Artenrückgang - Qualitätsverluste im europäischen Netz Natura 2000

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Artenrückgang - Qualitätsverluste im europäischen Netz Natura 2000
Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen

       Artenrückgang – Qualitätsverluste im
          europäischen Netz Natura 2000

                                     Axel Ssymank,
                    Bundesamt für Naturschutz (BfN, II 2.2), Bonn
               Biodiversität und ihre Gefährdung – Uni Freiburg/ BLNN
                                      23.10.2019

© A. Ssymank            © G. Ellwanger     © P. Leopold   © M. Vischer-Leopold   © A. Ssymank
Artenrückgang - Qualitätsverluste im europäischen Netz Natura 2000
Übersicht

                       • Biodiversität – Insektenrückgang und
                         Artenrückgang – eine Einführung
                       • Bedeutung der Insekten in Ökosystemen
                       • Was ist Natura 2000 ? Was hat das mit Insekten zu
                         tun ?
                       • Zustand von Arten und Lebensräumen und Belege
                         für den Rückgang
                       • Mögliche Gründe für den Artenrückgang
                       • Aktivitäten auf Bundesebene, Projekte des BfN
                       • EU als eigener Player
                       • Ausblick – kommen wir den Biodiversitätszielen
                         künftig näher ?

                                                                BfN, Ssymank 23.10.2019
© M. Vischer-Leopold
Artenrückgang - Qualitätsverluste im europäischen Netz Natura 2000
Was ist Biodiversität & ATBI-
          Projekte
Drei Ebenen der Biodiversität:
1.   Genetische und molekulare Diversität
2.   Artendiversität (Vielfalt der Arten)
3.   Diversität der Biozönosen mit ihren Lebensstätten (Biotope)
     und der Ökosysteme

Insektenrückgang:
-   Rückgang der Menge der Insekten (Biomasse)
-   Rückgang der Individuenzahlen
-   Artenrückgang – Verlust mind. regional von Arten (lokale,
    regionale in bestimmten Fällen auch weltweite
    Aussterbeprozesse)

ATBI = All Taxa Biodiversity Inventories: Erfassung der gesamten
   Artenvielfalt sind in Europa bisher Ausnahmen
Ökosystemdienstleistungen werden von größeren Artengruppen
   getragen (z.B. Blütenbestäubung, Abbau organ. Substanz,
   Bodenbildung)
                                                       BfN, Ssymank 23.10.2019
Artenrückgang - Qualitätsverluste im europäischen Netz Natura 2000
Was ist Artenvielfalt ?

               Was ist 1% der Artenvielfalt Deutschlands, wer kann das aufzählen ?

                             Amsel, Drossel, Fink und Star ….
                                     Buche, Eiche, Kastanie,Linde…
                                               Kartoffel, Karotte, Zwiebel & Zucchini ...
                                                         Rind, Pferd, Schaf und Ziege.

                                      Doch wer kennt die Insekten ?

                                      Wieviel verborgene oder unbekannte
                                               Artenvielfalt gibt es ?

© A. Ssymank                                                              BfN, Ssymank 23.10.2019
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Artenvielfalt in Deutschland
DE: 76.000 (28.000 Pflanzen & Pilze, 48.000 Tiere)

                       > 9.200
                                  ~ 6.500

                 > 9.300

    Für 1% müssten Sie also bereits 760 Arten kennen !
    Ein Experte mit 10% Artenkenntnis ca. 8.000 Arten !

                                                    BfN, Ssymank 23.10.2019
Artenrückgang - Qualitätsverluste im europäischen Netz Natura 2000
Beispiel Kalk-Halbtrockenrasen,
                              LRT 6210
               • Artenreichster mitteleuropäischer Vegetationstyp mit oft 70-
                 100 Pflanzenarten auf 100 m²

               •   Im Bewertungsschema Monitoring genannte Arten
               •   Pflanzen: ca. 250
               •   Moose: 12
               •   Flechten: 5

               • Tierarten, wie viele ? sicher weit über 2000-3000
                 Insektenarten
               • Immer noch erhebliche Kenntnisdefizite in zahlreichen
                 Dipteren-, Hymenopterengruppen und weiteren
                 Insektenordnungen

               • Mindestens als charakteristische Arten anzusehende, mit
                 zu schützende Arten: > 1050 Insektenarten und > ca. 40
© A. Ssymank
                 Spinnenarten
                                                                  BfN, Ssymank 23.10.2019
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ein warmer Südhang...

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Artenvielfalt bei
 Insekten und Pflanzen...

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Insekten verschwunden?

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Artenrückgang - Qualitätsverluste im europäischen Netz Natura 2000
Was früher in Menge da war...
             nur noch Einzeltiere

© A. Ssymank                             BfN, Ssymank 23.10.2019
Biologische Bedeutung von
                             Tot- und Altholz
•   Gesamte Artenvielfalt in Deutschland: ca.
                                                                                                        Alle Arten
    3.000 Höhere Pflanzen, 700 Wirbeltiere                                     9500 9500
    („große Arten“)
•   Artenzahlen der Insekten: > 33.305
•   Gebunden an Totholz >10,000 Tierarten                                                 14400
•   Alleine ca. 1370 an Totholz gebundene                                      33305
    Käferarten
•   Eine große Zahl von Zweiflüglern (Diptera)
    und Hautflüglern (Hymenoptera) z.B.                                                                  Insekten
    Wespen
•   Geschätzte 22-25 % aller Tierarten sind
    an Totholz gebunden, sowie
•   die überwiegende Zahl der Pilzarten, viele
    Moosarten                                                                 ~10.000
                                                                                           ~6500
•   Wichtige Schwellenwerte für eine gute
    Artengemeinschaft saproxylophager Arten
    ca. >30-60 fm/ha                                                         3600     9400
•   Anspruchsvolle Totholzarten brauchen
    >100 fm/ha
                       Erhaltungsmanagement von Eichenwald-LRT, Bad Windsheim
                                              BfN,
                                    26.-28. Juni        29.04.2010
                                                 2018 * A. Ssymank *   – Ssymank, BfN, II.2.2 according to Völkl 1994, modified
Beispiele für Totholzhabitate
          Biotopbäume

                                                              Tot- und Altholz v.a. auch in
                                                              lebenden Bäumen mit
                                                              Mikrohabitaten, z.B.:
                                                              •Mulmhöhlen
                                                              •Rauhe z.T. abgelöste Rinde
                                                              •Stammfäule
                                                              •Schleimflüsse
                                                              •Spechthöhlen
                                                              •Trockene Äste im Kronenbereich
                                                              •Wurzel mit Totholz im Erdreich
Erhaltungsmanagement von Eichenwald-LRT, Bad Windsheim 26.-   Example of saproxylic beetle larvae distribution in a tree cavity (Speight
                28. Juni 2018 * A. Ssymank *                  et al. 1989)
Auch im Wald die Artenvielfalt der Insekten
mitdenken ...

                                        © A. Ssymank

  © A. Ssymank

                                                © A. Ssymank
Insekten als „Hauptleistungsträger“
           terrestrischer Systeme

Insekten und ihre Larven sorgen für zahlreiche
Ökosystemfunktionen und
Ökosystemdienstleistungen:
Blütenbestäubung & Fruchtbildung
        Abbau organischer Substanz
                Bodenbildung
                         Gewässerreinigung
                                 Regulation von Populationen
Nahrungsketten

Gemüse & Obst
       Trinkwasserqualität
               ….

