U-Bahn Marienplatz, Tram, Bus, Tiefgarage im Haus) das Bild der Alpen von oben. Isartorplatz 8–10, 80331 München Tel. 089/29 07 09-0, Fax 089/29 07 09-515 auch service@dav-oberland.de Samstag Alpiner Umweltschutz – warum? Öffnungszeiten geöffnet Seite 12 Die Alpen sind Lebensraum für 14 Millionen Menschen und Mo 8–20 Uhr Di–Do 10–20 Uhr eine unermesslich große Zahl an Tier- und Pflanzenarten. Fr 8–20 Uhr Doch dieses einzigartige Ökosystem befindet sich mehr denn Sa 10–20 Uhr je in Gefahr, denn noch immer werden Neuerschließung und Mo + Fr vor 10 Uhr Nebeneingang Frauenstraße „harter“ Tourismus rücksichtslos vorangetrieben. Servicestelle am Marienplatz im Sporthaus Schuster (Sektion München) Seite 20 Ein weiter Weg (U-/S-Bahn, Bus Marienplatz, Tiefgarage) auch Rosenstraße 1–5, 5. OG, 80331 München, Samstag Die Sektionen München & Oberland – und mit ihnen auch Tel. 089/55 17 00-500, Fax 089/55 17 00-599 geöffnet andere befreundete Organisationen – haben sich vielfach servicemarienplatz@alpenverein-muenchen.de für den alpinen Natur- und Umweltschutz eingesetzt. Öffnungszeiten Mo–Sa 10–20 Uhr Vieles konnte bewegt werden, manches gelang nicht – Servicestelle Gilching (Sektion München) Naturschutzarbeit ist ein weiter Weg. im DAV Kletter- und Boulderzentrum Gilching (S 8, Station Gilching-Argelsried) Soll ich? Oder soll ich nicht? Seite 24 Frühlingstraße 18, 82205 Gilching Tel. 089/55 17 00-680, Fax 089/55 17 00-689 Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Bergsport service@alpenverein365.de auch und Umweltschutz, etwa wenn Skifahrer auf eine reizvolle Mo–Fr 14–22 Uhr Sonntag geöffnet Route verzichten sollen. Das wirft Fragen auf: Bin ich bereit, Samstag/Sonntag/Feiertag 9–18 Uhr (Kletterbetrieb bis 23 Uhr) meine persönlichen Wünsche zugunsten des Umweltschutzes zurückzustellen? Aber auch: Sind alle Verbote nötig? DAVplus.de 4 alpinwelt 3/2014
Bergzeit Impressum ............................................... 3 THEMA: Berge schützen ....................... 6 Rätsel ..................................................... 28 Kinder & Jugend Dynafit Highlights Tourentipps ............................................ 30 -4 0%! Kinder & Jugend ..................................... 38 Alpine Highlights .....................................44 Bergwärts unterwegs........................ 48, 52 Medien.................................................... 56 Forum...................................................... 58 Seite 38 München & Oberland ............................. 60 Jahresbericht Sektion München ...............66 ● Die ligurische Hassliebe Jahresbericht Sektion Oberland ...............80 ● Wettkampf der Gladiatoren Produkte & Markt.................................... 86 ● Aicha, nicht Eichler Unsere Partner ....................................... 88 ● (K)eine Klettergruppe wie jede andere Kleinanzeigen ......................................... 90 alpinwelt-Tourentipps Alpine Highlights 87,– € X7 Pro Pole Unser Preis: statt 145,– € Seite 30 Seite 44 Tourentipps zum Nachwandern und -klettern: Im November beginnt wieder die Vortragsreihe von leichten Spaziergängen durch einzigartige der „Alpinen Highlights“ im Münchner Gasteig, Wälder bis zur anspruchsvollen Tour auf einen bei der bekannte Bergsteiger und Fotografen slowenischen Felsgiganten, vom Mittelge- ihre schönsten Bilder und Erlebnisse präsentie- birgsfelsen bis zum Viertausender. ren. Los geht’s mit Heinz Zak und Nina Caprez. Fünfmal ganz oben Einmal oben sein Feline Ghost Schuhe Farben: black-yellow, zinnia-sedona 78,– € Seite 48 Seite 52 Der Nationalpark Jotunheimen in Norwegen ist Unser Preis: Die Julischen Alpen versprechen wunderbare klassische Tourenmöglichkeiten in einer stil- ein Traum für Bergsteiger und Naturliebhaber. statt 129,95 € len, wilden Berglandschaft. Besonders reiz- Viele kommen mit einem ganz konkreten Ziel voll: Triglav, Montasch, Škrlatica, Mangart hierher: Sie wollen den höchsten Berg Nord- und Wischberg, die fünf Höchsten. europas besteigen. Bergzeit Outdoor: Am Eisweiher 2 s 83703 Gmund Bergzeit Alpin: Tölzer Str. 131 s 83607 Holzkirchen Bergzeit Online: www.bergzeit.de Salewaworld: Tal 21 s 80331 München
Fotos: Joachim Burghardt, Fotolia, Rainer Hönle, Edu Koch, Franziska Leutner, Achim Metzler, Julia Roggel, Jutta Schlick, Harry Watzinger Alpiner Natur- BERGE und Umweltschutz SCHÜTZEN
