Alternativen zur Glasfaser gesucht - Bietet Breitbandinternet über Satelliten oder 5G eine Lösung? - DECOIT GmbH
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NETZBETREIBER UND -DIENSTE Alternativen zur Glasfaser gesucht Bietet Breitbandinternet über Satelliten oder 5G eine Lösung? Kai-Oliver Detken Firmen oder Privatanwender im ländli- Internet über Satellit gefragt. Der chen Raum können ein leidvolles Lied Breitbandatlas des Bundesministeri- vom Internetausbau singen. Zwar hat ums für Verkehr und digitale Infra- Der Breitbandausbau in Deutschland die Bundesregierung in den letzten struktur (BMVI, https://www.bmvi. Jahren einige Provider mit millionen- de) zeigt auf, welche Bandbreiten geht zwar unvermindert weiter, hinkt schweren Subventionen ausgestattet, und Techniken für die Datenübertra- damit schnelles Internet auch in nicht- gung heute zur Verfügung stehen. aber dennoch den Anstrengungen urbanen Gebieten Einzug hält. Aber Betrachtet man alle Anbindungstech- anderer Länder hinterher. Speziell die Provider haben damit größtenteils niken (Bild 1), sieht es dabei auf den ihre Kernnetze finanziert, ohne die ersten Blick gar nicht so schlecht aus. ländliche Gebiete sind in dieser sog. letzte Meile anzuschließen. Diese So verfügen heute immerhin 87,8 % Beziehung häufig noch letzte Meile ist heute überwiegend über einen Internetanschluss mit 50 noch in der Hand der Deutschen Tele- Mbit/s oder mehr. Nach dieser Statis- unterentwickelt, so dass selbst die kom, die sich die Nutzung teuer be- tik hat auch der ländliche Raum auf- zahlen lässt. Das Neuverlegen von geholt. Deutsche Telekom wohl nicht Glasfasern ist daher eine wichtige Op- Bild 2 hingegen zeigt den Ausbau der umhinkommen wird, die ISDN- tion, die Kunden direkt zu erreichen, leitungsgebundenen Techniken und und außerdem zukunftssicher, aber lässt größere Defizite in Ostdeutsch- Nutzung mancherorts zu verlängern. auch kostspielig. Eine interessante land und kleinere im Westen Deutsch- Fragestellung ist nun, ob Internet über lands erkennen. Die Anzeige der Kar- Fehlende breitbandige Satellit oder Mobilfunknetze eine ech- te kann dazu auf der BMVI-Webseite Internetanschlüsse können allerdings te Alternative darstellen. von ganz Deutschland bis auf die Ebe- ne eines Orts- bzw. Stadtteils herunter auch durch 4G/5G-Mobilfunknetze Internet per Satellit navigiert werden. Danach sind die Ballungsgebiete um Frankfurt a.M. oder über Satelliten bereitgestellt Die Nutzung des Internet ist heute ei- und Teile des Ruhrpotts am besten an- werden. Doch funktionieren diese ne Selbstverständlichkeit, da viele An- gebunden. Dementsprechend ist der wendungen (u.a. Streaming, Online- Bedarf für eine drahtlose Internetan- Alternativen für Unternehmen Shopping, Whatsapp, Standortkopp- bindung definitiv vorhanden. wirklich reibungslos oder muss hier lung von Firmen) nicht mehr wegzu- Beim Internetzugang über Satellit wird denken sind. Dementsprechend är- durch einen Kommunikationssatelli- mit anderen Einschränkungen gerlich ist es, wenn es nicht oder nur ten, der sich typischerweise im geo- mit zu geringer Bandbreite zur Verfü- stationären Orbit befindet, der Service gerechnet werden? gung steht. Das führt heutzutage bereitgestellt. Dabei können Ge- durchaus auch zur Abwertung von schwindigkeiten bis zu 50 Mbit/s er- Immobilien oder zu Firmensitzverle- reicht werden, was durch den Ka- gungen. Da der Breitbandausbau in Band-Modus (18,3 bis 30 GHz) inzwi- Deutschland aber immer noch Wün- schen ermöglicht wird. Eine Anzahl sche offen lässt, sind Alternativen wie von Bodenstationen nimmt dazu das Bild 1: Breitbandverfüg- barkeit in Deutschland nach Bandbreitenklas- sen und für alle Techni- ken (Stand: Ende 2018) Prof. Dr.-Ing. Kai-Oliver Detken ist Geschäfts- führer der Decoit GmbH in Bremen (Quelle: BMVI) NET 7-8/19 39