                                                      BfN, Ssymank 23.10.2019
Bestäuberleistungen von Insekten

                                                         ➢ Geschätzter Wert Bestäuber-abhängiger
                                                           Nutzpflanzen in Deutschland: 1,6 Milliarden €
                                                           (Leonhardt et al. 2013)

                                                         ➢ Weltweit sind ca. 78 % bis 94 % aller
                                                           Wildpflanzen bestäuberabhängig
                                                                   (Ollerton et al. 2011; Tscharntke et al. 2012)

                                                         ➢ Es handelt sich meist um sensible Bestäuber-
                                                           Pflanzen-Wechselwirkungen, in denen Ersatz
                                                           von Bestäubern nur begrenzt möglich ist (Burkle et al.
                                                           2013)

                                                         ➢ Multi-Bestäubersysteme verbessern oft die
                                                           Bestäuberleistung bei variablen
                                                           Wetterbedingungen und im Verlauf der Blütezeit
                                                         ➢ Bienen und Fliegen sind die beiden wichtigsten
                                                           Bestäubergruppen in Mitteleuropa
Scaeva pyrastri pollinating red currents © A. Ssymank,
Wachtberg                                                                                                           BfN, Ssymank 23.10.2019
IPBES-report 2016

    Selected key messages:
    animal pollination plays a vital role in regulating
    ecosystem services in nature
    ➢¾ of leading global food crops rely on
    pollination, 35% of global crop production volume
    ➢annual market value of 235 – 577 billion US $
    worldwide
    ➢human health and quality food: fruits,
    vegetables, many medical plants, biofuels etc.
    ➢„vast majority of pollinators are wild,
    including more than 20.000 bees, some flies“
    -> ganz offensichtlich werden Fliegen & Mücken
    unterschätzt mit > 160.000 Arten, von denen viele
    Blütenbesucher sind, und einer Reihe von Wildpflanzen,
    die ausschließlich von Fliegen bestäubt werden
    wild pollinators have delcined in occurrence and
    diversity – a high risk for human life quality
    https://www.ipbes.net/assessment-reports/pollinators

                                                  BfN, Ssymank 23.10.2019
Zweiflügler (Fliegen & Mücken) als
                            Bestäuber

               • Gehören zu den ältesten, ersten Bestäubern der Angiospermen
                 (Gefäßpflanzen) und haben deren erste Radiation mitgemacht
               • 160.000 beschriebene Arten in >150 Familien
               • Mindestens 71 Familien haben regelmäßige Blütenbesucher
               • Über 100 Kulturpflanzen werden mind. teilweise oder ganz von
                 Zweiflüglern bestäubt, Beispiele sind Mango, Cashew, Tee,
                 Kakao, Zwiebeln, Erdbeeren ...
               • „Keine Schokolade ohne Fliegen bzw. Mücken“

© A. Ssymank   • Schwebfliegen sind bei uns zusammen mit den Wildbienen
                 die wichtigste Bestäubergruppe
               • Schwebfliegen wie z.B. Eristalis werden in Gewächshäusern zur
                 Bestäubung eingesetzt (z.B. bei Paprika, oder in Samenbanken)
               • Breites Spektrum von Generalisten bis zu Spezialisten
               • In Deutschland werden ca. 70-80% der Wildpflanzen von
                 Schwebfliegen besucht !

© A. Ssymank                                                         BfN, Ssymank 23.10.2019
Wer bestäubt wo am besten ?

                        Deutschland

                                                                   © A. Ssymank

             Bestäubung durch Zweiflügler nimmt nach Norden, in höheren
             Berglagen und mit kühlerem Mikroklima, z.B. unter einem
             Kronendach bei Wäldern (selbst in den Tropen) zu
Ssymank et al. 2008, Tropical Conservancy 9: 86-90, verändert
                                                                  BfN, Ssymank 23.10.2019
Ausgewählte Ökosystemleistungen –
                              Beispiel Schwebfliegen
                      Bestäuberleistungen:

                      • Adulte Schwebfliegen sind fast ausschließlich Blütenbesucher, damit
                        ist ihr Verlust einem Verlust von Bestäuberleistung weitgehend
                        gleichzusetzen (Bsp. Wahnbachtal ca. -3,3 % pro Jahr)

                      • Inwieweit sich Verluste an Bestäuberleistung durch die parallelen
                        Rückgänge anderer Besträubergruppen (v.a. der Wildbienen)
                        potenzieren, ist weitgehend unbekannt
                      • Da auch die häufigsten in Kulturen regelmäßig auftretenden Arten
                        von den Rückgängen betroffen sind, sind auch Auswirkungen auf
                        Erntemengen und -qualität von Kulturpflanzen anzunehmen
                      • Die spezifischen Auswirkungen für einzelne Pflanzenarten sind vom
                        jeweiligen Bestäuberspektrum abhängig und können davon stark
                        abweichen
Fotos: © A. Ssymank

                                                                              BfN, Ssymank 23.10.2019
Schwebfliegen & Biologische Schädlingsbekämpfung: ein
                               doppelter Nutzen

➢ca. 40 % der Arten weltweit haben
 zoophage Larven, die meist von
 Blattläusen leben
➢Viele dieser Arten haben einen kurzen
 Lebens-zyklus und können schnell auf
 Gradationen reagieren
➢hier lagen die Verluste bei ca. – 3,3 %
 pro Jahr im untersuchten Beispiel des
 Wahnbachtals
                                                                                 © A. Ssymank
                                             © A. Ssymank

                                     © A. Ssymank           © A. Ssymank
              © A. Ssymank                                  © A. Ssymank
                                                                           BfN, Ssymank 23.10.2019
Was ist Natura 2000 ?

Ziel ist der Erhalt und die Wiederherstellung der biologischen
Vielfalt auf dem Gebiet der EU
Weg: Schaffung des Europäischen Netzwerkes „Natura 2000“
➢Ausweisung von Vogelschutzgebieten (Anh. I / Zugvögel Art.
4(2)) und FFH-Gebieten (Anh. I Lebensraumtypen, Anh. II-
Arten)
➢Artenschutz für alle wildlebenden Vogelarten (Art. 5-9 VSch-
RL) sowie für die Arten des Anhang IV (Art. 12-16 FFH-RL)
➢regelmäßige Berichterstattung über den Erhaltungszustand
des Netzes (Art. 17 FFH-RL und Art.12 VSch-RL) BfN, Ssymank 23.10.2019
Schutzgüter der FFH-RL und VSchRL 2013:
           Arten, Lebensraumtypen und Vogelarten

Neu
z.B.:   ➢ In Deutschland kommen 93 Lebensraumtypen (Anhang I) vor
4080    ➢ In Deutschland kommen 253 heimische Brutvögel vor, davon
9430            sind 100 Arten des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie

                                                               BfN, Ssymank 23.10.2019
EU: 27.522 Gebiete
18,15 % terr. Fläche
(Stand: 2017)

                       Modified from M. Roeckarts & Opermanis 2017, EGR
Natura 2000
             FFH- Gebiete

Errichtung des Netzes Natura
2000 in Deutschland gilt seit
2009 als abgeschlossen

Stand 2017:
9,3 % terrestrische Fläche
5.449 Gebiete
3,3 Mio ha terrestrisch
2,1 Mio ha marin

                             BfN, FG II 2.2, W. Frederking   BfN, Ssymank 23.10.2019
Besonderheiten von Natura 2000

➢ Hauptziel der FFH-RL: Erreichen eines „Günstigen Erhaltungs-
  zustandes“ für alle LRT und Arten sowie Sicherung des Erhalts
  der Populationen aller wildlebenden Vogelarten
➢ Systematisches Schutzgebietsnetz: Meldeverfahren nach
  naturschutzfachlichen Kriterien (von wirtschaftlichen
  Erwägungen unabhängig)

➢ Anforderungen an Schutz und Management
➢ Verschlechterungsverbot (Art. 6 (2) FFH-RL) mit aktiver
  Handlungsverpflichtung
➢ Nachdrückliche Rechtsprechung
  (Vertragsverletzungsverfahren, EUGH-Verurteilung)