BERGE SCHÜTZEN Die Alpen von oben Mitten in Europa erhebt sich ein Gebirge. Ist es eine Natur- oder Kulturlandschaft? Der Blick aus der Stratosphäre verrät: Die Alpen sind beides. Eindrücke von einer fantastischen Reise. Text & Fotos: Axel Klemmer S ie lebt – das ist mein erster Gedanke beim Blick nach un- Im äußersten Südwesten, dort wo das Gebirge in einem nach Süd- ten. Ich habe mich aus meinem Sitz erhoben, die Luke zur osten gerichteten Bogen ans Mittelmeer stößt, beginnt ein neues, Seite geschoben und den Schritt hinaus auf die Absprung- der Apennin. Wie Blutgefäße sehen die Täler aus. Der Eindruck ist leiste gemacht. Über mir die Sterne, zu meinen Füßen die Erde. stark und unmittelbar: Diese Landschaft lebt. Natürlich ist mein Ballon nicht irgendwo in New Mexico über ei- Im überwiegend grünen Relief fallen die weißen Inseln umso ner ziemlich öden, platten, staubfarbenen Landschaft aufgestie- mehr auf. Der „ewige“ Schnee. Von den höchsten Bergen greifen gen, sondern zu Hause, über den Alpen. Die sehen aus wie bei die Gletscher hinaus in die umliegenden Täler. Ein bisschen sieht Google Earth, ohne Schriften und Symbole. Wäre das Bild zwei- das aus wie weiße Tusche, die man auf dunkles Löschpapier trop- dimensional, könnte man meinen, den Querschnitt durch ein fen lässt. Die größten Eisfelder sind dort, wo die Alpen am leicht plattgequetschtes Gehirn zu sehen. Aber es ist dreidimen- schmalsten sind – im Westen: nördlich der Rhone in den Berner sional und erinnert eher an die Oberfläche eines Wirsingblattes Alpen, südlich und westlich der Rhone in den Walliser Alpen und mit den Umrissen eines leicht plattgequetschten Gehirns … im Mont-Blanc-Massiv. Weiter im Osten sind vor allem die Berni- 8 alpinwelt 3/2014
BERGE SCHÜTZEN nagruppe, die Ötztaler Alpen und der lange Hauptkamm der Ho- Drau. Es gibt auch große Täler, die quer verlaufen – und früher hen Tauern weiß gezeichnet. Aber die Eisfelder sind durchsetzt oder später am Alpenhauptkamm enden: das Rheintal im Nor- von dunklen Felsgraten, und nach außen werden sie grau und den, das Eisacktal im Süden. Diesen „Alpenhauptkamm“ erkenne dünn. Tatsächlich sind diese grauen Bereiche des Eises, auf denen ich übrigens nur im Osten, wo er über Niedere und Hohe Tauern der Firnschnee abgeschmolzen ist, schon sehr groß. Wer kam auf und über die Zillertaler Alpen bis zum Brenner verläuft. Und die Idee, er könnte „ewig“ liegen bleiben? dann? Folgt eine verwirrende Struktur von Haupt- und Neben- Es gibt auch andere helle Stellen, sie befinden sich nördlich und kämmen, von vielfach gekrümmten Haupt- und immer feiner südlich der Gletscherberge, und sie werden noch da sein, wenn verästelten Nebentälern. Durch ungezählte Furchen fließt das Wasser aus dem Gebirge, an dessen Rand die großen Seen ins Auge fallen. Mit langen blauen Fingern greifen sie von Süden ins Wer kam auf die Idee, der Schnee Gebirge: am auffälligsten der Gardasee, weiter im Westen Comer könnte ewig liegen bleiben? See und Lago Maggiore. Die größten Seen im Norden, der Genfersee und der Bodensee, berühren die Alpen nur an ihren äußersten Enden. Im Gebirge selbst sind die Seen oft schmal, das Weiße vollständig verschwunden ist. Nackter Kalk bildet dort langgezogen und von unterschiedlich blauer Farbe. Wie kleine die Oberfläche. Mir fällt eine Kette von vier Kalkinseln auf: die Fjorde füllen sie ganze Talabschnitte aus, und nicht wenige wer- Berchtesgadener Alpen mit dem Steinernen Meer, daneben die den an einem Ende durch gleichmäßige, konkave oder wie mit Karstplateaus von Tennengebirge, Dachstein und Totem Gebirge. dem Lineal gezogene Staumauern begrenzt. Diese Seen befinden Auch südlich des Alpenhauptkammes sind viele helle Kalkfle- sich meistens im Inneren der Alpen, nahe den Gletscherbergen. cken – die Dolomiten. Ehrlich, sie sehen kaputt aus: zerklüftete Längst nicht alles in den Alpen ist natürlichen Ursprungs. An ih- Ruinen, von denen es ständig bröckelt. Die großen Schuttflächen ren Rändern, rundherum, liegen die großen „Agglomerationen“, erscheinen wie die Abraumhalden großer Tagebaue. die städtischen Ballungsräume. Wie Kalkablagerungen sehen sie Der Bauplan der Alpen, ihre eindeutige Gliederung, offenbart aus, stumpf und grau. Oder wie parasitäre Wucherungen, die an sich nicht. Es gibt weite Täler, die längs verlaufen, das heißt von die Alpen angedockt haben. Im Süden, am Rand der Poebene, Osten nach Westen. In ihnen fließen zum Beispiel der Inn, die die im Dunst nur schwer zu erkennen ist, fällt eine fast durch- Salzach und die Enns, südlich des Hauptkammes die Mur und die gehende Kette von kleineren, größeren und sehr großen 3 Foto: Richard Bartz alpinwelt 3/2014 9
BERGE SCHÜTZEN Wunderschöne Alpenwelt in der Nahaufnahme: unter dem Rifugio Graffer in der Brenta Städten auf: rund um Turin, besonders deutlich zwischen Mai- land und Verona und nach Osten hin über Vicenza bis Udine. Im Norden sind die wirklich großen Städte etwas weiter von den Bergen entfernt: Genf, München, Linz, ganz im Osten Wien; nur Salzburg liegt unmittelbar am Alpenrand. Alpen ohne Menschen: Blick vom Hochschwab nach Westen Richtung Gesäuse Es ist so weit. Jetzt falle ich nach Hause. Es gibt nämlich keinen Trank, der Flügel verleiht. Glaubt bloß nicht so einen Blödsinn. Es gibt nur die Schwerkraft. Immerhin erreiche ich nicht Über- schallgeschwindigkeit, denn mein Raumanzug hat Düsen, die den Fall stabilisieren und so stark abbremsen, dass mir genug Zeit zum Schauen bleibt. Zuerst konzentriere ich mich auf das Grüne, von dem es