Erfahrungsbericht zum Auslandsstudium - B.Sc. Psychologie Aufenthalt an der Université Blaise Pascal in Clermont-Ferrand, Frankreich im WS 2014/15
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Erfahrungsbericht zum Auslandsstudium B.Sc. Psychologie Aufenthalt an der Université Blaise Pascal in Clermont-Ferrand, Frankreich im WS 2014/15 Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule) Nachdem ich von Frau Fischer die Nachricht bekommen hatte, dass ich im Wintersemester 2014/15 ein Jahr an der Université Blaise Pascal studieren kann, dauerte es noch eine Weile, bis ich von der Université Blaise Pascal eine Mail bekam, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich eine Onlinebewerbung auf der Homepage der Universität ausfüllen und eine ausgedruckte Fassung mit Unterschrift von meiner Erasmus-Koordinatorin (Frau Fischer) per Post an das International Office der Université Blaise Pascal schicken sollte. In dieser Online-Bewerbung sollte ich schon die Kurse angeben, die ich in Clermont-Ferrand besuchen wollte. Zum Glück fanden sich auf der Internet-Seite des Bereiches Psychologie nahezu alle angebotenen Kurse mit relativ ausführlichen Beschreibungen, sodass es kein großes Problem darstellte in Absprache mit Frau Fischer schon eine Erstauswahl möglicher Kurse zu treffen. Kurz nachdem ich die Bewerbung abgeschickt hatte, wurde mir von der Université Blaise Pascal eine Bestätigung zugesandt, dass ich für ein Semester dort studieren könne. Die Bewerbung an der Gasthochschule lief also völlig problemlos ab. Die Anreise nach Clermont-Ferrand lässt sich, zumindest wenn man aus NRW oder der Nähe von NRW kommt, am einfachsten und günstigsten mit dem Zug bewerkstelligen. Der Thalys braucht nur ca. 3 Stunden von Köln nach Paris und in Paris kann man mit einem Intercité ziemlich günstig in 3,5 Stunden nach Clermont-Ferrand kommen. Allerdings muss man in Paris den Bahnhof wechseln, da man am Gare du Nord ankommt und der Intercité von Paris Bercy losfährt. Da es in der Metro sehr viele Treppen und nur ganz wenige Aufzüge gibt, kann dies mit schwerem Gepäck eine ziemliche Tortur werden. Allerdings sind die Franzosen meiner Erfahrung nach sehr hilfsbereit. Wenn man also verzweifelt mit einem schweren Koffer, einem riesigen Rucksack und einer Umhängetasche (so in etwa sah mein Gepäck aus) vor einer steilen Treppe steht, hilft einem fast immer jemand. Trotzdem ist es empfehlenswert beim Buchen der Züge darauf zu achten, dass man besser zwei als nur eine Stunde Umsteigezeit hat. Bei den Zügen lohnt es sich außerdem früh zu buchen, da sowohl der Thalys als auch der Intercité dann wesentlich günstiger sind. Zudem ist es sinnvoll sich schon vor der ersten Zugfahrt die Carte Jeune zu besorgen, da man mit dieser auf alle Züge des SNCF (das französische Pendant zur deutschen Bahn) Vergünstigungen bekommt. Hierbei sollte man aber beachten, dass man diese Carte Jeune in Deutschland nur im Thalys-Store in Köln abholen kann. Auch auf direkte Anfrage, war es leider nicht möglich, sich diese nach Deutschland zuschicken zu lassen. Wenn man also nicht zufällig in der Nähe von Köln wohnt sollte man die Carte Jeune vielleicht lieber erst kaufen, wenn man schon in Frankreich ist.