➢ Klare Spielregeln bei der FFH-Verträglichkeitsprüfung,
  Kompensation von Eingriffen
                                                   BfN, Ssymank 23.10.2019
FFH-Monitoring

➢ Verpflichtung zum Aufbau eines Monitoringsystems gemäß Art.
  11 der FFH-Richtlinie

Ziele: Bewertung des Erhaltungszustands der FFH-Schutzgüter (LRT
und Anhangsarten)> Spez. Strukturen und Funktionen, Zustand der
Population, Habitatqualität

Bundeseinheitliche Bewertungsschemata: In der Folge des letzten
FFH-Berichts überarbeitet für Arten & LRT mit Stand 2017 (BfN-
Skripten 480) mit Überprüfung von Bewertungsparametern und
umfangreichen Listen charakteristischer Arten
-> im Bericht 2019 erst teilweise angewendet

Vorgaben: FFH-RL selber, EU-Vorgaben, bestehende methodische
Vorgaben aus Bund-Länder-AKs, Gremien-Beschlüsse

Methodik: bundesweit einheitlich:
➢ Erfassung häufiger Schutzgüter durch 63 Stichproben pro Art und
  LRT je Biogeographischer Region (nicht alpine Region)
                                                        BfN, FG II 2.2, A. Ssymank
FFH-Monitoring

➢ Stichprobenverteilung je nach Anteil der Vorkommen in den
  Ländern
➢ Innerhalb und außerhalb der Schutzgebiete
➢ Erfassung seltenerer Arten/LRT über alle bekannten Vorkommen
  > Totalzensus
➢ Sondererhebungen für u.a. Wanderfische und Großsäuger (Wolf,
  Wildkatze)
➢ ca. 13 000 Monitoringflächen insgesamt

Ausgestaltung:
➢ Bezugsraum biogeographische Regionen (keine Aussagen auf
  Länderebene)
➢ Abgestimmtes Vorgehen aller Bundesländer ermöglicht die
  Datenzusammenführung
➢ Bewertung soll weitgehend auf Felderfassungen basieren
  (Expert/Inneneinschätzung möglichst reduzieren)
                                                      BfN, FG II 2.2, A. Ssymank
Fitness-Check Ergebnisse Fachstudie

Wirksamkeit
    ➢ RL führen effektiv zu einer Verringerung des Drucks auf die
      biologische Vielfalt, einer Verlangsamung der Rückgänge und im
      Laufe der Zeit auch zu einigen Verbesserungen beim Zustand
      von Arten und Lebensräumen, wenn vollständig und sachgemäß
      umgesetzt
Effizienz
    ➢ Nutzen des Schutzes der Gebiete und der Arten übersteigen die
      Kosten der Umsetzung auf allen Ebenen (EU, national, lokal) bei
      weitem
    ➢ Schätzung (von 2010) der direkten Kosten für die Ausweisung,
      den Schutz und die Bewirtschaftung der Natura-2000-Gebiete
      auf ca. 5,8 Milliarden Euro pro Jahr während der Nutzen des
      Natura-2000-Netzwerks im Jahr 2011 insgesamt auf 200–300
      Milliarden Euro pro Jahr geschätzt wurde

                                                        BfN, Ssymank 23.10.2019
Fazit aus dem Refit-Prozeß

➢ EU-Naturschutzrichtlinien zeigen erste Erfolge, von (selbst
  gesteckten) Zielen (2020) sind wir aber noch weit entfernt

➢ Ursachen sind komplex:
    • (zu) kurze Zeitspanne seit Auswahl der Mehrzahl der
        Schutzgebiete für Regeneration von LRT und Arten
    • Nicht ausreichende Umsetzung von Schutzmaßnahmen in
       den Natura 2000-Gebieten
    • Kein ausreichender Schutz außerhalb von N2000
    • Massive Insektenrückgänge
    • Mega-Trends wie Landnutzungswandel und Klimawandel
        (inkl. Indirekte Auswirkungen) vom Naturschutz kaum
        beeinflussbar
➢ Erhebliche Verbesserung in der Umsetzung notwendig,
  Verantwortung der anderen Politikbereiche einfordern, aber auch
  Datendefizite im Auge behalten – Biotopkartierung als wesentliche
  Entscheidungsgrundlage, N2000-Schutzgüter und Gebiete nicht zu
  isoliert betrachten
                                                           BfN, Ssymank 23.10.2019
FFH-Umsetzung sei auf wenige
                      Arten fokussiert ?
               Generelle sehr pauschale Kritik:
               nur Arten der Anhänge II + IV
               viele Artengruppen fehlen ganz
               Fokus fast nur auf mediterrane und
               Inselendemiten

               wohl eher ein Problem der aktuellen
               Umsetzung und nicht durch die Richtlinien
               vorgegeben – mangelhafte Umsetzung
                                                                                  © A. Ssymank

                                  Auswahlprinzipien der Artenanhänge:
                                  nur Arten die nicht durch LRT abgedeckt
                                  sind, ausgewählte Indikatoren (Bsp.
                                  Totholzkäferarten)
                                  Impliziter Schutz über Ziele der Richtlinie
                                  und als charakteristische Arten der
                                  Lebensraumtypen

© A. Ssymank                                                            BfN, Ssymank 23.10.2019
Insekten als charakteristische
       Arten von LRT
Rechtliche Grundlage FFH-RL:

Art 1e: Definition des günstigen Erhaltungszustands setzt
günstigen Zustand der charakteristischen Arten voraus
-> Verweis auf Art. 1i
Bewertungsmatrix für LRT (Annex E) Berichtsformat schließt
charakteristische Arten in die Bewertung als Teil des Parameters
„Spezifische Strukturen und Funktionen“ ein
Guideline Bericht 2019: genaue Methodik fehlt, auf Rote Listen wird
verwiesen

Problem:
Bewertungsschemata & FFH-Monitoring – praktisch ausschließlich
Pflanzenarten
Zustand kann botanisch gut sein, bei gleichzeitig hohen Verlusten an
charakteristischen Tierarten

-> hoher Handlungsbedarf
                                                         BfN, Ssymank 23.10.2019
Bewertungsschemata im FFH-
              Monitoring
Umfangreiche bundesweit
 abgestimmte Bewertungs-
 grundlage

• Ohne Zweifel eine gewaltige
  Errungenschaft im Monitoring

• Im Arteninventar werden für die
  terrestrischen LRT (fast)
  ausschließlich höhere Pflanzen,
  Moose und Flechten bewertet

                                    BfN, Ssymank 23.10.2019
Übersicht, Rückgänge & Gründe
                       •   Biodiversität – Insektenrückgang und Artenrückgang – eine
                           Einführung
                       •   Bedeutung der Insekten in Ökosystemen
                       •   Was ist Natura 2000 ? Was hat das mit Insekten zu tun ?
                       • Zustand von Arten und Lebensräumen und Belege
                         für den Rückgang
                            •   FFH-Bericht
                            •   Rote Listen Arten & Biotope
                            •   Ent. Vereins Krefeld (Hallmann et al. 2017)
                            •   Fallstudie Wahnbachtal

                       • Mögliche Gründe für den Artenrückgang
                       •   Aktivitäten auf Bundesebene, Projekte des BfN
                       •   EU als eigener Player
                       •   Ausblick – kommen wir den Biodiversitätszielen künftig näher ?