Alternativen zur Glasfaser gesucht Bild 2: Leitungsgebun- ternet über Satelliten wurde daher dene Breitbandverbin- bisher nur dann genutzt, wenn alle dung ab 50 Mbit/s in Deutschland anderen Kommunikationsvarianten versagten. Das soll sich bei den Starlink-Satelliten ändern, die gerade von Elon Musk über seine US-Raumfahrtfirma SpaceX ins All geschossen werden. Nach den bisherigen Plänen sollen 12.000 Satel- liten im Endausbau um die Erde krei- sen, um die entlegensten Gebiete, aber auch Ballungszentren mit High- speed-Internet zu versorgen (Bild 3). Im Mai wurden 62 Testsatelliten ins All geschossen, die bei den Hobby- und Profiastronomen auf der Erde bereits für Aufsehen gesorgt haben. Sie sind klar am Nachthimmel auszumachen, und man zeigte sich besorgt über die zukünftige Beobachtung des Weltalls von der Erde aus. Bis zum Jahr 2027 soll der Endausbau (Quelle: https://www. bmvi.de) abgeschlossen sein. Die Satelliten werden bis dahin in unterschiedliche Satellitensignal auf und leitet als henden Verzögerungszeiten, da sich Höhen (340 km, 550 km, 1.100 km Gateway die Internetkommunikation herkömmliche Satelliten in der geo- und 1.325 km) katapultiert sein, wo- weiter. Der Teilnehmer benötigt für stationären Umlaufbahn bewegen. durch man wesentlich geringere Sig- den Einsatz lediglich eine VSAT-Anten- Damit steht ein Satellit für einen Kom- nallaufzeiten (ca. 3,2 ms) erreichen ne mit einem Transceiver. munikationsteilnehmer zwar immer will. Da die Satelliten untereinander Unterschieden werden muss, wie bei am selben Punkt am Himmel, aber die mit Laserlinks (Lichtübertragung) ver- einem DSL-Anschluss, hier ebenfalls Entfernung beträgt auch ungefähr netzt sind, können sie auch ohne Bo- zwischen Up- und Downstream. Die 36.000 km bis zur Erdoberfläche. Dies denstation miteinander kommunizie- Upload-Geschwindigkeiten variieren bewirkt größere Kommunikationsver- ren. Verwendet werden Phased-Array- zwischen 1 bis 12 Mbit/s, während die zögerungen, die zwischen 500 und Antennen, um eine starke Richtwir- Download-Geschwindigkeiten zwi- 700 ms betragen können. Das kann kung mittels Gruppenantenne zu er- schen 5 und 50 Mbit/s betragen kön- sich negativ auf Echtzeitkommunika- reichen. Das heißt, die Strahlungs- nen, je nach Anbieter auch weniger tion (z.B. Voice over IP) oder ses- energie wird durch die Anordnung (Tabelle). sionbasierte Kommunikation (z.B. Ti- und Verschaltung von Einzelstrahlern meout bei Webnutzung) auswirken. gebündelt. Starlink-Satelliten für globales Denn das TCP-Protokoll des Internet Durch das unterschiedliche Ansteuern Internet ist im Grunde nicht für diese hohen der Einzelstrahler ist das Antennen- Latenzzeiten ausgelegt, die per Round diagramm der Antenne elektronisch Internet über Satelliten war bisher Trip Time (RTT) kontinuierlich über- schwenkbar. Hier macht man sich die aber trotzdem keine Erfolgsgeschich- prüft werden, so dass mit Leistungs- Erfahrungen bei Radaranlagen in der te. Zu groß waren die damit einherge- verlusten gerechnet werden muss. In- Militärtechnik zunutze. Zusätzlich besitzt jeder Satellit einen Anbieter Filiago Orbitcom Getinternet skyDSL Ionenantrieb mit Kryptongas, um max. Download 50 Mbit/s 20 Mbit/s 50 Mbit/s 40 Mbit/s selbstständig Weltraummüll auswei- max. Upload 2 Mbit/s 2 Mbit/s 6 Mbit/s 2 Mbit/s chen zu können. Dieser kommt in den Tarife mit Volumenbegrenzung ja ja ja ja geplanten Höhen inzwischen ver- Tarife mit Flatrate ja ja nein ja mehrt vor und stellt mittlerweile ein Faire-Use-Policy ja ja ja nein ziemliches Problem für die Welt- Telefonie-Flat ja ja ja ja raumforschung dar. Um keinen weite- TV über Satelliten ja ja ja ja ren Weltraumschrott zu erzeugen, Vertragslaufzeit 24 Monate 1 Monat 1 Monat keine sollen die Satelliten nach fünf Jahren Kündigungsfrist 3 Monate 1 Monat 1 Monat 1 Monat in der Erdatmosphäre verglühen und durch eine neue Generation ersetzt Anbietervergleich für Internet über Satelliten werden. 40 NET 7-8/19