zweierlei Grundtöne gibt: hell, das sind Wie- sen und Almen, und dunkel – das ist der Wald. Wo es hell ist, sorgt oft der Mensch dafür. Wo er es nicht (oder nicht mehr) tut, weicht das helle Wiesengrün dem dunklen Waldgrün, das die Wildnis kennzeichnet. Erstaunlich viel ist davon zu sehen, vor al- lem auf der Südseite, in den italienischen Alpen. Auch im Norden tragen weite Gebiete einen dunklen Waldpelz, doch ist er in der Regel von einem dichten Netz kompliziert gewundener Forststra- ßen überzogen. Es wird immer interessanter. Je tiefer ich komme, desto mehr Dinge sehe ich, die nicht einfach entstanden sind, sondern von Menschen hingestellt oder abgelegt wurden. Da sind riesige In- dustrieanlagen, zum Beispiel im Osten unter der Hochschwab- Stille, heile Bergwelt: Seeauge unter dem Hochkreuz in der Kreuzeckgruppe Hochfläche, oder im Westen, im Rhonetal, zwischen dem Berner Oberland und den Walliser Alpen. Flüsse wie die Rhone oder der Inn erscheinen wie künstliche Kanäle mit gleichmäßigen, gera- den Ufern. In den breiten Tälern dominieren die typischen Kul- turlandschaftspixel: Muster mit rechten Winkeln, Felder von unterschiedlicher Farbe, braun, gelb, grün, schmale Streifen und breite Rechtecke, unregelmäßige Terrassen an Hängen. Im Süden, neben dem Eisack, wachsen Obst und Wein, gedeiht der Wohl- stand in Reih und Glied. Es gibt noch andere Felder in der Kulturlandschaft. Sie haben un- regelmäßige Umrisse und gleichmäßige Strukturen: Skigebiete erkennt man auch an den Seilbahntrassen im Bergwald, an pla- nierten Schuttflächen unter den Kämmen, an großen Gebäuden. Auch kleine Seeaugen gibt es dort; zu rund, zu gleichmäßig, um natürlich zu sein – Speicherteiche für die Beschneiungsanlagen. Und überall, nicht nur in Skigebieten, sind auf steilen Hängen über Straßen und Orten ganze Serien von parallel verlaufenden, Stützpunkt, Aussichtspunkt, Zufluchtsort im wilden Hochgebirge: das Watzmannhaus geschwungenen Linien zu erkennen: Lawinenverbauungen. 10 alpinwelt 3/2014
FI O R P Stadt, Berg, Fluss: Blick über Inn und Jenbach zum Karwendelgebirge Der bayerische Alpenrand, Salzburg, Nord- und Südtirol sind reiche Regionen. Man sieht das an den vielen Gewerbe- und Industriegebieten mit ihren großen Hallen und asphaltierten Parkflächen, man sieht es an Städten oder ehemaligen Dörfern, an der Art und Ausdehnung der großen Siedlungen und ihrem Zerfasern ins Umland. Man sieht es auch am Verkehr. In den tiefsten und breitesten Tälern herrscht ein dichtes Nebeneinander von Autobahnen, Schnellstraßen und Verbindungsstraßen. Vor allem auf den breitesten Straßen, den Autobahnen, reißt der Strom von Fahrzeugen nicht ab. Auffällig viele Lkw sind unterwegs. Daneben rollen lange Züge über Schienen- trassen. An manchen Stellen hören die Verkehrswege vor hohen Bergketten plötzlich Felder, Plantagen, Wiesen, Wälder – unsere bunten Kulturlandschaftspixel auf – um ein paar Kilometer weiter, hinter den Bergketten, ebenso plötzlich wieder zu Tage zu treten. Am Hauptkamm der Hohen Tauern ist das gut zu sehen. Tunnel sind wichtig für den Verkehr, denn die weitaus meisten Menschen wollen nicht in den Ber- gen bleiben, sondern so schnell wie möglich über sie hinweg. Oder eben durch sie hindurch. Nur am Brenner brummt der Transit ungehindert unter freiem Himmel. Un- gehindert heißt, dass er nicht die vielen Passstraßen benutzen muss, deren enge Ser- pentinen viele Bergflanken zeichnen. Aber es sind nicht nur Menschen und Güter, die transportiert werden. Unter mir blitzen Stromleitungen auf – sehr viele Stromleitun- gen. Oft beginnen sie vor den Stauseen. Von dort verlaufen sie durch die Täler und über Bergkämme und schließlich aus den Alpen hinaus. Längst habe ich meinen Schirm geöffnet. Ich werde bei der Landung aufpassen müs- sen, um nicht in einer dieser Leitungen hängen zu bleiben. Oder, viel besser, ich lande gar nicht im Tal, sondern auf dem Berg – da hinten zum Beispiel, neben der hübschen Hütte über der Alm. Ich bin schon unter die hohen Gipfel gesunken und beobachte ein Rudel Gämsen, das über die Schrofen prescht. Ich selbst werde auch beobachtet: von unten – ein Murmeltier hat sich neben seinem Loch aufgebaut und denkt wohl, dass von einem Schirm keine Gefahr droht – und von oben – ein Adler fürchtet, dass ich ihm die Jagd vermassele. Weiter unten weiden Kühe, braun und weiß gescheckt. Auch Schafe sehe ich, sie laufen davon. Ein Schaf läuft nicht, denn es wird festgehalten von einem dicken braunen – war das ein Bär? Ich drehe den Kopf zurück und merke nicht, dass die Hütte schnell näher kommt. Ich schlage in die Mauer ein. Und wache hinter ihr auf. Die Alpen sind kein Traum – und sie riechen nach Kaffee.7 Tourentipps: ab Seite 30 Axel Klemmer (51) ist studierter Geograf und praktizierender Journalist, Redakteur 372g und Autor. Einmal in seinem Leben stellte er sich der Herausforderung, eine Dose Red Bull auszutrinken – und scheiterte. Weitere Versuche plant er nicht.