                                                                                 BfN, Ssymank 23.10.2019
© M. Vischer-Leopold
Bericht 2019: größte standardisierte
  Datensammlung zum Zustand von Arten & LRT

Drei wesentliche Komponenten zur Erstellung der Berichte:

➢ Berichtsformat 2019 regelt z.B. welche Daten obligatorisch
  sind etc. (strenge QA & upload-Regeln)
➢ Anleitung zur Berichterstellung: Erklärung und Leitfaden –
  „Explanatory Notes and Guidelines“
➢ Umfangreiche verbindliche Referenzlisten

Format, Guidelines und Referenzen für den Bericht 2019:
Berichtsportale
http://cdr.eionet.europa.eu/help/habitats_art17/index_html
http://cdr.eionet.europa.eu/help/birds_art12

                BfN, FG II 2.2, W. Frederking      BfN, Ssymank 23.10.2019
Bewertung des Erhaltungszustandes
             - unverändert je biogeographische Region, alle Vorkommen -

Neu im Bericht 2019 (2012-2018), Auswahl:
• Kurzzeittrend für alle Parameter (stabil, zunehmend, abnehmend, unbekannt)
• Angabe des Grundes für Veränderungen (Audit) für EHZ und Gesamttrend
• Bei LRT: Angabe der Flächenanteile (in km²) im Zustand gut, schlecht, unbekannt
• Anpassungen Populationseinheiten EU-weit einheitlich
• Neue Referenzen z.B. Beeinträchtigungen & Gefährdungen
• Konsequentes 10 x 10 Raster der Vorkommenskarten                   BfN, FG II 2.2, W. Frederking
Berichtsverfahren und
                                        Datenquellen in DE

                         Monitoring/      Sonderarbeits-
                         Länder           gruppen: Fische,                               Offizielle Deadline:
                                          Wolf-Luchs-Bär                                 30.04.2019
                                                                                         Datenausschlussfrist:
                                                                                         30.08.2019
                                                                          Konferenzen:
EA/                                               BfN:
                                                                          Alpin
Länder                                            Datenag-    Berichts-                   nationaler FFH-
                 Daten            Daten           gregation   entwurf     Atlantisch      Bericht 2019
                                                  QS                      Kontinental
                                                                          Annex A

                                                                                          Zustimmung Bundesländer
                                          BWI 3                                           Ressortabstimmung

 Verbreitungsdaten/                       Wald-
                                                                                                                  BMUB / BfN
 Länder                                   LRT
                                                                                              Elektronische
                                                                                           Datenübermittlung EU
                      Nächste BWI 2022
                      Im Bericht 2019 keine neuen Daten                                                           QA ETC/BD
                                                                                                                  & BfN

                                                                                               Korrekturbericht
Ergebnisse des FFH-Berichts 2019 - LRT

                     Erhaltungszustand der Lebensraumtypen

                                                                          © Bundesamt für Naturschutz, 2019
Prozentualer Anteil der bewerteten Lebensraumtypen in Deutschland und den biogeographischen Regionen

• Insgesamt 30% der LRT in günstigem EHZ, z.B. der überwiegende
  Teil der Fels- und Schuttlebensräume, auch häufige Buchenwälder in
  der kontinentalen Region
• 37% in schlechtem Zustand, darunter besonders Grünland- und
  Gewässer-Lebensräume
• Unterschiede in den Regionen: Größter Anteil an günstigen EHZ in
  alpinen Region, atlantisch am ungünstigsten               BfN, FG II 2.2, A. Ssymank
Ergebnisse des FFH-Berichts 2019:                              Bewertung LRT
                   nach Formationen

                                                                © Bundesamt für Naturschutz, 2019
 Erhaltungszustand der LRT nach Formationen
                                              Veranstaltung, Ort, Datum, Vortragende(r), BfN, Organisationseinheit
Ergebnisse des FFH-Berichts 2019: Arten

                         Erhaltungszustand der Arten

                                                                   © Bundesamt für Naturschutz, 2019

Prozentualer Anteil der bewerteten Arten in Deutschland und den biogeographischen
Regionen
• Insgesamt 25% der Arten in günstigem EHZ, z.B. Säugetiere
  (Braunes Langohr, Steinbock) oder Alpenbockkäfer
• 30% der Arten in unzureichendem EHZ, u.a. viele Reptilienarten
• 33% in schlechtem Zustand, v.a. Insekten und andere Wirbellose,
  Amphibien (Laubfrosch) und höhere Pflanzen (Sumpf-Glanzkraut )
• Abweichungen in den biogeographischen Regionen           BfN, FG II 2.2, A. Ssymank
Ergebnisse des FFH-Berichts 2019:                                   Bewertung
               der Arten nach Artengruppen

                                 Veranstaltung, Ort, Datum, Vortragende(r),für
                                                         © Bundesamt        BfN, Organisationseinheit
                                                                               Naturschutz,   2019
Ergebnisse des FFH-Berichts 2019:
    Gründe für die Veränderung (Audit Trail)
LRT:
➢ca. die Hälfte der Veränderungen des EHZ sind tatsächliche
Veränderungen, die andere Hälfte der Veränderungen sind Daten-
/Methoden bedingt
➢15 tatsächliche Verschlechterungen (vor allem Grünland-/Dünen-LRT),
   keine tatsächliche Verbesserung
➢Gesamttrends der LRT:
   54 % sich verbessernd oder stabil, 41 % sich verschlechternd, 5 %
   unbekannt
Arten:
➢1/3 der Veränderungen sind tatsächliche Veränderungen,
   ca. 2/3 der Veränderungen sind Daten-/Methodenbedingt oder
   unbekannt
➢2 tatsächliche Verbesserungen (Fledermausarten, atl. Region)
  12 tatsächliche Verschlechterungen (vor allem Amphibien, höhere
  Pflanzen, Fledermäuse kont. Region)
➢Gesamttrends der Arten:
   52 % sich verbessernd oder stabil, 34 % sich verschlechternd und
   14 % unbekannt
                                                       BfN, Ssymank 23.10.2019
Ergebnisse des FFH- Berichtes 2019:
        Ergebnisse Erhaltungszustand im Vergleich
Im Vergleich 2013 und 2019:
Bei summarischer oberflächlicher Betrachtung (alle 3 biogeografischen
   Regionen, unterschiedliche Grundgesamtheit !):
Arten: insgesamt weitere Verschlechterung
➢ unveränderte Grün- Anteile (25%) , aber gestiegene Rotanteile (von
  29% auf 33%)
➢ Abweichungen in den Regionen alpin – günstiger

 LRT: insgesamt weitere Verschlechterung

 ➢ Zunahme Grün- Anteil (von 23 % auf 30%) beruht im
   Wesentlichen auf vorher mit „unbekannt“ eingestuften LRT
 ➢ Gleichzeitig deutlich höherer Rot-Anteil (von 27% auf 37%)
 ➢ bei Unterschieden in den Regionen, alpin - stabil

  > es bleibt weiterhin ein hoher Anteil LRT und Arten in ungünstigem
  Zustand
                                                           BfN, Ssymank 23.10.2019
Gesamttrends 2013 – 2019

Arten                                      LRT

Auswertung anhand Methodik FFH-Bericht 2019
Bezugsraum: Deutschland
369 Art- und 192 LRT-Bewertungen
         BfN II 2.2, Ssymank & Ellwanger
Defizite der FFH-Umsetzung auf dem Prüfstand

➢ Laufendes Vertragsverletzungsverfahren Nr. 2014/2262: (Febr. 2015)
  Ausweisung von Besonderen Schutzgebieten
 •   Mangelnde/ Verspätete nationale Schutzgebietsausweisung
 •   Mangelnde Festlegung der Schutzziele (überwiegend durch
     Managementpläne)
 •   Verbindlichkeit und öffentliche Zugänglichkeit der Managementpläne

➢ Neues Vertragsverletzungsverfahren zum Verlust von Mähwiesen
  Grünland Nr. 2019/2145 (Juli 2019):
 • Quantitativer & qualitativer Rückgang der Flachland- und Bergmähwiesen
 • Unzureichender Schutz und Nicht-Beachtung des Verschlechterungsverbots