Wenn man keine Zeit hat, im Semester vor dem Aufenthalt in Clermont-Ferrand einen Französisch-Auffrischungskurs zu machen, finde ich es empfehlenswert vor Semesterbeginn einen Sprachkurs des FLEURA (Sprachzentrum der Université Blaise Pascal) zu belegen. Der Kurs selbst ist zwar relativ arbeitsaufwendig, weil man zusätzlich zu 6-7 Stunden Unterricht am Tag auch noch Hausaufgaben aufbekommt, aber man lernt neben der Sprache auch viel über das Unisystem in Frankreich, was mir persönlich in meinem Semester sehr geholfen Unterkunft (Suche, Kosten, Tipps und Tricks) Ich habe während meines Semesters in einem Foyer namens „Home Dome“ gewohnt und war sehr zufrieden damit. Die Zimmer sind zwar ziemlich klein, verfügen dafür aber über ein eigenes Bad und haben teilweise auch einen Balkon. Der Preis von über 400 Euro wirkt zunächst ganz schön teuer; mit französischem Wohngeld habe ich dann aber nur etwas über 200 Euro im Monat gezahlt. Das Home Dome liegt sehr zentral; man ist zu Fuß in 5-10 Minuten in der Innenstadt und in 15-20 Minuten an der Uni. Allerdings gibt es nur eine große Gemeinschaftsküche in der die Herdplatten oft zu Stoßzeiten besetzt sind. Wer also viel Wert auf selber kochen legt, sollte sich besser eine andere Unterkunft suchen. Die staatlichen Studentenwohnheime vom CAF nehmen aus unerfindlichen Gründen keine Deutschen auf, weshalb man dort leider nicht unterkommen kann. Aber viele der Erasmus-Studenten wohnen auch in WGs, die man zum Beispiel über www.leboncoin.fr finden kann. Oft gibt es auch in Facebook-Gruppen Angebote. Insgesamt ist Clermont-Ferrand im Gegensatz zu vielen anderen französischen Städten sehr günstig und die Wohnsituation relativ entspannt, sodass man normalerweise auch vor Ort etwas finden sollte, wenn man früh genug anreist. Studium an der Gasthochschule (Kurse, Unterschiede in der Lehre, Anrechnung) Der Fachbereich Psychologie an der Université Blaise Pascal ist gut organisiert und man hat fast das Gefühl, dass sie sich über ausländische Studenten freuen, was wahrscheinlich vor allem daran liegt, dass der Studiengang Psychologie nicht so mit internationalen Studenten überlaufen ist. Wir waren während meines Semesters zu fünft: drei Deutsche, eine Belgierin und ein Brasilianer. Von der Uni in Clermont-Ferrand gab es für uns keinerlei Einschränkungen bei der Kurswahl; wir konnten aus allen Bachelor- und Mastersemestern des Psychologie- Studiengangs frei unsere Kurse zusammenstellen. Ich habe in Clermont-Ferrand meine Klinische Vertiefung gemacht und dafür die Kurse „Clinique-Sante 2“ und „Neurobiologie du Comportement“ belegt, die beide jeweils 5 Credit-Points gaben. Allerdings ist in Frankreich der Stundenaufwand deutlich höher als in Deutschland, sodass man für eine Veranstaltung meist sowohl eine Vorlesung als auch ein Seminar (TD oder TP) besuchen muss. Zudem existiert das akademische Viertel in Frankreich nicht, sodass die Vorlesungen tatsächlich zwei Zeitstunden dauern. Den Kurs „Clinique-Sante 2“ kann ich weiterempfehlen; „Neurobiologie du Comportement“ ist zwar interessant, aber aufgrund der ganzen französischen Fachbegriffe und einem sehr schnellem Tempo, zumindest für mich, unglaublich schwer gewesen, sodass die Nacharbeitung extrem viel Zeit in Anspruch nahm. Insgesamt ist das Unisystem in Frankreich etwas gewöhnungsbedürftig. Sehr oft benutzen Professoren keine Powerpoint-Folien (oder stellen diese den Studenten nicht zur Verfügung), sodass man alles mitschreiben muss. Teilweise kam es vor, dass die ganze Vorlesung daraus bestand, dass einem wortwörtlich 2 Stunden lang Stoff diktiert wird. Was genau die
Professoren damit bezwecken ist mir schleierhaft. Empfehlenswert ist es aber auf jeden Fall nach der ersten Vorlesung zum Dozenten zu gehen und sich als Erasmus-Student vorzustellen. So haben wir beispielsweise in Neurobiologie die Powerpoint-Folien von der Professorin immer per E-Mail zu geschickt bekommen (die französischen Studenten bekamen die Folien nicht). In Clermont-Ferrand dürften Erasmus-Studenten am Centre FLEURA (Sprachzentrum) zwei kostenlose Sprachkurse belegen, was ich sehr empfehlenswert finde. Zum einen lernt man nette Leute kennen und zum anderen gibt es auch Kurse mit wirklich interessanten Themen und die Dozenten sind sehr nett. Alltag und Freizeit Da ich in Deutschland schon das EXPRA vorgezogen hatte und somit in Frankreich nur eine Vertiefung abdecken musste, sah mein Alltag in Frankreich meist sehr entspannt aus, sodass ich viel Zeit für