BERGE SCHÜTZEN Alpiner Umweltschutz Die Alpen sind Lebensraum für 14 Millionen Menschen und für eine unermesslich hohe Zahl an Tier- und Pflanzenarten, somit ein Hotspot der Biodiversität. Heute befindet sich dieses große Ökosystem mehr denn je in Gefahr. 12 alpinwelt 3/2014
BERGE SCHÜTZEN – warum eigentlich? Text & Fotos: Gotlind Blechschmidt I m Herzen Europas treffen wir auf den Braunbären, auf eine Steinschlag, Felsstürze und Murenabgänge mit weitreichenden Kreuzotter im trockenen Unterholz oder auf Kleinstlebe- Konsequenzen auch für Schutzhütten und alpine Steige. Denn wesen wie den Gletscherfloh; wir bewundern die Palmen am das Bodeneis wirkte bislang wie Kitt, der brüchigen Fels und stei- Alpensüdrand im Tessin und den Alpen-Hahnenfuß oder die len Hängen Stabilität verlieh. Wann stürzen die Bergflanken zu- letzten kleinen Blüten des Stängellosen Leimkrauts knapp unter- sammen? Es passiert schon heute! Denken wir nur an die groß- halb der Schneegrenze – dies alles oft verteilt auf eine geringe flächigen Bergabbrüche an der Ostflanke des Eigers, am Ortler, in vertikale oder horizontale Distanz. Innerhalb weniger Stunden den Dolomiten oder im Mattertal. Permafrostrückgang und Glet- können wir durch mehrere Klimazonen von den alpinen Tallagen scherschwund werden das Gesicht der Alpen grundlegend verän- über die Waldgrenze hinweg bis zur Schneegrenze und darüber dern. Ich bedaure dies, und nicht nur aus Sorge um das Trink- hinaus zu den Gletscherregionen hinaufsteigen und befinden uns wasserreservoir der Menschen, sondern auch aus ästhetischen dann mittendrin in einer wilden Hochgebirgslandschaft, die von und alpinistischen Gründen – die Firnschneide des Biancograts wuchtigen Felsgipfeln oder gleißenden Gletscherbergen geprägt wird an Brillanz und Schärfe verlieren, die herrliche Pasterze am ist. Riesengroß ist auch die Vielfalt an geomorphologischen und Großglockner ein blockerfülltes Tal werden, die Gletscherflächen geologischen Strukturen, an Steinen, Mineralien oder Fossilien – im Hochstubai werden öden Hochflächen weichen, wie schade, so verfolgen wir das einstige Spiel der Dinosaurier im Trentino wie jammerschade! Ein großer Teil davon, was für mich und vie- oder im Schweizer Jura, überqueren Karstlandschaften im Stei- le andere die „Faszination Alpen“ mit ausmacht, wird verloren nernen Meer, sehen an der Steinplatte Tausende von Korallen gehen. und haben in den Zentralalpen glitzernden Glimmerschiefer un- ter den Füßen. Schmale Klammen münden in breite Trogtäler, … und dann der Mensch und kleine Bergbäche werden nach kurzer Zeit zu breiten Alpen- Zuerst einmal sorgt die Siedlungstätigkeit des Menschen für er- flüssen. Bergseen sind leuchtende Kleinode inmitten grüner heblichen Druck und ökologische Belastungen im Alpenraum. Almen oder brauner Schutthänge. Jedes Tal, jeder Gipfel hat sei- Zwischen 1871 und 2000 wuchs die Alpenbevölkerung um 82 % ne ureigene Individualität. Die Alpen erheben sich zu Tausenden auf 14 Mio. Menschen. Diese leben in den Alpen nicht gleich ver- solcher ganz verschiedenen Gipfel, bis hinauf zum Mont Blanc teilt; es gibt Gunstgebiete wie die inneralpinen Zentralräume und mit 4810 Meter Höhe. Aber diesen schönen Impressionen aus den Ungunstgebiete wie die Südwestalpen. In den Talböden kommt Alpen stehen auch beklemmende Bilder gegenüber. es teilweise zu Bevölkerungsdichten wie im Rhein-Ruhr-Gebiet. Diese hohe Besiedelungsdichte führt neben dem Flächenver- Alpen in Gefahr – erst die Natur ... brauch an sich und den dazugehörenden Infrastrukturen zu er- Seit Jahrmillionen unterliegen die Alpen vielen, früher rein na- heblichen Umweltbelastungen durch Verkehr, Lärm und Licht so- turgegebenen Veränderungen. Heute verändern sie ihr Gesicht in wie zu hohen Schadstoffemissionen. Dem steht die Entvölkerung großer Geschwindigkeit. Wo früher noch Gletscher hinabzogen, in anderen Bereichen gegenüber. Hier verfällt die jahrhunderte- kommen jetzt Felszonen und Moränenschutt hervor. Das Ab- lang mühsam geschaffene Kultur, und die Ackerflächen verwil- schmelzen der Alpengletscher ist ein deutliches Zeichen einer dern, was die Biodiversität verringert. Nur eine gezielte Raum- eintretenden Klimaänderung: Wir sind live mit dabei, wie das in planung für die Alpenstädte und Unterstützungen für die ihnen über Jahrtausende gespeicherte Wasser im wahrsten Sinne entvölkerten Gebiete könnten dieser Art von Umweltzerstörung des Wortes „den Bach hinuntergeht“, und die Gletscherforscher entgegenwirken. prognostizieren das fast vollständige Abschmelzen der Alpen- gletscher noch in diesem Jahrhundert. Verkehrsexplosion in den Alpen Auch der Rückgang des Permafrosts (der dauernden Gefrornis in Als Zweites trägt der Verkehr zur Schädigung der Alpen bei. Das Boden und Fels) hängt mit der Klimaerwärmung zusammen. Im in den letzten Jahrzehnten explodierende Transportvolumen Hochgebirge beginnt der Permafrost je nach Ausrichtung der von Gütern aller Art vor allem in Nord-Süd-Richtung über die- Hänge oberhalb von etwa 2500 Metern. Diese Grenze verschiebt Alpen hinweg führte zum Ausbau der Straßen und nachgeordnet sich zurzeit nach oben, und das Auftauen dringt gleichzeitig im- der Bahnlinien. Der boomende „Wirtschaftsstandort Alpen“ mer tiefer in den Untergrund ein. Langfristig wird es zunehmen. zusammen mit dem Tourismus brachten eine immense Verkehrs- Daraus wiederum resultieren verstärkte Verwitterungsprozesse, belastung in die Alpen mit Lärm, Luft- und Bodenver- 3 alpinwelt 3/2014 13
