"Anne Frank Tagebuch" und "Der Junge im gestreiften Pyjama" - Facharbeit im Grundkurs Deutsch von Emily Rothemann Fachlehrer: Herr Weber ...
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„Anne Frank Tagebuch“ und „Der Junge im gestreiften Pyjama“ Facharbeit im Grundkurs Deutsch von Emily Rothemann Fachlehrer: Herr Weber Johannes-Althusius-Gymnasium Bad Berleburg Schuljahr 2019/2020 Der Junge im gestreiften Pyjama 1 Anne Frank Tagebuch 2
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung………………………………………………………………………...2 2. Inhalt beider Werke……………………………………………………………...3 2.1 Inhalt „Anne Frank Tagebuch“………………………………………………3 2.2 Inhalt „Der Junge im gestreiften Pyjama“…………………………………4-5 3. Perspektiven hinsichtlich des Antisemitismus…………………………………..6 3.1 Perspektive „Anne Frank Tagebuch“……………………………………...6-7 3.2 Perspektive „Der Junge im gestreiften Pyjama“…………………………..8-9 3.3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede……………………………………….10 3.4 Reicht es nur das Anne frank Tagebuch zu lesen?........................................11 4. Mögliche Präventionen zum heutigen Antisemitismus………………………...12 5. Schlussfolgerung……………………………………………………………….13 6. Literaturverzeichnis…………………………………………………………….14 1
1 Einleitung Als ich wusste, dass ich meine Facharbeit im Fach Deutsch schreibe, war mir direkt klar, dass die Zeit des Nationalsozialismus thematisch mit inbegriffen sein muss. Schon seit Jahren beschäftige ich mich auch privat mit dem Thema und mich interessiert vor allem, wie die Juden zu dieser Zeit gelebt und überlebt haben. Dieses Jahr ist der Krieg genau 75 Jahre her und ist auch aus diesem Grund heute noch sehr präsent. Die Zeit des zweiten Weltkriegs ist eine Zeit, die viel Unheil auf der Erde angerichtet hat. Vor allem Juden aber auch andere Menschen, die nicht der arischen „Rasse“1 angehörten wurden getötet und anschließend sogar verbrannt. Fast sechs Millionen Menschen wurden in den Konzentrationslagern getötet, wovon nur Wenige lebend entkamen.2 Einer von ihnen ist Otto Frank. Er ist der Vater eines jüdischen Mädchens, die in der Zeit des Versteckens Tagebuch schrieb und somit, nun für alle lesbar, ihre Gedanken und Gefühle sowie reine Alltagssituationen und Streits auf einem Blatt Papier festhielt. Nachdem er lebend entkam, überarbeitete er das Tagebuch seiner Tochter und veröffentlichte es auf ihren Wunsch hin. Auch John Boyne veröffentlicht 2006 „Der Junge im gestreiften Pyjama“, welches auch in der NS-Zeit spielt und die Freundschaft zwischen einem jüdischen und einem deutschen Jungen thematisiert. Dies jedoch ist, anders als das Anne Frank Tagebuch eine Fabel und somit eine ausgedachte Erzählung. Aber welches der beiden Bücher sollte man eher lesen? Oder ist es vielleicht sogar besser beide zu lesen, obwohl eines der beiden Bücher ausgedacht ist? Diese und viele weitere Fragen werden im Verlauf zu der Fragestellung „Inwiefern ermöglichen die unterschiedlichen Perspektiven der jeweiligen Hauptcharaktere der Werke `Anne Frank Tagebuch` und `Der Junge im gestreiften Pyjama` einen Einblick in den damaligen Antisemitismus und wo ergänzen sie sich?“ beantwortet. 1 Idealbild eines Menschen zu dieser Zeit 2 vgl. br.de: religion. 2011. (Zugriff: 18.04.2020). 2