Freizeitaktivitäten hatte. Sehr empfehlenswert ist es, sich beim SUAPS (Unisport) anzumelden, da man dort gut in Kontakt mit Franzosen kommen kann. Ich selbst habe Klettern und Badminton belegt, was mir beides großen Spaß gemacht hat. Vom Klettern werden auch mehrtägige Trips, zum Beispiel in die Ardeche angeboten. Leider wurde der Trip, für den ich mich angemeldet hatte, wegen schlechten Wetters abgesagt. Aber wenn ihr da seid (auch als Kletteranfänger) würde ich sehr empfehlen, die Chance zu nutzen und sich dafür anzumelden. Ebenfalls eine gute Idee ist es sich für das Buddy-Programm der Université Blaise Pascal anzumelden, da dies ebenfalls eine gute Möglichkeit ist, in Kontakt mit Franzosen zu kommen. Da Clermont-Ferrand direkt zwischen Vulkanen liegt, kann man sehr gut wandern gehen. Leider braucht man für die meisten Ausflüge ein Auto, was ein wenig nervig ist. Zum Puy-de-Dôme, dem größten Vulkan der Region, kommt man allerdings zumindest in den Sommermonaten mit einem Shuttle-Bus und von dort kann man sehr viele Wanderungen beginnen. Ebenfalls empfehlenswert und ohne Auto erreichbar ist die Wanderstrecke von Royat (kleines Örtchen in der Nähe von Clermont) zum Puy-de-Dôme. Blick vom Puy-de-Dôme
Clermont-Ferrand liegt so ziemlich in der Mitte von Frankreich, sodass es sich anbietet am Wochenende andere Städte zu besuchen. Ich war beispielsweise in Bordeaux, Lyon und Montpellier. Da Clermont-Ferrand zugtechnisch nicht gut angebunden ist, ist es am günstigen mit der französischen Mitfahrzentrale (Covoiturage.fr) zu fahren. Praktischerweise gehört diese zur auch in Deutschland bekannten Seite Blabla-Car, sodass man sich mit dem deutschen Account auf der Seite anmelden kann. Wenn man im Wintersemester da ist, ist es ein absolutes Muss für das „Fête des Lumières“ im Dezember nach Lyon zu fahren. Die Stadt ist an dem Wochenende zwar sehr voll, aber die Lichtinstallationen sind so beeindruckend, dass man es auf keinen Fall verpassen sollte. Für einen Tagesausflug von Clermont-Ferrand eignet sich das nur 30km entfernte Vichy sehr gut. Dort kann man mit dem Zug hinfahren oder trampen. Diese Fortbewegungsart scheint in Frankreich wesentlich beliebter zu sein, als in Deutschland. Das Nachtleben in Clermont-Ferrand wirkt auf den ersten Blick etwas ruhig; wenn man sich allerdings ein bisschen besser auskennt und weiß wo man hingehen muss, hat es einiges zu bieten. Es gibt sehr viele Bars, Kneipen und Cafés, in denen am Wochenende oft kleinere Konzerte sind. Besonders gut hat mir eine Art Tanzbar namens „Le Baraka Bar“ gefallen. Auch dort finden oft Konzerte statt und donnerstags- bis samstags legen ab 23 Uhr meist unterschiedliche DJs auf. Außerdem sehr gut gefallen hat mir „La Cooperative de Mai“. Dort gibt es jeden ersten Donnerstag im Monat eine „Afterwork-Party“, die kostenlos und sehr beliebt ist. Einkaufsstraße und Kathedrale in der Altstadt von Clermont-Ferrand Fazit (beste und schlechteste Erfahrung) Die schlechteste Erfahrung war für mich wohl, dass es in Frankreich teilweise wirklich richtig schwierig ist, Vegetarier zu sein. In Restaurants, Boulangerien etc. wurde man meist verständnislos angeschaut, wenn man nach einem vegetarischen Gericht oder Sandwich gefragt hat und in der Mensa musste man sich oft mit den Beilagen begnügen, wenn man kein Fleisch essen wollte. Ansonsten ist das Essen in Frankreich aber himmlisch. Ich habe noch nie so viel
leckeren Käse gegessen wie in Clermont-Ferrand. Unbedingt probieren sollte man den St. Nectaire, der in der Region hergestellt wird. Die beste Erfahrung, die ich in Frankreich gemacht habe, war die Offenheit und Freundlichkeit der Franzosen, die ich kennengelernt habe. Ich hatte sehr großes Glück mit meinem Buddy und wurde sehr schnell in seinen Freundeskreis aufgenommen, sodass ich fast nur Kontakt zu Franzosen hatte. Dadurch fühlte ich mich in Clermont schnell zuhause und konnte viel über das Land und die Menschen lernen. Insgesamt würde ich ein Semester in Clermont-Ferrand uneingeschränkt weiterempfehlen. Die Stadt hat vielleicht nicht so viel zu bieten, wie Paris, Bordeaux oder Lyon. Dafür fühlt man sich sehr schnell heimisch und dadurch, dass die Stadt nicht so von Erasmus-Studenten überflutet wird, fällt es viel leichter Kontakt zu Franzosen zu bekommen. Wer also sein Auslandssemester nicht unbedingt in einer Großstadt machen möchte, sollte Clermont-Ferrand auf jeden Fall eine Chance geben. Datum: 02.02.2015
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