BERGE SCHÜTZEN Der Grand Com- bin, ein stark ver- gletschertes Ge- birgsmassiv im „Wasserschloss Europas“ schmutzung. Da aus den inneralpinen breiten Tälern vor allem erosion und auch Fremdüberprägung der einheimischen Kultur im Herbst und Winter bei Inversionswetterlagen die Schadstoffe sind die Folge davon. Ein besseres Angebot des öffentlichen Nah- nicht entweichen können, sondern sich bodennah konzentrieren, verkehrs auch in die Bergtäler hinein könnte zumindest die Ver- werden hier Schadstoffanreicherungen großstädtischen Ausma- kehrsbelastung vermindern. ßes erreicht. Weitere Auswüchse sind ein vermehrter Offroadverkehr durch Schneemobile und Quads sowie Heliskiing, eine besonders in der Alpen als Wasserschloss – Schweiz und Teilen Italiens ausgeübte Freizeitbeschäftigung. Zu neue Probleme durch die Energiewende den Naturschädigungen durch den Wintertourismus zählen auch Die Tatsache, dass die Alpen das „Wasserschloss Europas“ sind, die Skigebietsnachrüstungen mit Schneekanonen, Speicherbe- führte schon im letzten Jahrhundert zum Bau von Stauseen und cken, Seilbahnen und Neuerschließungen wie 2013 am Piz Val Speicherkraftwerken in den Hochlagen, sodass sie auf Kosten Gronda in Tirol. Die Aufrüstungspläne am Sudelfeld bei Bay- von Landschaft, Ökologie des Gewässernetzes sowie Tier- und rischzell in einer maximalen Höhenlage bis 1563 m sind ein ak- Pflanzenarten zum energiewirtschaftlich besterschlossenen tuelles Beispiel für ein nicht nachhaltiges touristisches Konzept. Hochgebirge der Erde wurden. Seit den 1980er-Jahren entstan- Ungefähr seit der Jahrtausendwende werden die Alpen mit neuen den neue Pumpspeicherkraftwerke (PSW), in die Wasser zur an- „Attraktionen“ ausstaffiert: mit Aussichtsplattformen, Seilrut- schließenden Stromerzeugung hochgepumpt wird. Die Alpen schen, Hängebrücken, extremen Klettersteigen, Coastern, ganzen sind so zum potenziellen „Hochspeicher für Europa“ geworden. Erlebniswelten und vielem mehr. Der momentane Hype führt zu Im Zuge der Energiewende ist der (scheinbare) Bedarf für solche stetem Wettrüsten der Gemeinden. Was aber wird passieren, Anlagen erheblich gewachsen. Beim Bau eines jeden PSW würde wenn dieser Trend einmal abflaut, die natursuchenden Touristen Natur zerstört und auf Jahre im Gebirge eine Großbaustelle exis- keine eventisierten Räume mehr wünschen? Dann stehen all die- tieren, wobei noch gar nicht geklärt ist, ob dieser Energiebedarf se Anlagen im Gebirge herum, und wir werden den nachfolgen- überhaupt gegeben ist. Vom Energiesparen ist zurzeit hingegen den Generationen erklären müssen, warum. nicht viel die Rede. Sanfter Tourismus fördert den Kulturraum Alpen Harter Tourismus zerstört die Natur Den harten stehen sanfte Tourismusformen gegenüber. Da sind Der Tourismus ist eine weitere alpine Nutzungsform und bildet die großen alpinen Weitwanderwege zu nennen wie die Via Alpi- für große Teile der alpinen Bevölkerung zwar eine wesentliche na oder die Grande Traversata delle Alpi (GTA), bei denen man in Lebensgrundlage, beeinträchtigt aber auch ihre eigene Umwelt Alpenvereinshütten oder lokalen kleinen Übernachtungsbetrie- und die alpine Natur. Mehr als 100 Millionen Gäste reisen jährlich ben übernachtet und so der Bevölkerung hoffentlich das Überle- in die Alpen, 70 Prozent davon mit dem Auto. Hoher Verkehr und ben sichert. Es gibt ferner Projekte wie die „Bergsteigerdörfer“ Emissionen, vermehrtes Abfallaufkommen, Zerstörung der Vege- oder die „Alpinen Perlen“ (Alpine Pearls), die beide mit viel- tation und Störung der Tierwelt, Wasserverschmutzung, Boden- fältigen Angeboten zum sanften Tourismus aufwarten, von 3 14 alpinwelt 3/2014
Helfen Sie nachhaltig - werden Sie SOS-Pate für Kinder wie Alida. Alida wurde in Burundi im Gefängnis geboren. Als ihre inhaftierte Mutter starb, kam sie zu ihrer Großmutter in ein Vertriebenen-Camp. Fürsorge gab es hier nicht – im Gegenteil. Dank einer mitfühlenden Nachbarin wurde die damals 6-jährige im SOS-Kinderdorf aufgenommen. Dort traf sie unterernährt und tief verstört ein. Heute ist sie ein fröhliches, gesundes Mädchen. Sie sagt „Ich erinnere mich, wie herzlich alle am ersten Tag zu mir waren. Ohne SOS-Kinderdorf und die Hilfe von Paten wäre mein Leben ganz anders verlaufen. Ich bin unendlich dankbar!“ Helfen macht glücklich. Ein Kind - und Sie selbst. Großes bewirken: mit 1 € am Tag Kindern ein Zuhause im SOS-Kinderdorf geben Nachhaltig Alida im SOS-Kinderdorf Zukunft schenken: durch Schul- und Berufsausbildung Erleben Sie, wie Ihre Hilfe wirkt: Gezielt helfen: Ihr Pate mit zweckgebundenen Beiträgen Mariana Vorname nkind t Motuba haf Name 08. Oktober 1999 ensc Geburtsdatum ne Musterdorf/B eispielland SOS-Kinderdorf Mei S-Pat SO (steuerlich absetzbar) nde Info rm urku ALL GEM ativ Paten 157558 Benin Denn hat EIN Armu och in jüngs es E INFO RMA idt PTN0418 Haup t leidegibt TIO ie Schm 12 es ter Zeit rmann und tziel n. in Vor diese ein NEN Famil Straße ie Muste Aktiv Fami von itätenlien SOS- allem m Wirts ÜBE Große Neust adt Famil durch Kind in den en chaft klein R BEN 45678 zu swac ANY ra Einig unter SOS- erdor nörd afrika hstum IN GERM von Rutubara e Fakte stütz Fami f Intern liche nisch Informiert werden: ist Pate Tumwebaze Uganda en Kindern en. liens ation n Regioen Landund n über Mande erdorf Entebbe/ wir verlassen und eine tärku al nen politi SOS-Kind können Zuhause geben Beni ngsp in Benin ist Millio sche n wie Ihnen s n rogra extre nen Stabi liegt me Mens lität Mensche Welt ein liebevolle mme idt, ch r Dank ganzen en. ichtungen und darin Armu chen geno , ie Schm bu Ihre , auf der g ermöglich rdorf-Einr n! einer