2 Inhalt der jeweiligen Werke 2.1 Inhalt von „Anne Frank Tagebuch“ Der nicht fiktionale Text „Anne Frank Tagebuch“ von der gleichnamigen Autorin aus den Jahren 1942 bis 1944 handelt von dem jahrelangen Versteck Annes und ihrer Familie vor den Nationalsozialisten im sogenannten Hinterhaus in Amsterdam. Anne Frank bekommt zu ihrem 13. Geburtstag, dem 12. Juni 1942, ein Tagebuch von ihren Eltern geschenkt. Dort hält sie ihre Gefühle und Eindrücke die nächsten zwei Jahre, bis zum 1. August 1944, im Hinterhaus fest. Als der Judenhass auch in Amsterdam immer größer wird beginnt Annes Vater, Otto, sich schon Monate vor dem Einzug Gedanken um das zukünftige Versteck der Franks zu machen. Er bereitet es in dieser Zeit vor, um es bewohnbar zu machen. Nur ihm ist es möglich an dem Versteck zu bauen und zu arbeiten, denn es befindet sich im Gebäude seiner ehemaligen Firma. Als aufgerufen wird, dass Margot, die drei Jahre ältere Schwester von Anne, sich zur Arbeit in Deutschland zu melden, beschließen sie frühzeitig in das Versteck einzuziehen, da sie ihnen nicht trauen.3 Mit ihnen gehen die Familie van Daan, welche aus den Eltern und einem Sohn besteht. Auch ein jüdischer Doktor, Fritz Pfeffer, findet später Unterschlupf in dem Versteck. Um so leben zu können, haben sie zuvor vier dort arbeitende Freunde eingeweiht, die ihnen helfen, Nahrungsmittel zu bekommen und in ihrem Versteck unauffällig untergebracht zu sein. So schaffen sie es tatsächlich gut zwei Jahre dort zu hausen, bis ein noch einschließlich heute unaufgeklärter Verräter die Polizei ruft und ihnen vom Hinterhaus erzählt. Schließlich werden sie entdeckt und verhaftet. Durch das ständige Beisammensein der Personen im Versteck, ist es nicht immer einfach, ohne Streit die Zeit zu verbringen. Außerdem bekommt der Leser einen Einblick in die sich immer verringernde Liebe zu ihrer Mutter und das trotzdem bestehende Verhältnis zu ihrem Vater und ihrer Schwester, sie beschreibt ihre Verliebtheit in den Jungen der van Daans und wird sowie körperlich als auch kognitiv immer erwachsener. 3 vgl. anne frank house. 2018. (Zugriff: 13.04.2020). 3
2.2 Inhalt von „Der Junge im gestreiften Pyjama“ Der Roman „Der Junge im gestreiften Pyjama“ von John Boyne aus dem Jahr 2006 spielt zwischen 1942 und 1945. Der deutsche Junge Bruno schließt eine verbotene Freundschaft mit dem gleichaltrigen Schmuel, einem polnischen Juden. Der neunjährige Bruno ist der Sohn eines SS-Offiziers in Berlin. Als der Vater zum Kommandanten von Auschwitz ernannt wird, ist die Familie gezwungen, umzuziehen. Bruno und seine zwölfjährige Schwester Gretel müssen sich von ihren Freunden, Großeltern und der Schule, die dort jedoch unerwartet wieder als Privatunterricht anzutreffen ist, verabschieden. Das neue Haus steht direkt am Stacheldrahtzaun, der das Lager abtrennt und scheint sehr trostlos. Vom Fenster aus kann Bruno Baracken und Menschen in Sträflingskleidung sehen, worauf er Erklärungen sucht. Seine Eltern und die anderen Erwachsenen jedoch, weichen seinen Fragen ständig aus. Bruno hat Langeweile und möchte seiner Lieblingsbeschäftigung, die Umgebung zu erforschen, nachgehen. Gleich auf der ersten Erkundung trifft er auf den gleichaltrigen Schmuel, der auf der anderen Seite des Zauns lebt. Der jüdische Junge im gestreiften „Pyjama“ ist abgemagert und er schaut traurig. Er erzählt vom Leben als Gefangener und von der Deportation ins Lager. Schmuels Andeutungen über das leidvolle Leben im Lager stoßen bei Bruno auf Unverständnis, da seine eigenen Alltagssorgen schwerwiegender zu sein scheinen. Fast täglich treffen sich die Jungen am Zaun. Die geheime Freundschaft zu Schmuel hilft Bruno, sein Heimweh nach Berlin zu überwinden. Gretels beginnende Pubertät macht das zu Beginn schon komplizierte Verhältnis der Geschwister noch schwieriger und zwischen dem jungen Oberleutnant Kotler und Brunos Mutter entwickelt sich ein auffallend vertrautes Verhältnis, was Bruno nicht gefällt, denn er dagegen erlebt Kotler als angsteinflößend und grausam. Als Kotler Schmuel zum Arbeiten in das Haus des Kommandanten bringt, verleugnet Bruno den Freund, indem er behauptet, ihn nicht zu kennen. Als Kotler abkommandiert wird, findet die Mutter Zuflucht im Alkohol, was Bruno sehr besorgt. 4