➢ Umfangreiche Datenqualitätskontrollen in den Berichtsdaten &
  zunehmend in den Gebietsdaten (SDB) – „public dashboards“
➢ Verbesserung von Monitoring & Berichten: review of reporting

                                                                    BfN, FG II 2.2, A. Ssymank
Ergebnisse aus dem FFH-Bericht 2019,
                Beispiel Grünland, kontinentale Region

                                              • VG Verbreitungsgebiet
                                              • FL Fläche
                                              • sS&F spezifische Strukturen
                                                & Funktionen
                                              • Z Zukunftsaussichten
                                              • Ges
                                                Gesamterhaltungszustand
                                              • T Gesamttrend
                                              • A Audit-Trail mit b
                                                tatsächliche Veränderung

Für alle 32 Bewertungen der Grünland-
LRT in den 3 biogeografischen Regionen:
• nur 3 günstig bewertet (FV), 11 mit
  ungünstig unzureichend (U1) und 18 mit
  ungünstig schlecht (U2)
• Drei Viertel der LRT weisen einen sich
  verschlechternden Trend auf                                BfN, FG II 2.2, A. Ssymank
Zugänglichkeit und Öffentlichkeitsarbeit zum
                                       FFH-Bericht 2019

•   Alle Daten des FFH-Berichts sind online verfügbar: Webseite BfN & EEA (reportnet)
    https://www.bfn.de/themen/natura-2000/berichte-monitoring/nationaler-ffh-bericht.html

                                                                                            BfN, Ssymank 23.10.2019
Rote Liste Biotope DE und EU

                        Deutschland:
                        Finck et al. 2017

                        derzeit weisen 65,1 %
                        aller Biotoptypen ein
                        (unterschiedlich hohes)
                        Verlustrisiko auf

                        EU Red List habitats:
                        Janssen et al. 2017

                        derzeit weisen 49 %
                        aller Biotoptypen ein
                        (unterschiedlich hohes)
                        Verlustrisiko auf

                                  BfN, Ssymank 23.10.2019
Rote Liste der Arten Deutschlands

  Buchserie mit inzwischen 8 Bänden, fast
  abgeschlossen

  Rote Listen der Arten des BfN zu
  Insektengruppen 2011, 2016:

  44% aller Insektenarten (n=7444) weisen einen
  Rückgang (langfristiger Trend) auf

                                        BfN, Ssymank 23.10.2019
Rote Listen Deutschlands, Gefährdung
               und Trends bei Blütenbestäubern
             • Quelle: aktuelle Rote Listen des BfN (2011, 2016)
             • Schwebfliegen (Syrphidae): 36% bestandsgefährdet
             • Bienen (Apoidea): 52 % bestandsgefährdet
100%
                                                   • Bestandstrends der Schwebfliegen in
80%                                                  Abhängigkeit von der Bestands-
                                               -
                                                     situation (Häufigkeitsklassen)
60%
                                               +   • Von links nach rechts, sehr häufig bis
40%                                            =     extrem selten, nimmt der negative
                                               ?     kurzfristige Bestandstrend zu
20%
                                          70
                                          60                                            extinct
                                                                                        Ausgestorben
 0%                                       50
       sh    h    mh    s     ss    es    40
                                          30                                            Langzeittrend
                                                                                       long term
                                          20                                           trend
                                          10
                                           0                                            Kurzzeittrend
                                                                                       short term
                                                                                       trend
                                                                        ae

                                                                        ea

                                                                        a)
                                                                         )
                                                                        e)
   • Kurzzeit- und Langzeittrends in                                   e)

                                                                     ae
                                                                   hid

                                                                   oid

                                                                   ide
                                                                  ida
                                                                  ida
                                                                    ...

                                                                 rid
                                                               ido

                                                               po
                                                                rp

                                                               pd

                                                              ing
                                                               tu

                                                              et
                                                             Sy

                                                          lep

                                                            (A
                                                            oc
                                                            m

                                                          ph

                                                           m
     Prozent der Arten für ausgewählte
                                                          E

                                                        (N

                                                         es
                                                       eo
                                                        ro

                                                       (S

                                                     be
                                                     hs
                                                     ac

                                                    (G
                                                   hs
                                                  ot
                                                lM

     Bestäubergruppen
                                                 ot

                                                hs
                                               m

                                              m

                                              ot
                                             na

                                            m
                                           ur

                                                                             BfN, Ssymank 23.10.2019
                                         Di
Daten des Entomologischen
                     Vereins Krefeld
            ➢ Standardisierte Fallen
                • Verwendung normierter Malaisefallen seit 1982
            ➢ Fallenaufbau und Fallenstandortsbeschreibungen
                • Seit 1985 standardisiert: Ausrichtung & Aufbau der Fallen
                • Vegetationsaufnahmen und Biotoptypenkartierung im Umfeld,
                • Fotodokumentation
            ➢ Archivierung aller Probenserien seit mehr als 30 Jahren
              (Sammlungen und Archiv sind als bewegliches Denkmal
              ausgewiesen)
                • Überprüfbarkeit,
                • nachträgl. Auswertungen von historischem Material möglich
            ➢ Biomassewägungen
                • Standardisierte Methode (Abtropfmasse), für jede Leerung
                   durchgeführt

            → Detaillierte Auswertungen aller Proben möglich, exakte
            Wiederholungen mit Neubeprobung möglich – einmalige
            Situation in Deutschland
                                                                               © M. Sorg
© M. Sorg                                                       BfN, Ssymank 23.10.2019
Studie Hallmann et al. 2017

            • Fallenergebnisse über 27 Jahre in 63
              Schutzgebieten (überwiegend FFH-Gebiete): 96
              MF- Flächenkombinationen
            • Reine Biomasseergebnisse über alle flugaktiven
              Insekten (Gesamtfang)
            • Festgestellte Rückgänge im Durchschnitt 76 %
              (Sommer 82 %)
            • Statistische Auswertung berücksichtigt:
              Wetterbedingungen, Biotoptyp, Landnutzung,
              Vegetation – erklärt ca. 7 % der gemessenen
              Rückgänge
              Hallmann et al. (2017): https://doi.org/10.1371/journal.
              pone.0185809
© M. Sorg                                                                BfN, Ssymank 23.10.2019
Studie Hallmann et al. 2017
                                     Biomasse in g/d für ausgewählte Flächen im Jahresverlauf

               Untersuchungsgebiete

© M. Sorg
            Cluster: Heiden, Sandrasen,
            Binnendünen -7,5 %/a

© M. Sorg                                                                    BfN, Ssymank 23.10.2019
Biomassemessungen

            • Rückgänge auch in gut gepflegten Schutzgebieten,
              optisch und an der Vegetation nicht erkennbar
               •   37 Natura 2000, 7 NSG, 9 LSG, 6 Wasserschutzgebiete, 4 unter
                   örtlichem NS-Management
            • Reine Biomasseergebnisse über alle flugaktiven
              Insekten (Gesamtfang)
            • Habitatspektrum: Heiden, Sandtrockenrasen,
              Binnendünen,nährstoffreiches Grünland, feuchte Hochstauden,
              Pioniergesellschaften und Gebüschsukzessionen
            • Bisher keine Angaben zu Individuenzahlen
              (Abundanzen) oder Arten -> interpretierbar für
              Nahrungsnetze u.a., nicht jedoch in Bezug auf seltene
              oder gefährdete Arten

© M. Sorg                                                         BfN, Ssymank 23.10.2019
F+E Biodiversitätsverluste

               F+E: Biodiversitätsverluste in FFH-Lebensraumtypen
               des Offenlandes
               Vor dem Hintergrund der inzwischen von Hallmann et al. 2017
               veröffentlichten Ergebnisse – stellen sich zahlreiche Fragen im
               Natur- und Artenschutz, Fokus hier FFH-LRT des Offenlandes
               Laufzeit: bis 2021
               Zuwendungsempfänger: Entomol. Verein Krefeld e.V.
               Fachbetreuung: Axel Ssymank, Mareike Vischer-Leopold
© A. Ssymank