Kind t weit die unter ssen Famil SOS-Kinde Dankschö er, . Ausbildun aus den herzliches Die Reihe jungeverbr Liebe nd erte zuaft Niger Repu eitet. und Großen Weg ein blik von Mens Das Land ia, Burki Benin zusä chen Die Kleinen auf diesem ha Ihnen Beim eine esspr tzlich sagen na liegt en April 2013 Koche Fon Reihe ache Faso en issensw in West nsch , den 21. Benin n (Foto: bis sind einhe in Beninund Niger afrika München C. 19. weit Unab seine Seine Jahrh verbrimisc ist Pat Alles Winderp e.V. F. franz . Die und ate Ihr SOS-Kind erdorf Nach häng Unab igkeit häng Ngo Biyack “Sklav Küste unde eitet.her Sprac ösisc offizie grenz afrika enküs n umfa rt vom Das lle t an Regie einer ) hen, h. war igkeit te” heutig vor Es gibt Togo der rung. Reihe das wurde nisch bekan ssten “Köni , Baumwicht Wirts von Land und wurdeKolon n. e Sklav nten den greich Benin e allem jedoc Im S-K Brutto wolle igste chaft Militä von Hand lich rregim politis zur Repu ie. 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BERGE SCHÜTZEN geführten Schneeschuhtouren bis hin zu Kräuterwanderungen. Dafür bedarf es eines Marketings, das die Inwertsetzung dieser Tourismusform als Ziel hat, mit ganzjähriger Perspektive und der Leitlinie „Was bietet die Landschaft für die Erholung?“ und nicht: „Welche Erholungsinfrastruktur kann in die Landschaft gebracht werden?“ Schutz der Alpen – aber wie? Im Moment sieht es so aus, dass wir die Alpen intensiv nutzen und sie dadurch gleichzeitig zerstören. Wie aber können die Al- pen unter den gegenwärtigen Umständen geschützt werden? Gibt es Methoden und Projekte, die alpinen Natur- und Um- weltschutz zum Ziel haben, oder kann man nur schulterzu- ckend der Zerstörung zusehen? Alpiner Natur- und Umweltschutz findet auf mehreren Ebenen statt. Schon wer eine achtlos weggeworfene Plastikflasche ne- ben dem Weg aufsammelt und zu Hause entsorgt, trägt ein klein wenig zum Umweltschutz bei. Oder wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Berge fährt, das Alpentaxi – eine Schweizer Initiative – benutzt, Fahrgemeinschaften für die An- reise mit dem Pkw organisiert oder auch einmal eine Fahrt in die Berge „spart“, nämlich nicht durchführt. Wenn eine Alpen- vereinshütte ihr Abwassermanagement auf den neuesten Stand bringt, ist das sehr positiv; auch wenn Wegabschneider ausge- bessert werden, um die Hangerosion zu stoppen; wenn in ei- nem von der Europäischen Union geförderten Projekt ein alter Walserweg wiederhergestellt wird; wenn Wälle zum Schutz ei- nes Dorfes gegen Muren oder Lawinen gebaut oder ganze Hän- ge stabilisiert werden. Oft genug werden mit solchen Maßnah- men aber nur die Symptome beseitigt, nicht aber die Krankheit selbst! Ferner gibt es Bergwaldprojekte, bei denen Waldflächen zum Beispiel nach Orkanbrüchen als Mischwald wiederaufge- forstet oder heute in Bayern in der „Bergwaldoffensive“ (An- passung der Bergwälder an den Klimawandel) umgestaltet wer- den. Dass dafür mächtige Forststraßen in die Berghänge geschlagen werden, steht auf einem anderen Blatt. Rückbauprojekte haben den Rückbau stillgelegter touristischer, industrieller und auch militärischer Anlagen zum Ziel und tra- gen zur Wiederherstellung des ursprünglichen Landschaftsbil- des bei. Am Gschwender Horn bei Immenstadt wurde sogar ein kleines Skigebiet völlig rückgebaut und das Gelände renatu- riert. Dass manche Skigebiete von „Gletscherschutz“ sprechen, wenn sie einige Hektar Gletscher ihres Skigebiets mit Folien ab- decken, um die darunterliegenden Flächen vor dem sommer- lichen Abschmelzen zu schützen, ist Unsinn – denn die weißen Schutzfolien werden das klimatisch bedingte Zurückschmelzen der Gletscher nicht aufhalten können. Dahingehend könnten nur Maßnahmen gegen den globalen Klimawandel mit einer Verbesserung der CO2-Bilanz greifen. 16 alpinwelt 3/2014
BERGE SCHÜTZEN Rechts oben: Der Bianco- grat am Piz Bernina, her- ausragendes Beispiel für die Ästhetik des Eises Links: Inversionswetter- lage: Abgase bleiben in bodennahen Luftschich- ten und sorgen für eine hohe Schadstoffbelastung Unten: In vielen Alpentä- lern wie hier im Rhonetal schreiten Verbauung und Verstädterung voran Rechts unten: Andere Gegenden – z. B. im Piemont – sind von Entvölkerung und Verwilderung betroffen Naturschutz auf administrativer Ebene Natur- und Umweltschutz sind in Deutschland als öffentliche Aufgabe in Art. 20a des Grundgesetzes als Staatsziel und auch in der EU-Gesetzgebung verankert. Im Gegensatz zum Naturschutz schließt Umweltschutz den Menschen mit ein: Hierfür werden Maßnahmen und Verhaltensweisen gefordert, die der Erhaltung und Verbesserung des menschlichen Lebensraumes im Sinne ei- ner natürlichen Umwelt dienen. Hinzu kommt der ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammende Begriff einer „nachhaltigen Entwicklung“ – diese soll den Bedürfnissen der heutigen Genera- tion entsprechen, die Möglichkeiten zukünftiger Generationen aber nicht einschränken. Naturschutz in den Alpen erfolgt auch durch die Unterschutz- stellung ausgewiesener Flächen. 1914 wurde in der Schweiz der erste Nationalpark gegründet, gefolgt vom Nationalpark Gran Paradiso (1922) in Italien. In Deutschland kam es 1978 zur Gründung des Nationalparks Berchtesgaden. Die Bestimmungen und Richtlinien für die Ausweisung von Schutzgebieten unter- scheiden sich dabei von Staat zu Staat erheblich. Auf einen Nationalpark als höchste Schutzkategorie folgen absteigend 3 alpinwelt 3/2014 17