Wegen des Befalls mit Kopfläusen wird Bruno kurz darauf von seinem Vater kahlgeschoren. Ein Jahr nach der Ankunft in Auschwitz erlaubt Brunos Vater, Frau und Kindern, die Rückkehr nach Berlin. Bruno muss Abschied von Schmuel nehmen. Für den Tag vor der Abreise verabreden sich die Freunde zu einer Expedition ins Lager. Seit langem will Bruno wissen, wie es dort zugeht und verspricht Schmuel außerdem, nach dessen verschwundenem Vater zu forschen. Schmuel besorgt aus der Kleiderkammer einen „Pyjama“ für Bruno, welcher gegen seine normale Kleidung getauscht wird, sodass er unauffällig durch eine undichte Stelle im Zaun ins Lager schlüpfen kann. So kann er nicht, als eigentlich Außenstehender, erkannt werden. Was als Abenteuer geplant war, endet für die Freunde, durch ein plötzliches Abmaschieren, in der Gaskammer. Nur schwer können Vater und Mutter von Bruno die zu tragende Last des Todes ihres Sohns verkraften. 5
3 Perspektive hinsichtlich des Antisemitismus 3.1 Perspektive „Anne Frank Tagebuch“ Das Tagebuch der Anne Frank wird durchgängig aus der Ich-Perspektive der gleichnamigen, 13-jährigen Jüdin, Anne Frank, erzählt. Vor allem, um ihre Gedanken und Gefühle in ihm festhalten und sie verarbeiten zu können, beginnt sie Tagebuch zu schreiben „(…) ich denke auch, dass sich später keiner, weder ich noch ein anderer, für die Herzensergüsse eines dreizehnjährigen Schulmädchens interessieren wird. Aber darauf kommt es eigentlich nicht an, ich habe Lust zu schreiben und will mir vor allem alles Mögliche gründlich von der Seele reden.“. 4 Jedoch will sie später auch Journalistin oder Schriftstellerin werden. Sie „will nicht umsonst gelebt haben“, sondern „fortleben auch nach [ihrem] Tod“5 und sieht in ihrem Tagebuch die Grundlage für das Buch, welches sie nach dem Krieg veröffentlichen möchte. Oft überarbeitet sie ihr Tagebuch, um ihren schriftstellerischen Anforderungen zu entsprechen. Durch den nicht fiktionalen Text eines Tagebucheintrags entsteht ein wahrer und damit unausgedachter Einblick in das Leben eines 13-jährigen jüdischen Mädchens zur Zeit des zweiten Weltkrieges. Somit steht nicht der Erfolg, durch eine ausgedachte und dadurch spannende Geschichte, im Vordergrund, sondern das lediglich Loswerden vieler Gedanken und Gefühle, an die imaginäre beste Freundin „Kitty“, so wie Anne ihr Tagebuch nennt, da sie es sonst bei keiner Person kann „Nein, es fehlt mir offensichtlich nichts, außer ‚die‘ Freundin. Ich kann mit keinen von meinen Bekannten etwas anderes tun als Spaß machen, ich kann nur über alltägliche Dinge sprechen und werde nie intimer mit ihnen.“.6 Der Leser kann Annes Entwicklung vom eher unbekümmerten Schulmädchen, das ihre Klassenkameraden mit viel Witz und Bescheidenheit beschreibt7, zur grüblerischen und reflektierten Denkerin, nachvollziehen. 4 vgl. Anne Frank Tagebuch. 2015. S.18. 5 vgl. Anne Frank Tagebuch. 2015. S.238. 6 vgl. Anne Frank Tagebuch. 2015. S.18-20. 7 vgl. Anne Frank Tagebuch. 2015. S.15-18. 6
Obwohl Anne davon berichtet, dass sie von den anderen Untertauchten, vor allem Frau van Dann, eher als freche und vorlaute Jugendliche wahrgenommen wird, enthüllt sie ihrem Tagebuch, und damit auch dem Leser, ihr wahres Ich: „Ich weiß genau, wie ich gern sein würde, wie ich auch bin…von innen“ 8. Jedoch bekommt der Leser, aufgrund der drei Fassungen a (Ausgangsverfassung), b (Überarbeitungsverfassung) und c (angepasste Verfassung des Vaters), nur einen Einblick in die Letztere, da ihr Vater nur dies preisgibt, was er für sinnvoll und öffentlichkeitstauglich hält. 8 vgl. Anne Frank Tagebuch. 2015. S.312. 7