               → Ursachenanalyse des Rückganges von
                 charakteristischen Arten der LRT
               → Datengrundlage ist über drei Jahrzehnte standardisiert
                 gesammeltes Insektenmaterial
               → Projekt umfasst Wiederholungsaufnahmen und
                 Datenanalyse
© A. Ssymank                                                        BfN, Ssymank 23.10.2019
F+E Biodiversitätsverluste

               Methodik und Fragestellungen:
               Fokus auf FFH-Offenland-LRT (andere Standorte
               unberücksichtigt)
               1.Ergänzung von Beprobungen mit dem Ziel an
© A. Ssymank   bestimmten Fallenstandorten über aktuelle Daten zu
               verfügen und im Idealfall Zeitreihen von 3-4 Beprobungen
               an derselben Stelle zu bekommen
               2.Artspezifische Auswertungen eines möglichst breiten
               Spektrums von Insektengruppen
                   Hautflügler, Zweiflügler, Käfer, Schmetterlinge …
© P. Leopold   3.Rückschlüsse auf Ursachenkomplexe aus der
               Analyse der Traits der Insektenarten, Art- und
               Gruppenspezifische Auswertungen und Bewertung

               4.Räumlich differenzierte Situation und betroffenes
© A. Ssymank
               Biotop-/ LRT-Spektrum                        BfN, Ssymank 23.10.2019
F+E: Biodiversitätsverluste

            Erste Ergebnisse (bislang weitgehend noch nicht
             veröffentlicht):

            • 75-80 % Biomasseverlust über zahlreiche Standorte
              hinweg (1989-2014), < 7 % klimainduziert bzw.
              Vegetationsveränderungen bestätigt sich
            • Biomassemenge pro Malaisefalle lag 1982 zwischen 1
              und 1,5 kg pro Jahr. Aktuell 200 – 500 g / a
            • Ausnahmestandorte ohne größere (Rand)einflüsse aus
              der Landwirtschaft zeigen deutlich bessere Ergebnisse
            • Viele Insektengruppen sind stark betroffen, jedoch
              artspezifisch in unterschiedlichem Umfang
            • Rückgänge betreffen alle Insektengruppen
            • Rückgänge sind unabhängig von der Körpergröße

© M. Sorg                                                 BfN, Ssymank 23.10.2019
Fallstudie aus dem Wahnbachtal:
          Schwebfliegen

                     • Alle Fallenstandorte liegen in
                       unmittelbarer Umgebung von
                       Intensivgrünland und Äckern
                     • Teil einer typischen
                       gemischten Kulturlandschaft
                       dieser Region im Bergischen
                       Land)

            Copyright: Entom. Verein Krefeld

                                               BfN, Ssymank 23.10.2019
Schwebfliegen – ein Kurzportrait
                             Diptera, Syrphidae
                             Welt:            ca. 6.000 Arten, 188 Gattungen
                             Paläarktis:      ca. 1.800 Arten
                             Deutschland:     480 Arten
                             Morphologie:
                             •    Vena spuria, weitgehendes Fehlen von Borsten
                             •    2 – ca. 20 mm Körpergröße, z.T. Mimikry, meist
                                  gelb-schwarz oder ganz schwarz
Lebensweise der Imagines:
•   Nahrungsaufnahme i.w. Nektar (Brennstoff v.a. zum Fliegen) & Pollen (bei ww zur
    Eireifung benötigt), seltener Wasseraufnahme
•   I.d.R. Blütenbesucher (insekten- und windblütige Blüten)
•   wichtige Bestäubergruppe neben den Bienen (Apoidea), darunter auch
    Kulturpflanzen wie Obstbäume, Erdbeere
•   Wanderverhalten einiger Arten (breites Spektrum von ortstreu bis zu regelmäßigen
    Herbstwanderungen über Alpenpässe
•   univoltin, bivoltin einige Arten polyvoltin mit 5-6 Generationen im Jahr
Larvalernährung: sehr vielfältig – zoophag, phytophag, saprophag terrestrisch &
aquatisch
                                                                        BfN, Ssymank 23.10.2019
Beispiel Schwebfliegen im
                                  Wahnbachtal (NRW)
                      Schwebfliegen (Diptera: Syrphidae):
                      • Bedeutung als Blütenbesucher und für die biologische
                        Schädlingsbekämpfung: viele Arten blattlausfressende Larven)
                      • Wahnbachtal (6 Malaisefallen)

                      Jahr 1989:                          Jahr 2014:
                      Individuenzahl: 17291               Individuenzahl: 2738
                      Artenzahl: 140                      Artenzahl: 103
                      Publ.: Hellenthal & Ssymank 2007    Publ.: Ssymank & Sorg in Vorb.

                      Mittlere Rückgänge: Individuenzahl: -84 % (in einzelnen Fallen bis
                      zu 96%)
                      Mittlere Artenrückgänge/ verluste: -24% ( bis zu -68%): lokales
                      Aussterben (bzw. unterhalb Nachweisgrenze)

                      • Arten mit aquatischen Larven und bodenlebende Arten besonders
Fotos: © A. Ssymank

                        stark betroffen, ebenso Arten der Vorwarnliste
                      • Weniger betroffen: hochmobile wandernde Arten
                      • Artspezifisch unterschiedliche Betroffenheit
                                                                               BfN, Ssymank 23.10.2019
Beobachtete Rückgänge in Prozent 1989
                - 2014
 Wahnbachtal: Syrphidae (Diptera); Unterschiede zwischen den
 Fallenstandorten bzw. Habitaten

                                                        - 84 %

                                                           Individuen
                                                           Arten
                                                        - 24 %

© A. Ssymank                                           BfN, Ssymank 23.10.2019
Analysen der Ergebnisse Beeinträchtigungen und
     Gefährdungen LRT, FFH-Bericht 2019

                                     © Bundesamt für Naturschutz, 2019
Ergebnisse des FFH-Berichts 2019/
Beeinträchtigungen und Gefährdungen Arten

                                     © Bundesamt für Naturschutz, 2019
Ausgewählte Beeinträchtigungen und
                                    Gefährdungen von Insekten
       Direkte Habitatverluste                                         Beispiele Schwebfliegen:
          ▪ Versiegelung                                               -   alle Arten
          ▪ Änderungen der Landnutzung                                 -   viele charakteristische an
                                                                           bestimmte Biotoptypen/ LRT
                                                                           gebundene Arten

       Qualitative Verschlechterungen                                  -   Einzelgebüsche, Waldränder,
                                                                           Tot- und Altholz,
                    ▪ Verlust von Mikrohabitaten, Habitatstrukturen        Kleinstgewässer
                    ▪ Veränderungen der Hydrologie/                    -   Platycheirus, Pyrophaena,
                     Beeinträchtigungen von Gewässern                      Arten mit aquatischen
                                                                           Larven
                    ▪ Fragmentierung und Isolation                     -   Viele Teilsiedler mit
                                                                           räumlichem Nutzungsmosaik
                    ▪ Intensivierung, nicht verträgliche Landnutzung   -   z.B. Verlust von
                     oder Nutzungsaufgabe                                  Blütenangebot
                    ▪ Nährstoffeinträge (v.a. Stickstoff), toxische    -   direkte und indirekte toxische
                     Substanzen wie Pestizide, Saatgutbeizen               Effekte, Verlust von
                                                                           Nahrungspflanzen
© BfN Agrareportr
                                                                                         BfN, Ssymank 23.10.2019
Übersicht, Aktivitäten & Ausblick

                       •   Biodiversität – Insektenrückgang und Artenrückgang – eine
                           Einführung
                       •   Bedeutung der Insekten in Ökosystemen
                       •   Was ist Natura 2000 ? Was hat das mit Insekten zu tun ?
                       •   Zustand von Arten und Lebensräumen und Belege für den Rückgang
                       •   Mögliche Gründe für den Artenrückgang

                       • Aktivitäten auf Bundesebene, Projekte des BfN
                       • EU als eigener Player
                       • Ausblick – kommen wir den Biodiversitätszielen
                         künftig näher ?