Ein harmonisches Miteinander von Kultur und Natur bei der Alm Cappia im Valchiusella (Piemont) die Schutzkategorien Naturschutzgebiet, Regionaler Naturpark, Fazit und Ausblick Naturpark, Landschaftsschutzgebiet, Ruhegebiet, Biosphärenre- Die Natur- und Kulturlandschaft der Alpen ist heute Druck von servat, Biotop und Geotop, wobei es nicht alle dieser Kategorien mehreren Seiten ausgesetzt und wird teilweise rücksichtslos zer- in jedem der Alpenstaaten gibt. Heute sind zwar rund 13 % der stört. Es wird so (verstärkt) weitergehen. Wir brauchen „unbe- Alpenfläche als Schutzgebiet ausgewiesen, aber nur 1 % sind rei- rührte“ Natur für unsere Erholung, machen sie aber durch unser ne Wildnisgebiete mit völlig sich selbst überlassenen Flächen. Handeln gleichzeitig kaputt. Wann und ob man dem Klimawan- Trotz Naturschutzstatus gibt es immer noch genug Probleme und del entgegenwirken kann, ist ungewiss. Die alpinen Industrie- Konflikte. Auf der einen Seite bilden die Nationalparks mit ihrer standorte werden ihre Attraktivität nicht verlieren. Die Verstäd- intakten Naturlandschaft einen wichtigen Tourismusfaktor und terung auch außerhalb der Alpen wird zunehmen, und die ziehen viele Gäste an. Auf der anderen Seite ist ein umfangrei- städtische Bevölkerung verlangt nun mal nach naturnahen Aus- ches Besucherlenkungsmanagement nötig, da sich Besucher gleichs- und Erholungsräumen. Die verantwortlichen Touristiker möglichst nur auf den gekennzeichneten Wegen bewegen sollen. und Politiker lassen immer noch aufrüsten und greifen auf Maß- Wo aber sogar Nationalparks frei zugänglich sind und stark fre- nahmen des harten Tourismus zurück. Zudem besteht weiter die quentiert werden, etwa in Italien, sind Reibungspunkte zwischen Überzeugung, dass die Menschen die Natur beherrschen können Naturschutz und Tourismus vorprogrammiert. Der Stilfser-Joch- und sie diese für ihre eigenen Begehrlichkeiten je nach Gusto Nationalpark leidet zum Beispiel unter der Verkehrsflut an der umformen können. Was „gutes Leben in den Alpen“ (Motto der Stilfser-Joch-Straße; zudem befinden sich Skigebiete, Siedlungs- Alpenschutzkommission CIPRA) bedeutet, ist bei diesen Verant- räume und intensiv bewirtschaftete Obstbaugebiete innerhalb wortlichen noch nicht angekommen. des Nationalparks. Auch in der Schutzkategorie der UNESCO- Jedes Areal aber, das heute geschädigt oder zerstört wird, ist auf Weltnaturerbestätten gibt es Probleme – im Weltnaturerbe lange Zeit geschädigt oder sogar für immer zerstört. Die gegen- Aletsch durch die Heliskiingflüge und im Weltnaturerbe Dolomi- wärtige Entwicklung ist nicht nachhaltig. Umso wichtiger ist es, ten, weil von vornherein viele Dolomitengipfel nicht mit aufge- den Natur- und Kulturraum Alpen mit Instrumenten des Natur- nommen wurden und große Belastungen durch die Skigebiete und Umweltschutzes und nicht zuletzt dem eigenen Verhalten zu auftreten. schützen, die Schädigungen an ihm zu stoppen oder so klein wie In Bayern existiert außerdem als landesplanerisches Instrument möglich zu halten und das große Ökosystem Alpen als solches zu der Alpenplan, der die Zulässigkeit von Verkehrserschließungen bewahren. im Gebirge regelt. Leider ist seine verbindliche Gültigkeit in Ge- Damit die Alpen auch zukünftig Stoff für Träume liefern.7 fahr, denn seit Jahren werden Pläne immer wieder hervorgeholt, das innerhalb der roten Zone des Alpenplanes gelegene Riedber- Tourentipps: ab Seite 30 ger Horn (Allgäu) mit einer Skischaukel zu erschließen. Bleibt noch die Alpenkonvention zu nennen, formal ein Überein- kommen zum Schutz der Alpen, ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen den acht Alpenstaaten und der EU über den umfassen- Dr. Gotlind Blechschmidt (55), Diplom-Geografin und be- den Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Alpen. Sie hat geisterte Alpinistin von Kindesbeinen an, ist als freie Publi- den Charakter eines rechtlich verbindlichen Staatsvertrags. zistin und Lektorin tätig. 18 alpinwelt 3/2014
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BERGE SCHÜTZEN Ein weiter Weg ... Die Umweltschutzbewegung hat in den letzten 30 Jahren viel bewegt. Dank zahlreicher Vereine, die sich den Schutz der Natur und des Menschen auf die Fahne geschrieben haben, hat sich das Bewusstsein der Bevölkerung ent- wickelt – hin zu sparsamerem Umgang mit Ressourcen, neuen Energieformen und umweltschonender Landwirtschaft. Foto: Georg Kaiser Müllhalden wie diese sind im Gebirge gottseidank nicht mehr oft anzutreffen Doch nach wie vor ist viel zu tun. Text: Dr. Ines Gnettner D er Alpenverein hat einen nicht unerheblichen Anteil den. Unter den Gründungsmitgliedern befand sich seinerzeit zum Umweltschutz beigetragen, sei es durch eigene Pro- auch Heinz Röhle, von 2005 bis 2010 Präsident des DAV. jekte oder in Zusammenarbeit mit anderen Organisatio- Müllaktionen prägten die Aktivitäten der Sektion Oberland in nen. Zu nennen seien: Alpenplan, Lehrteam Naturschutz, Ski- den 80er-Jahren. Sehr erfolgreich wurden in allen Arbeitsgebie- bergsteigen umweltfreundlich, Kletterrichtlinien, Hütten- ten Müllsäcke gefüllt und zu Tal getragen. Schön, dass die Abfäl- Umweltsiegel, Direktvermarktung, Aufforstungen und zahllose le immer weniger wurden und das Müllsammeln nach einigen Proteste gegen Bauprojekte und Skigebietsvergrößerungen, zu- Großaktionen (alte Mülldeponien aus Umbauten von Hütten etc.) letzt gegen den Ausbau des Sudelfelds. Der DAV ist seit 2005 fast komplett eingestellt werden konnte. Der von uns unterstütz- in Deutschland anerkannter Naturschutzverband und seit 2008 te Kampf gegen die Skigebietserweiterungen am Piz Val Gronda, in Österreich anerkannte Umweltorganisation. Doch