3.2 Perspektive „Der Junge im gestreiften Pyjama“ „Der Junge im gestreiften Pyjama“ wird bis zum letzten Kapitel, in dem Bruno gestorben ist, aus der personalen Erzählperspektive erzählt, da Bruno zwar nicht in der Ich- Perspektive redet, es sich aber auf ihn spezialisiert hat und nur Einblicke in sein Innenleben und damit seine Gefühle und Gedanken gibt „Kochend vor Wut ging Bruno in die Küche und erlebte dort die Überraschung seines Lebens“.9 Weitere Personen und deren Handlungen werden nur äußerlich beschrieben, weshalb von ihnen keine Gedanken und Gefühle erläutert werden. Außerdem kommentiert der Erzähler das Geschehen nicht, was den auktorialen Erzähler, bis zum letzten Kapitel ausschließt. Im letzten Kapitel herrscht das auktoriale Erzählverhalten, welches allwissend das Geschehen beobachtet und es ebenso kommentiert und bewertet „Dies ist das Ende der Geschichte von Bruno und seiner Familie. Natürlich geschah dies alles vor langer Zeit, und etwas Ähnliches könnte nie wieder passieren. Nicht in diesen Tagen. Nicht in diesem Zeitalter.“.10 Dieser letzte Satz soll den Leser zum nachdenken anregen, denn im Nachwort heißt es wiederum: „Auch heute gibt es noch Zäune wie den, der in Zentrum von ‚Der Junge im gestreiften Pyjama‘ steht“11 Der Erzähler selbst jedoch kommt in der Handlung nicht vor und hat deshalb die Außenperspektive eingenommen. Das Buch ist eine fiktionale Erzählung, worauf auch schon der Untertitel „Eine Fabel“ hindeutet. Die dort verwendete Gattungsbezeichnung weist auf die erfundene Geschichte und die in der Erzählung enthaltene Moral hin. Da das Buch im Präteritum geschrieben ist, handelt es sich hier um eine rückblickende Erzählung, also ist zum Zeitpunkt des Erzählens schon passiert. Durch Brunos unwissende, naive und damit nicht reale Sicht auf die Dinge „Warum sind auf deiner Zaunseite so viele Menschen? (…) Und was macht ihr da alle?“12, wirkt die 9 vgl. Der Junge im gestreiften Pyjama. 2019. S.206. 10 vgl. Der Junge im gestreiften Pyjama. 2019. S.266. 11 vgl. Der Junge im gestreiften Pyjama. 2019. S.270. 12 vgl. Der Junge im gestreiften Pyjama. 2019. S.144. 8
Erzählung ziemlich kindisch, unglaubwürdig und bietet eine zu verharmloste Darstellung in den dort herrschenden Holocaust „Schmuel griff nach unten und hob das Zaunende hoch“.13 Dies beschreibt eine verharmloste abriegelnde und überwachte Begrenzung des realen Holocaust. Auch an das regelmäßige Treffen, ohne erwischt zu werden, geschweige denn das Stehlen eines Sträflinganzugs und das darauffolgende „Einbrechen“ in das Konzentrationslager, wäre nicht zu denken gewesen. 13 vgl. Der Junge im gestreiften Pyjama. 2019. S.254 f. 9
3.3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Perspektiven Eine offensichtliche Gemeinsamkeit zwischen dem „Anne Frank Tagebuch“ und „Der Junge im gestreiften Pyjama“ ist, dass sie beide, vor ungefähr 75 Jahren, in der Zeit des zweiten Weltkriegs spielen. Eine etwas unoffensichtlichere Gemeinsamkeit liegt in der Kommunikation mit toleranten „nicht-Juden“, denn genauso wie Bruno als „Deutscher“ trotzdem mit Schmuel befreundet sein möchte, so haben auch die Franks „nicht-Juden“ als Freunde, die ihnen Nahrung bringen und des Öfteren von Anne erwähnt werden. Ein gravierender Unterschied ist, dass das Anne Frank Tagebuch aus einer wahren Begebenheit resultiert, anders als bei „der Junge im gestreiften Pyjama“. Dies ist eine Fabel und daher eine ausgedachte Erzählung mit einer, aus ihr zu lernenden, Moral. Außerdem wird, dadurch, dass es sich bei dem Anne Frank Tagebuch, wie der Name schon sagt, um ein Tagebuch handelt, mehr auf ihre Gefühle und verschiedene Alltagssituationen eingegangen als bei John Boynes Werk. Dort spielt die eigentlich verbotene Freundschaft Brunos mit Schmuel die Hauptrolle. Vor allem die dort verwendeten Perspektiven bilden einen gewissen Unterschied zwischen den beiden Werken. Die in dem Anne Frank Tagebuch verwendete Ich- Perspektive erweckt einen anderen