                                                                             BfN, Ssymank 23.10.2019
© M. Vischer-Leopold
Ausgewählte Aktivitäten auf
    Bundesseite (BfN/ BMU etc.)
UMK-Beschluss 89. Umweltministerkonferenz
am 17.11.2017 mit 4 Kernpunkten

•Bericht zum Kenntnistand Insektensterben/
Auswirkung von Neonikoninoiden und
Cyantraniliprolen
•Einheitlicher „Methodenleitfaden“ zum
Insektenmonitoring bis 03.2019
•Ad hoc Maßnahmen
•Konsequente Anwendung und Kontrolle RL
2009/128/EG

                                             BfN, Ssymank 23.10.2019
Ausgewählte Vorhaben des BfN zu
           Insektenrückgängen
• F+E: Konzeptentwicklung zum bundesweiten Insekten-Monitoring
  2018/2019
• F+E: „Gefährdungsursachenanalyse für Tiere, Pflanzen und Pilze“
  (2018-2020, Rote Listen-Auswertungen)
• F+E: "Biodiversitätsverluste in FFH-LRT des Offenlandes" (2016 –
  2021), Entomologischer Verein Krefeld e.V. (EVK)

Diverse Projekte im Bundeprogramm Biologische Vielfalt z.B.
• Werkzeuge zur Erfassung biologischer Beobachtungsdaten in
  Deutschland (WerBeo)
• "Lebendige Agrarlandschaften" mit Teilprojekten wie z.B.
  „Summendes Rheinland - Landwirte für Ackervielfalt“,
  „Steillagenweinbau schafft Vielfalt – Das Moselprojekt“

Literaturstudie zur Qualifizierung und Quantifizierung des Rückgangs der
   Insekten einschließlich der Aufarbeitung der Kenntnislücken

Geplant weitere F+E-Projekte im Ufoplan 2019 und 2020
                                                           BfN, Ssymank 23.10.2019
Methodenleitfaden Malaisefallen
                                           2018
                      Neues F+E „Insektenzönosen in FFH LRT in Süddeutschland“
                      2019-2021 in BY
                      basierend auf alten
                      LfU-Probenarchiv

                      Ssymank, A., Sorg, M., Doczkal, D.,
                      Rulik, B., Merkel-Wallner, G. &
                      Vischer-Leopold, M. (2018):
                      Praktische Hinweise und
                      Empfehlungen zur Anwendung von
                      Malaisefallen für Insekten in der
                      Biodiversitätserfassung und im
                      Monitoring.
                      – Series Naturalis 1 (2018): 1-12.
                      ISSN (print)1868-6524, (online)
                      2570-1266, kostenlos als Download:
Fotos: © A. Ssymank

                      http://www.entomologica.org/sn/natur
                      alis2018_1.pdf

                                                                          BfN, Ssymank 23.10.2019
Insektenmonitoring

• F+E-Vorhabens „Konzeptentwicklung zum
  bundesweiten Insektenmonitoring“
• Methodenleitfaden „Insektenmonitoring“

                                3 Säulen,
                                Minimalprogramm
                                einheitlich
                                aber voraussichtlich
                                keine Bewertung aller
                                Insektengruppen, noch
                                aller charakteristischer
                                Arten der FFH-LRT

                                           BfN, Ssymank 23.10.2019
Aktionsprogramm Insektenschutz
- Bundeskabinettsbeschluss vom 4.09.2019
Ziele:
• „Trendumkehr beim Rückgang von
   Insekten und ihrer Artenvielfalt“
• mit Verbesserung des Rote-Liste Status
• Steigerung der Insektenbiomasse bei
   gleichzeitigem Erhalt der Artenvielfalt

Eckpunkte / Handlungsbereiche:
1. Insektenlebensräume und Strukturvielfalt in
  der Agrarlandschaft fördern
2. Lebensräume für Insekten in anderen
  Landschaftsbereichen wiederherstellen und
  vernetzen                                      7. Forschung vertiefen – Wissen
3. Schutzgebiete als Lebensräume für                vermehren – Lücken schließen
  Insekten stärken                               8. Finanzierung verbessern –
4. Anwendung von Pestiziden mindern                 Anreize schaffen
5. Einträge von Nähr- und Schadstoffen in        9. Engagement der Gesellschaft
  Böden und Gewässer reduzieren                     befördern
6. Lichtverschmutzung reduzieren
                                      https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschuer
                                      en/aktionsprogramm_insektenschutz_kabinettversion_bf.pd
                                      f
Bundesprogramm Biologische Vielfalt -
                 Insektenaufruf

„Erfolgreicher Aufruf – 94 Projektskizzen eingegangen – 56 Ideen sollen
zu Projekten mit einem Volumen von zusammen fast 60 Mio € entwickelt
werden“

Insektenaufruf im Juni 2018 des BfN
Stand bis Januar 2019: 94 Projektskizzen
Bei Realisierung aller Projektideen: Mögliches Fördervolumen von ca. 60 Mio.
Euro Bundesmittel
Alle Handlungsfelder des Aktionsprogramms, Hauptfokus Aktivitäten in der
Land- und Forstwirtschaft und im urbanen Raum
https://biologischevielfalt.bfn.de/insektenaufruf.html
EU-Pollinators Initiative
Commission Note Juni 2018:
Aktionsprogramm der EU-Initiative für Bestäuber

Ausgangslage:
• Gefährdung ausreichend bekannt (IPBES-
  report, EU Rote Listen Bienen, Schmetterlinge)
• Sehr hohes öffentliches Interesse: EU-Umfrage
  94 % aller Bürger halten den Insektenrückgang
  für alarmierend
• Wesentliche Ökosystemdienstleistung in Höhe
  von ca. 15 Mrd Euro/a in der
  landwirtschaftlichen Produktion durch
  Bestäubung
• Wichtige Funktion zum Erhalt der Artenvielfalt in
  allen terrestrischen Ökosystemen
Webseite der EU-Bestäuberinitiative:
https://ec.europa.eu/environment/nature/conservation/species/pollinators/in
   dex_en.htm
Priorität I: Verbesserung der Kenntnisse über den Rückgang der Bestäuber
sowie seine Ursachen und Folgen
•Maßnahme 1: Unterstützung der Überwachung und Bewertung
•Maßnahme 2: Unterstützung von Forschung und Innovation
•Maßnahme 3: Erleichterung des Wissensaustauschs und des Zugangs zu Daten

Priorität II: Bekämpfung der Ursachen des Bestäuberrückgangs
•Maßnahme 4: Erhaltung gefährdeter Bestäuberarten und -lebensräume
•Maßnahme 5: Verbesserung der Bestäuberlebensräume auf und um
•landwirtschaftliche Nutzflächen
•Maßnahme 6: Verbesserung der Bestäuberlebensräume in städtischen Gebieten
•und im Landschaftsraum allgemein
•Maßnahme 7: Verringerung der Auswirkungen des Pestizideinsatzes auf die
Bestäuber
•Maßnahme 8: Verringerung der Auswirkungen invasiver gebietsfremder Arten
•auf Bestäuber

