ANDERS ALTERN - LENA BAYREUTH
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Stadtleben Anders altern S E N I O R E N - W O H N G E M E I N S C H A F T L E N A V O R D E M S TA R T In eines der neuen Häuser der Gemeinnützigen Bayreuther Wohnungsgenossenschaft (GBW) will die Senioren-Wohnge- meinschaft LeNa Bayreuth einziehen. Im Bild (von links): Günter Bergmann und Inge Drechsel von LeNa Bayreuth, Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, der GBW-Aufsichtsratsvorsitzende Harald Müller, Architekt Volker Jungwirth und GBW-Geschäftsführer Markus-Patrick Keil Es gibt durchaus mehrere Wege, das Alter treffend zu einerseits gemeinsam aktiv werden, zusammen Dinge beschreiben. Die eine – klagende – Variante bedient sich unternehmen und gut leben. Wir sind aber andererseits dazu Adjektiven wie mühsam, einsam, traurig. Daneben auch angetreten, uns gegenseitig zu helfen.“ gibt es aber eine ungleich lebensbejahendere Sichtweise des Alters. Agil, gemeinsam, selbstbestimmt – das sind die Losungen, die sich die neuen Alten gerne auf die D E R P L A N F Ü R S A LT E R Fahnen heften. Sie erfreuen sich ihres fortgeschrittenen Lebens und machen was draus. So wie die Gründerin- Nachdenken übers Alter tun viele – die wenigsten schaf- nen und Gründer der Bayreuther Senioren-Wohngruppe fen es bis zur Umsetzung eines eigenen, maßgeschnei- LeNa Bayreuth. derten Lebensmodells. Auch Günter Bergmann, viele Jah- re lang Direktor des Bayreuther Arbeitsamts, machte sich seine Gedanken übers Altern. Darüber, wie es werden GEMEINSAM AKTIV würde, wie und wo er leben wollte. Dann kam der Tod sei- ner Frau. Und in der Folge immer wieder diese eine Frage: LeNa steht für Lebendige Nachbarschaft. Und das be- Was nun? Zur Tochter ziehen? Ins Altersheim? Bergmann schreibt sehr gut, was die Seniorengruppe zwischen 60 entschied sich anders. Als Mitglied des Vereins JAZ (Jung und 78 Jahren umtreibt. Sie wollen gemeinsam leben, und Alt zusammen) sprach er mit anderen Seniorinnen gemeinsam aktiv sein. Sich aber gleichzeitig ihre Selbst- und Senioren über alternative Alterskonzepte, die zu- ständigkeit bewahren. Günter Bergmann, der aus der sammenschweißen. Seine Überlegung: Es sollte mög- Foto: GMK bloßen Idee der Alters-WG ein Herzblut-Projekt gemacht lich sein, Leute zu finden, die ähnlich ticken. Und diese hat: „Unser Modell beruht auf zwei Säulen: Wir wollen Idee spornte ihn an. Ende September 2019 setzte er eine 70
Stadtleben Veranstaltung an, zu der 30 Menschen erschienen, um zu » Man wollte kein Mehrgenerationenprojekt daraus reden. Übers Alter, das Zusammenleben und eine neue, machen, sondern Menschen ab etwa 60 Jahren zu- respektvolle Form des Miteinanders. Aus der Gruppe er- sammenbringen. Menschen, die ihr Berufsleben weit- wuchsen zehn Seniorinnen und Senioren, die sich fortan gehend hinter sich haben und bereit sind für eine alle 14 Tage trafen. Immer dabei: Inge Drechsel und Gün- neue Phase. Menschen, die gemeinsam aktiv werden ter Bergmann. Dem Führungs- wollten. Die offen sind für Spa- kreis gehören zudem Ingeborg ziergänge, Lese- oder Spiele- Brendler, Hilde Willer und Ha- „Projekte wie LeNa abende, sportliche Aktivitäten, rald Meier an. Bayreuth passen Kino- oder Theaterbesuche. Die gerne gemeinsam kochen, wunderbar zu einkaufen, frühstücken. Aber DA S S I N D D I E Z I E L E unserem genossen- es auch tolerieren, wenn je- schaftlichen Ansatz“ mand dazu mal keine Lust hat. Sie standen vor einem mühsa- Jeder kann, niemand muss. men Prozess. Schließlich gab » Man wollte viel Zeit investie- es, zumindest in Bayreuth, M A R K U S - PAT R I C K K E I L , ren, Menschen zu finden, die noch kein Modell für eine G E S C H Ä F TS F Ü H R E R G B W auch als Gruppe funktionieren. selbstbestimmte (Senioren-) WG. Es galt Fragen zu klären, Gemeinsame Basis für die Grundsätze zu erörtern, Ziele zu formulieren wie diese: Gruppenfindung wurde ein (Selbst-)Auskunftsbogen, den » Man wollte kein teures Bau- oder Sanierungsprojekt jede und jeder beantworten muss, der bei LeNa Bayreuth realisieren, sondern geeignete Räume mieten. Nicht mitmachen will. Was da abgefragt wird? Das beispiels- auf dem Land, sondern in der Stadt. weise: Was mache ich besonders gern / was kann ich Anzeige 71