Einblick in das damalige Leben, als die in „Der Junge im gestreiften Pyjama“ verwendete Personale Erzählperspektive mit einem außenstehenden Erzähler. Weiterhin wird in „Der Junge im gestreiften Pyjama“ ein sehr verharmlostes Bild des damaligen Holocaust dargestellt, wobei Anne alles aufschreibt, was sie wirklich so erlebt und in diesem Moment fühlt, was es wiederum sehr echt und unausgedacht wirken lässt. Insgesamt kann man an den oben aufgezählten Gemeinsamkeiten und Unterschieden erkennen, dass die Werke zwar auf den ersten Blick, durch die gleiche Zeit des Geschehens, sehr ähnlich scheinen, auf den zweiten Blick jedoch mehr Unterschiede beinhalten als zuvor vermutet. 10
3.4 Reicht es, nur das „Anne Frank Tagebuch“ zu lesen? Zum Einen reicht es, das auf wahren Begebenheiten basierte Buch also das Anne Frank Tagebuch, zu lesen, denn nur in diesem findet man wahre und damit unausgedache Informationen zum damaligen Verhältnis der Nationalsozialisten zu den Juden. Dies wird auch durch Nachträge und Überarbeitungen ihrer Selbst unterstützt, sobald sich etwas verändert hat, sie noch etwas anfügen mochte oder sich Vorhersagen bewahrheitet oder nicht bewahrheitet haben „(Nachtrag) Sie ist zu meiner großen Verwunderung doch nicht sitzen geblieben.“ 14. Zum Anderen jedoch bietet die fiktionale Erzählung wiederum einen Einblick aus einem anderen Blickwinkel und wirkt sich, durch die starke Verharmlosung des Nationalsozialismus, anders auf den Leser aus als ein Tagebucheintrag. Außerdem dient „Der Junge im gestreiften Pyjama“ als bessere Schullektüre als das Anne Frank Tagebuch, da es, wie beschrieben, durch die starke Verharmlosung gekennzeichnet ist und Schüler deshalb nicht mit wahren Informationen konfrontiert werden. Weiterhin werden dadurch, dass „Der Junge im gestreiften Pyjama“ eine Fabel ist, viele Situationen bildlicher dargestellt als im Anne Frank Tagebuch, welches lediglich Gefühle und Alltagssituationen beinhaltet „Sie war eine große Frau mit langen roten Haaren, die sie hinten am Kopf in einem Netz bündelte, und die sich jetzt nervös die Hände rieb, als läge ihr etwas auf dem Herzen, das sie nur ungern sagte und am liebsten nicht glauben wollte.“15 . Auch eine miteingehende Moral ist enthalten, welche mit dem Sprichwort „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“ beschrieben werden kann, denn der Schmerz, den die Juden fühlen, fühlt auch Brunos Vater nach dessen Tod „Jeden Abend schlief er in Gedanken an Bruno ein und wachte jeden Morgen in Gedanken an ihn auf“ 16. Jeder muss selbst für sich entscheiden, welches Ziel man mit dem Lesen verfolgen und erreichen möchte. Wer wahre Informationen bevorzugt und ein echten Tagesablauf eines Juden erfahren möchte, sollte bei dem Anne Frank Tagebuch bleiben. Wer jedoch auch andere Blickwinkel durch Verbildlichungen bekommen möchte, um den damaligen Nationalsozialismus kennenzulernen, sollte sich auch das fiktionale Werk „Der Junge im gestreiften Pyjama“ durchlesen. 14 vgl. Anne Frank Tagebuch. 2015. S.16. 15 vgl. Der Junge im gestreiften Pyjama. 2019. S.8 16 vgl. Der Junge im gestreiften Pyjama. 2019. S.265 11
4 Mögliche Präventionen zum heutigen Antisemitismus Auch heute existiert leider noch eine gewisse Art des Antisemitismus, denn es wird immer Menschen geben, die andere Menschen wegen ihrer Religion ausgrenzen und verurteilen. Nicht nur Religion ist oftmals ein Auslöser für Diskriminierung oder sogar Mord. Auch die Hautfarbe, Geschlecht, Sexualität oder der Sozialstatus spielen in unserer Gesellschaft eine große Rolle. Man kann jedoch versuchen, den Rassismus, aus jeglichem Grund, zu reduzieren. Um rassistische Äußerungen oder Taten zu reduzieren, könnte man die Strafe für solches erhöhen. Dadurch wird es zwar nicht weniger