Priorität III: Sensibilisierung, Einbeziehung der Gesellschaft und Förderung der
Zusammenarbeit
•Maßnahme 9: Ermutigung der Wirtschaft und der Bürgerinnen und Bürger zum
Handeln
•Maßnahme 10: Förderung von Bestäuberstrategien und Zusammenarbeit
•auf allen Ebenen
                                                                       BfN, FG II 2.2, A. Ssymank
Ausgewählte erste Auswirkungen EU

• Schließen von Kenntnislücken – Vergabe eines Kommissionsvertrags zur
  Erstellung einer Roten Liste Schwebfliegen der EU (Ergänzung zu Bienen &
  Tagfaltern); Auftragnehmer IUCN Brüssel, Zeithorizont 2020/2021
• Einrichtung einer Arbeitsgruppe der Kommission mit Experten zur Erarbeitung
  eines Monitoringsystems für Bestäuber EU-weit („Überwachungssystem“)
• Geplante Schaffung eines EU-“Wissenszentrums“ für Bestäuber
• Stärkung des Schutzes der Lebensräume von Insekten: „Die Schutzgebiete
  des Natura-2000-Netzwerks bieten zahlreiche Lebensräume von
  lebenswichtiger Bedeutung für Bestäuber.“
• Weitere dringend notwendige Beschränkungen beim Einsatz von Pestiziden
  sind geplant

Weitere Infos auf der EU-Webseite:
• öffentlicher Konsultationsprozess, Broschüren
• COM(2018)395 final: beinhaltet u.a. im Anhang einen detaillierten Aktionsplan
  mit Zeitplan der Umsetzung
• Commission Staff Working Document
                                                                        BfN, FG II 2.2, A. Ssymank
Ausblick, Diskussionsanregungen

               • Neue Nachweismethoden erlauben künftig
                 vermutlich umfangreichere Analysen der
                 Artenvielfalt über viele funktionelle Gruppen und
                 charakteristische Arten (Metabarcoding)
© A. Ssymank
               • Charakteristische Insektenarten können einen
                 neuen Stellenwert in der FFH-Umsetzung
                 bekommen (z.B. FFH-VP, Qualitätsbewertung
                 Erhaltungszustand) – hier sind noch zahlreiche
                 Standardisierungen notwendig
© P. Leopold
               • Entscheidend bleibt aber die Intensität der
                 Landnutzung und unser Mut es anders - wirklich
                 einmal im Sinne der Natur nachhaltig - zu
                 versuchen, Stickstoffeinträge & PSM drastisch
                 zu verringern
© A. Ssymank                                               BfN, Ssymank 23.10.2019
„Mängel“ und Hindernisse in der
     Umsetzung der FFH-RL
Ausgewählte Hauptprobleme:

- Nicht ausreichend konsequente Umsetzung von Schutzzielen über
  Managementplanung zum Gebietsmanagement
- Fehlende Ressourcen (Finanziell & Personal) – neue
  Kostenschätzung für Natura 2000 terrestrisch ca. 1,4 Milliarden/ a,
  vorhanden ist jedoch nur ca 1/3
- Fehlende Verantwortung der Hauptverursacher von
  Beeinträchtigungen, unzureichende Anpassungen rechtlicher
  Rahmenbedingungen in der Landnutzung
- Vollzugsdefizite v.a. bei der Frage der Verschlechterungen und des
  Umgebungsschutzes und Integration von Tierarten in die FFH-VP
- Verluste selbst in FFH-Gebieten werden teilweise „toleriert“ z.B.
  Mähwiesen
- Unzureichende Konsequenzen aus dem Berichten zur Behebung
  von Mängeln oder ungünstigem EHZ
- Massive Insektenrückgänge infolge v.a. intensiver Landwirtschaft

                                                         BfN, Ssymank 23.10.2019
Ausblick Landwirtschaft, PSM in
                                   Schutzgebieten ?
                       Problemfeld PSM in Schutzgebieten:

                       • Landwirtschaft im Sinne der guten fachlichen Praxis darf im Regelfall
                         in Schutzgebieten und deren Umgebung weiter durchgeführt werden
                         und findet meist unverändert statt (FFH-VP-pflichtig !!)
                       • Register des PSM-Einsatzes inkl. Saatgutbeizen (Neonikotinoide)
                         fehlen selbst in Schutzgebieten bisher
                       • Verschlechterungsverbot des Art. 6(2) FFH-RL
                       • Umsetzung nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen
                         Anwendung von PSM (RL 2009/128/EG: Art. 12b: Minimierung
                        oder Verbot von PSM in Natura 2000 und in Gebieten der WRRL)
                       • Dringender Handlungsbedarf im Hinblick auf die
                         Verbesserung des EHZ vieler Arten und LRT

© M. Vischer-Leopold                                                              BfN, Ssymank 23.10.2019
Ausblick, Diskussionsanregungen

                      • Dass es geht, beweisen z.B. FAP-Projekte,
                        „Farming with Alternative Pollinators“: bei
                        ausreichend kleinstrukturierter Landwirtschaft,
                        können durch Förderung von wildlebenden
                        Bestäubern erhebliche Ertragssteigerungen
                        erwirtschaftet werden bei geringerem PSM-
                        einsatz
                      Weitere Entwicklungen in Deutschland sind:
                      • Einrichtung eines Rote Liste-Zentrums
                      • Aufbau/ Entwicklung eines bundesweiten
                        Insektenmonitorings mit 3 Säulen (häufige
                        Insekten/ allgemeine Landschaft, seltene
Fotos: © A. Ssymank

                        Lebensräume , wertvolle Arten)
                      • geplantes Monitoring-Zentrum
                                                                  BfN, Ssymank 23.10.2019
Biodiversitätsstrategie EU

Target 1 (2020-Ziel):
Die Verschlechterung des Erhaltungszustands aller Arten und
    Lebensraumtypen der EU-Naturschutzrichtlinien aufhalten
    sowie signifikante und messbare Verbesserungen ihres
    Erhaltungszustands erreichen, sodass bis 2020, verglichen
    mit der aktuellen Bewertung:
(i) 100% mehr Lebensraumtypen und 50% mehr Arten der FFH-
    Richtlinie einen (günstigen oder) verbesserten
    Erhaltungszustand aufweisen; und
(ii) 50% mehr Arten der Vogelschutzrichtlinie einen gesicherten
    oder
     verbesserten Zustand zeigen.
d.h. z.B. Verdopplung eines günstigen EHZ für LRT in der EU (von 17%
   auf 34 %)
Wird sicher nicht erreicht – genaue Bilanz 2020 – bereits
 jetzt Diskussion über neue Zwischenziele und die 2050
 Visionen                                       BfN, Ssymank 23.10.2019
Artenvielfalt bei
 Insekten und Pflanzen...
     Wir können sie
       schützen …

© A. Ssymank                BfN, Ssymank 23.10.2019
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit !

        Mit Natura
            2000

                                 Vielfalt
                                      erhalten !
© A. Ssymank
                                                BfN, Ssymank 23.10.2019
Disclaimer: Die hier präsentierten Daten zum Fallbeispiel Wahnbachtal sind
vorläufig, Veröffentlichung nur mit vorheriger Einwilligung des Autors und des
EVKr ! Wissenschafliche Veröffentlichungen sind als Projektergebnisse geplant.

Nutzung der Präsentation nur mit Zustimmung des Autors/ BfN
Ansprechpartner: Dr. Axel Ssymank, e-mail: Ssymanka@bfn.de

Weitere Hinweise:
Webseiten www.bfn.de, Themen
Natura 2000: https://www.bfn.de/themen/natura-2000.html
Rote Listen:https://www.bfn.de/themen/rote-liste.html
Insektenrückgang:https://www.bfn.de/themen/insektenrueckgang.html

Dank: Folienbeiträge von Peter Finck (Rote Liste Biotope), Wenke
Frederking, Mareike Vischer-Leopold, Götz Ellwanger & Christina
Müller
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