Stadtleben sehr gut / was mag ich nicht bzw. vermeide ich nach Entscheidungen zu akzeptieren, auch wenn ich dann auf Möglichkeit? Wie kann ich mich in die Nachbarschaft mir wichtige Dinge verzichten muss? einbringen? Bin ich bereit, demokratisch herbeigeführte Die LeNa-Aktivisten trafen sich mit vergleichbaren Grup- pierungen, etwa dem Projekt Olga in Nürnberg („Oldies „Hinter dem Wohnprojekt LeNa steht eine Gruppe von Leben Gemeinsam Aktiv“) oder der Hausgemeinschaft Menschen, die auch ihr Leben im Alter bunt, selbstbestimmt 60+ Markt Schwaben, führten Gespräche mit der Stadt, und eigenverantwortlich leben möchten. Jeder lebt in einer diskutierten über Car-Sharing, konzipierten eine eigene eigenen abgeschlossenen Wohnung, aber zusammen mit Internetseite und einen Flyer, gründeten eine Gesell- Nachbarn, die sich gegenseitig unterstützen und helfen. schaft bürgerlichen Rechts (GbR). Und sind jetzt auch auf Ich finde diesen Ansatz sehr sympathisch, er ist erfrischend Facebook unterwegs. Nur eines fehlte noch: ein Gebäude, zukunftsorientiert. Die Altersstruktur unserer Gesellschaft also das Nest für die Wohngemeinschaft. verändert sich – auch in Bayreuth. Wir brauchen neue, un- konventionelle Ideen und Lebensmodelle, um auf die damit Und da half LeNa Bayreuth ein Kontakt zur Gemein- verbundenen Fragen für die Zukunft Antworten geben zu nützigen Bayreuther Wohnbaugenossenschaft, den können. Vielen Menschen droht im Alter die Isolation und Inge Brendler hergestellt hatte. GBW-Geschäftsführer der Verlust sozialer Kontakte. Hier setzt LeNa erfolgverspre- Markus-Patrick Keil sprach zunächst mit LeNa Bay- chend an. Ich bin mir sicher, dass solche Modelle nicht nur reuth über das Projekt, dann mit dem GBW-Vorstand. in unserer Stadt viel Nachahmung finden werden.“ Und voilà: Fortan hatte LeNa Bayreuth eine konkrete Standort-Perspektive. „Das“, sagt Günter Bergmann THOMAS EBERSBERGER, rückblickend, „bedeutete für uns einen Quanten- O B E R B Ü R G E R M E I ST E R STA DT B AY R E U T H sprung.“ Denn LeNa war jetzt nicht mehr nur Kopf sache, sondern ein konkretes Projekt. Anzeige ELEKTRO / SANITÄR / HEIZUNG Rundum wohlfühlen. Wir sind Ihr zuverlässiger und kompetenter Partner bei Neubau, Umbau, Sanierung, Renovierung, Reparatur, Kundendienst und Wartung. Justus-Liebig-Straße 5 / 95447 Bayreuth / Telefon: 0921 7561-0 info@bechert.biz / www.bechert.biz / 72
Stadtleben GUTES KLIMA Neubauten am Stuckberg liegen vor, die letzten Details des Rahmenvertrags werden aktuell noch erörtert. Beide Seiten Die beste Nachricht: LeNa Bayreuth bekommt am Stuck- sind gewillt, möglichst bald alles in trockene Tücher zu brin- berg ein eigenes, in sich abgeschlossenes Haus – eines gen und bis Jahresende alle Wohnungen zu vermieten. von dreien, das die GBW nach dem erfolgten Abriss der Altbauten barrierefrei baut. Läuft alles nach Plan, sollen Im Bayreuther LeNa-Haus entstehen insgesamt zwölf die Häuser bis Ende 2022, Anfang 2023 bezugsfertig sein. Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen auf drei Etagen. „Bei uns haben Günter Bergmann und Inge Dressel mit Elf Wohnungen werden einzeln vermietet, die zwölfte dem Projekt LeNa offene Türen eingetreten. Denn Pro- Wohnung dient als Gemeinschaftsraum, in dem man jekte wie dieses passen wunderbar zu unserem genos- kochen, reden, spielen oder auch mal Gäste unterbrin- senschaftlichen Ansatz“, sagt GBW-Geschäftsführer Keil. gen kann. Während es für die Zwei-Zimmer-Wohnun- Denn auch der GBW, die rund 2.500 Wohnungen verwal- gen mit rund 50 Quadratmetern bereits Reservierungen tet, gehe es um gutes Miteinander, ein sicheres soziales gibt, sind noch einige der Drei-Zimmer-Wohnungen Netzwerk und ein gutes Klima im Quartier. (etwa 70 Quadratmeter) verfügbar. Die Auswahl der Mieter übernimmt LeNa Bayreuth, Vermieter aber ist Vorstand und Aufsichtsrat haben sich dafür ausge- die GBW. Bis Ende Sommer sollen die Wohnungen ver- sprochen, LeNa in die GBW zu integrieren, so Keil. Was geben werden. Dann wird eine Warteliste angelegt. das bedeutet? Zum einen gibt es eine Art Rahmenver- trag, der die Details regelt. Im Grundsatz aber gilt: Jedes Übrigens: Der Name LeNa ist gut gewählt. Denn die „LeNa Bayreuth“-Mitglied zeichnet bei der GBW min- Mehrzahl derer, die sich zu einer Wohngemeinschaft destens zwei Genossenschaftsanteile, wird also ganz zusammenschließen wollen, ist weiblich. Wer mitma- normaler Genossenschaftler. Die Kooperation ist bereits chen will, kann sich über lena-bayreuth.de an die besiegelt worden, die Baugenehmigung der Stadt für die Gruppe wenden. GDM Anzeige Prefa- Fassaden- Flach- Metall- Solar- Ziegel- und Dächer Technik Dächer Dächer Anlagen Schiefer- Dächer Spenglerei • Dachdeckerei • Fassadentechnik Energieberatung • Solar- und Photovoltaikanlagen Fantaisiestraße 22a • 95445 Bayreuth • Tel. 0921-66612 • www.doering-reuth.de 73
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