Rassisten geben, die Auswirkungen dessen jedoch werden vermieden. Denn keiner hat das Recht einen anderen Menschen zu beleidigen, wie es im ersten Artikel des Grundgesetztes lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Des weiteren könnte man Menschen, die sich für die Demokratie, und somit gegen den Rassismus einsetzen, fördern und ihnen so eine bessere Möglichkeit bieten dieses Ziel zu verfolgen, denn solche Menschen sind Grundlage einem so unmöglich scheinenden Ziel näher zu kommen. Außerdem könnten verschiedene Projekte eingeleitet werden, welche viele Menschen jeglicher Religion, Hautfarbe oder Sexualität zusammenbringen und sie sich so besser kennenlernen und verstehen können. Viele Menschen pflegen einen Rassismus, obwohl sie nicht darüber nachdenken, dass diese Menschen auch nur normale Menschen sind. Auch hier spielt das Sprichwort: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“ eine große Rolle, denn sicherlich möchten Rassisten auch selbst nicht diskriminiert werden. Zuletzt muss man natürlich auch gewehrleisten, dass es nicht nochmal eine so große Macht für eine Person gibt, wie die Reichskanzlerschaft von Adolf Hitler. So könnte eine weitere Diktatur und ein eventueller dritter Weltkrieg verhindert werden. 12
5 Schlussfolgerung Zusammenfassend kann ich sagen, dass die verschiedenen Perspektiven der beiden Bücher „Anne Frank Tagebuch“ und „Der Junge im gestreiften Pyjama“ auch verschiedene Einblicke in die Leben von Anne und Bruno geben. Außerdem werden dadurch verschiedene Intentionen erzielt, denn eines der beiden Bücher ist erfunden und eines spiegelt den wahren Alltag eines jüdischen Mädchens zu dieser Zeit wider. Dadurch muss man selbst für sich selbst entscheiden, ob man auch die erfundene Version lesen und damit eine verharmloste Sicht auf die Dinge bekommt. Weiterhin kann ich sagen, dass obwohl „Der Junge im gestreiften Pyjama“ nicht auf wahren Begebenheiten basiert, es sehr interessant ist, auch dieses Buch zu lesen, denn wie der Untertitel schon verrät, ist es eine Fabel. Eine Fabel beinhaltet meist eine Moral, aus der der Leser sowie die Charaktere im Buch lernen sollen. Außerdem kann man „Der Junge im gestreiften Pyjama“, durch die starke Verharmlosung des Holocaust, sehr gut als Schullektüre verwenden, da sie dadurch nicht zu schrecklich und zerstörerisch wirkt. Durch die verschiedenen Perspektiven wirken vor allem auch die Hauptcharaktere anders. Dort wo Bruno eine sehr naive und unechte Sicht auf die Dinge hat, hat sich Anne mit dem Thema Judenverfolgung schon auseinandergesetzt und versteht die damalige Welt sehr gut. Zuletzt kann ich sagen, dass obwohl man das Wort „Antisemitismus“ meist mit dem zweiten Weltkrieg verbindet, existierte auch davor und existiert auch noch heute Judenfeindlichkeit. Dies wird auch immer so bleiben, denn es wird immer Menschen geben, die andere Menschen diskriminieren möchten und werden, jedoch kann man versuchen, es durch verschiedene Maßnahmen zu reduzieren. 13
Literaturverzeichnis Boyne, John: Der Junge im gestreiften Pyjama. Eine Fabel. 33.Auflage. Frankfurt am Main: Fischer, Juni 2019. Frank, Anne: Anne Frank Tagebuch. 23.Auflage. Frankfurt am Main: Fischer, Oktober 2015. anne frank house (2018). [https: www.annefrank.org] (Zugriff: 13.04.2020) Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (2019) [https: www.gesetze-im-internet.de] (Zugriff: 19.04.2020) br.de: religion (2011). [https: www.br.de] (Zugriff: 18.04.2020) 14
Erklärung Ich versichere, dass ich diese Facharbeit selbstständig angefertigt und alle von mir verwendeten Hilfsmittel, insbesondere benutzte Literatur und Internetseiten, angegeben habe. Bad Berleburg, den 02.04.2020 Emily Rothemann 15
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