Alternativen zur Glasfaser gesucht Bild 3: 60 Starlink-Satel- Bundesnetzagentur versteigert. Zwar liten auf einer Falcon9- ist der Verkauf dieses Mal mit Versor- Oberstufe gungsauflagen versehen worden, je- doch muss der flächendeckende Auf- bau erst noch erfolgen. Bis Ende 2022 sollen die Autobahnen und wichtigsten Bundesstraßen mit einer Datenrate von 100 Mbit/s ver- sorgt werden. Die Deutsche Telekom hat sogar vollmundig angekündigt, bis zum Jahr 2025 mindestens 99 % (Foto: SpaceX) der Bevölkerung und 90 % der Fläche Als Kommunikationsbandbreite wer- ten von 300 bis 4.000 Mbit/s im Deutschlands mit 5G zu versorgen. den 33 bis 66 Gbit/s pro Satellit ange- Download und bis zu 1.000 Mbit/s im Vergleicht man diese Ankündigung nommen, die aufgrund von geografi- Upload vorgesehen, die zudem niedri- mit den realen 3G- und 4G-Netzen, schen Begebenheiten aber nur zum ge Latenzzeiten (ca. 10 ms) besitzen darf dies stark bezweifelt werden. Vo- Teil genutzt werden kann. So geht sollen. Dies war früher ein Problem, dafone hat immerhin als erster Provi- man eher von 1 Gbit/s pro Nutzer aus, da reine Datenverbindungen im glei- der seine ersten fünfundzwanzig 5G- was aus heutiger Sicht aber immer chen Netz oftmals höhere Verzöge- Basisstationen am 16. Juli dieses Jah- noch eine enorme Verbesserung dar- rungen besaßen als reine Sprachver- res aktiviert und will die Zahl bis Au- stellt. bindungen. So wurde ein 4G-Router gust 2019 auf 50 Basisstationen wei- Hauptkritikpunkte an dem System häufig auch zur Alternative für einen ter ausbauen. Das 5G-Netz ist derzeit sind Entstehung und Anhäufung von Breitbandanschluss für stationäre allerdings nach eigenem Bekunden weiterem Weltraumschrott, denn das Endkunden. Allerdings gibt es vertrag- noch hauptsächlich zum Üben und Entfernen der Satelliten aus höheren liche Einschränkungen (z.B. keine Flat- zum Sammeln von Erfahrungen ge- Erdumlaufbahnen kann nur einwand- rate), und nur spezielle Regionen kön- dacht. Für mehr reicht allein die Ab- frei gelingen, wenn ausreichend Treib- nen angeboten werden, deren Basis- deckung derzeit nicht aus. stoffreserven vorhanden sind und kein stationen ausreichend Kapazität zur Fehlverhalten entsteht. Astronomen Verfügung stellen. Denn eine Basissta- Fazit äußerten außerdem weltweit die Be- tion bietet nur eine endliche Band- fürchtung, dass der Nachthimmel für breitenkapazität an, die sich die Nut- Der Breitbandausbau hat in Deutsch- Beobachtungen mit optischen Tele- zer zudem teilen müssen. Hinzu land in den letzten Jahren Fortschritte skopen nachhaltig beeinträchtigt wer- kommt, dass deutsche Provider über gemacht, muss aber speziell in länd- den könnte. Da auch noch andere Fir- solche Datenverbindungen gerne Vi- lichen Regionen weiter nachlegen. men wie Oneweb, Telesat oder Ama- deo- und Audiotelefonie sperren las- Aufgrund fehlender Festanbindungen zon an solchen Konzepten arbeiten, sen, damit Mobilfunknutzer dies nicht stellen daher Satelliten oder das kom- ist zukünftig noch mit einer Vielzahl als preiswertere Alternative ausnutzen mende 5G-Netz eine Alternative dar. weiterer Satellitensysteme zu rech- können. Daher stellen 4G-Anschlüsse Allerdings muss dafür die Latenzzeit nen, die diese Problematik weiter ver- auch nur mittelbar eine wirkliche Al- bei der Satellitenkommunikation ent- schärfen werden. ternative zu herkömmlichen DSL-/ sprechend klein gehalten werden, VDSL-Festanschlüssen dar. was die neuen Konzepte immerhin Mobilfunknetze mit 4G/5G Mobilfunknetze der fünften Genera- auch versprechen. Mit den bisherigen tion (5G) werden die Bandbreite wei- Satellitensystemen konnte man bisher Im Gegensatz zu Satellitensystemen ter steigern, um mobiles Internet und kaum von einem echten Breitbandan- basieren Mobilfunknetze auf Basissta- die Anbindung des Internet der Dinge schluss sprechen. tionen, die am Erdboden in definier- (Internet of Things – IoT) voranzubrin- Das 5G-Netz wird künftig als weiterer ten Abständen installiert sind. Die gen. Dazu muss man ein noch eng- Konkurrent auftauchen, muss aber meisten sind in Ballungszentren und maschigeres Netz von Basisstationen erst noch entsprechend aufgebaut an Hauptverkehrsstraßen zu finden. als für 4G aufbauen. Datenraten von werden. Ob man dann noch drahtlose Erklärtes Ziel der Provider ist es, bis zu 20 Gbit/s sollen möglich wer- Anbindungen als Alternative zu Glas- Deutschland flächendeckend mit 4G/ den. Ebenso sollen die Verzögerungen faseranschlüssen für feste Standorte 5G-Netzen zu versorgen. Die Realität nochmals verringert werden (
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