besonders auf der Ebene der Sektionen tut sich viel. In der Umweltschutzarbeit sind oftmals In unseren beiden großen Sektionen München und Oberland gibt Beharrlichkeit und Geduld erforderlich es schon lange Naturschutzgruppen und Aktive, die auf lokaler Ebene sowie in den Arbeitsgebieten der Sektionen Projekte initi- ieren und durchführen: Die Arbeitsgemeinschaft Alpiner Um- schon Mitte der 80er begonnen, musste vor Kurzem leider verlo- weltschutz der Sektion Oberland (AGUSSO) wurde 1980 als erste ren gegeben werden: Im September 2012 entschied das Land Umweltschutzgruppe innerhalb des Deutschen Alpenvereins ge- Tirol, dass der bislang unerschlossene 2812 Meter hohe Berg bei gründet. Auslöser für die Gründung waren damals Pläne, eine Ischgl mit einer Seilbahn und einer neuen Pistentrasse erschlos- Straße über die Lamsenjöcher im Karwendel zu bauen. Bald ka- sen werden darf. men das Waldsterben, die geplante Erschließung von Skigebieten Der Kampf gegen die Anbindung des Kaisertals ans Straßennetz Foto: Joachim Burghardt im großen Stil sowie der Massentourismus hinzu. Großer Aufklä- prägte ebenfalls lange die Naturschutzarbeit der Sektion Ober- rungsbedarf bestand auch innerhalb des DAV. Der alpine Um- land. 1995 stellten die Kaisertaler Bewohner erstmals einen weltschutz sollte allen Bergnutzern ins Bewusstsein gerufen wer- Antrag auf eine zeitgemäße Erschließung, wogegen die 3 20 alpinwelt 3/2014
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BERGE SCHÜTZEN Foto: DAV/Steffen Reich Foto: AGUSSO Pflanzaktion für den Schutzwald am Antoniberg Der Alpenverein spricht sich gegen die fortwährende Neuerschließung im Gebirge aus Beschädigte Wege müssen in aufw AGUSSO und die Sektion Oberland aktiv wurden. Nach langem Rudi Berger. Schon frühzeitig leistete die Sektion Widerstand ge- Hin und Her kam 2004 die naturschutz-, wasser- und forstrechtli- gen die Watzmannbahn. Durch unzählige Briefe und Eingaben che Bewilligung der Straße. Der Benutzerkreis sollte aber einge- ihres 1. Vorsitzenden Dr. Erich Berger zwischen 1968 und 1979 schränkt und mithilfe einer Schranke überwacht werden. 2006 fand der Widerstand eine breite Basis. Auch die Erschließung des war Baubeginn, und seit 2008 herrscht freie Fahrt. Inwieweit das Unnütz konnte 1988 verhindert werden: Der damalige Wegerefe- Naturschutzgebiet Kaisertal, inzwischen 50 Jahre alt, durch diese rent im Rofan, seinerzeit Arbeitsgebiet der Sektion München, er- Erschließung unter Druck gerät, wird sich erst noch zeigen. fuhr von den Plänen und informierte die Öffentlichkeit. Es for- Erfolge gab es aber auch: Unter anderem aufgrund unserer Pro- mierte sich ein breiter Widerstand, dem sich auch der OeAV und teste wurden die Wallbergrennen, vom ADAC 1959 erstmals ver- die „Grüne Alternative Tirol“ anschlossen. Bis heute konnte damit anstaltet, 1988 eingestellt. 1990 wurde das erste DAV-Umwelt- diese Erschließung verhindert werden. gruppentreffen ins Leben gerufen und von der AGUSSO in An der Neufassung des DAV-Grundsatzprogramms 1994 waren Haunleiten organisiert. Seitdem findet es jedes Jahr an wechseln- beide Sektionen maßgeblich beteiligt. Dort findet sich auch die dem Ort statt, immer veranstaltet von ehrenamtlichen Natur- Forderung, ein vernetztes Schutzflächensystem im Alpenraum schützern einer Sektion! Unzählige Aufforstungen und Pflanzun- zu etablieren. Als die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH- gen wurden durchgeführt, zahlreiche Vorträge zu Umweltthemen Richtlinie) der EU in Deutschland kontrovers diskutiert wurde, entschied sich die Sektion München, den Probstalmkessel, den Hüttenbetrieb, Mobilität und Neuerschließung sie bereits 1963 hätte verkaufen können, als FFH nach Brüssel zu melden. zählen zu den großen alpinen Umweltschutzthemen 2001 konnte durch Initiative beider Sektionen der Bergsteiger- bus in die Eng wiedereingeführt werden, ein wichtiger Schritt organisiert, mit Infoständen an verschiedensten Veranstaltungen zur umweltfreundlichen Anreise in die Berge. Und seit Langem teilgenommen. Ende 1991 wurde der Arbeitskreis Energie ge- gibt es in den Arbeitsgebieten beider Sektionen zahlreiche Um- gründet, der die Sektion beim umweltfreundlichen Umbau der weltbaustellen und Arbeitstouren. Dabei werden erodierte oder Energieversorgung der sektionseigenen Hütten unterstützte. Be- anderweitig beschädigte Wege wiederhergestellt, Abschneider ginnend mit der Falkenhütte wurden über viele Jahre die Hütten- saniert und Sturmschäden beseitigt. Beim DAV-Projekt „Ski- referenten und der Vorstand fachmännisch beraten und für fast bergsteigen umweltfreundlich“ wirken beide Sektionen aktiv alle Hütten Energiekonzepte aufgestellt. 1992 wurde ein Arbeits- mit, etwa durch Maßnahmen vor Ort (z. B. Beschilderung) und kreis Verkehr ins Leben gerufen, der eine Mitfahrbörse für Berg- Information der Wintersportler über verschiedene Medien. steiger entwickelte und über viele Jahre betreute. Auch auf internationaler Ebene kann man etwas bewegen: Die Die Sektion München besitzt zwar keine Umweltschutzgruppe im Sektionen München und Oberland haben sich auf der DAV- engeren Sinn, aber mit der Naturkundlichen Abteilung eine Inter- Hauptversammlung 2013 in Ulm gegen eine Olympiabewerbung essengruppe mit ähnlicher Ausrichtung sowie seit Jahrzehnten Münchens ausgesprochen – und die Versammlung folgte ihnen! ungemein aktive Naturschutzreferenten, über viele Jahre hinweg Mit großer Mehrheit stimmten sie gegen Olympische Winterspie- 22 alpinwelt 3/2014
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